Kult-Kompressor 2.0

Der FairComp 670 ist der Nachbau des sagenumwobenen Fairchild 670 Röhren-Kompressors und besitzt alle Vorzüge eines aufwändig hergestellten Hardware-Geräts.

Von Harald Wittig 

Wenn Sie spontan ein Vintage-Studiogerät nennen müssten, das echten Legendenstatus hat und von dem jeder, der sich mit Aufnahmetechnik befasst, zumindest mal gehört oder gelesen hat – was fiele Ihnen ein? Vielleicht das Röhrenmikrofon Telefunken Ela M251? Eventuell ein A-Range-Mischpult von Trident? Womöglich eine EMT 140 Hallplatte? Mit einiger, sehr hoher Wahrscheinlichkeit werden Sie vermutlich den zweikanaligen Fairchild 670 Röhrenkompressor nennen, denn dieses Gerät ist echter Studiotechnik-Kult. Er gilt er als der „Heilige Gral“ in puncto Dynamikbearbeitung – bei den Mikrofonen dürfen sich Ela M251 und AKG C12 mit diesem Titel schmücken – und gut erhaltene Originale werden zu horrenden Preisen von 30.000 Dollar und mehr gehandelt.Davon abgesehen, dass es eher unwahrscheinlich ist, überhaupt einen gut Fairchild 670 zu finden, sind nur die wenigsten Tonschaffenden bereit und in der Lage, soviel Geld für ein auch noch vergleichsweise wartungsintensives Gerät auszugeben. Da trifft es sich, dass der mittelfränkische Hersteller Mode Machines, bis dato bekannt für seine selbstentwickelten Analogsynthesizer, seit Kurzem eine originalgetreue Replik des Fairchild 670 unter dem Namen FairComp 670 anbietet. Mit fast 15.000 Euro ruft der Hersteller einen fetten Preis auf. Der ist aber, wie wir im Weiteren noch sehen werden, nicht nur in Bezug auf die Gebrauchtpreise für die Original-Fairchilds absolut angemessen.

Der FairComp 670 eröffnet nach dem Plan von Mode Machines-Chef Michael Thorpe eine neue Pro Audio-Serie, die legendäre analoge Studiotechnik wieder aufleben lassen soll. Der Kompressor stellt grundsätzlich eine originalgetreue Replik des Fairchild 670 dar, es gibt allerdings kleine, durchaus sinnvolle und praktische Modifikationen gegenüber dem erstmals im Jahre 1959 präsentierten Vorbilds. Der FairComp 670 wird in Deutschland, um genau zu sein bei dem Berliner Unternehmen TIGRIS Elektronik, das auf die Entwicklung und Herstellung hochwertiger elektronisches Baugruppen spezialisiert ist, nach den Vorgaben von Mode Machines gefertigt. Der Kompressor wird von Hand gebaut, wobei aus Gründen der Kostenreduktion – immerhin handelt es sich um eine (Klein-)Serienfertigung – die Point-To-Point-Verdrahtung des Original-Kompressors durch ein modernes Platinenlayout ersetzt wurde. Michael Thorpe: „Hierzulande ist die Herstellung eines handverdrahteten Gerät wirtschaftlich gesehen Unfug. Außerdem bietet ein Platinenlayout mehr Zuverlässigkeit, was eines unserer Grundanliegen ist.“ Der FairComp 670 ist weiterhin sehr aufwändig in der Herstellung, wie das berühmte Vorbild auch, verwendet der Hersteller 20 Röhren und acht Übertrager. Dabei setzten die Macher, passend zum hohen Anspruch, den sie an sich selbst und den Nachbau stellen, auf beste Bauteile. Die Röhren kommen von der BTB Elektronik-Vertriebs GmbH, einem, nicht nur bezogen aufs Bundesgebiet, absoluten Röhrenspezialisten, der selbst auch noch Röhren entwickelt und alle gängigen Modelle führt. Nach eigenen Aussagen von BTB lagern am Firmensitz in Fürth rund eine Million Glaskolben, selbstverständlich führt BTB neben neuen Röhren der namhaften Hersteller auch die ungebrochen populären Vintage N(ew) O(ld) S(tock)-Glaskolben, bei den Röhrentypen ist alles, was denkbar ist, lieferbar. Undenkbares hat eine gewisse Lieferzeit.Dass die zwanzig Röhren, die im FairComp 670 werkeln, handselektiert sind, versteht sich eigentlich von selbst. Wir kennen kein Gerät mit Vollröhrenschaltung, das mit dem nötigen Enthusiasmus seitens der Entwickler und Hersteller konzipiert und gefertigt wird, bei dem die Bauteile nicht kritisch ausgesucht und geprüft sind. Interessanterweise haben wir bislang bei Röhrengeräten die allerwenigsten messtechischen Auffälligkeiten festgestellt. Auch der FairComp 670, macht da keine Ausnahme – dazu gleich mehr und ausführlich.Die Röhren befinden sich alle auf der Rückseite des rund 20 Kilo schweren Gerätes, die einzelnen Röhren beziehungsweise ihr Platz sind mit der Typenbezeichnung beschriftet. Aus- und Einbau sind so erheblich erleichtert, alle Glaskolben sind frei zugänglich, auch der Unerfahrene ist dank der Beschriftung stets über den zu ersetzenden Typ informiert. Die erwähnten acht Übertrager, die sich ebenfalls gut zugänglich auf der Geräterückseite dem Betrachter präsentieren, stammen von dem erfahrenen britischen Traditionshersteller Sowter Transformers, der vor allem wegen seiner Pro Audio-Übertrager hohes Ansehen genießt, sind diese doch wegen ihrer extrem geringen Verzerrungen und des niedrigen Brumms echte High End-Bauteile nach den strengen Anforderungen des Rundfunks.Aber hochwertige Komponenten sind noch kein Garant für ein technisch einwandfreies Gerät, allenfalls lässt sich vermuten, dass der FairComp 670 auch der nüchternen Überprüfung eines Messingenieurs genügt. Mit Messlabor-Leiter Diplomingenieur Ulrich Apel hat der Röhrenkompressor den richtigen Prüfer bekommen: Uli Apel ist auch bekannt als der Röhrenprofessor (siehe www.roehrenprofessor.de) und eine Autorität in Sachen Röhren-Equipment. Der Röhrenprofessor ist begeistert vom FairComop 670: „Der Kompressor ist wirklich vorbildlich gefertigt: Die Bauteile stimmen und sind anscheinend sehr akribisch angepasst und zusammengefügt worden, das beigefügte, sehr ausführliche Messprotokoll spricht nichts als die reine messtechnische Wahrheit.“ Die nicht nur Tonschaffende mit besonderer Neigung zum Technischen beeindrucken dürfte: Aus dem auf Seite 23 abgedruckten FFT-Spektrum ist alleine schon ersichtlich, dass außer den selbstverständlich gewollten Röhren-Artefakten, sprich den gerade- und ungeradzahligen Harmonischen (K2, K3, K4. K5) praktisch keine Störgeräusche auftreten. Folgerichtig sind auch Geräusch- und Fremdspannungsabstand mit hervorragenden 87,6 und 84,6 Dezibel auf dem sehr hohen Niveau, den wir von einem solchen High End-Gerät erwarten. Gleichtaktunterdrückung und Kanalgleichheit sind vorbildlich und bringen den Audio Precision-Messcomputer an seine Messgrenze. Das bedeutet: Besser geht es definitiv nicht. Der Gesamtklirrfaktor ist interessant, sind doch bis etwa 200 Hertz Verzerrungen praktisch nicht existent, während diese unterhalb 200 Hertz kontinuierlich zunehmen. Im Vergleich zu Messungen von Original-Fairchilds – Messwerte und Diagramme finden sich, mit etwas Geduld, im Zwischennetz – ist der FairComp 670 insoweit zurückhaltender als sein Vorbild, was heutzutage nur wünschenswert ist. Die Kompressorkennlinie – ebenfalls auf Seite 23 zu sehen – zeigt einen sehr weichen Verlauf der Kompression, was in Bezug auf den Klang entsprechende Erwartungen schürt – aber zum Klangverhalten des FairComp 670 erfahren Sie alles Relevante im Schlusskapitel dieses Artikels.

Der geniale Konstrukteur des Fairchild 670, der russischstämmige Ingenieur Rein Narma war ein Klangfetischist, unter anderem ein guter Freund des Gitarristen und Sound On Sound-Pioniers Les Paul und liebte vor allem klassische Musik. Als Ende der 1950er-Jahre Stereo-Aufnahmen und LPs bei Klassik-Liebhabern immer beliebter wurden, offenbarte sich den feinen Ohren Narmas, das die bislang verwendeten Kompressoren nur unzureichende Ergebnisse brachten. Folgerichtig löste er sich von den Vorgaben der vorhandenen Kompressoren – dabei handelte es sich, das sei der Vollständigkeit erwähnt, ausschließlich um Röhrengeräte – und entwickelte mit der Zielvorgabe, den bestmöglichen Kompressor zu bauen, eine völlig neue Schaltung mit den besten ihm zur Verfügung stehenden Bauteilen. Da Narma schon früh die Wichtigkeit einer besonders schnellen Ansprache seines Kompressors erkannte, baute er den Regelverstärker als leistungsstarke Gegentakt-Endstufe mit einer Ausgangsleistung im zweistelligen Wattbereich auf. Damit konnte der Erfinder ein hinreichend schnelles Umschalten der Kondensatoren im Regelpfad des Kompressors erreichen. Interessant ist auch, dass die Trioden des Typs 6386, die er für den Audio-Signalweg verwendete, ursprünglich für die automatische Anpassung der Empfindlichkeit von Funkempfängern an die Feldstärke am Empfangsort eingesetzt wurden.Der FairCommp 670 hält sich an die Vorgabe von Rein Narma, lediglich die vom Audio-Signal durchlaufenen Röhren werden mit einer stabilisierten Gleichspannung geheizt. Außerdem befinden sich einige, heutzutage relevante Regler nicht mehr im Gerät, sondern sind von außen zugänglich. Darauf werden wir noch en detail eingehen, wenn wir uns mit der grundlegenden Bedienung des FairComp 670 befassen.Die Verarbeitung des Kompressors ist über jeden Zweifel erhaben. Die Front besteht aus zwei schwarzen Platten aus gebürstetem Aluminium, die Drehregler und Drehschalter sind ebenfalls aus dem vollen Aluminium gefräst, die Beschriftung mit weißer Farbe ist sehr sauber ausgeführt. Wie es sich gehört für einen akribischen Fairchild-Nachbau, ist das Gerät sechs Höheneinheiten hochgewachsen und verlangt nach einigem Platz im Rack. So wie der Faircomb 670 auf den Bildern zu sehen ist, passt er allerdings nicht ins Standard-Rack, da bedarf es noch zusätzlicher Rack-Winkel. Das Gerät steht aber einigermaßen sicher und neigt nur leicht zum Kippen – die schweren Trafos zerren den FairComp gerne aus dem Gleichgewicht. Dass ein so teures Gerät entsprechend pfleglich behandelt und im Rack gesichert wird, versteht sich wohl von selbst.Ist der Faircomp 670 erst mal aufgestellt, muss er für den Betrieb vorbereitet werden. Das Klangverhalten des Kompressors lässt sich nach dem persönlichen Geschmack einstellen, indem die Arbeitspunkte der Triodenstufen, die vom Audio-Signal durchlaufen werden, vom Anwender festgelegt werden. Diese Einstellprozedur sei an dieser Stelle kurz beschrieben: Da der Fairchild 670 zur Dynamikbearbeitung von Stereo-Signalen entwickelt worden war, ging sein Erfinder Rein Narma davon aus, dass die beiden Zweige der Gegentakt-Triodenstufen symmetriert sind, was zu einer Minimierung der geradzahligen Harmonischen, also den Verzerrungen führt. Damit zerrt der Kompressor fast nicht mehr, allerdings bleiben ungeradzahlige Harmonische – k3, k5 und so weiter – übrig, die aber erst bei Extremeinstellungen im Praxis-Gebrauch hörbar werden können. Nachdem der Faircomp 670 mindestens eine halbe Stunde vorgeglüht hat, nehmen wir uns beispielhaft den linken Kanal vor. Alle Einstellungen sind danach einfach auf den rechten Kanal zu übertragen. Rechts neben dem VU-Meter befindet sich der LEFT-LAT METERING-Umschalter mit den Positionen BAL, ZERO, BAL. Beide BAL-Stellungen des Schalters bewirken, dass das VU-Meter die Ruheströme beider Zweige der Gegentakt-Triodenstufe anzeigt. Wenn Sie jetzt zwischen den beiden BAL-Stellungen wechseln, sollte der Zeiger des VU-Meters auf ein und derselben Zeigerstellung verharren. Ist das nicht der Fall, dann drehen sie solange am BAL-Drehregler (siehe Fotos, Seite 20 und 21), bis die identische Anzeige hergestellt ist.Nun stellen Sie den Umschalter auf ZERO, denn wir wollen jetzt das VU-Meter auf die „0“-Anzeige kalibrieren. Mit dem Drehregler ZERO bringen wir den Zeiger in die „0“-Stellung. Wir überprüfen sicherheitshalber die Gleichheit der Anzeige, indem wir wieder wie zuvor beschrieben zwischen den BAL-Stellungen hin und her schalten. Gegebenenfalls müssen wir nachjustieren. Ist das der Fall, ist das Messwerk unbedingt aufs Neue mit Hilfe der ZERO-Stellung und der ZERO-Drehreglers zu kalibrieren.Im Falle des rechten Kanals gehen Sie jetzt genauso vor und die Ruheströme sind symmetiert. Diese Einstellprozedur müssen Sie von Zeit zu Zeit wiederholen. Sollte das nicht möglich sein, muss mindestens eine der 6386-Trioden ausgetauscht werden. Ihnen steht damit also auch ein einfacher Röhren-Prüfer zur Verfügung.Spannend wird es aber, wenn Sie von der beschriebenen Standrad-Einstellung abweichen. Indem Sie eine oder beide der Triodenstufen mit einer bewussten Unsymmetrie der Ruheströme betreiben, können Sie die Klangfarbe des Faircomp 670 gezielt beeinflussen. Durch bewusstes Verstellen – strenggenommen eine Falscheinstellung – fügen Sie dem Ausgangssignal geradzahlige Harmonische – k2, k4 – hinzu. Genau die waren und sind aber begehrt und wurden schon Ende der 1950er-, erst recht ab den 1960er-Jahren von Toningenieuren gezielt provoziert. Das bedeutet auch, dass der Fairchild 670-Sound sich durchaus unterscheiden kann, zumal es bauartbedingte Klangunterschiede gibt – immerhin handelt es sich um ein Röhrengerät. Der Grundklang bleibt selbstverständlich immer gleich.

Wenn Sie sich die FairComp 670-Bilder auf diesen Seiten schon näher angesehen haben, dann ist Ihnen die eigenartige Beschriftung der beiden Metering-Umschalter aufgefallen: LEFT-LAT METERING beziehungsweise RIGHT-VERT METERING. Das bezieht sich ganz konkret auf den klassischen Schallplatten-Schnitt und das im Geburtsjahr des Fairchild 670 noch junge Verfahren zur Speicherung eines Stereo-Signals in der Schallplattenrille. Dabei muss gewährleistet sein, dass der Stichel die für eine ordnungsgemäße, möglichst klangeinbusenfreie Abtastung beim Abspielen notwendigen präzisen Modulationen ausführt. Es darf zu keinen Fehlern kommen, beispielsweise dass kanalgleiche Signale nicht wie vorgesehen streng „lateral“, das bedeutet parallel zur Plattenoberfläche, und nicht „vertikal“, also zur Plattenoberfläche senkrecht, moduliert werden. Kommt es zu Fehlschnitten, ergeben sich Klangeinbusen durch Phasenfehler, die – im Geburtsjahr des Fairchild 670 unerlässliche – Monokompatibilität der Stereo-LP ist dann nicht mehr gewährleistet.Sie ahnen es schon: Hinter den Abkürzungen LAT und VERT verbirgt sich ein spezielles Verfahren, dass Rein Narma erfand, um die Stereo-Aufnahmen für den Schallplattenschnitt so aufbereiten zu können, dass es zu keinen Modulationsfehlern kommt. In der Stellung LAT VERT arbeiten beide Kanäle des Kompressors mit demselben Kompressionsfaktor. Dieser wird aus dem Summensignal beider Stereo-Kanäle abgeleitet. Dabei werden die beiden Stereo-Kanäle zunächst zu einem Matrix Netzwerk geleitet, wo die vertikalen und lateralen Anteile des Signals getrennt und unabhängig voneinander bearbeitet werden. Eine zweite Matrix setzt die Signale wieder zusammen, am Ende gibt das Gerät ein nunmehr komprimiertes Stereo-Signal aus. Das erinnert ein wenig an die M-S-Matrix moderner Kompressoren und in der Tat ist eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden. Speziell für das Master einer stereophonen Aufnahme ist dieses LAT VERT-Verfahren selbstverständlich hochinteressant.Die Alternative wäre der LEFT RIGHT-Modus. In diesem Fall arbeiten die beiden Kanäle voneinander unabhängig. Bevor wir uns – sogleich – eingehend mit dem Klang des FairComp 670 befassen, seien noch einmal einige Besonderheiten dieses Geräts in aller Kürze erwähnt. Der Regler THRESHOLD AC stellt den Kompressionsgrad ein, wir beeinflussen also die Ratio. Die Besonderheit beim Fairchild/FairComp 670: Steht der Regler auf Rechtsanschlag, arbeitet der Kompressor als Limiter. Steht er dagegen auf Linksanschlag, arbeitet der FairComp 670 als linearer Verstärker. Damit ließe sich ein Stereo-Signal also einfach lauter machen und im Wege des analogen Summierens gezielt mit Röhrenartefakten anreichern.Der Regler THRESHOLD DC regelt den Einsatzpunkt oder den Schwellenwert, ab wann und ob überhaupt eine Kompression einsetzen soll. Nichts Außergewöhnliches also. Völlig aus dem Rahmen fällt der Regler TIME CONSTANT. Dahinter verbergen sich feste Ansprech-/Attack- und Abfall-/Release-Zeiten. Es handelt sich gewissermaßen um Presets, die auf typischerweise vorkommende musikalische Situationen abgestimmt sind. Wichtig: Der FairComp 670 kennt wie sein Vorbild keine langen Attack-Zeiten. Rein Narma wollte einen natürlichen Klang, folgerichtig sind die Attack-/Release-Kombinationen entsprechend gewählt. Alles klar? Dann wird es Zeit für die Praxis und die Klangbeschreibung des Röhrenboliden. Wir folgen dafür dem Tipp von Aurel Stellwag von Mode Machines und nehmen uns das im Rahmen des Tests des Oktava MKL-2500 (siehe Seite 48) entstandene Akustikgitarren-Duo vor. Wir haben den FairComp 607 sowohl im LAT VERT- als auch im LEFT RIGHT-Modus zur Bearbeitung des Summensignals eingesetzt – und sind schwer beeindruckt. Grundsätzlich ist der FairComp 607 ein sehr musikalischer Dynamikprozessor, der dem Signal eher dient als dass er es transformiert. Um ein Beispiels aus der feinen Küche einzubringen: Gute Köche nehmen den Wein nicht zum Ersäufen des Zutatenensembles, sondern eher zum subtilen Parfümieren, um den Geschmack abzurunden. Genauso arbeitet der FairComp 607. Klasse ist sein extrem schnelles Regelverhalten – die VU-Meter geben nur Näherungen, der Kompressor ist hörbar schneller – bei einer angenehm weichen Kompression.Wir stellen uns selbst die Aufgabe, unsere Stereo-Mischung monokompatibel zu machen, dabei wollen wir zusätzlich, dass Steelstring-Sologitarre und Flamenco-Begleitgitarre in einem ausgewogenen Dynamikverhältnis tönen. Wenn Sie zu den Anwendern gehören, die erst Werks-Presets ausprobieren und sich davon ausgehend an Ihren Klang herantasten, wird Sie der FairComp 607 eine andere Arbeitsweise lehren. Das Gerät ist nach Gehör einzustellen. Das gelingt ohne Mühe und wir benötigen nicht sehr lang, um das gewünschte Ergebnis im LAT VERT-Modus zu erzielen. Folgende Einstellungen funktionieren sehr gut: Für den LAT- und den VERT-Kanal steht INPUT GAIN jeweils auf 3, THRESHOLD AC beidesmal knapp über 2, im Falle des VERT-Kanals eher etwa auf 2,7. Den Schwellenwert/THRESHOLD DC setzen wir beide Mal auf 7, beim Zeitverhalten/TIME CONSTANT wählen wir für den LAT-Kanal 5, was einer Attack-Zeit von 0,4 Millisekunden und einer variablen Release-Zeit von zwei Sekunden für einzelne und eine von zehn Sekunden für wiederholte Pegelspitzen entspricht. Faktisch ist es so, dass der Kompressor die wirksame Zeitkonstante an die Dynamik des Signals anpasst. Eine tolle Sache, die Sie selbst hören sollten, ist das doch mit ein Grund für das sehr musikalische Regelverhalten des Fairchild/FairComp 607. Für den VERT-Kanal entscheiden wir uns stattdessen für die Schalterstellung 4. Die entspricht einer Attack-Zeit von 0,8 Millisekunden und einer Release-Zeit von fünf Sekunden. Unsere auditive Kontrolle erfolgt über den Mono-Schalter des Monitoring-Controllers – passt alles.Ebenfalls klasse Ergebnisse bringt der LEFT RIGHT-Modus, damit lässt sich der Klang auf Wunsch auch schon mal verbiegen. Aber Vorsicht ist geboten, denn allzu sorgloses Verstellen der Regler kann auch zu störenden Verzerrungen führen. Der Grundklang des FairComp 607 ist übrigens nicht etwa neutral. Das hätten Sie sicherlich auch nicht erwartet. Es ist ein feiner, angenehmer, sehr edler Röhrenschmelz, den der Kompressor über die Stereo-Summe legt. Am besten hören Sie das, wenn Sie denn Kompressor überhaupt nichts komprimieren lassen, sondern nur als linearen Verstärker einsetzen und THRESHOLD AC auf Linksanschlag bringen. Wenn Sie es jetzt noch „röhriger“ haben möchten, versuchen Sei mal den Trick mit der Unsymmetrierung, den wir bei der Beschreibung der Standard-Einstellprozedur für Balance und Nullpunkt erwähnt haben. Sie werden begeistert sein – garantiert.

Fazit

Der FairComp 607 ist bestens gefertigt, sehr teuer und klanglich grandios. Er gehört in die Kategorie „Traummaschine“, den niemand unbedingt braucht, der aber wegen seines eigenen Klangs, der auf vornehmste Art beste Röhrentechnik repräsentiert, begeistert.

Erschienen in Ausgabe 07/2013

Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 14389 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut