Kristallklar

Hierzulande noch wenig bekannt, genießen die Studio-Monitore von PSI Audio in ihrer Heimat Schweiz einen hervorragenden Ruf. Der Nahfeldmonitor A 17-M spielt jedenfalls mit der sprichwörtlichen Schweizer Präzision auf.

Von Harald Wittig

Auch wenn PSI Audio hierzulande noch nicht vielen Kennern der Pro-Audio-Szene ein Begriff ist, blickt die Lautsprecher-Manufaktur bereits auf eine über 30-jährige Unternehmensgeschichte zurück. Unternehmensgründer und Inhaber Alain Roux (siehe Foto, Seite 36) fertigte nämlich bereits 1975 die ersten Lautsprecher unter dem Namen PSI Audio. 1988 gründete er die Relec SA mit Sitz in Yverdon, Schweiz. Unter Roux´ Führung entwickelte ein kleines Team von Designern, Ingenieuren und Technikern Lautsprecher für HiFi-, Beschallung- und Studio-Anwendungen. Überwiegend fertigt Relec OEM-Produkte für andere Hersteller, den Markennamen PSI Audio durften und dürfen ausschließlich die Studio-Monitore aus der eigenen Fertigung tragen.

Anschlussseitig ist der A 17-M aufs Notwendigste, genauer einen symmetrischen XLR-Eingang beschränkt. Zwei Regler dienen der Anpassung an das anliegende Eingangsignal und zur Anpassung an den Raum, abhängig vom Aufstellungsort: Der „LEVEL“-Regler beeinflusst die Eingangsempfindlichkeit des A 17-M, die sich um maximal 20 Dezibel absenken lässt. Steht „LEVEL“ auf Rechtsanschlag und der Markierung „CAL“, ist der Referenz-Eingangspegel von 0 dBu aktiv. Sofern der Monitor mit einem Monitoring-System oder dem -regelbaren Control Room-Ausgang eines Audio-Interfaces oder Mischpults verbunden ist, ist das in den meisten Fällen die richtige Regler-Stellung für die Praxis. Sollte das Eingangssignal zu stark sein, informiert eine rote LED auf der Frontseite über eine Überlastung der Endstufen. Blinkt diese rot, ist der eingebaute Limiter aktiv, leuchtet sie kontinuierlich, sind die Endstufen rettungslos überlastet. Die unmittelbare Folge: Der A 17-M schaltet in den Stand By-Betrieb, um Beschädigungen an Elektronik und Lautsprechern zu verhindern. Sollte dieser Fall eintreten, ist die Eingangs-empfindlichkeit unbedingt zu reduzieren.
Mit dem Regler „ROLL OFF“- lassen sich die Frequenzen unterhalb 100 Hertz bis maximal 10 Dezibel absenken. Obwohl der Bassreflex-Port des A 17-M auf der Frontseite angebracht ist und der Lautsprecher damit eine wandnahe Aufstellung eher hinnimmt als Monitore mit rückwärtiger Bassreflex-Öffnung, kann es je nach Raum und Resonanzfrequenz zu Überhöhungen der tiefen Frequenzen kommen. Mit „ROLL OFF“ kann der Anwender dem in gewissen Grenzen entgegenwirken. Sollte der A 17-M mit einem Subwoofer – beispielsweise dem A 225-M von PSI Audio – tief tönende Ergänzung finden, muss „ROLL OFF“ zwingend auf Linksanschlag stehen: In diesem Fall gibt der A 17-M nur noch Frequenzen bis hinunter 100 Hertz wieder. Wie schon der „LEVEL“-Regler hat auch der „ROLL OFF“ seine eigene Referenz- beziehungsweise Standardeinstellung für akustisch optimierte Räume und die bestmögliche Aufstellung: Einmal mehr durch „CAL“ markiert, steht der Regler dann ebenfalls auf Rechtsanschlag.

Klanglich überzeugt der A 17-M, unabhängig vom Programm-Material, durch eine hohe tonale Ausgewogenheit, die das Hören über diesen Monitor insgesamt sehr angenehm macht. Ein wichtiges Kriterium eines Abhörlautsprechers ist und bleibt die Raumdarstellung. In dieser Disziplin beweist der A 17-M, dass die Schweizer ihr Handwerk verstehen: Neben einer starken, genau fokussierten Phantommitte ist vor allem die punktgenaue Ortbarkeit der Schallereignisse vorbildlich. Ganz gleich ob es sich um polyphone Chormusik, Kammermusik wie Haydns späte Streichquartette oder Rock- und Popproduktionen handelt: Das Stereobild ist in Breite und Tiefe fast dreidimensional und räumlich sauberst gestaffelt, so dass die Ausdehnung von natürlichen oder künstlichen Hallräumen sozusagen über die Ohren ausmessbar ist. Die feinfühlige Beigabe von Hall als Sendeffekt beim Mischen gerät mit den Schweizern zur leichten Übung. Der A 17-M wird damit sogar den erheblich teueren KRK Exposé und den ADAM S3A gefährlich. Allerdings sollte unbedingt die optimale Abhörentfernung eingehalten sein: Diese beträgt ausweislich unserer Test-Erfahrungen etwa 1,5 Meter.
Die Bässe sind erstaunlich tief und klar, allerdings empfiehlt es sich bei wandnaher Aufstellung des A 17-M-Paares, den ROLL OFF-Regler auf etwa -7 dB einzustellen – sonst neigen die Bässe schnell zur Überdominanz und klingen leicht unkontrolliert. Stehen die Lautsprecher dagegen frei und nahe am Abhörplatz – beispielsweise auf der Meterbridge des Mischpultes – darf der Regler in CAL-Stellung verbleiben. Das Impulsverhalten im Bassbereich ist sehr gut und der A 17-M erweist sich als schneller Lautsprecher, soweit es sich um die Darstellung knallharter E-Bass-Slaps oder die Double-Bass-Attacken eines Metal-Drummers handelt. Die außerordentliche Impulsfestigkeit und -treue des Monitors, gepaart mit einer Feindynamik, die auch teureren Mitbewerbern gut zu Gesicht stehen würde, zeigt sich auch im Mitten- und Höhenbereich. Gerade bei tran-sientem Material wie Snare-Schlägen, die wir mittels Transientdesigner, Kompressoren oder ähnlichen Werkzeugen gezielt bearbeiten. Der A 17-M ist kein Lautsprecher, der seine Analysefähigkeit mit einer, vereinzelt durchaus geschätzten Vorliebe für den Präsenzbereich erreicht. Stattdessen ist er gewissermaßen von Grund auf und in der Substanz analytisch und dabei tonal ausgewogen. Soll beispielsweise die Gesangsstimme eines Stückes über einen linearphasigen Equalizer etwas angehoben werden und damit etwas mehr Luftigkeit erhalten, gibt der Schweizer weitgehend sachlich, also neutral wieder, wie sich ein oder zwei Dezibel zwischen zwei und vier Kilohertz auswirken. Soll heißen: Der Anwender bekommt für den Down-Mix, was er über den A 17-M hört. Eine längere Einarbeitungszeit oder eine mehr oder weniger zeitintensive Kennenlern-Phase bedarf es im Falle des Schweizers nicht. Die allerletzte Detailliertheit in der Höhenauflösung, wie sie der KRK Exposé leistet, erreicht der A 17-M nicht, aber dabei ist zu berücksichtigen, dass der Monitor nach der PSI Audio-Nomenklatur den „Einsteigerbereich“ besetzt. Das schürt hinsichtlich des Topmodells, dem A 25-M, die Erwartungen, denn ein rundum guter Abhör-Lautsprecher ist schon der A 17-M.

Fazit

Der PSI Audio A 17-M ist ein sehr guter Nahfeldmonitor, der wegen seines guten Impulsverhaltens, einer bemerkenswerten Ortbarkeit und -seiner Optimierung auf neutrale Wiedergabe auch sehr anspruchsvollen Produzenten-Ohren als verlässliches Werkzeug dient.

Erschienen in Ausgabe 01/2009

Preisklasse: Oberklasse
Preis: 1083 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut