Das dynamische Duo

Mit dem Transpressor präsentiert SPL eine markante Variante seines revolutionären Transient Designers, der, erweitert um einen VCA-Kompressor, sämtliche Aspekte der Dynamikbearbeitung kompakt abdecken will. Für wen und was sich der Neuling empfiehlt, haben wir im Test für Sie herausgefunden

Von Georg Berger 

Wenn es um das Eingrenzen von Dynamik geht, führt in der Tontechnik bekanntlich kein Weg an einem Kompressor vorbei. Je nach Konstruktionsprinzip und den verwendeten Bauteilen bestechen sie durch ein markantes Regelverhalten, teils begleitet von mehr oder weniger deutlich hörbaren Klangfärbungen. Doch unabhängig von klanglichen Ausprägungen und individuellem Regelverhalten haben sämtliche Kompressoren eines gemeinsam: Sie arbeiten pegelabhängig, das heißt, der Schaltkreis beginnt erst ab einem zumeist frei einstellbaren Schwellenwert zu arbeiten. Wer dabei gedacht hat, dass damit das Ende der Fahnenstange in Sachen Dynamikbearbeitung erreicht ist, wurde in den 90er Jahren von SPL eines Besseren belehrt. Der damals von Ruben Tilgner (jetzt Elysia) entwickelte Transient Designer erlaubte erstmals ein pegelunabhängiges Bearbeiten der Dynamik, was einen gezielten Eingriff in die Ein- und Ausschwingvorgänge anliegender Signale ermöglichte (siehe Kasten). Es wundert daher nicht, dass der Transient Designer rasch zu einem modernen Klassiker avancierte, der die Welt der Dynamikbearbeitung revolutioniert hat. Denn vergleichbare Ergebnisse mit Kompressoren zu erzeugen sind fast unmöglich oder nur bei gleichzeitig auftretenden unerwünschten Nebeneffekten realisierbar. Soweit so gut. Wer von den Möglichkeiten des Transient Designers profitieren will, konnte bis vor kurzem aus einer zwei- oder vierkanaligen 19-Zoll-Hardware-Variante auswählen, auf das RackPack-Modulsystem setzen und eine frei wählbare Anzahl an Transient Designer-Modulen damit bestücken (Test in Heft 11/2007) oder das seit 2008 erhältliche Transient Designer-Plug-in einsetzen (siehe Test in Heft 11/2008).  Mit dem seit kurzem erhältlichen Transpressor hat die Pro-Audio-Manufaktur SPL jetzt die Palette an Transient Designer-Modellen um eine markante einkanalige Variante erweitert und fasst erstmals in einem Gerät beide Prinzipien der Dynamikbearbeitung – pegelabhängig und -unabhängig – zusammen. Beide Sektionen, also Kompressor und Transient Designer, sind sowohl einzeln als auch gemeinsam nutzbar und lassen sich sogar in der Signalreihenfolge vertauschen.

Kritische Anwender werden mit Sicherheit einwenden, dass sich das Gleiche auch erreichen lässt, indem eines der nach wie vor verfügbaren Transient Designer Modelle ganz simpel mit dem Kompressor seiner Wahl verkabelt wird. Wer bereits seinen Leib-und-Magen-Kompressor gefunden hat, wird in jedem Fall mit dem Kauf eines reinrassigen Transient Designers besser bedient sein. Dem gegenüber steht jedoch, dass der Transpressor mit einer Höheneinheit entsprechend kompakter ausfällt als die Zwei-Geräte-Variante. Zudem wartet der SPL-Neuling mit einer Reihe interessanter Features in der Kompressor-Sektion auf, die das Leben leichter machen und durchaus auch für die oben erwähnten Kritiker interessant sein dürften. Zu nennen sind Features wie Parallelkompression und eine geniale Zeit-Automatik zur Steuerung von Attack und Release. Der Transpressor empfiehlt sich unserer Einschätzung nach für Anwender, die auf der Suche nach einer kompakten Rundum-Dynamik-Bearbeitung sind und ihren Lieblings-Kompressor entweder noch nicht gefunden haben oder ihn anderweitig einsetzen wollen.  Last but not Least ist auch zu bedenken, dass je nach Auswahl beim Kauf von Einzelgeräten deutlich mehr zu bezahlen ist als für den Transpressor, der zwar mit knapp 1.300 Euro nicht gerade ein Schnäppchen, jedoch in Sachen Verarbeitung und Bauteile sein Geld allemal wert ist. Was sich in der Praxis damit anstellen lässt und wie sich der Transpressor klanglich verhält, werden wir im Verlauf des Tests noch eingehend erläutern. Doch genug der Vorrede, schauen wir uns den Transpressor einmal näher an.  Wie erwähnt, beansprucht der Transpressor im 19-Zoll-Rack lediglich eine Höheneinheit. An Anschlüssen besitzt der Einkanaler je einen parallel geführten XLR- und symmetrischen Klinken-Eingang, eine Sidechain Mono-Klinkenbuchse sowie drei Ausgänge, die sich auf zwei XLR- und einen Klinken-Anschluss aufteilen. Vorteil Transpressor: Eingespeiste Signale lassen sich nach der Bearbeitung flexibel auf mehrere Kanäle eines Mischpults führen, was die Möglichkeit bietet dasselbe Signal mit unterschiedlichen Effekten weiter zu bearbeiten. Ein Hingucker ist die integrierte Cat.5-Netzwerkbuchse, die anfänglich Begehrlichkeiten in Richtung digitaler Signalverarbeitung weckt. Ein kurzer Blick in das wie immer vorbildlich verfasste Handbuch schafft rasch Klarheit: Mit Hilfe eines simplen Netzwerkkabels lassen sich zwei Transpressoren für den Stereo-Betrieb verkoppeln. Doch dazu später mehr.   Die Frontplatte in gebürstetem Aluminium und mit den charakteristisch geformten Bedienelementen folgt konsequent dem Design der jüngsten Generation von SPL-Hardware. Allerdings hat sich der Hersteller den Einbau von VU-Metern zu Gunsten von zwei LED-Meter-Ketten geschenkt, was den Transpressor in Sachen Meter-Anzeige aus dem Rahmen fallen lässt. Dabei hat der Hersteller klug gehandelt. Denn im Test lassen sich der Grad der Pegelreduktion und der Ausgangspegel deutlich präziser ablesen. Doch das ist natürlich auch Geschmackssache. Im Test vermissen wir zumindest nichts. Die Schar an einstellbaren Parametern wird durch den Attack- und Sustain-Regler der Transient Designer-Sektion eröffnet. Die Bedienung ist denkbar einfach: Mit Hilfe des Attack-Parameters werden die Transienten bei Rechtsdrehung des Reglers verstärkt, in die entgegen gesetzte Richtung lassen sie sich dämpfen. Über den Sustain-Regler nehmen wir in der gleichen Art Einfluss auf die Ausschwingphase anliegender Signale. Die Kompressor-Sektion wartet mit den üblichen Verdächtigen auf. Mit Hilfe von Threshold, Ratio, Attack, Release und Make-up-Gain lassen sich Signale nach allen Regeln der Kunst in der Dynamik beeinflussen. Abseits dessen offeriert die Kompressor-Sektion per Druckschalter und Dreifach-Wahlschalter zusätzliche Optionen zur Signalsteuerung. Den Anfang macht der Auto-Schalter, der Attack und Release gemeinsam in den Automatik-Modus versetzt. Genial: Anders als bei anderen Herstellern, die mit Aktivieren des Auto-Modus die Attack- und Release-Regler komplett außer Funktion setzen, lässt sich im Transpressor mit beiden Parametern zusätzlich Einfluss auf die Automatik-Schaltung nehmen, was wahrlich nicht alltäglich ist. Über beide Parameter stellen wir einen Regelbereich ein, in dem die Automatik-Funktion selbstständig die Werte feinjustiert. Bei Linksanschlag wird dabei automatisch mit der kleinsten Zeiteinstellung gearbeitet und der Auto-Modus ist trotz aktiviertem Schalter außer Funktion. Konkret passiert dabei folgendes, wie uns Jens Gronwald, Entwickler des Transpressor, erläutert: Bei aktiver Automatik wird die aus dem zu komprimierenden Audiosignal gewonnene Steuerspannung mit derjenigen aus der resultierenden Steuerspannung der Attack-/Release-Regelung verglichen. Per Differenzbildung beider Signale entsteht eine dritte Steuerspannung, die in Abhängigkeit zur Zeitstruktur des Audiosignals das Attack und Release fortwährend nachjustiert. Über die Einstellungen von Attack und Release wird diese dritte Steuerspannung sozusagen anteilig in den Schaltkreis eingespeist, wobei die Automatik nur in dem Bereich arbeitet, der vom kleinsten Zeitwert bis zum per Regler eingestellten Wert reicht. Für diese intelligente Automatik-Schaltung heimst sich SPL jedenfalls schon einmal ein Sonderlob ein.

Doch es geht noch weiter: Mit Hilfe eines Dreifach-Kippschalters wählen wir aus, mit welcher Art von Signal der Sidechain gesteuert werden soll. Zur Auswahl stehen das eingespeiste Audio-Signal (Stellung „Off“), das nach altbekannter Art breitbandig Einfluss auf die Kompression nimmt, per Sidechain-Eingang zugeführte externe Signale (Stellung „Ext SC“) oder eine per interner Filter-Sektion bearbeitete Variante des eingespeisten Audio-Signals (Stellung „Filter“). Über einen zweiten Kippschalter stehen  zwei fest eingestellte Tiefpass- und ein Bandpass-Filter zur Verfügung. Wer die oftmals für Pump-Effekte verantwortlichen Bassfrequenzen per Hochpassfilter aus dem Schaltkreis ausblenden will, schaut allerdings in der internen Filter-Sektion in die Röhre und muss auf den externen Sidechain ausweichen. Hinter diesem vermeintlichen Makel steckt jedoch Absicht, wie uns Jens Gronwald mitteilt. Denn der Hersteller sieht den primären Einsatzzweck seines jüngsten Wurfs bei der Bearbeitung perkussiver Signale wie sie bei allen Arten von Schlaginstrumenten, aber auch bei Gitarre, Bass und Klavier auftreten. Dort geht es in erster Linie um ein Zügeln des Bassbereichs und weniger um ein Verdichten der hohen Frequenzanteile, weshalb sich SPL für zwei Tiefpässe mit unterschiedlicher Flankensteilheit und Center-Frequenz entschieden hat. Der Bandpass ist übrigens speziell auf die Bearbeitung von Vokal- und Gitarrenaufnahmen ausgerichtet. Im Test überzeugt der Bandpass aber auch bei der Bearbeitung von Drumsounds.  Eine Reihe weiterer Einstell-Optionen nimmt schließlich Einfluss auf beide Dynamik-Sektionen. Den Anfang macht der Parallel-Mix-Regler, mit dem sich anteilig das Verhältnis zwischen durchgeschleiftem Originalsignal und Effektsignal austarieren lässt und den Transpressor auf der Höhe der Zeit zeigt. Denn die Technik der Parallel-Kompression ist in der Audioszene zurzeit äußerst populär und mausert sich immer stärker zu einem Studio-Standard. Per Druckschalter lassen sich schließlich Transient Designer und Kompressor einzeln auf Bypass schalten, in der Signalreihenfolge vertauschen und schließlich die Link-/Slave-Funktion für den Stereo-Betrieb aktivieren. Bei der Verbindung von zwei Transpressoren über das Netzwerkkabel muss ein Gerät als Master und das zweite als Slave definiert werden. Durch Drücken des Link-Schalters bestimmen wir also, welches Gerät als Steuersignal-Empfänger (Slave) fungiert. Auch bei diesem Feature hat SPL wieder ganze Arbeit geleistet. Anders als bei vielen Mitbewerbern, die in ihren Varianten der Geräte-Verlinkung lediglich ein einzelnes Steuersignal übertragen, entfacht SPL ein wahres Steuersignal-Feuerwerk. Denn außer den Stellungen der Kippschalter und des Mix-Reglers werden sämtliche Einstellungen vom Master an den Slave übertragen. Ein fummeliges Anpassen etwa der Ratio oder das Aktivieren des Auto-Modus entfällt und geschieht wie von Geisterhand. Solch einen Bedienkomfort haben wir bislang noch nicht angetroffen, womit sich der Transpressor das nächste Sonderlob einheimst. Mit der gebotenen Ausstattung betritt SPL zwar kein Neuland, schafft es aber dennoch, den Transpressor mit sinnvollen Features und teils genialen Detail-Lösungen zu bereichern, die aus dem Dynamik-Prozessor ein äußerst flexibel einsetzbares Gerät machen. Damit ist der Ausstattungsreigen jedoch noch nicht ganz zu Ende, denn auch im Innern finden sich noch einige bemerkenswerte Features, die wir nicht unter den Tisch fallen lassen wollen. Hinter den separaten Ausgängen werkeln jeweils eigene Ausgangsstufen. Vorteil: Beide Ausgänge führen die Signale ohne Pegelverlust oder gegenseitige Beeinflussung. Technisches Highlight sowohl im Transient Designer- als auch im Kompressor-Block ist eine eigens integrierte Doppel-VCA-Schaltung für die Aufholverstärkung. Sinn und Zweck  dieser Schaltung: Beide VCAs sind parallel verschaltet, wobei ein Schaltkreis phaseninvertiert betrieben wird, was wiederum zu einer Minimierung von Rauschen und einer Reduktion des Klirrfaktors führen soll.  Im Messlabor von Professional audio absolviert der Transpressor sämtliche Messroutinen mit Bestnoten und zeigt einmal mehr, dass SPL das Ingenieurs-Handwerk souverän beherrscht. In Neutralstellung der Parameter zeigen sich Mess-Ergebnisse wie sie sonst nur im High-End-Lager anzutreffen sind. Das FFT-Spektrum besitzt einen Noisefloor unterhalb 
-120 Dezibel, wobei sich lediglich bei k3 ein kleiner Peak zeigt, der bis hinauf -112 Dezibel reicht. Geräusch- und Fremdspannungsabstände sind mit gemessenen 122,2 und 119,5 Dezibel ebenfalls phänomenal. Gleiches gilt auch für das Messen der Klirrdämpfung und Gleichtaktunterdrückung. Wir ermitteln einen Klirrfaktor von 0,0002 Prozent, wobei die Messkurve fast wie mit dem Lineal gezogen entlang dieses Werts verläuft. Die ermittelten Messwerte für die Gleichtaktunterdrückung gereichen dem Transpressor ebenfalls zu Ehre und katapultieren sich bis hinauf zur Referenzklasse. Im relevanten Bereich liegt der Kurvenverlauf unterhalb -100 Dezibel. Zu den Bässen und Höhen zeigt sich ein leichter Anstieg auf etwa -92 Dezibel, was immer noch mehr als mustergültig ist. Beim Messen des Transpressors mit aktivierten Dynamik-Sektionen zeigen sich hingegen unterschiedliche Ergebnisse. Ganz gleich ob nur der Transient Designer oder der Kompressor oder beide Sektionen aktiv sind, zeigt das FFT-Spektrum einen Noisefloor zwischen -120 und -100 Dezibel, einhergehend mit Ausschlägen bei den harmonischen Oberwellen, wobei k3 mit einem Wert von etwa -72 Dezibel dominant hervorsticht. Bei ausschließlichem Einsatz des Transient Designers reicht der Peak bei k3 lediglich bis hinauf -82 Dezibel. Insgesamt ist das jedoch immer noch ein hervorragendes Ergebnis. Anders verhält es sich jedoch bei den Geräusch- und Fremdspannungsabständen. Im Test ermitteln wir Werte von 74,8 und 69,8 Dezibel, die deutlich schlechter im Vergleich zur Neutralstellung ausfallen, aber immer noch gut sind. Am deutlichsten zeigt sich der Einfluss der Dynamik-Sektionen beim Messen des Klirrfaktors. Unabhängig vom Einsatz nur eines oder beider Dynamik-Effekte beginnt die Verlaufskurve im Bassbereich bei etwa drei Prozent, um dann diagonal bis zehn Kilohertz auf etwa 0,04 Prozent zu sinken. Danach fällt die Kurve auf etwa 0,01 Prozent ab. Mit diesen Ergebnissen zeigt sich der Transpressor als Klangfärber und Sound-Gestalter, was jedoch ganz im Sinne der Entwickler und nicht als Makel anzusehen ist.   Im Hör- und Praxistest dreht der Transpressor mit seinen mächtigen Klanggestaltungs-Möglichkeiten ordentlich auf. Als erstes testen wir Transient Designer und Kompressor jeweils alleine. Erwartungsgemäß entpuppt sich der Transient Designer als mächtiges Sounddesign-Werkzeug. Ein Beispiel: Einer schlapp klingenden Bassdrum, die klanglich eher in der volkstümlichen Musik zu Hause ist, fügen wir durch Anheben des Attack deutlich mehr Punch hinzu. Gleichzeitig minimieren wir durch Absenken des Sustain das Nachklingen, et Voilà: Die Volksmusik-Bassdrum hat sich auf wundersame Weise in eine tight klingende Heavy Metal-Bassdrum mit knackig klingendem Punch verwandelt. Die Einzel-Impulse einer mit diesem Sound gespielten Double-Bassdrum-Linie, die zuvor noch im Bass-Mulm erstickt wurden, sind mit einem Mal präzise hörbar.

Einen Drum-Groove mit überdeutlichem Raumanteil entschlacken wir hingegen durch kraftvolles Absenken des Sustain-Reglers. Die Instrumente klingen dadurch deutlich in den Vordergrund gerückt, einhergehend mit einer deutlich besseren Ortung der Instrumente. Ein anschließendes Neu-Verhallen des Grooves endet somit nicht in völligem Frequenzmatsch. Je nach anliegendem Signal und Stellung des Sustain-Reglers führt der Transient Designer übrigens sogar Aufgaben eines Noise Gates aus, wobei auch Gitarren und Bässe vom Transient Designer profitieren. Je nach Spielweise der Instrumente lässt sich musikalisch ins Material eingreifen, sei es, um durch das Anheben des Attack Akzente zu setzen, etwa bei funky gespielten Gitarren-Akkorden. Verzerrten Gitarren-Riffs, die nicht lange genug ausklingen, helfen wir durch Anheben des Sustains ordentlich nach und sorgen so für ein klangliches Verdichten des Arrangements. Trotz dieser teils heftigen klanglichen Auswirkungen geht der Transient Designer, bezogen auf den Grundklang, dabei völlig unauffällig und transparent ans Werk, wenngleich sich dennoch auf ganz subtile Weise eine Art Glanz auf das eingespeiste Signal legt, es schönt und es auf eigentümliche Art angenehmer klingen lässt. Dieser Glanz ist beim Hörtest der Kompressor-Sektion deutlicher, wenngleich immer noch sehr subtil, auszumachen. Ganz gleich welche Einstellungen wir vornehmen, der Kompressor im Transpressor schafft es, Signale eine Spur weicher, runder, fülliger und mit einem zarten, luftigen Schleier zu umhüllen. Entfernt erinnert uns das an die typischen Klang-Artefakte des Röhren-Sounds, die in gleichem Maße als angenehm empfunden werden. Ein anderes Thema ist hingegen das Regelverhalten der Kompressor-Sektion. Im Test besticht die Sektion durch ein kraftvolles Eingreifen ins Audiomaterial, das sich effizient nach allen Regeln der Kunst verbiegen lässt und den Anwender bei sachgemäßem Umgang in jedem Falle immer mit einem herrlich organisch klingenden Ergebnis belohnt. Auffällig: Extreme Kompressionen klingen nicht unangenehm überbetont, scharf oder matschig, im Gegenteil: Die Ergebnisse klingen immer noch luftig, fast schon zart und unauffällig, was den Kompressor zu einem Schönfärber im besten Sinne macht, der selbst die abenteuerlichsten Einstellungen mit Langmut toleriert. Kein Verständnis zeigt der Kompressor jedoch bei absichtlichen Fehlstellungen der Parameter, die er sogleich mit den berüchtigten Pump-Effekten quittiert. Im Test nutzen wir dies als Vorteil und bringen den Kompressor durch geschicktes Einstellen von Attack und Release zu einem musikalisch-rhythmischen Pumpen, das richtig eingesetzt, anliegende Signale noch einmal aufwertet. Den Vogel schießt die Kompressor-Sektion eindeutig mit der integrierten Automatik-Funktion ab, die dem Anwender mit traumwandlerischer Sicherheit die optimalen Zeiteinstellungen offeriert. Das Beste: Zuvor hörbare Pump-Effekte sind nach Aktivieren des Auto-Modus plötzlich wie weggeblasen und ein homogener Klangverlauf ist hörbar. Signalanteile, die durch die eingestellte Kompression zu leise klingen, schälen sich ebenfalls wieder hörbar heraus. Das Nachregeln der Automatik mit Hilfe der Attack- und Release-Regler geschieht dabei intuitiv und liefert schon nach kurzer Zeit zufriedenstellende Ergebnisse. Bei optimalen Einstellungen von Attack und Release sorgt das Aktivieren des Auto-Modus zusätzlich für mehr Lebendigkeit, was uns in Sachen Effizienz an den HOFA IQ-EQ erinnert (siehe Test auf Seite 66). Im Test werden wir geradezu süchtig nach dieser Automatik, die wir künftig in keinem Kompressor mehr missen wollen. Beide Dynamik-Sektionen warten also mit exzellenten klanglichen Eigenschaften auf und überzeugen durch ein hohes Maß an Gestaltungsmöglichkeiten. Doch erst in Kombination miteinander gibt der Transpressor so richtig Gas. Ganz gleich ob in der Signalkette zuerst der Transient Designer und danach der Kompressor an die Reihe kommt oder umgekehrt, das Potenzial an Klangformungs-Möglichkeiten erweitert sich beträchtlich. Stark komprimierten Signalen fügen wir wieder mehr Punch hinzu durch anschließendes Anheben des Transient Designer-Attacks. Umgekehrt zeichnen wir zunächst eine scharf klingende Gitarrenaufnahme weicher durch Absenken des Attack. Anschließend verdichten wir die Aufnahme mit dem Kompressor und erhalten einen wunderschön flächig klingenden und durchsetzungsfähigen Gitarrensound. Diese zwei genannten Beispiele sind jedoch nur der Anfang von theoretisch unendlich vielen Möglichkeiten, die aber alle zu nennen über den Rahmen des Tests hinausgehen würden.

Fazit 

SPL präsentiert mit dem Transpressor ein fast schon allmächtiges Dynamik-Werkzeug, das mit weitreichenden, kreativen Gestaltungsmöglichkeiten aufwartet. Die Kombination aus Transient Designer und Kompressor ist für alle Fälle gerüstet und meistert nicht zuletzt durch geniale Detaillösungen wie den Auto-Modus selbst kniffligste Aufgaben souverän. Der Transpressor ist dabei weniger ein Dynamik-Prozessor, sondern vielmehr eine flexibel einsetzbare Sounddesign-Maschine. Herrlich angenehm klingenden Analog-Sound gibt’s obendrein dazu.   


So funktioniert der Transient Designer  

Hinter dem Transient Designer steckt eine ausgeklügelte Technik, von SPL auf den Namen „Differential Envelope Technology“ getauft, die auf Basis von Hüllkurven-Bearbeitung einen pegelunabhängigen Eingriff in die Dynamik anliegender Signale ermöglicht. Für Attack und Sustain kommen dabei jeweils zwei Hüllkurvenfolger-Generatoren zum Einsatz. Für das Attack folgt eine Hüllkurve der Dynamik der Originalsignal-Amplitude. Die zweite Hüllkurve erzeugt einen im Vergleich zur ersten Hüllkurve langsameren Verlauf mit abgeschwächter Attack-Phase. Aus der Differenz beider Hüllkurvenverläufe lässt sich anschließend ein Steuersignal für die im Schaltkreis integrierten Verstärkerbausteine errechnen, das bei Verstärkung die Transienten des Originalsignals anhebt und bei Dämpfung absenkt. Ähnlich verhält es sich bei der Sustain-Phase, nur dass die zweite Hüllkurve zur Errechnung der Differenz deutlich länger auf dem Spitzenpegel des Originalsignals verbleibt, so dass eine Verstärkung den Ausschwingvorgang verlängert und eine Dämpfung ihn verkürzt. Das alles erfolgt übrigens ohne Änderung der Gesamtlautstärke. Vorteil: Pegelabhängige Parameter wie Threshold, Ratio und Make-up-Gain sind überflüssig und werden Dank des Hüllkurven-Einsatzes automatisch und fortwährend angepasst. Dies geschieht unabhängig davon, ob laute oder leise Signale in den Schaltkreis gespeist werden.    

Erschienen in Ausgabe 12/2010

Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 1299 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut