Sonorer Verführer

Echte Charakterköpfe sind es, die aus der deutschen Manufaktur Vertigo Sound kommen. Das gilt auch für den VSP-2, einen Mikrofonvorverstärker mit verführerischem Eigenklang.

Von Harald Wittig 

Hinter Vertigo Sound stehen die beiden Pro-Audio-Überzeugungstäter, Geräteentwickler, Tonmeister und Musiker Andreas „Andy“ Eschenwecker und Markus Heilmeier. Die beiden gründeten Vertigo Sound 2007, nachdem sie sich mit HE Studiotechnik, ihrem Vertrieb für edles Analog-Equipment bereits einen guten Namen in der Studio-Szene erarbeiteten. Das offizielle Hersteller-Debüt gaben Eschenwecker und Heilmeier Ende 2008 mit dem Stereo-Kompressor VSC-2, den wir in der Ausgabe 2/2009 testeten. Wir waren dermaßen beeindruckt von dem bis ins kleinste Detail durchdachten und vor allem herausragend gut klingenden Dynamiker, dass wir unser Testgerät nur sehr schweren Herzens wieder herausgaben. Folgerichtig  wurde der VSC-2 auch 2009 im Rahmen unseres alljährlichen Kassensturzes „Editors Choice“ von der Redaktion einstimmig zu einem der besten Produkte gewählt. Inzwischen ist der VSC-2 etabliert und wird von vielen namhaften Toningenieuren weltweit als hochmusikalische Wunderwaffe bei der Dynamikbearbeitung geschätzt. Der rund 3.900 Euro teure Kompressor wurde mit 250 Einheiten ein echtes Erfolgsmodell. Allen die jetzt fragend die Augenbraue lüften, sei gesagt, dass es sich um ein echtes Boutique-Gerät handelt, dass aus den besten, teilweise exklusiv für Vertigo Sound gefertigten Bauteilen in Deutschland von Hand montiert wird. Dies verbietet von vorneherein ein Massenfertigung, sodass wir es tatsächlich mit einem achtbaren Erfolg zu tun haben. Auf den VSC-2, den es mittlerweile auch als Software-Klon gibt, folgte der nicht minder begeistert angenommene Mastering-Prozessor VSM 2/Mix Satellite und seit Kurzem ist der dritte Streich von Vertigo Sound, der zweikanalige Mikrofonvorverstärker VSP-2 erhältlich. Ein Prototyp war bereits auf der diesjährigen Musikmesse zu bewundern, jetzt ist der Preamp erhältlich und bereit für einen Test.
Der VSP-2  – das Buchstabenkürzel steht für  „Vertigo Sound Preamp“, die „2“ selbstverständlich für die Kanalzahl – ist eine Eigenentwicklung von Vertigo Sound, wird wie seine beiden Brüder in Deutschland in kleinen Stückzahlen von Hand gebaut und ruft mit etwa 3.400 Euro einen stolzen Preis auf, der sicherlich manche Tonschaffende und Musiker schlucken lässt. Unabhängig davon, dass die inländische Fertigung von Hand in kleinen Stückzahlen per se teuer ist und sich auf den Endverbraucherpreis niederschlagen muss, kann der Vorverstärker absolut gesehen jeden Cent wert sein. Vergleichbar mit einem feinen Musikinstrument aus Meisterhand, welches nebenbei erwähnt noch weitaus hochpreisiger sein kann.
Ganz aktuell ist der VSP-2 im Vertigo Sound Tochterunternehmen HE Studiotechnik im Bundle mit dem Röhrenmikrofon M990 von Microtech Gefell zu bekommen. Dieses Paket schlägt mit etwa 5.200 Euro zu Buche. Angesichts des Einzelpreises von circa 2.500 Euro für das M990 ist das ein attraktives Angebot – sofern diese  Kombination auch herausragende klangliche Ergebnisse bringt. Wir haben deswegen das Bundle bestellt und selbstredend auf Hertz und Niere getestet – doch dazu an entsprechender Stelle ausführlich. Befassen wir uns zunächst mit dem Preamp als solchem. Da gibt es einiges zu erzählen.

Typisch für die Geräte von Vertigo Sound ist deren bewusste Abkehr von integrierten Schaltkreisen. Stattdessen werkeln im VSP-2 zwei – einen pro Kanal – selbst entwickelte und konsequent diskret aufgebaute Doppel-Operationsverstärker. Dieses Herzstück der VSP-2-Kanäle trägt den Namen „Twin Op Amp 1976“ und ist eine Eigen- und Weiterentwicklung auf Basis alter Vintage-Designs. Dazu Andy Eschenwecker: „Ich mag ICs einfach nicht, denn die Vorteile wie günstiges Rauschverhalten und gute THD+N-Werte gehen mit klanglichen Nachteilen einher. Wir orientieren uns am Klang der Vintage-Geräte, als diskret aufgebaute Schaltungen die Regel waren. Mit dem Aufkommen der integrierten Schaltungen konnte wesentlich kosteneffizienter produziert werden, die Weiterentwicklung diskreter Schaltungen stoppte.“  Moderne Vorverstärker würden zwar viel Verstärkungsleistung bei sehr gutem Geräuschpegelabstand bringen, allerdings hätten sie auch Nachteile: „Bei den meisten Geräten sorgen Widerstände im Signalweg für eine Vordämpfung des Eingangssignals, was zwar Übersteuerungen verhindert, gleichzeitig aber den Klang verschlechtert. Unser Design  ist da grundlegend anders: Im VSP-2 arbeiten  hochwertigen Transformatoren und die beiden Twin  Op Amps, die gemeinsam die Verstärkung übernehmen. Es bedarf keiner Vordämpfung. Unsere integrierte Vordämpfung dämpft, so sie denn aktiviert ist, um 20 dB, verändert aber nicht den Klang.“ Bei den genannten Transformatoren handelt es sich um die Modelle JT-16 des amerikanischen Trafo-Spezialisten Jensen, die bei Insidern höchstes Ansehen genießen und deren „goldenen Klang“ sich der Hersteller mit einem Einkaufspreis von 100 Euro auch entsprechend vergolden lässt. Was aber zeichnet den JT-16 eigentlich aus? Wir fragen Eschenwecker: „Es handelt sich um ‚Low ratio‘-Trafos, also Transformatoren mit einem niedrigen Übersetzungsverhältnis. Ein hohes Übersetzungsverhältnis, wie es heutzutage gemeinhin bevorzugt wird, bringt Vorteile  in puncto Rauschverhalten, aber auch Phasenprobleme im tieffrequenten Bereich. Unser  Design mit den JT-16 kennt diese Probleme  nicht, auch im Bassbereich ist der VSP-2 sehr phasenstabil. Das wirkt sich klanglich zugunsten eines besonders druckvollen, bassstarken Klangs aus. Der VSP-2 ist in der Lage, einen Tiefbass im Bereich von etwa 40 Hertz  präzise zu verstärken.“    Dieser laut Eschecker „punchy Sound“  des Preamps orientiere sich am Klang amerikanischer Verstärker der 1970er-Jahre.  In der Tat war auch das Vorbild für den Twin Op Amp 1976 ein diskret aufgebauter Operationsverstärker von Jensen, der 918. Dieser  lieferte einen guten, charaktervollen Klang, sei aber  wegen seines ungenügenden Rauschverhaltens heute nicht mehr einsetzbar.  Deswegen stand, ganz typisch für die Vertigo Sound-Entwicklungen, ein schnöder Nachbau von vorneherein nicht zur Debatte. Stattdessen haben die Klang-Fetischisten von Vertigo Sound den Jensen 918 komplett um- sprich neu gebaut. Herausgekommen ist dabei der Doppel-Operationsverstärker mit dem langen Namen. Wer sich schon eine Weile fragt, was die Zahl „1976“ bedeutet, dem antwortet Andy Eschenwecker: „Wir haben uns  beim Klangdesign des VSP-2 am Westcoast-Sound der 1970er-Jahre orientiert. Den repräsentiert für mich am Vornehmsten nach wie vor das Eagles-Album ‚Hotel California“ – und das ist von 1976.“

Der Vorverstärker ist grundsätzlich sehr puristisch und schlicht aufgebaut.  Es gibt  vergleichsweise wenige, dafür umso hochwertigere Bauteile, das Innenleben des Geräts präsentiert sich  servicefreundlich übersichtlich, das vorbildliche Platinenlayout  überzeugt auch den technischen Laien, dass im Falle des VSP-2 entsprechend dem hohen Preis und Anspruch des Vorverstärkers auch die Fertigung sämtlicher Komponenten spitzenmäßig ist. Nebenbei erkennt auch das weniger geschulte Auge beim Blick auf die beiden Hauptplatinen mit den JT-16 und den Twin Op Amps mit ihrer Keramik-Ummantelung, dass es sich beim VSP-2 um einen „Doppel Mono“-Verstärker mit zwei identisch aufgebauten Kanälen handelt.    Zwei Drehschalter aus dem Hause Grayhill sind jeweils zuständig für die Gain-Einstellung. Die Einstellung erfolgt in 6dB-Schritten gerastet, die großen, aus massivem Metall gefrästen Schalter sind angenehm griffig und rasten mit zufriedenstellendem, sanftem Klicken ein. Zur Feinabstimmung mit einem Einstellbereich von 0 bis sechs Dezibel gibt es pro Kanal noch ein in 41-Stufen gerastetes ALPS-Poti – ebenfalls  also ein Bauteil vom Feinsten. Neben den zwei Mikrofoneingängen gibt es auf der Frontplatte auch zwei Klinkenbuchsen zum Direkt-Einstöpseln von E-Gitarren und E-Bässen.  Es handelt sich dabei selbstverständlich um hochohmige DI-Eingänge, geeignet für die Signale passiver Elektro-Gitarren und -Bässe.  Der Direct Injection-Eingang jedes Kanals ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „direkter Eingang“, denn das Gitarren-/Basssignal gelangt ohne  zuvor noch eine Schaltung durchlaufen zu müssen zum Twin Op Amp. Was sich einfach anhört, benötigte eine vergleichsweise lange Entwicklungszeit: „Vorbild war ein Marshall E-Gitarrenverstärker von 1972, allerdings mussten wir eine Lösung finden,  die Impedanz-Umschaltung von Kilo- zu Megaohm ohne Knallen hinzubekommen.  Wir entschieden uns letztlich für eine Mute-Schaltung, die über Relais realisiert wird: Sobald der Schalter „Instrument„ umgelegt wird, gibt es eine kurze Zeitverzögerung , die Phantomspannung wird deaktiviert, die Eingangs-Impedanzanpassung erfolgt, danach ist der Eingang aktiv, der Musiker hört etwas.“Gleichzeitig gibt es auch etwas zu sehen: Sobald ein relevantes Ausgangs-Signal von wenigstens -6 dBu Stärke anliegt, leuchtet die Signal-LED in gut erkennbarem Grün auf. Bis 19 dBu bleibt die LED grün, ab +19 dBU wechselt die Anzeige zu rot, die LED warnt mithin vor möglichem Clipping.  Diese LED- Anzeige wurde ganz bewusst so schlicht gehalten, eine „Ampel“ mit vielleicht zusätzlicher  orangefarbener Anzeige oder auch zwei LEDs kamen aus Gründen der Übersichtlichkeit und Ablesbarkeit nicht in Frage.  Dass der VSP-2 so wenig visuelle Hilfen bietet, wird einigen potentiellen Anwendern nicht gefallen. Gleichwohl ist das Einpegeln ein Leichtes, denn Eingangsdrehschalter und Trim-Poti  arbeiten mit höchster Präzision. Da haben wir schon weitaus weniger praxistaugliche Geräte erlebt, die trotz protziger, Viel-Segment LED-Aussteuerumgsinstrumente  die Einstellarbeit wegen unpräziser Potis und unzuverlässiger Anzeigen eher erschwerten.

Der Vorverstärker ist grundsätzlich sehr puristisch und schlicht aufgebaut.  Es gibt  vergleichsweise wenige, dafür umso hochwertigere Bauteile, das Innenleben des Geräts präsentiert sich  servicefreundlich übersichtlich, das vorbildliche Platinenlayout  überzeugt auch den technischen Laien, dass im Falle des VSP-2 entsprechend dem hohen Preis und Anspruch des Vorverstärkers auch die Fertigung sämtlicher Komponenten spitzenmäßig ist. Nebenbei erkennt auch das weniger geschulte Auge beim Blick auf die beiden Hauptplatinen mit den JT-16 und den Twin Op Amps mit ihrer Keramik-Ummantelung, dass es sich beim VSP-2 um einen „Doppel Mono“-Verstärker mit zwei identisch aufgebauten Kanälen handelt.    Zwei Drehschalter aus dem Hause Grayhill sind jeweils zuständig für die Gain-Einstellung. Die Einstellung erfolgt in 6dB-Schritten gerastet, die großen, aus massivem Metall gefrästen Schalter sind angenehm griffig und rasten mit zufriedenstellendem, sanftem Klicken ein. Zur Feinabstimmung mit einem Einstellbereich von 0 bis sechs Dezibel gibt es pro Kanal noch ein in 41-Stufen gerastetes ALPS-Poti – ebenfalls  also ein Bauteil vom Feinsten. Neben den zwei Mikrofoneingängen gibt es auf der Frontplatte auch zwei Klinkenbuchsen zum Direkt-Einstöpseln von E-Gitarren und E-Bässen.  Es handelt sich dabei selbstverständlich um hochohmige DI-Eingänge, geeignet für die Signale passiver Elektro-Gitarren und -Bässe.  Der Direct Injection-Eingang jedes Kanals ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „direkter Eingang“, denn das Gitarren-/Basssignal gelangt ohne  zuvor noch eine Schaltung durchlaufen zu müssen zum Twin Op Amp. Was sich einfach anhört, benötigte eine vergleichsweise lange Entwicklungszeit: „Vorbild war ein Marshall E-Gitarrenverstärker von 1972, allerdings mussten wir eine Lösung finden,  die Impedanz-Umschaltung von Kilo- zu Megaohm ohne Knallen hinzubekommen.  Wir entschieden uns letztlich für eine Mute-Schaltung, die über Relais realisiert wird: Sobald der Schalter „Instrument„ umgelegt wird, gibt es eine kurze Zeitverzögerung , die Phantomspannung wird deaktiviert, die Eingangs-Impedanzanpassung erfolgt, danach ist der Eingang aktiv, der Musiker hört etwas.“Gleichzeitig gibt es auch etwas zu sehen: Sobald ein relevantes Ausgangs-Signal von wenigstens -6 dBu Stärke anliegt, leuchtet die Signal-LED in gut erkennbarem Grün auf. Bis 19 dBu bleibt die LED grün, ab +19 dBU wechselt die Anzeige zu rot, die LED warnt mithin vor möglichem Clipping.  Diese LED- Anzeige wurde ganz bewusst so schlicht gehalten, eine „Ampel“ mit vielleicht zusätzlicher  orangefarbener Anzeige oder auch zwei LEDs kamen aus Gründen der Übersichtlichkeit und Ablesbarkeit nicht in Frage.  Dass der VSP-2 so wenig visuelle Hilfen bietet, wird einigen potentiellen Anwendern nicht gefallen. Gleichwohl ist das Einpegeln ein Leichtes, denn Eingangsdrehschalter und Trim-Poti  arbeiten mit höchster Präzision. Da haben wir schon weitaus weniger praxistaugliche Geräte erlebt, die trotz protziger, Viel-Segment LED-Aussteuerumgsinstrumente  die Einstellarbeit wegen unpräziser Potis und unzuverlässiger Anzeigen eher erschwerten.

Zur Ergründung des VSP-2-Klanges bot sich diesmal eine besondere Gelegenheit, denn die Sängerin, Gitarristin, Flötistin und Performancekünstlerin Akampita Steiner (www.akpampitasteiner.de) besuchte die Redaktion zum Zwecke des gemeinsamen Musizierens. Akampita Steiner ist eine grandiose Sängerin mit samtig-dunkler, sehr modulationsfähiger Altstimme, die zudem den sogenannten Obertongesang perfekt beherrscht. Wir nahmen mit ihr einige modale Improvisationen sowie Liederskizzen auf. Zur Abnahme ihrer Gesangsstimme entschieden wir uns nach sehr kurzen Probeaufnahmen für die Kombination Microtech Gefell M990 und Vertigo Sound VSP-2. Wir versuchten zwar auch andere Mikrofon-/Preamp-Kombinationen, aber  unser Test-Bundle überzeugte alle Beteiligten schon beim Hören über die Monitore.  Tatsächlich ist der VSP-2 kein „eigenklangloser Draht mit Verstärkung“, sondern bietet einen vollmundigen, satten Grundklang auf unerschütterlich solidem Bassfundament. Es handelt sich also um einen echten Charakterkopf, der zwar einen kraftvollen Klang liefert, dabei aber auch fein auflöst. Zusammen mit dem M990 ergibt sich ein Top-Duo, das perfekt auf Akampita Steiners Stimme zugeschnitten wirkt. Interessanterweise hat das M990 diesen gewissen warmen Bronze-Klang, der ein wenig an ein U67 erinnert. Er erscheint dem sehenden Ohr nur viel moderner, sprich klarer und gewissermaßen ohne Filmkorn. Diese Eigenschaft unterstreicht der Vertigo Sound, während das M990 von unserem Lake People Mic-Amp F355 verstärkt schlanker, aber auch eine Winzigkeit kühler wirkt. Dabei mag die Kombination M990/VSP-2 auch andere Stimmlagen: Denn auch Akampita Steiners Sopranino – eine „Hoch-F“-Blockflöte oder ihre eindrucksvollen Obertongesangs-Kantilenen verlieren auch in den höchsten Lagen nie an Festigkeit und klingen gleichzeitig sehr vollmundig und körperhaft.  In puncto Klang sind die Geschmäcker bekanntlich verschiedenen, gleichwohl wagen wir zu behaupten, dass diese zugegeben recht teure Kombination für Gesangsaufnahmen jeglicher Stimmlagen kaum zu übertreffen sein dürfte.

Aber damit nicht genug: Neben den Aufnahmen mit Akampita Steiner haben wir auch einige Gitarrentakes mit dem VSP-2 gemacht. Dabei haben wir zunächst Akustikgitarren, genauer gesagt eine Flamencogitarre mit Nylonsaiten und eine Selmer Style-Gitarre mit Stahlsaiten, aufgenommen. Neben dem M990 verwendeten wir auch ein Sennheiser MKH-40 Kleinmembran-Mikrofon. Wegen seines speziellen „Bass-Wumms“ erfordert dieser Druckgradientenempfänger eine sehr sorgfältige Positionierung, belohnt dann aber mit einem angenehm crèmigen Klang, den wir sehr schätzen für akustisch gespielte Archtop-Jazzgitarren oder auch – wie in diesem Fall – Gypsy Jazz-Gitarren. Eine bassgewaltige Konzertgitarre sollten Sie mit dem MKH-40 eher nicht mikrofonieren. Diese Vorteile des Sennheisers als Mikrofon für besondere Zupfgelegenheiten sind zunächst mal unabhängig vom verwendeten Vorverstärker. Allerdings macht der VSP-2 den Klang noch gehaltvoller und fetter. Bildlich gesprochen: Er gibt noch einen kräftigen Schuss Schlagsahne dazu, der Klang wird noch rahmig-crèmiger.Auch die E-Gitarren dürfen wie üblich, wenn wir Preamps mit DI-Eingang testen, nicht schweigen. Ein guter Gradmesser für die Qualitäten des Instrumenten-Eingangs ist immer wieder unserer bewährte 1995er USA-Strat, denn mittelmäßige DI-Verstärker stellen nur den eigentümlich perkussiven Drahtsound des Instruments auf Kosten der Tiefmitten und Bässe heraus, die Gitarre klingt dann eher dünn und frickelig. Über den VSP-2 gespielt erklingt die Strat viel voller und runder, ohne dass ihre klare Kontur verwischt würde. Einen solchen Klang liefern nur die allerbesten DI-Verstärker – mit jeweils eigener Note – wie beispielsweise die Preamps von True Systems, SPL und Lydkraft/Tube Tech. Der VSP-2 reiht sich in diese Spitzengruppe ein. Auch Bassisten werden den Vertigo Sound lieben, denn dieser Preamp holt aus einem mittelmäßigen Instrument das Bestmögliche heraus, ein Spitzenbass klingt spitzenmäßig und braucht keine nachträgliche Effektkosmetik. Gibt es noch mehr zu wünschen? Wohl kaum.

Fazit

Der Vertigo Sound VSP-2 ist ein beeindruckender Mikrofon- und DI-Verstärker, der mit seinem sonoren, durchsetzungsstarken Klang, der trotzdem keinerlei Feinheiten unterschlägt, auch verwöhnte Ohren verführt. Zusammen mit dem Röhrenmikrofon Microtech Gefell M990 ergibt sich eine Traumkombination für Gesangsaufnahmen, doch auch mit anderen Spitzenmikrofonen und in den verschiedensten Aufnahmesituationen liefert dieser feine Preamp „Made in Germany“ beste Ergebnisse.

Erschienen in Ausgabe 12/2013

Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 3440 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: gut