Ohrenschmeichler

 Am Mischpult, unterwegs oder auf dem Sofa – den Spagat zwischen Studiowerkzeug und Genusskopfhörer soll der SRH1540 schaffen, das neue Flaggschiff unter den geschlossenen Kopfhörern von Shure.

Von Freda Ressel

Mit dem SRH1540 rundet Shure sein Studiokopfhörerprogramm mit einem geschlossenen dynamischen Over-Ear-Modell nach oben hin ab. Der Kopfhörer, der in einer praktischen und sehr robusten Kunststoffbox mit zwei Kabeln, Ersatzohrpolstern und einem vorgoldeten 6,3 mm Klinkenadapter geliefert wird, kommt zu einem UVP von 549 Euro und ist preislich damit identisch zum offenen Studiokopfhörermodell SRH1840 (Test Ausgabe 4/2015). Neben dem Einsatz im Studio soll er sich auch für das genussvolle Hören daheim und unterwegs eignen.

Aufbau

Der mit 286 Gramm angenehm leichte SRH1540 besticht mit modern wirkender, schwarz-silberner Optik und sehr hohem Tragekomfort. Der zweigeteilte, mit Kunstleder umwickelte und auf der Unterseite mit zusätzlichen Polsterstreifen versehene Kopfbügel ist elastisch und erlaubt damit eine individuelle Anpassung selbst an sehr große oder kleine Köpfe. Die gegabelten Ohrmuschel-Aufhängungen aus stabiler Aluminiumlegierung lassen sich zwischen den Kopfbügelteilen stufenlos einschieben, um den SRH1540 in der Höhe zu verstellen. Ein Widerstand sorgt dafür, dass dieser Mechanismus sich nicht von alleine bewegt – ein Ausleiern ist nicht zu erwarten.

Die Kopfhörergehäuse bestehen ebenfalls aus Aluminium und sind mit einer von einer Plexiglasschicht nach außen geschützten, robusten Karbonfaserplatte auf der Außenseite versehen, die eine gute Abschirmung nach außen sichert und für eine hohe Vibrationsarmut im Gehäuseinneren sorgt. Die Gehäuse lassen sich leicht nach innen neigen und sorgen so für einen festen, aber dennoch bequemen Sitz.

Die Ohrpolster bestehen aus angenehm weicher Alcantara-Mikrofaser und Memoryfoam. Sie lassen sich zur Reinigung leicht vom Gehäuse trennen.

 

Innenleben

Im Inneren des SRH1540 werkelt ein auf einer stabilen Kunststoff-Aluminium-Konstruktion hart aufgehängter dynamischer Neodym-Treiber mit üppigen 40 mm Membrandurchmesser. Mit einer Eingangsimpedanz von 46 Ohm verträgt sich der Kopfhörer auch mit Mobilgeräten mit leistungsschwachem Kopfhörerverstärker wie Smartphones oder Tablets. Seine Empfindlichkeit liegt mit 99 dB/mW im grünen Bereich.

 

 

Kabel und Tragekomfort

Dank der stabilen Transportbox, die intelligent und benutzerfreundlich aufgebaut ist, ist der SRH1540 leicht transportierbar und stets gut geschützt. In zwei mit Reißverschlüssen und einer Klettschicht zum besseren Halt im Innenfutter der Box versehenen Täschchen finden sind die Kabel. Beide Exemplare bestehen aus sauerstoffreien Kupfer mit Kevlarverstärkung und Zugentlastung an den Kabelenden. Das 150 cm lange Kabel ist für den Mobilgebrauch konzipiert, während das 200 cm-Kabel eher für Studioanwendungen oder die heimische Anlage gedacht ist. Beide sind beidseitig geführt und werden über vergoldete MMCX-Stecker sicher mit dem Gehäuse verbunden. Kabelgeräusche sind vor allen ab der Y-Gabelung hin zum Gehäuse bei Berührung leise zu hören, aber nicht übermäßig störend. Beide Kabel haben eine glatte Oberfläche, die mühelos über die Kleidung hinweggleitet, ohne hängenzubleiben.   Die Hörerseiten sind auf Gehäuse wie Kabel gut sichtbar markiert. Der Kopfhörer ist auf Langlebigkeit ausgelegt – sowohl Kabel als auch Ohrpolster sind auf der Herstellerseite zum Nachkauf erhältlich.

Im Testzeitraum waren wir so begeistert vom Tragekomfort des SRH1540, dass wir ihn gerne über lange Zeitspannen auf dem Kopf behielten. Die Ohrpolster sind überaus weich und bequem und schließen um das Ohr herum gut ab. Der Kopfhörer sitzt mit angenehmem, nicht zu festem Druck am Kopf und verrutscht auch bei stärkeren Kopfbewegungen nicht. Der für die geschlossene Bauweise typische Hitzestau hält sich in Grenzen, auch nach sehr langem Tragen ist der Wohlfühlfaktor immer noch sehr groß. Die Abschirmung nach außen funktioniert gut, wenngleich etwas mehr Außengeräusche zum Ohr durchdringen, als wir das von geschlossenen Modellen gewohnt sind.

Klang

In den ausführlichen Hörtests offenbarte der SRH1540 einen edlen, hochwertigen Klang. Stereobreite und -Tiefe werden vor allem für ein geschlossenes Modell sehr plastisch dargestellt, die Ortbarkeit einzelner Instrumente im Stereopanorama ist gut. Die verschiedenen räumlichen Effekte in Depeche Modes „Blasphemous Rumours“ werden sehr deutlich und präzise wiedergegen. Das Impulsverhalten des SRH1540 ist in den Bässen, Mitten und Höhen ausgezeichnet, die Auflösung selbst feinster klanglicher Details ebenso.

Die Basswiedergabe reicht tief hinab, Bassimpulse, beispielsweise von einer hart geschlagenen Bassdrum kommen trocken, schnell und präzise. Der pulsierende, dynamisch gespielte Bass in Paul Simons „You can call me Al“ kommt ebenso druckvoll wie sauber. Gleichzeitig ist eine leichte Überbetonung der oberen Bässe und untersten Mitten hörbar – was bei Monitoringaufgaben, noch nicht stört. Musik-Liebhaber etwas wärmer klingender Hifi-Kopfhörer wird diese Eigenschaft gefallen. Die Mitten klingen insgesamt sehr ausgewogen und im besten Sinne unaufgeregt. Schön aber präzise kommen die hohen Frequenzen, die auch bei schwierigem Material sauber klingen. Die transientenreichen Anschlagsgeräusche und das Saitenschnarren der Akustikgitarre im Intro von Fleetwood Macs „The Chain“ klingen sehr plastisch und sauber herausgearbeitet, ohne auch nur im Ansatz zur Härte zu neigen.

Fazit

Der SRH1540 ist als Monitoring-Kopfhörer und für das genussvolle Musikhören daheim und unterwegs eine gute Kombilösung. Für Mixing- und Masteringaufgaben ist er allerdings wegen des leicht warmen Klangcharakters nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Der hohe Tragekomfort macht ihn für lange Hörsessions besonders geeignet, so dass man ihn gar nicht wieder absetzen möchte.