Studiomonitor im Miniaturformat

Mit den kleinsten aktiven Studiomonitoren der Welt will IK Multimedia High End-Sound für das Heimstudio liefern. 

Von Freda Ressel

Der italienische Hersteller IK Multimedia hat sich in den letzten Jahren vor allem durch die Entwicklung erfolgreicher Musikproduktions-Apps und Peripheriegeräte für Apples Mobilsortiment hervorgetan. Mit den aktiven Zwei-Wege-Lautsprechern iLoud Micro Monitor, die sich trotz des vorgestellten „i“ im Namen nicht nur an Apple-Benutzer wenden, wollen sie die idealen Abhörmonitore für das Heimstudio, improvisierte Abhörsituationen oder als Zweitlösung im großen Studio geschaffen haben.  Mit Maßen von 18 x 9 x 13,5 Zentimetern und einem Gewicht von 1,7 Kilogramm für beide Speaker zusammen sind sie ideale Begleiter für unterwegs, und auch der Preis ist mit 366 Euro eher handlich. Doch kann ein Lautsprecher in dieser Größe wirklich den vom Hersteller angekündigten „High End Sound“ liefern? Soviel sei vorweggenommen: Wir waren vom Ergebnis überrascht.

Innere Werte

Das Design des iLoud Micro Monitors ist spartanisch, auf unnötigen Schmuck wurde zugunsten der Größe verzichtet. Die Frontseite des Kunststoffgehäuses wird vom 3 Zoll-Tief-/Mitteltöner, dem  ¾-Zoll Hochtöner und einem Bassreflexkanal eingenommen, die in das gut verarbeitete Kunststoffgehäuse eingebettet sind. Beide Treiber werden von einem Metallgitter geschützt, was beim mobilen Gebrauch sinnvoll ist. Der Woofer deckt die Frequenzen von 55 Hz bis 3 kHz ab und arbeitet mit einer besonders steifen, eigens angefertigten Membran aus Kompositwerkstoff, während der Hochtöner mit Seidenmembran die Frequenzen bis 20 kHz übernimmt. Die Lautsprecher arbeiten mit Bi-Amping und nutzen 4 Klasse-D-Verstärker, die einen ordentlichen Effektivwert von 50 Watt produzieren. Die analogen Signale werden intern mit einer Auflösung von 48 kHz gewandelt. Ein 56-bit DSP-Chip sorgt  nicht nur für die Frequenzweiche, einen optimierten Frequenz- und Phasengang und Entzerrung, sondern stellt auch mehrere Filteroptionen zur Verfügung. Der Bassreflexkanal, der auf der Frontseite unter dem Woofer sitzt, soll für einen sauber definierten Bassklang sorgen.

Auf der Rückseite des linken Lautsprechers sitzen sämtliche Bedienelemente in zweireihiger Aufteilung. Links findet sich der Pairing-Knopf für Bluetoothgeräte, die über eine A2DP-Schnittstelle verbunden werden (beim Pairing blinkt die LED auf der linken Vorderseite blau, bei erfolgreicher Verbindung leuchtet sie durchgehend), sowie die drei Schiebeschalter für die Filter. Zur besseren Anpassung der Frequenzen an die jeweilige Raumsituation stehen ein Hochpassfilter (-3 dB über über 4 kHz), ein Tiefpassfilter (-3 dB unter 250 Hz) sowie der Desktopfilter zur Auswahl: Dieser kompensiert den für Schreibtisch-Abhörsituationen typischen Peak in den Tiefmitten durch Tischplattenreflexionen mit einem glockenförmigen Kerbfilter, der +3,5 dB zwischen 1 und 10 kHz und -1 dB unter 400 Hz liefert. Darunter sitzt der spezielle 4-Pol-Anschluss, an den das mitgelieferte 2 Meter-Kabel angeschlossen wird, um die beiden Lautsprecher miteinander zu verbinden und die Verstärker des rechten Lautsprechers mit Strom zu versorgen. Das mitgelieferte externe Netzteil wird darunter angeschlossen.

In der rechten Reihe sitzt ein Drehregler für die Lautstärke (-Inf. bis +6dB, gerastet bei 0 dB). Darunter befinden sich die analogen Anschlüsse, die aus einem 3,5 mm Klinkenanschluss und einem Cinchanschluss bestehen. Praktisch: Theoretisch können alle drei Anschlussmöglichkeiten gleichzeitig genutzt werden, so dass es zum Beispiel möglich ist, schnell über Bluetooth ein Referenzsstück vom Smartphone abzuspielen.

Ein Kippschalter erlaubt das Abschalten der Lautsprecher, ohne das Netzteil auszustecken. Diesen hätten wir ebenso wie den Lautstärkeregler gerne auf der Vorderseite gesehen, da die Rückseite gerade bei engeren Heimstudio-Setups umständlich zu erreichen sein kann. Allerdings hätte dies vermutlich Auswirkungen auf die Größe der Lautsprecher gehabt.

Um die Monitore noch besser an die Abhörumgebung anzupassen, verfügen sie über ein Gewinde zur Befestigung an Mikrofonständer. Außerdem lassen sie sich durch einen verstellbaren Hartgummifuß kippen, um den Schall auch auf niedrigen Schreibtischen direkt Richtung Ohr zu lenken. Zusätzlich sorgt der Fuß für bessere Isolation zum Untergrund.

 

Messdaten

Der gemessene Frequenzgang ist für die Größe und Preisklasse der Lautsprecher absolut in Ordnung. Zwar fällt der Bassbereich ab etwa 100 Hz bis 55 Hz um 10 dB deutlich ab, womit der Hersteller mit einem linaren Frequenzgang ab 55 Hz vielleicht etwas zu viel versprochen hat. Ansonsten ist der Frequenzgang aber sehr linear, nur zwei Erhöhungen um etwa 5 dB auf 0 dB bei 170 Hz und 5 kHzs stechen etwas hervor.

  

Klang

Für den Test bauen wir die Monitore im Studio in gekippter Stellung auf einem Schreibtisch auf. Da dieser über ausreichend Platz nach allen Seiten verfügt, um keine negativen Auswirkungen auf den Klang zu haben, können alle Filter, die sich im weiteren Test als weitestgehend zuverlässig erwiesen haben, in der “Flat”-Einstellung bleiben. Wir verbinden die Lautsprecher mit unserem Referenzwandler Mytek Digital 8X192 ADDA (Test in Professional audio 02/2011), um Musikdateien verschiedener Art und Auflösung bis hin zu High Res-Files wiederzugeben.

Dabei überrascht der iLoud Micro Monitor mit einem vollen, ausgewogenen Sound, der für die Größe der Lautsprecher absolut überzeugend ist – die Lautsprecher klingen deutlich “größer”, als sie sind. Die Auflösung ist fein, und auch die Impulswiedergabe ist sehr akkurat – gepickte Gitarrensaiten werden ebenso zuverlässig wiedergegeben wie trockene Bassdrumschläge. Die Höhenauflösung und die Transientenwiedergabe lässt Luft nach oben, ist aber für die geringe Größe der Lautsprecher immer noch beeindruckend. Bei Aufstellung im Stereodreieck überzeugt der iLoud Micro Monitor mit einer ordentlichen Stereobreite und klar definierten Tiefenauslotung. Eine Phantommitte ist wahrnehmbar. Die Kanaltrennung ist messerscharf, was wohl der DSP-Kontrolle geschuldet ist.

Im Tiefbassbereich können die Lautsprecher natürlich keine Wunder wirken, die tiefen Töne im Dead Can Dance-Stück “Yulunga” verpuffen im Gesamtbild. Der restliche Bassbereich zeigt sich hingegen vorbildlich. Knackig und trocken kommen E-Basstöne und tiefe Moog-Sequenzen wie beim Steven Wilson-Titel „Regret #9“ kraftvoll zur Geltung, ohne überbetont zu sein. Die Mitten sind klar und prägnant, dabei aber nicht überbetont. Die Höhen sind sehr angenehm, Holzbläser wie Querflöten kommen selbst bei hohen Tönen nicht schrill oder überpräsent. Trotz des dafür anfälligen Kunststoffgehäuses konnten wir erst bei sehr hoher Lautstärke im Bluetoothbetrieb (hierfür verbanden wir den iLoud Micro Monitor mit dem FiiO X7, den wir in Professional audio 10/2016 getestet haben) ein leichtes Gehäuseschnarren vernehmen, das aber auch einer suboptimalen Übertragung geschuldet sein kann. Im Kabelbetrieb war davon wiederum nichts zu hören.    

Fazit

Natürlich kann der iLoud Mirco Monitor keinen „ausgewachsenen“ Studiomonitor ersetzen – allerdings erhebt er auch gar nicht den Anspruch. Für kleine Heimstudios oder improvisierte Abhörsituationen unterwegs ist er allerdings eine echte Bereicherung, da er einen akribischen Klang bei auch bei großer Laustärke aufweist. Auch als zuverlässigen Zweit-Monitor für größere Studios ist er absolut geeignet. Wir sind beeindruckt!