Klingende Kalorien-Bomben

 

Seinerzeit aus einer Not heraus geboren, fristen String-Ensembles ein Zwischenwelt-Dasein aus Synthesizer und Orgel. Viele lieben den speziellen Klang, aber ebenso viele verabscheuen ihn auch. Aber tot zu kriegen sind sie trotzdem nicht, wie zwei aktuelle Produkte aus der Soft- und Hardware-Welt beweisen: Solina V von Arturia und Streichfett von Waldorf. Was beide auf dem Kasten haben, lesen Sie auf den nächsten sechs Seiten.

Von Georg Berger

„Mann, ist der dick Mann!“ Dieser Werbespruch zu einer hauchfein mit Schokolade überzogenen Süßigkeit aus gezuckertem Eischnee, lässt sich ohne Wenn und Aber auch auf die beiden Kandidaten unseres Tests anwenden.Die Rede ist von Arturias Solina V, der virtuellen Reproduktion des seinerzeit von Arp vertriebenen Solina String Ensembles und dem Streichfett-Instrument von Waldorf, das zwar auf den gleichen Spuren wie das Arturia-Instrument wandelt, aber jenseits der Nachahmung eines bestimmten Vorbilds eine ganz eigene Interpretation zum Thema String-Synthesizer abliefert. Während für Arturias Solina V rund 100 Euro verlangt werden, geht das Streichfett-Instrument für knapp 280 Euro über die Ladentheke. So unterschiedlich beide Kandidaten in ihrem Konzept sind – Software und Hardware – so sehr beschwören beide eine Zeit herauf, in der polyphone Synthesizer zunächst Mangelware und danach nur sündhaft teuer zu erstehen waren. Um aber dennoch zu halbwegs günstigen Preisen elektronische Klänge polyphon spielen zu können, wurden eben jene String-Synthesizer auf den Markt gebracht, die gezielt als Flächenlieferanten primär Streicher-Sounds, daneben aber auch den einen oder anderen Bläser-Sound erzeugten und sich ab Anfang der 1970er Jahre als eigenes Instrumenten-Subgenre im Synthesizer-Sektor etablierten. 

Den Urvater dieser Instrumenten-Gattung markiert eben jenes von Arturia emulierte Solina String Ensemble, das wiederum als Spin-off aus dem Orgel-Modell 310 des niederländischen Herstellers Eminent stammt, das diese Streicher-Sektion als separates Register besaß. Bald nach dem Erfolg des Solina String-Ensemble machten sich weitere Hersteller daran, ihre Versionen eines String-Synthesizers herauszubringen. Stellvertretend seien der Moog Polymoog, der Crumar Performer, Siel Orchestra, ELKA Rhapsody oder Korg Trident genannt.

Doch nicht nur die Polyphonie trug mit zum Erfolg dieses Konzepts bei. Der spezielle Sound, der sich durch einen eigentümlichen Frequenzgang auszeichnet, mitunter arg billig und künstlich daherkommt, aber trotzdem von mächtigen Bass-Brettern bis hin zu hauchzarten, seidigen und zerbrechlichen Höhen ein breites Spektrum abdeckt, sticht bis heute charakteristisch aus dem Gros an Synthesizer-Sounds heraus. Dabei darf eine wichtige Zutat nicht vergessen werden: der zuschaltbare sogenannte Ensemble-Effekt, der auf Basis einer Eimerketten-Schaltung einen unnachahmlichen Chorus-Effekt erzeugt und auf diese Weise den eher dünnen Grundklängen zu Wucht, Wärme und unverwechselbarem Timbre verhalf und in Summe so manch einen Welterfolg maßgeblich geprägt hat. So ist der Urvater, die Eminent 310 auf dem Oxygene-Album von Jean Michel Jarre zu hören, Stücke wie „Shine on you crazy little Diamond“ und „Wish you were here“ von Pink Floyd, „The Funeral Party“ von The Cure, „Love will tear us apart“ von Joy Division oder auch „Cars“ von Gary Numan, sind ohne diesen ikonenhaften, unverwechselbaren Sound undenkbar. Auch Bands jüngeren Datums wie etwa Coldplay, Air oder Radiohead setzen die cheesy-Sounds von String-Synthesizern gerne ein und auch wir müssen eingestehen, dass wir uns vom Zauber dieser Klänge nur allzu leicht einfangen und betören lassen. Doch genug der Vorrede. Schauen wir uns an, was beide Produkte auf dem Kasten haben.

Arturia Solina V

Beim Aufruf des Solina V Instruments blicken wir erwartungsgemäß auf eine Nachbildung der Hardware mitsamt seinem hellbraunen Holz-Gehäuse, dem Fünf-Oktaven Keyboard und einer Reihe von roten Fadern und Buttons zum Einstellen und Aufrufen der Sounds. Anders als im Original findet sich übrigens noch ein Modulations- und Pitch-Bend-Rad auf der Oberfläche. Hier wie dort ist die Klangerzeugung in zwei Bereiche – Bass und String – unterteilt, die über einen Keyboard-Split separat spielbar sind. Über das Preferences-Menü können wir nicht nur den Splitpunkt nach Gusto versetzen, sondern auch bestimmen, ob Bass- und String-Sektion über die gesamte Tastatur gelayert oder via Split aufgeteilt werden soll. Überdies lassen sich auch verschiedene MIDI-Kanäle für beide Teil-Klangerzeuger vergeben, was schon einmal hinsichtlich Einsatzmöglichkeiten entsprechend flexibel ausfällt.
Die Bass-Sektion ist ausnahmslos monophon ausgelegt, wohingegen die String-Sektion polyphon spielbar ist. Besonderheit: Durch Betätigen des Poly-Button in der oberen Menüleiste rufen wir zwei Varianten auf: So wird im polyphon-Modus jede gedrückte Note durch eine eigene Hüllkurve geschickt, wohingegen im sogenannten „paraphonic“-Modus sämtliche gespielten Töne nur durch eine Hüllkurve geschickt werden. Wird also ein erster Ton mit hörbarem Einschwingvorgang gespielt und gehalten, ertönen alle nachfolgenden Töne beim Schichten eines Akkordes ohne Attack direkt. Ansonsten gibt sich das Bedienpanel oberhalb der Klaviatur recht überschaubar. Bass- und String-Sektion sind in der Lautstärke separat regulierbar, mit dem Cescendo- und Sustain-Fader stehen Möglichkeiten zum Einstellen von Attack und Release der Lautstärke-Hüllkurve bereit und via Buttons lassen sich, ebenso wie im Original, verschiedene Sounds aufrufen. Im Bass sind dies Kontrabass und Cello, die String-Abteilung wartet mit Violine, Viola, Trumpet und Horn auf. Last but not Least kann per Button der Ensemble-Effekt an- und abgeschaltet werden. Das war es dann auch schon. Wer mag, kann die Sounds übrigens additiv aufschalten, was zu weiteren Timbres führt. Mehr hatte auch das Original nicht zu bieten.

Solina V: Erweiterte Funktionen im Open-Modus

Mit den bislang vorgestellten Features hat Arturia schon einmal das Pflicht-Programm erfolgreich absolviert. Doch wer die Produkte des französischen Herstellers kennt, der weiß, dass es das noch längst nicht gewesen ist und dass noch weitaus mehr Funktionen implementiert wurden, die weit über das hinausgehen, was einst die Vorlage zu leisten im Stande war. So auch mit dem Solina V-Instrument geschehen. Durch Druck auf den Open-Button öffnet sich die obere Klappe und ein Panel erscheint, auf dem sich eine Vielzahl weiterer Eingriffsmöglichkeiten tummeln. So kann die Anschlagsdynamik und das Aftertouch zur Kontrolle der Lautstärke und des Filters in der Bass-Sektion feinjustiert werden. Die Bass-Sektion selbst wartet mit einem resonanzfähigen Hochpassfilter auf, das sich über eine ASR-Hüllkurve steuern lässt. Ein überschaubar ausgestatteter Arpeggiator lädt zudem zum Erzeugen perlender Bass-Sequenzen ein. Der umfangreich einstellbare LFO wirkt anteilig auf das Vibrato, Tremolo oder das Cutoff des Bass-Filters ein. Die String-Sektion wartet hingegen mit einem Leckerli auf, das aus dem Moog Polymoog entlehnt wurde: Eine Resonator-Bank. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um eine Art Dreiband-EQ, nur mit dem Unterschied, dass die Filter resonanzfähig sind und wahlweise als Tief-, Hoch- oder Bandpass arbeiten. Ähnlich wie die Zugriegel/Register einer Orgel, können wir damit die Timbres der angewählten Grundsounds weiter ausformen und ihnen unter anderem mehr Brillianz, Seidigkeit, Schärfe, Volumen oder Durchsetzungsfähigkeit verleihen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Eine Effekt-Sektion mit Chorus, Phaser, Delay und Faltungshall rundet die Ausstattung des Panels ab. Als weitere Leckerlis findet sich auf der Leiste oberhalb des Keyboards ein weiterer wählbarer Sound, der Vox Humana-Klang, der ein chorähnliches Spektrum erzeugt sowie die Möglichkeit, den Ensemble-Effekt wahlweise in mono oder in stereo nutzen zu können. Der Stereo-Effekt wurde übrigens in späteren Modell-Versionen implementiert. Im Test überzeugen beide Varianten durch markanten Klang. So bietet die Mono-Version einen bassbetonten, mächtigen Sound, wohingegen die Stereo-Variante merkbar zarter und luftiger daherkommt, die Klänge aber dennoch in ihrer Wuchtigkeit nachhaltig aufwertet.

Waldorf Streichfett

Mit dem Streichfett-Synthesizer setzt Waldorf seine Serie an kompakter Desktop-Hardware fort, die mit dem Rocket-Synthesizer seinen Anfang nahm und vom D-Pole-Filter fortgesetzt wurde. Das rund ein Kilogramm leichte Kistchen, bestehend aus einer Kunststoff-Gehäusewanne mit aufgeschraubter Kopfplatte aus Metall, nimmt in etwa die Grundfläche einer Vinyl-Single ein und dürfte auch am Rand von schmalen (Master-)Keyboards durchaus ein Plätzchen finden. Ausgestattet mit zwei Klinken-Ausgängen, einer Mini-Kopfhörer-Buchse, Fünf-Pol-MIDI in und out sowie einer USB-Schnittstelle, ist der Streichfett bestens für die Kommunikation mit Rechner und Keyboard gerüstet. Die Stromversorgung erfolgt ausschließlich über die USB-Buchse, die gleichzeitig auch MIDI-Signale führt. Ein USB-Netzgerät zur rechnerlosen Stromversorgung ist übrigens im Lieferumfang enthalten. Die Klangerzeugung erfolgt im Innern mit Hilfe von DSPs. Der Streichfett ist also ein digitaler Klangerzeuger, der den String-Ensemble-Sound via Chip emuliert. Ebenso wie bei den analogen Vorgängern und auch im Solina V, wartet auch der Streichfett mit einer zweigeteilten Instrumentierung auf, bestehend aus Bass-, hier: Solo genannt, und Streicher-Sektion. Bis zu 128 Stimmen sind dabei in der Streicherabteilung simultan spielbar. Die Solo-Sounds besitzen hingegen eine maximal achtfache Polyphonie. Damit sind also bei Bedarf auch Akkordlinien mit diesen Sounds spielbar. Absoluter Clou und Alleinstellungsmerkmal für solch ein Instrument ist die Möglichkeit, in beiden Sektionen per Drehregler durch die verfügbaren Sounds zu morphen und dabei entsprechende Mischungen von zwei oder mehr Grundklängen zu erzeugen. In der Solo-Sektion stehen dafür die Grundklänge Bass, E-Piano, Clavinet, Synth und „Pluto“ zur Verfügung. Die Strings-Abteilung wartet mit Violine, Viola, Cello, Brass, Organ und Choir auf. Besonderheit im String-Sektor: Bis zur 12-Uhr-Position werden lediglich zwei benachbarte Sounds miteinander vermischt. Dreht man den Regler weiter, erklingen Mischungen und Kombinationen von weiter auseinander stehenden Grundsounds, etwa Violine und Chor. Von der Bezeichnung der Grundsounds sollte man sich jedoch nicht zuviel versprechen. Ebenso wie bei den alten Schlachtschiffen geben sie eine ungefähre Marschrichtung vor, in die es gehen soll. Allerdings sind die Bezeichnungen in der Solo-Sektion schon arg weit entfernt von dem, was um den Regler aufgedruckt ist. Im Test hören wir vornehmlich verschiedene Synthesizer-Grundwellenformen à la Sinus, Sägezahn und Rechteck, die mal mehr oder weniger stark moduliert oder gefiltert sind und teils nur mit einem, teils mit zwei oder mehr gegeneinander verstimmten Oszillatoren erzeugt werden. Aber so soll es sein.

Morphen von Sounds via Drehregler

Die weitere Ausstattung des Streichfett ist auch ohne Handbuch-Studium rasch erfasst. So verfügen beide Klangabteilungen über Attack/Crescendo- und Release-Regler zum Einstellen der Lautstärke-Hüllkurve, wobei im Solo-Bereich per Kippschalter eine Sustain-Phase zusätzlich aufschaltbar ist. Steht der Attack-Parameter in der Solo-Sektion in einem Bereich bis etwa zur 10-Uhr-Position, erhalten die Sounds einen perkussiven Klick am Anfang, erst danach wird der Sound entsprechend verzögert eingeblendet. Ein weiterer Kippschalter bestimmt, ob Solo- und Streicher-Sounds wahlweise zusammen oder der Solo-Part per Keyboard-Split separat ober- oder unterhalb der Streicher-Keyboard-Zone gespielt werden soll. Via Balance-Regler wird zusätzlich das Lautstärke-Verhältnis beider Teil-Instrumente justiert. Überdies können Bass- und Streicher-Sounds auch über unterschiedliche MIDI-Kanäle angesteuert werden. Um dies zu bewerkstelligen, müssen bestimmte Tasterkombinationen an der Hardware in Verbindung mit dem angeschlossenen Keyboard ausgeführt werden. Gleiches gilt auch für das Bestimmen des Keyboard-Split-Punkts. Genial wäre jetzt noch die Möglichkeit, beide Teil-Instrumente als Mono-Signale einzeln auf jeweils einen Ausgang zu routen, aber das ist (noch?) nicht möglich.
Der String-Sektion zugeordnet ist der Taster zum Aktivieren des Ensemble-Effekts, wobei per Kippschalter drei Varianten zur Auswahl stehen: Ensemble solo, ein herkömmlicher Chorus-Effekt und beide Effekte zusammen. Ansonsten sorgt ein weiterer Kippschalter für das Einstellen der Fußlage.
Eher am Rand und sehr rudimentär ausgestattet, findet sich noch eine Effekt-Sektion. Per Kippschalter ist ein LFO-Effekt (Animate), ein Phaser und ein Hall wählbar, die mit Hilfe des beigeordneten Drehgebers gleich in mehrfacher Hinsicht verändert werden. So wird nicht nur die Effekt-Stärke reguliert, sondern gleichzeitig auch noch andere Parameter wie etwa die LFO-Rate, die beim Aufdrehen immer höher wird. Beim Hall ist es gleichzeitig möglich, verschiedene Algorithmen mit unterschiedlichen Wet/Dry-Verhältnissen auszuwählen. Last but not Least erlauben die vier Taster und der Kippschalter in der Memory-Sektion den Aufruf von insgesamt zwölf Presets, aufgeteilt in drei Banken. Wem das nicht reicht oder seine im internen Streichfett-Speicher gespeicherten Elaborate sichern möchte, kann dies via MIDI-Data-Dump, am besten im Verbund mit einer DAW erledigen. Insgesamt fällt die Ausstattung des Streichfett sehr übersichtlich aus. Im direkten Vergleich zum Solina V oder auch dem Amber Instrument von Fxpansion (Test in Heft 12/2009) gerät er sogar deutlich ins Hintertreffen. Dafür punktet der Streichfett mit seinen beiden Soundwahl-/Morph-Reglern und wir kommen schneller ans Ziel.

Zeitlose Retro-Sounds

Im Hör- und Praxistest wissen beide Produkte sich eindrucksvoll in Szene zu setzen. Einen Favoriten auszumachen ist dabei unmöglich, denn jedes Instrument wartet mit individuellen, praxisgerechten Features auf, die den Klang und seine Formungsmöglichkeiten markant prägen. Beide Instrumente besitzen zudem einen ganz eigenen Grundsound. Das Solina V-Instrument liefert einen wunderbar herrlich emulierten Analog-Sound mit einer gehörigen Portion an Wärme, Volumen und Dichte, wobei der Höhenbereich auf eigentümliche Weise beschnitten, aber dennoch präsent daherkommt. Der Streichfett klingt im Vergleich dazu vordergründiger und nicht ganz so schmeichelnd, was aber auf die ungleich bessere Auflösung im Höhenbereich zurückzuführen ist. Der Streichfett klingt dadurch frischer, weniger analog, dafür aber mehr wie eine aufpolierte Highend-Version eines String-Ensembles. Auffällig: Zu Anfang macht sich im Hörtest des Streichfett nach dem Verklingen eines Tons ein hochfrequentes Piepen bemerkbar. Zusätzlich ist eine deutliche Rauschfahne beim Verklingen der Sounds hörbar, die erst abreißt, nachdem die Hüllkurve ihre Arbeit beendet hat. So etwas sollte in der heutigen Zeit mit entsprechend leistungsstarken Prozessoren eigentlich der Vergangenheit angehören. Wir werden jedenfalls sogleich an die Anfänge der Digital-Synthesizer mit 12 Bit-Auflösung erinnert. Durch Aufspielen einer aktuellen Firmware beseitigen wir zwar das hochfrequente Fiepen, das Rauschen bleibt aber dennoch bestehen. Bei solistischen Passagen ist der Gebrauch entsprechender Filter und Rauschunterdrücker daher Pflicht. Als Begleitinstrument und Flächenlieferant im Hintergrund fällt das Rauschen hingegen nicht ins Gewicht. Dafür werden wir mit einer Klangfarbenpracht verwöhnt, die wir von diesem Kistchen nicht erwartet hätten. Einzig das Drehen an den beiden Soundwahl-Parametern eröffnet uns eine schier unendlich erscheinende Palette an Sound-Variationen, die den Eindruck entstehen lässt, als ob gleich der Soundvorrat sämtlicher je hergestellter String-Synthesizer in dieses kleine Kästchen gegossen wurde. Dabei überrascht selbst die minimalste Bewegung an den Reglern mit einer entsprechenden Änderung des Spektrums. Waldorf hat dabei gut daran getan, dem Streichfett einen Preset-Speicher sowie MIDI-Dump-Funktionalität zu verpassen. Denn ganz gleich wie wir die Solo- und String-Sektion einstellen, alles klingt hervorragend und inspiriert uns. Die Sounds selbst eifern, wie erwähnt, keinem bestimmten Vorbild nach. Doch uns reicht schon eine ungefähre Annäherung, um uns sogleich Erinnerungen an Songs ins Gedächtnis zu rufen, die mit diesen Sounds aufwarten. Allerdings geben wir zu, dass dies mit dem Solina V im Test deutlich schneller gechieht. Beim Ausprobieren der Sounds spielen wir auf einmal die Hookline aus Gary Numans „Cars“, die täuschend echt aus dem Monitor kommt, wenngleich Mr. Numan dies seinerzeit mit einem Polymoog realisiert hat. Beim Ausprobieren der String-Presets entdecken wir uns, wie wir auf einmal Akkord-Fortschreitungen spielen, die original so auch im Stück „Sense of Doubt“ auf David Bowies „Heroes“-Album zu hören sind. Zwar besitzt das Solina V-Instrument nicht die Vielfalt an Klangfarben wie der Streichfett-Synthesizer. Dafür lassen sich aber mit den Eingriffsmöglichkeiten via LFO, Bass-Filter und der eigentlichen Geheimwaffe, der Resonator-Bank, aus dem bestehenden Repertoire eine Vielzahl an Varianten erzeugen, die, entsprechend exzessiv eingesetzt, mit dem Basis-Sound überhaupt nichts mehr gemeinsam haben. Das Arsenal an mitgelieferten Presets zeigt dabei sehr anschaulich, was mit dem Solina V alles möglich ist.

Fazit
Ganz gleich ob Soft- oder Hardware, ob Arturias Solina V oder Waldorfs Streichfett: Der unwiderstehliche Charme der guten alten String-Ensembles lebt in beiden Reincarnationen fort, wobei sich Waldorfs Streichfett-Instrument als moderne Ausgabe mit Hochglanz-Sound für diejenigen empfiehlt, die ohne viel Aufwand blitzschnell eine möglichst breite Palette unterschiedlicher String-Synthesizer-Sounds haben wollen. Arturias Solina V dürfte in erster Linie Klang-Gourmets zufriedenstellen, die auf der Suche nach dem Authentischen sind, aber durchaus auch empfänglich sind fürs Garnieren, Erweitern und Würzen des Originalen mit weiteren Klangzutaten. Wer auf den Sound dieser Instrumente steht, wird unter Garantie süchtig nach beiden Produkten, wobei das nostalgische Schwelgen in vergangenen Zeiten am besten mit dem Solina V geschieht.

Erschienen in Ausgabe 03/2015

Preisklasse: Oberklasse
Preis: 297 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut