Der Klang-Magier
Mit dem Mix Satellite von Vertigo Sound drängt eine Mastering-Peripherie mit völlig eigenständigem Konzept in den Markt, die verspricht, das Bearbeiten von Aufnahmen noch flexibler zu gestalten. Must Have oder überflüssiger Schnickschnack? Professional audio geht der Wahrheit auf den Grund.
Von Georg Berger
Die im Münchner Vorort Germering beheimatete Pro-Audio-Manufaktur Vertigo Sound ist beileibe nicht mehr unbekannt. Mit ihrem Erstlings-Werk, dem Boutique-Kompressor VSC-2, legte das Unternehmen einen Bilderbuchstart hin und etablierte sich aus dem Stand heraus weltweit als Hersteller von Highend-Outboard.
Im Test in Heft 2/2009 haben wir uns von den Qualitäten des Kompressors überzeugen können, ja sogar begeistern lassen. Kein Wunder, denn Dank der integrierten Bauteile vom allerfeinsten, einem flexiblen Regelverhalten und vor allem durch seinen Highend-Sound bleiben keine Wünsche offen, was dem VSC-2 verdientermaßen eine Auszeichnung in unserem Editors Choice 2009 einbrachte. Ein knappes Jahr später folgt mit dem VSM-2, auch Mix Satellite genannt, der nächste Paukenschlag aus Germering. Besonderheit: Das zwei Höheneinheiten messende 19-Zoll-Gerät entzieht sich aufgrund seines höchst individuellen Konzepts jeglicher Kategorisierung und offeriert gleich mehrere Funktionen auf einmal, die zwar primär an den Bedürfnissen des Mastering ausgerichtet sind, jedoch auch bei der Bearbeitung von Einzelspuren und Subgruppen sehr gute Dienste leisten können, vertraut man den Aussagen des Herstellers. Im Einzelnen bietet der Mix Satellite folgende Funktionen:
– parallele Effektbearbeitung
– M/S Processing/Effektbearbeitung
– Klang-Design mittels zweier separat zuschaltbarer Oberwellen-Generatoren
Grund genug also, sich den Mix Satellite einmal näher anzuschauen. Im Gespräch mit Andreas Eschenwecker, der zusammen mit Markus Heilmaier die Geschicke von Vertigo Sound lenkt, erfahren wir, dass sich beide Masterminds nach der Entwicklung des VSC-2 Kompressors bewusst gegen die Entwicklung eines weiteren klassischen Studio-Effektgeräts entschieden haben. Getreu dem Motto „Warum nicht mal was Neues?“, sollte mit dem Mix Satellite ein Stück Outboard entwickelt werden, das die Einsatzmöglichkeiten des eigenen VSC-2 Kompressors und natürlich auch weiterer Studio-Prozessoren flexibel erweitert, ähnlich einem Schweizer Taschenmesser, das für verschiedene Zwecke das passende Werkzeug bereitstellt. Von der Idee bis zur Serienreife sind dabei drei Jahre verstrichen. In dieser Zeit galt es, das Schaltungs-Design zu entwickeln, zu verfeinern und die teils komplexen Signalroutings durch sinnvoll gewählte Eingriffsmöglichkeiten gleichzeitig überschaubar und effizient zu gestalten. Hinzu kamen weitere aufwändige schaltungstechnische Maßnahmen, um den eigenen hohen Qualitäts-Anforderungen hinsichtlich Klang gerecht zu werden.
Wie auch schon der VSC-2 ist auch der Mix Satellite kompromisslos auf Highend getrimmt, richtet sich ebenfalls an eine professionelle Klientel mit höchsten Ansprüchen und zementiert den Ruf der bayerischen Edel-Schmiede. Dass dieser Aufwand seinen Preis hat, dürfte dabei wohl jedem klar sein. Der Mix Satellite ist in zwei Varianten erhältlich. Die Basic-Version kommt ohne Harmonic-Generatoren aus und kostet knapp 3.560 Euro. Für die Full-Version werden umgerechnet 5.940 Euro aufgerufen. Die Aufrüstung der Basic-Version mit beiden Generatoren schlägt mit etwa 2.400 Euro zu Buche.
Die Verarbeitung:
Die Verarbeitung des Mix Satellite ist erwartungsgemäß robust und hochwertig. Ein Blick ins Innere des Gerätes zeigt die gleiche Sorgfalt. Der Clou: Anstelle einer einzigen Haupt-Platine sind die Schaltungen modular auf mehrere Platinen verteilt, die senkrecht direkt hinter der Frontplatte eingelassen und per Flachbandkabel miteinander verbunden sind. Vorteil: Beim Ausfall einer Funktions-Gruppe ist der Austausch der dafür verantwortlichen Platine rasch erledigt. Dies gilt auch für die Nachrüstung der Generatoren, was insgesamt pfiffig gelöst ist. Der Ringkern-Trafo, der eigens nach den Spezifikationen von Vertigo Sound produziert wurde, ist räumlich vom senkrechten Platinenfeld getrennt, was die Gefahr von Einstreuungen noch einmal minimiert. Die Bedienelemente auf der Frontplatte des knapp acht Kilogramm schweren Mastering-Boliden sind von sehr hoher Qualität. Die satt rastenden Grayhill-Schalter mit dahinter arbeitenden Goldkontakt-Relais erfordern ein wenig Kraft beim Betätigen und bestechen durch völlig Nebengeräusch-freie Schaltvorgänge. Sämtliche Potis warten mit 41 Raststufen auf, was ein Reproduzieren von Einstellungen erleichtert. So soll es sein. Werte-Skalen um die Drehregler sucht man bis auf die Ein- und Ausgangs-Pegelsteller jedoch vergebens, werden aber auch nicht vermisst. Der Mix Satellite will eindeutig nach Gehör bedient werden. Lediglich ein großer Punkt auf der Skala gibt einen Hinweis darauf, dass sich an dieser Position der Regler in Neutralstellung befindet.
Die Anschlüsse:
Die auf der Rückseite versammelten Anschlüsse sind komplett als XLR-Buchsen ausgeführt und elektronisch symmetriert. Außer den Ein- und Ausgängen in stereo finden sich zusätzlich zwei Inserts, deren Ein- und Ausgänge ebenfalls in stereo ausgelegt sind. Sie sind seriell in den Signalweg integriert. Signale werden also zuerst von den angeschlossenen Effekten in Insert 1 und anschließend von Insert 2 bearbeitet. Die Reihenfolge der Inserts lässt sich bei Bedarf jedoch durch eine nachträgliche Modifikation umkehren, wie uns Andreas Eschenwecker verrät. Das hört sich jetzt völlig irrsinnig an, schließlich würde ein simples Neuverkabeln der Effekte denselben Zweck erfüllen. Die Option hat jedoch seinen Grund, denn jeder Insert besitzt individuelle Features.
Funktionen und Bedienmöglichkeiten:
Von links nach rechts finden sich analog zum Signalfluss im Gerät die einzelnen Bediensektionen, beginnend mit dem Input-Regler nebst LED-Meter und (Hard-)Bypass-Schalter, gefolgt von Insert 1 und 2, dem sich der sogenannte FET-Crusher anschließt, Oberwellen zweiter Ordnung erzeugt und sodann vom sogenannten Zener Blender für die dritten Harmonischen abgelöst wird. Der Bedienelemente-Reigen wird durch die zwei Output-Regler und die beiden 16-Segment-LED-Meter-Ketten abgeschlossen. Insert 1 ist primär zum Anschluss eines Kompressors gedacht. Grund: Über den Poti lässt sich dynamisch zwischen unbearbeitetem Original- und Effektsignal überblenden, was somit die Möglichkeit zur Parallel-Kompression eröffnet. Durch gezieltes Austarieren zwischen Dry- und Wet-Anteil lässt sich dadurch das Signal verdichten und seine dynamische Lebendigkeit erhalten. Dies ist jedoch erst möglich wenn der rote Schalter in der oberen Position steht. Ansonsten wird das Effektsignal zu 100 Prozent durchgeleitet. Der Clou: Über den Dreifach-Schalter lässt sich der Insert auf Bypass, in den Stereo- oder den M/S-Modus schalten, wobei der linke Kanal des Kompressors die Mitten- und der rechte die Seitenanteile bearbeitet. Dazu muss der Kompressor selbstverständlich von Stereo auf Dual-mono umgestellt werden. Insert 2 verfügt über die gleichen Schaltmöglichkeiten/Modi. Doch anders als im ersten Insert lässt sich mit dem Poti im Stereo-Modus die Balance einstellen. Im M/S-Modus greift der Regler in die Stereobasis ein. Ganz nach links gedreht, ist nur der Mittenanteil hörbar, ganz nach rechts folglich nur die Seitenanteile. Besonderheit: Das Poti reagiert um den Center-Punkt in der Mitte äußerst feinfühlig, was uns die Möglichkeit gibt, präzise und feinfühlig Ungleichgewichte in der Stereobalance auszugleichen. Sie sehen also, Insert ist im Mix Satellite nicht gleich Insert, weshalb die eingangs erwähnte Option des internen Vertauschens der Inserts durchaus seinen Grund hat.
Insert 2 besitzt zusätzlich einen weiteren Dreifach-Schalter mit dem sich die Mitten- und Seitenanteile des anliegenden Signals solo abhören lassen. Im Test sorgt dieser Schalter zunächst für Verwirrung, da wir aufgrund seiner Positionierung annehmen, die Solo-Funktion nur im zweiten Insert nutzen zu können. Tatsächlich werkelt dahinter eine eigene M/S-Matrix, die vor dem Ausgang zum Einsatz kommt und die Funktion sozusagen global nutzbar macht. Logisch gedacht, hätte der Schalter eigentlich in die Nähe der Output-Regler gehört. In der Praxis ist diese Auslegung jedoch klug gelöst. Denn im Test nehmen wir, nachdem wir Ein- und Ausgangslautstärke eingestellt haben, zumeist Einstellungen an den Inserts vor. Da kommt uns die Nähe des Solo-Schalters zu den Insert-Bedienelementen gerade recht, um blitzschnell unsere Einstellungen zu überprüfen und wir haben die wichtigsten Einstellungen stets im Blick.
Die Messwerte der Basic-Version:
Mit dem bisher Erwähnten findet die Ausstattung der Basic-Version ihren Abschluss, die innerhalb eines Mastering-Racks dem Anwender pfiffige und moderne Möglichkeiten offeriert, um Signale flexibel zu bearbeiten und herkömmliche Stereo-Effektgeräte mit M/S-Fähigkeiten auszustatten. Messtechnisch zeigt sich der Mix Satellite bei deaktivierten beziehungsweise nicht vorhandenen Harmonic Generatoren exzellent aufgestellt und absolviert den Mess-Marathon mit Bestnoten. Er erlaubt das Einspeisen von Signalstärken größer 30 dBu und wartet mit einem maximalen Ausgangspegel von satten 31 dBu auf. Damit besitzt das Gerät ausreichend Reserven um auch mit kritischen Signalstärken fertig zu werden. Erwartungsgemäß verläuft der Frequenzgang völlig linear wie mit dem Lineal gezogen. Der Noisefloor im FFT-Spektrum liegt ausnahmslos unterhalb -100 Dezibel. Die Ergebnisse beim Messen des Fremd- und Geräuschspannungsabstand sind mit 97 und 99,6 Dezibel schlichtweg phantastisch. Das Ergebnis nach Messung des Klirrfaktors steht mit einem Wert von 0,001 Prozent dem in nichts nach. Vorbildlich ist auch das Übersprechverhalten, das im relevanten Bereich unterhalb -100 Dezibel liegt. In Sachen Gleichtaktunterdrückung setzt der Mix Satellite sogar noch gehörig einen drauf. Die Werte liegen irgendwo unterhalb -120 Dezibel. Genauer können wir es nicht benennen, da unser Audio Precision-Messcomputer die Werte nicht mehr erfassen kann. So etwas sieht man nicht alle Tage.
Hör- und Praxistest der Basic-Version:
Im Hör- und Praxistest besticht der Mix Satellite beim Nutzen der Basis-Funktionen durch einen exzellenten transparenten und glasklaren Klang. Sämtliche Frequenzen anliegender Signale werden ohne jeglichen Verlust oder Färbung durchs Gerät geleitet. Auftretende Klangverfälschungen innerhalb einer Signalkette sind in jedem Fall bei anderen Geräten zu suchen, nicht jedoch beim VSM-2. Mit diesen Eigenschaften fügt er sich unauffällig in jedes Mastering-Rack ein und bereichert es mit seinen individuellen Signalführungs-Optionen. Auffällig: Im Test nutzen wir für die Signalbearbeitung selbstverständlich auch den M/S-Modus, wobei wir mit der Solo-Funktion stets die gemachten Einstellungen überprüfen. Anders als erwartet, hören wir keine Pegelunterschiede beim Abhören des M- und S-Kanals. Auf Nachfrage erklärt uns Andreas Eschenwecker, dass im Innern des Gerätes spezielle Korrekturschaltungen arbeiten, die sehr aufwändig aufgebaut sind, aus über 200 Bauteilen bestehen und automatisch an mehreren Punkten in der Signalführung dafür sorgen, dass Pegeldifferenzen ausgeglichen werden. Konsequenz: Das ständige Korrigieren des Ein- und Ausgangspegels bei der Signalbearbeitung und beim Abhören gerade des Seitenanteils reduziert sich damit auf ein Minimum, was schlichtweg genial ist und dem Anwender einen luxuriösen Komfort offeriert. Für dieses technische Husarenstück gebührt den Entwicklern jedenfalls ein Sonderlob.
Doch damit sind wir noch nicht zum Ende gekommen. Wer die Full-Version des VSM-2 mit integrierten Oberwellen-Generatoren erwirbt, bekommt zusätzlich umfangreiche Klangformungsmöglichkeiten bereitgestellt, die aus dem Leisetreter einen flexibel einsetzbaren Klangbildhauer machen. Der FET Crusher erzeugt, wie erwähnt, geradzahlige Oberwellen, die – Nomen est Omen – mit Hilfe von Feldeffekttransistoren erzeugt werden und dem als angenehm empfundenen Sound-Ideal von Röhren-Preamps nacheifert. Der Zener Blender erzeugt ungeradzahlige Oberwellen, deren hörbare Ergebnisse zumeist als unangenehm empfunden werden. Dies wird mit Hilfe sogenannter Zener-Dioden erzeugt. Der Clou: Beide Generatoren lassen sich separat per Schalter in den Signalweg einfügen, so dass der Anwender je nach Klang-Vorstellung sämtliche Optionen ziehen kann. Beide Generatoren warten überdies mit identischen Bedienelementen auf, denen wir uns jetzt der Reihe nach etwas eingehender widmen wollen.
Die Funktionen der Oberwellen-Generatoren:
Mit dem Drive-Parameter regeln wir die Eingangslautstärke, was uns die Möglichkeit gibt, die Schaltung gezielt in die Sättigung zu fahren. Die beigeordnete LED gibt mit wechselnden Farben Auskunft über den Grad der Übersteuerung. Per Kippschalter ist das Clipping zwischen soft und hard umschaltbar. Mit THD-Mix lässt sich wie bei der Parallel-Kompression zwischen Original- und Effektsignal überblenden. Mit Hilfe des Shape-Reglers stellen wir die Frequenzen eines Hicut-Filters ein, der das prozessierte Signal am Ausgang der Schaltung mit einer Flankensteilheit von zwölf Dezibel pro Oktave in den Höhen beschneidet. Bemerkenswert: An Stelle der ausgefilterten Frequenzbereiche werden dynamisch die parallel geführten Originalsignalanteile eingeblendet. Damit nicht genug in Sachen Filter: Über den Input-Filter-Schalter lässt sich am Eingang der Schaltung, ähnlich wie bei einem Multiband-Kompressor, ein Frequenzbereich vorwählen, der ausschließlich mit den Verzerrungen des Schaltkreises veredelt werden soll. Außer Tiefen, Mitten und Höhen steht auch ein Full-Preset zur Verfügung, das bis auf den Bass-Bereich den gesamten hörbaren Frequenzbereich breitbandig abdeckt. Der gesamte Frequenzbereich lässt sich in Stellung Track bearbeiten. Der Frequenzbereich des Shape-Reglers adaptiert sich übrigens automatisch zu den vorgewählten Input-Filter-Prestes. Mit Hilfe des Level-Reglers lässt sich schließlich, wiederum ähnlich einem Multiband-Kompressor, das Mischverhältnis zwischen bearbeitetem und unbearbeitetem Frequenzbereich einstellen, was logischerweise nur für die Input-Filter-Stellungen Low bis Full möglich ist. Die beiden LEDs geben dazu Auskunft über das Lautstärke-Verhältnis zwischen bearbeitetem und unbearbeitetem Frequenzbereich. Leuchtet die linke LED stärker, ist der unbearbeitete Frequenzbereich lauter als der bearbeitete. Leuchtet die rechte LED stärker verhält es sich umgekehrt. Last but not Least verfügen die Generatoren per Dreifach-Schalter ebenfalls über eine aktivierbare M/S-Matrix, wobei sich wahlweise das Stereo-Signal oder nur das Mitten- oder Seiten-Signal verzerren lässt, was unseres Wissens nach bislang einzigartig ist. Somit bietet sich dem Anwender ein schier überbordendes Arsenal an Einstellmöglichkeiten, um separat Harmonische zweiter und dritter Ordnung gezielt, frequenzselektiv, feindosiert und flexibel auf anliegende Stereosignale aufzuprägen. Solch eine Pracht ist selten anzutreffen und macht aus dem Mix Satellite einen Verzerrer De Luxe.
Im Hör- und Praxistest gehen wir zunächst den Klangcharakteristika beider Generatoren auf den Grund. Dazu stellen wir den Input-Filter auf Track um das gesamte Signal zu verzerren. Erwartungsgemäß klingt die Verzerrung des FET Crushers herrlich angenehm und verleiht eingespeisten Signalen einen Schub im unteren Mittenbereich, wobei die Höhen luftig daherkommen und fein aufgelöst durchgereicht werden. Der FET Crusher ist jedoch beileibe kein Leisetreter und kann in Extrempositionen ordentlich brüllen und fauchen. Im Messtest treten bei deutlicher Übersteuerung jedoch auch dritte Harmonische im FFT-Spektrum auf, ein absichtlich gemachtes Zugeständnis an die Klangerwartung. Cleane Gitarren lassen sich damit gehörig anrauen. Der dabei erzeugte Sound erinnert sofort an einen Röhrenverstärker, der nicht ganz aufgerissen ist und crunchige Overdrive-Sounds liefert. Der Zener Blender legt im Vergleich zum FET Crusher ein ordentliches Schippchen an Bissigkeit obendrauf. Anstelle der unteren Mitten greift er, so der Höreindruck, primär in den oberen Mittenbereich und in die Höhen ein. In Extremstellung des Drive-Reglers klingen Signale schrill, bissig und dünn. Beim Einspeisen von Gitarrensignalen klingts so, als ob ein Transistor-Bodenverzerrer am Werk ist mit einer leichten Tendenz in Richtung Fuzz-Face. Moderat und feinfühlig eingesetzt sind beide Generatoren eine willkommene Option, um Signalen je nach Einstellung von Input-Filter, Drive sowie den einzelnen Misch-Optionen mehr Präsenz, Druck, Körperhaftigkeit, Knurrigkeit, Wärme und/oder Transparenz zu verleihen. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind nicht zuletzt Dank der integrierten M/S-Matrix und dem separaten Aktivieren beider Generatoren schier grenzenlos und würden bei detaillierter Beschreibung den Artikelumfang deutlich sprengen. Bei der Arbeit mit beiden Generatoren jedoch von Verzerrung zu sprechen, was immer negativ besetzt ist, trifft es nicht ganz. Je nach Klangvorstellung und Einsatz fungieren die Oberwellen-Generatoren mal wie ein Equalizer, um etwa schwachbrüstige E-Bässe mit dem FET Crusher und in Filterstellung Low oder Mid mit einer gehörigen Portion Knurrigkeit auszustatten, ein anderes Mal führen sie Aufgaben ähnlich eines Exciters aus. Dazu nutzen wir den Zener Blender in Filterstellung High, der im Seitenkanal das Gesamtbild deutlich präsenter und luftiger gestaltet. Schließlich lässt sich der Zener Blender auch als Limiter einsetzen und sorgt in Filter-Stellung Track für einen nachhaltigen Lautheitsgewinn. Bis dato ist uns noch kein Gerät im Test untergekommen, mit dem sich Verzerrungen derart kunstvoll und detailliert zur Klangformung einsetzen lassen.
Fazit
Mit dem VSM-2 Mix Satellite präsentiert Vertigo Sound ein durch und durch ausgereiftes Geräte-Konzept mit pfiffigen, flexiblen und sinnvollen Features und beweist gleichzeitig, dass das Ende der Fahnenstange in Sachen Mastering-Peripherie offensichtlich noch längst nicht erreicht ist. Kompromisslos auf Highend getrimmt, ist der Mix Satellite ohne Wenn und Aber ein Must Have und erfüllt problemlos die höchsten Ansprüche jedes Profi-Mastering-Ingenieurs.
Erschienen in Ausgabe 10/2010
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 5938 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
Hinterlasse einen Kommentar