HEDD-Start
Das neugegründete Unternehmen HEDD rund um den ehemaligen Adam-Chef-Entwickler Klaus Heinz schickt seine ersten Monitor-Modelle ins Rennen – wir haben den vielversprechenden Nahfeld-Monitor Type 07 getestet.
Von Sylvie Frei
Dass sich die Wege des renommierten deutschen Lautsprecher-Herstellers Adam und seines Gründers und langjährigen Chefentwicklers Klaus Heinz getrennt haben, ist für Branchen-Insider längst kein Geheimnis mehr. Während Adam unter neuer Führung hart daran arbeitet, das angeschlagene Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen, hat Klaus Heinz mit seinem Sohn Frederik Knop kurzerhand eine neue Existenz aufgebaut. Heinz Electrodynamic Designs, kurz HEDD, nennt sich das in Rekordzeit aufgebaute Unternehmen.
Hochmotiviert und begeistert wirkte das Vater- und Sohn-Gespann bereits auf der diesjährigen Musikmesse in Frankfurt, als es uns die Prototypen der ersten HEDD-Monitor-Linie Series One vorstellte. In der Zwischenzeit hat der Hersteller die Produktion gestartet und sein internationales Distributions-Netzwerk aufgebaut. Die ersten Früchte der Entwicklungsarbeit unter dem Markennamen HEDD kommen uns nun mit dem Zwei-Wege-Nahfeld-Modell Type 07 zu Augen und Ohren, ein kompakter aktiver Monitor in Bassreflexbauweise, dessen Daten sich wie das technische Upgrade eines Adam A7X lesen. Spätestens dieser Hinweis sollte den vorinformierten Leser hellhörig machen, gehört doch der A7X zur Top-Ten der meistverkauften, aktiven Nahfeldmonitore und ist bekannt für seine Linearität. Mit einem Preis von 649 Euro pro Box bietet sich der Type 07 auch noch zum exakt gleichen, ursprünglichen UVP des A7X an. Mittlerweile ist der Adam-Monitor zwar für gut 100 Euro weniger zu haben, doch der Type 07 hat einige Überraschungen an Bord, mit denen er der Adam-Ikone gefährlich werden könnte. Schließlich tritt hier eine Neuentwicklung gegen eine Altentwicklung des gleichen Masterminds an.
Gehäuse und Optik
Designtechnisch sind sich der HEDD Type 07 und der ADAM A7X recht ähnlich, was vor allem an den schlichten, dunklen Gehäusen und der Kombination aus Bändchen-Hochtöner- und Konus-Tiefmitteltöner in konventioneller Übereinander-Anordnung sowie den jeweils frontseitig unten angeordneten kreisrunden Bassreflex-Öffnungen liegt. Optische Unterschiede finden sich im Detail: Während der Adam A7X auf ein Holzgehäuse mit sehr scharfen Kanten setzt, das auf der Vorderseite zum Hochtöner hin leichte Schrägen aufweist, kommt der Type 07 mit einem Gehäuse aus speziell lackiertem MDF mit ganz leicht abgerundeten Kanten und gänzlich ohne Schrägen um den Hochtöner daher. Stattdessen wurde letzterer in einen Waveguide eingebettet, der unter anderem als schallführendes Element fungiert. Ein weiterer Unterschied: Gain-Drehrad und Power-Schalten sind beim Adam-Modell an der Lautsprecher-Front zwischen den Bassreflexöffnungen zu finden. Beim Type 07 sind sämtliche Bedienelemente auf die Rückseite gewandert. Die hätten wir auch beim Type07 gerne vorne gesehen. Aber auch die rückseitige Bedienung geht grundsätzlich in Ordnung, zumal der Monitor ohnehin bei richtiger Positionierung von hinten zugänglich ist. Die eigentliche Ausgangslautstärke lässt sich im Setup ohnehin über Interface oder Monitoring-Controller anpassen. Bei der Gain-Einstellung am Monitor geht es lediglich um die Anpassung des Eingangssignals (Consumer- oder Studio-Pegel) oder die eventuelle Angleichung der Pegel, falls die Monitore leicht unterschiedlich laut sein sollten.
Mit einer Gehäusegröße von etwa 37 x 22 x 30 Zentimetern und einem Gewicht von zehn Kilogramm lässt sich der Type 07 noch gerade so auf einem größeren, stabilen Desktop aufstellen. Selbstverständlich sollte für eine optimale Entkopplung gesorgt werden. Als Positionierungs-Alternative bieten sich spezielle Monitor-Stative an. Wichtig: Auch bei frontseitigen Bassreflexkanälen sollten die Monitore nicht zu nah an der Wand oder in einer Raumecke aufgestellt werden, sonst können räumlich bedingte Überhöhungen im Bassbereich auftreten. Insgesamt ist das Type 07-Gehäuse im Vergleich zum Adam A7X mit dickeren Seitenwänden und einer 38 mm starken Frontplatte versehen. Seine Bassreflexrohre sind außerdem noch strömungsgünstiger abgeschlossen. „Sie enden im Inneren mit einer 180 Grad- Rundung, mit der man noch ein wenig mehr Port-Noise vermeiden kann“, so Frederik Knop. Letzteres fiel auch beim Hören positiv auf, doch dazu später mehr.
Außer einem ungerasteten Drehregler für die Gaineinstellung und einem Power-Schalter finden sich auf der Monitor-Rückseite ein High- und ein Low-Shelving-Filter, welche den Monitor – sollte es vom Nutzer unbedingt gewünscht sein – in 1 dB-Schritten um jeweils bis zu +/- 4 dB unterhalb 200 Herz und oberhalb zwei Kilohertz auf seine persönlichen Hörgewohnheiten abstimmen lassen.
Anschlussoptionen
Anschlussseitig kommt der analoge Type 07 mit einem symmetrischen XLR-Anschluss und einem unsymmetrischen Cinch-Anschluss daher. So lassen sich sowohl professionelle, als auch Consumer-Audio-Geräte anschließen. Hinter einer abschraubbaren Blende findet sich außerdem ein Steckplatz für ein ganz besonderes Feature, das HEDD seiner Series One mit auf den Weg gegeben hat – dazu mehr im Kasten unter der Überschrift „HEDD Bridge“. Das Stichwort lautet – so viel sei schon einmal verraten – „digitale Konnektivität“.
Sollten wechselweise verschiedene Geräte an unterschiedlichen Eingängen angeschlossen werden, ist ein Ausstecken des gerade nicht benötigten Gerätes übrigens nicht notwendig. Der rückseitig verortete Source-Auswahl-Schalter lässt in diesem Fall einfach die benötigte Quelle anwählen. So können beispielweise Stereo-Anlage und Interface ständig angeschlossen bleiben.
Ausstattung
Zweiwege Bi-Amping
Der Type 07 ist ein Zweiwegemonitor, der aktiv im Bi-Amping betrieben wird. Hinter dem Hoch- und dem Tiefmitteltöner werkelt jeweils ein 100 Watt PWM-Verstärker. Diese sind mit der neuesten Generation von ICE-Modulen versehen, die – so Frederik Knop – „in Bandbreite, Verzerrungsarmut und Rauschverhalten Maßstäbe setzen“. Ein deutliches Upgrade zu den in China entwickelten Verstärkern des A7X. Der Tiefmitteltöner misst 182 Millimeter (das entspricht sieben Zoll, daher auch der Produktname Type 07) und besitzt eine Konusmembran aus Ultra Honeycomb Composite, einer ultraleichten Sandwichmembran aus Kevlargewebe (außen) und einer Kapton-Wabenstruktur (innen). „Der für uns wichtige Fortschritt liegt in neuen Harzen/Klebern, mit denen alles zusammengehalten wird. Wir erhalten dadurch eine drastisch steifere Membran, eine Eigenschaft die für die Klarheit im Mittenbereich aus unserer Sicht sehr positiv ist“, so Frederik Knop.
HEDD Air Motion Transformer
Eine Besonderheit ist, wie bei allen Lautsprecherentwicklungen von Klaus Heinz, der Hochtöner. Wie schon bei seinen Entwicklungen für Adam arbeitet Heinz nicht mit den im Studio-Bereich sehr verbreiteten Kalottenhochtönern, sondern mit einem Bändchenhochtöner. Der sogenannte HEDD Air Motion Transformer setzt auf einen Ziehharmonika-ähnlich gefalteten, mit Leiterbahnen versehenen Folienstreifen, der in einem starken Magnetfeld positioniert wird. Je nach Beschaffenheit des auszugebenden Audiosignals öffnen und schließen sich einzelne Falten der Folie. Sie „atmen“ sozusagen die Luft aus und zwar in einem Membran-zu-Luftgeschwindigkeits-Verhältnis von eins zu vier. Durch diesen Kniff vervierfacht sich die Geschwindigkeit im Vergleich zu einem normalen Kalottenhochtöner, sodass Signale mit schnellen Transienten extrem akkurat und wohlaufgelöst wiedergegeben werden können. Als Erfinder des Prinzips gilt der deutsche Physiker Dr. Oskar Heil, den Klaus Heinz bereits während der 1970er Jahre häufig aufsuchte und anhand seiner Prototypen, eine erste kompakte, hitzeresistente und klanglich optimierte Version der 1969 patentierten Heil-Invention entwickelte, sozusagen den Urahne des heutigen HEDD Air Motion Transformers.
Dieser ist wiederum eine optimierte Fassung seines für Adam entwickelten X-ART-Hochtöners. Ein überaus starkes Magnetfeld soll beim neuen HEDD AMT Verzerrungen und Intermodulation noch weiter minimieren. Der neu entwickelte Waveguide, der uns gleich ins Auge gestochen ist, soll eine noch tiefere Übergangsfrequenz möglich machen, was speziell für die Zweiwege-Modelle Type 07 und Type 05 von akustisch großem Vorteil sein soll. Die Frequenzweiche des Type 07 sitzt dank dieser Neukonzipierung bei 2,3 kHz, beim Adam A7X noch bei leicht höheren 2,5 kHz. Frederik Knop erklärt: „Der Waveguide erzeugt durch frequenzabhängige Schallführung eine Überhöhung im Übergangsbereich und darüber. Wenn wir diese mit dem parametrischen Equalizer wieder linearisieren, landen wir insgesamt bei einem etwas niedrigeren -3 dB-Punkt für den Hochpass. Außerdem sind die Leiterbahnen der Membran konsequenter auf die Beiträge von den Rändern her ausgelegt, da bewegt sich etwas mehr.“ Klaus Heinz erläutert: „Bislang habe ich Waveguides gemieden, da ich sie im Verdacht hatte, Verfärbungen zu bewirken – etwa ähnlich wie Hörner das tun. Durch den Aufbau verschiedener Waveguides mit 3D-Druckern konnte ich aber aus meiner Sicht sämtliche derartige Effekte vermeiden.“
Messdaten
Im Professional audio-Messlabor bestätigt sich die Herstellerangaben ziemlich exakt – erst unterhalb 38 Hz fällt unser Frequenzgang merklich ab. Ansonsten gestaltet sich dieser im gesamten Messbereich äußerst linear und unterliegt keiner Schwankung von mehr als einem Dezibel. Das sieht bei anderen Kandidaten in diesem und auch in höheren Preisgefilden allzu oft weit weniger erfreulich aus. Der Type 07 zeigt sich als absoluter Musterschüler. Zum Vergleich werfen wir einen Blick auf eine Messkurve des Adam A7X-Vorgängers A7 (Test in Professional audio 10/2006) – auch dieser benahm sich schon hervorragend linear, fiel jedoch im Bassbereich schon unterhalb 50 Hz ab.
Klang
In unserer Hörsession im Stereosetup schätzten wir abgesehen von dem sofort ohrenfälligen, absolut ausgewogenen und linearen Klangbild die überaus plastische und differenzierte räumliche Auffächerung, sowohl in der Breite als auch in der Tiefe. Außerdem zeigt der Type 07 ein ausgezeichnetes Impulsverhalten, nicht nur in den Höhen – bedingt durch den HEDD Air Motion Transformer – sondern auch in den Mitten und Bässen. Das Gesamtklangbild lässt sich als sehr instrumental, organisch und ausbalanciert beschreiben. Der Monitor an sich tritt, trotz Nahfeldsetup, bis zu mittlerer Abhörlautstärke gar nicht in Erscheinung. Erst wenn wir deutlich mehr aufdrehen, mischt sich leises Verstärkerrauschen in das Klangbild. Der rundum ausgewogene, präzise und ehrliche Klang setzt sich aus überaus straffen, trockenen und an Gehäuse und Membran gemessen sehr tief reichenden, transparenten Bässen, ausgewogenen Mitten und sehr differenzierten, akribischen, aber angenehmen Höhen zusammen. Auch unser tieffrequentes Hörmaterial kommt über die Type 07 erstaunlich gut zur Geltung. Selbst die tiefsten Bassanschläge tönen sauber und präzise, doch vergleichsweise unprätentiös und durchsichtig. Dennoch sind sie präsent und vorhanden, weswegen grundsätzlich nicht zwingend ein Subwoofer zur Erweiterung des Bassbereichs vonnöten ist – es sei denn, es wird in diesem Frequenzbereich etwas mehr Volumen gewünscht. Die meisten Mischungen meistert der Type 07 jedoch spielend ohne Bass-Hilfe.
Das Bassreflexsystem, Tiefmitteltöner und Hochtöner sind optimal aufeinander abgestimmt, nichts wird überhöht, nichts unter den Tisch gekehrt, nichts schöngefärbt. Damit qualifiziert sich der Type 07 als unbestechliche Referenz, wenn es um das Überprüfen von Mischungen oder das Heraushören von Störelementen geht. Der Type 07 nervt nicht, sondern gibt genau das wieder, was er soll. Der Sweetspot im Stereosetup ist für Nahfeldmonitore in etwa durchschnittlich breit ausgeprägt. Der Hörer kann sich noch etwas hin und her bewegen, aber allzu viel Spielraum bleibt nicht. Dennoch gestalten sich auch längere Hörsessions angenehm und effizient. Einzig seiner Klangtextur fehlt es vielleicht noch ein bisschen an Feinheit und Geschliffenheit, die Monitore höherer Klassen mit unter noch mitbringen. Abgesehen davon zeigt er sich als hervorragende Lösung gerade auch für Nutzer, die in Sachen Budget keine allzu großen Sprünge machen können. Mit etwa 1.300 für ein Paar Type 07 ist das Budget absolut gut genutzt. Sollte in der Zukunft ein digitaler Anschluss gewünscht sein, ist jederzeit ein Nachrüsten über die HEDD-Bridge (siehe Kasten) möglich, diese Option wappnet die Type 07-Besitzer für die mehr und mehr digital vernetzte Zukunft.
Einsatzempfehlung
Der Type 07 eignet sich sowohl für das gehobene Homestudio, als auch für professionelle Studios und Projektstudios. Dank seiner Ausgewogenheit und Linearität taugt der Monitor sowohl für das Editing, als auch für das Mixing und gar das Mastering. Auch für ein Surround-Setup ist er dank seiner noch kompakten Maße eine Erwägung wert.
Fazit
Mit dem Type 07 zeigen Klaus Heinz und Frederik Knop, dass sie mit ihrem neuen Unternehmen HEDD ein mehr als erstzunehmenden neuer Player auf dem Monitormarkt werden könnten. Der Type 07 bringt für einen überschaubaren Preis alles mit, was wir uns von einem analogen Nahfeld-Monitor wünschen – und, dank der digitalen Erweiterungsoption sogar noch ein bisschen mehr…
HEDD-Bridge
„Digitale Vernetzung“ ist das Technik-Stichwort der gegenwärtigen Pro Audio-Entwicklung. Diesem fortschreitenden Phänomen möchte sich auch HEDD als Hersteller analoger Studio-Monitore nicht verschließen. Doch die Zahl der derzeit verwendeten digitalen Protokolle ist groß und noch ist unsicher, welches sich als Standard in der vernetzten Welt von morgen etablieren wird. Aus diesem Grund hat HEDD nach einer „möglichst zukunftssicheren und flexible Einbindung“ seiner analogen Monitore in eine „digital geprägte Arbeitsumgebungen“ geforscht. Das Ergebnis ist ein „modulares Inputkartensystem“, die sogenannte HEDD Bridge. Jeder HEDD-Monitor besitzt für diese optionale Erweiterungsfunktion einen frei konfigurierbaren Kartenslot, der auf der Rückseite des Monitors zu finden ist – versteckt unter einer abschraubbaren Blende. Dahinter befindet sich ein Anschluss-Stecker, mit dem sich die optional erhältlichen Bridge-Einschubkarten verbinden lassen. Derzeit erhältliche Module bieten Anschlüsse für AES3/EBU, Dante/Ravenna oder AES67 Funktionalität zur Audio-over-IP Netzwerkintegration. Des Weiteren sind Module mit USB- und Wireless-Anschluss in Planung. Damit steht der Integration von analogen HEDD-Monitoren in Ethernet-basierte Multichannel-Systeme künftig nichts mehr im Wege. Wir sind gespannt, wann und ob weitere Analog-Monitor-Hersteller mit ähnlichen Lösungen nachziehen und vor allem, wie Signale, die über ein HEDD-Bridge-Modul eingespeist werden, klingen. Dies werden wir in einer der nächsten Professional audio-Ausgaben in Erfahrung bringen, wenn wir das bald erscheinende Dreiwege-Modell HEDD Type 30 gemeinsam mit der HEDD Bridge-Funktionalität testen.
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