Ring frei zur dritten Runde
Mackie verdient zu Recht einen guten Ruf, wenn es um die Entwicklung robuster und gut klingender Mischpulte geht. Das ist jedoch kein Grund für die Amerikaner, sich auf den Lorbee-ren auszuruhen. Dies beweist die neue Serie an Kompakt-Mischern mit der Bezeichnung VLZ3, die mit einigen Neuheiten und Verbes-serungen aufwartet. Professional audio Maga-zin hat das Modell 1642-VLZ3 einem ausführli-chen Test unterzogen.
Von Georg Berger
Es ist schon bemerkenswert, dass auf dem Gebiet analoger Mischpulte noch längst nicht das entwicklungstechnische Ende gekommen zu sein scheint. Dem Thema lassen sich nach wie vor neue Aspekte hinzufügen. Manchmal kommen sie sehr offensiv daher etwa durch ein neuartiges Mixing-Konzept oder durch Hinzu-fügen völlig neuer Komponenten. Ein anderes Mal erscheinen die Innovationen eher unmerk-lich und in Form von Überarbeitungen eines bereits existierenden Modells. So jetzt gesche-hen bei der nunmehr dritten Generation der VLZ-Mischpult-Serie von Mackie. Denn das getestete 1642-VLZ3 Pult bietet von seiner Ausstattung her zunächst einmal nichts, was sein Vorgängermodell, das 1642-VLZ Pro, nicht auch schon hatte. Die Überarbeitungen und Neuheiten kommen eher auf leisen Sohlen daher. Das Haupt-Feature im VLZ3-Pult sind die überarbeiteten XDR-Mikrofon-Vorverstärker, sinnigerweise XDR2 genannt. Auffällig an dem knapp 830 Euro teuren Neuling ist jedoch zunächst einmal sein aufgefrischtes Äußere. Anstelle des typischen grauen Farbtons, der als Hauptfarbe alle bisherigen Mackie-Pulte beherrscht, wartet das 1642-VLZ3 mit einer Gehäusewanne aus silberfarbigem Metall auf, die an der Unterseite durch eine schmeichelnde Rundung gefällt. Damit hebt sich der Neuling deutlich von seinen Brüdern und Schwestern ab. Das Gegenstück, die einteilige Oberseite in Form einer rechtwinkligen Metallplatte, die somit auch die Stirnseite abschließt und auf der sich sämtliche Anschlüsse und Bedienelemente finden, zeigt sich hingegen wieder er-wartungsgemäß in grau. Mit etwas über acht Kilogramm ist der Kompakt-Mischer nicht gerade ein Leichtgewicht und vermittelt Stabilität und Robustheit. Streng voneinander getrennt versammeln sich auf der Oberseite die Eingangs- und auf der Stirnseite die Aus-gangs-Buchsen.
Das Layout der Kanalzüge und der Master-Sektion ist gleich geblieben. Unser Testkandidat verfügt über 16 Eingangskanäle, vier Subgruppen, einen Summen- und separa-ten Control Room-Ausgang, zwei Kopfhörer-Buchsen, sowie zwei Pärchen Cinch-Buchsen zum Anschluss eines CD-/MD-Recorders, die ihre Signale direkt auf die Hauptausgänge geben beziehungsweise von dort aufnehmen können. Besonderheit: Die XLR-Ausgänge lassen sich per Druckschalter um 40 Dezibel absenken und bieten die Möglichkeit, das Summen-Signal in einen zweiten Mischer einzuspeisen. Typisch für Mackie: Ein zusätzlicher regelbarer Summen-Ausgang in mono. Das Pult verfügt über 12, klassisch ausgestattete Kanalzüge mit zehn XLR- und 16 Klinken-Eingängen. Die ersten acht Kanalzüge sind in mono ausgelegt, verfügen über XLR-, Line- und Insert-Anschlüsse – Post-Gain und Pre-Equalizer -, sowie über einen dreibandigen Equalizer mit semiparametrischen Mitten und Direct outs, ebenfalls Prefader und Pre-Equalizer ausgelegt. Die übrigen vier Kanalzü-ge besitzen Line-Eingänge in stereo mit jeweils zwei Klinken-Buchsen und einen vierbandigen Equalizer mit festen Frequenzbändern. Die Kanalzüge neun und zehn enthalten darüber hinaus noch jeweils einen Mono-XLR-Eingang. Die Mikrofon-Anschlüsse werden zusätzlich von einem Trittschallfilter, der bei 75 Hertz einsetzt, vervollständigt. Alle Channel-Strips verfügen über vier Aux-Sends, von denen sich die ersten beiden per Schalter von Post- auf Prefader umschalten lassen. Der Signalfluss durch die Komponenten folgt, anders als bei der Onyx-Serie, in der klassischen Reihenfolge Eingangsverstärker, Aux-Sektion, Equalizer, Panpot und Fader inklusive Schaltmöglichkeit des Signals auf die Summe oder die Subgruppen eins und zwei beziehungsweise drei und vier. Anders als bei vielen Mitbewerbern verfügt das Pult über vier Stereo-Returns, die das Pult somit für klassische Recording-Zwecke prädestiniert. Durch die Umschaltmöglichkeit der ersten zwei Sends ist es jedoch in gleichem Maße gut gerüstet für kleinere Live-Beschallungen, um Bühnen-Monitore mit Abmischungen zu ver-sorgen.
Überschaubar, jedoch mit einigen pfiffigen Features stellt sich die Master-Sektion dar. Den Reigen eröffnen die Master-Regler für die ersten beiden Sends, die sich sogar auf solo schalten lassen. Bemerkenswert sind die zusätzlichen Features der vier regelbaren Re-turns: So lassen sich per Drehregler die Signale der ersten beiden Returns noch einmal auf die Aux-Sends eins und zwei hin-zumischen. Signale an Return drei sind durch zwei Druckschalter wahlweise auf die Summe oder die Subgruppen eins und zwei oder drei und vier schaltbar. Der vierte Return erlaubt schließlich das wahlweise Routing auf die Summe oder auf den Control Room und die Kopfhörer-Kanäle, die ihrerseits separat in der Lautstärke regelbar sind. Eine kleine Matrix aus vier Druckschaltern erlaubt das paarweise Routing der Subgruppen, der Summe oder der Cinch-Eingänge auf den Control Room und die Kopfhörer. In Verbindung mit den Returns las-sen sich damit sehr flexible Abhör-Szenarien gestalten. So ist es möglich die Subgruppen inklusive Effekt-Anteil zwecks separaten Abhörens aus dem Haupt-Mix zu nehmen und isoliert auf den Control Room Ausgang zu schicken. Mit Hilfe des vierten Returns ist etwa die Einrichtung eines Talkback-Kanals möglich, der Signale nur zwischen Aux-Send und Control-Room/Kopfhörer hin- und herschickt. Die auf solo geschalteten Signale sind separat in der Lautstärke regulierbar. Ihr Abgriff kann wahlweise Pre- oder Postfader erfolgen. Vorsicht ist also geboten, wenn der Solo-Kanal im Postfader-Modus abgehört wird und das Solo-Level lauter eingestellt ist als der Kanalfader.
Zusätzlich erlaubt das 1642-Pult, sämtliche Returns solo abzuhören. Per Drucktaster routen sie sich additiv in den Solo-Kanal hinzu. Schließlich lassen sich die Subgruppen per Drucktaster auf den linken, rechten oder beide Summen-Ausgänge schalten. Besonderes Feature: Die Subgruppe verfügt über acht separate Ausgänge, die jeweils paarweise ein Subgruppen-Signal führen. Sinn und Zweck dieser Ausführung: Bei ausschließlicher Nutzung der Subgruppen-Ausgänge als Aufnahmekanäle in Verbindung mit einem acht-Kanal Recorder erspart man sich die lästige Neuverkabelung der Subgruppen-Ausgänge mit den zweiten vier Eingängen des Recorders. Ein simples scharf schalten der Aufnahmekanäle am Recorder genügt. Durch geschicktes Routing der Eingänge auf die einzelnen Subgruppen lassen sich auf diese Art mannigfaltige Signal-Kombinationen auf separate Spuren aufnehmen und das jenseits des Routings auf den Hauptausgang. Das Mackie 1642-VLZ3 bietet noch weitaus mehr Möglichkeiten Signale sowohl im Studio als auch Live miteinander zu verschalten, aufzunehmen und auszugeben, die alle aufzuzählen den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Wem die Anzahl verfügbarer Mikrofon-Anschlüsse zu wenig ist, kann auf das ebenfalls 16-kanalige Modell 1604-VLZ3 ausweichen, das in jedem Channel-Strip mit Mikrofon-Eingängen aufwartet und ein wenig anders konzeptionisiert ist als die 1642er Variante.
In unserem Messlabor macht das Mackie-Pult zum Großteil eine sehr gute Figur, wenngleich es einige Auffälligkeiten zu vermerken gibt. Schon zu einer Selbstverständlichkeit gerät der lineare Frequenzgang des Pultes, der erst ab 25 Kilohertz merkbar aber klanglich ohne Aus-wirkungen absinkt. Die Werte für Fremd- und Geräuschspannungsabstand ergeben für die Mikrofon-Eingänge exzellente Werte von 85,3 und 88,9 dBu. Die Messung der Line-Eingänge ergibt einen um cirka zweieinhalb bis drei dBu höheren Wert. Das Übersprechen ist mit einem gemessenen Wert von -70 dB bis ein Kilohertz vorbildlich. Bis hinauf zu 20 Kilohertz steigt die Kurve auf immer noch gute -50 dB an. Auffällig gerät das Ergebnis der Klirrfaktor-Messung: Im relevanten Bereich zeigt der Verlauf der Kurve einen exzellenten Wert von 0,006 Prozent. Doch unterhalb von 100 Hertz steigt die Kurve kontinuierlich an bis auf einen Wert von 0,4 Prozent. Die Messung der Gleichtaktunterdrü-ckung zeigt, dass Kabel von über 20 Metern Länge nicht verwendet werden sollten. Im Bereich von 300 Hertz bis hinauf zu 20 Kilo-hertz verläuft die Kurve zwar in einem Bereich zwischen sehr guten -60 bis -75 dB. Doch zwischen 300 Hertz bis hinab zu 20 Hertz fällt die Gleichtaktunterdrückung auf -35 dB.
Im obligatorischen Hörtest widmen wir uns zuerst den klanglichen Qualitäten des Equalizers. Er weiß gleichermaßen durch Musikalität, analytische Präzision und mit hohen Leistungsreserven zu überzeugen. Die semiparametrischen Mitten, regelbar in einem Bereich von 400 Hertz bis acht Kilohertz, erlauben detaillierte und gefühlvolle Eingriffe in den Klang: Entzerrungen wirken tatsächlich nur dort wo man sie auch vorsieht. Das Höhenband ist in der Lage, Aufnahmen einen gehörigen Schuss Silbrigkeit zu verleihen. Bassfrequenzen lassen sich kraftvoll, aber ohne unangenehm zu wirken, verstärken. Je nach Material ist jedoch Vorsicht bei der Anhebung von Bass- und Mittenfrequenzen geboten. Im Test erklingt eine akkordisch gespielte Gitarre nachhaltig verzerrt. Das Zusammenspiel aller Frequenzbänder vermag aus einer Aufnahme eine breite Palette unterschiedlicher Klangfarben herauszuholen. Der Klang einer Gitarre lässt sich durch gezielte und subtile Eingriffe aufwerten, sie erhält einen edlen Glanz. Der Grundklang des Equalizers, selbst in Extremstellungen der Gain-Regler, ist als durchaus fein und ange-nehm zu umschreiben.
Beim Hörtest der neuen im Pult verbauten XDR2-Vorverstärker lassen wir das Mackie-Pult gegen das Onyx 400 F Audio-Interface aus eigenem Hause, sowie gegen den Lake People F335 Mikrofon-Vorverstärker antreten. Ergebnis: Die XDR2-Vorverstärker wissen durch Transparenz und Seidigkeit zu überzeu-gen. Die Auflösung ist sehr gut und vermag Frequenzen bis ganz nach oben hin sauber durchzureichen. Sprach- und Gesangsaufnahmen erklingen sehr klar und authentisch. Feindynamische Unterscheide arbeitet das kleine Pult sogar besser als der Onyx 400 F heraus und schließt damit gar fast auf den Lake People F335 auf. In Bezug auf die räumliche Auflösung vermag es jedoch mit dem Lake People nicht mitzuhalten, wenngleich es immer noch Hauch offener und luftiger klingt als der Onyx 400 F – eine stolze Leistung der neuen Vorverstärker.
Gitarrenaufnahmen mit Mikrofon fördern schließlich neue klangliche Erkenntnisse zu Tage: Die XDR2-Vorverstärker neigen zu einer minimalen Betonung der Bassfrequenzen, die der Gitarre durchaus schmeicheln und ihr mehr Körper und Volumen verleihen. Doch anders als der Onyx 400 F, der seinerseits durch eine Betonung des Mittenspektrums Aufnahmen eine gewisse Wärme verleiht, zeigt sich das 1642er-Pult in der Übertragung der übrigen Frequenzanteile neutral. Fingergeräusche auf dem Griffbrett und das Anschlags-Attack der Saiten werden präzise abgebildet. Dasselbe Ergebnis zeigt sich auch bei der Aufnahme eines E-Bass über eine DI-Box. Das Instrument klingt im Bassbereich knurrig, ohne jedoch verzerrt zu wirken. Das schmälert jedoch nicht den klanglichen Gesamteindruck, den wir von der zweiten Generation der XDR-Vorverstärker und somit auch vom 1642-VLZ3 gewonnen haben – im Gegenteil.
Fazit
Mit dem 1642-VLZ3 beweist Mackie einmal mehr sein Know-how in Sachen Mischpult-Entwicklung. Der Mixer profiliert sich durch ei-nen kraftvollen und gut klingenden Equalizer und der Klang der zweiten Generation der XDR-Vorverstärker schielt eindeutig in Rich-tung Highend-Lager. Das Preis-Leistungsverhältnis ist nur als hervorragend zu nennen.
Erschienen in Ausgabe 04/2007
Preisklasse: Mittelklasse
Preis: 830 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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