Grüße aus Russland

Russische Soyuz-Raumschiffe haben seit 1967 Menschen und Material zuverlässig ins Weltall transportiert. Nun schickt sich eine kleine Manufaktur aus der Industriestadt Tula an, den Weltmarkt mit gleichnamigen High-End Studiomikrofonen zu erobern.

Von Igl Schönwitz

Dass russische Ingenieure in der Lage sind, durchaus ernstzunehmende Mikrofone zu entwickeln, hat sich inzwischen weithin herumgesprochen. Insbesondere die Modelle des Herstellers Oktava haben in den letzten Jahren auch hierzulande einen wahren Siegeszug angetreten, glänzen sie doch in aller Regel mit einer sehr musikalischen Wiedergabe, ohne das Budget über die Maßen zu strapazieren. Dabei kommen diese Qualitäten nicht von ungefähr: Zu Sowjetzeiten wurden alle Forschungskapazitäten des Landes zentral gebündelt, sodass mit vereinten Kräften vor allem sehr gut funktionierende Kapselkonstruktionen entstanden. Die so entwickelten Mikrofone wurden dann im Staatsauftrag bei Oktava in Tula gefertigt, einer Industriestadt, die auch für Rüstungsproduktion bekannt ist. Oktava, eine Firma mit über 80-jähriger Tradition, stellte neben Mikrofonen auch Radios, Kopfhörer für Panzerbesatzungen, Telefone und vieles mehr her.

Dem Kenner der Materie fällt sofort auf, dass auch die Soyuz Mikrofone aus Tula kommen. Da liegen Vergleiche auf der Hand, und siehe da, das Kleinmembranmikrofon SU-011 weist schon von seiner Bauform her eine frappierende Ähnlichkeit zu dem bekannten Oktava MK 012 auf – allerdings kostet es mit einem Preis von 1.678 Euro für die Ausführung mit drei Wechselkapseln mehr als das Vierfache. Dafür bekommt man dann zwar echte Röhrenelektronik, aber auch eine solche ist bei Oktava für einen Aufschlag von lediglich etwa 500 Euro zu haben.

Die Preisgestaltung von Soyuz weist also schon mal ganz klar in Richtung High-End, und das hat seine Gründe: Wie meine Recherchen ergaben, werden diese Mikrofone mitnichten im Oktava-Werk hergestellt. Vielmehr haben hier ein paar echte Idealisten in einem eigenen Häuschen eine Manufaktur erschaffen, in der jedes Soyuz-Mikrofon per Hand gefertigt und geprüft wird. So etwas kostet Geld, und die Verarbeitung ist – so viel sei schon verraten – auf entsprechend allerhöchstem Niveau. Ob der hohe Preis dieser Mikrofone auch klanglich gerechtfertigt ist, wird unser Test klären.

Die Soyuz-Testmikrofone

Derzeit sind drei verschiedene Soyuz-Modelle erhältlich, die uns der deutsche Vertrieb Audiowerk dankenswerterweise gleich alle zur Verfügung gestellt hat. Neben dem oben erwähnten Röhren-Kleinmembraner SU-011 sind da das Flaggschiff SU-017, ein Großmembran-Mikrofon, das ebenfalls auf Glaskolben in der Vorverstärkung setzt, sowie das SU-019. Letzteres ist baugleich mit dem SU-017, arbeitet aber mit einer phantomgespeisten FET-Schaltung.

Durch das Design der Soyuz-Mikrofone zieht sich ein klarer roter Faden: sie kommen alle ein wenig in 50er Jahre Nierentisch-Optik daher. Die in Marketing-Kreisen so genannte „Corporate Identity“ setzt auf ein elegantes cremeweiß in Verbindung mit messingfarbenen Elementen und edlem Holz bei der Verpackung. Das Soyuz-Logo, das bei den Röhrenmikrofonen in dunkelblau und beim Transistormodell in grün gehalten ist, erinnert mit seiner hochgestellten Raute einmal mehr an das Neumann-Emblem – ein Schelm, wer Böses dabei denkt…

Alle Soyuz-Mikrofone kommen in edlen Holzboxen, deren Deckel durch Magnete geschlossen gehalten werden und deren Inneres mit Samt und Leder ausgekleidet ist. Leider beinhalten diese nur die Mikrofone und – im Falle des SU-011 – die Wechselkapseln. Halterungen, Kabel und die Netzteile der Röhrenmikrofone bleiben außen vor und finden sich in entsprechenden Schaumstoffausschnitten der Kartonverpackung. Letztere hat in der Regel jedoch eine zeitlich begrenzte Haltbarkeit. Gerade bei Röhrenmikrofonen der gehobenen Preisklasse sind heutzutage daher stabile Koffer, die dem Mikrofon samt Zubehör Platz bieten, Standard. An dieser Stelle müssen wir  leider den ersten kleinen Minuspunkt vergeben.

Davon abgesehen kommen alle Soyuz Mikrofone mit einer sehr edlen Dokumentation, einem individuellen Frequenzgangschrieb (der frappierend an die mitgelieferten Protokolle von Oktava erinnert) sowie zwei handsignierten Visitenkarten der Mitarbeiter aus Fertigung und Endkontrolle. Der „Manufaktur“-Gedanke wird hier augenscheinlich wirklich ernst genommen.

Das Soyuz SU-011

Das Kleinmembranmikrofon SU-011 sieht tatsächlich aus wie ein veredeltes Oktava MK 012 mit cremefarbenem Body und messingfarbenem Kapselgehäuse. Dieses wird vorne, wo die Membran sitzt, etwas breiter – charakteristisch für die MK 012-Kapsel. Wie beim MK 012 beinhaltet die hölzerne Schachtel drei Kapseln mit Nieren, Hypernieren und Kugelcharakteristik sowie ein -10dB Abschwächungs-Modul, das sich bei Bedarf einfach zwischen Kapsel und Mikrofonbody schrauben lässt. Selbst die charakteristische Oktava-Mikrofonklemme, die aus einer gebogenen Metallklammer besteht, wurde von Soyuz eins zu eins übernommen. Allerdings scheint die Verarbeitung etwas besser zu sein, und auch die Klammer ist mit einem edlen cremeweißen Lack überzogen.

Nun kenne ich einige russische Kollegen, die sehr enge Beziehungen zum Oktava-Werk haben und auch regelmäßig in Tula zu Gast sind. Angesichts der frappierenden äußerlichen Ähnlichkeiten der Mikrofone habe ich diese Beziehungen ein wenig spielen lassen und „an der Quelle“ nachgeforscht. Tatsächlich ist die Kapsel des SU-011 zum Oktava MK 012 identisch, allerdings wird die Membran vergoldet, während beim günstigeren Mikrofon eine vernickelte Folie zum Einsatz kommt. Zudem wird die bekannte Konstruktion bei Soyuz sorgfältig per Hand gefertigt.

Die Elektronik des SU-011 ist gleichwohl eine Eigenentwicklung um eine 6S6B-Subminiaturröhre, die laut Herstellerangabe aus der Sowjetproduktion des Jahres 1986 stammt. Die Stromversorgung erfolgt über ein Netzteil, dessen stabiles Metallgehäuse in – richtig geraten! – cremeweiß gehalten ist. Das matched Pair, das uns zum Test zur Verfügung stand, kam praktischerweise mit einem Doppelnetzteil, das beide Mikrofone mit Strom versorgen kann.

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Das SU-011 im Praxistest

Im Hörtest benutzten wir das SU-011 in zwei Paradedisziplinen für Kleinmembranmikrofone: Drum-Overheads und klassische Gitarre. Als Vergleichsmodelle standen uns zwei originale Oktava MK 012 sowie ein Paar M 930 von Microtech Gefell zur Verfügung. Die Professional audio-Referenz ist zwar ein Großmembranmikrofon, steht aber exemplarisch für allerbeste deutsche Kapselbaukunst – hier wollten wir verifizieren, was die russischen Kapseln in Nobelausführung wirklich zu leisten vermögen.

Schaltete man bei der Schlagzeugaufnahme vom MK 012 auf das SU-011 um, so ging augenblicklich die Sonne auf. Das Mikrofon strahlte im Direktvergleich geradezu vor Detailreichtum und einem „Glanz“, der ohrenfällig auch schön schmeichelnden Röhren-Obertönen geschuldet war. Ohne das -10 dB-Padmodul erzeugte das Mikrofon am Drumset eine deutlich hörbare Röhrenverzerrung, die aber niemals unangenehm klang. Für härtere Gangarten kann das eine durchaus wünschenswerte Klangfärbung sein. Das Gefell-Mikrofon war erwartungsgemäß neutraler und bildete die Bassdrum Großmembran-typisch plastischer ab. Allerdings war auch eine nochmals deutlich bessere Feindynamik und Transientenwiedergabe zu konstatieren. Objektiv gesehen kann also auch die veredelte MK 012-Kapsel nicht ganz mit der Crème de la Crème deutscher Kapselbaukunst mithalten.

Dennoch: Objektivität kann auch langweilig sein,  und die schöne Röhrenfärbung des SU-011 ist eine Klasse für sich – dieses Mikrofon will mit seiner ganz eigenen Koloratur zielgerichtet eingesetzt werden.

An der klassischen Gitarre bot sich ein ganz ähnliches Bild. Hier stand uns zusätzlich noch ein Paar der von TestYourMic.com modifizierten Oktava MK 012-Mikrofone zur Verfügung. Die Modifikation ersetzt lediglich Bauteile in der Elektronik, die Oktava-Kapsel bleibt unangetastet. Auch bei diesem Test bot das SU-011 ein deutlich detailreicheres Klangbild als das originale Mk 012. Das modifizierte Oktava war ihm in dieser Hinsicht allerdings erstaunlich dicht auf den Fersen, während das M 930 in puncto Detailreichtum einmal mehr klar die Nase vorn hatte – bemerkenswerterweise als einziges Großmembran-Mikrofon im Testfeld!

Im positiven Sinne auffällig war auch hier die angenehme Färbung des SU-011, die das Mikrofon aus der Klasse der Mitbewerber hervorhebt. Wer diesen speziellen, warmen Eigenklang eines Kleinmembran-Röhrenmikrofons sucht, wird mit dem SU-011 sehr glücklich werden. Vergleichbares kenne ich so nicht auf dem Markt.

SU-017 und SU-019

Die beiden Großmembran-Modelle SU-017 und SU-019 sehen bis auf das verschiedenfarbige Soyuz-Emblem äußerlich völlig identisch aus. Die Unterschiede liegen in der Elektronik: Während im SU-017 eine russische 6J1P Röhre werkelt, muss das Schwestermodell mit einer phantomgespeisten FET-Schaltung auskommen.

Der Mikrofonbody der beiden Probanden besteht aus einer weiß lackierten Aluminiumröhre mit einem Durchmesser von 55 mm, die von zwei aus massivem Messing gefrästen Halbkugeln verschlossen wird. Oben sitzt die Kapsel, unten wenig überraschend die Schraube für die mitgelieferte Spinne und die XLR-Anschluss-Buchse. Das massive Messing macht die edel anmutenden russischen Schallwandler super-stabil und dabei richtig schwer: Mit ca. 930 bzw. 950 Gramm gehören sie sicherlich zu den gewichtigsten Modellen am Markt. Ein wirklich stabiler Mikrofonständer ist hier Pflicht, und wer die Mikrofone beispielsweise über einem Flügel platzieren möchte, kommt um ein Stativ mit respektablem Gegengewicht nicht herum. Gewiss, auch Röhrenmikrofone anderer Hersteller sind mitunter groß und schwer, aber bei einem FET-Modell gibt es hierfür keinen sachlichen Grund. Im Vergleich zu unserer nachgerade zierlichen Referenz M 930 fällt das besonders auf: Feudal-russischer Glanz hier, deutsche Praxisorientierung dort – über Geschmack lässt sich nicht streiten.

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Abseits dieser Überlegungen lohnt ein Blick ins Innere der beiden Soyuz-Schallwandler, denn hier wird insbesondere beim SU-019 interessantes Neuland betreten: Zwischen den beiden Messing-Halbkugeln sind zierliche Stäbe angebracht, die zwei Plexiglasscheiben fixieren. Auf und zwischen letzteren wurden die einzelnen Bauteile montiert und miteinander verlötet, was wie einer modernen Variante der Point-to-Point-Verdrahtung vergangener Zeiten wirkt. Soyuz verspricht sich klangliche Vorteile von solch einem platinenlosen Aufbau. Verifizieren lässt sich diese Aussage naturgemäß schwer, denn schließlich können wir nur das Endergebnis aller Konstruktionsdetails hören. Im SU-017 findet sich statt der Plexiglas- eine Messingplatte, auf der Übertrager und Röhre verschraubt sind. Die Verdrahtung ist auch hier als Point-to-Point ausgeführt.  Beide Mikrofone verzichten auf Schaltmöglichkeiten wie Pad oder Low-Cut, und so können die Bauteile auf ein notwendiges Minimum reduziert werden. Im Sinne bestmöglicher Klangqualität ist das sicherlich wünschenswert, zumal alle verwendeten Bauelemente allerhöchste Qualitätsanforderungen erfüllen. Besonders sticht der edle cremeweiß lackierte und mit Typenbanderole versehene kleine Metallzylinder ins Auge, der den bei Soyuz handgewickelten Übertrager beinhaltet. Dieser hat sicherlich maßgeblichen Einfluss auf den Klang unserer beiden Testkandidaten.

Die Bauform der Großmembran-Kapsel erinnert an Neumann-Wechselkapseln vergangener Tage oder das CMV 563 Vintage Line von Microtech Gefell. Ein Adapter, mit dem sich wie beim Gefell-Mikrofon historische Neumann-Kapseln verwenden lassen, wäre der Knüller gewesen – leider hat bei Soyuz niemand daran gedacht. So ist man auf die hauseigenen Wechselkapseln angewiesen, die bereits angekündigt sind. Bis dato ist lediglich die mitgelieferte Nierenkapsel erhältlich, deren Design laut Soyuz von der mittenkontaktierten Neumann K67 inspiriert ist – tatsächlich kennt man aber auch diese Kapsel von Oktava: Sie war ursprünglich für das Flaggschiff-Röhrenmodel MKL 5000 entwickelt worden, das hierzulande allerdings nur sehr kurz erhältlich war. Auch heute verbaut Oktava eine baugleiche Kapsel in den Modellen MK 105 und MK 102. Wie beim SU-011 wird die Kapsel bei Soyuz jedoch sorgfältig handgefertigt, die Verwandtschaft zu Oktava stellt also keinesfalls einen Kritikpunkt dar.

SU-017 und SU-019 im Hörtest

Man kann es nicht anders sagen: Unsere russischen Testprobanden sind teure Mikrofone. Daher haben wir uns nicht lumpen lassen und den Test mit erstklassigen Künstlern wie auch erstklassigen Vergleichsmodellen durchgeführt. Zunächst verwendeten wir die Soyuz-Großmembran-Modelle für die CD-Produktion des jungen türkischen Klassikgitarristen Ozan Coskun. Für die Hauptmikrofone wählte ich ein bewährtes M/S-Setup mit etwa einem Meter Abstand zum Instrument. Wie gewohnt stellte ich zunächst ein Pearl CC22 als Mitten- und ein Brauner VM1 als Seitenmikrofon auf, beide von der Schweizer Firma Myrinx optimiert. Das CC22 war mir als Mittenmikrofon spontan etwas zu weich und zurückhaltend, daher tauschte ich es gegen ein weiteres VM1 aus, das aber wiederum zu direkt tönte. Das Soyuz SU-019 erwies sich hier als der perfekte goldene Mittelweg. Der Klang lässt sich am besten als eine gelungene Mischung aus den körperhaften Mitten historischer Mikrofone und der feinen Auflösung modernerer Modelle beschreiben, ohne dass der Präsenzbereich überbetont wäre.

Dieser positive Eindruck machte gespannt auf das, was das röhrenbestückte Schwestermodell zu bieten hatte. Und wir wurden nicht enttäuscht: Die Körperhaftigkeit nahm noch eine Nuance zu, und gleichzeitig wurden die Obertöne von einem sprichwörtlichen Röhrenschmelz angereichert, der der Gitarre hervorragend zu Gesicht stand. Für das letzte bisschen Feinauflösung ergänzten wir das Setup mit einem weiteren M930 als Stütze direkt vor der Gitarre und verwendeten es letztlich so für die komplette Produktion.

Die häufigste Anwendung für ein Großmembran- und erst recht ein Röhrenmikrofon sind natürlich Vocals. Wir benutzten beide Soyuz-Modelle für Aufnahmen der Pop/ Soul-Sängerin Novi, die wir in den  Amazing Sound Studios derzeit produzieren. Novi hat einen sowohl tonal wie auch dynamisch sehr großen Stimmumfang mit vielen Nuancen. Als das für ihre Stimme ideale Mikrofon aus unserem Fundus hat sich das Brauner VMX herausgestellt.

Das VMX wird von Brauner als „charaktervolles“ Mikrofon bezeichnet, das also ein wenig mehr „Vintage-Flair“ mitbringt als das berühmte VM1. Im Vergleich zu den Soyuz-Modellen hat das Brauner dennoch einen sehr modernen Klangcharakter. Die Transienten sind beim deutschen Edelmikrofon feiner aufgelöst, die Höhen seidiger. Wenn es um einen druckvollen, erdigen Mittenbereich in bester „Vintage“-Tradition geht, haben die beiden russischen Modelle allerdings die Nase vorn und erinnern damit ein wenig an das CMV 563 Vintage Line von Microtech Gefell – allerdings klingen sie hier wieder etwas moderner mit einem frischeren Präsenz- und Höhenbereich.

Dem SU-019 fehlt im Vergleich zum SU-017  naturgemäß der Röhren-Flair, es kann aber ansonsten seine klanglichen Gene nicht verleugnen. Auch hier hat es uns besonders der wirklich schöne, körperhafte Mittenbereich angetan, der wahrscheinlich auch dem bei Soyuz sorgfältig handgewickelten Übertrager geschuldet ist. Die Transientenauflösung des SU-019 war dabei fast noch ein wenig feiner als beim röhrenbestückten Schwestermodell. In der Nachbearbeitung machten beide Soyuz-Modelle eine hervorragende Figur und ließen sich sehr schön im Mix einbetten. Die Obertonanreicherung durch die Röhre des SU-017 ist deutlich spürbar und häufig sehr angenehm, sie macht das Mikrofon aber auch etwas anfälliger für S-Laute als das transistorbetriebene Modell.

Fazit

Mit den Soyuz-Modellen kommen nicht nur optisch, sondern auch akustisch eigenständige Mikrofone aus dem östlichen Riesenreich, die die hohen Erwartungen an eine Edel-Manufaktur durchaus erfüllen können. Die Kleinmembran-Modelle SU-011 sind sicherlich keine universell verwendbaren Mikrofone vom Schlage eines Neumann KM 184, Gefell oder Schoeps – hierfür haben sie einfach zu viel Eigenklang. Wird dieser aber gewünscht, so ist er wiederum von kaum einem anderen Mikrofon so zu erreichen.

Die Großmembran-Modelle überzeugen durch einen wundervollen Mittenbereich und einen insgesamt überzeugenden Spagat zwischen Vintage- und moderner Klangausrichtung. Die Preisgestaltung ist indes etwas problematisch: Das SU-017 schlägt als reines Nierenmikrofon ohne Schaltmöglichkeiten mit etwa 3.900 Euro (UVP) zu Buche. Damit ist es teurer als ein Brauner VMX in Pure Cardioid- Ausführung, das für einen Straßenpreis von etwa 3.400 Euro über den Ladentisch geht. Für lediglich 400 Euro mehr bekommt man das hervorragende Microtech Gefell UM 900, das einzige phantomgespeiste Röhrenmikrofon der Welt, das mit echter M7-Kapsel, Low Cut, Pad-Absenkung und 5 schaltbaren Richtcharakteristiken punkten kann. Durch ihre eigenständige klangliche Handschrift haben die edlen Schallwandler aus Tula dennoch eine klare Existenzberechtigung am Markt und werden sicherlich ihre Liebhaber finden. Antesten wärmstens empfohlen!