Sony Klein-Star
Der PCM-M-10 ist der bislang kleinste Handheldrecorder von Sony. Doch kann der neue bei einem Kampfpreis von rund 350 Euro auch an das hohe Qualitätsniveau der großen Brüder anknüpfen?
Von Michael Nötges
Mit dem PCM-M10 versucht Sony das stark umkämpfte untere Preissegment der professionellen Handheldrecorder zu erobern. Wie bei den beiden größeren Modellen dem PCM-D1 (Test, 12/2007) und PCM-D50 (Test, 6/2008) ist wieder Klasse statt Masse die Devise. Deswegen setzen die japanischen Entwickler auf Edles und Praktisches wobei sie keine Energien auf überflüssigen Schnickschnack verschwenden. Konzeptionell richtet sich auch der PCM-M10 in erster Linie an Journalisten, Musiker, Rundfunkanstalten oder ambitionierte Recording-Fans, die ein mobiles Gerät für professionelle Aufnahmen benötigen. Im Gegensatz zu seinen großen Brüdern – der PCM-D1 kostet derzeit gute 2.700 Euro, der D-50 immer noch knapp 600 Euro – siedelt sich der PCM M10 mit einem Kaufpreis von rund 350 am unteren Endes des, mittleren Preissegments an. Der schmucke Taschenrecorder steht damit in direkte Konkurrenz zum DR-1 von Tascam (10/2008), zum Zoom H4 oder dessen Update H4n (Test, 3/2007 und 5/2009), zu Edirols R09-HR, dem Marantz PMD620 (Test, 8/2008) oder dem Olympus LS-10 (Test 2/2009), die allesamt in der 300-bis-400-Euro-Liga spielen.
Der PCM M10 ist in der Lage, im WAV- oder MP3-Format (siehe Tabelle) mit bis zu 96 Kilohertz und 24 Bit aufzunehmen. Der interne 4-Gigabyte-Flashspeicher bietet bei höchster Auflösung bereits ein Fassungsvermögen von rund zwei Stunden Audio-Material. Da aber auch der Einsatz von Memory-Cards (MicroSD- oder Memory Stick Micro) möglich ist, lässt sich die Speicherkapazität um bis zu 16 Gigabyte aufstocken. Durch die Möglichkeit der so genannten Cross-Memory-Aufzeichnung stehen dann insgesamt 20 Gigabyte für fast zehn Stunden hochauflösendes Audiomaterial zur Verfügung. Im Lieferumfang enthalten sind: kabelgebundene Fernbedienung, USB-Kabel zur Datenübertragung an PC oder Mac, CD-ROM mit Sound Forge Audio Studio (Recorder Edition), externes Netzteil, englische Bedienungsanleitung und zwei AA-Batterien. Der Verzicht auf proprietäre Akkus wird besonders Journalisten freuen, die für Reportagen mitunter in entlegene Gebiete ohne Stromnetz reisen. Natürlich können Akkus (AA-Format) verwendet werden, allerdings ist das Aufladen der Energiespeicher im PCM-M10 nicht möglich, weder über die USB-Schnittstelle noch mit dem externen Netzteil.
Optisch und verarbeitungstechnisch zeigt der PCM-M10 seine Zugehörigkeit zu Sonys Edel-Serie. Das handtellergroße Aluminiumgehäuse überzeugt durch hochwertige Verarbeitung und elegantes, anthrazitfarbenes Design. Ein präzises, durch einen Metallbügel geschütztes Pegelrad ist genauso mit von der Partie, wie das PCM-Serien-typische Stativgewinde auf der Rückseite des Recorders.
Die schmucken, teils farbig hinterleuchteten Transport-Buttons sowie die platzsparenden Menü- und Funktionstasten (siehe Foto) unterhalb des zweifarbigen Displays, sind ausreichend groß, um eine zielsichere Handhabung zu gewährleisten. Ein wenig Fingerspitzengefühl gehört bei kleinen Geräten selbstredend dazu. Alle wichtigen Funktionen sind ohne Eintauchen in die Menüs des PCM-M10 möglich: Die Lautstärke des Kopfhörerausgangs regelt eine kleine Kunstoff-Wippe, die, liegt der Recorder in der linken Hand, komfortabel mit dem Daumen zu bedienen ist. Drei zusätzliche Schiebeschalter sind in das rückwärtige Gehäuse eingelassene: Einer schaltet die Eingangsempfindlichkeit von Hi auf Low. Der nächste trifft die Wahl zwischen manuellem oder automatischem Einpegel-Modus. Der dritte aktiviert die DPC (Speed-Control) mit deren Hilfe das Tempo eines Tracks bis zu 100 Prozent beschleunigt oder 75 Prozent abgebremst werden kann, ohne dass sich die Tonhöhe verändert. Diese Funktion ist besonders beim Transkribieren von Interviews oder zum Raushören von schnellen Solo-Passagen hilfreich.
Alle Anschlüsse – bei der Größe lassen sich nur unsymmetrische 3,5-mm-Klinkenbuchsen realisieren – befinden sich an den Flanken des PCM-M10. Zwischen den internen Mikrofonkapseln, die sich an den oberen Ecken des Recorders befinden, liegen die beiden analogen Eingänge (Line/Mic). Gegenüber – am Fuß des Geräts – findet sich der interne Lautsprecher. Linkerhand gibt es den analogen Ausgang, der intern zwischen Kopfhörer- und Line-Pegel umgeschaltet wird. Außerdem liegt hier der Speicherkarten-Slot, die Stromversorgungs-Buchse und die USB-2.0-Schnittstelle.
Auf der anderen Seite, direkt unter dem Pegelrad, fristet der kombinierte Power- und Hold-Schiebeschalter sein Dasein. Wobei dieser für rund zwei Sekunden nach unten gezogen werden muss, um den PCM-M10 auszuschalten, was ein versehendliches Abschalten, beim Versuch die Tastensperre zu aktivieren (Schalter nach oben), ausschließt. An der rechten Flanke lässt sich auch die mitgelieferte Remote (RM-PCM001) anschließen. Mit dem zwei Meter langen Kabel kann man den Recorder aus sicherem Abstand bedienen, um lästigen Körper- und Trittschall bei Aufnahmen zu vermeiden. Die Fernbedienung bietet die Funktionen Record, Stop, Pause und Track-Mark – nicht mehr und nicht weniger.
Zur Pegelüberwachung gibt es zum einen für jeden Kanal eine grüne Signal-LED, die leuchtet sobald -12 dB erreicht sind und zusätzlich eine Übersteuerungs-LED, die unseren Messungen zur Folge tatsächlich bei 0dB rot erglimmt. Um beim Einpegeln immer im grünen Bereich zu sein, sollte daher darauf geachtet werden, dass lediglich die grünen LEDs zucken, nicht aber die roten Warnleuchten. Bei unvorhersehbaren oder stressigen Aufnahmesituationen empfiehlt sich daher, von vornherein die Pegelautomatik einzuschalten. Beim Überwachen hilft natürlich zusätzlich die exakte alphanumerische sowie die feine grafische Anzeige. Das relativ kleine (46 x 29 Millimeter) aber kontrastreiche Displays, lässt das Erkennen der Anzeigen auch bei schlechtem Blickwinkel zu.
Das ist aber noch lange nicht alles, was der kleine Recorder an hilfreichen Funktionen zu bieten hat: Neben den obligatorischen Einstellungsmöglichkeiten für Hintergrundbeleuchtung, Speicherauswahl und Uhr-Einstellung bietet der PCM-M10 weitere sehr nützliche Zusatzfeatures. Bei Aufnahmen hilft zum einen ein sauber arbeitender Limiter , der nach Herstellerangaben Pegelspitzen bis zu zwölf Dezibel oberhalb der Übersteuerungsgrenze abfängt –bei Konzert- oder Probemitschnitten mit Sicherheit eine lohneswerte Sache, um unvorhersehbare Dynamik-Ausbrüche sicher abzufangen. Bei starkem Wind oder sehr unruhigen Umgebungen hilft zudem ein Low-Cut-Filter bei 180 Hertz (siehe Frequenzgang-Messung) Wind-, Tritt- und Köperschall zu reduzieren. Neben der bereits erwähnten Digital Pitch Control, versteckt sich zusätzlich hinter dem geheimnisvollen Menüpunkt „Tastensteuerung“ ein Pitch-Shifter, der Aufgenommenes um sechs Halbtöne nach oben oder unten verschiebt, ohne das Tempo zu verändern. Das kann beispielsweise bei der Arbeit mit einem Sänger oder einer Sängerin helfen, die richtige Tonart für einen Song zu finden, indem man das Layout im Handumdrehen nach oben oder unten transponiert. Der Loop-Modus (A-B-Taste zum markieren des Anfangs- und Endpunkts) hilft Passagen zum Üben in Endlosschleifen zu hören.
Zu guter letzt bietet der PCM-M10 noch einen Pre-Record-Buffer, in dem automatisch die manchmal entscheidenden fünf Sekunden vor Aufnahmestart gespeichert werden, eine zweistufige Bass-Anhebung, sowie die Möglichkeit Tracks mit der Teilen-Funktion zu zerschneiden (aktuelle Position oder an allen Markern) und natürlich Lösch-, Kopier- und Track-Schutz-Funktionen.
Messtechnisch zeigt sich das schmucke Nesthäkchen in bester Verfassung: Geräusch- und Fremdspannungsabstand liegen bei ausgezeichneten 83,8 und 79,8 Dezibel. Damit sind die Werte deutlich besser als die des direkten Konkurrenten H4n von Zoom (Test, 5/2009: 74,8/72,8) und übertreffen auch die des teureren Tascam DR-100 (Test, 7/2009: 73,7/71,6). An die Spitzenwerte 88,5 und 84,0 Dezibel eines Nagra Ares-M II (Test, 9/2007) kommt der edle Recorder nicht ganz heran, dieser kostet allerdings auch gut dreimal so viel. Ebenso ausgezeichnet ist die Eingangsempfindlichkeit des Mikrofoneingangs, die mit -60,2 Dezibel für unempfindliche dynamische Mikrofone genügend Verstärkungsreserven bereithält. Das ist auch gut so, denn der PCM-M10 bietet lediglich die Sony-typische Plug-in-Power nicht aber 48-Volt-Phantomspannung, die externe Kondensatormikrofone brauchen. Die THD+N-Werte liegen bei absolut konkurrenzfähigen 0,15 Prozent. Am weitestgehend linearen Frequenzgang, sowie dem FFT-Spektrum mit k2- und k3-Peaks bei -80 Dezibel, ist nichts Entscheidendes auszusetzen.
Erschienen in Ausgabe 01/2010
Preisklasse: Mittelklasse
Preis: 355 €
Bewertung: gut – sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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