Der Kopfhörer, den du gesucht hast!

Bei den Modellen der Steven Slate Audio VSX Serie handelt es sich um Modeling-Kopfhörer, die es dir erlauben, deine Mixes und Masterings in authentischen virtuellen Nachbildungen von unter anderem erstklassigen Mischstudios zu erstellen. Wir haben uns diese ganz besonderen Kopfhörer genauer angehört.

Von Stefan Hofmann

Steven Slate zählt zu den prominentesten Gesichtern der Audio-Branche. Mit innovativen Produkten wie beispielsweise der Multi-Touch Produktions-Konsole RAVEN oder dem Modelling Mikro ML-1, einer ganzen Armada an Plug-ins und den bei vielen beliebten Steven Slate Drums verzückt der sympathische Amerikaner seit Jahren Tonschaffende aus aller Herren Ländern. Mit der VSX-Serie will der Meister jetzt auch auf dem Gebiet der Kopfhörer ein wichtiges Wörtchen mitreden.

Das Mischen und Mastern mit Kopfhörern bringt bekanntlich einige Schwierigkeiten mit sich. So unterscheidet sich die akustische Wahrnehmung über Kopfhörer im Vergleich zu professionellen Studio-Lautsprechen in vielen Dingen. Beispielsweise die besonders bei geschlossenen Headphones schlechtere Abbildung von Räumen, das fehlende Übersprechen der Stereokanäle am Ohr und die Wirkung eines perfekt abgestimmten Mischraumes sind nur eine Auswahl an Dingen, die Kopfhörern fehlen und diese für die meisten Mixing- und Mastering-Engineers höchstens als Referenz-System interessant machen. Mit den VSX-Kopfhörern soll das jedoch kein Problem mehr sein.

Das VSX-System setzt sich aus einem Kopfhörer und dem dazugehörigen DAW-Plug-in zusammen und offeriert seinen Anwendern verschiedenste virtuelle Mischumgebungen. So kannst du dein Audiomaterial auch unterwegs oder in akustisch schlechten Räumlichkeiten beurteilen und für verschiedene Ausgabesysteme fit machen.

 

Lieferumfang und erster Eindruck

Der Steven Slate Audio VSX wird mit einem stabilen Transportcase ausgeliefert. Dieses verfügt über ein praktisches Aufbewahrungsnetz mit Reißverschluss, das das 3,5-mm-Klinkenkabel und einen Adapter auf 6,3 mm enthält. Der aus schwarzem Kunststoff gefertigte Kopfhörer verfügt über eine gerastete Höhenverstellung, und die Hörmuscheln können gekippt und um 90 Grad gedreht werden. Die Höhenverstellung könnte allerdings etwas robuster sein. Bei einer normalen Anwendung sollte es hier aber keine Probleme geben. Der Kopfbügel ist gepolstert und genauso wie die Ohrpolster mit Lederimitat überzogen. Die Verarbeitungsqualität ist alles in allem gut – mit Luft nach oben. So sollte der VSX jeden Studiotag ohne größere Verletzung überstehen können. Optisch finde ich den Kopfhörer aufgrund seiner modernen, schlanken Optik ziemlich ansprechend.

Bauweise des Steven Slate Audio VSX

Der Steven Slate Audio VSX kommt als geschlossener Over-Ear-Kopfhörer daher und ist mit Beryllium-Neodym-Treibern ausgestattet, die einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz abdecken. Mit einer Impedanz von 37 Ohm können die kompakten Klanglieferanten auch problemlos an Gerätschaften wie Smartphones verwendet werden. Als Unterstützung für die tiefen Frequenzbereiche kommt die sogenannte Acoustic-Ported-Subsonic-Technologie zum Einsatz. Diese soll vor allem die tiefen Frequenzbereiche unterstützen und die Wiedergabe des Subbasses verbessern. Zudem verfügt der Kopfhörer über eine einseitige Kabelführung (links).

Der Tragekomfort

Auch nach längerem Hören empfand ich den Tragekomfort des VSX als durchaus angenehm. Die Ohrmuscheln bieten genug Platz, um auch meine etwas zu groß geratenen Ohren nicht einzuengen. Die Ohrpolster sind bequem, und der flexible, ebenfalls gepolsterte Kopfbügel schmiegt sich sanft an jede Kopfform an. Auch der Anpressdruck ist meiner Meinung nach sehr gut gewählt – nicht zu stark und nicht zu sanft. Klar, bauartbedingt kann es durchaus zu warmen Ohren kommen. Dank eines Gewichts von rund 270g hinterlässt der VSX auch nach längeren Hörsessions einen entspannten Nacken.

Die Inbetriebnahme

Nach der Registrierung samt Eingabe des Registrierungscodes auf der Webseite und dem Download des VSX-Plug-ins über das sogenannte „Steven Slate Audio Center“ kann es auch schon losgehen. Um dich an den ziemlich linearen Grundklang des Kopfhörers zu gewöhnen, solltest du ein paar Stunden Musik hören, bevor du mit dem Mixing beginnst. Das hilft dir später, wenn du die jeweiligen Mischumgebungen mit dem Grundklang vergleichst. Als nächstes öffnen wir eine DAW, in unserem Fall Logic Pro X, und laden das Plug-in in den letzten Plug-in-Slot des Masters. Solltest du während des Mixings zwischen deinen Studio-Speakern und dem VSX umschalten wollen, empfehle ich dir, dir die Routing-Empfehlungen in der Support-Sektion der Steven-Slate-Audio-Webseite genauer anzusehen. Diese sind für die wichtigsten DAWs wie Cubase, Pro Tools, Logic Pro X und Ableton verfügbar. Beim ersten Öffnen des Plug-ins gibt es eine kurze Erklärung der wichtigsten Einstellungen. Diese kannst du auch später noch einmal aufrufen.

Funktionsweise des VSX-Plug-ins

Nach dem Öffnen des Plug-ins befindest du dich – zumindest virtuell – in Steven`s Mixing Room. Oben Links kannst du nahtlos zwischen drei Ohrprofilen regeln – je nach Größe deiner Gehörgänge. Ich bin mit der mittleren „Average“-Einstellung ganz gut gefahren. Ist ein Raum geladen, unterscheidet sich die Lautstärke von der Grundeinstellung, die per „Bypass“ aktiviert werden kann. Um Lautstärkesprünge zu vermeiden, steht ein Regler bereit, der Anpassungen erlaubt. Über „Depth“ kannst du den 3D-Binaural-Effect einstellen. Je weiter links der Regler steht, desto trockener und näher der Klang und umgekehrt. In den Einstellungen kannst du übrigens einen „Auto-Bypass“ beim Export aktivieren.

Der Spaß beginnt, wenn du den Button „Browse Rooms“ betätigst. Dieser öffnet eine Auswahl an Mischumgebungen, die du frei wählen kannst. Deine fünf Lieblingsumgebungen lassen sich auf Schnellwahltasten legen und so hast du diese immer griffbereit. Auf der Steven Slate Audio Webseite kannst du übrigens nachschauen, mit welchen Konfigurationen die jeweiligen Studios, Autos und dergleichen ausgestattet sind. Ja, du hast richtig gelesen: Du kannst auch Autos auswählen und den abschließenden Car-Check deiner Mischung ins Wohnzimmer verlegen. Wir haben die Essentials-Version getestet. Diese stellt folgende Räumlichkeiten bereit:

  • Stevens Private Mix Room
  • Sonoma Studios
  • LA Club
  • Luxury SUV Car
  • 770 Headphones Model
  • Pod Headphones Model
  • HD Linear 1 & 2

Weitere Räumlichkeiten kannst du ganz einfach über den Marketplace erwerben oder du kaufst dir gleich die Platinum-Edition mit allen derzeit verfügbaren Settings und allen, die noch kommen werden inklusive. Hier stehen dir zusätzlich noch Dinge wie eine Boombox, weitere Studios und Kopfhörer-Modelle sowie ein elektrisches Auto zur Verfügung.

Betätigst du den 2SPC-Button, wird der Wechsel zwischen den Räumlichkeiten durch eine 2-sekündige Pause unterbrochen. Ein fünfbandiger EQ kann ebenfalls dazugeschaltet werden. Je nach gewähltem Setting, stehen dir noch bis zu drei weitere Modi bereit. So kannst du beispielsweise in Stevens Mix Room zwischen near-, mid, und far-field oder bei den SA-770 Kopfhörern die Impedanz von 80 Ohm auf 250 Ohm stellen.

Praxiseinsatz und Klang

Als ich begann, mit den VSX-Kopfhörern samt Software zu arbeiten, musste ich die Klanglieferanten ab und an abnehmen. Versteht mich nicht falsch, das lag nicht am Klang, sondern daran, dass ich überprüfen musste, ob der Sound wirklich aus den Kopfhörern kam oder doch über meine Neumann-Monitore abgespielt wurde. Wow.

Diese Kopfhörer in Kombination mit dem Plug-in sind wirklich mit das Beste an Equipment, das ich in den letzten Jahren testen durfte. Ich weiß Steven Slate und sein Team sind sehr innovativ, aber so einen guten, vielschichtigen Klang habe ich nicht erwartet. Zuerst hörte ich einen Song, den ich gerade vom Mastering Engineer meines Vertrauens zurückbekommen hatte und danach klickte ich mich durch viele alte Mischungen von mir. Klar, eine Beurteilung der modellierten Räumlichkeiten fällt schwer, weil ich das jeweilige Original nicht kenne, aber was ich da auf die Ohren bekam, war schon sehr beeindruckend. Trotz der geschlossenen Bauweise liefert der VSX eine gute Räumlichkeit. Die Wiedergabe des Bassbereichs empfand ich als gelungen und auch die Beurteilung von Gitarren- und Vocal-Klängen funktioniert über die verschiedenen Modi sehr gut. Besonders gefallen hat mir, dass ich den Auto-Check auf meiner Couch erledigen und meine Songs schonmal im Club abhören konnte. Nach ein paar Stunden hatte ich meine fünf Lieblingssettings definiert. Diese lieferten mir die Erkenntnis, dass ich den einen oder anderen Mix von mir noch einmal angehen muss. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man die Eigenschaften der verschiedenen Settings im Vergleich zur eigenen Abhöre einzuschätzen lernt. Da hilft nur viel Musikhören und ein Hin- und Herswitchen. Ist diese Arbeit getan, bekommen Anwender ein hervorragend klingendes Mixing-System an die Hand, das unterwegs und im Studio überzeugt.