Eine Frage des Charakters
Den Einstand seiner Firma Kush Audio hat Entwickler Gregory Scott, besser bekannt als UBK, mit einer modifizierten Version des Full Analog Tape Simulator und Optimizers – kurz: FATSO – von Empirical Labs gegeben. Herausgekommen ist ein charakterstarker Boutique-Kompressor, der es besonders in puncto Sounddesign faustdick hinter den Vintage-Knöpfen hat.
Von Michael Nötges
Rund 70 Kilometer nordwestlich von New York, genauer gesagt in West Milford, kümmert sich Gregory Scott mit seinem Unternehmen Kush Audio um den guten analogen Ton. Sein bereits 2009 erschienenes Erstlingswerk ist die Modifikation des Zweikanal-Charakterkompressors FATSO von Empirical Labs, dem Scott den Namen UBK FATSO verliehen hat. Die Antwort des Entwicklers auf die Frage, was der FATSO eigentlich sei, wäre wahrscheinlich so etwas wie: „unique“. Denn ähnlich charmant beantwortet er auf der Kush Audio-Homepage die Frage, warum seine Produkte braun seien, kurz mit „darum“. Etwas präziser ist da schon die Bezeichnung analoger Sound-Prozessor. Am besten charakterisieren den UBK FATSO aber seine vier Module: Kompressor, Generator harmonischer Verzerrungen und Soft-Clipper, HF-Limiter für den Warmth-Effekt und der schaltbare Trafo-Schaltkreis zur Simulation alter Übertrager-Sounds. Dabei handelt es sich bei der UBK-Variante eigentlich um den FATSO EL-7 des Pro-Audio-Herstellers Empirical Labs, bei dem Scott einzig das Kompressor-Modul nach seinen Vorstellungen modifiziert hat. Ansonsten ist bis auf das Frontplatten-Design alles gleich.
Um den UBK FATSO näher kennenzulernen ist es zunächst hilfreich, sich sein komplexes Schaltkreis-Design vor Augen zu führen: Das Signal durchläuft zunächst die Eingangsstufe, welche bestimmt, wie stark die folgenden vier Soundmodule in den Klang eingreifen. Will heißen: Eine hohe Eingangsverstärkung führt zu starken Effekten, eine niedrige zu geringen Klangmanipulationen. Der Output-Regler sorgt für das Anpassen der Ausgangslautstärke, um nachfolgende Geräte mit einem optimalen Pegel zu versorgen. Das Zusammenspiel beider Regler bestimmt also wesentlich den Klangcharakter eines Settings. Interessant wird es zwischen In- und Output-Regler: Das Signal durchläuft alle vier Soundmodule nacheinander, die überdies miteinander interagieren. Die eingestellte Kompression hat also Auswirkungen auf die hinzugefügten harmonischen Verzerrungen und den Warmth-Effekt und beide zusammen wiederum auf die abschließende Trafo-Sättigung. Das Kompressor-Modul, der Warmth-Effekt und die Trafoschaltung lassen sich dabei auch komplett aus dem Signalweg entfernen, sodass der UBK FATSO dann lediglich – je nach Eingangsstufen-Einsatz – harmonische Verzerrungen erzeugt und als charaktervoller Soft Limiter fungiert.
Das digital gesteuerte Analog-Outboard macht sich dafür sowohl die Vorteile integrierter Schaltkreise zunutze, als auch die Vorzüge diskret aufgebauter Schaltungen. Entscheidend ist letztlich aber kein diskretes Bauteil-Dogma, sondern das exklusive Ergebnis, das mit kompromisslosem Sound und optimaler Funktionalität glänzen will. Das hat natürlich seinen Preis: Der UBK FATSO kostet stolze 3.152 Euro und ist damit noch einmal knapp 500 Euro teurer als das Standard-Gerät (UVP: 2.676 Euro).
Bei näherer Betrachtung wird allerdings auch schnell klar warum: Zunächst ist die Verarbeitung des UBK FATSO sehr ordentlich und ein Blick ins Innere offenbart eine wahre Materialschlacht sowie ein sehr aufwändiges Design. Besonders positiv fallen ansonsten die üppigen Vintage-Drehregler mit ihrer feinen Randskalierung auf sowie die fest mit der Gehäuserückwand verschraubten Anschluss-Buchsen. Dabei hat sich der Hersteller im Zeichen der Flexibilität nicht lumpen lassen und sowohl Ein- als auch Ausgänge mit zwei Buchsen (XLR und 6,35-mm-Klinke) ausgestattet. Zusätzlich verfügt jeder der beiden Kanäle über einen Insert-Weg, der allerdings nicht als klassischer Sidechain für das Hauptkompressor-Modul fungiert. Vielmehr dient er als Hilfsweg für das Harmonic-Distortion-Modul. Dazu später mehr. Mithilfe der beiden External Link-Buchsen (In/Out) lassen sich mehrere UBK-FATSOs für Surrround-Anwendungen bis 5.1 kaskadieren. Gleichzeitig dient dieser Einschleifweg aber auch als Sidechain des VCA-Kompressors, um beispielsweise frequenzabhängige Kompressionen durch einen externen Equalizer durchzuführen.
Die braune Frontplatte des eine Höheneinheit messenden Schmalhans ist auf engem Raum mit zahlreichen Status-LEDs und jeweils zwei Meter-Ketten pro Kanal gespickt. Das sieht im ersten Moment stark nach kreativem Chaos aus, entpuppt sich aber nach kurzer Zeit als durchaus logische und ergonomisch sinnvolle Angelegenheit. Meter-Anzeigen für den Ein- oder Ausgangs-Pegel sucht man allerdings vergebens, was bei einer ausgewiesenen Sound-Machine kein Wunder ist. Der UBK FATSO ist außerdem bewusst so konzipiert, dass auch extreme Einstellungen möglich sind, das Ergebnis aber eigentlich immer irgendwie verwertbar klingt. Vielleicht tönt es extravagant, aber niemals wirklich schlecht, so die Produktphilosophie. Die beiden LED-Ketten zeigen also keine Ein- oder Ausgangspegel, sondern jeweils unterschiedliche Gain Reductions an: Die obere Kette gibt Auskunft über die Aktivität des Warmth-Effekts (Gain-Reduction bei 20 Kilohertz). Die untere signalisiert die Aktivität des VCAs. Übersteigt das Signal zusätzlich den Threshold des integrierten Soft Clipper-Schaltkreises, helfen die beiden Statusanzeigen ‚Comfy‘ (THD+N-Werte liegen bei einem Prozent) und ‚Roast‘ (THD+N-Werte erreichen fünf Prozent) den Überblick zu bewahren und ein ‚Überheizen‘ des Sounds zu vermeiden.
Der Warmth-Taster mit den im Halbreis darüber installierten LEDs erklärt sich eigentlich von selbst: Die sieben Wärmestufen können von lau bis heiß durchgesteppt werden. Eine Besonderheit hat der Warmth-Taster allerdings zusätzlich: Hält man den des ersten Kanals gedrückt und bedient gleichzeitig das Pendant von Kanal zwei, sind beide Module für den Stereobetrieb verlinkt. Die „Linked“- LEDs leuchten dann mit dem Ergebnis auf, dass die Gain Reduction gekoppelt ist und der Trafo/Bypass-Button des linken Kanals automatisch den des rechten mitsteuert. Für die Kompressor-Modi gibt es eine „Ampel“-Anzeige, die platzsparend mit drei übereinander angeordneten LEDs die Auswahl von insgesamt sieben Presets anzeigt. Die Presets ‚Splat‘, ‚Smooth‘ und ‚Spank‘ haben ihre eigene Leuchte (grün, gelb, rot). Für den ‚Glue‘-Modus erglimmen die oberen beiden LEDs gleichzeitig. Bei den kombinierten Kompressor-Einstellungen wie ‚Splat‘ + ‚Spank‘ sind die jeweiligen LEDs gleichzeitig aktiv. Im ‚Glue‘ + ‚Spank‘-Modus leuchten logischerweise dann alle drei Anzeigen. Der Vorteil dieser Ampelschaltung liegt auf der Hand: Effizienz durch wenige Bauteile. Die Presets sind dadurch aber immer nur sukzessiv hintereinander und nicht direkt anwählbar.
Bevor ich zu den Messwerten und dem Hör- und Praxistest komme, lohnt ein genauer Blick auf die Wirkungsweise der vier Soundmodule: Der UBK FATSO arbeitet mit Kompressor-Presets die jeweils einen festgelegten Threshold haben. Wie beim UA 1176, LA-2A (Test in Heft 4/2007) oder dem Gates Sta-Level wird die Gain Reduction, sprich das Regelverhalten durch das Zusammenspiel von Ein- und Ausgangspegelsteller bestimmt. Im Unterschied zum Standard-FATSO hat Scott sehr unterschiedliche Thresholds für seine Presets gewählt, sodass jede Voreinstellung neu und anders reagiert.
Das ‚Splat‘-Preset ist Scotts Interpretation der Kompressoren früherer SSL-Konsolen und zeichnet sich laut Hersteller durch ein besonderes Verhältnis zwischen Kompressionskurve und Attack-Zeit aus, was zur Betonung der frühen Transienten führt.
Hinter dem ‚Smooth‘-Modus verbirgt sich eine Art analoger Brickwall-Limiter. Die Attack-Zeit liegt bei sehr schnellen 70 Mikrosekunden, einhergehend mit einer ebenso sehr schnellen Rückstellzeit. Das Ziel dieses Presets war es laut Scott, einen Tracking-Limiter zu kreieren, der selbst bei einer Gain Reduction bis sieben Dezibel kaum hörbar ist.
Das ‚Glue‘-Preset ist die letzte Modifikation von Scott, da er den ‚Spank‘ -Modus mit seinem aggressiven Limiter-Verhalten vom Standard-FATSO übernommen hat. Das Regelverhalten und der Klang des ‚Glue‘-Modus liegen zwischen ‚Smooth‘ und ‚Splat‘. Scott empfiehlt ihn als Bass-Kompressor, der sich aber auch auf Drum-Spuren hervorragend macht. Er sei nicht so transparent wie der ‚Smooth‘- und nicht so vintage ausgelegt wie der ‚Splat‘-Modus. Alle drei UBK-Presets lassen sich jetzt noch mit dem ‚Spank‘-Preset kombinieren, was zu drei weiteren, völlig neuen Kompressionsverhalten führt. Genauere Angaben zu den Presets bleiben aber Firmengeheimnis. Im Praxistest haben die Presets zu zeigen, was sie tatsächlich taugen.
Das zweite Modul (Obertongenerator + Soft Clipper) fügt zunächst im Wesentlichen k2- und k3-Anteile ähnlich eines Röhrensättigungseffekts hinzu. Die Intensität ist abhängig von der Eingangslautstärke und dem vorgeschalteten Kompressor. Zumindest solange dieser eingeschaltet ist. Sozusagen on-top greift der Soft-Clipper und Bandsättigungseffekt dieses Soundmoduls in das Signal ein. Beide wirken in erster Linie auf Transienten-Peaks und haben subtile klangliche Auswirkungen. Jetzt ist es zunächst so, dass bei starker Kompression, sprich starkem Eingangspegel auch die harmonischen Verzerrungen und der Bandsättigungseffekt stark ansteigen. Was aber, wenn man zwar die starke Kompression, nicht aber die damit verbundenen hohen THD+N-Werte haben möchte? An dieser Stelle kommt der Insert-Weg ins Spiel. Mithilfe eines angeschlossenen Preamps ist jetzt der Einsatzpunkt des Obertongenerators und Soft Clippers regelbar. Will heißen, der Effekt kann nach Belieben durch die Lautstärkeregelung des eingeschleiften Preamps abgeschwächt oder weiter verstärkt werden, was pfiffig gelöst ist.
Beim dritten Modul, dem Warmth-Effekt, handelt es sich um einen weiteren Dynamik-Prozess. Genauer gesagt steckt ein sehr schneller Kompressor/Limiter mit hoher Ratio dahinter, der laut Hersteller auf ein Minimum an klanglichen Artefakten getrimmt ist. Außerdem wirkt sich die Kompression nur auf die hohen Frequenzen aus. Auf welche genau, ist wiederum abhängig davon, wie weit der Threshold des Schaltkreises überschritten wird. Bei sachtem Übertritt des Schwellenwerts greift der Kompressionsvorgang auf Frequenzen ab zwei bis vier Kilohertz aufwärts ein, bei starker Grenzverletzung verschiebt sich der Einsatzbereich hinauf zu 10 bis 12 Kilohertz. Das Ziel ist es, selbst bei heftiger Kompression noch einen sehr luftigen Sound zu bekommen. Im Gegensatz zum VCA-Kompressor besitzt der Warmth-Effekt jedoch einen variablen Threshold. Die sieben Schwellenwerte werden mit dem dazugehörigen Taster nacheinander aufgerufen.
Den krönenden Abschluss des Modul-Reigens markiert der Trafoschaltkreis, der dem Klang den typisch satten und reichhaltigen Übertragersound hinzufügt. Die Wirkmächtigkeit dieses Moduls ist wiederum abhängig von den Einstellungen der drei vorausgegangenen Module und der Eingangsverstärkung. Hierbei gilt: Je intensiver die Übertragerstufe angefahren wird, desto deutlicher kommt ihr typischer Sättigungssound zum Vorschein.
Für die Messungen des UBK FATSO stehen zunächst der Eingangspegelregler auf Position 2, das Ausgangspendant auf 6, was eine relativ verfärbungsfreie Signalbearbeitung verspricht. Geräusch- und Fremdspannungsabstand liegen bei guten 79,0 und 76,3 Dezibel, wobei sich die Messwertebeurteilung des UBK FATSO eigentlich jenseits der herkömmlichen Normen bewegt. Der Noisefloor liegt dennoch weit unterhalb -90 Dezibel, allerdings sind bereits bei dieser neutralen Einstellung weit herausragende k2- (-68 Dezibel) und k3-Anteile (-60 Dezibel) zu erkennen, die zwar für den Klang entscheidend sein können, die Geräusch- und Fremdspannungswerte aber drücken. Bei einer Eingangsverstärkung von 8 (Out: 2) zeigt sich dagegen ein extremes Obertonspektrum sämtlicher Teiltöne mit Peaks bei -10 Dezibel.
Ähnlich ambivalent geht es bei den Messungen der THD+N-Werte zu, welche in Neutralstellung (In: 2/ Out: 6) ein Maximum von 0,07 Prozent aufweisen. Ergo lässt sich bei einer Sound-Machine wie den UBK FATSO auch die Option ziehen, lediglich sehr moderate und subtile Klangveränderungen ohne heftige Verzerrungen erzeugen zu können. Doch der FATSO ist eben nicht nur der vornehme Dr. Jeckyll, sondern auch der Furcht einflößende Mr. Hyde. Bei anderen Einstellungen (In: 5/ Out: 3,7) liegen die THD+N-Werte bereits bei 0,4 Prozent. Wird jetzt noch der Trafoschaltkreis aktiviert, gehen die Verzerrungen im Bassbereich durch die Decke und erreichen ein Maximum von über 20 Prozent bei 20 Hertz. Wie vielseitig der UBK FATSO ist, zeigen auch die sehr unterschiedlichen Kompressorkennlinien (siehe Diagramm auf Seite 69). Sie zeigen nicht nur stark differierende Thresholds, sondern auch verschiedene Soft-Knee-Kurven. Sogar eine negative Kompression ist bei bestimmten Einstellungen des ‚Splat‘-Modus zu erreichen.
Auch wenn Scott ausdrücklich empfiehlt, immer zunächst die gewünschte Kompression zu wählen, bevor die anderen Module aktiviert werden, höre ich mir im Praxistest zunächst den „neutralen“ UBK FATSO, also Dr. Jeckyll an. Dafür wähle ich die Messeinstellung (In: 2/ Out 6) und wende den Testkandidaten auf unterschiedliche Signale (Schlagzeug, Gesang, Bass sowie E- und A-Gitarren) an. Außer einem transparenten, sehr überzeugenden Grundsound kann ich dem UBK FATSO lediglich eine subtile Edelnote attestieren, die aber erst nach zahlreichen A/B-Vergleichen und am deutlichsten bei Vocal-Tracks auffällt. Doch das soll sich bald ändern. Ich nehme mir die Freiheit und experimentiere zunächst nur mit dem Ein- und Ausgangsregler. Das macht richtig Spaß, da die üppigen Potiknöpfe sowohl zum gedankenlosen Herumspielen einladen, wegen ihrer feinen Skalierung aber auch präzise Feinjustierungen zulassen. Eine farbliche Markierung zur Unterscheidung der Ein- und Ausgangsregler wäre allerdings hilfreich, um anfängliche Verwechslungen zu vermeiden. Mit etwas Übung am neuen Instrument hat man sich aber im Nu an die Vintagecontroller gewöhnt. Sehr rasch und auf intuitive Weise wird im weiteren Verlauf klar, wie den Signalen mehr FATSO-Charakter eingehaucht beziehungsweise eingebrannt werden kann. Von natürlich neutral bis heftig angeheizt ist alles drin.
Dabei macht sich zunächst der Oberton-Generator zunehmend bemerkbar und heizt die Signale sehr musikalisch an. Er bringt Lebendigkeit und Glanz ins Spiel. Gerade beim Gesang erscheint die Stimme direkt profilierter und charaktervoller, ohne dass sich Grundlegendes ändert. Der Soft-Clipper meldet sich immer dann zu Wort, wenn ich die Eingangsverstärkung weit aufdrehe. Bei Schlagzeug- und Bass-Signalen gefällt mir das mitunter sehr gut, da zum Obertonflirren zusätzlich eine angenehme HF-Kompression bei starken Peaks einsetzt. Beim Gesang und den Akustikgitarren ist mir das hingegen etwas zu viel des Guten, wobei es sicherlich immer auf den Kontext ankommt und extreme Einstellungen, beispielsweise für parallele Signalverarbeitung, durchaus zu sehr guten Ergebnissen führen können.
Doch das ist ja erst der Anfang. Als nächstes stelle ich den Trafo-Schaltkreis auf die Probe, der sehr rasch süchtig macht. Das kann auch gefährlich sein, da man den Klangveredler zu häufig bemüht. Im Grunde bringt er aber immer etwas mehr Kompaktheit, Strahlkraft und Energie mit sich, die gerade bei moderaten Einstellungen auf Gesang, Bass und Gitarren aller Art gut klingen. Schaltet man den Trafo aus, scheint im ersten Moment die Klangwelt zusammenzubrechen. Dem ist natürlich nicht wirklich so, aber der Ohrenschmeichler bringt eine unterschwellige Portion an Edelsound mit sich, von dem man schwer die Finger lassen kann. Es gilt also stets aufzupassen, dass man im Eifer des vielschichtigen Klanggefechts nicht über das Ziel hinausschießt.
Das wird umso klarer, als ich zu allem Überfluss den Warmth-Prozess hinzu schalte. Das Beste an ihm ist eigentlich, dass man ihn nicht hört, er aber mitunter fehlt, wenn er abgeschaltet ist. Dabei ist es gar nicht so einfach in den Genuss der Schaltung zu kommen, da der Threshold recht hoch liegt und zunächst erreicht werden muss. Bei Gitarrensignalen macht er sich sehr gut, da er etwas Frische hinzufügt, Transienten blitzschnell abfängt und Anschlaggeräusche sachte hervorhebt. Allerdings geht der Effekt immer mit einer recht heftigen Obertonanreicherung einher, da die Eingangsverstärkung weit aufgedreht sein muss. In diesem Fall empfiehlt sich die spezielle Sidechain-Schaltung des UBK FATSO. Ich nehme kurzerhand ein Insert-Y-Kabel und schleife den Pre-73 DLX (Test auf Seite 30) ein. Jetzt regele ich die Gain am Preamp runter und siehe da, die Comfy-Anzeige hört auf zu leuchten, während die obere Gain Reduction-Anzeige weiter die Aktivität des Warmth-Effekts signalisiert. Jetzt kann ich – was äußerst praktisch ist – den Obertongenerator unabhängig regeln.
Alle klanglichen Möglichkeiten der insgesamt sieben Kompressionsmodi zu beschreiben, sprengt definitiv den Rahmen dieses Tests. Da alle Module zusätzlich miteinander interagieren, sind extrem viele unterschiedliche Soundmanipulationen mit zahlreichen Klangfacetten möglich. Meine Favoriten in aller Kürze sind: Der ‚Splat‘-Modus für Schlagzeug-Submixe – auch in Kombination als ‚Splank‘ (‚Splat‘ + ‚Spank‘), der die Bassdrum unberührter lässt. Dabei kommen die Grooves sehr vintagemäßig und knallig, die Snare klingt fett und Overheads und Hi-Hat leicht trashig mit großem Raumanteil. Der Trafo-Schalter darf natürlich nicht fehlen und der Warmth-Effekt rundet das Klangergebnis ab. Für Bass – besonders gut gefällt mir auch Contrabass – nehme ich den ‚Glue‘-Modus. Die Transienten kommen sehr energisch und insgesamt verleiht der Modus dem Signal sehr viel Energie, klingt dabei aber sehr natürlich und offen. Für Vocals gibt es viele Möglichkeiten, der ‚Smooth‘-Kompressor gefällt mit persönlich für sehr unauffällige Kompressionen mit großem Sound am besten. Das klingt übrigens auch bei Akustikgitarrenaufnahmen sehr gut. Für sehr modern klingende luftige Vocal-Sounds ist ‚Spue‘, die Kombination aus ‚Spank‘ und ‚Glue‘, exzellent. Ich drehe den Eingangsregler voll auf, wähle das passende Preset des Warmth-Limiters und das Ergebnis klingt satt, offen und energiereich mit sehr abgerundeten Höhen und viel Durchsetzungskraft. Last but not least geht die Sonne auf, als ich den ‚Spank‘-Modus für E-Gitarre entdecke. Irgendwie klingt alles satt, profiliert und angenehm vordergründig, so als hätte der Sound seine Bestimmung gefunden. Egal ob Singlenote-Figuren, Akkord-Strumming oder Funky-Licks, der Kompressor bringt klanglich alles ins Lot, greift kraftvoll aber irgendwie dennoch subtil zu und bringt es auf den Punkt. Ohne Trafo-Schaltkreis mit dezentem Warmth-Anteil klingt es für meine Ohren am besten.
Fazit
Der UBK FATSO ist ein Tausendsassa, wenn es um geschmackvolles Sound-Processing geht. Mit den sieben Kompressor-Presets findet sich für jedes Signal die passende klangliche Einstellung, wobei der Sound mit dem Warmth- und Trafo-Schaltkreis subtil und nuanciert veredelt werden kann. Nicht zuletzt die Möglichkeit den Obertongenerator via Sidechain zu steuern machen den UBK FATSO zu einem vielseitigen Soundmonster mit Charakter.
Erschienen in Ausgabe 07/2012
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 3152 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: gut
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