Das Mikrofon der Zukunft
Stellen Sie sich vor: Sie bekämen den Klang aller legendären Mikrofone, von denen Sie immer geträumt haben, in Form eines einzigen, bezahlbaren Produkts. Townsend Labs möchte diesem Wunsch mit seinem Sphere L22 Mikrofon-Modeling-System denkbar nahekommen.
Von Sylvie Frei
Sie erinnern sich vielleicht noch: In Ausgabe 12/2016 haben wir das Großmembranmikrofon Lewitt LCT 640 TS getestet. Dieses macht es mit Hilfe des sogenannten Polarizer Plug-ins möglich, die Richtcharakteristik auch noch nach der Aufnahme nach Belieben zu verändern – sozusagen Recording im Raw-Modus.
Nun geht der kalifornische Hersteller Townsend Labs noch einen Schritt weiter. Sein Mikrofon-Modeling-System Sphere L22, ebenfalls bestehend aus einem Doppel-Kapsel-Großmembranmikrofon mit zwei Ausgängen sowie einem Plug-in erlaubt noch sehr viel mehr: Abgesehen von einer nachträglichen, differenzierten Änderung der Richtcharakteristik, modelliert das System den Klang von acht der beliebtesten Mikrofon-Klassiker, die heute entweder sehr selten sind oder für Unsummen gehandelt werden. Die Rede ist von den Großmembran-Legenden Neumann U47 (mit K47-Kapsel und VF14 Röhre), U67, M49, U87 und dem AKG C12. Hinzu kommen außerdem Algorithmen, die den Klang des Kleinmembran-Mikrofons AKG C451, des Bändchen-Mikrofons Coles 4038 und des dynamischen Shure SM57 nachbilden (weitere Emulationen sind bereits in Arbeit).
Damit nicht genug, lässt sich mit dem Plug-in Einfluss auf den Nahbesprechungseffekt nehmen, das On/Off-Axis-Verhalten beeinflussen sowie der Klang zweier Modelle mischen. Wie beim Lewitt LCT 640 TS, besteht außerdem die Möglichkeit, mit Stereo-Aufnahmen über die Doppelmembrankapsel zu experimentieren – dafür bietet der Hersteller sogar eine eigene Plug-in-Oberfläche an. Zu guter Letzt lässt sich das Sphere L22-Mic natürlich auch als extrem lineares Großmembranmikrofon mit seinem eigenen Klangeigenschaften einsetzen.
Das mehr als üppige Paket ist für einen UVP von 2.022 Euro zu haben und soll sich, wie die Originale, die für das Modeling Pate standen, für eine große Menge ganz unterschiedlicher Signalquellen eignen.
Außer dem Doppel-Kapsel-Mikrofon und der Software sind ein Breakout-Kabel, eine elastische Mikrofonspinne, eine unelastische Halteklemme, ein Schutzbeutel sowie ein stabiler, abschließbarer Transportkoffer im Lieferumfang enthalten, in dem auch das gesamte Zubehör Platz findet.
Äußeres
Auf den ersten Blick kommt das Sphere L22-Mic wie ein gewöhnliches, recht üppig dimensioniertes Großmembran-Mikrofon daher, das rundum sehr gut verarbeitet ist. Mit seinen stolzen 770 Gramm Gewicht und Dimensionen von 6,3 x 22,5 cm verlangt es eine feste Halterung und ein besonders stabiles Mikrofonstativ. Sein zylinderförmiges, matt-schwarzes Gehäuse mit dem doppelten, silberfarbenen Drahtgeflechtkorb erinnert an das über das Plug-in simulierte Neumann U47. Das prominente Townsend-Logo markiert die Haupteinsprechrichtung.
Auf der Rückseite befinden sich zwei Dip-Schalter – einer für die Vordämpfung (0, -10 oder -20 dB) und einer, der zwischen zwei Ausgabemodi des Mikrofons (dazu später mehr) umschalten lässt und mit On/Cal beschriftet ist. Weitere Auffälligkeit: Das Mic besitzt einen fünf- statt dreipoligen XLR-Ausgang. Anders als das Lewitt LCT 640 TS gibt das Sphere L22-Mic nämlich die beiden Signale der zwei Membranen gemeinsam über den gleichen Ausgang aus. Geteilt werden sie durch das Y-Break-out-Kabel, das in zwei gewöhnlichen 3-Pol-XLR-Anschlüssen endet.
Geeignete Preamps oder Kalibrierprozess
Damit nun die eingehenden Signale auch in möglichst perfektem Lautstärkeverhältnis zueinander in die DAW und das Sphere Plug-in gelangen, empfiehlt der Hersteller den Einsatz eines Preamps, der im Stereo-Link-Modus die exakt gleiche Aussteuerung für beide eingehende Kanäle garantiert. Entwickler Chris Townsend setzt dabei auf Vorverstärker mit digitaler Gainaussteuerung und hat unter www.townsendlabs.com/prelist eine ganze Liste mit über 250 geeigneten Preamps, Interfaces und Field-Recordern aufgestellt. Aber auch für Nutzer, die keinen 100 Prozent akkurat abgestimmten Preamp besitzen, ist vorgesorgt. Schalten wir den Dip-Schalter des Mikrofons auf „Cal“ (wie „Calibration“), wird über beide Kanäle das gleiche Signal ausgegeben. So lassen sich eventuelle Pegelunterschiede direkt am Preamp oder in der DAW ausgleichen. Schalten wir dann zurück auf „On“, kann es mit der Aufnahme losgehen – jetzt werden wieder die individuellen Signale beider Membranen ausgegeben, die das Plug-in für den Modeling-Prozess benötigt. Auf Plug-in-Ebene stehen weitere Tools bereit, die eventuell verbliebene Kanal-Unterschiede ausgleichen lassen.
Innenleben
Im Inneren des Sphere L22 befinden sich erwartungsgemäß zwei Rücken an Rücken stehende Kapseln in Nierencharakteristik mit individuellem Ausgang. Mit einem einzelnen Ausgang, so Chris Townsend in seiner ausführlichen Tech-Abhandlung (www.townsendlabs.com/sphere-whitepaper), wäre es nicht möglich, Richtungs- und Entfernungsinformationen einzufangen, die für sein Modeling-Konzept essenziell sind. Auch andere Mikrofone, die das nachträgliche Justieren der Richtcharakteristik erlauben, arbeiten nach diesem Prinzip. Die Richtcharakteristiken entstehen dabei folgendermaßen: Wird nur das Signal der vorderen Membran genutzt, entsteht eine Nierencharakteristik. Werden die Signale beider Membranen summiert, erhalten wir Kugelcharakteristik. Eine Subtraktion des hinteren vom vorderen Signal ergibt eine Achtercharakteristik. Außerdem lassen unterschiedliche Mixing-Levels zwischen dem vorderen und dem hinteren Signal jede Art von Zwischencharakteristik wie Hyperniere oder Superniere generieren.
Die elektronischen Komponenten der Sphere-Mics haben eine extrem geringe Fertigungs-Streuung. Um noch mehr Konsistenz in der Baureihe zu haben, verzichtete Townsend außerdem auf den Einsatz von FETs, denen ein breiteres Variationsspektrum nachgesagt wird, und nutzt stattdessen einen präzisen Operations-Verstärker im Sphere L22-Schaltkreis.
Das Modeling-Konzept
Anders als bei Mikrofon-Modeling-Systemen anderer Hersteller setzt Townsend beim Sphere L22 nicht auf das bloße Neutralisieren des Frequenzgangs seines Ausgangsmikrofons und das anschließende Modeling der gewünschten Zielfrequenzgänge durch EQ-ing. „Wie jeder Audio Engineer bestätigen würde, kann kein EQ-ing, egal wie viel, ein Mikrofon wie ein anderes klingen lassen“, so Chris Townsend. Das hat vor allem den Grund, dass diese Form des EQ-ings nicht die dreidimensionale Polarität des Mikrofons berücksichtigt. Für eine akkurate Abbildung ist nicht nur das On-Axis- sondern auch das Off-Axis-Verhalten des Mikrofons ausschlaggebend, und dann kommt noch der Nahbesprechungseffekt hinzu. Aus diesem Grund hat Townsend all diese Komponenten beim Modeling berücksichtigt und sogar die Frequenzabhängigkeit der Richtcharakteristik mit einbezogen.
Das Sphere Plug-in
Das auf der Herstellerseite zum Download bereitstehende Sphere Plug-in wird sowohl als 32- als auch 64 Bit-Version installiert und lässt sich über die DAW-Schnittstellen VST3, VST2 und AAX Native sowie AU für Mac einbinden. Alternativ ist es auch als UAD-2-Plug-in zu haben, das direkt auf einem DSP-Chip berechnet wird und bei Einsatz eines Universal Audio Apollo-Interfaces für das quasi latenzfreie Direct-Monitoring genutzt werden kann. Das Plug-in ist kompatibel ab den Betriebssystemen Windows 7 und Mac OS X 10.8.5 oder neuer.
Das Plug-in in zwei Varianten bereit: als Standard-Ausführung Sphere oder als Sphere 180. Während sich die Standard-Ausführung mit dem Modeling für einkanalige Aufnahmen befasst, was quasi der Standard-Anwendung entspricht, kümmert sich das Sphere 180 Plug-in um Stereo-Aufnahmen, die mit einem einzelnen Sphere L22 angefertigt werden.
Die Anwendung des Plug-ins in der DAW ist für beide Varianten die gleiche. Es wird eine Stereo-Spur im DAW-Projekt erzeugt, in die links das Signal der vorderen Membran, rechts das Signal der hinteren Membran eingespeist wird. Dann genügt es, das entsprechende Stereo-Plug-in (Sphere oder Sphere 180) nach erfolgreicher Installation im gewünschten Plug-in-Ordner aus der Liste für die Spur auszuwählen und los geht es.
Ob Sie zuerst aufnehmen und nachträglich das Plug-in hinzufügen und Einstellungen vornehmen, oder direkt mit dem Plug-in arbeiten und (sollten es die Gesamtlatenz erlauben) über dessen emulierten Klang auch das Monitoring für den einsingenden/einspielenden Musiker realisieren, spielt in der Theorie keine Rolle. Die gebotenen Einstellungen lassen sich außerdem jederzeit verändern. So genügt es, wenn der Musiker einen „perfekten“ Take liefert – die am besten passende Emulation kann danach experimentell ausgesucht und feinjustiert werden.
GUI
Auf der Default-Plug-in-Oberfläche des Sphere Plug-ins ist zunächst links das gegenwärtig emulierte Mikrofon zu sehen – klickt man auf die Grafik, wird in der Auswahl weitergeblättert, bis das gewünschte Modell gefunden ist. Zur Auswahl stehen drei Varianten des eigentlichen Sphere L22-Klangs (Sphere Linear, Sphere Linear Diffuse, Sphere Direct) und die aus rechtlichen Gründen mit folgenden Kürzeln benannten Emulationen LD-47K, LD-49K, LD-67, LD-87, LD-12, LD-251, LD-800, SD-451, RB-4038 und DN-57, wobei LD für Large Diafragm (= Großmembran), SD for Small Diafragm (= Kleinmembran), RB für Ribbon (= Bändchen) und DN für dynamic (= dynamisch) steht.
In der Mitte finden sich drei Dreh-Regler, mit denen sich Richtcharakteristik, das dreistufige Hochpassfilter, die Achse des eingehenden Signals und der Nahbesprechungseffekt justieren lassen. Für die Richtcharakteristik stehen neun Pattern zur Auswahl, wobei die türkis hinterlegten auf echten Emulationen gemessener Mikrofone basieren und die weiß hinterlegten nachkonstruierte, beim Original nicht vorkommende Pattern darstellen.
Auf der rechten Seite findet sich die Echtzeit-Darstellung der emulierten Richtcharakteristik abhängig von der Höhe der Frequenz, der Einsprechrichtung und des Nahbesprechungseffekts – ein wertvolles Feature, das bei der Justage unterstützt und gehörte Eindrücke optisch veranschaulicht.
Darunter findet sich noch der Rev-Button, der es ermöglich, das eingehende Signal so zu drehen, als wäre es von der Membranrückseite aus eingegangen und ein Phasen-Schalter, der bei Bedarf die Signalphase dreht.
Ganz unten findet sich eine Pegelanzeige für das eingehende Stereo-Signal. Hinzu kommt der Setup-Button, der uns auf eine Oberfläche führt, die unter der Funktion „Auto-Cal“ das automatische Angleichen der Kanal-Lautstärken erlaubt. Außerdem findet sich dort der Dual-Button, der uns eine weitere Oberfläche zugänglich macht, auf der sich a.) nach Wunsch zwei Mikrofon-Emulationen zusammenmischen lassen und b.) einige zuvor bereits erwähnte Parameter noch detaillierter justieren lassen. So findet sich dort im unteren GUI-Teil eine detailliertere Korrektur-Sektion für die Einsprechachse und den Nahbesprechungseffekt.
Das Sphere 180 Plug-in bietet eine ähnliche Ansicht wie das Sphere Plug-in im Dual-Modus. Einziger Unterschied: In der Echtzeitanzeige des Polar Patterns werden beide eingehende Signale dargestellt.
Messwerte
Für unsere Messungen haben wir die vordere Nierenkapsel des Sphere L22 unter die Lupe genommen. Diese zeigt eine Empfindlichkeit von 15 mV/Pa. Damit ist das Mic gleichauf mit unserem Schoeps-Messmikrofon und damit vergleichsweise leise. Mit einem angemessen kraftvollen und rauscharmen Preamp steht allerdings wohl ausgesteuerten Aufnahmen nichts im Wege. Mit einem sehr guten Geräuschpegelabstand von 78,7 dB ist auch kein Rauschen von Seiten des Mikrofons zu erwarten. Bei einem ansonsten vergleichsweise ausgewogenen Verlauf des Frequenzgangs mit durchschnittlicher Abweichung von +/- 1,5 dB von der Ideallinie, finden sich auf einer Höhe von fünf und acht Kilohertz zwei deutlichere Anhebungen, die sich mit rund +4 dB allerdings noch in Grenzen halten. Oberhalb von 10 kHz fällt der Frequenzgang dann merklich ab.
Möglichkeiten
Das Modeling-System bietet eine sehr große Fülle von Klangmanipulationen an den eingehenden Signalen, die wir im Rahmen dieses Tests nicht in aller Tiefe besprechen können. Allerdings sei gesagt, dass das ausführliche PDF-Handbuch sowie Chris Townsends bereits erwähntes Whitepaper auf der Hersteller-Homepage alle Funktionen genau erläutern und gut verständlich machen. Beim ersten eigenen Ausprobieren empfehlen wir ein experimentelles Austesten aller Parameter, bis das Klangoptimum gefunden ist.
Klang
Wie nah die eigentlichen Emulationen an die ursprünglichen Vorbilder herankommen, lässt sich im Rahmen dieses Tests nicht klären, da wir nicht über die raren Originale verfügen. Allerdings wäre der Vergleich ohnehin schwierig, da die Serienstreuung und Abnutzungserscheinungen der meist historischen Mics klangliche Abweichungen von der jeweiligen Emulation sehr wahrscheinlich machen. Einige Nutzer schreiben allerdings bereits online, dass das Sphere L22 im Direktvergleichen den Originalen denkbar nahe kommen. Doch selbst wenn das Modeling trotz seiner Komplexität nicht ganz originalgetreu wäre, bietet das System dennoch ein ungeheures Potenzial für die Klanggestaltung. Hier folgen nun unsere im Test durch Gesangs- und Sprachaufnahmen gewonnenen Klangeindrücke der unterschiedlichen Presets.
Sphere Linear…
…lieferte einen sehr klaren, modernen, linearen, in den Höhen recht offenen Klang mit sehr hoher Artikulationsverständlichkeit. Die unterschiedlichen Richtcharakteristiken sind von intim bis räumlich sehr akkurat emuliert. Verfärbungen je nach Off-Axis-Winkel sind klanggestalterisch effektiv einsetzbar. Auch der Nahbesprechungseffekt lässt sich sehr kontrolliert variieren, bietet bei diesem Preset einen angenehmen, nicht topfigen Klang.
Sphere Linear Diffuse…
…ähnelte dem Klang des Sphere Linear-Presets, bringt allerdings mehr seitlich eintreffenden Diffusklang mit ins Spiel, der je nach Material die Aufnahme etwas individueller gestalten lässt.
Sphere Direct…
…besaß im Vergleich zu den anderen Sphere-Presets einen etwas basslastigeren und nasalerer Klang. Die linearisierte Version gefiel uns im Test spontan für die Frauenstimme besser.
LD-47K…
…bot einen sehr klassischen, organischen, leicht angewärmten, feinen und samtig konturierten Klang. Das stimmt recht gut mit den Klangbeschreibungen des Neumann U47, das für diese Emulation Pate stand, überein. Für Gesang, aber auch andere Instrumente, absolut empfehlenswert und eines der Highlights unter den Emulationen.
LD-49K…
…zeigte im Test etwas sonore Tiefmitten, die tieferen Registern eine etwas dunklere Klangfarbe beisteuerten. Gleichzeitig kamen die Höhen glasklar, wodurch jedoch die Registerunterschiede bei einer Gesangsstimme ungewohnt stark herausgearbeitet wurden.
LD-67…
…lieferte etwas warme, sehr charakteristische Mitten mit leicht betonten Tiefmitten und eher klaren Höhen. Das Preset passte nicht zu jeder Stimme, da die nasale Note etwas stärker hervortrat. Im Zweifelsfall ausprobieren und etwas justieren.
LD-87…
…klang schon in Nierencharakteristik etwas räumlicher als die anderen Modelle. Auch dieses Preset hat einen etwas nasalen Touch, dabei gleichzeitig klare Höhen.
LD-12…
…war ein weiteres Highlight unter den Emulationen. Es besaß einen sehr weichen, ausgewogenen, in den Höhen schimmernder Klang, der unserer Mezzo-Sopranstimme hervorragend zu Gesicht stand. Am Ende mischten wir das LD-12 Preset mit dem LD-47K Preset im Dual-Modus und erhielten so das beste aus zwei Welten für unsere Vocal-Aufnahme.
LD-251…
…besaß ein leicht sonores Fundament, mit sehr farbigen Höhen. Auch dieses Modell klang in Nierencharakteristik bereits überdurchschnittlich räumlich und zeigte ansonsten einen ganz typischen, angewärmten Vintageklang.
LD-800…
…bot einen sehr konsistenten Klang mit relativ deutlichen Artikulationsgeräuschen in den Höhen und gut tragenden Fundament. Die Mitten wirkten etwas zurückhaltender – eventuell eine gute Wahl für Signale, die in den Mitten etwas zu üppig daherkommen.
SD-451…
…zeigte einen organischen, etwas höhenreichen, aber angenehmen Grundklang, der ein wenig an unsere Schoeps-Kleinmembran erinnerte und sich als sehr vielfältig einsetzbar entpuppte.
RB-4038…
…lieferte einen charakteristischen, in den Bässen etwas dumpfen Bändchen-Klang mit ausgesprochen angenehmen Höhen. Vorsicht ist bei bassreichen Instrumenten geboten, Sopran-Signale sind eher das Ding dieses Presets
DN-57…
…besaß einen etwas höhenlastigen, in Nierencharakteristik stark gerichteten Klang mit einer charakteristisch-nasalen Note und eher weniger Bass. Das Signal bekam mit diesem Preset einen gewissen Live-Charakter.
Einsatzempfehlung
Das Sphere L22-System ist eine hervorragende Union aus Mikrofon und Plug-in, die dem Nutzer ein riesiges Spektrum von Klangbeeinflussungsmöglichkeiten in die Hand gibt und das zu einem mehr als fairen Preis. Die Emulationen klingen unserer Meinung nach so unterschiedlich wie beim Wechseln des Mikrofons und sind in ihrer Charakteristik allesamt einzigartig. So ist für jeden Signaltyp und jede Aufnahmesituation mit großer Sicherheit ein geeignetes Modell und falls notwendig ein wirksamer Korrekturmodus vorhanden, der sich in der DAW nach Bedarf automatisieren lässt. Wir empfehlen das System gerade auch für Budget-bewusste Tonschaffende, die vielleicht nicht das große Geld für einen amtlichen Mikrofon-Fuhrpark ausgeben wollen, aber auch Menschen mit üppiger Mic-Auswahl, für die das Sphere L22-System dennoch eine wertvolle Ergänzung wäre.
Fazit
Das Townsend Labs Sphere L22-System weist klar Richtung Zukunft und bietet mit einem auf Anwenderseite einfachen Setup und einer leicht erfassbaren Plug-in-Oberfläche ganz neue Möglichkeiten in Sachen Emulation, Klanggestaltung und -korrektur. Wir sind begeistert und merken das Mikrofon-System schon einmal für unsere Editors Choice 2017 vor.
Erschienen in Ausgabe 06/2017
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