Schlagschatten
Auch kleine Nahfeldmonitore wie der A 14-M des Schweizer Lautsprecherspezialisten PSI Audio schlagen mitunter große Schatten, in denen sich manch massiger Konkurrent – schneller als ihm lieb ist – wiederfindet.
Von Michael Nötges
Bereits der Test des Nahfeldmonitors A 17-M (Ausgabe 1/2009) sorgte für Begeisterung in der Redaktion von Professional audio. Die Lautsprecher zeigten sich in Bestform und sammelten nicht zuletzt aufgrund ihrer hohen Impuls- und Signaltreue fleißig Sympathiepunkte. Grund genug, mit dem A 14-M auch dem kleinsten Ableger der hierzulande noch eher unbekannten Schweizer Lautsprechermanufaktur PSI Audio auf den Zahn zu fühlen. Kennern ist Alain Roux, Inhaber und Unternehmensgründer der Firma Relec Sa, zu der auch PSI Audio gehört, bereits seit Mitte der 1970er-Jahre ein Begriff. 1975 entwickelte der Schweizer die ersten Lautsprecher und gehört heute in Fachkreisen zu den anerkannten Monitor-Spezialisten.
Die Maxime von PSI Audio ist damals wie heute, das Optimum an klanglicher Präzision zu erreichen. Das gilt auch für den kleinsten PSI-Monitor, den A 14-M. Obwohl er mit einem Stückpreis von rund 740 Euro knapp 400 Euro günstiger ist, als sein großer Bruder, der A 17-M, hat der Hersteller keinesfalls an der PSI-typischen technischen Finesse gespart und ihm sowohl das proprietäre CPR-System (Compensated Phase Response) zur analogen und frequenzabhängigen Phasenkorrektur mittels mehrerer All-Pass-Filter, als auch das AOI-System (Adaptive Output Impedance) für definiertes Ein- und Ausschwingverhalten der Membranen spendiert. Stark vereinfacht gesagt, überwacht die analoge AOI-Schaltung die Membranbewegung, analysiert sie und passt anhand der gewonnen Werte den Dämpfungsfaktor der Endstufen dynamisch an den Frequenzgang an. Das Ergebnis der beiden PSI-Spezialitäten sei eine deutlich verbesserte Detailauflösung, bessere Stereoabbildung, Ortungsschärfe und Tiefenstaffelung sowie ein optimiertes Impulsverhalten. Beim A 14-M handelt es sich, wie bei allen PSI-Monitoren, um einen aktiven Zweiwege-Bassreflex-Lautsprecher. Allerdings ist das Nesthäkchen bei einem Gewicht von insgesamt 6,2 Kilogramm kaum höher als ein DinA5-Blatt und eignet sich aufgrund seiner kompakten Bauweise besonders für platzkarge Abhörsituationen in Ü-Wagen sowie Surround-Setups oder als edler Desktop-Lautsprecher.
Der kompakte Nahfeldmonitor ist mit einer aktive Frequenzweiche – die Übergangsfrequenz liegt bei 3,5 Kilohertz – und zwei Endstufen bestückt, die für den Hoch- sowie Tiefmitteltöner 30 beziehungsweise 70 Watt an Dauerleistung bereitstellen. Das kompakte Gehäuse aus MDF ist mit weinrotem Lack überzogen, wobei der dezente Metallic-Look das etwas nüchterne Äußere geschmackvoll aufwertet. Die Gehäusefertigung hat PSI Audio nach Sainte-Croix, einer kleinen Gemeinde im Juragebirge, verlagert. Entwicklung, Montage und das elektronische Design finden im Hauptquartier in Yverdon statt. Zur Installation des A 14-M ist ein Montagebügel an den Seiten des Gehäuses verschraubt. Weist er nach oben, dient er der hängenden Installation, klappt man ihn unter den Gehäuseboden, bestimmt er den Neigungswinkel zur Aufstellung der Monitore auf Meter-Bridge oder Desktop – eine einfache wie gleichzeitig clevere und praxisnahe Lösung.
Der Kalottenhochtöner des A 14-M stammt vom französischen Hersteller AAC. Damit schlägt der Kleine von PSI Audio etwas aus der Art. Ansonsten setzt der Hersteller auf selbstentwickelte Spezialanfertigungen, die von der taiwanesischen Firma Ly Yuan Electronics gefertigt werden. Der Referenzmonitor A 25-M ist sogar mit handgefertigten und penibel optimierten Hochtönern aus eigenem Hause bestückt. Anyway, die Gewebekalotte des Hochtöners sitzt jedenfalls hinter einem Schaumstoffschutz verborgen, inmitten des schallführenden Wave Guides. Ein robustes Schutzgitter bewahrt die Gewebemembran des Tiefmitteltöners vor versehentlichen Beschädigungen im mobilen Einsatz.
Die Bassreflexöffnung befindet sich als schmaler Spalt auf der Vorderseite, was für eine wandnahe Aufstellung ohne klangliche Verfälschungen von Vorteil ist. Von Vorteil ist in solchen Fällen außerdem der von vorne erreichbare Regler zur stufenlose Anpassung der Eingangsempfindlichkeit (-8 bis 0 dBu), der ansonsten nach der Installation nicht mehr erreichbar wäre. Eine grüne LED informiert über die Betriebsbereitschaft. Bei drohender Überlastung der Elektronik blinkt selbige zunächst rot und signalisiert damit den Einsatz des integrierten Limiters. Leuchtet sie durchgängig rot, gilt es die Eingangsempfindlichkeit zu senken. Die Elektronik ist überlastet.
Auf der Rückseite finden sich lediglich der XLR-Eingang, sowie ein Trim-Poti zur fließenden Kalibrierung des Roll-Off-Filters. Dieser dient zur Absenkung des Bassbereichs unterhalb 100 Hertz um maximal 10 Dezibel. Wichtig ist der Roll-Off zur optimalen Anpassung des Systems an einen Subwoofer, oder um den Tieftonbereich an den Raum anzupassen, wenn die Monitore direkt an einer Wand oder in einer Ecke platziert sind.
Im Hör und Praxistest von Professional audio erweist sich der A 14-M als wirkliches Schätzchen. Zunächst lernen wir den praktischen Bügel zu schätzen, der sowohl bei der Desktop- als auch erhöhter Sockel-Aufstellung die Monitore optimal ausrichtet. Dann freuen wir uns über die Möglichkeit die Eingangsempfindlichkeit anzupassen, ohne hinter das Gehäuse greifen zu müssen. Somit ist in unserem Fall eine schnelle und präzise Pegelanpassung zu den zum Vergleich angeschlossenen Focal CMS 50 (3/2009) möglich.
Erster Eindruck: Der A 14-M ist klanglich unauffällig. Das ist keineswegs negativ zu verstehen, denn er überzeugt unmittelbar durch sein ausgewogenes Klangbild, das keinerlei tonale Verfälschungen aufweist. Schönfärberei liegt dem Schweizer völlig fern, vielmehr erfüllt er nüchtern und präzise seinen Job. Im Gegensatz zum CMS 50 wirkt er besonders im unteren Mittenbereich etwas schlanker und im Bass-Bereich behält er seine akkurate Wiedergabe selbst bei höheren Abhörpegeln bei. Dass der kleine Schweizer bei Frequenzen unterhalb 100 Hertz (siehe Frequenzgang) an seine Grenzen stößt, kann ihm beim besten Willen nicht vorgehalten werden. Für ein wirkliches Full-Range-System empfiehlt sich daher ganz einfach der passende Subwoofer wie beispielsweise der A 225-M von PSI Audio. Aber auch ohne, weiß der A 14-M zu gefallen. Vor allem sein sehr gutes Impulsverhalten und die breitbandige Auflösung führen zu präziser Stereoabbildung mit sehr guter Ortungsschärfe. Sowohl die Phantommitte, und zwar ganz unabhängig vom vorliegenden Programmmaterial, als auch die einzelnen Instrumente sind zielsicher auszumachen und führen zu einer sehr gelungen Raumdarstellung und exakter Tiefenstaffelung. Dabei erweist sich der unauffällige Charakter als echte Stärke, treten die Monitore in den Hintergrund, sodass sich der Klang – vorausgesetzt der Sweetspot wird nicht verlassen – von den Lautsprechern löst. Unauffällig heißt auch, dass sich der A 14-M als neutrales Werkzeug entpuppt, das sich beim Test-Mischen eines Tracks zur Aufdeckung von Schönheitsfehlern, zur Anpassung von Hallräumen und für Effekteinstellungen empfiehlt. Die genaue Positionierung der Instrumente im Stereopanorama gelingt ohne Probleme und die Gegenprobe mit den KRK Exposé 8 (Ausgabe 8/2007) beweist, dass sich unterm Strich vorzüglich mit dem A 14-M arbeiten lässt.
Fazit
Der A 14-M ist im besten Sinn ein unauffälliger Nahfeldmonitor. Klanglich ausgewogen, mit hoher Detailauflösung, sehr gutem Impulsverhalten und präziser Ortungsschärfe, entpuppt sich der Alpenzwerg als nüchternes Abhör-Werkzeug, das sich besonders für Surround-Setups, Ü-Wagen oder beengte Studioumgebungen empfiehlt. Rund 730 Euro pro Stück ist ein stolzer aber aufgrund des hohen Qualitätsniveaus durchaus fairer Preis.
Erschienen in Ausgabe 04/2009
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 738 €
Bewertung: gut – sehr gut
Preis/Leistung: gut – sehr gut
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