Anschlussfreudiger Tasten-Wizard
Arturia baut sein Angebot an kompakten Controllern weiter aus und stellt mit dem Keystep-Modell einen USB-Instrumenten-Controller vor, der weit mehr ist als ein schnödes Keyboard. Im Test erfahren Sie, was der Winzling leistet und für wen er sich eignet.
Von Georg Berger
Der Kreis schließt sich. Nach dem Beatstep (Test in Heft 08/2014) und dem Beatstep Pro (Test in Heft 11/2015), die sich mit ihren Drumpads primär an Beat-Bastler, Sample- und Loop-Jünger sowie Groove-Dompteure richten, war es nur eine logische Konsequenz, am Ende auch einen Keyboard-Controller auf den Markt zu bringen. Et Voilà: Kaum ein Jahr nach Einführung des Beatstep Pro präsentiert der französische Hersteller mit dem Keystep-Modell einen USB-Keyboard-Controller, der viele pianistisch ambitionierte Anwender anspricht und dabei eine Reihe von Features seiner beiden Brüder übernommen hat. Ebenso wie der Beatstep Pro empfiehlt sich auch der Keystep-Controller als Schaltzentrale um simultan gleich mehrere Klangerzeuger über verschiedenste Schnittstellen anzusteuern. Ein integrierter Arpeggiator und ein Sequenzer machen schließlich das Leben leichter, wenn es um ein bequemes Einfliegen von perlenden Melodien und pumpenden Staccato-Pattern geht. Kostenpunkt: rund 130 Euro, was auf einem Niveau zwischen den beiden Beatstep-Modellen liegt.
Keystep verfügt über 32 Spiel-Tasten, sprich: Zweieinhalb Oktaven, und sticht damit schon einmal aus dem Heer der Kompakt-Controller mit 25 Tasten in Sachen Spielmöglichkeiten heraus. Damit ist das Gehäuse rund fünf Zentimeter breiter als ein Laptop. Sehr schön: Die Tasten selbst sind zwar aus Kunststoff. Doch es sind keine Mini-Tasten wie etwa im Minilab-Controller aus gleichem Haus (Test in Heft 10/2013). Mit neun Zentimetern Länge sind sie zwar nur etwa halb so lang wie bei einem Fünf-Oktaven-Keyboard, aber dennoch ungleich komfortabler zu spielen als die Minitasten des Minilab-Controllers. Zudem verfügen sie über die gleiche Breite wie normal große Tasten. Die Tasten besitzen dabei eine Flügel-Optik, will heißen, die Tasten setzen sich am unteren Rand weiter fort und schließen bündig mit dem Gehäuse ab. Das wirkt nicht nur edel, sondern weckt auch Begehrlichkeiten in Sachen Spielgefühl. Dass wir für den geforderten Verkaufspreis keine Hammermechanik erwarten können, dürfte klar sein. Dennoch besitzt die Tastatur ein etwas zäheres Ansprechverhalten, was ein wenig schwergängiger ist, als bei herkömmlichen Keyboards/Synthesizern und somit ganz leicht in Richtung Klavier/Flügel geht. Im Test – haben wir schon erwähnt, dass die Tastatur sowohl anschlagsdynamisch, als auch aftertouchfähig ist? – kommt uns diese Piano-ähnliche Schwergängigkeit unserem Spiel jedenfalls sehr entgegen. Dafür gibt’s, wenngleich das auch Geschmackssache ist, schon einmal ein Extra Lob.
Keyboard, Arpeggiator und Sequenzer in Einem
Jedenfalls setzt sich das Keystep-Modell
mit diesen Eigenschaften schon einmal von den Mitbewerbern ab. Allerdings verfügen diese zum Großteil über Drehregler zum Editieren von Software-Instrumenten oder DAWs, wohingegen der Arturia-Neuling nur in homöopathischen Dosen damit aufwartet. Das ist aber kein Nachteil, wie wir gleich sehen werden, denn der Keystep-Controller verfolgt ein eigenes Konzept jenseits universeller Einsatzmöglichkeiten, zumal Arturia mit dem Minilab-Controller bereits etwas entsprechend kompaktes im Portfolio besitzt.
Der Keystep-Controller setzt vielmehr auf ein komfortables Produzieren und Spielen von Akkorden und Melodien und will sich primär als Performance-Instrument empfehlen, was ihn geradezu für den Live-Einsatz prädestiniert, der aber auch im Studio als Inspirations-Unterstützung durchaus sehr gute Dienste leistet.
Für diese Zwecke besitzt der Keystep onboard einen wechselweise per Schalter aufrufbaren Arpeggiator oder Step-Sequenzer. Letztgenannter kann 64 Steps pro Sequenz speichern, wobei jeder Step achtfach polyphon belegbar ist. Acht Sequenzen können schließlich im internen Speicher der Hardware abgelegt werden. Um beide Features nutzen zu können, müssen die Transporttasten bemüht werden. Im Arpeggiator-Modus reicht der Druck auf den Play-Button und über die beiden Drehschalter können wir jeweils acht Arpeggio-Muster und Taktraster wählen. Mit Hilfe des Rate-Reglers kontrollieren wir das Tempo, was aber auch alternativ durch Tippen auf der Tap-Taste möglich ist. Mit der Stop-Taste deaktivieren wir den Arpeggiator schließlich. Ein Druck auf die Hold-Taste führt einen Latch-Modus aus, der das Arpeggio ohne Tastenbetätigung ostinat durchlaufen lässt. Bemerkenswert: In diesem Modus können weitere Noten hinzugefügt werden, maximal 32, um aus kleinen Dreiklangsbrechungen auf dramatische Weise polyrhythmische Melodie-Wände zu zaubern.
Mittler zwischen Soft- und Hardware-Synths
Im Sequenzer-Modus geschieht die Bedienung und Einstellung auf die gleiche Weise, nur kommt jetzt noch der Record-Button ins Spiel, um Sequenzen aufnehmen zu können. Dabei können wir Melodien und Akkorde sowohl Schritt für Schritt, als auch in Echtzeit aufnehmen. Bei letzterem gilt es aber, sich daran zu gewöhnen, dass die gedrückten Tasten stets in ein vorgewähltes Takt-/Schrittraster eingefügt werden.
Der Time-Division-Drehschalter gibt auch in diesem Modus wieder das Taktraster, respektive die Quantisierung vor und über den Rate-Regler oder den Tap-Button steuern wir abermals das Tempo. Der Modus-Drehschalter erlaubt hingegen das Aufrufen der maximal acht im Gerät gespeicherten Sequenzen. Sehr schön: Mit Hilfe der Shift-Taste können wir beim Drehen des Modus-Reglers Sequenzen überspringen, um anschließend etwa von Sequenz drei, nahtlos und ohne weitere Stolperer oder Atempausen auf Sequenz sieben umschalten zu können.
Aber damit ist noch lange nicht Schluss in Sachen Ausgestaltung von Sequenzen und Arpeggien. Über die vorhin erwähnte Shift-Taste ist eine zweite Bedien-Ebene erreichbar über die sich weitere Features ansteuern und ausführen lassen, was zumeist über die Keyboard-Tasten geschieht. Außer einer Umschaltmöglichkeit des MIDI-Kanals können in beiden Modi die Gate-Länge oder anders ausgedrückt, die Notenlänge sowie eine Swing-Funktion in diskreten Schritten angewendet werden. Im Test verwandeln wir damit eine staccato gespielte Bass-Sequenz in eine cremig-legato klingende Melodie.
In Kombination mit den Transport-Tasten und dem Tap-Button erreichen wir über die Shift-Taste weitere Features zum Ausgestalten von Sequenzen. So können wir Overdubs in bereits gespeicherte Sequenzen einspielen, es ist möglich Noten aus einer Sequenz zu löschen oder zu verlängern und auch überbinden zu können und bei Bedarf lässt sich die Sequenz auch per Restart-Funktion blitzschnell wieder neu starten.
Über die Tastenkombination Shift plus Hold aktivieren wir eine Akkord-Funktion, so dass sich per simplem Tastendruck Akkordmuster speichern und anschließend spielen lassen. Die Funktion ist sogar im Arpeggiator- und mit ein paar Abstrichen im Sequenzer-Modus wirksam. Die Oktav-Tasten zum Aufrufen der nächst höheren oder tieferen Tastatur-Lage sind im Shift-Modus mit pfiffigen Sequenzer-Funktionen belegt. So kann die Sequenz über Shift plus Octave Minus blitzschnell transponiert werden und die Keyboard-Play-Funktion erlaubt ein simultanes Abspielen der Sequenz und ein Live-Spiel auf der Tastatur, bei Bedarf sogar auf verschiedenen MIDI-Kanälen, was die Einsatzmöglichkeiten entsprechend erweitert.
Reichhaltige Anschlussmöglichkeiten
Doch das eigentliche Highlight, mit dem der Keystep-Controller seinen Mitbewerbern in der Kompakt-Klasse meilenweit davoneilt, findet sich auf der Stirnseite der Hardware, die, ähnlich wie der Beatstep Pro, mit einer fast schon überbordenden Zahl an Anschlüssen und Schnittstellen aufwartet.
Los gehts mit einer Mini-USB-Schnittstelle (das dazu passende Kabel wird mitgeliefert), gefolgt von einer Buchse zum
Anschluss eines Neun-Volt-Netzgeräts (nicht im Lieferumfang enthalten). Über USB kann der Keystep sowohl mit Strom, bei Bedarf auch mit einem USB-Netzgerät und sogar einer Powerbank, versorgt werden, als auch MIDI-Daten senden und empfangen. Weiter gehts mit einer CV-Schnittstelle zum Ansteuern älterer Synthesizer aus der Prä-MIDI-Ära oder neuerer Instrumente, die wieder auf diese althergebrachte Steuerungsmöglichkeit setzen. Der MiniBrute aus eigenem Haus ist dafür ein treffendes Beispiel. Sehr schön: Anders als seine Beatstep-Brüder verfügt der Keystep nicht nur für Anschlüsse zum Übertragen von Tonhöhe (Pitch) und Notenlänge (Gate), sondern auch über eine Modulations-Buchse, die bei Bedarf auf den Modulations-Strip geroutet werden kann und diverse Parameter am Empfänger steuern kann. Wer über entsprechende Eingänge verfügt kann darüber etwa das Filter-Cutoff oder die LFO-Geschwindigkeit regulieren.
Zwei Fünf-Pol-Buchsen (In und Out) runden die Ausstattung in Sachen MIDI schließlich ab, über die sich Synthesizer mit klassischer MIDI-Schnittstelle via Keystep ansteuern lassen. Zwei Miniklinken-Buchsen führen schließlich Sync-Signale in und aus der Hardware. Darüber können etwa alte Drumcomputer ins Setup eingebunden und synchronisiert werden, aber auch moderne Geräte wie etwa der brandneue Korg Volca FM, den wir auf Seite 84 in diesem Heft vorstellen. Wie es sich für ein Keyboard gehört, verfügt auch der Keystep über eine Buchse zum Anschluss eines Sustain-Pedals. Bemerkenswert: Das Pedal führt bei Bedarf auch die Funktion des Hold-Buttons aus, so dass sich darüber auch das Arpeggiator-Latch steuern lässt. Zwei DIP-Schalter erlauben es schließlich, die Synchronisation von intern auf extern umzuschalten, wahlweise auf die USB-Schnittstelle, die klassischen MIDI-Buchsen oder die Sync-Schnittstelle.
Mit dieser Ausstattung schwingt sich der Keystep, ebenso wie der Beatstep Pro-Controller, zu einer mächtigen Steuerzentrale auf, der als polyglotter Noten-Dompteur verschiedene Sprachen spricht und förmlich danach bettelt, alte, längst ausgemusterte Analog- und Digital-Schätzchen wieder abzustauben und zu reaktivieren. Keystep ist somit auch ein Mittler zwischen der computerbasierten Klangerzeugung und den Hardware-Synthesizern.
Kreativ einsetzbares Performance-Instrument
Wir entdecken uns jedenfalls im Test, wie wir in Kartons und Kisten rumwühlen, um längst ausgemusterte Klangerzeuger für den Test im Verbund mit dem Keystep wieder herzvorzuholen. So steuern wir schließlich über die klassische MIDI-Schnittstelle den guten alten Yamaha TX 81 Z, via Sync binden wir den Korg KPR 77 Drumcomputer ins Setup und unseren Korg Mono/Poy steuern wir via CV/Gate an. Das alles zusammen führt uns nicht nur auf eine nostalgische Reise zurück in die 80er Jahre, sondern wirkt auf uns auf seltsam eigentümliche Weise äußerst inspirierend. Ehe wir uns versehen, finden wir uns wie ein Alchimist in seinem Labor vor, der mit verschiedenen Chemikalien und Mixturen hantiert. Wir schrauben an den Geräten herum, hören was in Echtzeit passiert und steuern Melodik und Harmonik einzig vom Keystep aus. Das ist einfach nur herrlich.
Damit das aber alles reibungslos funktioniert sind zuvor einige Einstellungen notwendig, die aber nicht über die vergleichsweise überschaubar ausgestattete Hardware erfolgt. Ebenso wie bei seinen Brüdern und auch allen anderen Keyboard-Controllern von Arturia, muss dazu die kostenlose „MIDI Control Center“ Anwendung bemüht werden, die detaillierte Einstellmöglichkeiten in sämtliche Funktionen und Schnittstellen gewährt. Erst dadurch wächst der Keystep zu einem äußerst mächtigen Werkzeug, dessen Möglichkeiten man ihm rein äußerlich gar nicht zutraut. Ausstattung und Bedienmöglichkeiten erinnern uns dabei stark an die des Beatstep Pro. Sämtliche Features des MCC vorstellen zu wollen, würde aber den Rahmen des Artikels sprengen, weshalb wir uns auf die bemerkenswertesten Features konzentrieren. Außer reichhaltigen Möglichkeiten zum Einstellen von MIDI-Kanälen auf die Tastatur, die Transporttasten, die Transponierungs-Funktion, das Verhalten des Hold-Modus respektive Sustain-Pedals, kann die CV-Schnittstelle nach allen Regeln der Kunst eingestellt werden. Sowohl Volt/Oktave- als auch Hertz/Volt-Modi sind verfügbar, die Modulations-Spannung ist in einem Bereich zwischen fünf bis zwölf Volt einstellbar und am Gate-Anschluss können bei Bedarf die drei Modi S-Trigger oder V-Trigger mit wahlweise fünf oder 12 Volt eingestellt werden. Damit dürften sowohl alte Synthie-Schätzchen als auch Analog-Boliden neueren Datums erfolgreich vom Keystep angesteuert werden. Last but not Least stehen auch diverse Synchronisations-Modi zur Auswahl um das via Sync angeschlossene Gerät mit den Sequenzen des Keystep zu synchronisieren. Außer 24 und 48 PPQ-Werten sind auch drei 1 Step-Modi verfügbar, sogar der 1 Step Pulse-Modus, den beispielsweise die Korg Volca-Instrumente benötigen.
Per Reiter kann schließlich sogar ein Sequenzer-Editor in Form einer Pianorollen-Ansicht aufgerufen werden, um darin bequem Sequenzen zu editieren oder zu programmieren. Per Synchronize-Button müssen wir im Test dazu erst einmal die Hardware mit dem MCC synchronisieren. Im Working Project-Feld können wir den Keystep nach Herzenslust editieren und anschließend wahlweise auf dem Rechner speichern oder in die Hardware transferieren. Insgesamt verfügt Keystep im Zusammenspiel mit dem MCC über eine Vielzahl an Features, die zielgerichtet auf ein reibungsloses Spielen und Ansteuern angeschlossener Instrumente ausgelegt sind und den Universal-Controllern – Stichwort Anschlüsse – davoneilen. Dafür fehlen allerdings Möglichkeiten zum Umschalten von Presets und Banks, die wir uns durchaus gewünscht hätten, was aber via Firmware-Update durchaus noch nachgereicht werden könnte.
Fazit
Arturia erweitert mit dem Keystep-Modell seine Serie an pfiffig ausgestatteten Performance-Controllern um ein kompaktes Zweieinhalb-Oktaven-Keyboard, das trotz oder gerade aufgrund seiner Größe sehr komfortabel spielbar ist. Ebenso wie seine Brüder empfiehlt sich der Keystep mit seinen Anschlüssen und Schnittstellen nicht nur als MIDI-to-CV und MIDI-to-Sync-Konverter, sondern auch als mächtige Schaltzentrale zum simultanen Ansteuern von Soft- und Hardware-Instrumenten. Keystep fungiert dabei erfolgreich als Mittler zwischen Soft- und Hardware(-Instrumenten). Zusammen mit dem integrierten Arpeggiator und dem Sequenzer fügt Arturia noch willkommene Spielhilfen hinzu, die nicht nur Spaß machen, sondern auch inspirierend wirken. Daumen hoch für ein sehr gut durchdachtes Konzept.
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