Stimmig
Der neue Voice-Recorder WS-813 von Olympus macht keinen Hehl aus seiner Profession in Sachen Sprachaufnahmen. Ein integriertes Stereomikrofon mit Zoom-Funktion, Lautstärkeausgleich und Klangbearbeitungseffekte lassen überdies ungeahnte Mitschnittqualitäten erahnen. Grund genug, den kostengünstigen Aufnahmeorganismus unter dem Test-Mikroskop zu betrachten.
Von Michael Nötges
Der japanische Konzern Olympus mit Sitz in Tokio gilt nicht nur als Big-Player in Sachen opto-digitaler Produkte, sondern auch als marktführend im Bereich digitaler Diktiergeräte. In den letzen Jahren hat sich das Produktportfolio der Audio-Sparte allerdings immer weiter auch in Richtung professioneller PCM-Recorder erweitert. Dabei konnten die Modelle LS-5 (Test in Heft 3/2011) und LS-10 (Test in Heft 2/2009) besonders durch gute Klangqualität und robuste Metallgehäuse punkten. Ihre besondere Eignung als Journalisten-Begleiter und Audio-Skizzen-Sammler ergab sich aus dem Fokus – wen wundert es beim Marktführer für Diktiergeräte – auf optimale Sprachaufnahmen. Gleichwohl punkten beide Modelle mit ihren guten internen Stereomikrofonen, die sie zu weit mehr prädestinieren als bloß Interviews aufzunehmen.
Den Vorsitz der neuen WS-Serie führt der Testkandidat WS-813 mit seinem acht Gigabyte großen Festspeicher (WS-811: 2 GB; WS-812: 4 GB). Dabei sind Aufnahmen im PCM-, MP3- und WMA-Format (siehe Tabelle) möglich, wobei offensichtlich mehr Wert auf Masse als Klasse gelegt wird: Als Samplingfrequenz (WAV) sind ausschließlich 44,1 Kilohertz bei einer Wortbreite von 16 Bit möglich. Das ist natürlich immerhin CD-Qualität, jedoch bieten viele Handheldrecorder mittlerweile Samplerates bis 96 Kilohertz bei 24 Bit an. Mit der Möglichkeit der Low-Fi-Aufnahme (WMA/8kbps), die insgesamt über 2.000 Stunden an Audiomaterial zulässt, kann der WS-813 bei jenen punkten, die mitunter lange Sitzungen oder Podiumsdiskussionen mitschneiden wollen. Auch viel beschäftigte Ärzte und Anwälte, die ihren Schriftverkehr zur Abschrift aufnehmen oder andere Schriftstücke diktieren wollen, freuen sich über die schier unbegrenzte Kapazität, auch wenn die Tonqualität erheblich leidet.
Der WS-813 verfügt zusätzlich über einen Micro-SD-Card-Slot, um die Aufnahmekapazität um maximal weitere acht Gigabyte aufzublasen und ein Wechselmedium zur Verfügung zu haben. In diesem Zusammenhang ist die Tatsache sehr erwähnenswert, dass aufgenommene Files intern kopiert und verschoben werden können, was zum Datenaustausch sehr hilfreich sein kann. Denn eine Micro-SD-Card gibt man weiter, den Recorder für den nächsten Einsatz jedoch nicht aus der Hand.
Die Stromversorgung gewährleistet lediglich eine einzige AAA-Batterie respektive ein Akku. Das macht den Recorder mit einem Kampfgewicht von 57 Gramm sehr leicht und auch in entlegenen Gebieten jederzeit einsatzbereit. Wer jetzt glaubt, dass immer eine Handvoll Ersatzbatterien mitgeführt werden müsse, weil ansonsten nach kurzer Zeit der Saft alle ist, täuscht sich. Der Hersteller verspricht eine minimale Aufnahmedauer (44,1 Kilohertz, 16 Bit, WAV) von rund 15 Stunden. Der Betrieb kann aber auch per USB-Netzadapter A514 bewerkstelligt werden, der allerdings nicht im Lieferumfang enthalten ist und rund 30 Euro extra kostet. Erfreulich ist, dass sich der Recorder per integriertem und ausfahrbarem USB-Stecker – der Schiebemechanismus befindet sich auf der Rückseite des Gehäuses – direkt an Mac oder PC anschließen lässt. Es ist kein zusätzliches Kabel erforderlich, es sei denn, der Stecker geht aus Platzgründen nicht in die Buchse. Der Recorder wird dabei sofort als Wechseldatenträger erkannt. Außerdem lässt sich gleich auch der eingelegte Akku aufladen, was laut Hersteller nach rund drei Stunden vollständig geschehen ist.
Im Lieferumfang des WS-813 sind neben Akku, USB-Kabel-Verlängerung, In-Ear-Kopfhörer und Basic-Bedienungsanleitung – das komplette Manual gibt es dann als pdf-Datei im Netz – noch eine Schutzhülle aus milchig-duchsichtigem Silikon, was den Recorder im Außeneinsatz vor Umwelteinflüssen schützt. Der WS-813 kostet insgesamt gerade einmal 149 Euro und ist damit der bislang günstigste Kandidat, den Professional audio zum Test hatte. Wie sich der Günstling mit seinen Geheimwaffen á la Zoom-Mikrofon, Lautstärkeausgleich, Kalendersuche und anderer hilfreicher Funktionen zur Sprachwiedergabe im Test schlägt, erläutern wir gleich.
Zunächst ist aber festzuhalten, dass das Gehäuse des Fliegengewichts aus schwarzen und silbernen Kunststoffteilen gefertigt ist. Damit ruft der WS-813 nicht ganz das wertige Gefühl der metallenen LS-Recorder hervor, kann aber wie gesagt dafür mit seinem geringen Gewicht punkten. Mit einer Größe von gerade einmal zehn Mal vier Zentimetern verschwindet der Recorder kaum merklich in jeder Jacken- oder Hemdtasche. Keine Frage, dass das zweifarbige Matrix-Display kaum größer als eine Briefmarke ist. Gut lesbar ist die gestochen scharfe und bei Bedienung weiß hinterleuchtete Anzeige dennoch. Die omnidirektionalen Kapseln des WS-813 sind in das Gehäuse integriert. Nach oben hin schützt je eine feine Metall-Gaze, nach vorne eine Art Lochblech die sensiblen Membranen vor Beschädigung. Die Anordnung der beiden Kapseln weist einen Achsenwinkel von 90 Grad auf.
Neben dem ausfahrbaren USB-Stecker verfügt der WS-813 über zwei weitere Anschlüsse in Form von 3,5-mm-Klinkebuchsen: Der Kopfhörerausgang findet sich an der linken Flanke, der zusätzliche Mic-Eingang zum Anschluss externer Schallwandler zwischen den beiden Kapseln am Kopf des Geräts. Mithilfe des Ausgangs kann eine Aufnahme überwacht werden (Monitoring). Zusätzlich ist im Winzling auch ein Mono-Lautsprecher unterhalb der Navigationswippe integriert, der zum Abhören aufgenommener Tracks oder überspielter Dateien dient. Mit einer Ausgangsleistung von 150 Milliwatt ist er zwar nicht gerade laut, er hilft aber dabei, schnelle Kontrollen ohne Kopfhörer durchzuführen. Ansonsten bietet der WS-813 einen Power-Schiebeschalter, der auch für die Tastensperre verantwortlich zeichnet und den Micro-SD-Karten-Slot an der rechten Flanke, dessen Schutzabdeckung mit dem Fingernagel einfach geöffnet wird.
Die Bedienung ist leicht verständlich und die obligatorischen Bedienelemente (Navigationswippe, Stop, Play, Rec, Menu, List) immer noch groß genug, um eine unproblematische Handhabung zu gewährleisten. Das Steuerkreuz verfügt dabei über hilfreiche Häkchen in allen Himmelsrichtungen sowie exakte Druckpunkte, die ein sicheres Navigieren und Auswählen zulassen. Der Erase-Button zum schnellen Löschen von missratenen Aufnahmen ist sehr klein und in das Gehäuse eingelassen, was ein versehentliches Auslösen nahezu ausschließt. Außerdem ist der Löschvorgang durch eine doppelte Bestätigung abzuschließen. Der Scene/Index-Button ist ähnlich klein, aber erstaunlich gut zu bedienen, um Marker beim Abspielen oder Aufnehmen zu setzen. Damit haben die Mikro-Ergonomen, wie auch bei den beiden schmalen Tastern (Menu, List), ganze Arbeit geleistet, sodass der WS-813 weitestgehend unproblematisch in einer Hand liegend mit dem Daumen bedient werden kann. Zusätzliche Pegelsteller sucht man allerdings vergeblich, ebenso wie eine Übersteuerungs-LED. Stattdessen verfügt der WS-813 über drei fixe Eingangsempfindlichkeiten (niedrig, mittel, hoch) ohne zusätzliche Pegelanpassungsmöglichkeit. Im manuellen Modus müssen wir uns im Test allerdings stark auf die winzige OL-Anzeige im Display konzentrieren, um optimal ausgesteuerte Aufnahmen zu bekommen. Der Eingangspegel wird in diesem Fall mit den Pfeil- die Ausgangslautstärke mit den Plus-Minus-Tasten der Navigationswippe eingestellt. Eine orangefarbene LED, die von vorne und von der Rückseite des Geräts sichtbar ist, leuchtet sobald die Aufnahme läuft. Dadurch kann aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Betriebsmodus stets kontrolliert werden. Neigt sich die verbleibende Aufnahmezeit dem Ende, wechselt die Status-LED zunächst ihre Farbe nach gelb (60 Sekunden vorher) und beginnt auf den letzten Metern (ab 30 Sekunden vorher) zusätzlich zu blinken.
Das Hauptmenü zeigt drei grundlegende Einsatzmöglichkeiten des WS-813: Recorder, Musik (Player) und FM Radio, wobei die letzen beiden Modi für diesen Test eher nebensächlich sind. Trotzdem kurz dazu: Der Player spielt WAV-, MP3- und WMA-Files ab, wobei der Music-Folder bis zu 300 Unterordner mit jeweils bis zu 200 Dateien zulässt. Beim integrierten Radio ist besonders der Aufnahmemodus interessant, um Sendungen oder Musikstücke mitzuschneiden.
Ungleich spannender wird es im Recorder-Menü. Vor der Aufnahme muss zuerst der Speicherort angewählt werden. Dafür stehen die Ordner A-E zur Verfügung, um darin die einzelnen Takes zu organisieren. Eine praktische Besonderheit ist in diesem Zusammenhang die Kalendersuche. Aus dem Hauptmenü heraus kann dabei ein Kalender aufgerufen werden, der die Aufnahmen auf die einzelnen Kalendertage zuordnet. Journalisten mit vielen Interviewterminen an unterschiedlichen Tagen können auf diesem Weg somit die richtigen Transkriptionsvorlagen sehr schnell durch Abgleich mit ihrem Terminkalender finden. Aber zurück zu den Aufnahmefeatures: Nachdem der Aufnahmemodus (WAV, MP3, WMA) und der passende Aufnahmepegel, sprich Eingangsempfindlichkeit (hoch, mittel, niedrig, manuell) gewählt sind, kann es sofort losgehen. Sehr schön: Olympus hat der Einfachheit halber bereits fünf Aufnahme-Presets (Vorlesung, Konferenz, Treffen, Diktat, DNS) vorbereitet, die optimale Parametereinstellungen für Standardsituationen bieten. Dabei sind folgende Einstellungen bereits vorgenommen: Aufnahmepegel und -modus, Zoom-Mic, Low Cut Filter, VCVA und V-Sync Rec.
Ein Beispiel: Das Vorlesungs-Preset wählt aufgrund der weiten Entfernung zur Schallquelle einen hohen Aufnahmepegel. Das Format ist auf MP3 mit 128 kbps festgesetzt, was ein guter Kompromiss zwischen Tonqualität und Speicherplatz ist. Die Zoom-Mic-Funktion steht auf +6, also mit einer starken Richtwirkung. Das Low Cut Filter, dessen Einsatzfrequenz bei recht hohen 400 Hertz liegt, ist eingeschaltet, um Tritt- und Körperschall abzuschwächen. VCVA und V-Sync Rec sind ausgeschaltet.
Außer den Werks-Presets können überdies drei Nutzersituationen (User1-3) mit individuellen Einstellungen abgespeichert werden, falls die Voreinstellungen nicht den eigenen Anforderungen entsprechen.
Sie werden sich gefragt haben, was es mit den Funktionen Zoom-Mic, VCVA und V-Sync Rec auf sich hat. Ganz einfach: Die Zoom-Mic-Funktion bestimmt die Richtwirkung des Stereomikrofons. Wobei Werte zwischen -3 (sehr breit) und +6 (hohe Richtwirkung) möglich sind. Bei den Einstellungen demonstriert eine Grafik auf dem Display den jeweiligen Achsenwinkel des Stereomikrofons. Hinter dem Kürzel VCVA verbirgt sich der sogenannte Variable Control Voice Actuator. Oberhalb eines definierbaren Thresholds wird die Aufnahme automatisch gestartet. Sinkt der Pegel unterhalb des Schwellenwerts, wird sie gestoppt. Ist dieser Modus aktiviert, kann der Threshold mit den Pfeiltasten bei aktivierter Aufnahme festgelegt werden. Die V-Sync Rec-Funktion ist hingegen eine erweiterte Aufnahmeautomation für Sprache. Außer einem einstellbaren Threshold, ab dem die Aufnahme gestartet werden soll, ist auch eine sogenannte V-Sync-Zeit (1, 2, 3, 5, 10 Sekunden) wählbar. Fällt der Pegel innerhalb des gewählten Zeitintervalls unterhalb des Schwellenwertes, schaltet sich die Aufnahme ab, zumindest wenn der Modus ‚einmalig‘ gewählt ist. Steht der Recorder auf ‚kontinuierlich‘ startet die Aufnahme erneut, sobald der Threshold wieder überschritten ist, wobei eine neue Datei erzeugt wird.
Das Wiedergabemenü bietet ebenso ein paar hilfreiche Funktionen, die einem das Abhörleben etwas leichter machen: Die Sprachwiedergabe analysiert ein aufgenommenes Gespräch und überspringt beim Abspielen alle stillen Passagen. Beim Transkribieren von Interviews oder Protokollieren von Sitzungen spart diese Funktion viel Zeit. Zusätzlich bietet der WS-813 eine zweistufige Rauschunterdrückungsfunktion (hoch, niedrig), die durch Abschwächung von Umgebungs- und Hintergrundgeräuschen eine bessere Verständlichkeit der Aufnahme ermöglichen soll. Hinter dem Sprachausgleich verbirgt sich hierbei eine Art Kompressor, der auch leise Geräusche in den Vordergrund rückt. Bei Mitschnitten, in denen die Schallquellen unterschiedlich weit vom Recorder entfernt sind (Konferenzen, Podiumsdiskussionen), werden die Pegelunterschiede überdies automatisch angepasst. Zusätzlich gibt es einen Fünf-Band-Equalizer, der individuelle Anpassungen (±6 dB in 1-dB-Schritten) an den Klang gestattet und mit drei Presets (Rock, Pop, Jazz) aufwartet. Last but not Least hält auch das Wiedergabemenü Presets mit entsprechenden Voreinstellungen parat, in diesem Fall zwei Sprach- und drei Musik-Situations-Einstellungen. Hat man beispielsweise eine für sich gute Einstellung der eigenen Stimme gefunden, kann diese komfortabel auf einem der Sprache-Plätze abgespeichert werden.
Die Messungen des WS-813 zeigen mehr als ordentliche Ergebnisse. Geräusch- und Fremdspannungsabstand liegen bei 85,6 und 83,5 Dezibel und damit weit oberhalb der Werte eines sehr guten Mittelklassegeräts wie dem Tascam DR-100. In diesem Punkt ist der WS-813 sogar Oberklasse-Kandidaten wie dem Ares-M II von Nagra (Test in Heft 9/2007) auf den Fersen (88,5 und 84,0 Dezibel). Auch die ausgezeichnete Eingangsempfindlichkeit kann sich mit -58,5 Dezibel mehr als blicken lassen und lässt so manchen Konkurrenten blass aussehen. Da keine zusätzliche Stromversorgung – weder Phantomspannung noch Plug-in-Power – für externe Kondensatormikrofone zur Verfügung steht, kommt dieser sehr gute Wert gerade recht. Aufnahmen mit dynamischen Mikrofonen sind somit kein Problem. Der Noisefloor liegt weit unterhalb -90 Dezibel, was für einen Recorder dieser Preisklasse schon fast sensationell ist. Abzüge in der B-Note gibt es höchstens beim Frequenzgang, der unterhalb 60 Hertz in die Knie geht. Allerdings ist diese Absenkung für einen ausgewiesenen Sprachspezialisten eigentlich keine Einschränkung. Tiefe Frequenzen sind nicht sein Ding, sollen es aber auch gar nicht sein. Den Freudentaumel trüben jedoch ein wenig die THD+N-Werte. Das Maximum liegt im Bassbereich (20 Hertz) bei rund 2,4 Prozent – tiefe Frequenzen sind wie erwähnt eben nicht seins. Ansonsten pendelt sich der Klirrfaktor bei einem guten Mittelwert von 0,1 Prozent ein.
Für den Hör und Praxistest nehme ich zunächst Sprache mit unterschiedlichen Einstellungen auf, um sowohl die Qualität der Mikrofonkapseln als auch die Sonderfunktionen auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen. Ohne zusätzlichen Schnickschnack und im WAV-Format (16 Bit/44,1 Kilohertz) zeigt sich die Tonqualität auf hohem Niveau. Rauschen und Störgeräusche gibt es faktisch nicht und die Aufnahme kommt transparent und klar mit guter Auflösung und ansprechendem Impulsverhalten. Insgesamt klingen die Aufnahmen recht nüchtern und sehr direkt. Eine ehrliche Härte, die aber für die Sprachverständlichkeit ausgezeichnet ist. Die weite Mic-Zoom-Einstellung liefert sehr viel Rauminformationen – sehr gut bei Konferenzen oder Gesprächsrunden. Bei einem Interviewpartner empfiehlt sich hingegen die gerichtete Einstellung, die ablenkende Nebengeräusche weitestgehend ausblendet und die Aufnahme optimal fokussiert. Aufnahmen eines Songlayouts (Gitarre/Gesang) gelingen auch sehr gut. An der Klang-Skizze gibt es nichts zu meckern, auch wenn die Zurückhaltung im Bassbereich hier bereits etwas mehr ins Gewicht fällt als bei den reinen Sprachaufnahmen. Unterm Strich ist das Ergebnis aber absolut brauchbar.
Höhere Auflösungen als 44,1 kHz/16 Bit kann und will der WS-813 allerdings nicht bieten. Dafür aber niedrigere: Die unterste Auflösung (WMA, 8 kbps) klingt furchtbar. Zwar ist die Sprache immer noch gut zu verstehen, ein audiophiler Genuss ist es aber bei Weitem nicht. Muss es aber auch nicht, denn es geht um große Datenmengen (über 2.000 Stunden), die auf diese Weise aufgezeichnet werden können – Stichwort: Sitzungsmitschnitte und Diktiervorlagen. Wer etwas mehr Wert auf einen angenehmen Klang legt, kann immer noch auf das MP3-Format zurückgreifen, welches mit 128 kbps ganz annehmbar klingt.
Natürlich probiere ich auch den Sprachausgleich aus, der bei einem mitgeschnittenen Gespräch an einem Tisch tatsächlich beide Stimmen auf nahezu gleiches Lautstärkeniveau bringt. Die Sprachwiedergabe-Funktion, bei der ich zunächst skeptisch war, entpuppt sich als wirkungsvolle Hilfe. Die Gesprächspausen in einem Interview sind schnell ausfindig gemacht und automatisch eliminiert. Beim Abhören kommt alles Gesprochene direkt hintereinander, was eine deutliche Zeitersparnis beim Transkribieren bringt. In diesem Zusammenhang teste ich außerdem die verstellbare Wiedergabegeschwindigkeit. Während das gerade geraffte Interview läuft, drücke ich den OK-Button. Mit den Pfeiltasten kann ich nun die Abspielgeschwindigkeit verändern (Faktor 0,5 bis 3,5), die ±-Tasten bestimmen die Tonhöhe (±6 Halbtonschritte). Im schnellsten Betrieb ist die Sprache kaum noch zu verstehen, allerdings kann es trotzdem helfen, bestimmte Passagen beim Durchhören schnell zu finden, ohne das Ganze in Echtzeit durchführen zu müssen.
Die Aufnahmeautomationen funktionieren im Test einwandfrei, wobei es etwas kniffelig ist, den richtigen Threshold auf dem kleinen Display einzustellen. Equalizer und Rauschunterdrückung machen auch einen guten Job und helfen, den Klang etwas zu verbessern und den eigenen Hörgewohnheiten anzupassen. Es sind zwar keine hochwertigen Effekte, aber durchaus hilfreiche Arbeits-Tools. Bleibt schlussendlich noch zu erwähnen, dass die Kalendersuche eine nützliche Angelegenheit ist, besonders da sich zunächst die Benennung der Tracks im Recorder auf eine fortlaufende Nummerierung beschränkt. Am PC können die Tracks zwar umbenannt werden, aber um bestimmte Aufnahmen schnell zu finden, ist die Kalendersuche eine sehr praxistaugliche Sache.
Fazit
Als Sprachaufnahmeexperte kann der sehr kompakte und leichte WS-813 von Olympus nicht zuletzt aufgrund seiner hilfreichen Zusatzfeatures punkten. Dabei überzeugt der Handheldrecorder zusätzlich mit sehr guten Messwerten und einem direkten und transparenten Klang der eingebauten Kapseln, die grundsätzlich auch Songskizzen und Mitschnitte aller Art zulassen.
Erschienen in Ausgabe 06/2012
Preisklasse: Economyklasse
Preis: 149 €
Bewertung: befriedigend – gut
Preis/Leistung: gut
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