Klare Handschrift
Studioarbeitspferd Made in Bavaria – der Ultrasone Signature Studio hat nicht nur optisch eine klare Linie, sondern bleibt auch in Sachen Klang unbestechlich.
Von Freda Ressel
Die Signature-Serie der bayerischen Kopfhörermanufaktur Ultrasone bekommt Zuwachs. Nach dem Flaggschiff Signature Pro und dem Signature DJ, dem in unserem DJ-Special in Ausgabe 02/2017 der beste Klang unter allen vorgestellten Kopfhörern attestiert wurde, kommt mit dem Signature Studio nun ein etwas günstigeres geschlossenes Over-Ear-Modell für Studio- und Liveanwender (UVP: 499 Euro). Der Fokus liegt dabei auch auf der mobilen Anwendung. Entsprechend ist der Studio Pro mit einem robusten Hardcase sowie zweierlei Kabeln ausgestattet. Ultrasone gewährt auf den Kopfhörer 5 Jahre Garantie – ein echtes Statement über das Vertrauen des Herstellers in sein Produkt.
Aufbau
Der Signature Studio bietet durch designtechnisches Understatement die goldene Mitte zwischen Flexibilität und Robustheit. Der Kopfhörer besteht vornehmlich aus hochwertigem Kunstsoff, was für ein relativ geringes Gewicht (290 g) bei hoher Stabilität sorgt. Der Kopfbügel ist elastisch und lässt sich damit optimal an die Kopfform anpassen. Zudem sind die Hörergehäuse schwenk- und kippbar, womit einerseits guter Tragekomfort sichergestellt, andererseits aber auch einohriges Monitoring möglich ist. Die Polster an Kopfbügel und Muscheln sind mit atmungsaktivem Kunstleder überzogen, das Schweißbildung vermeiden soll.
Inneres
Ultrasone setzt natürlich auch beim Signature Studio auf seine bewährten, speziell entwickelten Technologien. Die S-Logic Plus-Technologie arbeitet mit einem dezentralen Versatz der Treiber, der dank Miteinbeziehung der Ohrmuscheln die Räumlichkeit verbessern und den Schall besser zum Ohr bringen soll, wodurch weniger Schalldruck bei gleichempfundener Lautstärke notwendig ist.
Wie bei allen Ultrasone-Kopfhörern sorgt eine MU-Metall-Abschirmung für Schutz vor elektromagnetischen Niederfrequenzfeldern (Elektrosmog).
Der dynamische Breitbandtreiber mit 40 mm titanbeschichteter Mylar-Membran zeichnet sich durch hohe Steifigkeit bei geringem Gewicht aus und ermöglicht so eine besonders akkurate Impulswiedergabe. Der Signature Studio ist mit einer Eingangsimpedanz von 32 Ohm auch für Mobilgeräte oder Laptops mit schwachem Kopfhörerverstärker geeignet.
Kabel und Sitz
Der Signature Studio ist für den harten Studioeinsatz konzipiert – entsprechend fest sitzt er am Kopf. Auch bei heftigen Bewegungen sitzt er bombenfest, was über einen längeren Zeitraum allerdings etwas unangenehm werden kann. Schlagzeuger oder andere bewegungsintensive Musiker müssen indes nicht fürchten, ihren Monitoring-Kopfhörer während der Aufnahme zu verlieren. Die Polster schließen eng um die Ohrmuscheln ab und sorgen für eine gute Dämpfung nach außen. Die Dämpfung von Außengeräuschen ist hingegen etwas schwächer als bei anderen geschlossenen Modellen dieser Preisklasse. Hitzeentwicklung bleibt auch bei langen Hörsessions absolut im Rahmen, Schweiß ist dank der atmungsaktiven Polsterung überhaupt kein Thema.
Zwei einseitig geführte Kabel stehen zur Auswahl, ein glattes 1,2 m Kabel mit vergoldetem Miniklinkenstecker für Mobilanwendungen und ein 3 m Spiralkabel mit vergoldetem 6,3 mm Klinkenstecker für den professionellen Einsatz. Auf den 6,3 mm Klinkenadapter wurde verzichtet. Das Kabel wird auf der linken Gehäuseseite über einen Miniklinkenstecker mit Bajonettverschluss eingestöpselt. Im praktischen Einsatz zeigten sich beide Kabelvarianten pflegeleicht: Verheddern ist überhaupt kein Thema, die Kabelgeräusche halten sich auch im üblichen Rahmen und treten nur in der unmittelbaren Nähe des Gehäuses auf.
Klang
Im Hörtest stellen wir den Signature Studio sowohl beim Musikhören als auch in der Studiopraxis auf die Probe. Der Kopfhörer entpuppt sich als eher neutral klingender Zeitgenosse, der aber ziemlich schonungslos das wiedergibt, was man ihm präsentiert. Die Auswirkung der S-Logic Plus-Technologie auf die räumliche Wiedergabe ist hörbar, aber nicht übertrieben – die Signale werden nicht künstlich in die Breite gezogen, sondern sitzen gut ortbar dort, wo sie sein sollen. Die Auflösung ist sehr fein, und Impulse kommen blitzschnell – die Bassdrum von „Baba O’Riley“ von The Who etwa klingt extrem plastisch und in keinster Weise matschig, das Plastik des Schlagfells ist deutlich hörbar. Die Bässe reichen sehr tief und sind absolut trocken, wie der funkig geslapte Bass in Daft Punks „Lose Yourself to dance“ eindrucksvoll zeigt. Die Mitten sind nicht überbetont, sondern glasklar und präzise. Bei den Höhen verzeiht der Signature Studio nicht viel – schwierige Passagen wie die Obertöne der irischen Geige am Ende von „Baba O’Riley“ dringen eher unsanft ans Ohr. Hier trennt sich klar die Spreu vom Weizen – in hervorragend produzierten Stücken wie der remasterten Version von Depeche Modes „Stripped“ kommen die Höhen kristallklar und schön.
Fazit
Seine Unbestechlichkeit macht den Signature Studio zum perfekten Studiowerkzeug – was hier gut klingt, ist auch tatsächlich gut. Hifi-Hörer werden mit diesem Kopfhörer entweder nicht glücklich oder sehen es als Anstoß, ihre audiophile Musiksammlung zu überdenken – so manche Aufnahme wird vor dem Signature Studio in Ungnade fallen. Gegen den Live-Einsatz spricht die etwas schwache Dämpfung von Außengeräuschen – hier werden unter Umständen zu hohe Pegel nötig, um das Gehörte zu bewerten. Die Robustheit des Designs und die von Ultrasone gewährte lange Garantiezeit zeigen, dass hier alles für langfristige Nutzung ausgelegt ist.
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