DAW-Perestroika
Propellerhead hat seiner nunmehr zur echten DAW gereiften Musikproduktions-Software Reason das siebte Major-Update verpasst. Ausgestattet mit neuen Features und pfiffigen Verbesserungen will sich die schwedische DAW mit eigenwilligem Konzept künftig noch stärker als echte Alternative zu den angesagten Platzhirschen empfehlen.
Von Georg Berger
Die Entwicklungs-Geschichte von Propellerheads beliebter Musik-Produktions-Software Reason, die das erste Mal vor rund 13 Jahren das Licht der Welt erblickte, könnte wundersamer nicht sein und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Die Erstversion kam mit einem eigenwilligen Konzept auf den Markt in der die virtuelle Nachbildung eines 19-Zoll-Effekt-Racks das zentrale Element zur Klangerzeugung und -bearbeitung markierte. Dabei lassen sich bis heute die dort eingefügten Prozessoren per virtueller Kabel, ganz so wie in der Hardware-Welt, mannigfaltig verknüpfen. Kompositionen mit Hilfe der eingefügten Instrumente sind dabei per angegliedertem MIDI-Sequenzer nach allen Regeln der Kunst erstellt. Über die Jahre hinweg wuchs dabei die Zahl an Effekten und Instrumenten stetig an und obwohl Reason in einer Zeit auf den Markt kam, in der DAWs sowohl mit MIDI als auch mit Audio umgehen konnten, weigerten sich die Propellerhead-Entwickler lange Zeit beharrlich, ihre Musikproduktions-Lösung auch mit der Fähigkeit zur Aufnahme von Audio-Signalen auszustatten. Dies wundert in mehrfacher Hinsicht, denn obwohl Reason als Insel-Lösung außer über die Rewire-Schnittstelle keine Kommunikation mit anderer Software gestattete und die im Reason-Sequenzer programmierten MIDI-Spuren ausschließlich die internen Instrumente ansprechen konnten, erfreut sich die Software trotz all dieser Einschränkungen bis heute einer riesigen Fangemeinde, die zumeist dem Dancefloor-Sektor zuzuordnen ist. Erst mit der Version Reason 5 (Test in Heft 10/2010) und erstmals kurz zuvor vorgestellten DAW Record (Test in Heft 2/2010) setzte im Unternehmen Propellerhead die Perestroika ein, indem beide Programme sich gemeinsam betreiben liessen und Reason das erste Mal die Möglichkeit bot, auch Audio-Signale im Sequenzer aufzuzeichnen. Reason 6 verschmolz schließlich beide Bereiche – Audio und MIDI – direkt von vorne herein, wobei aus der Record-Anwendung schließlich Reason Essentials hervorging. Allerdings kritisierten nicht nur wir in der Folgezeit, dass Reason das Einbinden von Drittanbieter-Plug-ins störrisch verweigert, was dem Anwender deutlich mehr Flexibilität bei der Produktion an die Hand gegeben hätte. Doch das schwedische Unternehmen hatte offenbar ein Einsehen und der bis dato spektakulärste Schritt wurde letztes Jahr zur Eröffnung der Musikmesse gegangen: Mit Vorstellung der Version Reason 6.5 präsentierte das schwedische Unternehmen die proprietäre Rack Extensions Schnittstelle und öffnete Reason erstmals auch für Software von Drittanbietern. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war Reason endgültig im Marktsegment der DAWs angekommen. Mittlerweile umfasst das Angebot an Plug-ins rund 100 Produkte, wobei außer Kleinst-Herstellern auch sattsam bekannte Unternehmen wie Softube, Korg, Izotope, U-He oder Fxpansion ihre Plug-ins gezielt für die neue Schnittstelle angepasst haben. Allerdings sind noch längst nicht sämtliche wichtigen Hersteller auf den Rack Extensions-Zug aufgesprungen. Plug-ins von Unternehmen wie Native Instruments, Waves, der Plugin Alliance oder Universal Audio harren nach wie vor einer Portierung auf die Propellerhead-Schnittstelle. Doch was nicht ist, kann ja noch werden.
Vor kurzem präsentierte Propellerhead schließlich mit Reason 7 ein neues Major-Update, das den seit Reason 5 eingeschlagenen Kurs konsequent fortführt. Im Vergleich zu den Vorversionen sind die Neuheiten zwar nicht so umfangreich ausgefallen. Doch haben die Entwickler, soviel sei schon verraten, es dennoch geschafft, Reason in Version 7 in vielerlei Hinsicht ausgereifter und komfortabler bedienbar zu gestalten. Erfreulich ist auch das unveränderte Preis-Niveau: Beim Erstkauf verlangt der Hersteller rund 400 Euro. Das Upgrade von einer beliebigen Vorversion kostet rund 120 Euro und wer sich ein Upgrade auf Reason 7 plus Balance Audio-Interface (Test in Heft 2/2012), ganz gleich von welcher Version, leisten will, zahlt rund 500 Euro. Doch genug der Vorrede, schauen wir uns die wichtigsten Neuheiten der Reihe nach etwas näher an. Als erstes schauen wir Reason 7 quasi einmal unter die Motorhaube: Die Installation ist denkbar einfach, wobei das Installations-File automatisch erkennt, auf welchem Betriebssystem – 32 oder 64 Bit – die Software installiert werden soll und dies auch tut. Wer allerdings auch die 32 Bit-Version auf ein 64 Bit-System installieren will, muss ein wenig in die Trickkiste greifen und eine Programm-Verknüpfung mit zusätzlichen Anweisungen erstellen. Das ist zwar ein wenig lästig, aber jetzt kein Hexenwerk. Dennoch: Separate 32- und 64-Bit-Installations-Routinen wären in dem Fall komfortabler. Sehr schön: Das Arsenal an mitgelieferten Sounds und Samples für die enthaltenen Instrumente wie etwa den NN-XT-Sampler oder den Dr. Octo-Rex-Player hat sich im Vergleich zur Vorversion wiederum erhöht. Dabei legen die neuen Sounds einen Schwerpunkt auf Percussion- und Drumsamples, die Reason 7 zu den aktuellen Ausprägungen des Dancefloor aufschließen lässt. Glasnost lautet auch das Stichwort in Sachen Audio-Formate: Zwar erlaubt Reason nach wie vor nur ein Exportieren von Stereo-Files wahlweise im Wav- oder Aiff-Format sowie in den proprietären Reason-Songformaten. In Sachen Datei-Import hat sich jedoch einiges getan: So können ab sofort auch komprimierte Datenformate wie unter anderem MP3, MP4, AAC oder WMA unabhängig von ihrer Klangqualität nach Belieben in ein Projekt/einen Song importiert werden. Eventuell notwendige Sampleraten-Konvertierungen geschehen dabei automatisch. Abseits dessen haben die Entwickler jedem der drei Hauptbereiche von Reason, also dem Sequenzer, dem Mixer und dem virtuellen 19-Zoll-Rack ebenfalls eine Reihe pfiffiger und willkommener Neuheiten und Verbesserungen angedeihen lassen. So verfügt der Sequenzer erstmals über eine Audio-Slice-Funktion, was längst fällig war. Der Clou: Ebenso wie der Pitch Shift- und Timestretch-Algorithmus ist die Slice-Funktion permanent im Hintergrund aktiv. Durch Doppelklick auf einen Audio-Clip zeigen sich, je nach Signal, mehr oder weniger viele Anfass-/Slice-punkte, die als Ergebnis der Audio-Analyse über den Transienten liegen und zum weiteren Feinjustieren zur Verfügung stehen. Sicherlich, im Vergleich zu Propellerheads zweitem Verkaufserfolg, dem Audio-Slicer Recycle, sind die Möglichkeiten und die Ausstattung rudimentär ausgefallen. So ist es etwa nicht möglich, den Analyse-Algorithmus detailliert einzustellen, um die Zahl an zu erkennenden Slice-Punkten entsprechend bestimmen zu können. Doch mit den gebotenen Möglichkeiten kommen wir im Test bestens zurecht, wobei der Analyse-Algorithmus schon sehr genau arbeitet. Zudem stehen drei wählbare Modi für das anschließende Time-Stretching und Transponieren zur Auswahl, mit denen wir im Test zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Das Quantisieren der Slices nach altbewährter Art über das entsprechende Menü der Werkzeugleiste ist dabei ein Klacks. Überdies lassen sich die Slice-Marker nach allen Regeln der Maus-Kunst editieren. Einzelne Marker können nach Belieben horizontal verschoben, gelöscht oder neue nach Belieben hinzugefügt werden. Wer mag, kann das Time-Stretching beim Editieren übrigens auch deaktivieren. Mehrere Marker, ganz gleich ob aufeinander folgend oder weit verteilt im Clip, können ebenfalls ausgewählt und auf einen Schlag verschoben werden. Besonderheit: Der so bearbeitete Clip kann schließlich direkt in den Dr. Octo Rex-Player importiert oder als dezidiertes REX-File auf der Festplatte gespeichert werden. Das gibt’s bei den Mitbewerbern in der Form nicht. Wer in einer Spur mit aktivierter Loop-Funktion jedoch mehrere Takes aufgenommen hat, aus denen anschließend im Comping-Editor die besten Stellen zu einer resultierenden Spur zusammengefasst werden sollen, muss auf die Audio-Slice-Funktion verzichten. Beides zur gleichen Zeit geht nicht, was trotzdem schön gewesen wäre und zusätzliche Arbeitsschritte eingespart hätte.
tattdessen haben die Entwickler dem Comping-Editor einen Bounce-Button spendiert, der die zusammengestellten Take-Ausschnitte blitzschnell rendert und wahlweise in der aktuellen oder auf einer neuen Spur bereitstellt. Ein Doppelklick auf den so erzeugten Gesamt-Clip zeigt im Inline-Editor anschließend die ermittelten Slice-Marker. Doch das ist es übrigens noch nicht ganz im Comping-Editor: Überdies findet sich jetzt auch ein Solo-Button in jeder Unterspur, so dass sich jeder Take bequem und konzentriert durchhören lässt. Die Neuheiten im zentralen Effekt-Rack fallen zwar ebenfalls überschaubar, aber trotzdem mächtig aus. In Sachen Module sind zwei Neuzugänge zu verzeichnen: Der Audiomatic Retro Transformer sowie das External MIDI Instrument (EMI). Erstgenanntes Modul prägt anliegenden Signalen charakteristische Vintage-Grundsounds auf, die nicht nur in Hörspiel und Postproduction bestens aufgehoben sind. Die Bedienung ist dabei denkbar einfach: Über 16 Buttons können verschiedene Grundsounds und Klangcharakteristiken angewählt werden. In- und Output-Regler erledigen das Anpassen der Lautstärke, der Transform-Regler nimmt Einfluss auf die Effekt-Stärke und ein Mix-Regler erlaubt ein weiteres Feinjustieren des Effekt-Anteils. Zur Auswahl stehen markant klingende und sattsam bekannte Sounds wie etwa ein altes Transistor-Radio mit entsprechend beschnittenem Frequenzgang, ordentlich Rauschen und leichten Verzerrungen. Hinzu kommen weitere Klassiker wie Tonband, Schallplatte, VHS-Band und sogar der Grundsound eines überstark komprimierten MP3-Files mitsamt den typischen Artefakten. Abseits dessen finden sich auch eher exotische Sounds wie etwa von einem elektronischen Spielzeug, einer PVC-Folie, aus dem Inneren einer Waschmaschine oder einer nicht näher bezeichneten elektrischen Schaltung, die ohrenfällig kaputt klingende Spektren auf die Signale legen und sie nachhaltig im Klang profilieren. Der Eerie-Effekt sorgt im Test für die mächtigste Klangveränderung und fügt den Sounds einen voluminösen Klangteppich hinzu, der deutlich dunkel und bedrohlich wirkt. Wie dies der Audiomatic Transformer realisiert, ist jedoch unklar, wobei sich uns im Test das technische Prinzip der Faltung förmlich aufdrängt. Sollte dem so sein, würden wir uns für ein kommendes Update die Möglichkeit zum Import externer Impulsantworten wünschen. Mit dem zweiten Modul-Neuzugang, dem External MIDI Instrument, führt Propellerhead seine DAW-Perestroika schließlich am augenfälligsten fort: Das Modul stößt jetzt erstmals das Tor zu externen MIDI-Signalen und -Klangerzeugern auf und reißt sozusagen die letzte Bastion der einstigen Insel-Lösung ein. Mit Hilfe des EMI können ab sofort externe Soft- und Hardware-Synthesizer per MIDI auf den Reason-Sequenzer zugreifen und umgekehrt. Im Vergleich zu allen anderen DAWs, die das schon immer konnten, klingt das zwar höchst banal. Bezogen auf die Entwicklung von Reason markiert das Modul jedoch einen weiteren Meilenstein. Das Handling ist dabei denkbar einfach und überschaubar: Im Test fügen wir das EMI ins Rack ein und im gleichen Atemzug wird eine dazu korrespondierende MIDI-Spur im Sequenzer und im Mixer erzeugt. Für den Test muss unser guter alter Roland D-50 herhalten, den wir schließlich ans Interface anschließen und über das EMI mit dem Reason-Sequenzer verbinden. Allerdings tut sich zunächst einmal gar nichts. Der Grund: Wir müssen als erstes den MIDI-Kanal einstellen, was sowohl im EMI über ein entsprechendes Menü geschieht, als auch im D-50 vorgenommen werden muss. Danach haben wir erfolgreich eine Verbindung etabliert. Das Definieren des MIDI-Kanals ist jedoch nicht das einzige Feature am EMI. Pitchbend- und Modulationsrad erlauben auch auf Software-Ebene das Ausführen dieser bekannten Spielhilfen. Allerdings muss auf Hardware-Seite bei Bedarf die richtige Controller-Nummer eingestellt werden. Das EMI bietet diese Möglichkeit (noch?) nicht. Weiterhin kann im Modul auch ein Program-change-Befehl realisiert und auch bequem automatisiert werden. Last but not Least erlaubt ein drittes Menü im EMI die Auswahl einer MIDI-Controller-Nummer, die sich mit dem beigeordneten Drehregler editieren lässt, was ebenfalls aufgezeichnet werden kann. Schön wäre natürlich, auch Bank-Befehle direkt im Modul definieren und ausführen zu können – Steinberg Cubase bietet so etwas beispielsweise schon sei Urzeiten – und mehr als ein Drehregler zum Einstellen von MIDI-Controllern würden ebenfalls flexiblere Eingriffsmöglichkeiten bieten. Ersteres müssen wir im Sequenzer realisieren und das Steuern weiterer Parameter der Hardware durch Definieren neuer Automationsspuren und anschließendes Einzeichnen der Parameterverläufe im Sequenzer. Wir vermissen ebenfalls schmerzlich die Möglichkeit, direkt im EMI ein MIDI-Delay einstellen zu können. Im Test zusammen mit dem Roland D-50, der für seine trägen MIDI-Fähigkeiten berüchtigt ist, wird dies nur allzuschnell deutlich. Abhilfe schafft jedoch in diesem Fall der seit Reason 4 integrierte Regroove-Mixer.
Im Test routen wir einen Kanal des Mixers auf die D-50 Spur und gleichen den vom Roland-Synthesizer erzeugten Versatz mit Hilfe des Slide-Parameters blitzschnell aus. Dennoch würden wir es begrüßen, dies direkt auch im Modul realisieren zu können. Das Aufzeichnen der Audio-Signale muss selbstverständlich und wie in allen anderen DAWs auch durch Erzeugen einer Audio-Spur im Sequenzer und das Einspeisen des Synthesizer-Ausgangs ins Audio-Interface erfolgen. Insgesamt bietet das EMI trotz seiner für Reason-Verhältnisse einzigartigen Möglichkeiten noch eine Menge Spielraum für künftige Verbesserungen. Mit zwei neuen Modulen haben sich die Entwickler jedoch nicht ganz zufrieden gegeben und dem Rack noch ein weiteres willkommenes Feature verpasst. Ab sofort besitzt jede Teil-Sektion im Rack, die stellvertretend für die dazu korrespondierende Spur im Sequenzer steht in der oberen Leiste die wichtigsten Mixer-Bedienelemente, also Kanal-Fader, Panpot, Mute- und Solo-Button. Ein Seq- und Mix-Button erlaubt zudem den raschen Aufruf des Mixer- und Sequenzer-Dialogs zwecks weiterer Bearbeitung. Doch das dürfte mit den neu hinzugefügten Mixer-Elementen im Rack künftig weitaus weniger häufig geschehen. Musste nach umfangreichen Einstellungen der Insert-Effekte, die in Konsequenz ein Anpassen der Kanal-Lautstärke erforderlich machen, ständig zwischen Rack und Mixer hin- und hergeschaltet werden, ist dies ab sofort auf einen Schlag direkt im Rack erledigt. Für diese banal wirkende, aber dennoch höchst effiziente Lösung gibt’s jedenfalls ein Extra-Lob. Löblich sind auch die Verbesserungen, die im Mixer-Dialog von Reason 7 realisiert wurden. So lässt sich jetzt in jedem Kanalzug, Mastersumme inklusive, über einen neu integrierten Button am Kopf der Equalizer-Sektion ein Graphik-Display aufrufen, das sowohl die eingestellte Equalizer-Kurve, als auch ein in Echtzeit arbeitendes Spektrogramm zeigt. Per Buttons lässt sich letzteres an- und abschalten ebenso wie sämtliche Equalizer-Bänder. Einstellungen sind dabei selbstverständlich direkt im Display mit der Maus realisierbar. Ein Drop-down-Menü erlaubt zudem, die Filter-Einstellungen der übrigen Kanäle rasch im Display aufzurufen. Der Button zum Öffnen des Displays ist übrigens auch in den Spuren-Kanalleisten im Rack integriert. Damit offeriert Propellerhead dem Anwender eine weitere Alternative zum Einstellen einer der wichtigsten Studio-Komponenten. Tatsächlich haben wir im Test mit Hilfe des Displays deutlich rascher zufriedenstellende Ergebnisse erstellt, als noch zuvor alleine durch Drehen an den Reglern. Je nach Geschmack und Arbeitsstil dürften die liebevoll reproduzierten Drehregler und Schalter in den Kanalzügen demnächst also ausgedient haben. Unumstrittenes Highlight im Neuheiten-Reigen des Mixers ist jedoch die Möglichkeit, erstmals auch Subgruppen und sogar Parallel-Kanäle erzeugen zu können. Ersteres wurde nicht nur von uns seit der allerersten Record-Version schmerzlich vermisst. In Reason 7 gehört dieses Manko jetzt ab sofort der Vergangenheit an. Das Handling ist dabei einmal mehr denkbar einfach: Durch Rechtsklick im Mixer-Dialog wählen wir im daraufhin geöffneten Pop-up-Menü den entsprechenden Befehl aus, woraufhin der Kanal erzeugt wird. Visuell setzt er sich vom Rest der übrigen Kanalzüge durch eine rote Faderkappe ab. Als nächstes gilt es, die gewünschten Kanalzüge auf die soeben erzeugte Subgruppe zu routen. Dies geschieht durch Klick auf die Fläche unterhalb des Faders in den betreffenden Kanälen, woraufhin ein Menü erscheint mit sämtlichen erzeugten Gruppenkanälen und natürlich der Stereosumme. Besonderheit: Das Routing-Konzept sieht keinerlei Beschränkungen vor, so dass sich nach Wunsch auch mehrere Subgruppen auf eine neue adressieren lassen, was entsprechend komplex verschachtelte Routings möglich macht. Das Erzeugen von Parallel-Kanälen geschieht in gleichem Maße via Rechtsklick und Auswahl des entsprechenden Eintrags. Dazu muss mit der Maus logischerweise zuvor der gewünschte Kanal ausgewählt werden. Doch anders als beim bloßen Kopieren und Duplizieren einer Spur, wird lediglich eine virtuelle parallele Signalführung erzeugt. Es werden also weder Clips dupliziert, noch die Insert-Effekte, die bereits in der Hauptspur eingefügt wurden. Parallele Signalführungen werden anschließend im Mixer visuell durch eine leicht verkürzte Fläche am Fuß des Mixers dargestellt, in der sich der Name des Kanalzugs findet. Der parallel geführte Kanal besitzt zudem die Kennzeichnung „P:“ vor der Bezeichnung des Kanals, die sich nach Wunsch auch umbenennen lässt. Ist dies erledigt, können in den Parallel-Kanal nach Lust und Laune Effekte insertiert werden, die das Signal entsprechend drastisch verbiegen. Das Austarieren zwischen Original- und Parallel-Signal erfolgt schließlich durch Einstellen des Kanalfaders. Im Test überzeugt dieses Feature ohne Wenn und Aber, nicht zuletzt auch durch das rasche Realisieren dieser Signalverknüpfung. Mehr noch realisiert Reason damit auf höchst anschauliche Art die schon seit Längerem populäre Parallel-Kompression, ganz so wie in der Hardware-Welt. Wichtig: Es lässt sich jeweils nur ein paralleler Kanal von einem Haupt-Kanal aus abzweigen. Allerdings ist es trotzdem möglich, ausgehend von einem bereits erzeugten Parallel-Kanal einen zweiten, neuen Parallelkanal abzuzweigen, so dass sich auch dort komplex verschachtelte Signal-Routings realisieren lassen. Auffällig: Gruppen- und Parallelkanäle erscheinen zwar direkt im Mixer und im Rack. Im Sequenzer sind sie jedoch anfangs nicht sichtbar. Ein Klick auf den winzigen Seq-Button in den Kanalzügen, lässt sie schließlich dann doch im Sequenzer erscheinen. Dort stehen sie logischerweise als reine Automationskanäle zum Einzeichnen entsprechender Parameter-Verläufe zur Verfügung.
Fazit
Die Kriterien und Anforderungen nach denen sich ein Major-Update definiert, lassen sich mit Sicherheit ausgiebig diskutieren. Festzuhalten bleibt dennoch, dass das Reason-Update auf Version 7 im Vergleich zu den Vorversionen recht überschaubar ausfällt. Doch es muss ja nicht immer eine überbordende Menge an neuen Features sein. Reason 7 wartet, getreu nach dem Motto Klasse statt Masse, mit Verbesserungen auf, die dem Anwender die Arbeit in jedem Fall künftig ungleich leichter machen und die zur DAW gereiften Anwendung tatsächlich ein gutes Stück zu den Mitbewerbern aufholen lässt. Sicherlich, spektakulär fallen Highlights wie das External MIDI Instrument, der Import weiterer Audio-Formate, das Slicing von Audio-Material oder das Erzeugen von Subgruppen im Vergleich zu den etablierten Mitbewerbern zwar nicht aus. Bezogen auf die Entwicklung von Reason markieren diese Features jedoch einen enormen Sprung nach vorne. Wer jedoch bislang ohne diese Features mit Reason bestens zurechtkommt, wird das Upgrade mit Sicherheit auslassen und auf die nächste Major-Version warten. Wer allerdings nur eines der neuen Features schon immer schmerzlich vermisst hat, wird in jedem Falle zugreifen und künftig mit deutlich mehr Spaß ans Produzieren gehen.
Erschienen in Ausgabe 08/2013
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 405 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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