Klangtuning für schlappe Sampler
Gut klingende Samples kann man nie genug haben und schon gar nicht, wenn es um Sounds legendärer Instrumente geht. Denn meistens sind diese schon vergriffen oder kommen zu teuer. Eine preisgünstige Alternative bietet Ultimate Soundbank jetzt mit drei Libraries der so genannten UVI-Soundcard Serie.
Von Georg Berger
Die neu geschaffene UVI Soundcard-Serie von Ultimate Soundbank liefert in erster Linie reichhaltiges Klangfutter für das jüngst von den Franzosen veröffentlichte virtuelle Sample-Flaggschiff Plugsound Pro, Test in Heft 1/2007. Darüber hinaus lassen sie sich aber auch problemlos in Motus „Mach Five“ Sampler importieren, der mit ähnlichen Eingriffsmöglichkeiten und der gleichen Engine wie sein französischer Mitbewerber ausgestattet ist und es sogar erlaubt, unterschiedliche Formate zu importieren.
Die ersten drei von mittlerweile fünf erhältlichen Produkten wollen wir dabei einem kritischen Test unterziehen: Retro Organs bietet für knapp 100 Euro eine Vielzahl an Hammond-Orgel-Klängen. Die Synth Anthology Library stellt die Klänge legendärer Synthesizer, angefangen vom Minimoog bis hin zum Waldorf Q, in ihren Mittelpunkt. Drittes Produkt im Bunde ist die Xtreme FX Library, die, genau wie die Synth Anthology, für knapp 150 Euro erhältlich ist. Außer O-Tönen unterschiedlicher Herkunft finden sich auf ihr synthetisch produzierte Effektklänge, die nicht nur zur Nachvertonung in Film und Hörspiel dienen, sondern auch für musikalische Zwecke ge-eignet sind.
Was sich so neu anhört, ist jedoch vom Inhalt her ein alter Hut. Denn die gleichen Sounds hat Ultimate Soundbank bereits schon vor cirka drei Jahren mit den Produkten Charlie, Ultra Focus und Xtreme FX auf den Markt gebracht, die allerdings seit der Einführung von Plugsound Pro nicht mehr erhältlich sind. Unterschied zwischen damals und heute: Die Vorgänger-Produkte der UVI Soundcards enthielten eine Sample-Abspielsoftware mit umfangreichen Eingriffsmöglichkeiten in den Klang, die an den Funktionsumfang von Plugsound Pro er-innern und mit Verkaufspreisen zwischen 350 und 400 Euro deutlich teurer kamen als die neuen Versionen. Die UVI Soundcards enthalten stattdessen jetzt nur noch den eigentlichen Sample-Content. Als Dreingabe findet sich im Lieferumfang mit dem UVI Sample-Player jedoch eine zwar kostenlose, aber in ihren Funktionen deutlich eingeschränkte Abspiel-Software, womit Soundcards auch für einen breiten Kreis von Anwendern interessant wird.
Der für Mac OSX und Windows-PC taugliche, einfach und intuitiv zu bedienende Sample-Player lässt sich wahlweise Stand-alone oder als Plug-in über die Schnittstellen VST, AU, DXi, RTAS oder MAS ansteuern. Er gestattet lediglich das Spielen von einem Preset, das Hinzuschalten von maximal vier nicht editierbaren Effekten und enthält Funktionen zum Handling von Loops. Bei Einsatz des UVI-Players muss man also notgedrungen mit den Presets leben. Das Layern von Sounds, Änderungen der Filter, Hüllkurven, LFOs, Effekte oder etwa das Abschalten des Glide-Effekts sind ausschließlich in Plugsound Pro und Mach Five möglich. Ultimate Soundbank konzentriert sich damit voll auf Plugsound Pro als zentrales Instrument, um das herum sich künftig sämtliche anderen Produkte versammeln. Konsequenz: Wer beim Einsatz der Soundcards über den UVI-Player hinsichtlich Klanggestaltung unzufrieden ist, sollte über kurz oder lang auf Plugsound Pro umstellen, was jedoch mit cirka 350 Euro noch einmal zu Buche schlägt. Die Alternative Mach Five ist noch cirka 50 Euro teurer.
Unabhängig von diesen Rahmenbedingungen gefallen die drei Produkte beim Ersteindruck auf Anhieb: Alle drei Libraries warten mit einem exzellenten Grundklang auf. So haben die Sound-Designer beispielsweise Begleiterscheinungen wie etwa Rauschen oder andere Störgeräusche, die oftmals bei älteren Synthesizern zu hören sind, erfolgreich herausgefiltert. Sämtlichen Sounds wohnt so etwas wie ein Highend-Glanz in-ne.
Im Mittelpunkt unseres ersten Testkandidaten, der drei Gigabyte großen Retro Organs Soundcard, steht der Klang einer Ham-mond C3 Orgel, die auf dem Großteil der über 850 Presets in vielfältigen Variationen zu hören ist. Eher als Dreingabe finden sich in einer Bonus-Abteilung auch noch Klänge der Hammond M100 und von einigen Orgeln der italienischen Firma Elka. Die Library ist dabei in die fünf Hauptkategorien Wheel to Rotor Sound, Classic Retro Organ, Drawbars, Bonus Retro Organ und FX & Textures unterteilt. Innerhalb jedes Hauptordners verzweigen sich schließlich weitere Unterordner. Bemerkenswert: Der FX & Textures Ordner enthält unterschiedliche Nebengeräusche der Orgel. Es finden sich unter anderem Klänge wie das Klicken von Schaltern, das knat-ternde Rast-Geräusch beim Betätigen der Zugriegel und natürlich das Rotier-Geräusch des Leslie-Kabinetts. Durch das Zusammenmischen von Effekt- und eigentlichem Orgelklang lässt sich so ein authentischer Vintage-Live-Effekt herstellen.
Das Highlight der Library sind jedoch die unterschiedlichen Aufnahmeverfahren der Töne. In separaten Unterordnern, zu-meist in den Kategorien Classic Retro Organ und Drawbars abgelegt, finden sich Sounds, die nicht nur mit dem obligatorischen Leslie-Kabinett gesamplet wurden. Weitere Unterordner der Leslie-Abteilung enthalten sogar Presets, die den Klang des Lautsprechers mit unterschiedlichen Mikrofonen wie etwa einem AKG C414 oder einem Neumann U67 eingefangen haben. Darüber hinaus gibt es Presets, die über einen normalen Gitarren-Verstärker, teils clean, teils mit unterschiedlichen Verzerrungen aufgenommen sind. Schließlich enthält die Library als dritte Variation Sounds, die ohne zusätzlichen Verstärker direkt vom Instrument abgegriffen wurden. Die Leslie-Presets warten mit den charakteristischen Schwebungen und Phasenauslöschungen auf und bieten ein volles Klangbild mit einer wohlig-warmen Betonung im Mittenbereich. So kennt man den Klang einer Hammond-Orgel.
Die Gitarren-Amp-Klänge sind in ihrem Frequenzgang da schon eindeutig eingeengter. Der Bass-Bereich wirkt unterrepräsentiert und eine deutliche Überbetonung im Mittenbereich ist hörbar, was den Sounds Schärfe verleiht. Der so beschnittene Grundklang eignet sich hervorragend, um in dichten Arrangements seinen gut ortbaren Platz zu finden. Gerade die verzerrten Presets überraschen durch einen eigenständigen und profilierten Charakter. Die Sounds der direkt vom Instrument abgenommenen Orgelklänge wirken hingegen nüchtern, analytisch und überzeugen durch ein ausgewogenes und neutrales Klangbild. Sie eignen sich bestens für die nachträgliche Bearbeitung mit Effekten, was mit den Leslie-Sounds unter Umständen nicht ohne weiteres machbar ist.
Darüber hinaus verfügt die Library über Presets mit weiteren Klang formenden Spieltechniken und Effekten. So finden sich Klänge mit Vibrato, sowie Percussion-Sounds, also nur ganz kurze, staccatohafte Klänge. Eine eigene Abteilung enthält schließlich Samples, die sich den Klängen der Fußpedale wid-men und die sich jeweils im Bereich einer Oktave spielen lassen. Besonders gut gefallen haben uns die so genannten Wheel-Sounds. Durch Betätigung des Modulations-Rads am Keyboard erlauben sie ein nahtloses Überblenden zwischen zwei unterschiedlichen Klangspektren.
Bei allem Lob darf allerdings ein herber Kritikpunkt nicht unerwähnt bleiben: Zwar enthält Retro Organs eine aussagekräftige Dokumentation über die Produktion der Library. Doch eine detaillierte Auflistung der einzelnen Presets, die darüber hinaus auch Auskunft über die Einstellungen des Instrumentes gibt, etwa die Einstellung der Fußlagen mit den Zugriegeln, sucht man vergeblich. Einziger Anlaufpunkt ist der Sound-Browser im Computer. Sprechende Preset-Namen wie etwa „Look at me“ oder „Did you see it“ helfen jedoch bei der gezielten Suche nach einer entsprechenden Klangfarbe nur wenig weiter. Aufgrund dieses Mangels werden da nicht nur Hammond-Orgel Experten im Ungewissen gelassen. Zur Ehrenrettung ist jedoch zu vermerken, dass die Preset-Namen im Drawbars-Ordner – er enthält die meisten Klänge der Library – durch eine neunstellige Ziffernfolge schließlich doch noch verwertbare Informationen bezüglich der Zugriegel-Einstellungen mit sich tragen. Die Zahlen geben dabei wenigstens Auskunft in welcher Stellung sich jeder Zugriegel befindet.
Alles in allem verfügt Retro Organs über ein reichhaltig und akribisch zusammengestelltes Repertoire an Orgelklängen und verdeutlicht bildhaft, wie viel Potenzial in einem Instrument stecken kann. Sicherlich enthalten die Presets nicht alle denkbaren Klangkombinationen. Wer aber jenseits von Plug-in Emulationen den authentischen Klang einer Hammond-Orgel einsetzen will, findet mit den Retro Organs das passende Werk-zeug.
Willkommen im klingenden Synthesizer-Museum könnte der Untertitel der Synth Anthology Soundcard lauten. Die knapp neun Gigabyte große Sample-Library enthält über 2.000 Presets, die den Großteil der unterschiedlichen Klangsynthese-Verfahren der Synthesizer-Geschichte enthalten. Von klassi-scher analoger (subtraktiver) Synthese, über Frequenzmodulation und Wavetables, bis hin zu Vector-, additiver-, PCM-Synthese und sogar virtuell analogen Modellings reicht die Palette der Klangerzeugung. Sounds legendärer Vertreter, etwa aus den Häusern Korg, Moog, Oberheim, PPG, Roland, Sequential Circuits, Waldorf oder Yamaha sind in einer übersichtlich angeordneten Ordnerstruktur im Soundbrowser der Abspiel-Software abgelegt. Auf der obersten Ebene finden sich insgesamt elf Ordner, die streng sortiert nach den Synthese-Verfahren die Presets enthalten. Ausnahmen bilden der Ultra Focus-Ordner, der eine Auswahl an mächtigen Stack-Sounds unterschiedlicher Herkunft enthält, sowie ein Bonusordner, der die Klänge eher exotischer und nicht ganz so erfolgreicher Instrumente wie Casio CZ-Serie, Korg DW 8000, Mellotron und nicht näher benannter String-Ensembles enthält.
Im Vergleich zu allen anderen Sounds klingen die Presets der Bonusabteilung recht billig oder vermögen in Sachen Druck und Wärme nicht ganz mitzuhalten. Hier wird eindeutig einer gewissen Trash-Ästhetik gefrönt. Im Umkehrschluss bestechen sie aber gerade deswegen durch Individualität und bereichern das Repertoire. Zu erwähnen sind schließlich noch zwei Ordner, die so genannte Chordsounds, sowie die Rohwellenformen der verwendeten Synthesizer enthalten. Die einzelnen Synthese-Hauptordner teilen sich schließlich in maximal 16 Unterordner auf, die die Presets noch einmal sinnvoll nach Klangfarben und -charakter unterteilen. So finden sich standardmäßige Klänge unter anderem in den Ordnern für Strings, Bläser, Bass, Orgel und Solo-Sounds.
Synth Anthology wartet aber auch mit einer Vielzahl an beeindruckenden Klangtexturen auf, die sich in Ordnern wie Musical & Strange und Ethereal & Atmosphere finden. Die Sortierung der Presets nach Synthese und Klangfarbe erlaubt ein gezieltes und schnelles Auffinden von passenden Sounds. Ein zusätzliches Bedienungsplus findet sich im elften, Categories genannten, Hauptordner: Er enthält ebenfalls die oben erwähnten Klangfarben-Unterordner in denen sich aber jetzt sämtliche Presets der einzelnen Synthese-Hauptordner gemeinsam befinden. Diese zusätzliche Option erlaubt somit einen noch schnelleren Zugriff auf bestimmte Klangfarben.
Genau wie bei der Retro Organ Soundcard fehlt auch der Synth Anthology eine detaillierte Auflistung der enthaltenen Presets. Doch aufgrund der vorbildlichen Datei-Organisation ist dieser Mangel durchaus zu verschmerzen. In einigen Preset-Namen verweisen zusätzliche Buchstabenkürzel auf das verwendete Instrument. Zusätze wie unter anderem WS, M-one, P5 oder JP vermitteln dem Kenner, dass eine Wavestation und M1 von Korg, ein Prophet 5 und ein Roland Jupiter-Synthesizer am Werk waren. Solche Namenskürzel wären bei jedem Preset eine Hilfe. Noch besser wäre aber auch hier eine detaillierte Dokumentation.
Das Repertoire von Synth Anthology offeriert eine große Palette unterschiedlicher und charakteristischer Klangfarben, die für fast jeden musikalischen Einsatzzweck geeignet sind. Techno- und Dancefloor-Jünger werden jedoch eher enttäuscht sein. Denn das Repertoire des klingenden Synthesizer-Museums wendet sich mehr an Musikschaffende aus den Bereichen Rock, Pop und süßlicher elektronischer Musik à la Klaus Schulze oder Gandalf.
Das Spektrum fängt an mit wohlig-warm und fett klingenden analogen Sounds. Es geht weiter zu crispen höhenreichen Klangtexturen mit unharmonischen Obertonspektren wie bei der Frequenzmodulation oder Wavetable-Synthese und reicht bis hin zu lebendigen Klängen mit flirrenden und klingelnden Teil-spektren wie etwa bei der Vector-, additiven oder PCM-Synthese. Die Palette umfasst von eher subtilen hauchzarten Sounds bis hin zu mächtigen und pathetischen Bombastklängen mit einer entsprechend expressiven Dramatik, die sich zumeist in den Atmosphere- und Strange-Ordnern finden, ein nahezu unerschöpfliches Repertoire. Innerhalb jeder Synthese-Art sind in unterschiedlich großer Zahl auch immer wieder die erwar-tungsgemäß klingenden üblichen Standard-Sounds wie etwa Streicher, Bläser oder Bässe enthalten.
Angenehm fällt auf, dass die Designer beim Erstellen der Presets zum Großteil eigenständig klingende Sounds aufgenommen haben und sich nicht auf das Einfangen von Werkspresets konzentriert haben. Synth Anthology besitzt somit eine ausgewogene Balance zwischen Hausmannskost und Fünf-Gänge-Menü. Die klanglichen Eigenheiten der einzelnen Syntheseformen treten beim Test vor allem zwischen analoger Klangerzeugung, Frequenzmodulation und der sample-basierten PCM-Synthese deutlich hervor. Aufgrund der exzellenten Klangqualität der Library verschwimmen allerdings die Grenzen zwischen Vector-, Wavetable- und PCM-Synthese ein wenig.
Der Umgang mit den Presets und die enorme Auswahlmöglichkeit an Sounds wirken inspirierend und bieten ein kreativ einsetzbares Klangarsenal. Besitzer von Plugsound Pro und Mach Five können auf Basis der Rohwellenformen in Verbindung mit den Möglichkeiten der integrierten Klangbear-beitung ihre Sampler sogar als Synthesizer umwidmen. Wer über eine möglichst umfangreiche Palette musikalisch sinnvoller und einsetzbarer Klangfarben verfügen möchte, ist mit Synth Anthology bestens beraten. Die einzigen negativen Punkte, abseits der fehlenden Dokumentation, finden sich in hörbaren Loop-Punkten bei einigen Klängen, was aber verschmerzbar ist, solange sie nicht solo eingesetzt werden. Schwerer wiegt da unserer Meinung die Tatsache, dass einige Sounds mit Effekt, vornehmlich mit Hall, gesamplet wurden, was sie zwar aufwertet und schönt, aber ihren Einsatz etwa in einem Arrangement mit fest vorgegebenem Hallraum unter Umständen verhindert, da sie zu verwaschen klingen könnten. Das hätte nicht sein müssen. Alles in allem hinterlässt die Synth Anthology beim Test aber einen überaus zufriedenstellenden Eindruck.
Der dritte Testkandidat, die UVI Soundcard Xtreme FX, dürfte im Gegensatz zu den beiden anderen Libraries vordergründig nur für einen kleinen Kreis von Anwendern interessant sein. Die knapp neun Gigabyte große Library enthält außer O-Tonen di-verser akustischer Ereignisse aus der realen Umwelt – etwa zur Nachvertonung von Hörspielen und Filmen ¬– eine Vielzahl an synthetisch generierten nicht tonalen Klangtexturen. Ein musi-kalischer Einsatz scheint auf den ersten Blick nur schwer vorstellbar. Doch weit gefehlt. Der Einsatz von synthetischen Effektklängen vermag so mancher farblosen Produktion das berühmte i-Tüpfelchen und gewisse Etwas zu verleihen. Viele impulsartige O-Töne wie etwa das Schlagen einer Tür, das Zerbrechen von Glas oder Pistolenschüsse können auch zur klanglichen Anreicherung von Schlagzeugspuren mitunter wahre Wunder leisten. Musikschaffende im Bereich der elektro-nisch härteren Gangart wie EBM oder Industrial, aber auch Techno-Jünger finden hier das Richtige, etwa im Ordner Human Textures, der mit einer Reihe gesprochener Satzfetzen und Wörter aufwartet.
Mit einer Gesamtzahl von rund 5.130 Presets schlägt Xtreme FX die beiden zuvor erwähnten Sound Cards in Puncto Auswahl um Längen. Und dieses Mal verdient die Soundcard höchstes Lob in Sachen Dokumentation. Außer einem pdf-Dokument, das sämtliche Presets detailliert auflistet, steht derselbe Inhalt in tabellarischer Form und gut aufbereitet auch noch als HTML- und Excel-Datei zur schnellen Suche von Presets bereit. So etwas stünde auch Retro Organs und Synth Anthology gut.
Die Ordnerstruktur der Library fällt sehr übersichtlich aus. Auf der obersten Ebene finden sich neun Hauptordner, die wiederum in weitere Unterordner verzweigen und die Presets nochmals sinnvoll sortiert aufteilen. Bemerkenswert: Außer dem Laden und Spielen einzelner Sounds über die gesamte Keyboard-Tastatur enthalten so genannte Menüpresets thematisch geordnet eine Zusammenstellung mehrerer Sounds, die sich ähnlich wie beim Spielen von Schlagzeug-Klängen über jeweils eine Taste des Keyboards ansteuern lassen.
Die Hauptordner Scenes, Natural, Urban und Foleys enthalten O-Töne und Geräusche unterschiedlicher Herkunft und decken fast jedes sattsam bekannte Umweltgeräusch ab. Der Scenes-Ordner enthält Presets mit O-Tönen, die sinnvoll sortiert nach bestimmten Situationen eine akustische Lösung bereithalten. So finden sich beispielsweise Sounds zur Untermalung von Kampfszenen oder aber Klänge, die eine Kulisse in einem Büro mit dem Klappern einer Schreibmaschine, einem klingelnden Telefon und ähnlichem erzeugen. Der Natural-Hauptordner vereint zahlreiche Laute, die in der Natur vorkommen, angefangen mit Regen-, Wind- und Meeres-Klängen, bis hin zu Tierlauten und kompletten Klangkulissen wie etwa eines Bauernhofs. Der Urban-Ordner ist ganz dem städtischen Leben verpflichtet. Akustische Szenen beispielsweise auf einem Flughafen oder an einer belebten Straße finden sich dort, sowie Motorgeräusche von Fahrzeugen. Der Ordner Foley schließlich vereint quasi als Schnittmenge der erwähnten Ordner eine weit gespannte Palette akustischer Ereignisse. Waffengeräusche und Explosionen, Kirchengeläut und unterschiedliche Klänge von Maschinen sind dort zu finden. Vielfältiges Zersplittern von Glas und das Zuschlagen von Türen, ja sogar diverse Wassergeräusche bis hin zur Klospülung bieten für fast jede akustisch zu untermalende Situation die passende Lösung.
Nachteilig bei vielen O-Tönen: Ein mehr oder weniger starker Raumanteil, beispielsweise bei einigen Kirchenglocken-Samples oder dem Zuschlagen von Türen, gibt eine feste akustisch-räumliche Positionierung des Klangs vor und schränkt mitunter die Einsatzmöglichkeiten ein. Bei der Auswahl solcher O-Töne sollte also immer ein Augenmerk auf die Kompatibilität zur akustischen Räumlichkeit innerhalb der eigenen Produktion gelegt werden.
Doch Xtreme FX hält außer realen akustischen Ereignissen auch noch eine Vielzahl elektronisch generierter Klangkulissen bereit, die sich in den Hauptordnern Atmospheres, Musical, Science Fiction und Sub & Drones finden. Die zuerst genannten Hauptordner sind erste Anlaufstellen für flächige Klangtexturen. Im Musicalordner finden sich überdies Effektklänge mit tonal definierten Grundtonhöhen, die sich musikalisch einsetzen las-sen. Das Repertoire beginnt mit eher süßlich verhaltenen Presets, die auf einem nicht allzu dissonanten Cluster in tieferen Lagen und mit hochfrequenten Klingel- und Zwitschersounds eher Harmonie und Ruhe ausstrahlen. Den Gegenpol markieren schließlich dissonante, scharf klingende Texturen, die jeden Horrorfilm oder Psycho-Thriller adeln. In der Abteilung Science Fiction tummeln sich Klänge zumeist elektronischer Natur, die als akustische Untermalung für Raumschiffe, Laserschüsse, Alienlaute und dergleichen mehr gedacht sind. Musikschaffende mit experimentellem Anspruch und Techno-Produzenten dürften dort ebenfalls ausreichend Material finden. Last, not least offeriert der Ordner Sub & Drones eine Vielzahl basslastiger Effektklänge, die beim Test einen im wahren Sinn des Wortes tiefen Eindruck hinterlassen. Die Membranen unserer ADAM S3A Monitore geraten dabei gehörig ins Flattern. Diese Klänge sind mehr physisch als akustisch spürbar und verdienen schon eher die Bezeichnung „subliminal message“. Solche Klänge hört beziehungsweise spürt man sonst nur in großen Kinosälen mit Surround-Anlage, wenn etwa eine LKW-Kolonne oder ein Raumschiff donnernd über die Leinwand vorbei ziehen.
Das gibt dem Anwender ein mächtiges Gestaltungsmittel an die Hand, auch wenn die Klänge der Xtreme FX-Library nicht täg-lich im Einsatz sein. Dafür bietet die opulente Auswahl an Presets auf lange Sicht ein ausreichendes und vielfältiges Reservoir mit erstaunlichen Klangtexturen, die auch für Musiker durchaus interessant sein dürfte.
Fazit
Die ersten drei UVI-Soundcard-Libraries bestechen mit exzellentem Klang und einer akribisch zusammengestellten Vielzahl an Klangfarben. Auf der Strecke geblieben sind dafür detaillierte Dokumentationen bei den Retro Organs und der Synth Anthology. Bis auf die Tatsache, dass einige Presets von Synth Anthology hörbare Loop-Punkte besitzen und darüber hinaus, genau wie Xtreme FX, Sounds mit gesampletem Raumanteil besitzen, gerät das Arsenal an Klängen durchweg erstklassig. Die wahre Größe der drei Klanglieferanten entfaltet sich aber erst durch die Eingriffsmöglichkeiten von Plugsound Pro oder dem Mach Five Sampler.
Erschienen in Ausgabe 03/2007
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 99 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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