Die Spaß-und-Spiel-Maschine

Mit dem Modell Uno Synth Pro X stellt IK Multimedia seinen erfolgreichen Uno Analog-Synthesizern ein Geschwister an die Seite, das mit markanter Ausstattung aufwartet, um dem Spielspaß sowohl Live, als auch im Studio einen deutlichen Boost zu verpassen.

von Georg Berger

Dass der italienische Hersteller IK Multimedia schon längst nicht mehr nur eine reine Software-Company ist, ist eine Binsenweisheit. Neben zahlreichen Audio-Interfaces, Monitoren wie etwa den exzellent klingenden iLoud Precision-Modellen (siehe Heft 01/2023) und unter vielem anderem auch Keyboard-Controllern gibt es mit den Uno-Instrumenten auch waschechte analoge Hardware-Synthesizer im Produkt-Portfolio, die in Kooperation mit der italienischen Synthesizerschmiede Soundmachines entstanden sind. Den Anfang machte 2018 das Modell Uno. Rund drei Jahre später folgten die Modelle Uno Pro, respektive Uno Pro Desktop, die mit mehr Features und Funktionen als ihr Vorgänger aufwarteten und sich erfolgreich am Markt etablieren konnten. Auf der Superbooth 2023 wurde mir unter dem Mantel der Verschwiegenheit in einem abgeteilten Bereich des Ausstellungszelts schließlich die jüngste Modellvariante der Uno-Serie gezeigt: Der Uno Synth Pro X. Auffälligstes Merkmal im Vergleich zu seinen Geschwistern ist die ungleich höhere Zahl an Drehreglern und hinterleuchteten Gummitastern sowie das Fehlen einer Klaviatur. An der Stelle, wo wir sie erwartet hätten, findet sich jetzt eine Leiste aus 16 Tastern plus vier Page-Taster zum Programmieren von Step-Sequenzen. Eine Ein-Oktaven-Klaviatur gibt es trotzdem, die oberhalb der Sequenzer-Tasten in Form kleiner rechteckiger Gummitasten zum raschen Spielen von Tönen einlädt. Mit dieser Ausstattung empfiehlt sich der Uno Synth Pro X als Kreativ- und Kompositionswerkzeug, das dazu einlädt im Studio oder Live auf intuitive Weise Basslinien, Hooklines, Leads und sogar Akkord-Sequenzen einzuspielen und ad hoc im Klang auszuformen.

Kostenpunkt: rund 600 Euro. Damit ist der Neue vom Preis-Niveau her zwischen der Pro- und der Pro Desktop-Variante angesiedelt. Im Lieferumfang findet sich außer einem USB-C-auf-USB-C-Kabel, ein Netzgerät und ein Quickstart-Guide. Wie auch schon bei den Vorgängern gibt es das eigentliche Handbuch per Download auf der Herstellerseite sowie auch eine kostenlose Editor-Software, mit der sich das Instrument auch am Rechner editieren lässt und die zudem auch als Preset-Verwaltung und Librarian-Programm fungiert. An dieser Stelle muss ich aber auch gleich schon meckern. An der Hardware existiert die Möglichkeit beim Laden eines Presets, nur den Sound oder die Sequenz oder beides auszuwählen. Die Librarian-Seite verwaltet jedoch nur die Presets in voller Gänze. Schön wäre aber, dies ebenso modular in der Software zu realisieren. Möchte ich eine Sequenz mit einem anderen Sound spielen, kann ich das zurzeit nur durch Laden von zwei Presets in der Hardware erledigen. In Erweiterung dessen: Schön wäre überdies auch noch die Möglichkeit, Sequenzen auch in der Editor-Software – zumal in der Stand-alone-Variante – erstellen und nachträglich bearbeiten zu können. Da ist also noch Luft für künftige Updates vorhanden. Nichts zu meckern gibt’s beim Einsatz des Editors als MIDI-Plug-in in der DAW. In dem Fall fungiert sie als Vermittler zwischen Hardware und DAW, wobei jede Bewegung an der Hardware, die Sequenzen und natürlich auch live eingespielte Melodien an die MIDI-Spur weitergereicht und aufgenommen werden. Doch zurück zur Hardware.

Charakteristischer Zuwachs in der Uno-Serie

Die im Pro X-Modell enthaltene Klangerzeugung sowie die weiteren Features und Funktionen fallen zum Großteil identisch zu den Uno-Pro-Modellen aus. Neu ist jetzt eine dritte ADSR-Hüllkurve, die sich als zusätzlicher Modulator frei auf diverse Ziele routen lässt und der Modulationshub der Filterhüllkurve ist bipolar einstellbar, so dass sich der Filterverlauf invertieren lässt. In der Effektsektion gibt es nur noch zwei anstelle von drei Modulationseffekten und der doch eher umständliche Song-Modus ist nicht mehr an Bord. Dafür gibt’s jetzt einen Bassline-Modus, bei dem sich die Hüllkurve auf Attack- und Decay-Phase reduziert und es gibt eine Accent- und Accent-Decay-Funktion mit der sich der Pro-X-Synthesizer wie eine waschechte TB-303 spielen lässt. Der größte Unterschied besteht indes in der Ausstattung mit Bedienelementen und mithin in der Bedienung des Instruments.

Doch bevor wir uns die Hardware näher anschauen, sei noch kurz auf die wichtigsten Eckpunkte der Klangerzeugung verwiesen: Der Uno Synth Pro X ist primär ein monophoner Synthesizer, der mit drei Oszillatoren ausgestattet ist. Die Wellenformen lassen sich von Dreieck über Sägezahn nach Puls und Pulswelle via Drehregler nahtlos überblenden. Außer einem mono- und legato-Modus lässt sich das Instrument auch in einen paraphonen Modus versetzen. Hierbei lassen sich dann Dreiklänge – jeder Oszillator spielt etwas anderes – realisieren. Von dort geht es in die Filtersektion, die mit gleich zwei Filterstufen ausgestattet ist. Während das erste, OTA genannte, Filter zwischen Hoch- und Tiefpass umschaltbar und auch in der Polarität umkehrbar ist, kann das zweite, SSI getaufte Filter mit einer Tiefpasscharakteristik und umschaltbarer Flankensteilheit glänzen. Beide Filter können wahlweise seriell oder parallel angeordnet werden. Zudem lassen sich Cutoff und Resonanz verlinken. Beim Ändern der Parameter im ersten Filter wird der zweite relativ zu seiner letzten Stellung simultan mit geändert. Neu ist, wie erwähnt, der einstellbare Modulationshub der Filter-Hüllkurve auf das Filter, bei dem auch invertierte Verläufe möglich sind.

Weiter geht’s mit den Modulatoren: Der Uno Synth Pro X verfügt jetzt über drei ADSR-Hüllkurven, von denen die erste fest auf das Filter, die zweite auf den Verstärker geroutet ist und die dritte als frei verwendbarer Modulator fungieren kann. Hier wie dort sind zwei LFOs an Bord, die mit jeweils acht Wellenformen ausgestattet sind. Insgesamt 16 Modulationsverknüpfungen sind in der Modulationsmatrix realisierbar, wobei 30 Modulationsquellen zur Auswahl stehen, die auf 35 Ziele geschaltet werden können. Selbstverständlich ist auch die Modulationsstärke einstellbar. Zur Veredelung des Sounds steht eine Effektsektion mit Hall, Delay und Modulationseffekten zur Verfügung. Besonderheit: Die Effekte sind digitaler Natur und um den rein analogen Audio-Pfad als solchen unangetastet zu lassen, sind sie über Sendkanäle in den Audioweg integriert. Als vierter Effekt steht schließlich eine diskret aufgebaute Verzerrerstufe vor dem Ausgang, um dem Klang eine gehörige Portion Schmutz und Schärfe zu verpassen.

Schrauberparadies

Schauen wir uns als nächstes einmal an, wie all diese Komponenten auf der Bedienoberfläche der Hardware untergekommen sind und wie sie sich bedienen lassen. In Sachen Gewicht und Gehäusedimensionen folgt der Uno Synth Pro X mit rund 33 x 14 Zentimetern und knapp einem Kilo seinem Pro-Desktop-Vorläufer. Somit passt der Synth bequem in einen Rucksack und findet Platz auch auf sehr vollen Tischen mit wenig Freiraum. Das Gehäuse selbst besteht komplett aus Kunststoff, der aber eine sehr robuste Aura ausstrahlt. Wenn da etwas kaputt gehen kann, dann höchstens die Drehregler auf der Oberseite, die ihrerseits fest im Gerät verbunden sind und durch einen angenehm weichen Lauf gefallen.

Sämtliche Anschlüsse versammeln sich auf der Stirnseite, die ebenfalls identisch zu den Pro-Geschwistern ausfallen und bündig am Gehäuse eingelassen sind, was einen festen Halt gewährt. Anstelle einer Micro-USB-Buchse kommt jetzt eine USB-C-Variante zum Einsatz. Ansonsten bleibt alles beim Alten: Zwei CV-/Gate-Schnittstellen, ein Audio-Eingang, ein Kopfhörer-Ausgang – allesamt in 3,5 Millimeter Buchsen ausgeführt – zwei 6,3 Millimeter servosymmetrische Audio-Ausgänge sowie ein Pärchen Fünf-Pol-DIN-Buchsen für MIDI In und Out sorgen für ausreichende Konnektivität in und aus dem Gerät. Die CV-/Gate-Schnittstellen stehen dabei als Modulationsquellen und -ziele zur Verfügung und das eingespeiste Audio kann wahlweise durch die Filter und Effekte oder ohne weitere Bearbeitung direkt an die beiden Audio-Ausgänge geschickt werden.

Um das Layout der Bedienoberfläche zu verstehen, braucht es schon einen Augenblick, wobei das knapp, aber informativ gehaltene Handbuch eine optimale Unterstützung dazu bietet. Wichtig: Um der Vielzahl an einstellbaren Parametern Herr zu werden, gibt es im Gerät eine zweite Bedienebene, die sich durch Druck auf die Shift-Taste erreichen lässt. Parameter, die sich in dieser Ebene einstellen lassen, werden am Gerät unterhalb der Hauptbezeichnung mit weiß umrandeter Linie aufgeführt.

Schwerpunkt Sequencing

Die oberen Zweidrittel der Oberfläche sind dem Editieren der Klangerzeugung sowie zum Ausführen wichtiger Funktionen vorbehalten. Die Global-Sektion findet sich auf der rechten Seite in einer Flucht mit dem 128 x 64 Pixel-Schwarz-Weiß-Display unterhalb dessen neun Taster zum Ausführen wichtiger Funktionen integriert sind, die nicht über die Drehregler ausführbar sind. Rechts neben dem Display ist ein gerasteter Endlosregler mit Schaltfunktion eingelassen, der für das Editieren und Bestätigen von Parametern dient, die im Display gezeigt werden. Das untere Drittel der Oberfläche ist dem Spielen, Einstellen und Programmieren von Arpeggien und Sequenzen vorbehalten. Weiße Linien, die von Dreiecken und Beschriftungen unterbrochen werden, zeigen anschaulich die Einteilung in der Sounddesign-Sektion. Oben links geht’s mit der Master-Sektion los, die neben der Gesamtlautstärke, das Einstellen der Verzerrerstufe, der Glide-Funktion und per Shift der Amplitudenmodulation erlaubt. Links unterhalb davon dienen drei Gummitaster zum Verknüpfen von Modulationen, was im Zusammenspiel mit dem Display geschieht. Im Test geschieht das nach kurzer Eingewöhnungszeit relativ rasch. Das Editieren mithilfe der Software ist zwar komfortabler und geschieht übersichtlicher. Doch wer unterwegs ist und keinen Rechner an der Hand hat, wird diese Option durchaus zu schätzen wissen. Rechts davon ist die Oszillator-Abteilung beheimatet. Per Taster rufen wir den einzustellenden Oszillator auf und stellen per Regler die Wellenform, Tonhöhe und Lautstärke ein. Überdies lässt sich – per Shift – auch der Rauschgenerator hinzumischen sowie ein Ringmodulator und eine Frequenzmodulation vom ersten auf die beiden anderen Oszillatoren einstellen. Eine schaltbare Sync-Funktion gibt es auch. Rechts davon sind die Parameter für die beiden Filter eingelassen, wobei Regler für Cutoff, Resonanz und Hüllkurvenhub doppelt vorhanden sind. Die weiteren, oben erwähnten Features, sind per Taster aktivierbar, teils in Verbindung mit Shift. Hüllkurven, LFOs und Effekte finden rechts von der Filtersektion statt, wobei die einzelnen Abteilungen horizontal angeordnet sind. Per Taster rufen wir sukzessive die einzelnen Hüllkurven auf, die sich wie gehabt einstellen lassen. Per Shift lässt sich die Hüllkurve loopen und Retriggern. Im Bassline-Modus dienen Sustain- und Release-Regler zum Einstellen des Accents- und Accent-Decays. Die LFOs direkt unterhalb davon werden ebenfalls per Taster alternierend aufgerufen. Per Regler kann die Wellenform und Geschwindigkeit eingestellt werden. Eine schaltbare Sync-Funktion synchronisiert den Modulator auf ein externes Tempo, etwa von einer DAW und eine Retrigger-Funktion startet den LFO bei jedem Tastendruck von Neuem. Sehr schön: Über die Fade-in-Funktion blendet sich die resultierende Modulationsstärke nach einer definierbaren Zeit organisch ein. Das gibt’s nicht alle Tage.

Bequem auch via Editor-Software einstellbar

Unterhalb der Sounddesign-Sektion sind sämtliche Bedienelemente zum Spielen und Einstellen von Melodien, Arpeggien und Sequenzen versammelt. Die Arpeggiator-Funktionen sind mithilfe der Sequenzertasten in Verbindung mit der Shift-Taste ausführbar. Außer zehn Abspiel-Modi ist einstellbar über wieviele Oktaven – maximal vier – das Arpeggio laufen soll. Eine Gate- und Swing-Funktion sorgt für zusätzliches Ausformen der Tonfolge. Der Clou: Ist die Hold-Funktion aktiv und das Arpeggio läuft ostinat durch, kann ich durch Drücken auf einzelne Sequenzer-Tasten Töne des Arpeggios in der Abfolge stumm schalten, was zu reizvollen rhythmisch-melodischen Variationen führt und im Test geradezu süchtig macht. Fasziniert von dieser Möglichkeit, lässt es einen glatt vergessen, auch mal an den anderen Parametern zu spielen (Filter, Hüllkurven, LFO), um für klangliche Abwechslung zu sorgen. Das Tempo wird, wie auch im Sequenzer, übrigens über die Tempo-Taste plus Anwahl des gewünschten BPM-Werts mithilfe des Endlosreglers oder via Tap-Funktion eingestellt. Nächstes Highlight: Wer mag, kann sein Arpeggio auch im Sequenzer aufnehmen, wo es sich bei Bedarf dann weiter bearbeiten lässt. Obwohl das Funktionsrepertoire im Arpeggio eher überschaubar ausfällt, sind trotzdem vielfarbige und inspirierende Ergebnisse damit erzielbar, ein wunderbares Beispiel dafür, dass auch mit simplen Funktionen enorm Eindruck gemacht werden kann.

Sounddesign durch Sequenzen und Arpeggios

Die Funktionsweise des Step Sequenzers ist ebenfalls recht schnell verinnerlicht. Zur Verfügung stehen zwei Aufnahme-Modi: Realtime und Step. Durch gleichzeitiges Drücken des Record- und Play-Button können in Echtzeit Sequenzen aufgenommen werden. Nach Erreichen der wählbaren maximalen Steplänge schaltet der Sequenzer automatisch in den Step-Modus. Dieser ist auch durch simples Drücken des Record-Buttons aktivierbar. Jetzt kann durch Halten einer Step-Taste die gewünschte Note auf diesen Platz einprogrammiert werden. Soll eine Pause eingefügt werden, reicht indes ein Druck auf den Clear-Button. Doch der Sequenzer nimmt nicht nur Noten auf, sondern auch den Großteil der zur Verfügung stehenden Parameter. Er ist zudem auch in der Lage im paraphonen Modus Akkorde aufzuzeichnen. Damit nicht genug, können einzelne Noten/Steps über zusätzliche Funktionen weiter ausgeformt werden. Dazu zählt, ebenso wie im Arpeggiator, ein einstellbares Swing und eine Gate-Funktion, um Einfluss auf den Rhythmus und die Tondauer zu nehmen. Eine Tie-Funktion, die übrigens nur im Legato-Modus wirksam ist, sorgt für ein Überbinden von zwei zuvor ausgewählten Noten/Steps, was sich in einem langgezogenen Ton bemerkbar macht. Last but not Least sorgt die Accent-Funktion für ein klangliches Variieren der Sequenz. Mithilfe der Copy- und Paste-Taster ist es schließlich möglich, Daten eines Steps auf einen anderen zu kopieren. Überdies lässt sich die aufgenommene Sequenz mithilfe der Plus- und Minus-Tasten und Anwahl einer Keyboardtaste in einem Bereich von plus/minus einer Oktave transponieren. Eine Zufallsfunktion würfelt obendrein die programmierte Sequenz neu zusammen, was im Test mal eher enttäuschend, mal überraschend ausfällt, aber dennoch eine willkommene inspirierend-kreative Option darstellt. Damit sind ebenfalls ausreichend Möglichkeiten gegeben, um auf lange Sicht eine Menge Spaß beim Spielen und Ausformen von Sequenzen zu erhalten. Im Test sorgt dabei das Transponieren, die Gate- und Accent-Funktion für ohrenfällige Variationen. Es muss nicht immer Cutoff und Resonanz sein. Auffälligerweise empfinde ich das Spielen auf der winzigen Gummitasten-Klaviatur überhaupt nicht einschränkend. Sicherlich, wenn es um präzises anschlagsdynamisches Spielen geht, führt kein Weg an einem entsprechenden Keyboard-Controller vorbei. Doch um rasch neue Sequenzen einzutippen/spielen reichen die Gummitasten mit ihren fest eingestellten Velocitywerten allemal.

Quirliger Spielspaß

Schauen wir uns als nächstes einmal das mitgelieferte Repertoire an Presets und Sounds an. Wie es sich für einen Analog-Synthesizer gehört, tönt es nicht zuletzt dank der Kraft von drei Oszillatoren in wohltuend angenehmer Vollfett-Stufe. Viele Presets bedienen sich der Sägezahnwellen, gerade für Bass-Sounds, die knurrig bis wohlig angenehm, aber auch mal aggressiv und verzerrt – dank Drive-Funktion – daherkommen. Aber irgendwie klingt alles immer sehr angenehm und rund, typisch analog eben. Doch der Uno Synth Pro X kann natürlich noch mehr. Geht’s in Richtung Rechteckwelle, kann er auch zart und subtil klingen. Mithilfe von Ringmodulation, FM und Sync-Funktion sind aber auch vielfarbige Lead- und Effekt-Sounds möglich. Auffallend: Auch hier sorgt die Drive-Funktion wieder für die nötige Portion Schärfe, die aber nie unangenehm spitz oder harsch klingt.

Das Arsenal an Werkspresets gibt im Test eine eindrucksvolle Vorstellung ab, was mit dem Uno Synth Pro X alles möglich ist. Dabei nutzen sie auch weidlich die integrierten Effekte, die mitunter – hier die Delays – eine gewichtige Rolle für die Sounds und Sequenzen spielen. Erwartungsgemäß finden sich eine Vielzahl an Bass-Sounds und Sequenzen. Viele Presets frönen unterschiedlicher Dancefloor-Stile von etwa Techno, über Acid bis hin zu Wobble. Es gibt auch eher ruhiger, elegische Sequenzen mit Intro-Charakter, die teils an den mächtigen Industrial-Elektro-Sound von Gary Numan erinnern. Eine Vielzahl an Presets kommt im Paraphonic-Modus. So gibt es eine Menge an Lead-Sounds mit entsprechenden Hooklines, die in perlenden Dreiklangsbrechungen oder treibenden Akkordfolgen erklingen. Beeindruckend fallen die Percussion- und Drum-Presets aus, die, obwohl es ja „nur“ ein monophoner Synthesizer ist, teils mit Grooves aus Bass-Drum, Snare und Hihat oder Bass-Drum plus rhythmischer Bass-Sequenz daherkommen.

Ein ganz breites Grinsen bekomme ich immer wieder, wenn sich die Sounddesigner an der Reproduktion von Sequenzen und Sounds bekannter Songs und Bands versuchen, was zu einem par force-Ritt durch die 80er- und 90er-Jahre führt. So gibt sich das „Model“ von Kraftwerk ein Stelldichein mit „Don’t go“ von Yazoo, dem „Smalltown Boy“ von Bronski Beat, „Blue Monday“ von New Order und „Insomnia“ von Faithless. Doch das Beste kommt zum Schluss: Der Bassline-Modus.

Wie erwähnt, emuliert er das Verhalten einer Roland TB-303, wobei nicht nur die Hüllkurve ein anderes Verhalten besitzt, sondern auch die maximale Frequenz der Filter auf entsprechendes TB-303 Niveau gesenkt wird. Eine Reihe von Presets warten mit den typisch schmatzenden, bisweilen vogelzwitscherartigen Filtersounds auf. Im Test schalte ich auch bei anderen Presets immer wieder auf den Bassline-Modus, was mit einer teils drastischen Klangänderung einhergeht. Den Rest erledigt das Herumspielen an den Filtern und der Hüllkurve, respektive an Attack, Decay, Accent und Accent Decay. Das macht nicht nur Spaß, sondern auch hochgradig süchtig.

Fazit

Der Uno Synth Pro X von IK Multimedia erweitert die Analog-Synthesizer-Serie des Herstellers um ein Instrument mit Schwerpunkt auf Step Sequencing. Dank einer Vielzahl an Bedienelementen sorgt das Instrument für quirligen, inspirierenden und immerwährenden Spielspaß, den seine älteren Geschwister so nicht bieten können. Mit dem integrierten Bassline-Modus dürfen sich die unzähligen TB-303 Klone und Nachfolger am Markt ab sofort mit einem mächtigen Mitbewerber auseinandersetzen, der in Sachen Klangerzeugung und Sequencing eine willkommene Alternative bildet, die obendrein noch ungleich farbenprächtiger und flexibler daherkommt.