Allzweckwerkzeug für Mobilisten

Mobile-Recording, Live-Mixing, Unterwegs-Produktionen mit hohem Ansprach, V-Logging und Streaming – das brandneue iRig Pro Quattro I/O soll dies und noch mehr draufhaben. So verheißt es zumindest IK Multimedia.

Text und Fotos von Harald Wittig

Dass beim italienischen Pro Audio-Hersteller IK Multimedia die Musiker an erster Stelle kommen, wissen die Fans der Produkte aus Modena schon lange. Digitalaffine Gitarristen schnalzen bei der Erwähnung von Amplitube, einer der weltbesten Amp-Simulationen, anerkennend mit der Zunge, die Plug-in Sammlung T-RackS mit seinen Emulationen klassischer Studio-Hardwaregeräte beinhaltet ebenfalls einige grandiose Plug-ins. Seit einigen Jahren bieten die Italiener auch eine breite Palette an Recording-Hardware an. Das Angebot reicht von Audio-Interfaces, über Mikrofone und Keyboards bis zu Abhör-Monitoren, sodass sich allein mit IK Multimedia Produkten eine eigene Produktionsumgebung aufbauen lässt.

Zu den Rennern im Portfolio gehören die iRig Audio-Interfaces – das allerste Modell iRig Pro erschien schon 2014 -, die von Anfang an für die Kreativarbeit mit mobilen Endgeräten, namentlich aus dem Hause Apple, und Rechner – Mac und PC – konzipiert gewesen sind. Das gilt grundsätzlich auch für das jüngste Mitglied der iRig-Familie und unserer heutiges Testgerät, das iRig Pro Quattro I/O.

Der Hersteller preist das in der Basisversion rund 430 Euro teure Gerät als Allzweckwerkzeug für verschiedene Aufnahme-/Produktionsszenarien an. So lasse sich das gerade mal handtellergroße Gerät fürs Mobile-Recording, die Erstellung von Podcast, fürs V-Logging und Streaming gewinnbringend einsetzen, denn es sei Audio-Interface, Mobile-Recorder und Line-Mixer in einem. Nun, um gleich ein womöglich schiefes Bild zurechtzurücken: Das iRig Pro Quattro ist kein Stand-Alone-Recorder im herkömmlichen Sinne, denn das Gerät zeichnet selbst nicht auf einen internen Speicher oder Speichermedien wie SD-Karten auf. Es bedarf immer eines weiteren Geräts, konkret eines Smartphones, Tablets oder auch einer Digitalkamera um das erfasste Geschehen festzuhalten. Wer also nach einem Alles-In-Einem-Aufnahmegerät sucht, wird im Falle des iRig Pro Quattro nicht fündig. Deswegen führen wir es auch als USB Audio-Interface und nicht als Mobile-Recorder. Als Audio-Interface hat das Gerätchen allerdings einiges zu bieten – einschließlich, soviel sei schon mal verraten, eines großen Spaßfaktors.

Gerade mal handtellergroß ist das iRig Pro Quattro I/O. Es ist USB-Audiointerface, Line Mixer und – im Verbund mit einem mobilen Endgerät – Mobile-Recorder in einem. Die Stromversorgung kann via USB, Netzteil oder vier AA-Batterien erfolgen. Das gummierte Kunststoffgehäuse ist roadtauglich, die wichtigsten Bedienelemente finden sich auf der Oberseite.

Gerade mal handtellergroß ist das iRig Pro Quattro I/O. Es ist USB-Audiointerface, Line Mixer und – im Verbund mit einem mobilen Endgerät – Mobile-Recorder in einem. Die Stromversorgung kann via USB, Netzteil oder vier AA-Batterien erfolgen. Das gummierte Kunststoffgehäuse ist roadtauglich, die wichtigsten Bedienelemente finden sich auf der Oberseite.

 

Besonders anschlussfreudig

Das Interface verfügt über vier Eingangskanäle, zwei Ausgangskanäle sowie MIDI In/Out. Es kann mittels mitgelieferter USB A- und USB C-Kabel direkt mit einem Mac oder PC sowie via Lightning-Kabel – auch im Lieferumfang – mit iOS-Geräten verbunden werden. Die Stromversorgung kann entweder über die USB-Schnittstelle, einen optionalen Netzadapter, eine USB-Powerbank oder vier Mignon AA-Batterien erfolgen. Batterien liefert IK Multimedia netterweise gleich mit, so dass das Gerät fix einsatzbereit ist. Das dürft ihr wörtlich nehmen, denn wir haben es mit einem echten Plug-and-Play-Gerät zu tun, das sowohl unter Windows, Mac OS, Android und iOS mit dem Einstöpseln spielbereit ist. Allerdings sind die Apple-User weiterhin im Vorteil, denn das üppige Softwarebundle mit unter anderem Amplitube CS, VocalLive, SampleTank und Syntronik Pro V ist im Wesentlichen auf iPhone und iPad zugeschnitten. Immerhin gibt es den iRig Recorder, eine leitungsfähige, einen gewissen DAW-Komfort bietende App auch als Android-Version. Wer nicht von seinem Mac oder PC Rechner/Laptop lassen kann und will, darf sich über Amplitube 5 SE und T-RackS SE freuen und darf sich noch zwei weitere Plug-in-Sammlungen aussuchen. Für PC-User gibt es selbstverständlich noch einen ASIO-Treiber zum Download, Mac-User benötigen derlei wie üblich nicht. Insgesamt ein wirklich gutes Gesamtpaket mit dem sich sehr viel anfangen lässt. Dass Android-User ein wenig außen vor bleiben, entspricht dem grundsätzlich beibehaltenen Hersteller-Konzept. Danach sind die iRig-Interfaces nun mal für die Zusammenarbeit mit Apple-Geräten maßgeschneidert.

Es gibt gleich vier Combo XLR/Klinken-Buchsen aus dem Hause Neutrik an die zunächst Mikrofone Anschluss finden. Die 48 Volt-Phantomspannung ist immer paarweise schaltbar. Somit lassen sich Kondensator- und dynamische Mikrofone problemlos mischen. Okay, so ganz problemlos nicht, denn die Maximalverstärkung von 55dB ist zumindest für die Aufnahmen von leisen Signalen mit geringempfindlichen Mikrofonen wie Tauchspulen- oder Bändchenmikrofonen zu gering. Wenn es aber darum geht, einen Gitarrenamp mit dem guten alten SM57 zu mikrofonieren, reicht die Vorverstärker-Power. Das Pegeln geht mit den griffigen, gummierten Drehreglern in Zusammenarbeit mit der zuverlässigen LED-Pegelanzeige leicht von der Hand.

Die Buchsen 1 und 2 sind zudem als HiZ-Eingänge ausgelegt, sodass Gitarristen und Bassisten ihre Instrumente direkt einstöpseln können. Geräte mit Line-Pegel sind an den Buchsen 3 und 4 anschließbar, ein weiterer Stereo-Line-In im 3,5 mm Klinkenformat sowie zwei RCA-Buchsen gestatten den Anschluss externer Zuspieler. Schließlich verfügt das iRig Pro Quattro auch über ein eingebautes M(icro)E(lectro)M(echanical)S(ystem), also ein in SMD-Technik ausgeführtes Miniaturmikrofon mit Kugelcharakteristik wie sie sich auch in mobilen Endgeräten finden. Das MEMS-Mikrofon ist gedacht für die ganz schnelle, kabellose Aufzeichnung auf dem gängigen Smartphone-/Tablet-Niveau. Wer nach mehr Klangqualität verlangt, sollte sich das optionale iRig MIC XY ansehen. Dabei handelt es sich um ein an die Buchsen 1 und 2 anschließbares Paar Druckgradientenempfänger-Kapselpaar in XY-Anordnung, das deutlich höherwertige Aufnahmen ermöglicht. Das iRig MIC XY it Teil der mit knapp 550 Euro zu Buche schlagenden iRig Pro Quattro I/O Deluxe-Ausgabe, die zusätzlich noch einen Windschutz, ein Netzteil und eine Tragetasche beinhaltet. Mithin ein, wie wir finden, faires Angebot.

Gerade mal handtellergroß ist das iRig Pro Quattro I/O. Es ist USB-Audiointerface, Line Mixer und – im Verbund mit einem mobilen Endgerät – Mobile-Recorder in einem. Die Stromversorgung kann via USB, Netzteil oder vier AA-Batterien erfolgen. Das gummierte Kunststoffgehäuse ist roadtauglich, die wichtigsten Bedienelemente finden sich auf der Oberseite.

Gerade mal handtellergroß ist das iRig Pro Quattro I/O. Es ist USB-Audiointerface, Line Mixer und – im Verbund mit einem mobilen Endgerät – Mobile-Recorder in einem. Die Stromversorgung kann via USB, Netzteil oder vier AA-Batterien erfolgen. Das gummierte Kunststoffgehäuse ist roadtauglich, die wichtigsten Bedienelemente finden sich auf der Oberseite.

 

Klangoptimierungsoptionen für unterwegs

Doch zurück zum iRig Pro Quattro: Über den „Mode“-Schalter lassen sich vier Eingangssignale aller vorgenannten Quellen in den Einstellungen „Stereo“ oder „Mono“ auf eine Stereo- oder Mono-Ausgangsspur zusammenmischen und an eine Streaming App, eine Digital-Kamera oder ein Wiedergabesystem, beispielsweise ein Pärchen iLoud Micro Monitore, ausgeben. Das geschieht ganz automatisch ohne weitere Eingriffsmöglichkeiten, abgesehen von der Möglichkeit den eingebauten Limiter zuschalten zu können.

Wer alle vier Kanäle und die anliegenden Mikrofon- und/oder Instrumentensignale wählt über den „Mode“-Schalter „Multi“. Dann werden in der DAW-Anwendung – das kann der iRig Recorder, Logic Pro oder das ebenfalls als iOS-Version zum Softwarepaket gehörende Cubase LE sein – die Audio-Kanäle automatisch aufsteigend den Eingängen eins bis vier zugeordnet. Das ist wirklich superpraktisch.

Ebenfalls praktisch ist die Option, im „Stereo“ oder „Mono“-Modus die Kanäle 3 und 4 als Sicherheits-Aufnahmekanäle für die Erstellung eines Back-ups nutzen zu können. Dabei sind weiterhin nur die Eingänge 1 und 2 aktiv, allerdings um 12 dB im Pegel reduziert. Sollte sich herausstellen, dass die Aufnahmen in der Eile doch zu hoch ausgesteuert wurden, gibt es immer noch das – hoffentlich – übersteuerungsfreie Back-up auf den Spuren 3 und 4.

Dass das iRig Pro Quattro vor allem Mobilisten Spaß und Nutzen bringen soll, offenbart sich auch in der neuen „Loopback“-Funktion. Die dient dazu, die Eingangssignale über die Kanäle 3 und/oder 4 an eine App – IK Multimedia nennt beispielhaft die eigenen Programme Amplitube, MixBox und VocaLive – zu routen, um sie mit Effekten aufzubereiten. Mittels Loopback gelangen die so angereicherten Signale zurück an die Kanäle 1 und 2 und können an eine Streaming App ausgegeben werden.

Schließlich ist das Interface auch als einfacher Line-Mixer standalone einsetzbar. Die Ausgabe an ein Wiedergabesystem kann dann entweder über die beiden XLR-Buchsen oder den Stereoausgang im Mini-Klinkenformat erfolgen. Selbstverständlich verfügt das Interface auch über einen regelbaren, ordentlich klingenden Kopfhörerverstärker fürs mobile Monitoring und Mixing tauglich ist.

Ausgangsseitig gibt es zwei symmetrische XLR-Ausgänge sowie einen unsymmetrischen 3,5 mm Stereo-Ausgang. Auch MIDI I/O ist vorhanden. Ein Spezialkabel Klinke/MIDI gehört nebst USB A-, USB C- und Lightning-Kabel zum Lieferumfang.

Ausgangsseitig gibt es zwei symmetrische XLR-Ausgänge sowie einen unsymmetrischen 3,5 mm Stereo-Ausgang. Auch MIDI I/O ist vorhanden. Ein Spezialkabel Klinke/MIDI gehört nebst USB A-, USB C- und Lightning-Kabel zum Lieferumfang.

 

Macht Spaß und klingt richtig gut

Die Aufzeichnung erfolgt mit maximal 24Bit/96KHz-Auflösung und da IK Multimedia „professionelle Qualität“ verspricht, machen wir direkt die Probe aufs Exempel und stellen uns ein kleines Mobil-Studio mit einem MacBook Pro M1 13“ M1, dem iRig Pro Quattro I/O und einem Paar iLoud Micro zusammen. Unter Logic Pro nehmen wir sodann ein Instrumental für akustische und E-Gitarren auf. Die Akustikgitarre mikrofonieren wir mit einem gematchten Paar Oktava MK-012-02 und stellen beim Abhören der Spuren erfreut fest: Sowohl die Mikrofonvorverstärker als auch die Wandler sind von guter Mittelklasse-Qualität. Obwohl die Preamps wegen der nur mäßig empfindlichen Mikrofone einiges zu arbeiten haben, ist kein störendes Rauschen auszumachen. Die Klangcharakteristik der Schallwandler bleibt außerdem erhalten. Auch die HiZ-Eingänge können überzeugen, die beiden verwendeten E-Gitarren, eine FGN Neo-Classic Les Paul und eine Harley Benton Fusion T HH klingen trocken wie gewohnt. Zugegeben, so ein richtiger Spitzenklasse DI-Eingang klingt schon sehr viel edler und musikalischer. Aber wer will langweilige DI-Signale, wenn er Zugriff auf Amplitube 5 SE hat? Folgerichtig dient uns die höchst gelungene Emulation des Fender Blackface-Sounds, unter dem Tarnnamen American Tube Clean 1 ständig verbesserter Amplitube-Standard der ersten Stunde, als virtueller Verstärker der Wahl. Für den Mix verwenden wir Plug-ins aus T-RackS SE, namentlich den gut klingen Hall CSR Room Reverb, die überzeugende Softwarenachbildung des Fairchild 670, bei IK Multimedia Vintage Tube Compressor/Limiter Model 670 geheißen, sowie den authentisch alt klingende Classic T-RackS Equalizer. Zur Überprüfung des Mixes liefert uns das perfekt zum iRig Quattro passende iLoud Micro-Paar verlässliche Informationen, sodass wir am Ende in recht kurzer Zeit und mit sehr viel Spaß an der Arbeit ein hübsches, mehr als annehmbar klingendes Stück Musik geschaffen haben. Damit ist klar: Das iRig Pro Quattro I/O ist in der Tat ein fähiges Interface, das nicht nur gut ausgestattet und vielseitig einsetzbar ist. Es klingt vor allem auch gut – und steht damit in bester iRig-Tradition.