Jetzt macht es auch noch „Pling Plong“
Der französische Softwarehersteller Modartt präsentiert nach rund anderthalb Jahren sein physikalisch modelliertes Klavier „Pianoteq“ in einer nochmals verbesserten Version. Highlight in Version 8 ist eine erstmalig emulierte Konzertgitarre. Die weiteren Verbesserungen geraten da eher unauffällig, aber durchaus ohrenfällig.
von Georg Berger

Es sind jetzt sage und schreibe 15 Jahre her, dass ich mich das erste Mal von den klanglichen Vorzügen von Pianoteq überzeugen konnte. Seitdem sind sechs Produktgenerationen durchs Land gezogen in denen das physikalisch modellierte Klavier kontinuierlich verbessert, erweitert und gepflegt wurde. So gibt’s die Software mittlerweile in vier Varianten, die mit unterschiedlich großem Umfang an beigelegten, physikalisch modellierten Instrumenten daherkommen. Neue/weitere Instrumente sind aus einer Auswahl von zurzeit 22 aufpreispflichtigen Instrumentenpacks zu erhalten.
Daneben wurden sowohl die vom Anwender einstellbaren Parameter, als auch die versteckten Parameter zur Berechnung des authentischen Klangs stets weiter verbessert. Neue Features wie unter vielem anderen das Editieren von Parametern pro Note, das Morphen zwischen verschiedenen Presets, das Layern von Instrumenten, der Resonanz- und Duration-Equalizer sowie umfassende Möglichkeiten zur virtuellen (Surround-)Mikrofonierung des Instruments haben Pianoteq im Laufe der Jahre stetig im Klang und seinen Gestaltungsmöglichkeiten wachsen lassen.
Die achte Version will sich mit einem nochmals verbesserten Klang, neuen Möglichkeiten zum Ausgestalten des Sounds und als absolutem Highlight, erstmals mit einer klassischen Konzertgitarre von seinen Vorgängern absetzen.
Wer das neue Pianoteq 8 erwerben will, zahlt im Vergleich zur Vorversion nur wenig mehr. Die Preise beim Erstkauf beginnen bei rund 140 und enden bei 900 Euro. Upgrades sind in einer Spanne zwischen knapp 30 bis 260 Euro erhältlich. Alles beim Alten heißt es in puncto Datenmenge, die mit 50 Megabyte nach heutigen Maßstäben winzig ausfällt sowie bei den Schnittstellen. Besonderheit hier: Wer auf Linux-Pfaden wandelt und einen Raspberry Pi sein Eigen nennt, kann Pianoteq 8 auch auf diesem Kleinstrechner betreiben. Nächste Besonderheit: Pianoteq 8 steht in den Startlöchern, um demnächst auch auf Apples iPad/iPhone lauffähig zu sein.
Pianoteq mutiert zu „Gitarroteq“
Beim Erstaufruf von Pianoteq 8 werde ich direkt auf die augenfälligste Neuheit der Version gestoßen. Dort wo für gewöhnlich die Tuning-, Voicing- und Design-Sektion zu sehen ist, findet sich jetzt eine hübsch anzusehende Grafik des gerade geladenen Instruments, das sich in einem Konzertsaal befindet. Durch Klick auf die Graphik verschwindet sie und es erscheinen die drei Einstell-Sektionen. Besonderheit: Korrespondierend zum gewählten Hall-Algorithmus ändert sich der Raum, in dem das Instrument steht, was auf visuell-ansprechende Art vermittelt, wie das Instrument im Raum klingen wird. Zugegeben, das ist schon etwas „Chichi“. Aber andererseits musiziert auch das Auge mit und sorgt für einen neuen und vornehmen Look.
Bevor ich zur spektakulärsten Neuheit, der Konzertgitarre, komme, will ich erst einmal einen Blick und ein Ohr auf die Neuheiten werfen, die alle Instrumente betreffen. Über ein sogenanntes „Revoicing“ haben die Modartt-Programmierer den Klang der modernen Pianos, der Konzertharfe und der E-Pianos nochmals verbessert. Im direkten Vergleich zur Vorversion klingt es jetzt ein wenig feiner nach oben hin aufgelöst. Der Klang wirkt ein wenig zarter, merkbar plastischer und wieder etwas höhenreicher. Beim Umschalten von der Vorversion auf Pianoteq 8 ist zudem hörbar, wie sich die Klangbühne hörbar erweitert. Pianoteq 7 klingt da direkter, aber auch intimer, was per se nun auch nicht schlecht ist. Dennoch: Mit diesem Revoicing hat Modartt die Höhen, die im Test der Vorversion vermisst wurden (Test in Heft 02/2021) wieder hinzugefügt inklusive weiterer Vorzüge wie ein länger ausklingendes, aber dennoch natürliches Sustain. Dafür gibt’s schon mal den ersten Pluspunkt.
Eher zufällig – das Handbuch schweigt sich dazu aus – entdecke ich eine neue komfortable Bedienmöglichkeit im MIDI-File-Player, der nur in der Stand-alone-Version integriert ist. Ein Klick auf die kleine Grafik neben den Transporttasten lässt eine halbtransparente Pianorollen-Ansicht des geladenen Stücks erscheinen, in der ich mit der Maus ungleich bequemer als mit den Vor-/Rücklauf-Tasten bestimmte Stellen im Stück anfahren kann. Ein Hinweis im Dialog vermerkt zwar, dass sich auch Bereiche, etwa für einen Loop, definieren lassen. Doch im Test bleibt dies ohne Erfolg. Über ein künftiges Update sollte das aber rasch behoben sein.
Aufpolieren des Grundklangs durch „Revoicing“
Weitere neu hinzugefügte Möglichkeiten zur Klangformung verbergen sich in der Action & Effects-Sektion hinter dem Button „Note Effects“. Darin lässt sich ein LFO in den üblichen Parametern (Wellenform, Geschwindigkeit, Phase) einstellen, der seinerseits anteilig auf einen Vibrato- und Tremolo-Effekt einwirkt. Zusätzlich sorgt der Attack-Envelope-Fader für ein späteres Einblenden des Klangs, respektive Ausblenden des Anschlagsgeräuschs. Trotz oder gerade weil es sich um eher banale und sattsam bekannte Effekte handelt, verleihen sie Pianoteq 8 zumindest kleine Weihen eines Synthesizers. Klaviersounds erhalten durch Vibrato einen hübschen Chorusklang und das Aufdrehen des Attack-Faders lässt Pianos plötzlich eher wie Celli, Bratschen und Violinen klingen. Im Test gefällt mir das sehr gut und ehe ich mich versehe, bin ich vom Zauber dieser Effekte und ihrer Auswirkungen eingefangen. Dafür gibt’s einen weiteren Pluspunkt.
Ungleich subtiler geht es beim Editieren von Stretch Points zur Sache, die neu ins Arsenal der Note Edit-Sektion aufgenommen wurden. Die Funktion dürfte zumeist nur Spezialisten in Sachen Klavierstimmung zu einem Zungenschnalzen verleiten. Normalerweise wird ein Klavier in Gänze auf etwa Oktaven, Doppeloktaven oder Oktaven und Quinten abgestimmt, um das Verwenden von Akkorden und ihre Spielbarkeit zu gewährleisten, Stichwort: Temperierte Stimmung. Der Stretch-Point-Dialog erlaubt es nun – Physical Modelling machts möglich –, pro Note zu definieren, auf welche Art die temperierte Stimmung dort realisiert werden soll, also etwa in Oktaven oder Quinten. Hörbare Schwebungen, die im Zusammenspiel mit anderen Tönen/Noten mitunter unangenehm auffallen können, werden mithilfe des Roughness-Faders erfolgreich kaschiert. Im Test hören wir mit aufgedrehtem Roughness-Parameter keinen Unterschied. Erst als die Funktion deaktiviert ist, fängt es beim Spielen unterschiedlich temperierter Töne an zu wabern und zu schweben. Ich bin mir sicher: Wer damit kunstvoll umzugehen weiß, kann Instrumente trotz temperierter Stimmung künftig noch eine Spur reiner erklingen lassen. Der Normalanwender sollte und wird da aber die Finger von lassen.
Nachhaltiges Verbiegen des Klangs dank Note Effects
Eine weitere bemerkenswerte Neuheit in Pianoteq 8 findet sich in der Möglichkeit, externe Signale ins (virtuelle) Instrument einzuspeisen, wo sie dort anteilig den Resonanzboden oder die Saiten bei idealerweise gehobenem Dämpfer anregen. Ähnliches realisiert übrigens die deutsche Klaviermanufaktur Steingräber & Söhne aus Bayreuth. In ihre „Transducer Flügel“ hat sie Kontaktmikrofone eingebaut, die ebenfalls Klänge in das Instrument einleiten. Das hört sich verrückt an und ist es auch. Ersonnen wurde diese Technik vom Komponisten Robert HP Platz, dem IRCAM in Paris und dem Experimentalstudio des SWR. Modartt war bei diesem Projekt übrigens ebenfalls mit involviert.
Bevor es weiter geht, muss ich an dieser Stelle ordentlich meckern. Zwar liefert Modartt das Handbuch in vier Sprachversionen. Doch in keiner einzigen davon wird beschrieben, wie das Einspeisen externer Signale vonstatten geht. Erst auf Nachfrage beim Hersteller wurde mir dies erläutert. Leider ist das nicht der einzige Lapsus im Handbuch. Das Definieren von Bereichen in der Pianorollenansicht – siehe oben – wird nicht erwähnt und erklärt und im deutschen Handbuch fehlen die Erläuterungen zum Spielen der klassischen Konzertgitarre. Das sollte nicht passieren und dafür gibt es einen dicken Minuspunkt.
Doch zurück zum externen Audio: Dies ist nur in den Plug-ins von Pianoteq 8 möglich. Das Prozedere – wenn man es einmal weiß – ist denkbar einfach. Als erstes erzeuge ich in der DAW eine Audio-Spur und importiere dort ein Audio-File. Mir wurde empfohlen, am besten „einfache“ Klänge zu verwenden, also etwa Sägezahn- oder Rechteckwellenformen. Als nächstes füge ich Pianoteq als Insert-Effekt in die Audio-Spur ein. Et Voilà: schon wird Audio durch das Pianoteq-Plug-in geleitet. Über eine eigene MIDI-Spur kann ich das so insertierte Pianoteq-Plug-in ansteuern. Weiter geht’s auf der Oberfläche von Pianoteq: Durch Klick auf das kleine Klinkenstecker-Symbol erscheinen zwei Fader mit denen ich zwischen Originalaufnahme und Pianoteq-Sound überblende sowie anteilig bestimme wie stark der Klang des Audio-Clips auf den Resonanzboden (Wood) und die Saiten (Strings) einwirkt.
Stretch Points: Spezialfunktion für Stimmungskanonen
Das erste Ergebnis enttäuscht auf ganzer Linie: Das externe Audio ist viel zu laut und auch ohne das Spielen auf Pianoteq durchgängig hörbar. In Fader-Stellung 100 Prozent „wet“ und in Stellung „Strings“ klingt das Audio seltsam hohl und fremdartig. In Stellung Resonanzboden klingt es eher so, als ob die Höhen eigentümlich reduziert und im Mittenspektrum einiges weggenommen wurde. Nächster Versuch: Ich verringere die Lautstärke des Audio-Clips erheblich, sodass es jetzt eine Spur leiser erklingt als die angeschlagenen Töne in Pianoteq. Das klingt schon deutlich besser. Als nächstes beginne ich damit, an den weiteren Parametern der Design-Sektion herumzuspielen. Und siehe da: Durch das Ändern der Parameter „Impedance“, „String Length“ und „Sympathetic Resonance“ hole ich diverse klangliche Facetten aus dem Instrument heraus. Am besten ist dies jedoch hörbar, wenn ausschließlich die Saiten – Faderstellung ganz nach rechts – vom Audio angeregt werden. Dann sind teils seltsam angezerrte Sounds hörbar, die mitunter an Ringmodulation erinnern, insbesondere wenn Töne auf Pianoteq gespielt werden, die sich mit dem externen Audio harmonisch beißen. Jetzt wird auch klar, warum mir empfohlen wurde „einfache Sounds“ für dieses Feature zu verwenden. Denn dadurch wird die Mischung von Obertönen besser hörbar. Und mal ehrlich: Einen Hip-Hop-Groove einzuspeisen oder ein komplettes Arrangement ist zwar auch möglich, aber wenig sinnvoll. Es geht eher um den (harmonischen) Austausch und das Zusammenspiel von externem Audio und den Pianoteq-Klängen. Zugegeben, dieses Feature ist nur etwas für Klang-Nerds mit Faible für harmonisch-knifflige Herausforderungen. So können durch geschicktes Planen und Einsetzen von Aufnahmen und durch das Spielen auf Pianoteq mit dieser Funktion seltsame microtonale Stimmungen entstehen, etwa, wenn eine Klavieraufnahme als Audio eingespeist wird und Pianoteq in einer anderen Stimmung an entsprechenden Stellen der Aufnahme weitere Töne spielt, die im Zusammenklang eben diese Microtonalität ergeben.
Zurecht werden kritische Zeitgenossen einwenden, dass dies auch einfacher realisierbar ist. Gleiches gilt auch für das Mischen von Pianoteq-Akustik-Klängen und synthetischen externen Sounds. Dass der Audio-Clip nach dem Start durchgängig hörbar ist, stört mich ebenfalls. Besser wäre eine Option gewesen, das externe Signal erst beim Tastenanschlag in Pianoteq hörbar zu machen. Doch auch das lässt sich ohne diesen Umweg einfacher realisieren. Mir persönlich erschließt sich der Nutzen dieses Features daher auch nicht so ganz. Es bleibt abzuwarten, ob Modartt dieses Feature weiter ausbaut und für breitere Anwendungszwecke zugänglich macht. In Sachen Innovation gibt’s dafür einen weiteren Pluspunkt. Für die nur eingeschränkte Verwendbarkeit, vergebe ich jedoch auch einen weiteren Minuspunkt.
Resonieren von Saiten und Resonanzboden durch externes Audio
Versöhnt werde ich aber durch die Konzertgitarre, die – soviel sei schon jetzt verraten – eine glanzvolle Premiere in Pianoteq 8 hinlegt. Nach dem Laden des Instruments hat sich die virtuelle Tastatur am Fuß der Oberfläche geändert. Sie zeigt nun zusätzlich oberhalb der Klaviatur das Griffbrett einer Gitarre. Tasten auf der linken und rechten Seite sind orange und gelb unterlegt und signalisieren, dass sich dahinter Key-Switches befinden. Mit ihrer Hilfe lassen sich typische Artikulationen und Verzierungen während des Spiels auslösen. Spielgeräusche wie das Rutschen der Finger über die Bass-Saiten können wohldosiert via „Casual/Pro“-Fader ins Spiel eingefügt werden. Sehr schön: Diese Spielgeräusche stehen nicht isoliert für sich oder können via Taste nach Belieben eingestartet werden, wie dies bei anderen virtuellen Gitarren der Fall ist. In Pianoteq 8 sind sie auf intelligente Weise mit den Tönen verwoben und analog zum Spielen auf der Tastatur hörbar und zwar nur dort, wo sie auch in der Realität auftreten würden. Im Test klingt das tatsächlich authentisch und zeigt einmal mehr, dass die Modartt-Entwickler beim Emulieren von Instrumenten peinlich genau auf deren Eigenheiten schauen. Weiter geht’s mit den Spielmodi Legato on/off und Tapping. Im Modus „Legato off“ ist beim Spielen von Tönen auf einer Saite stets ein eigenes Anschlagsgeräusch hörbar. Im aktivierten Legato-Modus erklingt der zweite Ton ohne dieses Geräusch. Tapping ist dabei eine Mischform. Beim Spielen des zweiten Tons wird dieser angebunden. Wird jedoch wieder auf den ersten Ton zurückgewechselt ist wieder ein Anschlagsgeräusch hörbar, was im aktivierten Legato-Modus nicht der Fall ist. Diese Modi sind jedoch nur allgemein über einen Button wechselweise wählbar. Schön wäre, wenn dies ebenfalls per Key-Switch dynamisch wählbar wäre, Stichwort: Hammer on und Pull off.
Spieltechniken wie das forcierte Spielen auf leeren Saiten, das Spielen von Saiten mit dem Daumen, das Auslösen von Flageoletts, ein Palm Mute-Modus sowie Glissandi und Rasgueados sind hingegen via Key-Switch aktivierbar. Doch damit nicht genug, verfügt das Instrument über einen Easy- und Advanced-Modus. Im Easy-Modus wird beim Spielen auf der Klaviatur automatisch die richtige Lage auf dem virtuellen Griffbrett gewählt. Im Test bewährt sich auch dies als narrensicher und einmal mehr authentisch. Im Advanced-Modus lässt sich die Griffbrettlage über weitere Key-Switches im Diskant der Tastatur gezielt anwählen. So lässt sich ein e-Dur-Akkord mal im ersten bis dritten Bund spielen, das andere Mal im siebten bis neunten Bund. Sinn und Zweck: Je nach Lage klingt ein und derselbe Akkord mal fülliger, das andere Mal eher filigraner. Last but not Least erhalte ich unabhängig von den beiden Modi die Möglichkeit, das Spielen von Melodien durch Anwahl weiterer Key-Switches auf bestimmte Saiten zu zwingen, was auch in diesem Fall zu klanglich leichten Varianten führt im Vergleich zum Spiel über mehrere Saiten hinweg. Auch hier haben die Entwickler wieder aufgepasst und ihrer modellierten Gitarre die notwendigen Features verpasst. Über ein Ausklapp-Menü kann das Instrument über den MIDI-Mono-Mode angesprochen werden, was zumeist für midifizierte Gitarren wichtig ist. Dabei wird pro Saite ein eigener MIDI-Kanal zugewiesen. Sehr schön: Eine kleine Auswahl von Open Tunings ist dort ebenfalls wählbar, die im Mono-Mode hörbar sind. Beim Spielen auf der Klaviatur ist indes kein Unterschied hörbar. Wenig bis gar keinen klanglichen Niederschlag hat die Anwahl des Gitarrenkorpus, der sich zwischen solide, semi-akustisch und akustisch umschalten lässt.
Im Praxistest zeigt sich einmal mehr, dass für das virtuose Spiel – hier im Advanced-Modus und beim gezielten Anwählen von Saiten – mit den Key-Switches einiges an Übung erforderlich ist. Meine ersten Gehversuche lassen die virtuelle Gitarre aber dennoch höchst authentisch klingen. Beim melodischen Spiel füge ich Akzente in Form von Flageoletts ein, das Schlagen von Akkorden mittels Rasgueado-Spieltechnik geht von mal zu mal immer flotter von der Hand. Die Authentizität, zumal beim Anschlag und beim Sustain, ist atemberaubend. Ein weicher, leicht mittenbetonter Grundsound, der das Holz des virtuellen Korpus zum Resonieren bringt, weiß eindrucksvoll mein Ohr zu umschmeicheln. Beim Hören der Töne, Melodien und Akkorde vermisse ich nichts. Modartt hat seiner Gitarre die notwendigen Techniken an die Hand gegeben, um sich erfolgreich durch das Gros der klassischen Gitarrenliteratur durchzuspielen. Wie sich kunstvoll mit dieser Gitarre und seinen gegebenen Möglichkeiten umgehen lässt, kann auf der Modartt-Seite über eine Reihe von Stücken nachgehört werden. Verrückt: Es gibt sogar einen Track, in dem die Konzertgitarre sich als bluesig verzerrte E-Gitarre entpuppt. Im Test geht der Versuch, die Konzertgitarre mit Bordmitteln von Pianoteq in eine E-Gitarre zu verwandeln jedoch total in die Hose. Dafür, so finde ich, ist das Instrument auch nicht gemacht. Das können andere virtuelle Gitarreninstrumenten und Librarys etwa von Steinberg, Ujam oder von Native Instruments am Ende doch besser. Das einzige was dieser Gitarre noch fehlt, aber wohl nie erreicht werden kann, ist der Human Factor, mit dem das Spielen und der Ton des Instruments einzigartig wird. In Sachen Klang ist die Pianoteq-Gitarre hingegen fast schon erschreckend nah am Original dran.
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