Das Universalgenie
Sie wollen mehrkanalige Surroundaufnahmen in höchster Qualität anfertigen – womöglich unter extremen Outdoor-Bedingungen –, digitale und analoge Mikrofone benutzen und das ganze mit einer HDV-Videocamera per Timecode synchronisieren? Dann lesen Sie diesen Test. Wenn sie das alles nicht wollen oder brauchen, lesen Sie ihn trotzdem und lernen Sie ein Meisterwerk der Ingenieurskunst kennen.
Von Hans-Günther Beer
Der Mobile-Recorder-Spezialist Sound Devices gilt in der Field-Production- und Film-Branche schon lange nicht mehr als Insider-Tipp. Vielmehr hat sich das im Sommer 1998 von Matt Anderson und Jon Tatools gegründete Unternehmen längst als feste Größe etabliert und beliefert Profis und Anwender mit entsprechenden Ambitionen rund um die Welt. Viele Tontechniker und Ingenieure, die entweder bei Wind und Wetter Originaltöne von Newsproduktionen oder Dokumentarfilmen für Film und Fernsehen einfangen oder bei Livekonzerten die bestmögliche Klangqualität aufzeichnen möchten, schwören auf die Modelle der 7er-Serie des in Reedsburg, Wisconsin, zwischen Minneapolis und Chicago ansässigen Unternehmens. Sie fordern größtmögliche Zuverlässigkeit, optimale Mobilität, einfache Bedienbarkeit und große Funktionalität, um unterschiedlichste Anforderungen im Produktionsalltag erfüllen zu können. Diese Herausforderungen schaffen die Produkte von Sound Devices anscheinend auf Anhieb, wie der Test des Festplattenrecorders 722 in Ausgabe 10/2006 von Professional audio Magazin zeigte. Auf dem Prüfstand in dieser Ausgabe steht die neuste Entwicklung aus den Labors von Matt Anderson und Jon Tatools, das Modell 788T. Dieser achtkanalige Mobil-Recorder ist mit einer derartigen Fülle von Features ausgestattet, wie sie bislang noch kein vergleichbares Testgerät im Labor von Professional audio Magazin aufweisen konnte. Der Preis für das Pro-Audio-Kleinod beträgt 6.450 Euro inklusive Mehrwertsteuer, was fraglos eine Menge Geld ist, aber das Gerät – und so viel sei schon verraten – ist jeden Cent Wert.
Mitbewerber in dieser Qualitäts- und Ausstattungs-Klasse kosten üblicherweise ein Mehrfaches. Schon rein äußerlich unterscheidet sich der 788T von den meisten seiner Mitbewerber, die entweder ihre Aufzeichnungen auf eingebaute Festplatten oder Compact Flash-Karten speichern. Denn der 722 benutzt wahlweise beide Medien, die interne 160 Gigabyte Festplatte, eine auf der Rückseite einsteckbare CF-Card (Typ I, II Microdrive) oder eine via Firewire 400 beziehungsweise 800 anschließbare externe Festplatte. Optional ist übrigens auch ein externes, ebenfalls über Firewire anschließbares DVD-RAM-Laufwerk verfügbar, mit dem man direkt auf eine optische Disk aufnehmen kann. Ebenfalls als Option liefert Sound Devices einen Controller namens CL-8 (Preis: 1.135 Euro), der mit seinen erweiterten Misch-Möglichkeiten die Bedienung des 788T vereinfacht und voll in das Setup des Recorders integrierbar ist. Trotz dieser Optionen ist und bleibt der Neuling von Sound Devices vom Wesen her ein äußerst kompakter Mobilrecorder, der enorm vielseitig konfigurierbar ist und seit dem Firmware-Update auf die Version 1.60 sogar mit zwölf Aufnahmespuren aufwarten kann. Die Verarbeitung entzückt jeden Tontechniker oder Ingenieur, der dafür ein Auge hat. Das komplett, vornehmlich in verschiedenen Grautönen eloxiertes Aluminium gewandete Gerät, hat die Ausmaße einer mittelgroßen Zigarrenkiste und wirkt aus jedem Blickwinkel solide und massiv gebaut. Kunststoff sucht man – außer bei den beleuchteten Tasten auf der Front – vergebens. Die dunkelgrauen, penibel gefrästen Boden- und Deckenplatten sind zudem dezent gebürstet und tragen zum exzellenten, vornehmen Finish nicht unerheblich bei. Es ist eine Freude mit dem Gerät zu arbeiten. Dies liegt zum einen an der enormen, an der Praxis orientierten Flexibilität, zum anderen am Bedienungskonzept, das eine Mischung ist aus umfangreicher Menüsteuerung, kombiniert mit Direct-Access-Bedienelementen für den kürzest möglichen Zugriff auf wichtige Funktionen. Die Frontplatte ist in drei Segmente eingeteilt. Ganz links finden sich acht versenkbare, sehr griffige Aludrehregler, die als Gainregler für die analogen oder digitalen Eingänge fungieren. Im Setup-Menü lassen sich die Regler auch als Fader definieren. Im äußersten Linksanschlag betätigen die Steller jeweils einen Schalter, der den entsprechenden Kanal komplett abschaltet.
Umgeben ist jeder Drehknopf von einem beleuchteten Ring, -dessen Farbe sich abhängig vom Aussteuerungspegel ändert: Grün, wenn sich die Pegel sozusagen im grünen Bereich befinden, rot, wenn der Eingang übersteuert wird und gelb, wenn der aktivierte Limiter seine Arbeit verrichtet und so eine Übersteuerung jenseits des 0 dBFS-Punkts verhindert. Dank dieses Lichterspiels lässt sich auf einen Blick erkennen, ob alle Kanäle korrekt aufgezeichnet werden – das ist in der Tat praxisgerecht. Die Vorderfront des mit knapp 1,9 Kilogramm für seine Größe recht schweren Recorders wird dominiert von einer äußerst kontrastreichen und, wie sich im Test zeigte, in jeder Lichtsituation bestens abzulesenden LCD-Anzeige: Die ist beleuchtet, so groß wie drei Briefmarken nebeneinander und bildet die Kommandozentrale für sämtliche der vielfältigen Einstellmöglichkeiten. Umrahmt wird das Display von vier weißen, hinterleuchteten Multifunktions-Tasten, mit denen sich unter anderem die dimmbare Beleuchtung, der eingebaute Tongenerator – einstellbare Frequenzen von 100 Hz bis 10 kHz – das Einstellmenü oder im Direktzugriff das Verzeichnis der Harddisk anwählen lassen. Rechts vom Display sind als Aussteuerungsanzeige zweimal vier 14-stufige LED-Ketten eingebaut, die sich entweder im VU- oder Peak-Modus oder als Kombination von beiden umschalten lassen. Die Skalierung ist in dBFS ausgelegt. Über den LED-Ketten finden sich ganz rechts der Power-Schalter und daneben eine mit Input bezeichnete Taste, auf die wir noch näher eingehen werden. Über der unteren Kante der Front sitzen in großen Abständen zueinander die griffigen Laufwerkstasten, allesamt dadurch sehr gut zu bedienen und natürlich wie alle anderen Tasten hinterleuchtet. Auch auf der linken Seite des kompakten Gehäuses drängen sich Schalter und Buchsen, so als wollten die Entwickler wirklich jeden Quadratzentimeter sinnvoll nutzen. Vier vollwertige XLR-Buchsen mit Entriegelungstasten für die Mikrofon- beziehungsweise Line-Eingänge 1 bis 4 befinden sich in der Nachbarschaft von vier TA3-Schraubanschlüssen für die Mikrofon- und Line-Eingänge 5 bis 8. Für die eher selten anzutreffenden TA3-Buchsen bietet der deutsche Vertrieb Ambient-Recording übrigens Adapterkabel an. Ein satt laufender Lautstärke-regler für den Kopfhörerpegel komplettiert diese Seite des 788T.
Die beiden Kopfhöreranschlüsse, einer im Miniklinken-Format, der andere als 6,3 mm-Buchse ausgeführt, findet man auf der gegenüber liegenden, also rechten Seite des Rekorders. Dort tummeln sich außerdem die beiden Firewire-
Anschlüsse (400 und 800), der USB 2.0-Anschluss, vier symmetrische TA3-Analogausgänge (Kanäle 1 bis 4), ein unsymmetrischer Analogausgang als -Miniklinke (Kanäle 5 und 6), zwei AES/EBU-Ausgänge (TA3, Kanäle 1 bis 4), der Timcode-Anschluss, zwei BNC-Buchsen für Wordclock-Ein- und Ausgang und last not least der gegen versehentliches Abziehen gesicherte Anschluss für das externe Netzteil (siehe auch Foto auf dieser Seite, Mitte). Über die Firewire-Anschlüsse lässt sich ein externe Firewire 400- oder 800-Festplatte beliebiger Größe als zusätzliches Aufnahmemedium betreiben. Über Firewire oder USB 2.0 nimmt der Recorder auch Kontakt mit einem Windows- beziehungsweise Mac-Rechner auf. Die eingebaute 160 Gigabyte-Festplatte – bis zu zwei Terrabyte sind im Austausch möglich – und die CF-Card werden dann vom Rechner als externe Laufwerke erkannt. Das Kopieren der aufgezeichneten WAV-Files im AES-31 Broadcast Format auf die Computer-Festplatte oder direkt in den Sequenzer wird so zum Kinderspiel. Auf dieser Seite des 788T residiert auch ein weiteres, sehr wichtiges Bedienelement: Der Menue-Select Dreh/Tastschalter, der erheblich zur leichten Bedienbarkeit des Rekorders beiträgt. Die Rückseite bietet einen sehr gut zugänglichen Schacht für die Aufnahme der CF-Card sowie den Anschluss-Schacht für den mitgelieferten Lithium-Ionen-Akku mit 4600 mAh Kapazität. Der Akku entspricht übrigens dem Sony L- oder M-Typ und ist kompatibel zu denen der Sony-Camcorder, für ENG-User eine große Vereinfachung. Im Testbetrieb liefert der serienmäßige und austauschbare Akku Energie für knapp vier Stunden Aufnahmezeit – mit eingeschalteter Beleuchtung und aktivierter Phantomspeisung für die Kondensatormikrofone. Akkus bis zu einer Kapazität von 7000 mAh können eingesetzt werden. Auf der Rückseite tummeln sich auch zwei als C-Link bezeichnete Western-Buchsen, wie man sie von den Anschlusskabeln der ISDN-Telefone her kennt. Über diese Buchsen lässt sich das optionale Remote-Control-Interface CL-1 anschließen. Komplettiert wird die Anschlüsse-Orgie durch eine Sub-D-Buchse im DE-15-Format für die digitalen Ein- und Ausgänge. Und hier haben sich die Entwickler sich wieder etwas besonders einfallen lassen. Die acht AES/EBU-Eingänge arbeiten auf Wunsch auch als AES42-Eingänge für Digital-Mikrofone im Modus1, wie sie zum Beispiel der Mikrofonhersteller Schoeps liefert. Schließt man Modus 2-Mikros, etwa von Sennheiser, an, arbeiten die Eingänge dennoch im Modus 1 und ignorieren etwaige Fernsteuersignale. Für alle Digitalmikrofone stellt der 788T selbstverständlich die entsprechende Phantomspannung von zehn Volt bereit, aktivierbar in einem eigenen Menüpunkt.
Der 788T akzeptiert auch beliebige Mischungen von analogen und digitalen Mikrofonen während einer Aufnahmesitzung. Welches Mikrofon welchen Kanal bedient, entscheidet der Benutzer in einem speziellen Channel-Menü. Denn in einer Reihe zwischen der unteren und der oberen Reglergarnitur auf der Frontplatte haben die Entwickler nämlich zusätzlich vier Kipptaster untergebracht, mit denen sich die acht Kanäle einzeln konfigurieren lassen. Kippt man den linken Schalter beispielsweise nach rechts, erscheint im LCD-Display das Konfigurationsmenü für den zweiten Kanal. Dort kann man nun entscheiden, ob der Kanal mit -einem analogen Mikrofon-, Line- oder einem -digitalen Signal beschickt wird. Außerdem lässt sich mit Hilfe der vier um das Display angeordneten Multifunktionstaster die Phantomspeisung für das Analogmikrofon einschalten, der Limiter -aktivieren, die Phase drehen oder den Kanal auf Mute schalten. Ist der Kanal stumm geschaltet, leuchtet der entsprechende Ring um den – in diesem Fall – Regler mit der Nummer zwei rot auf. -Außerdem kann man in den Kanal ein Hochpassfilter einschleifen, das man gleichzeitig in 10-Hertz-Schritten von 40 Hertz bis 320 Hertz fein justiert. Ein für den praktischen Einsatz des 788T äußerst wichtiges Detail: Der jeweils angewählte Kanal lässt sich auf eine oder mehrere von insgesamt zwölf Aufnahmespuren routen. Diese zwölf Spuren (L, R, A, B, C, D, E, F, G, H sowie Aux1 und Aux2) kann der 788T parallel aufnehmen. Es bleibt allerdings der Phantasie des Toningenieurs überlassen, was er mit diesen Möglichkeiten anfängt. Beispielsweise kann er die acht analogen oder digitalen Eingänge auf die Spuren A bis H verteilen, gleichzeitig einen Downmix auf die Stereospuren Links und Rechts (L, R) und einen Roughmix auf die Spuren Aux 1 und Aux 2 anfertigen und mit aufnehmen, etwa um dem Auftraggeber schon mal vorab zwei alternative Version der Aufnahmen per Mail zu zuschicken. Die sogenannten Masterlevels für die Spuren L, R, Aux1 und Aux 2 kann man in einem weiteren Spezial-Menü in 0,1 Dezibel-Schritten kalibrieren. Dieses Menü erreicht man per Doppelklick über die schon erwähnte Input-Taste. Drückt man die Taste nur einmal, zeigt das LCD-Display zwölf Balken-Aussteuerungsanzeigen, mit denen man alle Spuren auf einen Blick überwachen kann. Das kann in bestimmten Situationen sehr hilfreich sein, zumal die LED-Ketten daneben ja nur acht Spuren gleichzeitig anzeigen können. Ein Highlight, zumindest aus haptischer Sicht, stellt der schon erwähnte Menue-Select Dreh-/Druckknopf dar. Er ist wie gesagt gut erreichbar auf der rechten Seitenfläche angeordnet und schaltet im normalen Betriebsmodus die Kopfhörerausgänge auf die einzelnen Spuren in fast beliebiger Kombination. Allein für das Monitoring via Kopfhörer existieren sieben Menüpunkte mit einer Vielzahl von Einstellmöglichkeiten, sämtliche Tracks und Spuren lassen sich Post- oder Prefader abhören.
Die einfache, fast intuitive Bedienung des umfangreichen Einstell-Menüs, das man nach einem Druck auf die Menu-Taste erreicht, ist ein weiteres Highlight des 788T. Hier läuft der Menue-Select Multifunktionsknopf zur Hochform auf: Durch Drehen blättert und durch Drücken bestätigt man die Auswahl einer der 94 Menü-Punkte. Diese hier alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, die Spanne reicht jedoch vom Quick-Setup, dort kann man eines der vordefinierten Factory-Preset wählen, eigene Settings auf Festplatte oder CF-Card abspeichern oder aufrufen oder individuelle Einstellungen aller wichtigen Parameter bis hin zu Testroutinen für Festplatte oder Karte vornehmen. Übrigens umfasst jedes Preset eine große Zahl verschiedener Einzelparameter. Einstellbar sind hier beispielsweise die Samplingfrequenzen von 33 kHz bis 48,048 kHz (für die Film- und Fernseh-Industrie auch die wichtige 48,048kF) sowie die Word-Breite zwischen 16 und 24 Bit. Unter den vielen Besonderheiten und Wahlmöglichkeiten, die das Menü anbietet, ist die einstellbare, so genannte Pre Roll-Time erwähnenswert, die der 788T vor jeder Aufnahme hinzufügt, damit man den Beginn einer Aufnahme nicht verpatzt. Oder die Möglichkeit, Timer- Start- und Stopp-Zeiten zu definieren oder die programmierbare Gain für die Analogausgänge sowie die wählbare Delay-Zeit für jeden Eingang. Selbstverständlich lassen sich einzelne Tracks, auf Wunsch wird bei jedem Druck auf die Aufnahmetaste während einer Aufnahme automatisch ein neuer angelegt, zwischen interner und externer Hard-Disk sowie CF-Card kopieren. Man kann auch aus Sicherheitsgründen auf alle Medien gleichzeitig aufzeichnen. Die Tracks und die übergeordneten Szenen, in denen mehrere Tracks zusammengefasst werden können, lassen sich mit individuellen Namen versehen. Tut man das nicht, versieht der 788T alle Szenen beziehungsweise Folder mit dem aktuellen Datum als Namen und nummeriert die in den Foldern liegenden Tracks. Alle Tracks sind nämlich in einer Baumstruktur, wie sie aus der Computerwelt bekannt ist, angeordnet und lassen sich so sehr schnell finden. Festplatten und CF-Card sind im vom PC her bekannten FAT32-file-System formatiert und organisiert. Auf die File-Struktur hat man per Druck auf die HDD-Taste direkten Zugriff und kann dann per Menü-Drehrad oder auch mit Hilfe der beiden Tasten links neben dem Display darin blättern. Auf der Rückseite des Rekorders findet sich ein zusätzlicher USB-Eingang für eine Computer-Tastatur, mit deren Hilfe man das Benennen der Tracks noch einfacher vornehmen kann. Wichtige Funktionen, wie etwa die fürs Blockieren aller Knöpfe auf der Front, können per Shortcuts, also das kombinierte Betätigen zweier Tasten on-the-fly angewählt werden. Dies geht nach einer Weile des Übens auch in hektischen Aufnahmesituationen wie im Schlaf vonstatten. Das Bedienkonzept des 788T bewährt sich, so zeigt der Test, als ausgeklügelt und praxisorientiert. Dazu trägt auch das Display bei, das alle wichtigen Informationen liefert, allerdings auch etwas überladen wirkt. Dort informiert der 788T im Normalmodus, also ohne aktivierte Menüs über die -Aufnahmezeit des aktuellen Tracks in Stunden, Minuten, Sekunden und Frames, sowie über Datum, Uhrzeit, Samplingfrequenz und Bitrate, außerdem über den Ladezustand des Akkus und die Restspielzeiten der gewählten Aufnahmemedien. Die eingebaute 160 Gigabyte-Platte hat eine Gesamt-Aufnahmezeit von über 40 Stunden. Am unteren Rand des Displays läuft permanent die Zeit des eingebauten Timecode-Generators. Auf Wunsch lässt sich diese bei der Videovertonung unerlässliche Informa-tion auch in großen Lettern anzeigen und tauscht dann mit der Trackzeit den Platz. Den Timecode gibt der 788T über die entsprechende Buchse an jeden Camcorder aus und arbeitet dann als Master.
Der Sound Devices beherrscht selbstverständlich alle üblichen Time Code Modes, von Free Run über Free Run Jam Once bis zu Ext TC/cont Auto Record. Eine weitere, sehr nützliche Besonderheit des LCD-Displays: Es ändert je nach Betriebsmodus seine Farbe. Ist es im Ruhebetrieb, also wenn man den Recorder konfiguriert, fast neutral weiß hinterleuchtet, wechselt die Hintergrundfarbe bei Wiedergabe in ein sattes Grün und bei Aufnahme in ein leuchtendes Rot. Dies Feature geht auf den Wunsch vieler Tontechniker zurück, mit denen die Entwickler von Sound Devices einen regen Austausch pflegen. Man hört also auf die Wünsche der Anwender. Auch die Tester hatten ihre helle Freude beim Arbeiten mit dem 788T, der die Redakteure währen der letzten Wochen bei vielen externen Aufnahme-Sessions begleitet. Hat man sich mit der Vielzahl der Funktionen und Besonderheiten erst einmal vertraut gemacht, sind kaum noch Fälle von Fehlbedienung zu verzeichnen, hier macht Übung in der Tat den Meister. Beim obligatorischen Gang ins Messlabor zeigte sich der Sound Devices 788T von seiner besten Seite. Die Fremdspannungsabstände für die Mikrofoneingänge, bezogen auf +4 dBu, also -11 dBFS, betragen sehr gute 87,4 Dezibel, die Geräuschspannungsabstände liegen sogar bei 90,6 Dezibel. Solche guten Werte sind bei Mehrkanalaufnahmen allerdings auch von Nöten, damit die Aufnahme als ganzes störungsfrei bleibt. Verzerrungen kennt der 788T so gut wie nicht, tadel-lose 0,005 Prozent THD+N ermittelt der Audio Precision im Frequenzbereich bis drei Kilohertz, erst bei zehn Kilohertz wird das Maximum von immer noch exzellenten 0,02 Prozent erreicht. Die Frequenzgänge ähneln in jeder Betriebsart dem erwarteten -Linealstrich. Lediglich bei der Gleichtakt-unterdrückung gibt es unerklärliche Unterschiede zwischen den Kanälen, so liefern zwei Kanäle Werte von „nur“ 50 Dezibel bei tieferen Frequenzen, andere warten mit Traumwerten von 75 Dezibel und darunter auf. In der Praxis spielen Werte von 50 Dezibel aber so gut wie keine Rolle, da Kabellängen von über 30 Metern sicher eher die Ausnahme sind. Topergebnisse ermittelt der Messcomputer auch bei der Wandlerlinearität und bei der Übersprechdämpfung, diese Werte liegen an der Grenze zum theoretischen Ideal. Da nicht alle Messkurven in der Printausgabe von Professional audio Magazin Platz finden, können Sie diese auf der Website unter www.professional-audio.de begutachten.
Klanglich überzeugt der 788T in jeder Aufnahmesituation. Die Mikrofonverstärker lassen sich sehr feinfühlig auf die verwendeten Mikrofone einstellen, klingen insgesamt sehr offen und luftig und können selbst winzige Details in hoher Auflösung weitergeben. Außerdem haben sie genügend Verstärkungsreserve, um auch leise dynamische Mikrofone rauschfrei zu verstärken. Die beim getesteten Schwestermodell 722 festgestellte leichte Schwäche im untersten Bassbereich kennt der 788T nicht. Im Gegenteil, er klingt ungemein souverän und kraftvoll. Auffallend ist außerdem die Transparenz und Luftigkeit aller Aufnahmen. Hier kann es der 788T mit gutem stationärem Studioequipment locker aufnehmen. Alle Aufnahmen, auch mit gemischten analogen und digitalen Quellen gelingen auf Anhieb ohne Mühe. Dennoch ist es empfehlenswert, das notwendige Routing und auch alle anderen Einstellungen in aller Ruhe vor der Aufnahmesession vorzunehmen und ausgiebig zu testen, bevor es ernst wird. Besonders hilfreich bei hektischen Außenaufnahmen, bei denen es keine Chance zur Wiederholung gibt, sind die eindeutigen Farbsignale des LCD-Displays für Aufnahme und Wiedergabe. Auch das Monitoring während der Aufnahme über Kopfhörer gelingt sehr gut, da der maximale Ausgangspegel völlig ausreicht, um sich auch bei lauten Umwelt-geräuschen durchzusetzen. Wer will, kann den Menü-Drehwähler so einstellen, dass er einzelne Spuren mono oder beide Spuren in stereo „Vor- oder Hinterband“, abhören kann. Als große Vereinfachung zeigte sich in der Praxis das Kopieren der aufgezeichneten Tracks per Copy and Paste in den Sequenzer, nachdem die Verbindung via Firewire oder USB hergestellt wurde. Noch einfacher wird die anschließende Datenverarbeitung im Computer mit der neuen Wave Agent Software, die Sound Devices auf seiner Website als Betaversion zum kostenlosen Download (http://www.sounddevices.com/products/)anbietet. Sie ist perfekt auf den 788T zugeschnitten und macht den Workflow perfekt.
Fazit
Im Messlabor und in der Praxis überzeugte der Sound Devices 788T die Tester voll und ganz. Mit acht Kanälen, zwölf Aufnahmespuren und der Möglichkeit, analoge und digitale Quellen beliebig zu mischen, dürfte es kaum Aufnahemsituationen geben, die der Rekorder nicht bewältigen kann. Handling und vor allem die Aufnahmequalität sind ausgezeichnet. Verarbeitung und Materialwahl sind hervorragend und versprechen ein langes Recorderleben.
Erschienen in Ausgabe 01/2009
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 6450 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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