Energiebündel
Analyser-Plug-ins gibt es zuhauf – sogar gratis. Den IQ-Analyser von HOFA kostet zwar Geld, dafür bietet er aber auch Innovatives.
Von Jacob Richter
Ein halbes Jahr nach ihrem Erstlingswerk, dem IQ-EQ Equalizer, stellt die HOFA (House of Audio) jetzt ihr zweites Plug-in vor, den IQ-Analyser. Dabei handelt es sich um einen Audio-Analyser, wie es ihn in grundlegender Form in den meisten Sequenzern beziehungsweise DAW-Anwendungen gibt. Allerdings unterscheidet sich der IQ-Analyser in einem entscheidenden Punkt von den meisten – auch vergleichsweise hochpreisigen Analyser-Plug-ins: Die sogenannte Energy-Kurve, eine HOFA-eigene Entwicklung, zeigt die Energieverteilung über die Gesamtlänge einer Audio-Aufnahme in einer separaten Frequenzkurve an und geht nicht nur von der lautesten Stelle aus. Damit kann der Anwender ablesen, welche Frequenzbereiche im Gesamtdurchschnitt besonders präsent sind. Damit soll der IQ-Analyser laut HOFA auch teuren Spezialisten überlegen sein und bei der Realisierung von ausgewogeneren Mischungen und Masterings besonders hilfreich sein. Der IQ-Analyser kostet knapp 90 Euro und ist im HOFA-Shop (http://hofa-plugins. de/pages/start_de/plugins.php) als Download erhältlich. Interessierte können auch eine zeitbegrenzt voll funktionsfähige Demoversion herunterladen. Unterstützt werden die Plug-in Schnittstellen VST und AU, das Plug-in läuft auf PC und Mac, jeweils auf 32 und 64 Bit- Systemen. Wir testen das Plug-in auf einem MacBook Pro mit 2Ghz QuadCore- Prozessor und 4GB RAM unter Pro Logic 9. Die Installation gelingt problemlos, nach Erwerb der Lizenzdatei kann man sofort loslegen.
HOFA hat aus der vorangegangen Kritik am IQ-EQ gelernt (siehe Test in Ausgabe 12/2010), denn das Fenster des IQ-Analyser ist nun frei skalierbar. Wer nur das Analyser-Fenster benötigt, kann das Peak-Loudnessmeter ausblenden, allerdings lässt sich umgekehrt das Analyser- Fenster nicht abschalten. Schön wäre auch, den Hintergrund farblich frei wählen zu können – das würde im Einzelfall die Ablesbarkeit verbessern. Ansonsten ist die Benutzeroberfläche sehr übersichtlich und alle Elemente sind via Maus bequem erreichbar. Das Analyse-Fenster zeigt wahlweise die Peak/Hold-, die RM- und Energy-Kurven. Für jede angezeigte Kurve lässt sich die Farbe über ein Farbspektrum, je nach Gusto, aussuchen. Auch die sogenannten Referenzkurven lassen sich so farblich abgrenzen. Dabei handelt es sich um vorgegebene Energy-Kurven, die von HOFA aus verschiedenen Songs erstellt wurden, die für die verschiedenen Genres recht typisch sind und sich von Alternative über Jazz, bis hin zu World-Musik erstrecken. Mit diesen Referenzkurven soll man nun noch schneller dem gewünschten Klangergebnis näher kommen oder die Lautstärkeverhältnisse innerhalb einer Produktion angleichen können. Einsteigern ist so eine gute Möglichkeit gegeben, ihren Mix genretypisch abzustimmen, Fortgeschrittene werden diese eher als gelegentliche optische Kontrolle einsetzen. Denn ein Abgleich der aktuellen Energy-Kurve einer Mischung nach dem Erscheinungsbild der Referenzkurve kann – ohne Kontrolle durchs Gehör – schnell zur Verschlimmbesserung führen. Interessanter ist da die Möglichkeit, eigene Referenzkurven zu erstellen und abzuspeichern. Das ist durchaus hilfreich, um im Rahmen eines kompletten Albums einen übergreifend gleichen (Grund-)Sound ohne akustische Ausreißer sicherzustellen. Sowohl auf der Peak/Hold-, als auch die Energy-Kurve lassen sich einzelne Spitzenpegel per Mausklick markieren, dabei werden exakt die Frequenz und die dazugehörige Signalstärke angezeigt. Ferner erkennt der IQ-Analyser automatisch die dem Mauszeiger am nächsten liegenden Peaks und Dips mit Frequenz und Signalstärke.
Um sich bei der Arbeit Zeit zu sparen, hat HOFA noch eine Drag and Drop- Funktion hinzugefügt, um einzelne Audio- Files zu analysieren. So lässt sich zum Beispiel die Audio-Datei einer E-Gitarrenspur in das Analyser-Fenster ziehen und nach kurzer Berechnungszeit zeigt der IQ-Analyser den Frequenzverlauf der Aufnahme an. Das Peak-Loudnessmeter des Analysers ist ein weiteres praxisorientiertes Hilfsmittel, wobei die Lautheitsanzeige gemäß der EBU-Norm erfolgt. Das ist vor allem hilfreich, wenn Mixes für den (öffentlich- rechtlichen) Rundfunk, der bekanntlich schon nach EBU-Norm sendet, zu erstellen sind. Die Korrelationsanzeige unterhalb des Loudness-Messers, zeigt den Korrelationsgrad im Gegensatz zu anderen Analysern in Winkelgraden im Bereich von 0 Grad bis 180 Grad an. Das wesentliche Ausstattungsmerkmal und eines der Herzstücke des IQ-Analyser ist die Energy-Kurve. Wie eingangs beschrieben mittelt sie über die Länge der Aufnahme und ist im Verhältnis zur Peak-Kurve als frequenzabhängiger „Crest-Faktor“ interpretierbar. Zunächst bekommt der Anwender eine verlässliche Analyse der Energieverteilung innerhalb einer Einzelaufnahme oder der Gesamtmischung. Hört man zum Beispiel eine störende Überhöhung im Bass- oder Tiefmittenbereich, zeigt der IQ-Analyser dem Anwender genau die Frequenz und den durchschnittlichen Pegel an. Nach unserer Testerfahrung ist diese Anzeige sehr präzise und damit ein verlässliches Hilfsmittel, um den innerhalb der Gesamtmischung problematischen Frequenzbereich gezielt mittels EQ nachzubearbeiten. Selbstverständlich ersetzt der IQ-Analyser nicht das geschulte Gehör, weswegen er zwar ein kompetentes Helferlein, aber eben keine Wunderwaffe sein kann und will, um gewissermaßen per Mausklick aus einer schlechten Mischung eine gute zu zaubern. Das rein visuelle Arbeiten, vor allem mit den Referenz- Kurven, kann im Einzelfall zu guten Ergebnissen führen, ist aber keinesfalls zu empfehlen. Insoweit sollten jedenfalls Unerfahrene auf der Hut sein. Wer allerdings richtigerweise auf sein Gehör setzt, kann mit dem IQ-Analyser durchaus Zeit sparen bei der Arbeit. Somit empfehlen wir, sich das Demo unter http://www.hofa-plugins.de bei HOFA zu bestellen und das Plug-in testhalber in den eigenen Arbeitsprozess zu integrieren.
Fazit
Der HOFA IQ-Analyser ist ein präzises Analyse-Werkzeug, das dank der fortschrittlichen Energy-Kurven und das Peak/Loudnessmeters nach EBU-Norm Mix- und Mastering-Arbeiten erleichtern und spürbar beschleunigen kann.
Erschienen in Ausgabe 09/2011
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 100 €
Bewertung: gut – sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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