Gefährlich ehrlich
Der amerikanische Hersteller Dangerous Music gilt als Spezialist für hochwertiges Mastering- und Monitoring-Outboard. Drei seiner Meisterstücke – Master, Monitor und MQ – lassen dem Audio-Profi aber keinesfalls aus Angst den Atem stocken, sondern vielmehr aus Neugier und Begeisterung das Herz höher schlagen.
Von Michael Nötges
Beim Mastering geht es um den letzten Schliff, die tonale Politur, das klangliche Sahnehäubchen einer Produktion. Kein Wunder also, dass in professionellen Mastering-Suiten vom Wandler bis zu den Monitoren auf höchste klangliche Qualität und technische Präzision geachtet wird. Am Ende soll ein Mix eben noch einmal an Klang gewinnen und nicht beim finalen Bearbeitungsprozess an Qualität verlieren. Deshalb gilt vielerorts die Devise: Das Equipment, und zwar jedes einzelne Teil der Bearbeitungskette, kann gerade beim Mastering gar nicht gut genug sein. Schließlich zückt der Oldtimer-Fan nach der peniblen Reinigung seines Schätzchens auch nicht grobe Stahlwolle und Scheuermittel, sondern setzt vielmehr auf feinsten Fleece mit sanfter Lackpflege-Emulsion. Mit Autos haben die beiden Studiobesitzer und Firmengründer Chris Muth und Bob Muller zwar beruflich eher weniger am Hut, wohl aber mit der Entwicklung einschlägigen Mastering- und Monitoring-Equipments, der sich die beiden Macher schon lange vor der Firmengründung 2002 verschrieben haben. Als eingefleischte Praktiker – Muth war jahrelang technischer Direktor der Mastering-Studios von Sterling Sound in New York – standen anfangs analoge Spezialanfertigungen für den damaligen Arbeitgeber zur klanglichen Verbesserung und Workflow-Optimierung DAW-gestützter Studioumgebungen an. Zusammen mit Muller entstanden später ausgeklügelte Lösungen, die auch bei anderen Kollegen und Studiobesitzern so gut ankamen, dass schließlich mit dem analogen Summierer 2-Bus (Test in Ausgabe 12/2007) der offizielle Startschuss für die eigene Firma gegeben wurde, der bis heute in der Pro-Audio-Szene widerhallt. Dass die beiden Perfektionisten in puncto Ergonomie, Klang und technischer Finesse, wissen was sie tun, zeigten bereits die Tests der jüngsten Monitoring-Lösungen D-Box (Ausgabe 2/2008) und Monitor ST (Ausgabe 7/2008). Für unseren Test haben wir uns die drei 19-Zoll-Geräte Monitor, Master und MQ als Basis-Setup für ein hochwertiges Mastering- und Monitoring-System vorgenommen. Wobei jedes Produkt auch einzeln oder im Verbund mit dem Equipment anderer Hersteller einsetzbar ist. Der Monitor ist die Schaltzentrale des Systems. Er verfügt über drei analoge und vier digitale Stereo-Eingänge sowie zwei analoge Stereo-Ausgänge. Außerdem haben Muller und Muth praxisgerechte Funktionen zum flexiblen Abhören beim Mischen und Mastern integriert, denen wir weiter unten auf den Grund gehen. Kostenpunkt für den Monitor: 3.927 Euro. Der MQ – die beiden Buchstaben stehen für Metering und Cueing – bietet neben der analogen VU- und der digitalen LED-Anzeige zum Überwachen der Pegel für insgesamt 3.332 Euro einen vielseitigen Kopfhörerverstärker mit integriertem Talkback-System, um bei Aufnahmen für die Kommunikation mit den Musikern im Aufnahmeraum zu sorgen. Den Master bezeichnet der Hersteller selbst als „analoges Rückrat“ eines Mastering-Setups. Er kostet stolze 5.176 Euro, bietet zwei Stereo-Eingänge, je drei Lautsprecherausgänge und Stereo-Inserts für Mastering-Effekte. Außerdem ist er mit einer integrierten M/S-Matrix und einem praxisgerechten Input-Monitor-Offset bestückt. Summa summarum geht es um ein Gesamtsystem für rund 12.400 Euro, das als Alternative für eine Master-Sektion, wie man sie aus großen analogen Konsolen kennt, verstanden werden muss. Das ist nach eigenem Bekunden der Entwickler folglich: DAWs durch extrem hochwertige Analog-Peripherie in Sachen Ergonomie und Klangqualität eine neue Dimension zu verleihen.
Der Monitor ist auf jeden Fall schon mal ein schickes Monitoring-System. Hier laufen die Fäden, beziehungsweise analoge und digitale Signale zusammen. Will heißen der Monitor verfügt über drei analoge und vier digitale Stereo-Eingänge in Form von symmetrischen XLR-Buchsen. Außerdem bietet er zwei Lautsprecher-Ausgänge, um mehrere Monitor-Paare anzuschließen. Die digitalen Eingänge sind für AES/EBU-Signale ausgelegt. Jedem Eingang ist ein sogenannter Thru-Ausgang zugewiesen, der das anliegende Signal an andere Geräte durchreicht. Beim D/A-Wandler setzen die Entwickler auf ein Chip-Set der Firma Analog Devices, das auch beim DAC-ST-Modul (Test in Ausgabe 7/2008) verbaut ist. Ansonsten kommen bei allen Dangerous Music-Produkten nur Audio-Chips von THAT- oder Burr-Brown in Frage. Daher arbeitet auch dieser Wandler mit einer maximalen Abtastrate von 192 Kilohertz bei 24 Bit Wortbreite. „Außerdem“, erklärt uns Stefan Heger von Dangerous Music Europe „hat der Monitor eine hochwertige Mogami-Innenverkabelung und verfügt über eine komplexe Stromversorgung, die auf fünf separaten Netzteilen beruht.“ Dadurch sei die Stromversorgung der analogen und digitalen Signalverarbeitung, deren Steuerung, sowie die Versorgung der Relais und LEDs voneinander getrennt. Wie nicht anders zu erwarten, arbeiten im Innern hochwertige Relais, die beispielsweise bei der Auswahl eines Eingangs alle anderen Inputs physikalisch aus dem Signalweg ausschließen. Hier betreibt Dangerous Music einen Aufwand, wie er ansonsten nur in edelstem HiFi-Highend-Equipment zu finden ist.
Zum Anschluss von analogen oder digitalen Aussteuerungsanzeigen oder auch Korrelationsgradmessern bieten sich die beiden MTR-Buchsen an. Die analoge ist ein sechpoliger XLR-Anschluss, der des mitgelieferten Breakout-Kabels bedarf, um den rechten und linken Kanal getrennt abzweigen zu können. Der digitale Anschluss liegt – Dangerous Music achtet bei allen Testkanditdaten konsequent auf den Profi-Standard – im XLR-Format vor. Mit dem MQ hat Dangerous Music natürlich die passende Metering-Lösung parat. Allerdings bietet der MQ mit seinem Cue-Mixer und Talkback-System weit mehr als nur eine analoge und digitale Anzeige. Wer’s nicht braucht, weil diese Funktionen bereits über ein Mischpult oder anderes Gerät abgedeckt sind, kann natürlich auch reine Anzeigen anderer Hersteller an die MTR-Ausgänge anschließen. Zur Vermeidung von Brummschleifen bietet Dangerous Music anstatt eines Ground-Lift-Schalters zwei verschraubbare Anschlüsse (Chassis, Ground) für Bananenstecker, wie man sie von Labor-Messgeräten kennt. Die Groundlift-Lösung, bei der Schutzleiteranschluss und Signalmasse des Geräts voneinander getrennt werden, hat den Nachteil, dass die Unempfindlichkeit gegenüber Funkeinstrahlungen und anderen kapazitiven Einstreuungen sinkt. Daher setzt Dangerous Music auf eine elegante Kondensator-Löung. Ein solcher Hochpass wird durch das Verbinden der beiden Anschlüsse (Chassis und Ground) zwischen Signalmasse und Gehäuse (Schutzleiter) geschaltet, womit sowohl ein hoher Widerstand gegenüber dem Brummstrom gewährleistet ist, gleichzeitig aber die Abschirmwirkung des Gehäuses gegenüber hochfrequenten Störungen nicht verloren geht, da diese kurzgeschlossen werden.
Die Front des Monitor ist übersichtlich in drei Bereiche unterteilt. Der erste dient der Auswahl der analogen Quellen, wofür drei der üppigen Quadrat-Taster zur Verfügung stehen. Diese Dangerous Music-typischen Bedienelemente sind nicht nur ordentlich groß, sondern verfügen über einen präzisen Druckpunkt und informieren durch die Hinterleuchtung auch aus großer Entfernung, welche Wahl getroffen wurde. Extrem kritische Zeitgenossen werden vielleicht mäkeln, dass die milchigen Plexiglas-Buttons auch im inaktiven Zustand sanft leuchten, was im Eifer des Gefechts zu Verwirrung führt. Beim Blick auf das Foto der Frontplatte werden Sie sich vielleicht fragen, warum es in der Analog-Sektion vier Buttons gibt, wenn doch nur drei analoge Eingänge zur Verfügung stehen. Ganz einfach: Der mit A/D beschriftetet Taster schaltet vom analogen in den digitalen Modus um, muss also gedrückt werden, um eine der vier digitalen Quellen anwählen zu können. Alle Eingänge schließen sich natürlich gegenseitig aus, so dass immer nur einer Quelle der Weg zur Abhöre gestattet ist.
Muller und Muth kommen aus der Praxis und wissen von daher, was dem Toningenieur beim Mischen und Mastern das Leben erleichtert, das zeigt eindrucksvoll die Function-Sektion des Monitor. Vier rote Buttons ermöglichen das separate Stummschalten des linken oder rechten Kanals, sowie deren getrennte Phasenumkehrung. Letzteres ermöglicht beispielsweise die Überprüfung des Seitensignals eines Mixes, indem durch Umkehren der Phase (Mittensignal löscht sich aus) eines Kanals und gleichzeitiges Mono-Schalten nur der Seiten-Anteil zu hören ist. Vier weitere gelbe Buttons erweitern das Funktionsangebot. Der Mono-Schalter ist besonders zur Überprüfung der Monokompatibilität eines Mixes unerlässlich. Ein Dim-Taster, der das anliegende Signal um 20 Dezibel dämpft, hilft beim Mastern eben schnell dem Kunden eine Frage zu beantworten, ohne die Abhör-Session komplett unterbrechen zu müssen. Ähnlichen Komfort bietet übrigens beispielsweise auch der Monitor-Vorverstärker MTX-Monitor.V3a von Funk Tonstudiotechnik (1/2008). Der VU-Meter-Offset von -6 Dezibel hilft bei sehr lautem Programm-Material die Überlastung des VU-Meters zu vermeiden und dessen Nadel wieder in einen sinnvollen Anzeigenbereich zu bringen. Als letzte Bastion der hilfreichen Funktions-Buttons bleibt der Taster zum Umschalten zwischen den beiden Ausgängen, um den Mix oder das Mastering auf zwei Abhörsystemen kontrollieren zu können. Ein dritter Speaker-Ausgang ist nicht vorgesehen, was die meisten Toningenieure nicht stören wird. Allerdings kann es durchaus sinnvoll sein, einen weiteren Abhör-Weg zur Verfügung zu haben, um einen Gettoblaster oder ein altes Küchenradio anzusteuern, auf denen das fertige Master schließlich im ¬Idealfall auch noch klingen soll. Zur Anpassung des Ausgangspegels dient ein gerasteter Alu-Regler, den man wegen seiner edlen Optik und des satten Einrastens der einzelnen Positionen einfach gerne bedient. Dangerous Music verzichtet auf herkömmliche Potentiometer und setzt beim Monitor wie viele Highend-Hersteller auf einen hochwertigen und auch klanglich vorteilhaften Drehschalter mit insgesamt 21 Positionen. Durch das Umschalten der Widerstände erreicht der Hersteller, wie wir akribisch nachmessen können, sehr präzise Schrittgrößen von 1,5 Dezibel. „Der Pegelsteller hat eine sogenannte Low Tempco-Regelung, die dafür sorgt, dass sich die Widerstände auch bei großen Transienten nicht ändern“, erklärt uns Heger in diesem Zusammenhang. Wem die Rasterung nicht fein genug ist, muss in der DAW oder dem jeweiligen Zuspieler nachbessern, was in unserem ausführlichen Praxistest keinesfalls notwendig war. Die letzten Schritte des Ausgangs-Reglers sind auf 4,5 Dezibel erweitert, um den Noisefloor abzuhören oder leise Störgeräusche auszumachen.
Wenn Rauschen zu hören ist, liegt das mit Sicherheit nicht am Monitor. Dieser wartet nämlich mit sehr guten Geräusch- und Fremdspannungsabständen von 93,6 und 84,1 Dezibel auf. Die THD+N-Werte liegen bei 0,004 Prozent. Im FFT-Spektrum sind Einstreuungen bei 50 und 150 Hertz auszumachen. Allerdings werden diese mit 90 Dezibel gedämpft, liegen also immer noch jenseits von Gut und Böse. Geräusch- und Fremdspannungsabstand würden deutlich besser ausfallen, wenn dieser technische Schönheitsfehler beseitigt wäre. Über den absolut linearen Frequenzgang zwischen 10 Hertz und 100 Kilohertz braucht man genauso wenig zu diskutieren, wie über die Werte der Gleichtaktunterdrückung, die weit unterhalb von -70 Dezibel liegen. Die absolut saubere Kanaltrennung – das erwarten wir von hochwertigem Equipment – ist mit einer Übersprechdämpfung von weit über 90 Dezibel über jeden Zweifel erhaben. Auch auf digitaler Ebene hat Dangerous Music seine Hausaufgaben gemacht. Der D/A-Wandler weist nennenswerte Abweichungen vom Idealkurs erst unterhalb von -110 Dezibel auf und ist damit so manchem Spezilisten wie dem Lynx Aurora 8 hart auf den Fersen und liegt auf Augenhöhe mit Monitor-Systemen à la m904 von Grace Design.
Über den Monitor hört der Tontechniker ab, auf dem MQ sieht er, was er hört. Zumindest was die Pegel angeht. Der MQ ist mit zwei großen VU-Metern der Firma Sifam (R-22) zur Kontrolle der analogen Pegel und einer 3-Word digital Übersteuerungsanzeige ausgestattet. Die sehen nicht nur lecker aus, sondern erweisen sich als sehr praxisgerecht. Während die VU-Meter – ein Offset von vier Dezibel verringert bei Bedarf die Eingangsempfindlichkeit um vier Dezibel – gewohnt musikalisch den Durchschnittspegel des jeweiligen Kanals anzeigen, informiert die Digitalanzeige außerdem blitzschnell über auftretende Peaks und Übersteuerungen. Wobei zusätzlich der Peak-Hold-Modus aktivierbar ist, was dazu führt, dass die höchste Pegelspitze durch ein eingefrorenes rotes Segment angezeigt wird. „Das Digi-Meter“, erklärt uns der Entwickler Chris Muth „schlägt unmittelbar an, die Segmente verweilen 20 Samples in ihrer Position und die Release-Zeit beträgt bei 44,1 Kilohertz 20 Dezibel pro Sekunde. Die Over LED blinkt also wenn drei Samples genau hinter einander die 0 dBFS überschreiten, zeigt also ‚echtes‘ Clipping an, womit die Aussteuerungsgrenze voll ausgenutzt wird.“
Der MQ bietet aber weit mehr als das. Neben den beiden Eingängen für die Pegel-Anzeige finden sich rückseitig zwei weitere Mono-Eingänge und ein Stereo-Cue-Input. Mit Hilfe der beiden Source-Taster in der Mix-Sektion lassen sich die Signalquellen für den Cue-Mix auswählen. Entweder sind dann die beiden Kanäle des Cue-Eingangs aktiv oder es liegt das Signal an, das von den VU-Meter-Eingängen kommt. Die beiden Mono-Eingänge verfügen zusätzlich über separate Panorama- und Lautstärke-Regler, einen Phasenumkehr-Schalter und einen A/B-Button, der bestimmt, ob das jeweilige Signal an den Cue-Ausgang 1 oder 2 geschickt wird. Für die Lautstärkeanpassung der beiden Ausgänge gibt es je einen Pegelsteller. Währen die Musiker bei einer Aufnahmesession über die Cue-Ausgänge mit den jeweiligen Signalen versorgt werden, kann der Tontechniker über einen der beiden Kopfhörerausgänge die Mischungen für die Musiker kontrollieren. Ein Auswahl-Button bestimmt, ob Cue-Ausgang 1 oder 2 zu hören ist. Ein weiterer Drehregler dient der Lautstärkeanpassung.
Der MQ verfügt auch über ein Talkback-System inklusive eingebautem Mikrofon. Um Rücksprache mit dem Musiker zu halten, muss die Remote am dazugehörigen Eingang angeschlossen sein. Wird jetzt der rote Knopf gedrückt, ist die Stimme des Toningenieurs auf beiden Cue-Ausgängen zu hören. Damit die Lautstärke der Abhöre im gleichen Moment gedimmt wird, muss eine weitere Strippe gezogen werden, um das Steuersignal zu übertragen und zwar vom Dim-CMND-Ausgang zum passenden Eingang am Monitor. Der zusätzliche Slate-Ausgang führt nur das Talkback-Signal, um es getrennt abgreifen zu können.
In der Praxis erweisen sich die Anzeigen des MQ als Messgeräte im Wortsinn. Egal welchen Pegel wir anbieten, sowohl die VU-Meter als auch die digitale Anzeige stimmen zu hundert Prozent mit den Werten des Audio-Precision-Messcomputers überein. Will heißen, der MQ taugt – da hat der Hersteller nicht zu viel versprochen – sogar zur präzisen Kalibrierung andere Geräte. Ansonsten wird sich jeder Musiker im Studio über die Qualität der Cue-Sektion freuen. Geräusch- und Fremdspannungsabstand liegen bei 91,2 und 87,5 Dezibel, die THD+N-Werte bei ausgezeichneten 0,003 Prozent. Das FFT-Spektrum zeigt zwar auch Einstreuungen bei 50 und 150 Hertz. Die Peaks sind aber mit mehr als 90 Dezibel bedämpft. Selbst die Gleichtaktunterdrückung und Übersprechdämpfung betragen mehr als 85 Dezibel. Mit solchen Werten ist der MQ der pure Luxus, wenn es um Kopfhörermischungen geht.
Chris Muth weiß, was in professionellen Mastering-Suiten wichtig ist, schließlich hat er lange genug als technischer Leiter bei Hit Factory, Masterdisk und Sterling Sound in New York gearbeitet und Spezialanfertigungen für die Belange der Mastering-Ingenieure entwickelt. Daher ist der Master mit all den Features bestückt, die sich in der Praxis über Jahre bewährt haben. Er ist als zentrales Element eines Mastering-Setups zu verstehen, das in erster Linie dazu dient, das analoge Lieblings-Outboard in den Signalweg einzuschleifen. Aber der Master wäre nicht der Master, sondern ein einfacher Lehrling, böte er nicht weit mehr als das.
Auf der Rückseite finden sich die symmetrischen XLR-Verbindungen: zwei Stereoeingänge (mit dem IN 1-2-Taster auswählbar), drei Stereo-Inserts zum Einschleifen der Effekte, sowie drei Stereo-Ausgänge. Einer dient dem Monitoring – in unserem Fall ist dieser Ausgang mit dem Monitor verbunden –, die anderen beiden zum Weiterreichen des Signals an hochwertige A/D-Wandler zum finalen Mastern. Auch der Master verfügt über ein gewichtiges externes Netzteil, dessen kräftiges, siebenpoliges Verbindungskabel per Drehverschluss sicher am Gehäuse arretiert wird. Außerdem finden sich hier die gleichen Bananen-Stecker-Anschlüsse (Chassis und Ground) wie beim Monitor, um auftretende Probleme mit Brummschleifen zu beseitigen.
Der Master wartet mit einer Reihe wirklich durchdachter und praxisgerechter Funktionen auf. Zum einen können die Eingangspegel für den rechten und linken Kanal getrennt und der Ausgangspegel als Stereosumme im Bereich von ±5 Dezibel (0,5-Dezibel-Schritte) angepasst werden – Basisfunktionen die beim Mastering unerlässlich sind. Zusätzlich lässt sich mit dem S&M-Width-Regler die Stereobasisbreite verändern. Ein weiterer Drehregler, der wie alle Bedienelemente des Triumvirats sehr hochwertig wirkt und sich sehr gut bedienen lässt, bestimmt den Input-Monitor-Offset. Dadurch kann der Pegel des unbearbeiteten Signals (nach der Eingangspegel- und Offset-Regelung) um zwei Dezibel gesenkt oder um acht Dezibel angehoben werden.
Ziel ist es, die Lautstärke des unbearbeiteten Signals auf das Niveau des bearbeiteten zu bekommen, um die klanglichen Veränderungen ohne Lautstärkeunterschied beurteilen zu können. Der In/Out-Mon-Button schaltet dann zwischen dem bearbeiteten Signal (alle Inserts werden durchlaufen) und dem angepassten Originalsignal um. Die drei Inserts lassen sich einzeln aktivieren oder per Relais aus dem Signalweg verbannen. So sind jeder Zeit A/B-Vergleiche möglich, um zu entscheiden, ob denn der jeweils eingeschleifte Effekt wirklich die ersehnte Verbesserung des Mixes bringt.
Ein weiteres praktisches Highlight des Master ist die integrierte M/S-Matrix für die zweite Insert-Schleife. Durch Drücken des S&M-Tasters führt der linke Send-Weg das Mitten-, der rechte das Seitensignal. Ist beispielsweise ein Stereo-Kompressor mit Sidechain eingeschleift, ist es möglich, nur das Bass¬drum-Signal und den Bass – beide liegen in der Stereo-Mitte – zu komprimieren. Dafür muss ein Lowpass-Filter am Sidechain angeschlossen sein, sodass der Kompressor nur auf tiefe Frequenzen zugreift und schon lässt sich das etwas müde Fundament ordentlich aufpeppen.
Waren beim Monitor und beim MQ noch marginale Schönheitsfehler durch Einstreuungen von Netzbrummen im FFT-Spektrum zu erkennen, zeigt sich der Master auch als Meister der Messwerte. Der Brumm-Peak bei 100 Hertz bleibt unterhalb von -100 Dezibel. Die THD+N-Werte liegen bei 0,002 Prozent und Geräusch- und Fremdspannungsabstand bei 92,7 und 90,1 Dezibel. Die Gleichtaktunterdrückung steigt zwar zu hohen Frequenzen hin an und erreicht bei 20 Kilohertz -65 Dezibel, bleibt allerdings zwischen 20 Hertz und einem Kilohertz weit unterhalb von ausgezeichneten -100 Dezibel. Von Übersprechen kann bei Werten jenseits von -95 Dezibel keine Rede sein.
Im Hör- und Praxistest von Professional audio überzeugen uns alle drei Testkandidaten auf ihre eigene Weise. Der Monitor glänzt auf Anhieb durch sein ergonomisches Bedienkonzept, das geräuschlose Umschalten unterschiedlicher Klangquellen und den exzellenten D/A-Wandler. Dieser bietet grundsätzlich viel Tiefe und Detailreichtum sowie einen offenen und edlen Klang. Von Rauschen, Brummen oder unliebsamen Verfärbungen des Klangs kann keine Rede sein: Selbst nach ewig langen Abhör-Sitzungen mit unterschiedlichem Programmmaterial, verlassen wir unser Studio sehr entspannt und keineswegs gestresst. Das spricht sehr für die außerordentlich hohe Klanqualität des Setups. Natürlich lassen wir den Wandler des Monitor auch gegen den Lynx Aurora 8 (Test in Ausgabe 11/2006) antreten. Die Unterschiede sind verschwindend gering, was wieder einmal sehr für die Arbeit der Entwickler von Dangerous Music spricht. Wenn überhaupt klingt der Monitor-Wandler minimal satter und kompakter, während der Aurora 8 sich durch etwas mehr Offenheit und Feinauflösung auszeichnet.
Jetzt nehmen wir Gesang auf ein bestehendes Playback auf. Dafür schließen wir jeweils den zweiten Ausgang des F355 von Lake People (Test in Ausgabe 8/2006) – der erste schickt das Signal über den Lynx Aurora 8 in die DAW – an den ersten Mono-Eingang des MQ an. Das Playback liegt am Monitor (digitaler Eingang) an und wird über die VU-Meter-Eingänge an den MQ weitergereicht. Jetzt können wir den Gesang latenzfrei zum Playback mischen und so einen angenehmen Kopfhörer-Mix erstellen, den wir über einen der beiden Kopfhörerausgänge beim Einsingen abhören. Der Klang ist transparent und klar und sowohl die Stimme als auch das Playback kommen sehr direkt – perfekt für gute Intonation und sicheres Timing. Durch das Umkehren der Phase des Gesangs kommt dieser noch etwas angenehmer und setzt sich gegenüber dem Playback besser durch. Tipp: Die Phasenumkehr-Funktion der Mono-Eingänge dient auch zur Auslöschung eines einzelnen Signals im Cue-Mix. Dafür muss beispielsweise die Bass-Spur aus dem Sequenzer zusätzlich einzeln auf einen Mono-Eingang des MQ geschickt und dann dessen Phase umgekehrt werden. Der Musiker im Aufnahmeraum hört dann den Bass nicht mehr, wohl aber der Toningenieur vor der Abhöre.
Bei unserer Mastering-Session speisen wir einen fertigen Mix auf analogem Weg in den Master ein und hören dann über den Monitor ab. Das Signal bleibt zunächst völlig unverfälscht. Das nächste Aha-Erlebnis haben wir beim Experimentieren mit dem Width-Regler. Je nach Bedarf kann die Stereobasis deutlich erweitert oder auch ein wenig eingeengt werden. Ersteres verleiht, dezent eingesetzt, dem Mix etwas mehr Weite und Offenheit. Jetzt schalten wir den Massive Passive hinzu und arbeiten den gewünschten Sound heraus. Da es sich um eine Akustikaufnahme mit Piano und Gesang handelt und uns das Klavier etwas matt erscheint, der Gesangs-Sound für unseren Geschmack aber genau richtig ist, aktivieren wir die M/S-Matrix und bearbeiten lediglich das Seiten-Signal mit dem EQ. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl und leichten Anhebungen im Höhen- und Mittenband rückt das Piano etwas mehr in den Vordergrund und beginnt angenehm zu strahlen, als wäre ein Spot angeschaltet worden. Der Gesang hingegen bleibt, wie er ist. Zum optimalen A/B-Vergleich justieren wir den Input-Monitor-Offset, sodass die Lautstärken des originalen und bearbeiteten Signals gleich sind, nehmen noch ein paar kleine Änderungen vor und sind dann voll und ganz zufrieden.
Fazit
Alle drei Testkandidaten klingen edel, neutral und absolut störungsfrei. Der Monitor überzeugt zusätzlich mit seiner praxisgerechten Ergonomie, der MQ in erster Linie mit seinem exzellenten digitalen LED-Meter und der ausgefuchsten Cue- und Talkback-Sektion. Wenn es um das hochwertige Herzstück eines analogen Mastering-Setups geht, kann der Master mit seiner intergrierten M/S-Matrix im zweiten Insert-Weg und dem Width-Regler zur Veränderung der Stereobasisbreite punkten. Auch wenn Monitor, Master und MQ alleine in bestehende Studioumgebungen integrierbar sind, ist das Gesamt-System für gute 12.400 Euro am Ende deutlich mehr als bloß die Summe seiner Teile und für anspruchsvolle Profis eine lohnende Investition.
Erschienen in Ausgabe 04/2009
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 5176 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: befriedigend – gut
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