Schnäppchen to go
Ein vielseitig einsetzbares Richtrohrmikrofon der Firma RØDE tritt in der Gewichtsklasse „Leichtgewicht“ zum Test an. Ein Mikrofon, das professionelle Rundfunkqualität verspricht und in der Anwendung für das mobile Umfeld geeignet sein soll. Wie sich das Mikrofon zur Ergänzung von Videoaufzeichnungen im Kamerabetrieb verhält und die mobile sowie stationäre Anwendung am Smartphone und Computer meistert, hat Autor Jim Taubitz für uns herausgefunden.
Von Jim Taubitz

Mit einer Länge von gerade einmal 120 Millimetern und einem Gewicht von 89 Gramm wird deutlich, warum wir es hier mit einem Leichtgewicht zu tun haben, das den Beinamen „GO“ verdient. Perfekt für unterwegs, da es sich platzsparend verstauen und sich dezent in das Equipment einbetten lässt.
Das Wandlerprinzip des VideoMic GO II fällt in die Kategorie Elektret-Kondensator-Mikrofon und bietet als Richtcharakteristik die Superniere. Aufgrund der Gehäusebauform haben wir es mit einem Richtrohrmikrofon zu tun. Das Mikrofon zeichnet sich zudem durch ein sehr geringes Eigenrauschen aus (15 dBA) und verträgt einen maximalen Schalldruck von 110 dB SPL bei einem Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz.
Darüber hinaus versteckt sich ein integriertes Audiointerface im Aluminiumgehäuse. Neben der analogen 3,5-mm-TRS-Klinke-Steckverbindung kann man das Mikrofon also auch fix als USB-Mikrofon umfunktionieren und Aufnahmen in 48 kHz/24 Bit realisieren, vorausgesetzt man ist im Besitz eines USB-C-Kabels, da dies nicht im Lieferumfang enthalten ist.
Neben dem Mikrofon fallen mir weiter die RØDE SM8-R Mikrofonklemme, ein Windschutz und ein 3,5-mm-TRS Klinke Kabel in den Schoß. Zur weiteren Ausstattung bietet RØDE verschiedene Software gratis zum Download an. Diese lässt sich einmal auf dem PC sowie Mac oder als App auf dem Smartphone und Tablet installieren – kompatibel für iOS und Android. Die Software bietet Zugriff auf die Funktionen Input Gain, Monitoring, High Pass Filter, Pad-Schaltung und einen High Frequency Boost.
Ein besonderes Feature ist die 3,5-mm-Klinke-Buchse. Nutzt man das Mikrofon im USB-Modus, so kann man den analogen Output für den Anschluss von Kopfhörern verwenden. Eine Batterie oder einen Akku sucht man vergebens, das VideoMic GO II wird vom passenden Endgerät mit Strom versorgt – praktisch!
Anwendung
RØDE selbst schreibt „einfach anschließen und loslegen“ und da kann ich nur zustimmen. Einmal ausgepackt erklärt sich das Mikrofon von selbst. Die mitgelieferte Mikrofonklemme SM8-R trägt das Mikrofon stabil und ermöglicht, es auf klassische Mikrofonstative, Tonangeln, Tripods oder direkt auf die Kamera zu montieren. Die SM8-R-Halterung bietet als kleines Extra eine Sliderfunktion; so kann man nachträglich die Mikrofonposition verändern, ohne die Kamera zu verstellen. Weiter bietet die SM8-R-Halterung eine Möglichkeit, überflüssiges Kabel dezent auf der Klemme aufgewickelt zu verstauen. Daneben sieht die Klemme in ihrer rot-schwarzen Erscheinung gar nicht mal so schlecht aus und wirkt äußerst stabil.
Das mitgelieferte 3,5-mm-TRS-Klinke-Kabel verbindet das Mikrofon mit der Kamera oder dem Smartphone und macht es möglich, direkt mit der Aufnahme zu beginnen. Möchte man allerdings die USB-Schnittstelle benutzen, benötigt man – wie eingangs erwähnt – ein USB-C-Kabel. Hat man eines zur Hand, kann man hier dann auch „einfach loslegen“. Nachdem ich mir im Apple Store (alternativ Android Playstore) die RØDE REPORTER App installiert habe, konnte ich das VideoMic GO II problemlos mit meinem iPhone betreiben.
Keine Schalter – Bedienung via App oder Computer. Am Mikrofon selber kann man weder Pegel noch Filter einstellen, dafür gibt es die Software. Diese ist ausgesprochen gut programmiert und kommt sehr benutzerfreundlich daher. Schnell war das Mikrofon eingepegelt und einen Trittschallfilter (High-Pass-Filter) habe ich auch noch zur Sicherheit eingeschaltet. Das Monitoring am Smartphone oder Tablet geschieht im USB-Betrieb über die 3,5-mm-Klinke-Buchse. Diese dient nun als Output für Kopfhörer. Das Input-Monitoring lässt sich bequem über die App steuern. Weiter findet sich in der Software oder App ein zweistufiger High-Pass-Filter. Je nach Aufnahmeumgebung lässt sich der Filter bei 75 Hz oder 150 Hz schalten. Diese Funktion ist ausgesprochen hilfreich, um Trittschall bzw. tieffrequente Frequenzanteile in ihrer Intensität abzusenken. Zudem gibt es noch einen -20 dB Pad-Schalter mit dazu, um in sehr lautstarken Aufnahmesituationen verzerrungsfrei arbeiten zu können.
Beim Einsatz des Windschutzes könnte es sein, dass wichtige Höhenanteile verlorengehen. Ist dies der Fall, so kann man einen High Frequency Boost aktivieren – definitiv mein Lieblingsfeature. Hier haben wir es mit einem Equalizer zu tun, der die hohen Frequenzen mithilfe eines Shelving-Filters leicht anhebt und wieder zu einem ausgewogenen Klangbild führt.
Im Folgenden will ich das VideoMic GO II noch mit dem Rechner verbinden. Auch hier bedarf es einer Software, die RØDE dankenswerterweise kostenlos zur Verfügung stellt. Die RØDE CONNECT Software läuft unter Windows und Mac. Sie stellt eine Stand-alone-DAW dar und ist ideal für Podcast- und Livestreaming-Anwendungen. Will man das VideoMic GO II in seiner DAW des Vertrauens nutzen, so sollte man die RØDE CENTRAL Software installieren, um das Mikrofon zu konfigurieren. Bei beiden Anwendungen bin ich auf keinerlei Probleme gestoßen, die Steuerung funktionierte im Test einwandfrei und hält was sie verspricht.
Audioqualität
Die Qualität der analogen Aufzeichnung ist bemerkenswert gut. Beim Betrieb im USB-Modus nehme ich keine signifikanten Unterschiede wahr und kann auch vorweg einschieben, dass sich das VideoMic GO II auch hervorragend als USB-Mikrofon nutzen lässt.
Richtet man das Mikrofon auf eine ausgewählte Schallquelle, so fängt es diese wunderbar ein. Nebengeräusche, seitlich oder rückwärtig einfallender Schall werden fast nicht aufgezeichnet. Bei dem „kurzen“ Richtrohr, welches das RØDE VideoMic GO II bietet, hätte ich tatsächlich mit einem anderen Ergebnis gerechnet.
Die Aufnahmen klingen überraschend voll und bringen eine besondere Wärme mit. Daneben wirken Stimmaufzeichnungen sehr klar und nicht zu scharf. Beim Einsatz des Windschutzes im Freifeld ist der High Frequency Boost sehr zu empfehlen. Dieser wirkt der Dämpfung des Windschutzes im hohen Frequenzbereich entgegen.
Daneben ist das Mikrofon äußerst rauscharm und arbeitet verzerrungsfrei bei Schalldrücken bis zu 110 dB. Bei einer lauteren Umgebung schafft die PAD-Schaltung weitere 20 dB Headroom ohne merklich Rauschen hinzuzufügen. Ich habe es weder bei Videoaufzeichnungen noch am Smartphone geschafft, das Mikrofon zum Verzerren zu bringen – vorausgesetzt, der Eingangspegel stimmt! Es reagiert sehr ausgewogen auf Gespräche in der Podcastsimulation und eignet sich so wunderbar für Interviewaufzeichnungen im Kamerabetrieb.
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