Das Westentaschen-Orchester
Vor wenigen Jahren präsentierte IK Multimedia erstmals die virtuelle Orchester Sampling-Workstation Miroslav Philharmonik. Zwei Jahre später legen die Italiener jetzt mit der Classik Edition quasi eine Single Auskopplung dieses Instruments nach. Was sie kann und wo die Unterschiede liegen sagt Ihnen Professional audio Magazin.
Von Georg Berger
Tonmeister, die in den 90er Jahren exzellent klingende Orchester-Klänge nutzen wollten, kamen kaum um die vom Jazz-Musiker Miros-lav Vitous produzierte Sample Library herum. Aufgenommen vom tschechischen Philharmo-nie Orchester im Prager Dvořák-Saal, markier-te die damals mehrere tausend Mark teure Lib-rary, neben den Produkten vom amerikani-schen Produzenten Denny Jaeger, das Non-plusultra in Sachen akustische Klänge. Nach und nach geriet die Library in Vergessenheit. Im Jahre 2005 hob das italienische Software-Haus IK Multimedia Miroslavs Meisterwerk wieder aus der Versenkung und brachte sie als Miroslaw Philharmonik Library auf Basis ihres Software-Samplers Sampletank komplett re-mastert auf den Markt. Das Gesamtpaket um-fasst dabei eine sieben Gigabyte große Sam-ple Library mit über 1300 Presets, nebst spe-ziell dafür angepasster Abspielsoftware, die sich in Sachen Ausstattung und Editiermög-lichkeiten nicht vor Mitbewerbern wie Ultimate Soundbank Plugsound Pro, Test in Heft 01/2007, oder Sonivox Muse, Test in Heft 03/2007, zu verstecken braucht.
Mit der Classik Edition offerieren die Italiener nun quasi eine Light Version des Miroslav Philharmonik Produkts. Für knapp 240 Euro Verkaufspreis ist es um etwas mehr als die Hälfte billiger als sein großer Bruder und ent-hält mit 1,5 Gigabyte Sample-Daten und 250 Presets deutlich weniger Sounds. Die Klang-qualität und die Fülle unterschiedlicher Instru-mente ist, wie sich im Test herausstellt, die gleiche geblieben. Käufer erhalten Solo- und Ensemble Klänge sämtlicher in einem Orches-ter vorkommenden Streich-, Blas- und Percus-sion-Instrumente. Obendrein finden sich auch noch Chöre, ein Klavier, eine Orgel und ein Cembalo, Gitarre, sowie einige eigentlich un-erwünschte Nebengeräusche wie Husten und Stühle rücken im Repertoire, die bei Bedarf für Authentizität sorgen können. Lediglich die Zahl verfügbarer Spiel- und Vortragsweisen der ein-zelnen Instrumente ist reduziert. Skeptiker mö-gen vielleicht ob dieser Abmagerungskur die Nase rümpfen. Doch IK Multimedia hat bei der Konzeption der Classik Edition vor allem an Einsteiger in den Bereich klassischer Instru-mentierung gedacht, die mit einer opulenten Bandbreite an Spielvariationen hoffnungslos überfordert wären. Außerdem im Focus: alle Musikschaffende jenseits klassischer Musik, die in ihren Produktionen hin und wieder und vor allem ohne viel Umschweife auch ein Or-chesterinstrument einsetzen wollen. Vorteil der Classik Edition: Die Presets lassen sich direkt und schnörkellos einsetzen und bedürfen kei-ner vorherigen Editier-Orgie oder spieltechni-scher Besonderheiten wie etwa bei den Pro-dukten von VSL, deren Streicher-Libraries wir in Heft 06/2006 vorstellten und die sich eher für Spezialisten und Routiniers in Sachen Orchest-rierung empfehlen. Wer irgendwann mehr braucht, kann ohne Umschweife auf die große Version upgraden. Besitzer von Sampletank können den Sample Content ab Version 2.5 auch direkt in ihrem Instrument einsetzen…
Die Abspiel-Software, sowohl Stand-alone, als auch über VST, AU, DirectX und RTAS ein-setzbar zeigt sich identisch zur großen Version und macht somit auch die Classik Edition durch umfangreiche Eingriffsmöglichkeiten zu einer Sampling Workstation. Das Instrument bietet eine 256-fache Polyphonie pro Preset, verfügt über 16 Stereo-Ausgänge und ist in der Lage, 16 Sounds in einer geladenen Instanz unabhängig voneinander zu spielen. Zur Ver-feinerung der Klänge stehen 20 Effekt-Algorithmen zur Verfügung, die neben den üb-lichen Brot und Butter Vertretern auch eher exotische Effekte wie eine Schallplatten- und Verstärkersimulation offerieren und mit einem aus dem Classik Studio Reverb, Test in Heft 11/2006, generierten und optimierten Hall für zusätzlichen Glanz sorgt. Jedes geladene Pre-set kann vier Insert-Effekte aufnehmen. Vier Send-Effekte wirken schließlich global auf sämtliche Presets ein.
Aufbau und Bedienung der Abspiel-Software erklären sich größtenteils auch ohne Studium des sehr gut gemachten Handbuchs – leider derzeit nur in Englisch – von selbst. Aufgrund der vergleichsweise geringen Datenmenge der Library verhält sich die Classik Edition im Test äußerst zahm und Ressourcen schonend und empfiehlt sich auch für Besitzer älterer Compu-ter. Die Bedienoberfläche ist zweigeteilt und enthält in den oberen zwei Dritteln einen Sound-Browser mit einem Verzeichnisbaum zur Auswahl der Presets, die sich streng aufge-teilt in Instrumenten-Gruppen finden. Eine Such-Funktion bietet zusätzlichen Komfort bei der Auswahl. Links daneben finden sich acht Slots – per Schalter lassen sich die weiteren acht aufrufen – zur Aufnahme der Presets. Schalter für Solo und Mute, sowie Felder zur Einstellung von MIDI-Kanal, Lautstärke, Poly-phonie und Panorama gestatten dort die ge-bräuchlichsten Editierungen.
Ins Eingemachte der Presets geht’s im unteren Drittel der Bedienoberfläche oberhalb der vir-tuellen Tastatur, die über zwei Reihen von Drehreglern und Buttons links und rechts da-von vielfältige Eingriffe in den Klang der Pre-sets erlauben. Die linken Buttons rufen dabei Funktionen auf, die von Synthesizern her be-kannt sind. Das obligatorische Filter, sowie jeweils zwei LFOs und Hüllkurven stehen zur Auswahl, die auf Filter, Tonhöhe und Lautstär-ke einwirken. Über den Button Range lässt sich ein Preset auf dem Keyboard hinsichtlich Tastatur-Umfang und Anschlagsdynamik än-dern. Der Tune-Button offeriert drei Synthese-Engines zur Änderung von Tempo und Tonhö-he eines Presets. Über das Velocity-Menü lässt sich allgemein der Einfluss von Filter, LFOs und Hüllkurven in Abhängigkeit zur An-schlagsdynamik fein regeln und vier Macro-Regler sollen schließlich individuell für jedes Preset noch einmal Klangänderungen ermögli-chen.
Die Buttons auf der rechten Seite entpuppen sich als Slots zur Aufnahme der Effekte, die per Drop Down Menü anwählbar sind. Bei den Inserts ist der erste Slot jedoch fest von einem Kompressor belegt. Der Aufruf der Send-Effekte bietet in allen Slots die freie Auswahl. Sehr komfortabel: Die obere Regler-Reihe ver-eint streng getrennt voneinander nur die Syn-these-Parameter auf sich und die untere die Parameter der Effekte. Ein Klick auf die But-tons ändert also lediglich die Anzahl und die Funktionsweise der Regler und offeriert damit jenseits neuer Bildschirm-Seiten oder Pop-up-Fenster ein vorbildlich gelöstes Konzept, um den Wust an Parametern bedienfreundlich zu erreichen. Lediglich die Such-Funktion und der Preferences-Dialog zur Editierung globaler Einstellungen, sowie der Dialog zur Zuweisung von MIDI-Controllern auf fast sämtliche Para-meter erreicht man über ein Pop-up-Fenster.
Veränderungen an den Einzel-Sounds lassen sich als User-Preset abspeichern. Doch damit nicht genug: Ein Druck auf den Zone-Button zeigt das Mapping des Presets als gelbe Flä-che auf der virtuellen Tastatur. Teilsamples des Presets sind jetzt gezielt anwählbar und lassen sich separat vom Rest des Multisam-ples ebenfalls klanglich verändern und inner-halb eines User-Presets abspeichern. Globale Einstellungen wie die Send-Effekte und ein Set von mehreren geladenen Presets werden als Combi gespeichert. Der Umgang mit den Mög-lichkeiten der Abspiel-Software ist binnen kur-zer Zeit verinnerlicht und gestattet ein effekti-ves Arbeiten – bis auf eine Ausnahme: Die Be-schriftungen und Werte-Anzeigen der Dreh-Regler sind viel zu klein. Präzise Einstellungen muss man fast mit platt gedrückter Nase am Monitor vornehmen. Das behindert den Ar-beitsfluss erheblich.
Der Grundklang der Miroslav Philharmonik Classik Edition gefällt durch seine angenehm ohrenschmeichelnde Wärme, die ihnen etwas Organisches verleiht. Dadurch, dass die Pre-sets meistens mit einer Rauminformation ge-samplet wurden, enthalten sie gleichzeitig auch körperliche Fülle und Volumen. Andererseits fehlt es ihnen dadurch ein wenig an Bissigkeit und Präsenz. Dieses Klangkonzept gilt für alle Instrumente der Library: So klingen beispiels-weise die Streichersounds im Vergleich zu den Produkten von Vienna Symphonic Library oder Yellow Tools’ Independence-Sampler lyrischer, zarter sogar ein wenig fragil, so als ob ein fei-ner Schleier für entsprechende Weichzeich-nung sorgt. Besonders stark tritt dies beim Vergleich mit Peter Siedlaczeks String Essen-tials, Test in Heft 06/2006, hervor, die, zumeist ohne Rauminformation gesamplet, mit einem eher harten und rauen, fast nüchternem Klang aufwarten.
Doch wer glaubt, die Presets der Classik Editi-on seien nur für Fahrstuhl-Musik geeignet, ist auf dem Holzweg. Sämtliche Sounds sind zwar fein aufgelöst, behaupten sich aber selbst in Arrangements mit brachial-verzerrten E-Gitarren durch eine gute Durchsetzungsfähig-keit. Die Trompeten, aber auch die Holzbläser begeistern in den hohen Registern durch die Schärfe ihres Timbres, die hauen richtig rein. Die Percussion-Instrumente – gerade die Be-cken, Triangel und die Snare – überzeugen außerdem mit der nötigen Portion Silbrigkeit im Höhenspektrum. Sie sind zwar nicht sonderlich vordergründig, aber dennoch immer existent und lassen sich auch bei heftigen Einsätzen von Bässen und Celli sehr gut orten. Bemer-kenswert: Die zwei Steinway-Flügel Presets bestechen durch eine markante Betonung im Mittenbereich und einem eher unterrepräsen-tierten Bass-Spektrum. Als Solo-Instrument eingesetzt wirkt es schon etwas verfremdet, innerhalb eines Arrangements findet es aber seinen Platz.
Beim Test der Flügel-Presets ist am Ende des C2-Samples zu hören, wie jemand in die Aus-klingphase des Samples Anweisungen für den nächsten Take spricht. Dies mag vielleicht an-fangs als netter Gag gelten, entpuppt sich je-doch in der Praxis alsbald zu einem schwer-wiegenden Nachteil. Wenn etwa bei einer lang anhaltenden Abschluss-Kadenz oder intensiver Nutzung des Sustain-Pedals am Ende auf ein-mal jemand „C Sharp two“ sagt ist damit die gesamte Stimmung vernichtet. Da muss in je-dem Falle noch einmal nachgebessert werden.
Beim intensiven Arbeiten mit den Sounds wäh-rend des Tests fällt immer wieder auf, wie nahtlos sich die Presets in bestehende Arran-gements einfügen. Der für das Finish der Mi-roslav Philharmonik Classik Edition verantwort-liche Toningenieur hat ganze Arbeit geleistet. Dieser Eindruck bestätigt sich, als wir in einem bereits fertigen Stück sowohl einige akusti-sche, als auch elektronische Klänge gegen Presets der Classik Edition austauschen. Eine Nachbearbeitung mit dem Equalizer oder ei-nem Kompressor ist nicht nötig. Lediglich die Lautstärke noch einmal nachjustieren und mit einem Mal erhält das Arrangement ohne viel Zutun, außer einem neuen klanglichen Ge-wand, einen edel klingenden akustischen An-strich.
Diese Fertigkeiten des Toningenieurs zeigen sich auch bei den Ensemble-Presets. Einzelne Instrumente finden sich im Stereopanorama präzise an der räumlichen Position, die sie während eines Konzertes auch tatsächlich ein-nehmen. So sind die Trompeten exakt links hinten breit aufgefächert zu hören, die Hörner dagegen vor den Kontrabässen halb rechts. Die Solo-Instrumente jedoch lassen sich frei im Panorama verteilen. Schön hätten wir die Opti-on von Ensemble-Presets ohne feste Panora-ma-Position gefunden.
Das Repertoire an Spielvariationen beschränkt sich zumeist auf die Vortragsarten Legato und Staccato. Je nach Instrumentengruppe findet sich mindestens noch eine weitere Spieltech-nik. So gibt es noch Blechbläser-Presets mit aufgesetztem Dämpfer und die Holzbläser war-ten teilweise mit Vibrato auf. Die Streicher ent-halten zusätzlich noch Presets mit Tremolo und Pizzicato. Die Solo-Violine enthält schließ-lich sogar noch Presets mit einigen gespielten Trillern. Damit deckt die Classik Edition die ge-bräuchlichsten Spieltechniken ab, die überdies bei etwa Pop-Arrangements als Background-Instrument eingesetzt einen perfekten Job er-ledigen. Die Solo-Instrumente können selbst-verständlich nicht mit der Lebendigkeit un-gleich mächtigerer Libraries mithalten. Aber als zusätzliche Unisono-Stimme zur Anreicherung etwa einer Gesangslinie oder einer Gitarren-melodie können sie durchaus bestehen.
Die Presets besitzen, so zeigt der Test, zu-meist keine zusätzlichen Steuerungsmöglich-keiten, wie etwa das Anspielen von zwei Sounds über Velocity-Switchs, oder die Ände-rung der Klangfarbe durch Betätigung des Mo-dulations-Rads, wie wir das beim Test etwa von Sonivox Muse zu schätzen lernten. Ledig-lich die Presets mit dem Kürzel AMV lassen sich über das Modulations-Rad ein- und aus-blenden. Der Rest liegt quasi als nacktes un-bearbeitetes Multisample ohne Schnick-schnack vor. Doch mit den vielfältigen Mög-lichkeiten der Abspiel-Software lässt sich dies jedoch problemlos beseitigen – und sogar noch ein wenig mehr. Velocity-Switches lassen sich einfach über das Laden mehrerer Presets, de-nen derselbe MIDI-Kanal zugewiesen wird, bewerkstelligen. Dazu muss anschließend nur noch das Range-Menü aufgerufen und jedem Preset dort ein entsprechender Velocity-Bereich zugewiesen werden. Tastatur-Splits und Überblendungen zwischen den Sounds sind ebenfalls dort einzustellen, indem ein ent-sprechender Tastatur-Bereich über die Regler für die tiefste und höchste Note definiert wird. Um die Überblendung realisieren zu können muss man schließlich noch die erste Hüllkurve bemühen und bei aktivierter Zonen-Darstellung die Gesamtlautstärke der Teilsamples einstel-len. Das Erstellen und Versetzen von Tastatur-Bereichen gerät allerdings ziemlich kryptisch. Gerade bei aktivierter Zonen-Ansicht auf der virtuellen Tastatur läuft man nur allzu leicht in die Irre. Denn die Zonen-Ansicht zeigt lediglich das Mapping des Werks-Sounds und verändert sich bei einer Neudefinition des Tastatur-Bereiches nicht. Bei der Erstellung von Splits ist also ein gutes Gedächtnis gefragt. Denn als nächster Schritt ist das Werks-Preset über den Part-Transpose Regler in den zuvor definierten Bereich zu versetzen. Gewöhnungsbedürftig ist dabei, dass Transponierungen nach oben die Lage des Presets auf der Tastatur nach unten hin versetzen und umgekehrt. Um damit sou-verän umgehen zu können ist schon etwas Einarbeitungszeit nötig. Diese Funktion hätte durchaus eleganter realisiert werden können.
Routings auf Pitch Bend- und Modulations-Rad gestalten sich wiederum völlig problemlos, dank einer unkomplizierten Zuweisung von MIDI-Controllern. Dazu muss zuerst der CTL-Button betätigt werden. Ein anschließender Klick auf den zu kontrollierenden Parameter öffnet ein Pop-up-Fenster, wo er sich dort in einer Tabelle findet, die die Zuweisung des Controllers, sowie die Einstellung des Wir-kungsbereichs gestattet. Weil sich fast alle Pa-rameter – Ausnahme: die Auswahl der LFO-Wellenformen, sowie die Parameter der Send-Effekte – mit Controllern fernsteuern lassen, stehen dem Anwender nahezu unbegrenzte Möglichkeiten zur Verfügung. Wem ein Legato-Preset zu statisch klingt, kann also ganz klas-sisch dem Modulations-Rad den Pitch-Lautstärke-Regler des ersten LFO zuweisen und nachträglich ein dynamisch einblendbares Vibrato installieren. Bei allem Komfort, den die Abspiel-Software bei der Erstellung dieser Fi-nessen bietet, hätten wir uns schon einige Werks-Presets gewünscht, die diese Arbeiten überflüssig gemacht hätten. Gerade Einsteiger, die noch nicht die Mächtigkeit des Instruments erfasst haben, hätten mit einigen Beispielen hilfreiche Vorlagen an die Hand bekommen. Dies betrifft auch die Werks-Combi-Presets mit denen die große Philharmonik-Version impo-niert, die aber in der Classik Edition völlig feh-len und den Anwender dazu verurteilen, alles quasi zu Fuss zu erledigen.
Wie auch der große Bruder offeriert die Classik Edition einige bemerkenswerte Features, die abschließend nicht unerwähnt bleiben sollen. Als Highlight stellt sich dabei der Einsatz des CSR-Reverbs im Test dar, der sich zwar nur in seiner Nachhallzeit und Effektanteil regeln lässt, aber im Vergleich zu den übrigen Hall-Algorithmen für ein deutliches Plus an Glanz, Räumlichkeit, Authentizität und Fülle sorgt. Nach einer gewissen Zeit hört sich das Ganze so an, als ob dieser Hall mit den Samples zu-sammen aufgenommen wurde. Behutsam und subtil eingesetzt vermag er die ohnehin war-men Klänge noch einmal anzudicken. Kompli-ment an die Macher.
Wer mit dem Tempo der Streicher-Tremolo-Presets unzufrieden ist, kann über den Tune-Dialog leicht für Abhilfe sorgen. Hierfür emp-fiehlt sich der von IK Multimedia entwickelte und sinnigerweise „STRETCH“ bezeichnete Algorithmus, der über den Tempo-Regler eine entsprechende Anpassung ermöglicht und na-türlicher als der normale Pitch Shift/Time Stretch-Algorithmus klingt. Sollte das Ergebnis trotzdem zu künstlich klingen, lässt sich über die beiden Harmonics-Regler noch einmal in die Obertonstruktur des Sounds eingreifen. Sound-Schrauber können in Extremstellungen der Regler sogar völlig neue, fremdartige Spektren im Handumdrehen erzeugen. So ist es uns im Test möglich, aus einem Trompeten-Preset kurzerhand eine mittelalterliche Krumm-flöte zu generieren.
Die vier Macro-Regler, bekannt aus der Profi-Version, sind zwar vorhanden, aber mit einer Ausnahme ohne jegliche Funktion und fielen also dem Abspeck-Prozess zum Opfer. Ledig-lich der als Swell bezeichnete Regler erlaubt das Ein- und Ausblenden des Klangs und der Vstart-Parameter versetzt bei einigen Presets den Startpunkt des Samples ein wenig nach hinten.
Fazit
Mit der Miroslav Philharmonik Classik Edition schwimmt IK Multimedia bewusst gegen den Strom der momentan machbaren Möglichkei-ten auf dem Sektor der Sample Libraries und Sampler-Workstations. Das virtuelle Instrument zielt auf alle diejenigen, denen umfangreiche Editierungen und Auswahlmöglichkeiten an aufgebohrten Instrumenten/Libraries ein Graus sind und die jenseits klassischer Musik ent-sprechende Klänge in ihren Produktionen auf leichte und unkomplizierte Art einsetzen wol-len. Das ist den Entwicklern gelungen. Der ex-zellente Grund-Sound der Presets dürfte ein zusätzlicher Kaufanreiz sein.
Erschienen in Ausgabe 05/2007
Preisklasse: Mittelklasse
Preis: 237 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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