Saubermänner

Sie wirken optisch unscheinbar und zurückhaltend, und haben es dennoch faustdick hinter den Membranen. Klanglich wachsen die Dynaudio BM 12A über sich hinaus.

Von Hans-Günther Beer

Unter Kennern gelten Studiomonitore des dänischen Lautsprecherspezialisten Dynaudio schon lange als Geheimtipp. Nahezu unauffällig, ohne großes Marktgeschrei, hat sich das 1977 als Hersteller für hochwertige HiFi-Lautsprecher gegründete Unternehmen inzwischen auch einen Spitzenplatz unter den führenden Anbietern von Abhörmonitoren erobert. Die Grundlage für den Erfolg hier wie da ist die gleiche: ausgetüfteltes Produktdesign bei der Entwicklung, hohe Qualität bei Materialwahl und Herstellung und vor allem die eigene Chassisfertigung.

In diese Tradition tritt auch das jüngste Mitglied der BM A-Serie von Dynaudio ein, der BM 12A, ein aktiver Zweiwege-Nah feld monitor, der mit einen Stückpreis von rund 1.070 Euro in der Preisliste steht. Die BM A-Serie ist hierarchisch eine Klasse unter der technisch deutlich aufwändiger konzipierten Air-Serie, die auf einer Kooperation zwischen Dynaudio und TC Electronic basiert, angesiedelt. Als vernetzbares, mit Digitaltechnik vollgestopftes und über ein zentrales Softwaretool individuell kalibrierbares Mehrkanal-Monitoringsystem konzipiert, stellt die Air-Serie sozusagen die Ultima Ratio im Hause Dynaudio dar (siehe Test Dynaudio Air 6 in Heft 5/2006).

Die BM 12A-Serie vertraut dagegen auf Analogtechnik bei den Verstärkern und Filtern und gibt sich damit ganz konventionell. Dennoch gibt es eine entscheidende Gemeinsamkeit beider Serien: die Lautsprechersysteme aus eigener Fertigung. Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Der Achtzoll-Tief-Mitteltöner des BM 12A beispielsweise erinnert in gewisser Weise an einen Eisberg, dessen wahre Größe unsichtbar unter Wasser bleibt. Von außen gibt sich der Woofer eher unscheinbar, allenfalls die matt schimmernde Oberfläche des Konusmaterials lässt Besonderes vermuten. Tatsächlich besteht sie aus einem Magnesiumsilikat-Polymer und ist aus einem Stück gefertigt. Erst im ausgebauten Zustand offenbart der Tief-Mitteltöner seine wahre Größe. Ein gewaltiger Magnet aus Neodym lässt auf eine nicht minder gewaltige Schwingspule schließen. In der Tat beträgt ihr Durchmesser stolze 75 Millimeter. Sie besteht aus extrem leichtem, rechteckigem Aluminium-Draht mit vergleichsweise großem Querschnitt. Beides, der große Durchmesser und die besondere Wickeltechnik erzeugen eine hohe Packungsdichte und erlauben es, einen langen und dicken Schwingspulendraht unterzubringen – bei minimalem Gewicht. Resultat ist ein in Verbindung mit dem äußerst kräftigen Neodym-Magneten extrem starker Antrieb mit geringer Massenträgheit.

Das ist die Voraussetzung für die grundsätzlichen Entwicklungsziele im Hause Dynaudio: möglichst großen Dynamikumfang des Lautsprechersystems, langer, verzerrungsfreier Hub der Membran und keine unerwünschten Kompressionseffekte. Auch der Kalotten-Mittel-Hochtöner des BM 12A ist mit den gleichen Grundanforderungen gefertigt, besitzt ebenfalls eine Schwingspule aus leichtem Aluminium und einen Neodym-Magneten.

Rein äußerlich gibt sich der kompakte, allerdings vergleichsweise schwere Monitor sehr zurückhaltend, typisch für Dynaudio-Lautsprecher. Das in dunkles Grau verpackte MDF-Gehäuse wird wohl in keinem Studio optisch sonderlich auffallen, akustisch dagegen schon. Dafür sorgen unter anderem die beiden mit 50 und 100 Watt gut im Futter stehenden Analog-Endstufen, denen eine ebenfalls analoge Aktivweiche mit einer Trennfrequenz von 1.500 Hertz vorgeschaltet ist. Wiederum typisch für Dynaudio beträgt die Flankensteilheit der beiden Filter lediglich sechs Dezibel pro Oktave. Diese sehr moderate Filtercharakteristik – sie findet sich auch in allenPassivweichen der HiFi-Lautsprecher aus gleichem Haus – garantiert ein besonders gutes Phasen- und Impulsverhalten. Sinnvoll ist die Verwendung solcher Filter freilich nur, wenn man wie Dynaudio über extrem verzerrungsarme Lautsprecherchassis verfügt, die zudem besonders geringe Partialschwingungen aufweisen.

Ein wenig karg gerieten die Möglichkeiten zur Pegel- und Frequenzanpassung bei dem BM 12A. Als Pegelsteller findet sich lediglich ein dreistufiger Schiebschalter, der neben der 0-Position noch die Stellungen +4 und -10 Dezibel kennt – einen stufenlosen Regler sucht man vergebens. Bass-, Mitten- und Hochtonpegel lassen sich ebenfalls nur in engen Grenzen beeinflussen. Die Tieftonwiedergabe kann um ±2 Dezibel variiert werden, die Mitten um zwei oder vier Dezibel abgesenkt und die Höhen um ein Dezibel angehoben oder abgesenkt werden. Zum Kompensieren grober Fehler in der Raumakustik eignen sich die Verstellmöglichkeiten am BM 12A also nicht, und das korrespondiert durchaus mit professionellem Arbeiten. Schließlich ist es auf jeden Fall sinnvoller, die Akustik des Abhörraums zuerst einmal grundsätzlich durch geeignete Baumaßnahmen und in der Regel durch geschicktes Platzieren von Dämpfungsmaterialien in den Griff zu bekommen und nur den Feinschliff per Monitoreinstellung zu erledigen.

Dass ein kompakter Studiomonitor, der wie der BM 12A vor allem für den Betrieb in Projekt- und Postproduktions-Studios gedacht ist, keine abgrundtiefen Bässe wiedergeben kann, ist hinreichend bekannt. Um dem Neuling aus dem Hause Dynaudio dennoch zu einem soliden Bassfundament zu verhelfen, besitzt er ein spezielles Subwoofer-Adaptions-Filter mit zwei umschaltbaren Einsatzfrequenzen (60/80 Hz). Im Studio soll er, so sehen es die Dynaudio-Mannen gerne, vornehmlich mit dem Subwoofer BM 14S kombiniert werden. Dieser ist mit einem mächtigen Zwölfzoll-Tieftöner ausgestattet und besitzt wie alle Subwoofer des Herstellers ein geschlossenes Gehäuse. Die BM 12A hingegen besitzen ein Bassreflex-Gehäuse, dessen Bassrefl extunnel auf der Rückseite ganz oben sitzt.

Dort treten auch bei den zeitweise sehr hohen Pegeln während der Messungen im Labor von Professional audio Magazin keine unerwünschten Auspuffgeräusche auf. Das verhindert eine besondere Ausformung der Bassreflexöffnung. Auch die Messergebnisse des BM 12A sind ohne Fehl und Tadel. Der Frequenzgang verläuft selbst ohne Pegelkorrekturen sehr linear und gleichmäßig. Im Verlaufe der mehrwöchigen Hör- und Recording-Sessions, in denen der BM 12A neben dem Surrountec [:ipon] (Test auf Seite 40) und dem bewährten ADAM S3A Dienst tut, muss er unterschiedliche Aufgaben bewältigen – und das schafft er mit Bravour. Insbesondere während des sehr aufwändigen Hörvergleichs anlässlich des Test der Equalizer-Software-Plug-ins kann der BM 12A seinen äußerst neutralen Klangcharakter voll in die Waagschale werfen. Selbst nach stundenlangen Hörsitzungen treten bei den Testern keine Stress-Symptome und Ermüdungserscheinungen auf.

Gleichzeitig zeigt der kleine Kompaktmonitor sein analytisches Potential, und macht die Klangunterschiede zwischen den Testkandidaten leicht hörbar. Zwar kann er in dieser Disziplin dem [:ipon] nicht wirklich das Wasser reichen – der spielt ja auch in einer anderen Preisliga –, doch ist es immer wieder erstaunlich, wie akkurat und sauber der BM 12A auch kleinste Klangunterschiede herausarbeitet.

Punkten kann der Dynaudio während einiger Misch-Sessions vor allem in den Bereichen Feindynamik und räumliche Auffächerung des Klangeschehens. Selbst kleinste Veränderungen am Panpot werden sofort und eindeutig hörbar.
Ein [:ipon] nagelt einzelne Stimmen und Instrumente noch gnadenloser auf den Punkt, aber der BM 12A steht ihm kaum nach. Die räumliche Staffelung in die Seiten und Tiefe gehört zu den herausragenden Stärken des dänischen Lautsprechers. Sehr sauber und klar reproduziert er selbst harte und explosive Impulse in den Mitten und Höhen, solange die Abhörlautstärke nicht über alle Maßen angehoben wird. Sehr konturiert und trocken klingen auch die tieferen Lagen. Richtige Aufstellung vorausgesetzt, neigt der BM 12A nicht wie viele andere Bassreflex-Monitore zu aufgeblähten Bässen. Ganz im Gegenteil gehört der Dynaudio zur Kaste der eher schlank klingen Abhörmonitore, die Verdeckungseffekte in den unteren Mitten sehr schnell und eindeutig offenbaren. Zuweilen vermisst man, insbesondere wegen der sehr sauberen Basswiedergabe, lediglich einen gewissen Tiefgang; deshalb werden wir in einer der nächsten Ausgaben der BM 12A, zusammen mit dem passenden Subwoofer kombiniert, einem erneuten Hörtest unterziehen. Klanglich ist der BM12A ganz sicher kein Schönling, sondern deckt bei schlechtem Programm-Material die Fehler sehr klar und schnell auf. Das zeichnet wirklich gute Monitore aus.

Fazit

Auch ohne aufwändige Digitaltechnik hat Dynaudio mit der BM 12A einen im Wortsinn guten Abhörmonitor auf den Markt gebracht. Er klingt genau so gut, wie es das Programm-Material erlaubt und überzeugt im Test vollends. Wer ein neutrales und unspektakuläres Arbeitstier für sein Studio sucht, sollte sich den neuen BM 12A unbedingt anhören.

 

Erschienen in Ausgabe 07/2007

Preisklasse: Oberklasse
Preis: 1071 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: gut – sehr gut