Vielseitiges Nachwuchstalent

Wenn Sie planen, den anspruchsvollen Posten des Abhörchefs in Ihrem Studio neu zu besetzen, dann sollten Sie dem Nachwuchs eine Chance geben. Denn ADAM schickt mit dem A7 einen Frischling ins Rennen, der aufhorchen lässt.   

Von Harald Wittig

Als Firmenchef Klaus Heinz den A7 auf der diesjährigen Musikmesse als seinen jüngsten Spross ankündigte, machte uns das hellhörig. Denn der sei besser als der schon gute Artist (siehe Test in Heft 5/2006) und zudem günstiger im Preis. Jetzt ist der Neue aus Berlin lieferbar und stellt sich dem Test von Professional audio Magazin.

Der A7 ist ein aktiver Zweiwege-Bassreflex-Lautsprecher und als Nahfeldmonitor konzipiert. Er erinnert äußerlich an den P11 A (getestet in Ausgabe 8/2006). Tatsächlich sind die Gehäuseabmessungen fast gleich, der A7 geriet lediglich geringfügig schmäler. Wie beim größeren Bruder ist die Vorderseite des Gehäuses an den oberen Ecken abgeschrägt, was die Schallabstrahlung des Hochtöners optimieren soll. Auch die runde Bassreflex-Öffnung auf der Frontseite ähnelt der des P11 A.

Der Hochtöner arbeitet wie bei allen ADAM-Lautsprechern mit der Accelerated Ribbon Technology (ART), eine Weiterentwicklung des Air Motion Transformer-Prinzips (ausführlich erklärt im Test P11 A, Heft 8/2006, Seite 27). Die spezielle Konstruktion – eine gefaltete Folie bewegt sich im Takt der Musik wie der Balg eines Akkordeons – bewirkt im Vergleich zur gebräuchlichen Antriebsart nach dem Kolbenprinzip eine Geschwindigkeitstransformation im Verhältnis vier zu eins. Das sorgt für einen besseren Wirkungsgrad, der in einem erstklassigen Impulsverhalten resultiert. Die spezielle Faltung der Folie des ART-Hochtöners verbessere zusätzlich das Dynamikverhalten bei der Hochtonwiedergabe. Die in den A7 eingebaute ART-Variante ist identisch mit der im Artist – insoweit setzen die Berliner auf Bewährtes. Interessant zu wissen: Von der Technik ist dieser Hochtöner nicht allzu weit entfernt, von dem, der in den mehr als doppelt so teuren P11 A eingebaut ist. Er hat lediglich weniger Magnete und hält deswegen keine allzu hohen Pegel aus. Was aber bei einem Nahfeldmonitor, mit für gewöhnlich ohnehin nicht brüllend laut abgehört werden wird, verschmerzbar ist. Außerdem wirkt sich dies auf die Kalkulation aus – zur Freude des Verbrauchers.
Neu beim A7: die Membran des Tieftöners. Der Kenner identifiziert hier sofort Kevlar als Basismaterial der Bassmembran. Es handelt sich um ein Mischgewebe aus Rohacell und Kevlar. Beide Werkstoffe kennzeichnet eine hohe Steifigkeit bei minimalem Gewicht. Die Kombination hält auch hohe Druckschwankungen aus, dürfte also nur geringe bis keine Partialschwingungen aufweisen, was mögliche Klangverfärbungen insbesondere im Mittenbereich verhindern soll.

Das schwarze Gehäuse gibt sich eher unauffällig und schlicht; bei einem Schönheitswettbewerb würde der A7 gegen den Artist ganz klar unterliegen. Gleichwohl ist die Verarbeitung insgesamt gut: Das Gehäuse – etwas größer dimensioniert als das des Artist – nimmt nicht mehr Raum ein als zwei große Leitz-Ordner. Damit passt der A7 problemlos auch in kleine Projektstudios, für die er sich als Nahfeldmonitor natürlich besonders empfiehlt – einen stabilen, vibrationsfreien Untergrund vorausgesetzt. Denn mit seinen acht Kilogramm ist der A7 kein Leichtgewicht, nicht zuletzt wegen der beiden eingebauten Endstufen, die jeweils mit 50 Watt Leistung arbeiten und Hoch- und Tieftöner antreiben. Die Verstärker sind komplett analog aufgebaut, was auch für die aktive Frequenzweiche gilt, die zuständig für die Verteilung der Audiosignale ist: Ab 2,2 Kilohertz empfängt der A.R.T.-Hochtöner die Signale, was darunter liegt, geht an den Tieftöner.

Auf der Vorderseite des Gehäuses sind der Einschaltknopf, eine blaue Bereitschafts-LED und der große, angenehm griffige Lautstärkeregler angeordnet. Dieser sagt uns spontan zu, denn er hat – ganz im Gegensatz zum Artist – eine deutliche Rastung und zusätzlich eine Skalierung. Das erleichtert das Einpegeln spürbar. Auch wenn es sich nur um ein scheinbar unwichtiges Detail handelt: Das Abstimmen der Lautstärke eines A7-Pärchens gelingt mit diesem Regler komfortabel und vor allem zeitsparend.

Auf der Rückseite hat der Lautsprecher einen Cinch- und einen XLR-Eingang und drei Regler zur Raumanpassung. Die beiden mit Room-EQ beschrifteten Drehregler steuern zwei Kuhschwanz-/Shelving-Filter, die unterhalb 150 Hertz beziehungsweise oberhalb 6 Kilohertz wirken. Der Einstellbereich reicht jeweils von -6 bis +6 Dezibel. Der dritte Regler, Tweeter Level genannt, ist für den Pegel des Hochtöners zuständig, der damit um 4 Dezibel angehoben oder abgeschwächt werden kann. Mit diesem Regler lässt sich das Klangbild des Lautsprechers erheblich beeinflussen; deswegen ist hier Vorsicht geboten. Grundsätzlich raten wir dazu, den Regler in der werkseitigen linearen Einstellung zu belassen. Nur wenn es unbedingt erforderlich ist – zum Beispiel um bestimmte Frequenzbereiche gesondert anzuhören – sollte am Tweeter Level geschraubt werden. Zur Raumanpassung ist der Regler nicht geeignet. Etwaige Korrekturen sollten Sie – nach sorgfältigem Einspielen der Monitore – nur über die Room EQs vornehmen.

Bevor sich der A7 in der Praxis bewähren muss, hat er seinen Vorstellungstermin im Messlabor. Der Frequenzgang verläuft verblüffend linear, fast wie mit einem Lineal gezogen – das haben wir bisher selten gesehen, auch nicht bei erheblich teureren Monitoren. Uns fällt auf, dass der Frequenzgang des A7 auch im Bereich der unteren Mitten (200 bis 400 Hertz) keine Senken aufweist – beim Artist war das noch anders. Natürlich kann eine Frequenzgangmessung bei Lautsprechern nur mehr oder weniger grobe Hinweise auf die zu erwartende klangliche Neutralität eines Lautsprechers liefern. Dennoch: Wir sind nun um so gespannter, wie sich der A7 im Hörtest macht.

Es trifft sich gut, dass der A7 sofort mit einer praktischen Aufgabe betraut werden kann. Für den Gitarren-Workshop spielen wir zwei Latin-Stücke ein: Einen etwas sentimentalen Bossa-Nova, komplett mit Streicher-Arrangement und eine perkussionreiche Salsa-Nummer im Stile von Santana. Bei beiden Stücken übernimmt jeweils die Gitarre die Führung. Bei dem Bossa ist es eine im D.I.-Verfahren aufgenommene cleane Jazzgitarre, für die Latinorocknummer wird der Ton einer Strat durch die Amp-Plug-ins Guitar Rig 2 und Amplitube 2 gejagt.

Bei der Raumdarstellung verrichtet der A7 gute Arbeit: Es erfordert nur wenig Konzentration, die Einzelstimmen im Raum zu verteilen. Die Leadgitarren vernehmen wir bei beiden Tracks da, wo sie hingehören: Vorne im Rampenlicht und genau in der Mitte. Auch die Ortung der Rhythmusgitarren, die bewusst nach rechts im Panorama verschoben sind, ist ohne weiteres und punktgenau möglich. Eine Tiefenstaffelung zu erstellen, erfordert etwas mehr Aufwand: Der Lautsprecher öffnet durchaus den Raum nach hinten, aber beispielsweise das Schlagzeug exakt auf einen hinteren Platz zu positionieren, klappt nicht auf Anhieb. Das gelingt uns mit den – allerdings in einer anderen Klasse spielenden und dreimal teureren – MO-2 von Geithain (siehe Test auf Seite 66) ungleich einfacher und besser. Im direkten Vergleich mit dem Emes Quartz, der bisher die Mittelklasse als Bester anführte, relativiert sich dieser Eindruck allerdings: Hier ist der A7 keineswegs schlechter, sofern überhaupt vorhanden, sind die Unterschiede bei der Raumdarstellung allenfalls hauchdünn. Unter dem Strich ist der A7 hier ein guter und verlässlicher Mitarbeiter beim Mischen – es muss nur ein wenig nach Gespür gearbeitet werden. Was keine Mühe machen dürfte, wenn der Benutzer den A7 erst einmal in- und auswendig kennt.

Bei der Basswiedergabe erweist sich der Lautsprecher als erstaunlich dynamisch und impulssicher: Die synkopierte Bass-Drum bei dem Bossa hat er sehr gut im Griff, Bässe kommen im Allgemeinen sehr klar und haben zu keiner Zeit die Tendenz, zu den Seiten auszubrechen. Natürlich sind dem A7 hier bauartbedingt Grenzen gesetzt – Freunde kellertiefer Bässe kann und soll ein Nahfeldmonitor auch nicht bedienen.

In den Höhen leistet der A7 genau das, was wir von seinem ART-Hochtöner erwarten: Eine ungewöhnliche Sicherheit auch bei Pegelspitzen, verbunden mit einer sehr hohen Auflösung. Gerade bei verzerrten Gitarrentönen, die in Obertöne umkippen, zeichnet der Hochtöner fein und detailgenau – wenn hier Klanginformationen fehlen, dann liegt es an unbefriedigendem Basismaterial, das mit Hilfe des Lautsprechers aufgedeckt wird. So ist es ein Leichtes, eine allzu mittige Amp-Einstellung, durch die die Gitarre im Arrangement an Durchsetzungsfähigkeit verliert, zu entlarven. Mit einer entsprechenden Höhenanhebung bessern Sie das schnell nach – die Ergebnisse können Sie immer zuverlässig überprüfen. Gerade bei der Hochtonwiedergabe übertrifft der Lautsprecher den Emes Quartz, der sich hier ein wenig zurückhaltender gibt. Dies dürfte wohl auf die Konstruktion des ART-Hochtöners zurückzuführen sein.

Wer mit der Klangcharakteristik der ADAM-Lautsprecher einigermaßen vertraut ist, wird bei dem Neuen eine gelinde Überraschung erleben: Der Hochtöner des A7 spielt sich nicht mehr allzu selbstbewusst auf Kosten des Mittenbereichs in den Vordergrund. Die Jazzgitarre erklingt mit genau dem runden Ton, den der Interpret in und auswendig kennt und schätzt und der auch auf der Aufnahme eingefangen wurde. Tatsächlich bestätigt sich hier das Messergebnis. Im direkten Vergleich mit dem immerhin rund 100 Euro teureren Artist klingt der Neue somit ausgewogener und besser. Offenbar waren sich die Berliner der leichten Schwächen Ihres Desktopmonitors bewusst und haben einiges investiert, um den günstigeren A7 rundum gut abzustimmen. Hierzu Dr. Thomas Frohn, bei ADAM verantwortlich für Vertrieb und Marketing: „Bei A7 ist die gegenüber dem Artist verbesserte Gesamtabstimmung auf den neuen, besonders leichten und vor allem auch größeren Tieftöner zurückzuführen. Beim Artist mit seinem vergleichsweise kleinen Tieftöner, setzt hier einfach die Physik Grenzen.“ Insgesamt klingt der neue Lautsprecher – unabhängig vom Material – immer gut und ist ein leistungsfähiger Partner bei der Produktion, der immer das wiedergibt, was auch aufgezeichnet wurde – nicht mehr und nicht weniger.

Fazit

ADAMs Neuster bewährt sich im Test und beweist, dass ein richtig gut klingender Monitor nicht teuer sein muss. Seine sehr gute Abstimmung sorgt für eine klangliche Ausgewogenheit bei gleichzeitiger Detailgenauigkeit, wie sie nicht allzu häufig zu finden ist.

Erschienen in Ausgabe 10/2006

Preisklasse: Mittelklasse
Preis: 450 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut