Bitte lächeln
Die Mikrofone der KSM-Serie gelten als die Upper-Class des amerikanischen Schallwandler-Spezialisten Shure Incorporated. Den vier Spitzenmodellen haben wir den roten Teppich ausgerollt, um sie im Rampenlicht kritisch unter die Lupe zu nehmen.
Von Michael Nötges
Bereits in Ausgabe 12/2006 von Professional audio hatten wir mit dem Live-Gesangsmikrofon KSM9 die „Rampensau“ der KSM-Serie des amerikanischen Mikrofonspezialisten Shure zu Gast. Jetzt wollen wir dem Großmembran-Kondensatormikrofon KSM44 für 950 Euro, den beiden Stäbchen KSM137 (474 Euro) und KSM141 (593 Euro) sowie dem Bändchenmikrofon KSM313 aus der gleichen Familie auf den Zahn fühlen.
Der Allrounder
Beim KSM44 handelt es sich um ein Großmembran-Kondensatormikrofon mit umschaltbarer Richtcharakteristik (Kugel, Niere und Acht). Mit seiner Länge von knapp 18 Zentimetern, einem Durchmesser von 55 Millimetern und einem Gewicht von 490 Gramm wirkt der Allrounder zunächst rund um durchschnittlich: Er ist kein Fliegengewicht, wie etwa das 200 Gramm schwere Oktava-101(Test, 10/2009) aber auch kein wuchtiger Bolide, wie das 1,3 Kilogramm wiegende Gemini von SE Electronic. Das robuste Zinkguss-Gehäuse und der Korb aus gehärtetem Kohlestoffstahl, der zusätzlich mit einem dreilagigen Popschutzgeflecht zur Verringerung von Atem- und Windgeräuschen versehen ist, machen einen robusten und solide verarbeiteten Eindruck. Das zurückhaltend Design wirkt aber insgesamt unspektakulär und sachlich, so dass kein Zweifel aufkommt: Hier handelt es sich nicht um ein edel anmutenden Kleinod, sondern vielmehr ein robustes, langlebiges Arbeitstier. Einen Hauch von Eleganz bringt lediglich das Schutz-Futteral aus rotem Samt mit sich, das genauso im Lieferumfang enthalten ist, wie ein Aluminiumkoffer zum sicheren Transport sowie die obligatorische Spinne.
Die beiden goldbeschichteten Ein-Zoll-Membranen sind aus 2,5 Mikrometer dünnem und somit sehr massearmem Mylar , was für das Impulsverhalten genauso von Vorteil sein soll, wie der trafolose Class-A-Vorverstärker des KSM44. Dieser soll laut Hersteller Transparenz, ein besonders schnelles Einschwingverhalten bieten sowie Übernahmeverzerrungen ausschließen, außerdem seien Klirrfaktor und Intermodulationsverzerrungen minimiert. Ein Blick auf die Messwerte zeigt, dass die Entwickler nicht zu viel versprechen: Die Geräuschpegelabstände sind außerordentlich gut und liegen bei allen drei Richtcharakteristiken über 80 Dezibel, der Spitzenwert für die Niere beträgt sogar überragende 83,8 Dezibel. Damit kann sich das KSM44 in Sachen Messergebnisse mit Spitzenklassemikrofonen á la Brauner, Neumann und Microtech Gefell messen. Die Empfindlichkeit liegt je nach Richtcharakteristik zwischen 13,4 (Acht) und 26,1 (Niere) mV/Pa. Das KSM44 liefert also genügend Ausgangsspannung, um seine klanglichen Stärken auch bei weniger empfindlichen Vorverstärkern voll ausspielen zu können.
Neben dem in das Gehäuse eingelassenen und dennoch gut zu bedienenden Umschalter für die Richtcharakteristiken bietet das KSM44 eine 15-Dezibel Vorbedämpfung für hohe Schalldruckpegel, sowie ein dreistufiges Hochpassfilter. Intern werkelt zusätzlich permanent ein sogenannter Erschütterungsabsorber (Hochpassfilter mit 17 Hertz Grenzfrequenz). Darüber hinaus helfen der steilflankige (18 dB/Oktave) Hochpass-Filter bei 80 Hertz und das Roll-Off-Filter (6 dB/Oktave) bei 115 Hertz, Tritt- und Körperschall entgegenzuwirken oder dem Nahbesprechungseffekt Herr zu werden.
In der Praxis zeigt sich das KSM44 als vielseitiger Kumpan. Zunächst hilft die pfiffige Verschraubung des Mikrofons mit der Spinne, das Mikrofon auch über Kopf zu installieren. Dadurch sind auch Instrumentenabnahmen in beengten Aufnahmesituationen problemlos möglich. Die Galgenlänge des Mikrofonstativs sollte allerdings nicht überreizt werden, denn auch 500 Gramm müssen erstmal über einen längeren Zeitraum am ausgefahrenen Galgen ausbalanciert werden.
Klanglich weiß das KSM44 durch gute Auflösung, absolute Rauscharmut und insgesamt durch eine angenehme Frische in den Höhen zu überzeugen. Bei den Akustikgitarrenaufnahmen gefallen die etwas zurückhaltenden unteren Mitten (besonders bei Acht und Niere) und die angenehm prickelnde, dezente Höhenbetonung: Beim kräftigen Akkord-Strumming wird nerviges Dröhnen und Wummern vermieden und die Anschlagsgeräusche (Plektrum oder Fingernägel) setzen sich auch bei Picking-Passagen elegant durch. Insgesamt klingt die Kugel am ausgewogensten und die eigene Charakteristik des KSM44 – Betonung bei fünf Kilohertz und Absenkung unterhalb 200 Kilohertz (siehe Messdiagramm) – bei der Acht-Charakteristik am stärksten ausgeprägt. Dadurch klingt das KSM44 in dieser Position sehr direkt und durchsetzungsstark, aber mitunter auch etwas hart. Bei Gesangsaufnahmen erweist sich der dezent eingesetzte Nahbesprechungseffekt als Wunderwaffe, verhilft er doch der Stimme zu etwas mehr Volumen und Druck. Durch die überzeugende Auflösung und das gute Impulsverhalten kommt das Timbre intim und charaktervoll.
Kurz: Das KSM44 ist ein hochwertiger und gut durchdachter Allrounder, der durch seine überragenden Messwerte und seinen insgesamt zurückhaltenden, frischen Klangcharakter punkten kann. Mit einem Preis von 950 Euro ist das etwas unprätentiös wirkende Mikrofon jeden Cent wert.
Die Instrumenten-Spezialisten
Mit dem 137-er und 141-er hat die KSM-Serie auch zwei Kleinmembran-Kondensatormikrofone zur Instrumentenabnahme im Programm. Zunächst ähneln sich die beiden Stäbchen optisch sehr, haben sie doch den gleichen Durchmesser (zwei Zentimeter) und zeigen sich im identischen silbergrauen Metall-Gewand. Das Design ist gradlinig und unauffällig, was gerade im Live-Betrieb von Vorteil ist, da die Mikrofone auf der Bühne nicht auffallen und vom Wesentlichen, den Künstlern, ablenken.
Beide haben zudem die hauchdünnen Mylar-Membran, den trafolosen Vorverstärker, den integrierten Erschütterungsabsorber sowie die dreistufige Hochpassfilter-Sektion vom KSM44 geerbt. Im Gegensatz zum Großmembran-Geschwister verfügen aber beide über einen Dämpfungsschalter mit zusätzlicher Zwischenposition (0, -15 und -25 Dezibel). Wie bei solch kleinen Stäbchen häufig der Fall, sind diese im Gehäuse versenkten Schalter für die Hochpassfilter und PAD nur mit einem spitzen Gegenstand, wie etwa einem kleinen Schlitzschraubenzieher oder einem Zahnstocher erreichbar. Im Lieferumfang beider Stäbchen sind jeweils eine Stativklemme, ein Windschutz, ein Pencil-Case und ein roadtauglicher Kunstoffkoffer enthalten.
Die Kapsel des KSM137 ist auf Nierencharakteristik festgelegt – ein typischer Druckgradientenempfänger. Mit einer Empfindlichkeit von 10,4 mV/Pa gehört es zu den weniger empfindlichen Vertretern seiner Zunft. Der Gainregler des Mikrofon-Vorverstärkes muss für einen praktikablen Pegel verhältnismäßig weit aufgedreht sein. Zum Vergleich: Das MC930 von Beyerdynamic (Test, 5/2006) ist mit 24 mV/Pa mehr als doppelt so empfindlich, das DPA 4011 (Test 5, 2006) hingegen liegt mit sieben mV/Pa deutlich drunter. Mit einem Geräuschpegelabstand von 76,7 dBu kann das KSM137 nicht ganz mit den Traumwerten des KSM44 mithalten. Wer angesichts der vergleichsweise niedrigen Empfindlichkeit ein störendes Eigenrauschen des Mikrofons befürchtet, sei entwarnt: In der Praxis stört das sehr geringe, tonal angenehme Rauschen, das auch nur bei sehr leisen Signalen auffällt, nicht.
In der Praxis zeigt sich das KSM137 als perfektes Bühnen und Studiomikrofon, wenn es um Instrumentenabnahme geht. Es wiegt nur 100 Gramm, ist gerade einmal 12 Zentimeter lang und von daher auch an einem eng aufgestellten Drum-Kit bestens zu installieren, gerne auch als Overheads. Klanglich ähnelt das KSM137 der Nierencharakteristik des 44-er. Die Auflösung und das Impulsverhalten sind identisch, allerdings wirkt das Stäbchen noch etwas silbriger in den Höhen. Die feinen Anschlaggeräusche einer Akustikgitarrenaufnahme kommen etwas deutlicher zum Vorschein. Das Impulsverhalten ist ausgezeichnet. Die unteren Mitten sind, ähnlich der Acht-Charakteristik des 44-ers, etwas zurückhaltend, was im Fall der Akustikgitarre aber zu einem sehr natürlichen und ausgewogenen Klang führt. Besonders für Overheads aber auch für Streicher oder Holz- und Blechbläser können wir uns das KSM137 gut vorstellen, da die offene und fein aufgelöste Höhenwiedergabe zu einem durchsetzungsstarken aber immer angenehmen Sound führt.
Kurz: Das KSM137 ist ein ausgezeichnetes Instrumentenmikrofon, was aufgrund seiner Abmessungen und des geringen Gewichts sehr vielseitig einsetzbar ist. Klanglich kommt zum insgesamt fein aufgelösten, detailreichen Klang eine sanfte Brise Höhenluft.
Im Gegensatz zum 137-er liegt die Besonderheit des KSM141 in dessen mechanisch umstellbarer Richtcharakteristik (Kugel, Niere). Ein Prinzip, dass sich beispielsweise auch der deutsche Mikrofonspezialist Schoeps mit seiner MK5-Kapsel zu Nutze macht: Die geschlossen Kapsel eines Druckempfängers (Kugel) wird durch die Ergänzung eines sogenannten akustischen Laufzeitglieds, sprich Öffnungen in der Kapselkonstruktion, zum Druckgradientenempfänger umfunktioniert. Will heißen, beim Ändern der Richtcharakteristik wird nun mechanisch das Laufzeitglied aktiviert, indem einfach die Öffnungen freigegeben werden. Da der Schall nun zeitlich verzögert auch zur Rückseite der Membran gelangen kann, ist nun die Differenz (Druckgradient) des vor und hinter der Membran wirkenden Schalls für deren Auslenkung entscheidend. Das führt zur Nierencharakteristik, da sich bei Schalleinfall unter 180 Grad die von vorne und von hinten auf die Membran einwirkenden Kräfte (Phasengleichheit) gegenseitig aufheben. Der Vorteil dieser Konstruktion: Der Anwender erhält einen echten Druckempfänger mit der typisch linearen Basswiedergabe, als Druckgradient bleibt die Richtcharakteristik sehr viel stabiler als bei einer elektrischen Umschaltung.
Durch die erweiterte Kapselkonstruktion ist das KSM141 zwar gute zwei Zentimeter (146 Millimeter) länger und rund 50 Gramm schwerer als der kleine Bruder, bietet dafür aber eine pfiffige Two-in-One-Lösung, wodurch das KSM141 vielseitiger einsetzbar ist. Beispielsweise kann es neben seiner Funktion zur Instrumentenabnahme auch wunderbar als Raummikrofon eingesetzt werden.
Ein griffiger, gerändelter Ring am Kopf des Schallwandlers ermöglicht die Auswahl zwischen den beiden Richtcharakteristiken (siehe Fotos oben rechts). Ist die jeweilige Rastung durch Drehen des Rings in beliebiger Richtung erreicht, muss ein relativ starker Widerstand überwunden werden, um die Auswahl der Richtcharakteristik endgültig zu treffen. Das ist grundsätzlich gut so, denn durch diesen kleinen Kraftakt ist man sicher, die gewünschte Charakteristik auch tatsächlich getroffen zu haben. Da die mechanische Konstruktion aber Geräusche verursacht, sollte das Mikrofon am besten stumm geschaltet oder noch nicht angeschlossen sein.
Mit rund 12 mV/Pa ist das 141-er etwas empfindlicher als das KSM137, weist aber mit einem Geräuschpegelabstand von rund 77 Dezibel einen ähnlich guten Messwert auf. Die Frequenzgänge (Niere) der Stäbchengeschwister sind weitestgehend deckungsgleich: Absenkung unterhalb von 200 Hertz um zirka vier Dezibel bei 60 Hertz und leichte Betonung des Frequenzbereichs zwischen fünf und zehn Kilohertz. Wie es sich bei Richtcharakteristik Kugel für einen ordentlichen Druckempfänger gehört, zeigt sich der Frequenzgang im Bassbereich plötzlich wie glatt gebügelt und steigt unterhalb 30 Hertz leicht an (siehe Diagramm). Die charakteristische Höhenanhebung bei sieben Kilohertz bleibt.
Klanglich können wir selbst nach intensivem Vergleichen keinen Unterschied zum KSM137 feststellen. Die beiden Modelle gleichen sich wie ein Ei dem anderen, weswegen auch Stereoaufnahmen (X/Y oder A/B) mit den zweieiigen Zwillingen zu exzellenten Ergebnissen führen. Die Kugelcharakteristik eröffnet eine gerade im Bassbereich subtil erweiterte Klangwelt. Besonders, wenn man das KSM141 bei Akustikgitarrenaufnahmen etwas weiter entfernt (zirka 1 bis 1,50 Meter) als Raummikrofon verwendet und mit dem KSM137 (Nahmikrofonierung) kombiniert. Die frischen Höhen bleiben, aber insgesamt wirkt die Akustikgitarre etwas mächtiger und der Sound deutlich ausgewogener. Wir bekommen eine sehr plastische und authentisch klingende Aufnahme mit natürlichem Raumklang. Gleiches gelingt uns bei der Abnahme eines E-Gitarren-Verstärkers. Das KSM137 platzieren wir sehr nah an der Lautsprechermembran, das 141-er stellen wir als Raummikrofon auf. Das Ergebnis: Einen sehr griffiger und durchsetzungsstarker Gitarrensound, der gerade bei stark verzerrten Lead-Sounds und klirrend-cleanen Funk-Riffs zu überzeugen weiß. Kurz: Das KSM141 ist klanglich dem 137-er sehr ähnlich, überzeugt aber zusätzlich mit der ausgewogenen Kraft des Druckempfängers. Ein vielseitiges Studio- und Live-Mikrofon mit durchsetzungsstarkem Klang.
Bändchen-Power
Mit der Übernahme der Crowley & Tripp Bändchenmikrofone der amerikanischen Soundwave Research Laboratories im April 2009 hat Shure die Weichen für seine eigene Renaissance der nach wie vor gefragten Schallwandler eingeleitet. Die ehemaligen Modelle Naked Eye (Test, 2/2007) und El Diabolo wurden kurzer Hand der eigenen KSM-Serie angepasst, mit dem Shure-Logo versehen und gehören seither als KSM313 und KSM 353 mit zur Familie. Dabei ist es kein Zufall, dass sich Shure gerade diese Bändchenmikrofone einverleibt hat, gelten sie doch aufgrund des verwendeten Roswellite-Materials als äußerst robust und widerstandsfähig.
Hat man das kompakte KSM313 in der Hand, ist schnell klar, dass es sich nicht um ein fragiles Sensibelchen handelt. Der 13 Zentimeter lange, zylinderförmige Halbpfünder hat einen Durchmesser von vier Zentimetern und sowohl der engmaschige, knallrote Korb als auch die mattschwarze Lackierung machen einen widerstandfähigen Eindruck. Um das Mikrofon am mitgelieferten Haltebügel zu befestigen, ist zunächst ein Gewindering am Boden des Gehäuses abzuschrauben, der Schallwandler dann auf die dafür vorgesehene Plattform zu stellen und anschließend mit dem Gewindering zu arretieren. Wahlweise gibt es aber auch eine passende Spinne, um lästigen Trittschall zu eliminieren. Neben dem Haltebügel befindet sich eine schmucke Holzschatulle im Lieferumfang.
Die Besonderheit des KSM313 ist das sogenannte Dual-Voice-Design der Achter-Kapsel. Durch unterschiedliche Materialien und Sounddesign-Techniken der jeweiligen Bändchenseiten offeriert das KSM313 zwei unterschiedliche Klangcharakteristiken. Je nach dem von welcher Seite man es bespricht, soll es einen runden, warmen (vorne) oder eher crisperen (hinten) Bändchen-Sound haben. Das KSM313 hat als passives Bändchen einen doppelt abgeschirmten Ausgangsübertrager, der Signalverluste und hochfrequente Interferenzen vermeiden und den Ausgangspegel anheben soll.
Tatsächlich liegt die gemessene Empfindlichkeit mit 1,9 mV/Pa im oberen Mittelfeld der für passive Bändchenmikrofone üblicherweise sehr niedrigen Empfindlichkeitswerte. Zum Vergleich: Das Beyerdynamic M160 hat eine Empfindlichkeit von 0,9 mV/Pa, das SE Electronic R1 von 2,3 mV/Pa. (Test, 2/2007). Der Geräuschpegelabstand geht mit 68,2 dBu immer noch mehr als in Ordnung, allerdings sollte berücksichtigt werden, dass aufgrund der geringen Empfindlichkeit bei leisen Signalen ein hohes Maß an Verstärkung, also auch besonders rauscharme Mikrofonvorverstärker notwendig sind.
In der Praxis zeigt sich das KSM313 als klanglicher Charakterkopf. Von vorne besprochen (Gesang, Sprache) oder bespielt (Akustikgitarre) liefert es einen kräftigen, runden Sound, der die unteren Mitten stark ins klangliche Zentrum setzt. Die Höhen kommen dabei allerdings bewusst Bändchen-typisch etwas zu kurz, was bei Akustikgitarre und Gesang nicht so gut gefällt. Bei der Abnahme eines Gitarrenverstärkers spielt das KSM313 dann allerdings seine Stärken voll aus: Das ordentlich verzerrte Rhythmusgitarren-Brett kommt über das KSM313 sehr satt und mit viel Druck. Lead-Sounds erscheinen weniger aggressiv und angenehm rund und weich. Sehr gut vorstellen können wir uns das 313-er auch vor einer Bass-Drum oder Bass-Cabinet.
Aber das Blatt lässt sich ja wenden: Die klanglichen Eigenschaften des von der Rückseite her besprochenen Bändchens, qualifiziert das KS313 doch noch als Gesangs- und Sprachmikrofon. Die Höhen bekommen eine frische Brise ab und die unteren Mitten erscheinen nicht mehr ganz so mächtig. Einen eigenen Charakter hat das 313-er natürlich immer noch, aber gerade bei etwas schrillen Frauenstimmen wirkt es Wunder und rundet das Timbre ein wenig ab. Männliche Sprecher dürfen sich über eine kleine Testosteron-Kur freuen – die Stimme wirkt mächtiger und insgesamt angenehm wärmer, ohne dabei die für die Verständlichkeit wichtigen Höhen zu verschlucken.
Kurz: Das KSM313 ist ein Charakterkopf und hat klanglich zwei unterschiedliche Gesichter, kostet allerdings auch stolze 1500 Euro. Aufgrund der sehr guten Auflösung und des überzeugenden Impulsverhalten weiß es besonders dann restlos zu überzeugen, wenn man seine klanglichen Eigenarten für gezieltes Sounddesign einsetzt.
Fazit
Die Mikrofone der KSM-Serie zeichnen sich insgesamt durch ihr hohes technisches und klangliches Niveau aus. Besonders beeindruckend sind die überragenden Messwerte des KSM44 und die insgesamt sehr detailreiche Auflösung sowie das schnelle Impulsverhalten aller Testkandidaten. Auch wenn es die ausgewiesenen Studio-Mikrofone von Shure sind, qualifizieren sich alle Testkandidaten auch als roadtaugliche Arbeitstiere, die vielleicht teilweise etwas unprätentiös daher kommen, unterm Strich aber jeden Cent wert sind.
Erschienen in Ausgabe 02/2010
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 1547 €
Bewertung: gut – sehr gut
Preis/Leistung: gut
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