Bedienungs-Offensive
Wie man Gutes noch besser machen kann, zeigt das Unternehmen Novation. Mit der Automap Universal Software erhalten die Remote SL Controller des Herstellers ein deutliches Mehr an Bedienkomfort.
Von Georg Berger
Mit der vor knapp zwei Jahren am Markt eingeführten Remote-SL-Controller-Serie offerierte das britische Unternehmen Novation einen eigenen und innovativen Weg, um das Zusammenspiel zwischen Controller und virtuellen Instrumenten noch komfortabler zu gestalten. Das Haupt-Feature der Geräte ist die sogenannte Automap-Funktion, die automatisch sämtliche Instrumenten-Parameter erkennt und auf ihre Hardware-Bedienelemente verteilt. Vorteil: Das zeitraubende manuelle Erstellen von Controller-Layouts reduziert sich erheblich. Als Bonus erlauben die Controller auch eine direkte und unkomplizierte Steuerung aller wichtigen Bedienelemente von den meisten Sequenzern. Momentan sind die gebräuchlichsten wie Reason, Cubase, Nuendo, Live, Pro Tools, Logic, Digital Performer und Tracktion ansteuerbar. Eine Einbeziehung von Sonar lässt hingegen immer noch auf sich warten. Jüngste Neuerung in der Controller-Serie ist die sogenannte Automap Universal Software, die als kostenfreier Download auf der Homepage von Novation bereitsteht (www.novationmusic.com). Mit ihrer Hilfe erhält die komplette Remote-SL-Serie einen gehörigen Schub in Richtung noch einfacherer Bedienung. Aus Automap wird Automap Universal Zum Test der neuen Software haben wir den als Desktop ausgelegten und knapp 350 Euro teuren Remote Zero SL Controller antreten lassen. Er ist nur minimal größer als eine Computer-Tastatur und fügt sich raumsparend als Steuerzentrale auch auf kleinsten Arbeitsflächen oberhalb eines Computer-Keyboards ein. Er besitzt dieselben Bedienmöglichkeiten wie die übrigen Geräte der Serie, die als Masterkeyboard zusätzlich mit einer Klaviatur ausgestattet sind. Die vor kurzem präsentierte Remote-SL-Compact-Serie enthält grundsätzlich die gleichen Bedien-Features, sie besitzen jedoch weniger Controller-Elemente. Die jeweils acht Potentiometer, Endlos-Drehregler mit Rastung und die 45-Millimeter-Fader sowie sämtliche Drucktaster überzeugen durch eine hochwertige Anmutung. Nicht alltäglich sind die acht anschlagsdynamischen Pads zum Auslösen von MIDI-Notenbefehlen, sie dienen primär zur Programmierung von Drumtracks.
Selbstverständlich sind darauf, wie übrigens auch beim Rest der Bedienelemente, herkömmliche MIDI-Controller-Befehle und sogar RPN- und NRPN-Messages [G] sowie Sysex-Daten programmierbar. Ein unverzichtbares Hilfsmittel sind die beiden großen, im Kontrast einstellbaren, 144-Zeichen-LCD-Displays, die gut lesbar die einzelnen Parameterbezeichnungen zeigen. Abgerundet wird die großzügige Ausstattung mit sechs Transporttasten zur Steuerung von Sequenzern. Damit offeriert der Controller dem Anwender auf kleinem Raum eine opulente Zahl an Bedienmöglichkeiten, die für den Großteil der Anwendungen ausreichend sind. Ab Werk stehen dem Anwender 40 austauschbare Templates mit Automap-Layouts einiger virtueller Instrumente sowie für vier Sequenzer zur Verfügung. Weitere Sequenzer- und Instrumenten-Automaps sind per Software problemlos implementierbar und kostenlos erhältlich. Schluss mit langwierigen Programmierungen Bereits die alte Automap-Funktion vermochte Platzhirschen wie etwa dem Mackie MCU-Controller (Test in Heft 5/2007) ordentlich Konkurrenz zu machen. Bei fast gleichem Funktionsumfang lassen sich mit den Novation-Produkten sogar komplette Produktionen bequem abmischen. Die Bedienung ist innerhalb kurzer Zeit verinnerlicht und die Maus kann häufig getrost zur Seite gelegt werden. Beim Test mit Cubase 4 dienen die kleinen Taster am linken und rechten Rand des Geräts zur Anwahl der Sends, der Equalizer oder der Panpots. Über die zwei Taster neben den Displays lassen sich weitere Seiten mit editierbaren Parametern aufrufen, etwa die einzelnen Bänder der Equalizer, die anschließend mit den Endlos-Drehreglern in Gain, Güte und Frequenz verändert werden können. Geladene VST-Instrumente sind bequem mit einem Tastendruck und mit Hilfe der Display-Tasten gezielt anwähl- und einstellbar. Einziges Manko in dieser ersten Automap-Version: Insert-Effekte in den einzelnen Cubase-Kanälen sind nicht editierbar. Die neue Automap Universal Software hebt dieses Manko auf und erleichtert überdies dem Anwender den Umgang mit den Novation-Controllern noch einmal erheblich. Bei der Installation werden sowohl die Firmware, als auch die Templates upgedatet und gleichzeitig eine neue Software auf den Computer installiert. Das Konzept des sogenannten Automap Servers besteht in einer Indizierung sämtlicher VST-Plug-ins für die Remote-Controller. Dies geschieht über den Plug-in-Manager, der sämtliche im Computer installierten VST- oder AU-Plug-ins zeigt.
Durch einfaches Drag and drop auf die rechte Seite des Dialogs erstellt der Automap Server eine eigene Plug-in-Kopie, die den Zusatz Automap in Klammern besitzt und die sich anschließend in den Plug-in-Auswahl-Menüs von Cubase findet. Bei Auswahl dieser Novation-Variante zeigt sich schließlich eine neu hinzugefügte Leiste am unteren Rand des Plug-in-Fensters. Das rot unterlegte A-Symbol signalisiert, dass das Plug-in direkt mit dem Novation-Controller kommuniziert, was schlichtweg genial ist. Dabei kann logischerweise immer nur ein Plug-in editiert werden. Sind mehrere Effekte und Instrumente geöffnet reicht ein Klick auf das A-Symbol um die Kommunikation herzustellen. Mit dem Fadenkreuz hat Novation zusätzlich eine kinderleichte MIDI-Learn-Funktion integriert. Denn das automatisch erstellte Mapping der Parameter auf die Bedienelemente trifft nicht immer jeden Geschmack oder Anspruch. Um einen Plug-in-Parameter auf einen anderen Regler zu routen reicht ein Klick auf das Kreuz und anschließend den Plug-in-Parameter. Das Routing ist beendet, wenn der gewünschte Controller bewegt wird. Durch Klick auf das Novation-Symbol lässt sich bestimmen, ob die Learn-Funktion nur einmal oder permanent aktiv sein soll. Gleiches gilt für das Löschen von Parameterzuweisungen. Damit ist in Windeseile ein komplett neues Layout erstellt, das sich entweder als separate Datei oder direkt für die Automap-Version speichern lässt. Den Vogel schießt Novation aber mit den Eingabemöglichkeiten für den Wertebereich und zur Feineinstellung des Regelwegs über den Step-Dialog ab. Denn dadurch wird die Erstellung eigener Templates durch Nutzung des Edit-Modus im Remote SL oder des ebenfalls kostenlos erhältlichen Editor-Programms überflüssig. Er wird lediglich noch bei Einbindung von Hardware-Geräten über die MIDI-Schnittstelle des Controllers zur Erstellung von Templates benötigt. Um ein versehentliches Verändern von Einstellungen zu verhindern, muss – anders als bisher – jetzt der Data-Entry-Knopf bemüht werden, der zwischen dem Sequenzer- und dem Plug-in-Modus hin- und herschaltet. Das Editieren der Mixer-Parameter in Cubase erfolgt wie gehabt (siehe oben). Wichtig zu wissen: Beim Beenden von Cubase muss zuerst der Automap-Server deaktiviert werden, der im Hintergrund in Kommunikation mit dem Sequenzer steht. Probleme, wie etwa Systemabstürze, nicht funktionierende Plug-ins oder ein Streiken eines angeschlossenen Interfaces treten dabei nicht auf, wie in einem Cubase-Forum zu lesen ist.
Fazit
Novation hat mit der Einführung der Automap Universal Software ihrer Remote-SL-Controller-Serie zu deutlich mehr Bedienkomfort verholfen. Das geniale Bedienkonzept dürfte alsbald viele neue Freunde finden und den Mitbewerbern ordentlich Konkurrenz machen.
Erschienen in Ausgabe 10/2007
Preisklasse: Mittelklasse
Preis: 349 €
Bewertung: überragend
Preis/Leistung: sehr gut
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