Nicht zu unterschätzen!
Beim APS Klasik trifft optisches Understatement auf ein fein abgestimmtes Klangbild. Der Studiomonitor hat das Zeug zum Geheimtipp.
Von Freda Ressel
„Arbeit in Spaß verwandeln“ soll der Studiomonitor Klasik der polnischen Lautsprecher-Schmiede Audio Pro Solutions, kurz APS genannt. Das Schwestermodell „Aeon“ durfte bereits im Juni 2008 in einem Monitor-Vergleichstest von Professional audio antreten, in dem er vor allem mit einer sehr feinen Höhenauflösung zu punkten wusste. Dass dieser Monitor auch heute noch unverändert im Programm von APS ist und sich in Insiderkreisen großer Beliebtheit erfreut, zeugt vom Qualitätsniveau des polnischen Herstellers.
Wie der Aeon ist auch der Klasik ein aktiver Zwei-Wege-Nahfeldmonitor in Bassreflex-Bauweise und als professionelle Studio-Abhöre entworfen. Er kommt mit einer Genauigkeit von +/- 0,25 dB, so der Hersteller, als gematchtes Paar. Für diese Preisklasse (Paarpreis UVP 995 Euro) so ungewöhnlich wie erfreulich, zeigt es doch die hohen Ansprüche, die APS an seine Lautsprecher stellt.
Optisches Understatement, klangvolles Innenleben
Der Klasik ist seinem Namen entsprechend optisch ein eher „klassischer“ Vertreter seiner Zunft – er wirkt wie ein großer Bookshelf-Monitor. Das Gehäusevolumen resultiert trotz der vergleichsweise schmalen Front – gut fürs Abstrahlverhalten – aus einer beachtlichen Gehäusetiefe, wie das bei vielen HiFi-Lautsprechern der Fall ist. Das erlaubt einen langen, geraden Bassreflexkanal auf der Rückseite. Mit 8,3 Kilo ist der Klasik für seine Größe recht schwer. Das getestete Exemplar kommt mit edlem Bambus-Furnier plus schwarzer Frontplatte. Bei der Standardausführung ist das 16 Millimeter starke, innen aber nicht versteifte Gehäuse aus MDF und Multiplex mit einer schwarzen oder weißen Vinylfolie überzogen. Der Hersteller bietet außerdem Spezialanfertigung mit Wunschfurnier gegen Aufpreis an.
Die gesamte Rückseite wird von einer schwarz lackierten Aluplatte eingenommen, die als Kühlfläche für die beiden 75 Watt Class-AB Endstufen dient. Dort sitzen auch die hochwertigen Anschlüsse, ein symmetrischer XLR- und ein unsymmetrischer Cinch-Eingang, neben den Bedienelementen.
Der Klasik verfügt über einen Groundlift zur Vermeidung von Brummschleifen und einen in 1,5 dB-Schritten gerasteten Drehregler, mit dem sich die Eingangsempfindlichkeit zwischen -10,5 dB und 0 dB einstellen lässt.
Beide Treiber des Klasik sind plan in die Frontplatte eingesetzt. Der 18 cm Tiefmitteltöner hat eine weich aufgehängte 12,5 cm Konus-Papiermembran. Der Kalottenhochtöner strahlt den Schall über eine 19 mm Aluminium-Membran, die sich durch geringes Gewicht bei hoher Steifigkeit auszeichnen soll, ab. Besonderheit: Die Schwingspule des Hochtöners taucht in einen mit Ferrofluid gefüllten Luftspalt ein, was die Membranbewegung kontrolliert und dämpft und außerdem die Wärme sehr schnell abführt. Die relativ kleine Hochtonmembran bedingt eine vergleichsweise hohe Übergangsfrequenz von 3,2 kHz zum Tiefmitteltöner, der entsprechend weit bis in den obersten Mittenbereich abstrahlen muss. Dadurch strahlt dieser die oberen Mitten schon recht gebündelt ab, was, um einen Bruch im Abstrahlverhalten zwischen Tiefmittel- und Hochtöner zu vermeiden, dort zum Einsatz eines sogenannten Waveguides kombiniert mit einer „Phase Plate“ führt, um das Abstrahlverhalten im Bereich der Übergangsfrequenz anzupassen. Dieses auch in den Mitten etwas gebündelte Abstrahlverhalten vermindert den Einfluss von Early Reflections, was den Einsatz im Nahfeld optimiert und dem Klasik auch in akustisch nicht ganz so optimalen Umgebungen Vorteile verschafft.
Anpassungs-Optionen und Aufstellung
Zwei Schiebeschalter auf der Rückseite des Klasik bieten zwar verglichen mit anderen Lautsprechern wenige, aber dafür überaus praxisorientierte Anpassungs-Möglichkeiten. Den Ausgangspegel des Hochtöners kann man um 1,5 dB anheben oder absenken. Für die Basswiedergabe stehen drei Einstellungen für unterschiedliche Aufstellungen zur Auswahl: „Extended“ wird vom Hersteller für den Betrieb des Klasik ohne Unterstützung eines Subwoofers und einer freien Aufstellung empfohlen. „Passive“ aktiviert ein Hochpassfilter und ist für die Nutzung zusammen mit Subwoofern gedacht, die nur mit einem Tiefpassfilter arbeiten und die Satelliten nicht nach unten begrenzen. „Roll off“ will dem Druckkammereffekt bei wandnaher Aufstellung, bei der Bässe und tiefe Mitten geboostet werden, entgegenwirken. Hier wird der Bassbereich sehr stark abgesenkt, das Filter setzt bei 200 Hz an und die Dämpfung beträgt bei 75 Hz 12 dB, bezogen auf die „Extended“-Einstellung.
Trotz der Einstellungsmöglichkeiten empfehlen wir, möglichst viel mit der Aufstellung des Klasik zu experimentieren. Eine freie Aufstellung, so zeigt der Test, ist definitiv zu bevorzugen – dafür wurde der Monitor schließlich konzipiert. Durch sein etwas gebündeltes Abstrahlverhalten verlangt der Klasik eine sehr präzise Aufstellung. Die beiden Lautsprecher müssen wie alle Monitore, die im Nahfeld gehört werden, exakt auf den Hörplatz ausgerichtet sein. Stehen aber beide Lautsprecher exakt im selben Winkel zur Hörposition und stimmen die Abstände, sprich Entfernungen zur Hörposition exakt überein, rastet die Räumlichkeit des Klangbildes geradezu ein.
Klang
In unserem sehr umfangreichen Hörtest nach dem üblichen Einrauschprozedere, spielten wir über unseren Referenzwandler Mytek Digital 8X192.
ADDA (Test in Professional audio 02/2011) und den Monitor-Controller Funk Tonstudiotechnik MTX-Monitor.V3a anspruchsvolles Hi-Res-Material von Rock über Jazz bis Klassik zu.
Was sofort ohrenfällig wird, ist die in der Tat präzise räumliche Wiedergabe der Aufnahmeräume. Die Monitore spannen im Idealfall ein sehr definiertes, transparentes räumliches Panorama mit eindeutiger Phantommitte auf. Bei guten Live-Aufnahmen wie die MTV-Unplugged-Fassung des Rod Stewart Titels „Tonight’s the Night“ sieht man die Aufstellung der Musiker auf der Bühne geradezu plastisch vor dem inneren Auge – mit Rod Stewart exakt in der Mitte vor uns.
Der Klasik verfügt über eine sehr saubere Impulswiedergabe über die gesamte Range – wobei wir feststellten, dass ihm vor jeder Hörsession eine halbstündige Warmlaufphase gut tut. Dann entfaltet er sein ganzes Potential und legt auch eine anfangs leichte Aggressivität in der Höhenwiedergabe ab.
Die Bässe reichen in der „Extended“-Einstellung ordentlich tief hinab und bleiben dabei sehr klar und definiert, ohne aufgedunsen zu wirken. Anschlag und Schwingung einer Bassdrum wie bei „Tonight’s the Night“ werden ebenso plastisch und knochentrocken wiedergegeben wie die Conga-Schläge der akustischen „Hotel California“-Version vom Eagles-Livealbum „Hell Freezes over“.
Im Hugh Masekela-Titel „Stimela“ zeigt der Klasik, dass er auch in den Mitten überaus schnell und präzise arbeitet. Ob Masekelas eindringliche Stimme, die perkussiv gespielte E-Gitarre oder die tieferen Saxophonpassagen – alles kommt sauber und dynamisch.
Im Höhenbereich setzt der Klasik deutliche, aber nie scharfe Akzente. Bei den prägnanten Beckenschlägen am Anfang von Deep Purples „Child in Time“ lassen sich solch feine Details wie das unterschiedliche Material der Becken klar heraushören. Der Monitor hat einen sehr ausgewogenen Klangcharakter mit einer Prise Frische ganz oben. Der Gesamtklang ist dabei aber keinesfalls unangenehm scharf, sondern schlicht Geschmackssache. Für Liebhaber eines etwas weniger hellen Klangbildes bietet sich die Höhenabsenkung um -1,5 dB an, was in unserem Test auch die Lieblingsstellung aller Testhörer war. So klang der Klasik überaus ausgewogen und harmonisch und erlaubte auch lange, stressfreie Hörsessions.
Fazit
Test zeigt, dass APS nicht zu viel versprochen hat – der Klasik ist tatsächlich ein waschechter Abhörmonitor, das „Arbeiten“ mit ihm macht tatsächlich Spaß.. Er begeistert mit einer hervorragenden Räumlichkeit und einem frischen und ausgewogenen Klangbild. Praxisorientierte Einstellmöglichkeiten runden das Gesamtpaket ab.
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