Edel-Fusion: KEF Porsche Design Space One

Edler Designer-Chic trifft auf Klangexpertise made in Britain: Der KEF Porsche Design Space One kann nicht nur optisch, sondern dank hervorragender Noise Cancelling-Umsetzung auch klanglich überzeugen.

Von Freda Ressel

1972 beschloss Alexander Porsche, Enkel von Porsche-Gründer Ferdinand Porsche und Designer des legendären Porsche 911, dass ein berühmter Name in der Autoindustrie doch nicht alles sein kann und gründete die Designfirma Porsche Design Studio. Hier waren es zunächst vor allem Uhren, Brillen und Schreibgeräte, die Porsches Designmaxime „ein formal stimmiges Produkt braucht keine Verzierung, es soll durch die reine Form erhöht werden“ folgten. Mittlerweile lizensiert Porsche Design in vielen Branchen formschöne Produkte für namhafte Hersteller. So konnte zuletzt die britische High End-Edelmarke KEF gleich drei Produkte in Zusammenarbeit mit Porsche Design präsentieren: den Gravity One, einen luxuriösen Bluetooth-Lautsprecher, den Bluetooth-Kopfhörer Motion One sowie den geschlossenen Over-Ear-Kopfhörer Space One. Dieser konnte bereits einen der begehrten Red Dot Awards 2017 (Best of the Best) einheimsen. Auch klanglich will er sich von seiner besten Seite zeigen und auch mit aktivem Noise Cancelling einen detailreichen, natürlichen Klang liefern. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, was KEF aber, soviel sei schon einmal vorweggenommen, wirklich gut geglückt ist.

Der Space One kommt für einen UVP von 420 Euro. Mit im Paket sind eine ebenso formschöne wie robuste Kunststoffbox sowie ein Flugzeugadapter und ein Aufbewahrungsbeutel für das Kabel – alles ist auf den Mobilgebrauch getrimmt. Auf den obligatorischen 6,3 mm Klinkenadapter wurde entsprechend verzichtet – der Space One ist vor allem mit dem mobilen Abspielgerät im Hinterkopf konzipiert worden.

Edles Design

Mit den sauberst verarbeiteten Bauteilen aus titanbeschichtetem Aluminiumguss, der ebenso leicht wie robust ist, und weichem, schwarzem Kunstleder ähnelt die Ästhetik des KEF Space One durchaus der eines edlen Sportwagens. Ohr- und Kopfpolster sind dank Memory-Schaum angenehm anschmiegsam. Der gerastete Verstellmechanismus hat einen wohldosierten Widerstand, so dass für einen festen Sitz gesorgt ist. Die Ohrmuscheln sind schwenk- und kippbar – einohriges Abhören ist damit kein Problem und der Kopfhörer kann noch besser ergonomisch angepasst werden. Mit 320 Gramm ist der Space One angenehm leicht.

Inneres

Kleine, dezent auf der Oberseite der Ohrmuscheln angebrachte Mikrofone nehmen die Außengeräusche auf, die dann phaseninvertiert zusammen mit der gehörten Musik wiedergeben werden, sodass sich die Geräusche akustisch auslöschen. Natürlich wird für diese aktive Noise Cancelling (ANC)-Technologie Strom für den eingebauten Verstärker benötigt, im Falle des Space One liefert den eine einzelne AAA-Batterie, die laut Hersteller eine Laufzeit von immerhin 50 Stunden liefert – zumindest den nicht gerade kurzen Testzeitraum hielt sie jedenfalls mühelos, was für Noise Cancelling-Kopfhörer keine Selbstverständlichkeit ist. Das Batteriefach sitzt überaus diskret verbaut hinter der Rückplatte des rechten Gehäuses und wird durch Druck auf einen von außen unsichtbaren Knopf in der Innenseite geöffnet. Auf dem linken Gehäuse ist, neben dem verriegelten Miniklinken-Anschluss für das Kabel, der Knopf zu Aktivierung des ANC angebracht. Eine weiße LED kennzeichnet dabei, ob das ANC aktiv ist – zwei Sekunden lang drücken und es wird wieder deaktiviert. Beim Einschalten gibt es ein akustisches Feedback in Form eines kurzen Aussetzens des Nutzsignals.

Der dynamische 40mm-Treiber im Inneren des KEF Space One verfügt über kräftige 20 mm Neodym-Magneten und Schwingspulen aus sehr leichtem kupferkaschiertem Aluminium.

Mit 32 Ohm Eingangsimpedanz ist der Space One bedenkenlos für Mobilgeräte geeignet.

Handling und Kabel

Im Test zeigt sich der Space One als ausgesprochen bequemer Zeitgenosse. Die für die geschlossene Bauweise typische Wärmeentwicklung wird erst bei langen Hörsessions merklich, unangenehme Schweißbildung unter den Kunstlederpolstern ist überhaupt kein Thema. Der Space One sitzt fest und mit leichtem Druck am Kopf, selbst bei heftigeren Bewegungen bleibt er an Ort und Stelle, ohne dabei aber übermäßig zu nerven.

Das einseitig geführte 1,5 Meter lange Flachbandkabel mit einem flexiblen Knickschutz ist sehr angenehm. Mühe- und geräuschlos gleitet es über die Kleidung und ist absolut hedderfrei. Kabelgeräusche treten lediglich bei Berührung nahe der Anschlussstelle an das Kopfhörergehäuse auf und sind sehr dezent.

Klang

Noise Cancelling ist nicht für jeden Hörer angenehm. Wahrscheinlich kennen viele das etwas klaustrophobische Gefühl der künstlich erzeugten Stille, die sich durch Modelle aller Preisklassen zieht und manchen auf Dauer gar Kopfschmerzen bereitet. Umso erfreulicher, dass dem KEF Space One diese Eigenschaft völlig abgeht. Tatsächlich schirmt der Kopfhörer bereits ohne eingeschaltetes Noise Cancelling sehr gut nach Innen und Außen ab – die Unterschiede zwischen ein- und ausgeschaltetem ANC sind zwar hörbar, aber deutlich weniger krass als bei manch anderem Modell. Für lange Bahnfahrten oder Flugreisen ist der Space One damit absolut zu empfehlen – tieffrequente Dauergeräusche werden sehr sorgfältig weggefiltert, ohne dass das ANC anfängt, zu nerven, weniger konsistente Geräusche werden durch die gute Abschirmung bereits in hohem Maße gedämpft. Auch ein Eigenrauschen durch das eingeschaltete ANC, wie es bei weniger gut umgesetzten Kopfhörern hörbar ist, tritt nicht auf. Deutlich offensichtlicher wird die höhere gefühlte Lautstärke, die der Space One bei aktiviertem ANC aufweist – durch das Fehlen der Umgebungsgeräusche benötigen unsere Zuspieler deutlich geringere Werte am Volumenregler. Apropos Zuspieler: Der Space One bekam sein Futter neben unserem Violectric HPA V281 Referenz-Kopfhörerverstärker unter anderem vom iBasso DX200 DAP, dem Tascam UH-7000 Interface, und dem IK Multimedia iRig Pro I/O.

Dabei hörten wir den Space One sowohl mit aktiviertem als auch deaktiviertem ANC.

Bereits im passiven Betrieb ist die Darstellung der Räumlichkeit in der Breite sehr schön aufgefächert. In der Tiefe wirkt er allerdings etwas flachbrüstig. Die Auflösung ist sehr gut, auch wenn der Space One natürlich nicht die Güte unseres Referenzkopfhörers Audeze LCD-X erreichen kann, der aber auch preislich in einer völlig anderen Liga spielt. Die Impulswiedergabe ist sehr schnell. Der Bass reicht überaus tief und kommt sehr trocken. Die Mitten kommen sehr fein und angenehm, die Höhen sind wohldosiert, dabei aber nicht übermäßig brilliant – hier kann der Audeze LCD-X deutlich mehr feines Transientenmaterial liefern, was die Höhen mehr strahlen lässt.

Bei eingeschaltetem ANC legt der Space One gleich eine ganze Schippe mehr drauf. Vor allem in Hinblick auf die räumliche Tiefe bekommt der Klang hier eine viel komplexere Plastizität. Stimmen sitzen geradezu intim am Ohr, während Gitarren etwa leicht in den Hintergrund rücken. Zudem bekommt der Bass eine kräftige Portion mehr Punch. Insgesamt ist der Klang deutlich gefälliger und „direkter“ als im passiven Betrieb, was nicht nur an der höheren gefühlten Lautstärke liegt – dank der kurzen Signalpause beim Einschalten des ANCs können wir die Lautstärke entsprechend anpassen. Der „enttäuschende“ Effekt beim Ausschalten des Noise Cancellings ist deutlich spürbar. Dennoch haben beide Modi ihre Berechtigung, ist doch der Klang im passiven Betrieb etwas ausgewogener. Zum genussvollen Musikhören, aber ebenso zum Monitoring für Bassisten, Schlagzeuger oder für DJs, die einen kräftigen Bass benötigen, ist der ANC-Betrieb aber auf jeden Fall vorzuziehen.

Fazit

Der KEF Porsche Design Space One sieht nicht nur gut aus, sondern wartet mit gleich zwei Klangbildern auf, die ihn flexibel einsetzbar machen. Das aktive Noise Cancelling ist nicht nur sehr angenehm und schirmt störende Außengeräusche gut ab, sondern sorgt außerdem für einen sehr schönen, direkten Klang, der durch die Plastizität der räumlichen Wiedergabe punkten kann. Dank der langen Batterielaufzeit und dem hohen Tragekomfort steht langen genussvollen Hörstunden oder Aufnahmesessions nichts im Wege.

 

Erschienen in Professional audio 09/2017