Sieg in der Nachspielzeit

Normalerweise muss sich der Tonmeister vor der Aufnahme entscheiden, welche Richtcharakteristik er beim Mikrofon wählt. Diese Entscheidung ist dann endgültig. Sennheiser bringt mit seinem Kleinmembran-Kondensator-Mikrofon MKH 800 Twin mehr Flexibilität in den Recording-Alltag und gestattet die freie Wahl noch beim Mixdown. 

Von Harald Wittig 

Viel tut sich in letzter Zeit bei Sennheiser: So beweist der Traditionshersteller mit dem jüngst auf der AES Convention vorgestellten Digitalmodul MZD 8000, dass er beim Thema Digital-Mikrofone nach dem AES 42-Standard ein deutliches Wort mitreden möchte. Auch im Bereich Analog-Mikrofone sind die Schallwandler-Spezialisten aus Wedemark bei Hannover hellwach: Gleichzeitig mit dem Großmembran UM 930 Twin von Microtech Gefell stellte Sennheiser auf der AES 2008 seine Kleinmembran-Variante eines Twin-Mikrofons, das MKH 800 Twin vor. Dabei lautet die Devise: Wenn schon, dann richtig – ohne Kompromisse. So basiert das neue Mikrofon auf dem MKH 800, Topmodell des Hauses. Das stellte seine Sonderklasse schon beim großen Vergleichstest in Ausgabe 12/2006 unter Beweis und übertraf die namhafte Konkurrenz – unter anderem Schoeps, DPA und Earthworks – jedenfalls in puncto Vielseitigkeit. Allerdings auch im Preis: Mit rund 3.800 Euro reißt das MKH 800 ein beachtliches Loch ins Investitionsbudget. Die gleiche Summe ist auch für das  MKH 800 Twin fällig. Doch angesichts der neuen Möglichkeiten, die sich dem Toningenieur mit nur einem MKH 800 Twin bieten, relativiert sich der Preis sehr schnell. Gleichzeitig vergrößert sich, so zeigt der Test, der Haben-Wollen-Faktor gewaltig.

Wie sein Geschwister, das MKH 800, hat auch das MKH 800 Twin eine Doppelkapsel im Kleinmembranformat: Zwei Druckgradienten-Empfängerkapseln mit Nierencharakteristik sind exakt symmetrisch auf dem Speiseteil stehend angeordnet. Eine Niere ist hierbei nach vorne, die andere nach hinten gerichtet, die beiden Membranrückseiten sind jeweils mit der Gegenelektrode verbunden. Der wesentliche Unterschied des neuen Mikrofons zum MKH 800: Während bei diesem die Signale intern addiert werden, um unterschiedliche Richtcharakteristiken zu erzeugen, werden beim MKH 800 Twin die beiden Kapsel-Signale einzeln und direkt auf den fünfpoligen XLR-Ausgang geleitet. Daher entfällt beim Twin-Mikrofon der Wahlschalter am Gehäuse, der beim Schwestermikrofon über Mischungsverhältnis und Phasenlage der Kapsel-Signale und damit über die Richtcharakteristik entscheidet. Beim Newcomer kann der Anwender beide Signale auf getrennte Mischpult- oder DAW-Kanäle leiten und erst im (virtuellen) Pult summieren, um die Richtcharakteristik fernzusteuern, vor allem aber auch nach der Aufnahme stufenlos einzustellen.
Ansonsten bringt das Kleinmembranformat gegenüber Großmembran-Mikrofonen, wo das Prinzip der Doppelmembran weitaus häufiger zu finden ist, nur Vorteile: Aufgrund der kleineren und leichteren Membranfläche und einem bis auf 50 Kilohertz erweiterten Frequenzbereich, weist diese Bauweise theoretisch ein deutlich verbessertes Einschwingverhalten und ein optimiertes Impulsverhalten auf. Zusätzlich weist die Kapsel des MKH 800 Twin eine weitere Sennheiser-Spezialität auf: Sie arbeitet – im Gegensatz zu den meisten anderen Kondensatormikrofonen – mit dem sogenannten Hochfrequenz-(HF-)Prinzip. Dies ist schon im Namenskürzel MKH erkennbar, denn das Akronym steht für Mikrofon Kondensator Hochfrequenz. Diese Schaltung ist vergleichsweise aufwändig in der technischen Umsetzung, die Sennheiser-Entwickler versprechen sich davon besonders niedrige Verzerrungen und eine hohe Ausgangsspannung (siehe hierzu näher das Online-Glossar auf www.professional-audio.de).
Von diesen Spezialitäten abgesehen verlangt eine Doppel-Kapsel, gleichgültig ob in Groß- oder Kleinmembranbauweise, höchste Sorgfalt bei Entwicklung und Fertigung. Da es sich um zwei Druckgradienten-Empfänger handelt, erfordert es ein hohes Maß an Ingenieurskunst und handwerkliches Fingerspitzengefühl, zwei möglichst identische Kapseln in einem Gehäuse zu kombinieren. Tatsächlich ist dieser Aufwand im Kapselbau – von der Konstruktion, über die Auswahl der Materialien und die Montage bis hin zur peniblen Endkontrolle – verantwortlich für den hohen Preis eines Spitzenmikrofons. Hinzu kommen Faktoren wie die Abstimmung der Elektronik und der Verstärkereinheit, die den Herstellungspreis in die Höhe treiben. Daher ist immer Vorsicht geboten, wenn vorschnell über „überhöhte Preise“ gemeckert wird. 

Aufgrund der zuvor beschriebenen Art der Signalführung im MKH 800 Twin, besitzt es zwangsläufig zwei separate Verstärker, die für die Verstärkung der Signale von Front- und Rear-Kapsel verantwortlich sind, die aufbereiteten Signale liegen dann an der fünfpoligen XLR-Ausgangsbuchse an. Die Aufgabe, zwei komplette Verstärker-Einheiten in einem vergleichsweise kleinen Gehäuse unterzubringen, haben die Sennheiser-Ingenieure mit Bravour gelöst: Das MKH 800 Twin hat den praktisch gleichen Gehäuseumfang seines einkanaligen Geschwister, wobei die Gesamtlänge sogar minimal reduziert ist. Als Tribut an die Miniaturisierung muss der Anwender allerdings auf das zweistufige Hochpassfilter und den ebenfalls zweistufigen Dämpfungsschalter des MKH 800 verzichten. Die Verarbeitung ist wieder einmal erstklassig und erfüllt alle Erwartungen, die der potentielle Käufer an ein Spitzenmikrofon stellt. Einen Eindruck davon gibt schon ein kurzer Blick auf den extrem feinmaschigen Drahtkorb, der die exakt zentrierte Doppelmembran-Kapsel behütet. Das seidenmatt vernickelte Gehäuse gibt es übrigens alternativ und ohne Aufpreis mit Nextel-Beschichtung im Angebot ist.

Wie jedes Topmikrofon verdient auch das MKH 800 Twin einen hervorragenden Preamp wie etwa den Referenz-Vorverstärker von Professional audio Magazin, den Mic-Amp F355 von Lake People. Dieser ist mit hochpräzisen Pad-Schaltern und Hochpassfiltern in beiden Kanälen ausgestattet. Apropos zwei Kanäle, denn jetzt wird es Zeit in die Praxis einzusteigen: Zum Lieferumfang gehört das Adapterkabel AC 20, das die am fünfpoligen Ausgang des Mikrofons anliegenden Kapsel-Signale auf zwei XLR-Leitungen aufteilt. Damit geht es folgerichtig in zwei Mischpult-Kanäle. Damit Aufnahmen mit einem Twin-Mikrofon perfekt geraten, sollten die Signale der vorderen und der rückwärtigen Kapsel möglichst den exakt gleichen Pegel haben und die Frequenzgänge der Kapseln möglichst ähnlich sein. Wichtig ist außerdem, beiden Kanäle des Pultes penibel auf gleiche Verstärkung zu kalibrieren. Da es Sennheiser geschafft hat, wie der Test zeigt, die beiden Einheiten Kapsel/Verstärker perfekt aufeinander abzustimmen, lassen sich die verschiedenen Richtcharakteristiken – Kugel, Niere, Breite Niere, Acht und Superniere – problemlos über die Kanalfader alleine oder über die Fader und den Phasenumkehrschalter des Rear-Kanals stufenlos variieren. Dabei bleibt der Schieberegler des Frontkanals auf Unity-Gain beziehungsweise in Nullstellung. Exakt gleiche Kanaleinstellungen ergeben beispielsweise Kugelcharakteristik, ist der Phasenumkehrschalter im Rear-Kanal aktiviert hat das MKH 800 Twin Achtercharakteristik. So kann der Toningenieur zwar schon während der Aufnahme feinstfühlig mit der Richtcharakteristik spielen, um bestimmte Klangwirkungen zu erzeugen. Doch das wirklich Geniale bei Aufnahmen mit Twin-Mikrofonen ist jedoch, dass er sich nicht schon während der Aufnahme auf eine Charakteristik festlegen muss, sondern dies in aller Ruhe unter Referenzbedingungen nachträglich im Studio tun kann. Das eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Sollte sich beispielsweise herausstellen, dass das Mikrofon bei der Aufnahme eines Chors nicht exakt im Hallradius (siehe hierzu den Workshop „Direkt- und Diffusschall in Ausgabe 06/2008) positioniert war, kann der Toningenieur beim Mischen nachträglich den effektiven Hallradius nutzen, indem er die Richtcharakteristik auf Breite Niere ändert. Dazu genügt es, den Pegel des Rear-Kanals zu reduzieren. Übrigens: Steht der Fader auf exakt -10dB-Verstärkung, entspricht dies der Einstellung Breite Niere am MKH 800. Das funktioniert übrigens problemlos auch mit mobilem Aufnahmebesteck, also zweikanaligem Preamp und Zwei-Spur-Aufnahmegerät. Die getrennt aufgenommen Spuren lassen sich später in die DAW laden und die klanglich überzeugendste Richtcharakteristik beim Mixdown auswählen.

Wie jedes Topmikrofon verdient auch das MKH 800 Twin einen hervorragenden Preamp wie etwa den Referenz-Vorverstärker von Professional audio Magazin, den Mic-Amp F355 von Lake People. Dieser ist mit hochpräzisen Pad-Schaltern und Hochpassfiltern in beiden Kanälen ausgestattet. Apropos zwei Kanäle, denn jetzt wird es Zeit in die Praxis einzusteigen: Zum Lieferumfang gehört das Adapterkabel AC 20, das die am fünfpoligen Ausgang des Mikrofons anliegenden Kapsel-Signale auf zwei XLR-Leitungen aufteilt. Damit geht es folgerichtig in zwei Mischpult-Kanäle. Damit Aufnahmen mit einem Twin-Mikrofon perfekt geraten, sollten die Signale der vorderen und der rückwärtigen Kapsel möglichst den exakt gleichen Pegel haben und die Frequenzgänge der Kapseln möglichst ähnlich sein. Wichtig ist außerdem, beiden Kanäle des Pultes penibel auf gleiche Verstärkung zu kalibrieren. Da es Sennheiser geschafft hat, wie der Test zeigt, die beiden Einheiten Kapsel/Verstärker perfekt aufeinander abzustimmen, lassen sich die verschiedenen Richtcharakteristiken – Kugel, Niere, Breite Niere, Acht und Superniere – problemlos über die Kanalfader alleine oder über die Fader und den Phasenumkehrschalter des Rear-Kanals stufenlos variieren. Dabei bleibt der Schieberegler des Frontkanals auf Unity-Gain beziehungsweise in Nullstellung. Exakt gleiche Kanaleinstellungen ergeben beispielsweise Kugelcharakteristik, ist der Phasenumkehrschalter im Rear-Kanal aktiviert hat das MKH 800 Twin Achtercharakteristik. So kann der Toningenieur zwar schon während der Aufnahme feinstfühlig mit der Richtcharakteristik spielen, um bestimmte Klangwirkungen zu erzeugen. Doch das wirklich Geniale bei Aufnahmen mit Twin-Mikrofonen ist jedoch, dass er sich nicht schon während der Aufnahme auf eine Charakteristik festlegen muss, sondern dies in aller Ruhe unter Referenzbedingungen nachträglich im Studio tun kann. Das eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Sollte sich beispielsweise herausstellen, dass das Mikrofon bei der Aufnahme eines Chors nicht exakt im Hallradius (siehe hierzu den Workshop „Direkt- und Diffusschall in Ausgabe 06/2008) positioniert war, kann der Toningenieur beim Mischen nachträglich den effektiven Hallradius nutzen, indem er die Richtcharakteristik auf Breite Niere ändert. Dazu genügt es, den Pegel des Rear-Kanals zu reduzieren. Übrigens: Steht der Fader auf exakt -10dB-Verstärkung, entspricht dies der Einstellung Breite Niere am MKH 800. Das funktioniert übrigens problemlos auch mit mobilem Aufnahmebesteck, also zweikanaligem Preamp und Zwei-Spur-Aufnahmegerät. Die getrennt aufgenommen Spuren lassen sich später in die DAW laden und die klanglich überzeugendste Richtcharakteristik beim Mixdown auswählen.

Aufgrund des symmetrischen Aufbaus der Doppelkapsel und seiner beiden Verstärker, erschließt das MKH 800 Twin auch neuen Komfort bei Mehrkanal- oder Surround-Aufnahmen. Ohne hier allzu sehr ins Detail zu gehen, nur so viel: Mit nur zwei MKH 800 Twin erhält der Anwender vier Surround-Kanäle, in dem er die beiden Signale des einen für die Front-Surround-Kanäle, die des zweiten für die Rear-Surround-Kanäle verwendet. Dabei vertauschen Front- und Rear-Kanal des Mikrofons einfach die Rollen. Um eine rückwärtige Richtcharakteristik frei auszuwählen, gilt das oben beschriebene Verfahren bei der Aufnahme oder erst im Mixdown. Nur eben spiegelverkehrt. Einfach zu merken und absolut narrensicher in der Praxis. Der Käufer eines MKH 800 Twin-Paares erwirbt faktisch zehn Mikrofone mit der Option, zwischen Front- und Rückkanal einschließlich aller fünf Richtcharakteristiken frei wählen zu können. 

Bevor es ans Eingemachte geht – also den Auftritt des MKH 800 Twin im Messlabor und im Studio – sei noch die Beschreibung der Gesamtausstattung komplettiert. Die Vorder- und Rückseite des Mikrofons des Mikrofons sind durch die Gravuren „Front“ beziehungsweise „Rear“ gekennzeichnet, zusätzlich informieren darüber noch die blaue Front-LED und die rote Rear-LED. Beide leuchten, sobald die benötigte Phantomspannung anliegt und erlöschen, wenn diese weniger als 42 Volt beträgt. Ein kleines Zückerchen gibt ´s noch obendrauf: Die Richtung der Einsprech-Achse ist durch die größte Helligkeit beider Leuchtdioden gekennzeichnet. Ist das Mikrofon zu schräg (off-axis) zur Schallquelle ausgerichtet, erscheinen die LEDs abgedimmt. Neben einer stabilen Klammer wird das MKH 800 Twin wie alle MKH-Mikrofone mit der ausgezeichneten elastischen Halterung MZS 80 ausgeliefert, die ausweislich des Tests Vibrationen und Trittschall von dem empfindlichen Doppel-Schallwandler zuverlässig fernhält.

Schon bei den obligatorischen Frequenzgang-Messungen, wo es auf höchste Präzision ankommt, bewährt sich die MZS 80. Tatsächlich belegen die Frequenzgangschriebe für Vorder- und Rückseite, dass Sennheiser in puncto Symmetrierung nicht zu viel versprochen hat. Die Kurven sind nämlich praktisch deckungsgleich, die geringen Abweichungen sind nicht unbedingt den beiden Kapseln anzulasten, sondern gründen sich auf geringfügig unterschiedliche Reflexionen an Gehäuse, Kabel und Stativ während der Messung. Reflexionen sind ein gutes Stichwort, denn solche sorgen für die Welligkeiten zwischen 100 und 500 Hertz bei beiden Messkurven. Auffällig sind der leichte Abfall im Bass unterhalb 50 Hertz und die kleine Senke zwischen vier und fünf Kilohertz. Beachten Sie bitte die vergleichsweise große Spreizung der Y-Achse der Messkurve von nur zwei Dezibel von Teilstrich zu Teilstrich. Messkurven von Herstellern zeigen sich hierin oft viel gnädiger, indem sie die Kurve stauchen. Beim Eigenrauschen und der Empfindlichkeit liegt der Anwender im Falle des MKH 800 Twin voll auf der sicheren Seite: Mit Werten von 77,8 beziehungsweise 76,7 Dezibel für den Geräuschpegelabstand beweist das Mikrofon seine Zugehörigkeit zur Profiliga. Interessanterweise hat es aber ernstzunehmende Konkurrenz im eigenen Hause: Das MKH 800 erreichte im Test in Ausgabe 12/2006 den Traumwert von 82 Dezibeln. Wie alle MKH-Mikrofone ist auch der Testkandidat ein lautes Mikrofon: Mit 38,5 beziehungsweise 37,2 mV/Pa gehört das MKH 800 Twin ganz klar zu den lauten Kleinmembran-Kondensatormikrofonen und stellt nur geringe Ansprüche an die Verstärkung des Preamp oder der Mischpult-Vorverstärker. 

Für den Praxistest fertigen wir je einen Take mit Sprach, Gesang und Nylonstring-Gitarre an. Die beiden XLR-Buchsen des AC 20-Adapterkabels gehen in Kanal 1 und 2 des Lake People Mic-Amp F355, von dort in den Lynx Aurora 8, der die Signale mit 24Bit/96 Kilohertz-Auflösung digitalisiert und gleichzeitig als Schnittstelle zwischen dem Rechner und Nuendo fungiert. In der DAW belegen die Signale natürlich zwei Monospuren, die in der Summe zusammengeführt werden.
Die Aufnahmen weisen bei exakt gleicher Fadereinstellung die typischen Merkmale der Kugelcharakteristik auf, soweit es um die hinzuaddierten Raumanteile geht. Allerdings können zwei Druckgradientenempfänger nicht die Präzision im Bassbereich eines echten Druckempfängers erreichen, was die Vergleichsaufnahmen mit dem Schoeps MK 2H/CMC 6 Ug belegen. Dennoch: Das MKH 800 Twin leistet hier im Rahmen des technisch Machbaren erstaunliches und enthält sich vor allem jeder übertriebenen Andickung bei der Nahaufnahme, denn der Nahbesprechungs-Effekt ist nur gering ausgeprägt. Insoweit ist es auf dem Niveau des Microtech Gefell M 930, das es aber beim Impulsverhalten noch übertrifft: Gerade beim Gesangs- und vor allem dem Flamenco-Gitarren-Take wird dies deutlich. Dank seiner Kleinmembran-Konstruktion entlockt Sennheisers Zweikanaler impulshaften Schallereignissen auch die winzigsten Details.

Auf- und ohrenfällig ist die vorzügliche Höhenwiedergabe des MKH 800 Twin. Wir erleben es im Testalltag nicht oft, dass ein Mikrofon so klar, sauber und detailliiert abbildet. Hier liefert der Newcomer in jedem Fall Top-Qualität. Irritierend könnte lediglich sein, dass die Höhen so deutlich im Gesamtklang erscheinen: Das liegt aber einzig und allein an ihrer außergewöhnlichen Feinzeichnung, denn trotz einer leichten, hörbaren Höhenanhebung, weist das Mikrofon eine harmonische Gesamtabstimmung aller Frequenzbereiche auf. Damit kann dieses Mikrofon Sänger oder Instrumentalisten regelrecht zur Akkuratesse erziehen, denn dieser Doppel-Schallwandler beschönigt nichts. Diese tatsächlich sehr dezente Höhenanhebung hat zudem hohen praktischen Nutzwert, denn damit eignet sich das MKH 800 Twin auch als Hauptmikrofon zur Aufnahme größerer Klangkörper aus größerer Entfernung – insoweit hat Sennheiser an alles gedacht.
Die Möglichkeit, die Richtcharakteristik nach der Aufnahme zu ändern, ist gleichermaßen ein Riesenspaß und eine kreative Spielwiese par excellence. Es ist müßig, hier konkrete Einstellungen zu nennen: Probieren Sie selbst die Einstell-Beispiele im Handbuch aus. Wir haben jedenfalls in Sekundenschnelle die typischen Klänge von Niere, Acht oder Superniere abhören können. Da die virtuellen Fader einer DAW unendlich viele Einstellungen ermöglichen, ist es ohne weiteres möglich, seinen Wunschklang zurechtzubiegen. Hier bekommt der umstrittene Satz „We fix it in the mix/Wir finalisieren die Aufnahme beim Mischen“ eine neue Bedeutung.

Fazit 

Das Sennheiser MKH 800 Twin ist ein auf Höchstleitung optimiertes Spitzenmikrofon ohne Wenn und Aber. Die Möglichkeit, die Richtcharakteristik nachträglich, in aller Ruhe beim Mischen nach klang-ästhetischen Kriterien auszuwählen ist schlichtweg genial. Damit ist der scheinbar hohe Preis absolut angemessen.

Erschienen in Ausgabe 07/2008

Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 3807 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut