Ring of Fire
Die Aufführung des Opernmarathons „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner an nur zwei Tagen ist für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Wenn dann die die Live-Übertragung auch noch für das Archiv mitgeschnitten werden soll, rauchen auch die Köpfe der Radio-Techniker. Für solche Spezial-Fälle hat der britische Hersteller HHB mit dem Doppel-CD-Recorder CDR-882 Dual Burn eine Stand-alone-Lösung parat.
Von Michael Nötges
Obwohl das Brennen von Audio-CDs mittlerweile eine Computer-Domäne ist, spielen Stand-alone-Recorder im professionellen Bereich immer noch eine wichtige Rolle. Besonders bei Rundfunkanstalten aber auch in vielen großen Tonstudios und bei Live-Veranstaltungen greifen Techniker auf die zuverlässigen Einzelkämpfer zurück, die sowohl Aufgaben als Zu- und Abspieler aber auch als Rekorder übernehmen, ohne auf einen Rechner angewiesen zu sein.
Speziell für solche Einsatzzwecke haben sich die Entwickler bei HHB mit dem CDR-882 Dual Burn mächtig ins Zeug gelegt und sich in puncto professioneller Einbindung, praxistauglicher Zusatzfeatures und ergonomischen Bedienkomforts, wie es scheint, reichlich Gedanken gemacht. Denn der CDR-882 Dual Burn verfügt gleich über zwei CD-Laufwerke zum Abspielen und Brennen, ist sowohl mit analogen als auch digitalen (AES/EBU, S/PDIF) Anschlüssen ausgestattet, hat einen Word-Clock-Eingang und bietet außerdem unterschiedliche Aufnahme-Modi. Wem zwei Laufwerke nicht reichen, der kann sogar über die RS232-Ein- und Ausgangsbuchsen bis zu vier Geräte kaskadieren. Dann lassen sich acht CDs gleichzeitig brennen oder das kleine Audio-Netzwerk so konfigurieren, dass ein stundenlanger lückenloser Mitschnitt auf mehreren CDs möglich wird. Der CDR-882 Dual Burn ist ausschließlich auf Audio-CDs (CD-DA) spezialisiert, bietet aber dank eigenem Dither-Algorithmus und eingebautem Samplerate-Konverter die Möglichkeit, Signale mit 20 oder 24 Bit und Samplefrequenzen von 32 bis 96 Kilohertz umzusetzen. Mit rund 980 Euro liegt er preislich zwar etwas über dem CR-500 von Fostex (Test in Ausgabe 10/2006), hat aber deutlich mehr zu bieten.
Das fängt schon bei der Verarbeitung und den Anschlüssen an. Die fingerdicke, gebürstete Aluminium-Frontplatte macht, zusammen mit der gesamte Gehäusekonstruktion und den ebenfall aus Aluminium gefertigten Tastern und griffigen Drehknöpfen, einen sehr robusten und wertigen Eindruck. Bei einer derartigen Materialschlacht wundert es nicht, dass der CDR-828 Dual Burn auf zwei Höheneinheiten stolze 7,4 Kilogramm auf die Waage bringt. Angst vor Außeneinsätzen muss man mit dem Edel-Ritter jedenfalls nicht haben. Der Hersteller hat gegen widrige Umwelteinflüsse wie Erschütterungen vorgebeugt und die Technik mehr als sicher untergebracht.
Neben den elektronisch symmetrierten analogen Ein- und Ausgängen (je zwei XLR-Buchsen) auf der Rückseite und den, auf Consumer-Format getrimmten, Cinch-Pendants, bietet der CDR-882 Dual Burn je einen digitalen AES/EBU-Ein- und -Ausgang. Außerdem hat der Newcomer, der zum ersten Mal auf der diesjährigen IBC in Amsterdam vorgestellt wurde, optische S/PDIF Zu- und Ausspielmöglichkeiten (Toslink) und einen Wordclock-Eingang mit 75-Ohm Terminierungs-Schalter. Damit findet sich der Rekorder auch dann in komplexen Digital-Setups zurecht, wenn er als Slave das letzte Glied einer Word-Clock-Kette ist. Als einziger Audio-Anschluss findet sich der regelbare Kopfhörer-Ausgang nicht auf der Rückseite, sondern ist, wie bei den meisten 19-Zoll-Geräten, für den direkten Zugriff zur Kontrolle einer Aufnahme oder zum Abhören einer CD, auf der Vorderseite angebracht. Der Phones-Select-Taster mit zwei Status-LEDs ermöglicht die Belegung der Kopfhörerbuchse. Durch mehrfaches Drücken lassen sich CD-Fach1, CD-Fach2 oder aber beide auswählen. Das ausgewählte Signal, beziehungsweise die Summe beider, liegt dann am Kopfhörerausgang an, die jeweilige LED leuchtet.
Es gibt für unpässliche Aufnahme- oder Abspielsituationen oder zur Verbesserung des Workflows drei Möglichkeiten, den Rekorder fernzusteuern: Die Infrarot-Fernbedienung verfügt über alle Funktionen des Frontpanels, fordert aber zumindest Blickkontakt mit dem Recorder. Das ist bei der Bedienung via paralleler Remote-Schnittstelle nicht zwingend notwendig, allerdings ist die Funktionalität auf die Basis-Transportbefehle beschränkt. Acht der neun Pins der Sub-D-Buchse lassen sich allgemeine Transportfunktionen wie etwa Play, Record, oder Stop zuweisen. Wobei drei der sogenannten Tallies (Rückmeldungsleitungen) für ausgehende und fünf für eingehende Befehle reserviert sind. Steht der Rekorder im Radiosender etwa im Maschinenraum am Ende des Gangs, lässt er sich trotzdem problemlos aus dem Sendestudio starten. Die flexibelste Möglichkeit bietet der Link-Eingang (RS232). Über diese serielle Schnittstelle lässt sich der CDR-828 Dual Burn mit Hilfe einer geeigneten Software oder eines externen Steuersystems, wie es sie beispielsweise von Creston oder Amx gibt, bedienen. Da sich mehrere Rekorder über die seriellen Schnittstellen kaskadieren lassen, bieten solche Systeme außerdem komfortablen Zugriff auf alle angeschlossenen Geräte.
Der CDR-828 Dual Burn verfügt zusätzlich über zwei PS/2 Buchsen, um eine herkömmliche Computer-Tastatur zur Eingabe des CD-Textes anzuschließen. Eine ist rückseitig, die andere für den -direkten Zugriff auf der Front-Seite installiert. Dieses zunächst unwesentlich erscheinende Detail, erspart dem Profi im Alltag viel Zeit und Nerven. Beides verliert man nämlich bei der Beschriftung der Tracks einer CD, wenn alle Titel per Multifunktions-Regler eingegeben werden müssen.
Das Bedienkonzept des CDR-882 Dual Burn zeigt sich durchdacht und praxisnah. Alle wichtigen Funktionen, wie beispielsweise Eingangssignal-Auswahl, Record-Modus, Erase-, Fader-, Programm-Funktion oder Drive-Select und CD-Text, sind durch großzügig dimensionierte Taster aufrufbar. Detaillierte Einstellungen finden sich in den acht Menüs (Audio, Clock, Display, Edit Marker, DiscSpan, Records, Parallel Port und General) und deren Untermenüs. Zum Navigieren steht der AMS-Regler (Automatic Music Search), ein fein gerasteter Multi-Funktions-Endlosregler mit Push-Funktion, zur Verfügung. Er dient zur Auswahl der Menüs und zum Verstellen der einzelnen Parameter, wobei die Push-Funktion der Enter-Taste beim Computer gleichkommt. Eine Ebene nach oben geht es mit der Menü-Taste.
Die hinterleuchteten Transport-Buttons auf der übersichtlichen Frontplatte helfen auch in dunklen Umgebungen schnell und treffsicher die richtige Taste zu drücken. Die 11-Segment Stereo-Bargraph-Anzeige (-40 bis 0 dBFS) schützt vor Übersteuerungen und das nicht reflektierende LED-Punkt-Matrix-Display (128 x 64 Pixel) bietet nicht zuletzt durch die variierbare Kontrast-Einstellung und den Invert-Modus jeder Zeit gute Lesbarkeit. Soweit so gut, aber wie sieht es mit den inneren Werten des Rekorders aus?
Die Messwerte des CDR-882 Dual Burn machen passend zum Geräte-Design eine mehr als gute Figur. Geräusch und Fremdspannungsabstand liegen bei sehr guten 89,9 und 85,6 Dezibel und damit auf Linie mit dem CR-500 von Fostex (89,9 und 87,3 Dezibel). Der Frequenzgang, gemessen über die analogen Ein- und Ausgänge, ist absolut linear und der Klirrfaktor von 0,02 ist genauso überzeugend wie das FFT-Spektrum. Diese weist, dem geringen Klirr entsprechend, einen Noise-Floor unterhalb -90 Dezibel und marginale k2-Anteile – sie liegen unhörbar bei -88 Dezibel – auf. Ein Blick auf die Werte der D/A-Wandlerlinearität zeigt, dass die Umsetzung von digitalen Signalen ohne nennenswerte Abweichungen bis zu -90 Dezibel gelingt. Das Jitter-Histogramm liefert einen Jitterwert unterhalb von 1,2 Nanosekunden, was grundsätzlich ein sehr guter Wert ist und -denen einer OCX-V von Antelope (1,4 Nanosekunden) oder der Drawmer DMS-1
(2,8 Nanosekunden) in nichts nachsteht (siehe Tests in Ausgabe 3/2007). Allerdings ist auch die Steilheit der Anstiegsflanken ein entscheidender Faktor für die exakte Synchronisierung, da sich dann ein Slave-Gerät besser auf das ankommende Signal synchronisiert. Die Anstiegsflanken sind beim CDR-882 relativ flach, so dass der Synchronisationszeitpunkt nicht ganz eindeutig ist, was im Extremfall zu Synchronisationsproblemen führen kann. Während des Testbetriebes können wir solche Probleme -allerdings nicht feststellen.
Von der Theorie zur Praxis: Der CDR-882 Dual Burn bietet, wie schon erwähnt, unterschiedliche Aufnahme- und Abspiel-Modi und eine Vielzahl von Konfigurations- und Einstellmöglichkeiten, die am deutlichsten bei der konkreten Anwendung werden. Da stellt sich doch die Frage: Was ist mit dem CDR-882 Dual Burn denn alles möglich? Als praxisbezogene Antwort haben wir uns vier mögliche Anwendungs-Szenarien ausgedacht.
Szenario1: Es soll eine halbstündige Sendung im Radio zu Archivierungszwecken mitgeschnitten werden. Dafür liegt das Stereo-Signal an den analogen Eingängen an, der Kopfhörer ist zur Kontrolle der Aufnahme eingestöpselt und der Techniker hat noch etwas Zeit bis zum Sendebeginn. Zunächst gilt es den richtigen Eingang auszuwählen. Das mehrfache Drücken des I/P-Select-Buttons schaltet zwischen den Möglichkeiten (Balanced, Unbalanced, AES/EBU,
S/PDIF coax oder optisch) um. Die Auswahl wird im Display angezeigt. Nachdem die Wahl auf den symmetrischen Eingang gefallen ist, gilt es den optimalen Pegel festzulegen. Dafür sollte der Sprecher im Studio, falls möglich, eine kurze Generalprobe fahren. Liegt ein zu hohes oder sehr niedriges Signal am analogen Eingang an, lässt sich der Pegel mit dem angenehm schwergängigen Analog-Rec-Level-Regler (-∞ bis +12 Dezibel) zur optimalen Aussteuerung anpassen. Über den Mode-Button lässt sich der Recorder in den Single-Betrieb versetzen. Das bedeutet, dass nur auf einem Laufwerk gebrannt wird, das andere beispielsweise zum Abspielen einer CD weiterhin zur Verfügung steht. Natürlich kann man jetzt den Aufnahmeprozess manuell starten und zu Sendebeginn den Record-Button drücken, aber es geht auch komfortabler. Der CDR-882 Dual Burn verfügt nämlich über eine Sync-Record-Funktion. Als externen Trigger für den Aufnahmestart lässt sich in den jeweiligen Menüs entweder der Subcode eines S/PDIF-Signals, sprich DAT-, MD-, Start-ID oder CD-Track-PQ oder aber das Einsetzen eines Audio-Signals wählen. Der Threshold, ab dem die Aufnahme dann startet, ist zwischen -96 und -24 dBFS wählbar. Um Sicher zu gehen, dass die Aufnahme beim ersten Geräusch aus dem Aufnahmestudio startet, empfiehlt sich ein niedriger Threshold. Bei Live-Konzerten, wo generell ein bestimmter Geräuschpegel vorherrscht, hilft es, ihn relativ hoch zu setzen, damit die Aufnahme erst beim Start des Songs beginnt. Der CDR-882 Dual Burn bietet außerdem die Möglichkeit, Track-IDs automatisch oder manuell zu generieren. Zur Auswahl bietet sich der ID-Auto/Man-Button an, wenn der Rekorder sich im Aufnahmemodus befindet. Ist manuell ausgewählt, muss händisch der ID-Write-Button gedrückt werden, wenn ein sinnvoller Abschnitt abgeschlossen ist. Im Auto-Modus greift entweder die Threshold-Variante, will heißen, eine ID wird eingefügt, sobald der Aufnahmepegel den Schwellenwert für mindestens fünf Sekunden unterschreitet. Oder aber, eine feste Länge zwischen einer und zehn Minuten wird definiert, um die Aufnahme in zeitliche Abschnitte unabhängig vom Inhalt zu unterteilen. Dadurch lässt sich später schnell zu bestimmten Stellen der Aufnahme springen. Für die halbstündige Radio-Sendung definiert unser imaginärer Radiotechniker also einen niedrigen Threshold und legt einen festen Zeitabschnitt von zehn Minuten für die automatische ID-Erstellung fest.
Da jede gebrannte CD am Ende finalisiert werden muss, schaltet er auch hier die Automation ein und kontrolliert noch einmal, dass auch die Einstellung Rec Start/Stop gewählt ist. Das nächste Trigger – der Aufnahmepegel fällt für fünf Sekunden unterhalb des Thresholds – bringt die Aufnahme automatisch zum Stoppen und finalisiert dann die CD. Jetzt drückt er, fünf Minuten vor Sendestart, den Sync-Record-Button und holt sich zunächst noch einen Kaffee. Die Sendung beginnt mit einer Anmoderation des Sprechers. Der Rekorder startet allerdings bereits kurze Zeit vorher die Aufnahme und zwar als der Moderator das Studio betritt, da die ersten Geräusche vernehmbar werden und den definierten Threshold überschreiten. Um parallel eine bereits aufgezeichnete Sendung abhören zu können, hat der Techniker das interne Monitoring-System des CDR-882 Dual Burn so konfiguriert, dass die laufende Aufnahme über das erste Laufwerk auf die Hauptausgänge geroutet ist, am Kopfhörerausgang aber gleichzeitig das Signal des zweiten Laufwerks anliegt. Für beide Ausgänge (Main und Phones) stehen die Einstellungen Priority CD1, Priority CD2, 1+2 oder 1+2 (-6dB) zur Auswahl. Wenn die Main-Ausgänge das gleiche Signal wie die Kopfhörerausgänge führen sollen, bietet der Rekorder zusätzlich die Standardkonfiguration „As Phones“ an. Bei der beschriebenen Konfiguration läuft jetzt im Hintergrund über die Monitore, die an die Hauptausgänge angeschlossenen sind, die Live-Sendung und parallel dazu kann eine bereits aufgezeichnete Sendung über Kopfhörer kontrolliert werden, indem sie über das zweite Laufwerk abgespielt wird. So ist effektives Arbeiten möglich.
Szenario 2: Eine aufstrebende Band wird zum Unplugged-Radio-Konzert eingeladen. Die vierköpfige Formation möchte einen Mitschnitt haben. Da ein Termin den anderen jagd, ist nach der Session wenig Zeit und die Musiker wollen direkt etwas in der Hand haben. Außerdem soll ein Mitschnitt für das Archiv angefertigt werden. Für solche Fälle gibt es den Dual Burn-Modus. Dieser muss über den Mode-Button aktiviert werden. Die Aufnahmefunktionen sind die gleichen wie beim Single-Modus, nur dass jetzt auf beiden Laufwerken das anliegende Programmmaterial gleichzeitig gebrannt wird. Nach der Session sind unmittelbar zwei CDs fertig. Eine verschwindet in der Tasche des Bandleaders, die andere wandert ins Archiv.
Szenario 3: Auf dem Plan steht der Mitschnitt einer großen Konferenz, die durchaus schon einmal länger als 80 Minuten, also eine CD-Länge, dauern kann. Aber das bringt den CDR-882 Dual Burn nicht aus dem Konzept. Ganz im Gegenteil, er läuft im so genannten DiscSpan-Modus zur Höchstform auf. Dieses Feature ermöglicht, wie bereits erwähnt, das lückenlose Aufzeichnen von Konzerten, Live-Sendungen oder Konferenzen auf mehreren CDs. Das Prinzip ist genauso einfach wie genial: Es werden zwei CD-Rs in die beiden Laufwerke eingelegt. Die Session beginnt mit der Aufnahme auf der ersten Disc. Neigt sich die Speicherkapazität jetzt, abhängig vom verwendeten Rohling, nach ungefähr 80 Minuten dem Ende zu, startet automatisch das zweite Laufwerk den Aufnahmeprozess mit einem Fade-In. Dann laufen beide Brenner eine bestimmte Zeit parallel, bis sich das erste Laufwerk mit einem Fade-Out aus der Aufnahme ausklinkt. Sowohl die Länge der Fades (eine bis vier Sekunden), als auch die so genannte Overlapping-Time (vier Sekunden bis fünf Minuten) lassen sich im DiscSpan-Submenü bestimmen. Während des Übergangs von einem Laufwerk zum nächsten werden automatisch Track-IDs auf beiden CDs sowie CD-Start- und -Endpunkte gesetzt. Entscheidend sind die beiden Track-IDs, die Anfang und Ende der Overlapping-Time auf beiden CDs markieren. Diese helfen beim punktgenauen Zusammenfügen der einzelnen CDs in einer DAW, um die Aufnahme im Ganzen nachzubearbeiten. Man muss bloß beide CDs importieren und auf zwei Spuren übereinander anlegen, so dass die IDs zu Beginn und zum Ende der Überlappungsphase genau übereinander liegen. Schneidet man jetzt die Fades sowie die Überlappungsphase auf einem Take weg, bleibt die nahtlos ineinandergreifende Gesamtaufnahme übrig. Dauert die Sitzung länger als es die Speicherkapazität zweier CDs zulässt, setzt sich das DiscSpan-Verfahren im ersten Laufwerk fort. Selbstverständlich muss ein frischer Rohling nachgelegt werden, aber ansonsten ist das Prozedere das gleiche. Zur späteren Identifizierung der CDs erhalten die einzelnen Tonträger automatisch die Bezeichnung Multi-01, Multi-02 und Multi-03. Diese wird im Titel-Feld des CD-Textes eingetragen. Werden die CDs einer Session anschließend im DiscSpan-Modus abgespielt, erkennt der CDR-882 Dual Burn die Übergangspunkte automatisch und spielt die Aufnahme über mehrere CD nahtlos ab. Hat der Techniker keine Lust, sich die langatmigen Reden komplett anzuhören oder möchte er in Ruhe eine längere Mittagspause einlegen, kann dieses Verfahren auch auf bis zu vier kaskadierte Rekorder ausgeweitet werden. Da die seriellen Schnittstellen, über die alle Geräte miteinander verbunden sind, nur Steuerbefehle übertragen, müssen zusätzlich die Audio-Signale via S/PDIF-Schnittstelle – AES/EBU wäre auch denkbar – weitergereicht werden. Dementsprechend müssen die angehängten Rekorder auf coax- oder optical (I/P-Select) gestellt und als Slave deklariert werden, während der erste als Master den Takt angibt, also das interne Wordclock-Signal per S/PDIF-Stream (die Clock-Einstellung der Slaves steht auf digital input) weitergibt. Außerdem gilt es den Multi-Machine-Modus zu aktivieren. Jetzt läuft das automatische DiscSpan-Verfahren über insgesamt acht Laufwerke. So dass eine Aufnahmedauer von insgesamt rund 640 Minuten, das sind gut 10,5 Stunden, ohne einen weiteren Handschlag möglich ist. Am Ende heißt es dann nur noch CDs einsammeln, beschriften und nach Hause fahren.
Szenario 4: Eine schnelle Kopie einer CD soll erstellt werden. Das kommt in jedem Ton- und Mastering-Studio, im Ü-Wagen, bei allen Sendeanstalten, ja sogar bei Plattenfirmen, Werbeagenturen oder Postproduction-Firmen ständig vor. Liegen Quell- und Ziel-CD in Laufwerk eins und zwei, reicht ein Druck auf den Disc-Copy-Button und die Kopie wird, nach kurzer Bestätigung, im High-Speed-Verfahren angefertigt. Dafür muss kein Rechner hochgefahren oder ein Brennprogramm aufgerufen werden. Knapp vier Minuten dauert bei unserem Test die Kopie einer CD mit einer Spieldauer von 43 Minuten und 39 Sekunden. Das ergibt eine 10,8-fache Brenngeschwindigkeit.
Für den Hörtest von Professional audio Magazin mastern wir einen Song aus der DAW einmal auf den CDR-882 Dual Burn sowie den Fostex CR-500 und vergleichen beides mit einem Mixdown aus Cubase, den wir direkt über den Brenner des Computers auf CD bannen. Außerdem zeichnen wir den gleichen Song auf digitalem Weg über die AES/EBU-Schnittstelle des CDR-882 Dual Burn auf, um zu überprüfen, wie und ob sich der interne Dither-Algorithmus beim Reduzieren der Wortbreite von 24 auf 16 Bit auswirkt.
Die A/D-Wandler des HHB CDR-882 Dual Burn machen einen sehr guten Job. Der aufgenommene Track klingt ausgewogen und fein aufgelöst. Im Gegensatz zum Mixdown aus Cubase 4 geht allerdings doch etwas Tiefe und insgesamt ein wenig Luft nach oben im Frequenzspektrum verloren, obwohl beide Versionen mit 16 Bit und 44,1 Kilohertz vorliegen. Der Cubase-Mixdown klingt frischer und direkter, wohingegen der Track auf dem HHB-Rekorder etwas von dieser strahlenden Offenheit einbüßt. Verstehen wir uns nicht falsch, es sind Nuancen und keine eklatanten Unterschiede, aber es ist hörbar. Nicht hörbar sind dagegen Unterschiede zwischen den beiden Rekordern. Wenn überhaupt klingt der HHB minimal feiner und offener.
Bei der Bewertung des Dither-Algorithmus wird es erneut sehr schwierig. Im Vergleich zum Mixdown aus Cubase 4 zeigt sich allerdings, dass ein wenig an Feinauflösung und Offenheit verloren geht. Die Unterschiede sind wirklich gering, aber selbst im Blindversuch, fällt die Entscheidung durch die Bank auf den Mixdown aus dem Sequenzer. Das Ergebnis des HHB-Rekorders kommt insgesamt ein wenig distanzierter und, wenn man das so sagen kann, minimal metallischer oder kühler. Aber noch einmal, das ist Kritik auf sehr hohem Niveau, denn auch klanglich macht der CDR-882 Dual Burn einen mehr als ordentlichen Job.
Fazit
Der CDR-882 Dual Burn von HHB überzeugt durch seine Flexibilität und Vielseitigkeit beim Brennen von Audio-CDs. Als Stand-alone-Lösung bietet er nicht zuletzt durch den DiscSpan-, Dual Burn- und Multi-Machine-Modus umfangreiche Mitschnitt-Möglichkeiten die Besonders im Sendebetrieb bei Radiostationen oder bei Live-Mitschnitten äußerst hilfreich sind. Für 980 Euro gibt es einen universellen CD-Rekorder, der als Abspiel- und Aufnahme-Gerät kaum einen Wunsch offen lässt.
Erschienen in Ausgabe 01/2009
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 981 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut – überragend
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