Eleganz und Dynamik

Mit den Monitoren uniK 05 und 08 hat ESI zwei neue Nahfeldspezialisten im Programm, die dank des neuentwickelten Bändchen-Hochtöners springlebendig, elegant und sehr dynamisch aufspielen.  

Von Harald Wittig

Als einer der größten Anbieter von Computer-Audiohardware weltweit hat die ESI Audiotechnik GmbH mit der Unternehmens-Zentrale im schwäbischen Leonberg schon unzähligen Recording-Ein- und Aufsteigern kompetent auf die Sprünge geholfen. Dabei sind die ESI-Produkte in der Regel vom Preis-Leistungsverhältnis her sehr stimmig, was nicht zuletzt auch für die eigenen Abhör-Lautsprecher gilt. Tatsächlich hat sich beispielsweise der kleine Zwei-Wege-Lautsprecher near05 eXperience einen gewissen Klassikerstatus bei Homerecordern erspielt. Unserer Meinung nach völlig zu Recht, denn der lütte Nahfeldmonitor konnte vor über sechs Jahren, im Rahmen des großen Vergleichstests in Ausgabe 7/2006 durchaus überzeugen.  Inzwischen ist viel Zeit vergangen, in der die ESI-Entwickler nicht untätig gewesen sind: So wurde auch das Angebot an Monitoren sukzessive ausgebaut und seit Anfang dieses Jahres darf der Hersteller stolz Familienzuwachs vermelden: Mit den Modellen uniK 05 und 08 gibt es jetzt zwei sehr attraktive Nahfeldspezialisten, die neben ihrem eleganten Äußeren vor allem mit ihrem neuentwickelten Bändchen-Hochtöner angesichts der Dominanz der Kalottenhochtöner Aufmerksamkeit verdienen.

Wir haben deswegen beide Modelle zum Test geladen, um herauszufinden, was der sehr kompakte uniK 05, den ESI für rund 250 Euro anbietet, und der voluminösere, etwa 400 Euro kostende uniK 08 so drauf haben. Immerhin bezeichnet ESI den großen 08er als „Referenz-Monitor“ und versprich auch im Falle des Kleinen sehr viel in puncto Impulstreue und Wiedergabegenauigkeit.  Beginnen wir doch gleich mit dem  Bändchen-Hochtöner, der bei beiden Modellen gleich ist: Es handelt sich dabei um einen klassischen Bändchen-Magnetostaten mit einem vertikal orientierten Aluminium-Bändchen, das sich im Magnetfeld eines starken Neodynium-Permanentmagneten befindet und von Strom durchflossen ist. Vom Grundprinzip her kennen wir das von Bändchenmikrofonen und wie dieser Mikrofontyp auch ist das sehr leichte, dünne Bändchen prädestiniert, um impulshaften Schallereignissen zu folgen. Anders ausgedrückt: Wegen der sehr geringen zu bewegenden Masse haben Bändchen-Hochtöner gemeinhin ein besseres Impulsverhalten als Kalottenhochtöner. Allerdings sind sie auch – analog zu den Bändchen-Mikrofonen – sehr viel empfindlicher, außerdem ist die Herstellung vergleichsweise aufwändig, denn es muss mit hoher Präzision gearbeitet werden. Beispielsweise sind die Leiterbahnabstände äußerst exakt einzuhalten, da es sonst zu unliebsamen, die Wiedergabe stark beeinträchtigenden  Partialschwingungen kommen kann. Folglich kann ein Lautsprecher mit Bändchen-Hochtöner nicht superbillig sein, was sicherlich auch erklärt, dass sich die beiden ESIs preislich höher einordnen als die sehr günstigen nEar-Monitore.  Beide Modelle haben jeweils eines Tief-Mittel-Töner mit  einer – ganz typisch für ESI-Monitore – Kevlar-Membran. Es handelt sich beidesmal um überarbeitete Lautsprecher-Chassis, die beidesmal, im Rahmen des physikalisch Möglichen versteht sich, eine bestmögliche  Basswiedergabe gewährleisten sollen. Klar, der kleine Fünf-Zöller des uniK 05 wird keinen echten Tiefbass liefern können, aber wir sind in jedem Fall gespannt, wie die Gesamtabstimmung des Kleinen gelungen ist. Besser aufgestellt ist da schon der große Bruder uniK 08, denn der größere Tiefmittel-Töner in Verbindung mit dem deutlich größeren Gehäuse-Volumen verspricht einen deutlichen, zu den tiefen Frequenzen hin erweiterten Wiedergabe-Bereich.

Ansonsten sind die sehr gut verarbeiteten Gehäuse, bei denen die abgerundeten Ecken der schwarz lackierten und auf Hochglanz polierten Frontplatte abgesehen von der Größe vergleichbar. Es handelt sich jeweils um Bass-Reflex-Lautsprecher, die Öffnung befindet sich  auf der Gehäuse-Rückseite, weswegen beide Modelle nicht unmittelbar an der Wand aufgestellt sein sollten. Klassenüblich haben wir es mit Aktiv-Lautsprechern zu tun, wobei der uniK 05 mit einer einzigen Endstufe mit 60 Watt Leistung auskommen muss, die hälftig zum Antrieb des Tief-Mitteltöners und des Bändchen-Hochtöners genutzt wird. Im uniK 08 werkeln dagegen zwei Endstufen, die eine Gesamtleistung von 90 Watt – 60 Watt für den Tieftöner, 30 Watt für den Hochtöner – bereitstellen. Hinzu kommen noch Bass Roll Off und Feinanpassungsmöglichkeit des Hochtonpegels, was den großen Bruder insgesamt flexibler macht –  um zum Beispiel eine Mehrkanal-Abhöre einzurichten. Anderseits will der uniK 05 als hochwertiger Desktop-Monitor verstanden und eingesetzt sein.  Womit wir direkt zur Praxis überleiten und uns beide ESIs einmal anhören. Beginnen wir mit dem uniK 05. Der kann sich direkt erhöhte Aufmerksamkeit sichern, denn beim Anhören einer unserer Akustik-Gitarrenaufnahmen erkennen wir bereits nach wenigen Sekunden, dass der kleine Schwarze ein ernst zu nehmender Lautsprecher ist. Seine Wiedergabe überzeugt ganz allgemein durch hohe Klarheit und Sauberkeit. Der uniK 05 liefert eine Fülle an Klanginformationen, ohne – ganz anders als viele gleichteuere Mitbewerber – Details zu unterschlagen oder zu verschlucken. Die Raumabbildung ist auf gehobenem Niveau, geprägt von einer starken Phantommitte und guter Basisbreite mit ansprechender Tiefenwirkung. Zugegeben, die ganz große Bühne zeigt uns der Kleine nicht, aber gut macht er seine Sache in jedem Fall. Die Bässe sind präzise, wenngleich nicht besonders tief. Was wir aber für weitaus wichtiger erachten als protzig aufgeblasene Bässe ist eine gute, in sich stimmige Gesamtabstimmung: Ein Monitor sollte tunlichst keine ausgeprägte Vorlieben für bestimmte Frequenzbereiche haben. Der uniK 05 kommt diesem Ideal sehr nahe. Trotz einer ganz leichten Tiefmittenschwäche, die auf die sehr schwierige Ankopplung des kleinen Tieftöners an den Hochtöners zurückzuführen ist, punktet der uniK 05 neben den guten Bässen mit seinen sehr klaren, fein aufgelösten Hochmitten und Höhen. Die Entwickler haben wirklich gute Arbeit geleistet, denn gerade bei günstigen Lautsprechern mit Bändchen-Hochtönern erscheinen diese oft zu vordergründig im Gesamtklang. Allerdings reagiert der Hochtöner sehr sensibel auf hohe Pegel, denn es können vergleichsweise schnell Verzerrungen auftreten. Deswegen gilt: Beim Abhören behutsam  mit dem Lautstärkeregler umgehen. Da der kleine Esi aber sinnvollerweise als Desktop-Monitor zum Einsatz kommen sollte, sitzt der Anwender in der Praxis ohnehin so nahe an den Monitoren, dass keine vernünftige Veranlassung geben wird, die Lautsprecher mit hochpegeligen Signalen zu überfordern. Hören wir uns, nach der insgesamt überzeugenden Vorstellung des uniK 05, den Großen an. Es wird niemanden verwundern, dass der uniK 08 alles ebenso gut kann wie sein kleiner Bruder – jedoch deutlich besser: So spielt der größere ESI bei der Raumabbildung schlichtweg in einer höheren Spielklasse. Es macht richtig Spaß, virtuelle und reale (Aufnahme-)Räume beim Hören zu erkunden. Außerdem gibt es neben den üblichen Links-Rechts und Vorne-Hinten zusätzlich noch ein vertikale Dimension, also ein Oben-Unten. Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Arrangement mit zwei Bässen, Kontrabass und geslaptem E-Bass. Es ist ohne Weiteres möglich, den drahtigeren E-Bass über den Kontra-Bass zu legen. Eine wirklich einfache Übung ist das, wenn der Monitor Ihr Gehör darüber informiert. Genau das kann der uniK 08. Der Bass ist ansonsten richtig tief und der neue Kevlar-Tieftöner hat perkussive Bass-Impulse recht gut im Griff. Gleichwohl fehlt es am letzten Quäntchen Präzision, also ein letztlich untadeliges, unerschütterlich souveränes Impulsverhalten. Dass der Basspegel für unseren Geschmack ein wenig zu hoch ist, lässt sich mittels Anpassung des Hochton-Pegels gut kompensieren. Das Mittenband ist sehr ausgewogen und klingt insgesamt stimmiger als bei dem Kleinen, bei der Höhenwiedergabe geben sich beide nichts, was selbstverständlich für den guten Bändchen-Hochtöner spricht. Allerdings verkraftet der große ESI auch höhere Abhörpegel, wenngleich auch bei ihm Vorsicht geboten ist. Notorische Lauthörer sollten deswegen ihre gewohnten Einstellungen modifizieren. Oder sich nach einem anderen Lautsprecher umhören, wenngleich ihnen dann die feine Höhenwiedergabe des insoweit auf Oberklassen-Niveau spielenden ESI entgeht.

Fazit

Mit den Monitoren uniK 05 und 08 hat ESI zwei überzeugende Neuzugänge im Programm: Beide Lautsprecher überzeugen in puncto Gesamtabstimmung, Raumabbildung, Impulsverhalten und Auflösung, der Kleine macht sich hervorragend als Desktop-Monitor, der Große wetteifert selbstsicher mit anderen Nahfeld-Monitoren fürs Studio und ist damit auch für arrivierte Tonschaffende eine Empfehlung wert.  

Erschienen in Ausgabe 05/2012

Preisklasse: Mittelklasse
Preis: 249 €
Bewertung: gut – sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut