Der Channelstrip-Baukasten
Der britische Hersteller Audient präsentiert mit der Black Series sein erstes Modulsystem und bietet damit für Anwender eine ideale Lösung an, die Wert auf Flexibilität legen.
Von Georg Berger
Der Markt bietet eine Fülle an Vorverstärkern, Equalizern, Kompressoren und Digitalwandlern in vielfacher Gestalt an, mit dem sich ein Recording-Setup nach Maß zusammenstellen lässt. Nachteil: Der Gerätepark wird immer größer, der Platz im Studio immer kleiner und alles wird immer unübersichtlicher. Channelstrips, wie etwa der im letzten Heft getestete VT-737 SP von Avalon Design, bieten eine Platz sparende Alternative dazu. Nachteil hier: Der Signalweg durch die einzelnen Komponenten ist zumeist fest vorgegeben oder es sind nur minimale Eingriffe ins Routing erlaubt. Am Besten wäre also eine Alternative, die sowohl Raum sparend als auch flexibel ist.
Mit der Produktpalette der Black Series offeriert der britische Hersteller Audient solch eine passende Lösung. Den goldenen Mittelweg aus Flexibilität und Kompaktheit haben die Entwickler über ein Modulsystem im 19-Zoll-Format realisiert. Die Basis besteht aus dem vier Höheneinheiten messenden BR10-Rahmen, in den sich maximal zehn Module integrieren lassen. Zum Lieferumfang gehört noch ein gewichtiges externes 200 Watt-Netzgerät, ebenfalls im 19-Zoll-Format und drei Höheneinheiten hoch. Bei Vollbestückung des Rahmens wird dem massiven Trafo nicht so schnell die Puste ausgehen. Die Auslagerung der Stromversorgung in ein externes Gehäuse garantiert überdies, dass kein Netzbrummen im Signalweg einstrahlen kann. Dieser Aufbau hat natürlich seinen Preis. Mit knapp 1.200 Euro ist das Rack der teuerste Posten innerhalb der Black Series. Die Palette verfügbarer Module erstreckt sich auf die klassischen Komponenten eines Channelstrips, bestehend aus dem Black Pre Vorverstärker, dem Black EQ Equalizer und dem Black Comp Opto-Kompressor, die sämtlich in mono ausgeführt sind. Sie sind durchweg mit diskreten Schaltungen in Class-A-Technik realisiert. Der in stereo ausgelegte Black ADC Analog-Digital-Konverter rundet die Palette schließlich ab. Er erlaubt Digitalisierungen im AES- und S/PDIF-Format mit einer Auflösung von 24 Bit und Abtastraten von 44,1 bis 192 Kilohertz. Ein Wordclock-Modul, das zur Synchronisation mehrerer integrierter ADC-Konverter dienen soll, wird demnächst erscheinen. Preis pro Modul: Cirka 650 Euro.
Wer sich anfangs ein eher bescheidenes Setup zusammenstellen will, muss zur Abdeckung der unbelegten Modul-Slots noch eine dazu passende Leerblende anschaffen, die mit knapp 40 Euro Verkaufspreis doch recht teuer ausfällt.
Zum Test ist die Black Series mit Modulen bestückt, die es erlauben, einen Stereo-Channelstrip zu realisieren. Der Rahmen enthält jeweils zwei Vorverstärker, Equalizer, Kompressoren und einen Digitalwandler. Die Gesamtkosten für dieses System betragen knapp 5.800 Euro.
Der Aufbau des komplett schwarz eloxierten BR10-Modulrahmens fällt imposant aus. Die Rückseite bietet für jedes eingesetzte Modul zwei Eingänge und einen Ausgang in Form symmetrischer XLR-Buchsen. Eine Legende unterhalb des Anschlussfelds gibt Auskunft über die Belegung der Buchsen für jedes Modul. So ist etwa beim Vorverstärker der erste Eingang zum Anschluss für Mikrofone und der zweite für Line-Signale gedacht. Equalizer und Kompressor nutzen lediglich die zweite Buchse als Eingang. Die erste Buchse ist beim Equalizer deaktiviert und dient dem Kompressor als Sidechain-Eingang. Der ADC-Wandler bietet rückseitig zwei Analog-Eingänge für den linken und rechten Kanal. Der Ausgang führt schließlich ein AES-Signal.
Zwei DB25-Buchsen erlauben darüber hinaus den Anschluss von achtkanaligen Kabelpeitschen im Tascam-Standard. Sie führen noch einmal den zweiten Eingang und den Ausgang. Audient offeriert damit eine bequeme Lösung zur Verbindung des Systems mit einer Patchbay, die dringend zu empfehlen ist. Denn jedes Modul führt seine Signale isoliert von den anderen. Eine interne Audio-Verbindung der Module im Rack existiert nicht. Möchte man die Module oftmals neu miteinander verbinden, müssten auf der Rückseite immer die entsprechenden Verbindungen zwischen den Modulen hergestellt werden. Eine Patchbay ist also in Sachen Zugänglichkeit der Module obligatorisch. Vorteil: Nicht nur mannigfaltige Signalroutings sind innerhalb der Black Series möglich, sondern jedes Modul kann darüber hinaus auch unabhängig in ein Setup mit anderen Geräten eingeschleift werden. Sie lassen sich somit wie ein normales 19-Zoll-Gerät einsetzen. Allerdings werden nur, die von links gesehen, ersten acht Modul-Slots über die Kabelpeitschen geführt. Die restlichen beiden Plätze müssen nach wie vor über die Buchsen am Rahmen verkabelt werden. Finden sich lediglich ADC-Module im Rahmen, dient die BNC-Buchse als Wordclock-Eingang, so dass sich die Black Series auf externe Hardware synchronisieren kann. Bei Integration eines Wordclock-Moduls soll sie als Ausgang fungieren. Strom erhält der Modulrahmen über einen überaus massiven Speakon-Anschluss. Am dazu passenden Stecker findet sich ein fast drei Zentimeter dickes Kabel, das zum Netzgerät führt, durch seine beeindruckende Abschirmung gefällt und deutlich überdimensioniert geriet.
Anlass zur Kritik gibt die Befestigung und Verbindung der Module mit dem Rahmen. Wir vermissen dort eine Schienenführung für die Platinen, die ein problemloses und sicheres Einsetzen der Module gewährleistet – zumal die Platinen der Module nicht durch eigene Gehäuse geschützt sind. Beim Einsetzen stochert man mitunter auf der Suche nach der 32-poligen Verbindungsstelle der Rackplatine quasi im luftleeren Raum herum. Hat man die Verbindungsbuchse schließlich gefunden, ist der Weg beim Einrasten des Platinensteckers mit der Rackbuchse sehr kurz, ohne konkrete Rückmeldung: „Kontakt ist hergestellt.“
Versöhnt werden wir jedoch durch die Frontplatten der Module. Für jede Komponente haben sich die Entwickler von Audient etwas Besonderes in Sachen Funktion und Ausstattung einfallen lassen, die dem Anwender vielfältige Möglichkeiten zum Sounddesign an die Hand geben. Das Handbuch liefert dazu wie auch zum BR10 jedoch nur unzureichende Informationen, die mehr vage als konkret ausfallen und eine Menge Fragen unbeantwortet lassen. Wir vermissen darüber hinaus banale, aber dennoch wichtige Dinge wie Anschlussbeispiele, die Auflistung der Geräte-Dimensionen und Tipps zum Umgang mit den Sonderfunktionen.
Der Black Pre wartet zunächst mit den üblichen Merkmalen eines Mikrofonvorverstärkers auf: Er besitzt Schalter für die Phantomspannung, zum Drehen der Phase und zum Aktivieren eines Hochpassfilter mit Frequenzwahlmöglichkeit. Die Verstärkung für Mikrofon- und Line-Signale erfolgt getrennt. Ein Schalter aktiviert dabei entweder den Mikrofon- oder Line-Schaltkreis. Eine frontseitige Klinkenbuchse erlaubt zusätzlich den Anschluss von E-Gitarre oder -Bass. Die Verstärkung kann wahlweise über den Regelkreis für Mikrofon oder Line erfolgen und erlaubt somit die Nutzung eines sehr großen Verstärkungsbereichs. Bemerkenswert ist die aktivierbare HMX-Funktion, die sich per Drehregler hinzumischen lässt und für eine Verstärkung von k2 und k3 sorgt. Die typischen Klangmerkmale von Röhrengeräten sollen sich damit realisieren lassen.
Der Black EQ ist ein vierbandiger Equalizer, der mit Shelvingfiltern bei den Außenbändern und mit Parametrik bei den Mittenbändern aufwartet. Bis auf das untere Mittenband ist die Frequenzwahl in den übrigen Bändern auf zwei Festfrequenzen reduziert, sie sind per Schalter anwählbar. Besondere Funktionen verbergen sich im Tiefenband hinter den Glo- und Overtone-Schaltern, die zusätzliche Eingriffe ins Bass-Spektrum erlauben. Bei Aktivierung der Glo-Funktion erfolgt eine Anhebung der Bassfrequenzen mit gleichzeitiger Dynamikreduktion. Der Overtone-Schalter sorgt in Abhängigkeit zur Gain für eine Anhebung hoher Teiltöne im Tiefenband. Der Tilt-Kippschalter aktiviert schließlich ein zusätzliches Shelving-Filter mit einer Einsatzfrequenz bei einem Kilohertz und einer Gain von zwei Dezibel. In Linksstellung werden tiefe Frequenzen angehoben und hohe Frequenzen abgesenkt. In Rechtsstellung des Schalters arbeitet das Filter in umgekehrter Weise. Damit sind noch einmal subtile Eingriffe in bereits entzerrtes Material möglich.
Der Black Comp Opto-Kompressor lässt auf den ersten Blick einen Threshold-Regler vermissen. Stattdessen findet sich ein Input-Regler, der allerdings dieselbe Wirkung wie der Threshold besitzt. Grund für diese Bezeichnung: Der Black Comp besitzt einen fest eingestellten Schwellenwert, der seinen Arbeitspunkt in Abhängigkeit zur Eingangslautstärke ändert. Der Sidechain-Schalter sorgt mit seinen Bezeichnungen intern und extern ebenfalls für anfängliche Verwirrung. Er schaltet lediglich das Signal am Sidechain-Eingang in den Regelweg des Kompressors. Die übrigen Bedienelemente für Attack, Release und Ratio sind wiederum selbsterklärend. Das beleuchtete VU-Meter zeigt wahlweise den Ausgangspegel oder den Kompressionsgrad an.
Auch beim Black Comp haben es sich die Audient-Ingenieure nicht nehmen lassen, der Komponente einige Zusatz-Features zu spendieren. So aktiviert der Overcomp-Schalter einen zusätzlichen Kompressor-Schaltkreis mit fester Einstellung, der noch vor der eigentlichen Dynamiksektion des Hauptschaltkreises einsetzt. Sinn und Zweck: Ein zusätzliches Plus an Kompression sorgt für deutlich mehr Lautstärke und Vordergründigkeit. Der Smooth-Schalter versetzt den Kompressor in einen simultanen RMS- und Peak-Modus, der entsprechende Nachteile bei nur einer Arbeitsweise kompensieren soll. Transienten sollen damit das Restsignal nicht allzu sehr absenken, so dass anliegende Signale dynamisch homogener erklingen. Der Link-Schalter schließlich erlaubt es, das Kompressionsverhalten aller integrierten Dynamik-Module zu vereinheitlichen, was etwa bei einer Stereo-Anwendung für gleichmäßige Ergebnisse sorgen soll. Der Kompressor, der das höchste Eingangssignal besitzt, dient quasi als Orientierung und Messlatte für den Einsatzpunkt der übrigen verlinkten Module. Die Schaltung erkennt also den höchsten Eingangspegel und gibt den so erkannten Wert an die anderen Kompressoren weiter. Die richten ihren Einsatzpunkt daran aus. Die Reglereinstellungen dieses Masterkompressors werden nicht von den übrigen Modulen übernommen. Sie müssen weiterhin separat vorgenommen werden. Im Test erzielen wir bei Aktivierung der Link-Funktion jedoch keine nennenswert besseren Ergebnisse im Vergleich zum Normalbetrieb der Kompressoren.
Im Vergleich zu den rein analogen Komponenten ist der Black ADC Konverter in Sachen Bedienmöglichkeiten spartanisch ausgestattet. Ein Drucktaster erlaubt lediglich die Auswahl der Samplingrate, die mit entsprechenden Status-LEDs angezeigt wird. Zwei LED-Reihen geben Auskunft über den Eingangspegel. Ansonsten enthält die Frontplatte außer einer XLR-Buchse, die noch einmal dasselbe AES-Signal wie der Ausgang auf der Rückseite führt, eine optische und coaxiale S/PDIF-Ausgangsbuchse.
Im Messlabor von Professional audio Magazin hinterlassen sowohl die Einzel-Module als auch das Gesamtsystem einen sehr guten Eindruck. Der Black Pre Vorverstärker wartet mit exzellenten 91,5 und 88,6 Dezibel für Geräusch- und Fremdabspannungsabstand beim Mikrofoneingang auf. Dieselbe Messung für Line ergibt sogar 97,4 und 93,1 Dezibel. Die separate Messung der anderen Module und auch die Messung einer Mono-Signalkette, bei der Vorverstärker, Equalizer und Kompressor in Reihe geschaltet sind, zeigen Werte, die im Vergleich zum Black Pre zwar um durchschnittlich drei Dezibel geringer ausfallen, aber immer noch hervorragend zu nennen sind.
Übersprechverhalten und Gleichtaktunterdrückung ergeben in allen Modulen hervorragende Resultate. Bei 20 Kilohertz liegen die Kurven bei cirka -70 Dezibel und steigen zu den tieferen Frequenzen bis auf -110 Dezibel ab. Die Messungen des Gesamtklirrfaktors ergeben für den Black Pre einen durchschnittlichen Wert von 0,01 Prozent im relevanten Bereich. Die übrigen Module zeigen mit cirka 0,03 Prozent einen geringfügig schlechteren Wert, der aber immer noch in Ordnung geht.
Bei Aktivierung der spezifischen Funktionen in den einzelnen Modulen zeigen sich weitere bemerkenswerte Ergebnisse. So ändert sich bei Einsatz der HMX-Funktion im Black Pre der zuvor gemessene lineare Frequenzgang, der diese Komponente zu einem waschechten Klangfärber macht: Bei voll aufgedrehtem HMX-Regler zeigt die Kurve eine Anhebung um zwei Dezibel zwischen 20 bis 100 Hertz. Eine leichte Anhebung zwischen 10 und 20 Kilohertz findet sich überdies auch noch beim Mikrofoneingang. Der ohne Einsatz von HMX gemessene Gesamtklirrfaktor von 0,01 ändert sich ebenfalls. In Minimalstellung des Reglers ergibt die Messung jetzt einen Durchschnittswert von 0,3 Prozent, der bei Vollausschlag auf satte fünf Prozent ansteigt. Bei der Messung des FFT-Spektrums zeigt sich überdies eine deutliche Anhebung von k2 und k3.
Ähnlich bemerkenswerte Ergebnisse zeigen sich beim Black EQ. Bass- und Höhenband besitzen markante Over- und Undershoots bei Dämpfung und Verstärkung. Die Aktivierung der Overtone-Funktion im Tiefenband verschiebt die Position dieser Over- und Undershoots von 500 auf cirka 225 Hertz und verstärkt sie sogar noch. Die Glo-Funktion verstärkt die Gain noch einmal zusätzlich. Anstelle der üblichen ±15 Dezibel zeigen die Kurven jetzt eine Verstärkung von +16 und -20 Dezibel. Die Over-/Undershoots liegen wie in Normalstellung bei 500 Hertz. Die Messung der Tilt-Funktion zeigt den oben erwähnten gegenläufigen An- und Abstieg des Frequenzverlaufs.
Die Aktivierung der Overcomp-Funktion im Black Comp-Modul bei gleicher Einstellung der Lautstärke zeigt eine Kompressionskennlinie, die um fünf Dezibel höher ansetzt und ab dem Rotationspunkt nicht linear wie beim eigentlichen Schaltkreis, sondern in einer leichten Bogenbewegung nach oben hin verläuft. Die Messung der Kompressionskennlinie bei aktivierter Smooth-Funktion ergibt einen fast identischen Verlauf im Vergleich zum Normalbetrieb. Die Messung der Wandlerlinearität am Black ADC ergibt schließlich einen exzellenten Wert. Die Kurve verläuft linear bis hinab auf cirka -112 Dezibel. Das Modul braucht sich da vor Mitbewerbern der Spitzenklasse nicht zu verstecken.
Im intensiven Hörtest punktet das Black Series.System durch einen exzellenten Klang. Einzig die hörbaren Knackser beim Betätigen der Druckschalter trüben das überaus positive Gesamtbild ein wenig. Alle Module überzeugen mit einem glasklaren Grundklang, der eine leichte Präsenz im Mittenspektrum zeigt. Aufnahmen mit dem Black Pre-Vorverstärker erklingen dadurch zwar nicht ganz so neutral wie der Lake People F355. Die Audient-Aufnahmen klingen überdies minimal weniger vordergründig als die mit einem F335-Vorverstärker und verleihen Signalen so eine gewisse Zartheit und Weichheit. In Sachen Auflösung und räumlicher Darstellung sind sie mit dem neutralen Deutschen jedoch gleichauf und empfehlen sich so als exzellentes Aufnahmewerkzeug. Der Einsatz des HMX-Reglers macht aus dem Black Pre schließlich einen mächtigen Klangfärber. Schon bei minimalen Einstellungen des Reglers sind deutliche Anhebungen im Mittenbereich hörbar, die den ohnehin wohlig weichen Charakter des Grundklangs noch einmal unterstreichen. Sprachaufnahmen erhalten dadurch einen zusätzlichen sonoren Märchenonkel-Charakter, Gitarren und Bässe klingen voller und mit mehr Körper. Gitarristen, die darauf spekulieren, mit der HMX-Funktion ihrem Instrument eine gehörige Portion Verzerrung hinzufügen zu können, müssen jedoch enttäuscht werden. In Extremstellung sind Aufnahmen zwar eindeutig gefärbt, aber immer noch sauber hörbar.
Der Black EQ gefällt durch einen subtilen Eingriff ins Programmmaterial, der aber dennoch kraftvoll gerät. Bemerkenswert: Wir entzerren bereits gute Aufnahmen mit dem Equalizer und schalten, nachdem wir uns an das neue Klangbild gewöhnt haben, auf Bypass. Plötzlich fehlt etwas, die unzweifelhaft gute Aufnahme klingt langweilig. Der Equalizer gehört damit eindeutig in die Kategorie Klangveredler. Einen so deutlichen A/B-Effekt haben wir zuletzt beim Test des SPL Passeq gehört (Test in Heft 8/2006). Allerdings ist schon Sachkenntnis erforderlich, um ein solches Ergebnis zu erzielen. Die Overtone-Funktion im Tiefenband verleiht auf subtile Weise Bassspektren eine minimale Portion mehr Knurrigkeit. Bei Dämpfungen ist der Effekt deutlicher zu hören: Das Obertonspektrum eines E-Basses wird ausgedünnt und der Ton klingt klarer. Die Glo-Funktion klingt eher wie ein normaler Bass-Boost. Dennoch ist bei einer E-Bass-Aufnahme zu hören, dass der unterschiedlich klingende Anschlag der Saiten sowohl in der Dynamik, als auch im Klang ein wenig angeglichen werden. Das letzte Klang-Accessoire, die Tilt-Funktion ist erst bei extremen Einstellungen der übrigen Bänder hörbar. Je nach Schalterstellung erreicht man damit einen Schuss mehr Luftigkeit oder Fundament.
Der Audient Kompressor besticht ebenfalls durch feinen Klang und musikalische Arbeitsweise. Bewusste Fehlstellungen quittiert das Modul auf sehr tolerante Weise. Es ist schon einiges an bewusst falscher Einstellung an den Parametern erforderlich, um Pumpeffekte zu erzielen. Eingriffe in die Dynamik geschehen eher unmerklich, werden aber alsbald vermisst, wenn das Modul auf Bypass steht. Die Nutzung der Overcomp-Funktion sorgt für einen merkbaren Anstieg der Lautstärke bei gleichzeitiger Anhebung von Bass- und Höhenfrequenzen. Er empfiehlt sich für Schlagzeug- oder Gitarren-Signale, um ihnen ein deutliches Plus an Vordergründigkeit und Biss zu verleihen. Für Sprach- und Gesangsaufnahmen eignet sich die Funktion jedoch wenig bis überhaupt nicht, da je nach Stellung der übrigen Regler deutliche Verzerrungen zu hören sind. Die Aktivierung der Smooth-Funktion hinterlässt den Eindruck, als ob die Attack-Zeit ein wenig verlängert wird. Eine Bassdrum, die zuvor noch kurz und dünn klingt, erhält bei Nutzung von Smooth ein wenig mehr Körper, da das Trommelfell etwas länger nachschwingt. In fertigen Arrangements eingesetzt vermag sie jedoch nicht ganz so zu überzeugen. Die Resultate klingen im Vergleich zum Normalbetrieb des Black Comp fast identisch.
Der ADC-Konverter empfiehlt sich durch seine quasi Stand-alone-Fähigkeit als ernst zu nehmende Alternative und Zusatz-Option zum möglicherweise bereits existierenden Hauptwandler. Die Digitalisierungen erfolgen präzise und neutral. Ganz oben klingt er eine Spur heller und silbriger als der Lynx Aurora Wandler und wirkt dadurch etwas vordergründiger. Der Klangcharakter der analogen Module wird dadurch jedoch nicht verfälscht, eher noch ein wenig aufgefrischt. Wir empfehlen bei Interesse an der Black Series in jedem Falle auch einmal den ADC mit seinem Leib-und-Magen-Wandler zu vergleichen. Allerdings gilt es beim Einsatz folgendes zu beachten: Bei Nutzung des ADC ohne Wordclock arbeitet das Modul als Master. Die DAW muss also in den Slave-Modus versetzt werden.
Fazit
Die Black Series von Audient weiß in Sachen Konzept und Klang auf ganzer Linie zu überzeugen. Nicht zuletzt dank der zusätzlichen Features in jedem Modul, erhält der Anwender professionelle Arbeitswerkzeuge. Einzig in Sachen Handbuch, Platinen-Einschub und knacksender Taster sollte noch einmal nachgelegt werden.
Erschienen in Ausgabe 09/2007
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 5800 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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