Ambiente à la française
Mit Hall-Prozessoren ist es so ähnlich wie mit Mikrofonen: Sie werden eher wie Musikinstrumente behandelt und mehr nach ästhetischen Kriterien beurteilt und weniger nach ihrem Leistungsvermögen. Für beide gilt: Man kann eigentlich nie genug davon haben. Das hat sich wohl auch der Hersteller UVI gedacht und mit Sparkverb die Palette an Hall-Plug-ins um eine weitere bemerkenswerte Farbe erweitert.
Von Georg Berger
Zugegeben, wir hätten voriges Jahr keinen Pfifferling darauf gewettet, dass der französische Software-Hersteller UVI dereinst auch mit Effekt-Plug-ins am Markt auftreten wird. Denn bislang war das in Paris ansässige Unternehmen als Produzent sehr gut klingender Soundware bekannt. Als uns aber schon Ende 2013 die Nachricht erreichte, dass UVI mit Sparkverb demnächst ein dezidiertes Hall Plug-in auf den Markt bringt, waren offensichtlich nicht nur wir überrascht. Denn in vielen Internet-Foren wurde der Einstand von UVI in den Effekt-Sektor seitdem ausgiebig diskutiert. Dabei wurde Sparkverb zum Großteil in den höchsten Tönen gelobt. Grund genug also, dies einmal selbst nachzuprüfen. Ein ganz heiß diskutierter Punkt war auch der Verkaufspreis der Software, der mit 155 Euro für viele Foren-Nutzer eindeutig zu hoch erschien. Ein kurzer Blick auf die Preis-Niveaus der Mitbewerber zeigt jedoch, dass sich Sparkverb in Sachen Preis im Mittelfeld positioniert und in keiner Weise zu hoch angesetzt ist, vorausgesetzt natürlich die Simulation kann auch klanglich bestehen. UVI selbst wirft als Kaufargumente einen exzellenten Klang, eine konzeptionell ungleich leichtere Bedienung im Vergleich zu den Mitbewerbern und ein äußerst Ressourcen schonendes Verhalten im DAW-Einsatz in die Wagschale. Ob dem tatsächlich so ist, wird der Hör- und Praxistest zeigen.
Zwar hat die Produktion von Sparkverb rund 18 Monate in Anspruch genommen, wie uns UVI Marketing Managerin Elisabeth Hoang verrät. Doch das hat nichts mit mangelndem Know-how zu tun. Denn nur allzu leicht wird vergessen, dass UVI nicht nur Sample Librarys produziert, sondern mit der UVI Workstation gleich auch den dazu passenden virtuellen Sampler im eigenen Hause entwickelt und weiterpflegt, dessen Gene übrigens auch im MachFive Sampler von MOTU implementiert sind. Mit an Bord der UVI Workstation sind natürlich auch virtuelle Effekte, die teils für die Sample Librarys entsprechend angepasst und weiter entwickelt werden. Elisabeth Hoang erklärt uns, dass UVI seinerzeit bestrebt war, einen Hall-Prozessor zu entwickeln, der optimal auf elektronische Sounds abgestimmt sein sollte. Für diesen Zweck kam ausschließlich eine Raumsimulation via Algorithmus in Frage. Während der Forschung und Konzeption des Algorithmus entdeckten die Entwickler schließlich, dass ihr Ansatz nicht nur klanglich im Einsatz mit synthetischen Klängen bestehen konnte, sondern universell einsetzbar war. Was einst als vermeintlich banales Zusatz-Feature geplant wurde, nahm also ein Eigenleben an und wurde am Ende als Spin-off aus der UVI Workstation in Form des Sparkverb-Plug-ins ausgekoppelt. Logischerweise ist dieser Hall auch in den jüngsten Soundware-Produkten des französischen Herstellers implementiert, wenngleich mit vergleichsweise eingeschränktem Eingriff in die Parameter, etwa in der Darklight IIx-Library. In MOTUs MachFive 3 Sampler ist Sparkverb übrigens seit Version 3.1 mit fast dem gleichen Funktionsumfang wie im Plug-in an Bord. Hier wie dort ist der Hall-Prozessor übrigens in der Lage bis hinauf 5.1 Surround zu werkeln.
Beim Erstaufruf blicken wir auf eine überschaubar mit Drehreglern und Buttons ausgestattete Bedienoberfläche. Auffällig: Die Dimensionen des GUI und aller Bedienelemente fällt recht groß aus (784 x 415 Pixel). Damit nimmt Sparkverb nach seinem Aufruf deutlich die Hauptrolle in der DAW ein. Doch Sparkverb setzt bei Bedarf noch einen drauf, denn via Ausklapp-Menü lässt sich auch eine Large-Variante aufrufen, die mit 1176 x 623 Pixeln schließlich den Großteil des Monitors in Anspruch nimmt. Wer mit mehreren Bildschirmen arbeitet wird dies bestimmt zu schätzen wissen. Wer aber nur mit einem Monitor unterwegs ist, für den dürfte unter Umständen selbst die Small-Variante schon zu groß ausfallen, weshalb eine dritte, ungleich kleinere Skalierung des GUI den Komfort merkbar erweitern würde. Doch zurück zur Ausstattung des Plug-ins:
Hingucker ist das zentral eingelassene Display, das den sogenannten Decay-Editor zeigt. Er gibt Auskunft über die Stärke des Nachhalls in Form eines Regenbogenfarben-Spektrums. Damit nicht genug, lassen sich mit Hilfe der Maus sogar Eingriffe darin vornehmen. Ähnlich wie in den RC-Reverbs – Emulationen der Lexicon-Boliden 224 und 480 (Test in Heft 4/2013) – von Native Instruments, lässt sich der Nachhall darin separat für den Bass-, Mitten- und Höhenbereich einstellen. Die Frequenz-Bereiche/Übergänge selbst können selbstverständlich ebenfalls mit der Maus justiert werden. Eine blaue Kurve im Display zeigt schließlich zusätzlich zu den Regenbogen-Farben die Anteile in Form entsprechend welliger Verläufe an. Das Gleiche ist schließlich über die Bedienelemente direkt unterhalb des Displays realisierbar. Dabei gilt: Über den großen Decay-Regler wird die Gesamt-Nachhallzeit eingestellt. Die Lo- und Hi-Decay-Parameter dienen, ähnlich wie in den Lexicons, als Multiplikatoren respektive Divisoren und definieren Vielfache auf Basis der Gesamthallzeit. Besonderheit: Über die beiden Passfilter-Buttons werden die Multiplikator-Regler deaktiviert und die Crossover-Regler zum Einstellen der Cutoff-Frequenz eingesetzt und nach alter Väter Sitte lässt sich an den Eckpositionen des Frequenzspektrums der Hallanteil darüber ausfiltern. Eine weitere Parallele zu den Lexicon-Hall-Prozessoren findet sich in der Modulations-Sektion links unten. Darüber lässt sich hier wie dort die Hallfahne in der Tonhöhe modulieren, was zu einem entsprechend lebendig klingenden Ergebnis führen soll. Überdies stehen per Ausklapp-Liste drei Modulations-Modi zur Auswahl, die zusätzlich auf den Klangcharakter der Hallfahne Einfluss nehmen. In Stellung „LoFi“ soll das Verhalten von Hall-Prozessoren aus den Anfangstagen der Digitaltechnik emuliert werden, was sich durch einen starken Anteil im Höhenbereich auszeichnen soll. In Stellung „dark“ sind die Höhen gedämpft, was sich laut Hersteller sowohl zum Erzeugen natürlicher, als auch dunkel klingender Räume eignen soll. Der „bright“-Modus betont hingegen wieder den Höhenbereich, jedoch ungleich präziser und feiner als der Lofi-Modus. Eine nicht alltägliche Besonderheit findet sich zudem in Form des Freeze-Buttons. Wird er betätigt, friert die Hallfahne ein und erklingt solange, bis der Button wieder geklickt wird. Gleichzeitig wird das Eingangssignal gedämpft, so dass sich das Hallsignal durch weitere Impulse nicht weiter aufschaukelt. Damit öffnet UVI dem Anwender Tür und Tor für dramatische Effekte mit hohem Aufmerksamkeits-Faktor.
Wichtig: Trotz dieser auffälligen Parallelen eifert Sparkverb keinem Vorbild nach, sondern ist eine komplette Eigenkreation von UVI. Dies zeigt sich nicht zuletzt an der weiteren Ausstattung und Konzeption des Plug-ins. So spielen der Size- und Shape-Parameter, die Einfluss auf die Größe und Gestalt des virtuellen Raums nehmen, eine ganz wichtige Rolle bei der Definition der Hallart. Denn anders als sonst, finden sich in Sparkverb keine wählbaren Algorithmen à la „Plate“, „Room“ oder „Hall“. Vielmehr werkelt lediglich ein Algorithmus unter der Oberfläche des Plug-ins, der sich sozusagen dynamisch auf die Einstellungen der Parameter einstellt und den Klang- und Raumcharakter entsprechend ändert. Doch nicht nur das. Wichtige Parameter, die zur Standard-Ausstattung jedes algorithmischen Halls zählen, wie das einstellbare Predelay und eine Sektion mit Einstellmöglichkeiten zum Ausformen der Erstreflexionen fehlen völlig. Letzeres wird in Ansätzen über die Diffusion-Sektion rechts unten im GUI realisiert, die sich auf das Einstellen der Reflexionverteilung beim Einsetzen des Halls konzentriert. Dem beigeordnet, erlaubt eine Ausklapp-Liste schließlich noch das Einstellen der Echo-Dichte in den Varianten Low, Mid und High. Im Test können wir zwar durchaus mit der fehlenden Early Reflections-Sektion leben. Doch ein Regulieren des Predelay ist mit Hilfe der übrigen Parameter nicht möglich. Das ist uns dann doch zuviel an Schlichtheit und UVI sollte sich überlegen, diesen wichtigen Parameter in einem künftigen Update unbedingt nachzureichen. Denn in der jetzigen Form ist das Staffeln von Instrumenten im Raum so nicht möglich. Die Notlösung, ein Delay-Plug-in vor den Sparkverb zu schalten ist dabei eher lästig.
Nichts desto Trotz wird beim Schrauben an den Reglern unmerklich eine Menge mehr an Parametern eingestellt, was den Anwender vor den Wirren des Parameter-Dschungels bewahrt. Das dabei eingesetzte Verfahren, von UVI „Parametric FDN (Feedback Delay Network) Engine“ getauft, zeigt sich anschaulich in der Interaktion zwischen Decay- und Size-Parameter. Je nach gewählter Größe des virtuellen Raums ändert sich nämlich der Bereich der minimal und maximal wählbaren Nachhallzeit. Auffällig: Bei gleicher Nachhallzeit klingt es bei unterschiedlich gewählter Raumgröße teils sehr unterschiedlich.
Sattsam bekannte Parameter wie der Mix-Regler zum Einstellen des Dry/Wet-Anteils, der Rolloff-Regler – eine Höhenblende – sowie der Width-Regler zum Einstellen der Stereobreite beschließen die Eingriffsmöglichkeiten zum Ausformen des Halls. Im Test haben wir das Repertoire an Einstellmöglichkeiten dann auch schnell verinnerlicht. Das Fehlen weiterer Parameter vermissen wir mit Ausnahme des Predelay zu keinem Zeitpunkt, wenngleich schon eine gewisse Einarbeitungszeit erforderlich ist, um das Gewünschte zielsicher einstellen zu können. Doch einmal verstanden, eröffnen sich einzig über den Shape-, Size- und die drei Decay-Parameter vielfältige Optionen zum Erzeugen von Raum, die anschließend über Modulation und Diffusion weiter ausgearbeitet werden. Wir hätten uns allerdings noch separate Regler für die Ein- und Ausgangs-Lautstärke gewünscht, denn im Test zeichnen sich manche Presets durch unterschiedliche Lautstärken aus, die auf Plug-in-Ebene leichter zu kompensieren wären.
Alleine mit dem bisher Erwähnten wäre Sparkverb eigentlich schon ein ausreichend ausgestattetes Hall-Plug-in. Doch die Entwickler haben es nicht dabei bewenden lassen und noch ordentlich eins draufgesetzt, was den Spaß, die Inspiration und auch die kreativen Möglichkeiten im Umgang mit Sparkverb gehörig befeuert. Die Rede ist vom sogenannten Preset Voyager, der durch Klick auf das Sechs-Punkte-Symbol in der oberen Menüleiste im Wechsel mit dem Decay-Editor erscheint.
Jetzt blicken wir auf einen Teppich aus eher willkürlich positionierten, unterschiedlich farbigen Punkten. Jeder Punkt repräsentiert ein Preset, wobei eine Legende Auskunft über die Farbcodierung gibt. So sind etwa Hall-Presets rot und Room-Presets grün gefärbt. Beim Bewegen der Maus im Dialog erscheint ein weißes Dreieck, das eine Beziehung zwischen drei benachbarten Presets herstellt. Dabei erscheinen automatisch auch die Namensbezeichnungen der Presets. Via Rechtsklick kann zwecks besserer Übersicht die Legende entfernt, die Presetnamen permanent sichtbar und auch die Vernetzung der Presets untereinander in Form eines Gitternetzes sichtbar gemacht werden. Der Clou: Wir halten die linke Maustaste und bewegen den Mauszeiger anschließend in einem der Dreiecke. Daraufhin werden die Parameter aus diesen drei Presets in Echtzeit interpoliert, so dass sich dynamisch beliebig viele Variationen aus diesen drei Presets herstellen lassen. Damit einher geht eine Animation der Parameter. Sollte der Platz für die Mausbewegung zu klein sein, kein Problem: Mit Hilfe des Scroll-Rads lässt sich rasch in und aus dem Dialog zoomen, so dass stets alles optimal im Bild ist. Im Test gehen wir darüber sogleich auf eine wundersame Hallreise und wir haben durch dieses Parameter-Morphing deutlich schneller den gewünschten Raum erstellt, als durch das Schrauben an einzelnen Parametern. Das so erzeugte Ergebnis kann anschließend selbstverständlich gespeichert werden. Doch es kommt noch besser: Ausnahmslos jeder Parameter kann über eine Lock-Funktion von diesem Morphing ausgenommen werden, was über einen Rechtsklick erledigt wird. Wird Sparkverb beispielsweise als Send-Effekt eingesetzt, kann der Mix-Regler per Lock-Funktion aus dem Morphing entfernt werden, so dass stets 100 Prozent Effektstärke beim Morphen anliegt. Damit erweitern sich die Gestaltungsmöglichkeiten um ein sinnvolles und praxisgerechtes Feature. Allerdings bietet der Preset Voyager bei allem sich bietenden Spaß noch eine Menge Ansatzpunkte für künftige Verbesserungen. So wäre es schön, wenn sich die Presets frei im Dialog positionieren und zu neuen, eigenen Dreier-Kombinationen zusammenfassen lassen. Die Möglichkeit, Ausschnitte des Dialogs bequem mit der Maus zu verschieben, würden wir uns ebenfalls wünschen. Den Vogel würde Sparkverb schließlich abschießen, wenn sich auch die Mausbewegung im Dialog auf einen Schlag in der DAW automatisieren liesse. Damit wären entsprechend dramatische Raumänderungen ein Klacks, vorausgesetzt Sparkverb kann die Masse an zu ändernden Parametern bewältigen. Denn im Test ist bei den Morph-Vorgängen eine hörbare Pause zu vernehmen, die erst dann endet, wenn wir unsere Morphing-Fahrt beendet haben. Aber man wird ja noch wünschen dürfen. Nichts desto Trotz: Solch einen Preset Voyager haben die Mitbewerber jedenfalls nicht zu bieten. Höchstens der X-Verb von SSL kann da halbwegs mithalten. Er erlaubt nämlich über einen Fader das Morphen zwischen zumindest zwei Presets. Abseits dessen ist das Konzept des Preset Voyagers übrigens nicht neu. Arturia bietet mit der sogenannten Sound Map in seinem Mini-V Synthesizer (Test in Heft 7/2009) etwas Vergleichbares, inklusive Morphing. Weitere Alternativen zur raschen Parameteränderung offeriert zudem die Randomize- und Mutate-Funktion. Über Randomize wird das Preset komplett neu erstellt, Mutate nimmt hingegen eher homöopathisch dosierte Parameter-Änderungen vor. In beiden Funktionen ist dabei selbstverständlich auch die Lock-Funktion wirksam.
Doch bei aller Bedienfreundlichkeit und Inspirations-Schüben muss am Ende auch der Klang stimmen. Bevor wir dazu kommen, muss sich das Sparkverb Plug-in noch dem Leistungstest stellen. UVI wirbt auf seiner Homepage vollmundig mit sage und schreibe 400 Instanzen in Pro Tools 11, was wir doch für arg übertrieben halten. Dennoch hat der Hersteller mit seiner Aussage nicht ganz unrecht. Wir insertieren 35 Instanzen von Sparkverb in Cubase 7.5, was das VST-Meter mit Werten von etwa 35 Prozent beim Durchschnittswert und knapp 50 Prozent bei der Peak-Auslastung quittiert. SSLs X-Verb (Test in Heft 5/2011), Softubes TSAR-1 (Test in Heft 3/2011), das R2-Plug-in von Exponential Audio (Test in Heft 6/2013) und auch der CSR Hall von IK Multimedia (Test in Heft 11/2006) liegen bei gleichen Bedingungen bei rund 75 Prozent und treiben die Peak-Anzeige des VST-Meter teils sogar in den roten Bereich. Somit geht Sparkverb als klarer Sieger vom Platz. Mehr noch haben wir bislang noch kein anderes Hall Plug-in mit solch einem glänzenden Ergebnis im Test gehabt. Dafür heimst sich UVI ein Extralob in Sachen CPU-Effizienz ein.
Auch in Sachen Klang kann Sparkverb im Großen und Ganzen überzeugen. Anliegende Signale werden wohlig-angenehm mit Raum umhüllt ohne sie zu verwaschen. Die Hallfahnen klingen äußerst fein und nicht zuletzt dank Modulation erwartungsgemäß lebendig. Im direkten Vergleich mit dem RC 48 von Native Instruments, dem TSAR-1 von Softube und dem R2 von Exponential Audio ist das Sparkverb auf gleicher Höhe. Mehr noch ist die Möglichkeit, den Nachhall per Multiband-Decay im UVI-Plug-in detailliert einzustellen eine echte Bereicherung. Drastische Anhebungen des Lo-Decay-Reglers führen zu wuchtigen Raumsounds, die anliegende Signale jedoch nicht verfärben oder verwaschen. Je nach Dosierung erzeugen wir damit dunkel-bedrohliche Ambiente und greifen bassarmen Signalen erfolgreich unter die Arme. Vorsicht ist allerdings bei allzu hohen Hi-Decay-Werten geboten, denn sehr rasch klingts anschließend hörbar artifiziell. Je nach Einstellung macht sich sogar ein eigentümliches, metallisch klingendes Sirren bemerkbar, was jedoch für Sounddesign-Zwecke ästhetisch durchaus zu gefallen weiß. Viele mitgelieferte Presets setzen bewusst auf diesen artifiziellen Effekt, den wir bei einem Hall-Plug-in in der Art allerdings noch nicht gehört haben. Die Parameter der Modulations-Sektion sollten ebenfalls sehr behutsam eingesetzt werden, wenn es um natürlich klingenden Nachhall geht. In Extremstellungen ist alsbald eine merkbare Tonhöhen-Modulation, sprich Chorus-Effekt, hörbar, was im Test gerade bei E-Bässen und -Gitarren punktet. Beeindruckend ist auch, wie rasch und dramatisch sich der Raum-Charakter beim Betätigen des Size-Parameters ändert. Mit einem einzigen Dreh haben wir von monströsen Arena-Sounds bis hinab zu kleinsten Räumen eine immense Palette an Raum-Charakteristika an der Hand. Der Shape-Parameter wirkt hingegen eher subtil und sorgt für ein eher feines Andicken der Hallfahne. Die Diffusion-Sektion ist klanglich ebenfalls eher ein Leisetreter. Im Test sind je nach Stellung etwas mehr Echo-artige Reflexionen zu Beginn des Nachhalls hörbar. Dennoch sind wir beeindruckt von der immensen Palette an unterschiedlichen Raumsounds, die mit dem vergleichsweise überschaubaren Parameter-Arsenal realisierbar sind. Highlights sind in jedem Falle die großen Hallen, großen und kleinen Räume. Schwächen hat das Sparkverb hingegen bei der Königsdisziplin der Hall-Prozessoren: Dem Erzeugen kleinster Räume, sprich Ambiences. Zwar wartet auch Sparkverb damit auf, doch die Presets klingen für unseren Geschmack nicht in gleichem Maße gelungen und vor allem authentisch wie in den zuvor genannten Vergleichs-Plug-ins. Gerade der RC 48 und das R2 eilen in dieser Disziplin dem Sparkverb locker davon. Dafür macht Sparkverb dies in der Kategorie Effekt-Sounds und Sounddesign wieder ordentlich wett. Als Effekt-Maschine eingesetzt wartet es mit Sounds auf, die ihres Gleichen suchen, nicht zuletzt dank des Multiband-Decays und der machtvollen Modulations-Sektion, wenngleich das RC 48 da ordentlich mithalten kann und mit ebenfalls ganz eigentümlichen Sounds aufwartet.
Fazit
UVI hat mit Sparkverb tatsächlich eine glänzende Premiere im Effekt-Sektor feiern können. Mit einem eigenständigen Hall-Konzept, dem inspirierend wirkenden Preset Voyager und dem bislang CPU-schonendsten Verhalten in der Hall-Klasse, setzt es sich von den Mitbewerbern klar ab. Allerdings hat sich der Hersteller mit seinem Konzept auch selbst ein Bein gestellt, was zuvorderst in Form des fehlenden Predelay-Parameters seinen Niederschlag findet. Insgesamt ist Sparkverb weniger ein universeller Raum-Simulator, sondern mehr ein Hallfahnen-Prozessor, der sich bestens auf das Simulieren von Nachhall großer bis mittlerer Hallen und Räume versteht und dabei klanglich exzellent auf Augenhöhe mit den Mitbewerbern agiert. So ganz nebenbei entpuppt sich Sparkverb auch als machtvolle Effekt-Maschine mit hohem Kreativ-Potenzial. Insgesamt bereichert Sparkverb somit die Palette an Hall Plug-ins tatsächlich um eine weitere leuchtende Farb-Nuance, die für viele Anwender durchaus interessant sein dürfte.
Erschienen in Ausgabe 04/2014
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 155 € (Download); 176 € (Box)
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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