Bildgewaltig
Wenn Video-Spezialist Blackmagic einen Monitoring Controller herausbringt, dann kann der nur HD-bildgewaltig sein. Ob auch die Audio-Qualität stimmt?
Von Harald Wittig
Das australische Unternehmen Blackmagic Design ist in der professionellen Video-Szene inzwischen eine feste Größe und bekannt für innovative Entwicklungen rund um das hochauflösende Bewegtbild. Neben vergleichsweise kostengünstigen Videokameras mit Ultra HD/4K-Auflösung, die mit allem ausgestattet sind, was der Profifilmer begehrt, stellen die Australier auch jede Menge nützlicher Hilfsmittel in Form von Peripherie-Geräten her, welche die Produktion von sendefähigen Filmen erleichtern. Einer der jüngsten Neuzugänge im umfangreichen Portfolio des Herstellers ist der Blackmagic Audio Monitor, den wir heute einer Begutachtung unterziehen wollen.Es handelt sich um einen Monitoring Controller für den Rack-Einbau, der bestens ausgestattet sei, um Kamera- und Tonleuten sowohl am Live-Set als auch am Schnittplatz bestmögliches Monitoring von Ton und Bild zu bieten. Dafür darf das eine Höheneinheit einnehmende Gerät auch rund 1.400 Euro kosten, was der Video-Profi gerne hinlegt, sofern der Blackmagic Audio Monitor hält, was sein Hersteller verspricht.
Der Blackmagic Audio Monitor verfügt über jede Menge Eingänge, angefangen bei einem professionellen, topmodernen 6G-SDI-Eingang nach dem TBA-Standard zur Übertragung von unkomprimiertem Ultra HD/4K-Signalen, zwei symmetrischen XLR-Buchsen zum Empfang analoger und einem AES/EBU-Eingang für digitale Audiosignale, außerdem gibt es auch noch zwei RCA-/Cinch-Eingänge für den Anschluss von Consumer-Audiogeräten. Mit insgesamt drei unterschiedlichen Schnittstellen für Audio-Signale macht das Gerät seinem etwas einfallslosen Namen alle Ehre. In erster Linie soll der Controller dem Bild- und Tonschaffenden behilflich sein, den Ton optimal an das bewegte Bild anzupassen.
Dafür bedarf es nicht etwa weiterer Geräte wie Endstufen und Lautsprecher. Beides ist nämlich schon eingebaut: Inwendig sorgen ein Digital-Analog-Wandler für digitales Audio und ein Class A/B-Verstärker zusammen mit einem Stereolautsprechersystem dafür, dass es ohne allzu viele Umstände und opulente Materialschlachten etwas zu hören gibt. Lautsprecherseits fungieren zwei Breitbandlautsprecher – je einer für den rechten beziehungsweise linken Stereo-Kanal – mit Unterstützung jeweils eines Tiefton-Lautsprechers, den Blackmagic nicht ganz korrekt „Subwoofer“ nennt, als Schallwandler. Dieses „Dual-Subwoofer-System“ – der Hersteller ist bei der Beschreibung der Lautsprecher-Bestückung anscheinend kreativer als bei der Benennung des Controllers – soll einen „kristallklaren“ Klang bieten, worunter nicht etwa audiophiler Wohlklang misszuverstehen ist: Tatsächlich soll der Audio Monitor auch in lauter Umgebung die Analyse von Tonspuren gestatten und sei deswegen auf eine brillante, scharfe Höhenwiedergabe mit erweitertem Bassbereich abgestimmt. Folgerichtig betont Blackmagic, dass der Controller in erster Linie ein Analyse-Werkzeug ist, das nicht unbedingt schön klingen soll. Wie das Klangbild aussieht, dass der Audio Monitor zeichnet, beschreiben wir später.
Jetzt wollen wir erst die weiteren Analyse-Werkzeuge näher betrachten. Die Mitte der Frontplatte – wie das gesamte Gehäuse aus Aluminium und sehr robust wirkend – wird von der aus zwei dreifarbigen 27-Segment LED-Ketten bestehenden Pegelanzeige dominiert. Damit ist eine präzise Tonaussteuerung dank eines weiten Bereichs von -45 bis +3 dB möglich, sehr hilfreich ist die Option zwischen einer VU- oder einer PPM-Skala wählen zu können. Der Controller ist nämlich ein hybrides Gerät: Die Steuerung der Anzeigen, die Verteilung der digitalen Bild- und Toninformationen übernimmt ein DSP, weswegen es künftig auch weitere Skalen-Optionen geben wird: Blackmagic arbeitet bereits an entsprechenden Updates der Betrieb-Software. Die LED-Ketten sind sehr gutes, weil sowohl in hellen als auch in dunklen Umgebungen mühelos ablesbares Anzeigenkino. Außerdem reagieren sie ohne Verzögerung auf entsprechende Anwender-Einstellungen, wofür des Werkzeugarsenal erfreulich überschaubar ist: Mit einem einzigen Drehregler ist der Pegel der Tonspur justiert, die Eingangssignalwahl erfolgt über eine kleine Eingabetaste auf der linken Frontplattenseite.Der aufmerksame Leser hat selbstverständlich längst den kleinen Monitor direkt neben den LED-Anzeigenelementen bemerkt: Dieser zeigt am unteren Bildrand die Regler-Stellung an. Vorsicht, nicht irritieren lassen, für die Pegelanzeige dienen die LEDs. Haben wir es nur mit Audio-Signalen zu tun, ist die Bildschirm-Anzeige wenig aufregend. Spannend wir es, wenn neben den Audio-Dateien auch Bildinformationen an den Audio Monitor gesendet werden. Dann zeigt das Display ruckelfrei und perfekt zum Ton synchronisiert das Bild aus einer angeschlossenen Kamera. Dazu dient der SDI-Eingang, bei dem es sich, wie bereits erwähnt, um einen modernen 6G-SDI-Videoeingang handelt. Die Verbindung zwischen Kamera und Audio Monitor stellt ein handelsübliches BNC-Kabel her. Sollten Sie mit eine digitalen Spiegelreflexkamera, zum Beispiels einer Full HD-fähigen Nikon D800 filmen, ist Ihnen damit aber noch nicht gedient: Digitale Fotokameras mit guten Videoeigenschaften verfügen lediglich über einen HDMI-Ausgang, sodass es eines speziellen Formatwandlers bedarf, der für den Anschluss an den Blackmagic Audio Monitor HDMI auf SDI konvertiert. Selbstverständlich hat eine Video-Spezialist wie Blackmagic entsprechende Geräte im Angebot: Speziell für den Anschluss einer DSLR bieten die Australier einen sogenannten Mini Converter HDMI to SDI an, der dann in der Tat ausweislich unserer Tests unsere Nikon D800 und den Audio Monitor zusammenarbeiten lässt. Allerdings kostet dieses kleine und leistungsfähige Kistchen, das der Stromversorgung über ein mitgeliefertes Netzteil bedarf, nochmals 265 Euro zusätzlich. Dafür ist das Monitoring von Bild und Ton über den Controller aber höchst komfortabel: Der kleine Pfiffikus bettet nämlich SDI-Audio in das HDMI-Signal ein, sodass der Audio Monitor nicht nur das Bild der Kamera, sondern auch den Mono- oder Stereo-Ton hörbar macht, den die DSLR- oder HDMI-Videokamera über eingebaute oder externe Mikrofone aufnimmt. Gleichzeitig stellt sich der Controller automatisch auf die aktuelle Video-Auflösung ein, sodass es keinerlei Einstellarbeit bedarf, um das Videobild, im Falle unseres Testaufbaus sind es 1080p Full HD, auf dem Display verfolgen zu können. Die Video-Arbeitsauflösung wird am oberen Display-Rand gut ablesbar angezeigt.
Richtig spannend wird es, wenn das SDI-Signal nicht nur zwei Spuren enthält: Über 6G-SDI sind maximal 16 Audiospuren übertragbar, diese lassen sich einzeln über den Audio Monitor abhören. Genau, daran zeigt sich, dass wir es mit einem professionellen Gerät zu tun haben. Da der Controller auch auf einfache, also intuitive Bedienung ausgelegt ist, erfolgt die Kanalwahl einleuchtenderweise über die beiden Pfeil-Tasten links neben der LED-Pegelanzeige inmitten des Tastenblocks. Zusammen mit den „Solo Left“ und „Solo Right“-Eingabetasten sind die immer paarweise zusammengefassten Spuren auch einzeln abhörbar. Sollte es erforderlich sein, die internen Lautsprecher des Controllers stumm zu schalten, um beispielsweise Rückkopplungen zu vermeiden, hält das Gerät die „Mute“-Taste bereit. Möchte der Anwender trotzdem etwas hören, kann er auch einfach einen Kopfhörer an den ebenfalls vorhandenen Kopfhörerausgang anschließen. Dann wird das Audio-Signal an diesen Ausgang geleitet, das eingebaute Lautsprecher-System verstummt automatisch. Sehr praktisch gedacht und umgesetzt.
Wer mit dem Audio Monitor am Post Production-Schnittplatz arbeitet, wird sich einen größeren Monitor als den eingebauten wünschen. Überhaupt kein Problem, denn dank eines SDI auf HDMI-Wandlers im Controller, ist das Monitoring über einen Großbild HD-Fernseher oder einen Beamer ohne Umstände möglich. Der Audio Monitor schaltet nämlich automatisch zwischen SD, HD und, wie es sich für ein Profigerät gehört, Ultra HD 4K um. Somit besteht sowohl die Möglichkeit, über ein einzelnes HDMI-Kabel, das an der rückwärtigen Buchse angeschlossen ist, das Bild in höchster Auflösung über einen geeigneten Monitor oder eben über einen konventionellen HD Fernseher zu beobachten, zu analysieren und zu bearbeiten.Vollends professionell wird es, wenn der Blackmagic Audio Monitor noch mit dem optionalen Dolby Decoder Modul, für das im inneren ein Steckplatz vorgesehen ist, ausgestattet ist. Dann ist es möglich, die verschiedenen Kanäle der decodierten 5.1-Surround-Soundquelle über die Drucktaster auf der Front anzuwählen und abzuhören.
Apropos abhören: Es ist an der Zeit, die Klangqualität des Blackmagic Audio Monitors zu beschreiben. Erwarten Sie bitte keinen audiophilen Wohlklang, auch hochauflösende Neutralität, wie wir sie von Spitzen-Monitoren schätzen und erwarten, kann und soll das Gerät nicht liefern. Tatsächlich erinnert das Klangbild an die längst nur noch gebraucht zu bekommenden berühmt-berüchtigten Auratone-Breitbänder, die zwar nie als Klangwunder bekannt gewesen sind, denen aber im Vergleich zu Mehrwege-Systemen eine erhöhte Analyse-Kompetenz nachgesagt wird. Der Klang ist auch eher hart und analytisch, systembedingt ist die Ortung sehr gut. Anders als bei anderen winzigen Breitband-Lautsprechern ist auch dank der „Subwoofer“ nicht schon bei etwa 200 Hertz Schluss. Den versprochenen Tiefbass – insoweit übertreibt Blackmagic beziehungsweise die Werbeabteilung der Australier ziemlich – gibt es jedoch nicht zu hören. Das wäre bei den kleinen Woofern auch fast ein Wunder. Im Rahmen des Darstellbaren klingen die tieferen Frequenzen – bei knapp unterhalb 100 Hertz ist schon Schluss – aber erstaunlich sauber und gut fokussiert. Das ist aber ausreichend, um beispielsweise Störsignale aufzuspüren. Zugegeben, dass können spezielle, für Multimedia-Schnittplätze entwickelte Abhörlautsprecher besser, dennoch sind die Analytiker-Fähigkeiten des Blackmagic Audio Monitors alles andere als schlecht. Das größte Kompliment, dass wir in diesem Zusammenhang machen können: Die Sprachverständlichkeit ist auf sehr gutem Niveau, was auf ein gutes Zeitverhalten des Lautsprechersystems schließen lässt. Hinzu kommt eine vergleichsweise hohe Pegelfestigkeit, sodass nur dann Verzerrungen hörbar sind, wenn das zu überprüfende Audiosignal übersteuert ist. Damit erfüllt der Controller genau seinen bestimmungsgemäßen Zweck – was will der Bild-/Tonschaffende mehr?
Fazit
Als spezieller Audio und Video Monitoring Controller konzipiert bietet der Blackmagic Audio Monitor jede Menge professioneller Schnittstellen, echtes Ultra HD-Monitoring, ein sehr präzises Metering und einen analytischen Klang, der sich vor allem durch eine hohe Sprachverständlichkeit auszeichnet.
Erschienen in Ausgabe 12/2013
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 1355 €
Bewertung: gut – sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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