Wir brauchen Bass!
JBL stellt jetzt auch seiner LSR-3-Serie einen passenden Subwoofer zur Seite. Der verleiht dem kompakten JBL-Stereopaar nicht nur mehr Tiefgang, sondern auch ein besonderes Feature, über das sich Dance-Musik-Produzenten freuen dürften.
Von Sylvie Frei
„Wir brauchen mehr Bass“, dachten sich wohl die Produktmanager des US-amerikanische Beschallungs-, Consumer- und Studio-Lautsprecher-Experten JBL (James Bullough Lansing) und spendierten der LSR-3-Serie, bestehend aus den Studio-Monitoren LSR305 und LSR308 (Test in Ausgabe 11/2013), einen passenden Subwoofer, der den Frequenzgang der beiden kompakten Zweiwege-Abhören nach unten zu einer Fullrange-Lösung erweitert.
Dieser LSR310S ist ein aktiver Bassreflex-Subwoofer mit einem 10 Zoll-Konus-Tieftöner, der als Downfire die Bässe auf der Unterseite des Gehäuses nach unten abstrahlt. Eine 200 Watt Class-D-Endstufe sorgt für den kraftvollen Antrieb und der Tiefbass soll bis immerhin 27 Hertz hinunter reichen. Mit einem unverbindlichen Richtpreis von 500 Euro ist der LSR310S preislich in der Mittelklasse angesiedelt. Zusammen mit einem Pärchen LSR305 oder LSR308 kommt der potenzielle Käufer auf einen Gesamtpreis von 860 beziehungsweise 1100 Euro.
Der Subwoofer verfügt über symmetrische XLR- und Klinken-Eingänge sowie über zwei XLR-Ausgänge zum Anschluss des rechten und des linken Monitors für ein klassisches 2.1-Setup. Die integrierte, umschaltbare Frequenzweiche kennt drei verschiedene Modi. In der Standard-Einstellung führt sie die Signalanteile unterhalb 80 Hertz dem Bass-Chassis zu – alles oberhalb von 80 Hertz den beiden Satelliten. Im XLF-Modus (= „Extended Low Frequency“) greifen die Filter bei 120 Hertz, außerdem aktiviert der Subwoofer bei 60 Hertz einen zusätzlichen Bass-Boost. Dieser Modus soll den typischen Sound einer Beschallungsanlage, wie sie inDance-Clubs eingesetzt werden, simulieren – ein wertvolles Feature für alle Musik-Produzenten, die schon während dem Produktionsprozess wissen müssen, wie ihre Musik am Ende auf dem Dancefloor zur Geltung kommt. Last but not least lässt sich der LSR310S auch mit einem externen Bass-Management-System betreiben, sodass beispielsweise auch die Einbindung in ein Surround-Setup möglich ist. Dann betimmt der Surround-Receiver die Übergangsfrequenz und die beiden Satelitten werden an die entsprechenden Endstufen des Recievers angeschlossen. Selbstverständlich läst sich der LSR310S mit allen anderen Stereolautsprechern, auch von anderen Herstellern kombinieren.
Das matt-schwarze, beinahe würfelförmige MDF-Gehäuse des LSR310S misst etwa 40 mal 40 mal 40 Zentimeter und bringt ganze 15,5 Kilogramm auf die Waage. Auf der Frontseite befindet sich die große „Slip Stream-Port” genannte Bass-Reflex-Öffnung, die durch ihre spezielle Form der mit Kunststoff verkleideten Mündung auffällt. Sie dient nicht nur als Bassreflexöffnung, sondern auch zur Kühlung der integrierten Class-D-Endstufe. Bei Subwoofern findet man meist unterschiedliche Gehäusetypen: Bassreflex- oder geschlossene Gehäuse. Bassreflexgehäuse wie das des LSR310S bieten im Allgemeinen einen höheren Pegel im Bassbereich, während geschlossene Gehäuse rein theoretisch ein besseres Impulsverhalten aufweisen sollen, aber wie immer im Leben, kommt es auch hier auf die praktische Umsetzung an. Was das für den Klang unseres Testkandidaten bedeutet, klären wir im Hörtest.
Auf der Rückseite des Subwoofers befinden sich sämtliche Ein- und Ausgänge sowie alle Bedienelemente.
Der LSR310S steht auf vier Standfüßen, die nicht nur den notwendigen Abstand zwischen dem D-Chassis und dem Untergrund sicher stellen, sondern auch für eine Entkopplung des Lautsprechergehäuses sorgen. Da ein solches Basschassis in einem Subwoofer große Membranhübe umsetzen muss – die Dancefloor-Option erhöht hier die Ansprüche nochmals deutlich –, ist eine besonders steife Membran gefragt. Der 10 Zoll-Konus des Tieftöners besteht deshalb aus einem mit Speziallack getränkten Papierzellstoff, der eine besonders hohe Steifigkeit in Verbindung mit geringer Masse garantieren soll. Auch der Chassis-Korb muss extrem steif sein. Aber in Sachen Chassis-Bau macht JBL schon seit den Gründerjahren keiner was vor, die Ingenieure verstehen ihr Geschäft.
Damit der LSR310S möglich flexibel einsetzbar ist, spendierten ihm die Konstrukteure einige zusätzliche Funktionen, die sich über die Bedienelemente auf der Rückseite der Box einstellen lassen. Dazu zählt zunächst ein Schalter, der die Empfindlichkeit der Eingänge zwischen Studio- und Consumer-Pegel umschaltet. Hinzu kommt ein Drehregler, mit dem man die Lautstärke des Subwoofers gezielt auf das Setup anpasst, sowie der besagte Modus-Schalter zum Anpassen der Trennfrequenz.
Ebenfalls mit an Bord: Eine Phasen-Umkehr-Funktion um 180 Grad für den Subwooferausgang. Diese kann dabei helfen, die Basswiedergabe im Übergangsbereich zwischen Subwoofer- und Hauptlautsprecher zu optimieren, je nachdem wo sich die Lautsprecher im Abhörraum befinden. Da das menschliche Ohr tiefe Frequenzen unterhalb 80 Hertz nicht mehr orten kann, ist der Nutzer bei der Positionierung des Subwoofers recht frei – je nach Position im Raum kann aber die Phasenumkehr zu einem stärkeren Bass führen. Der Hersteller empfiehlt daher die Einstellung, die zur stärksten Basswiedergabe an der jeweiligen Hörposition führt. Da hilft ausprobieren.
Für den Test stehen uns außer dem LSR310S zwei JBL LSR305 zur Verfügung, die wir für das 2.1-Setup an die Ausgänge des Subwoofers anschließen. Das Stereopaar positionieren wir in einem gleichseitigen Dreieck zum Hörer, der Subwoofer wandert frei stehend unter den Desktop in etwa gleichem Abstand zum Hörer wie das Stereopaar.
Beim Hörtest wählen wir neben den üblichen Eigenaufnahmen und einer Sammlung vertrauter Aufnahmen aus unterschiedlichsten Genres, eine besonders bassreiche Dance- sowie eine besonders tief reichende Ambient-Produktion. Wir starten mit der Standardeinstellung mit einer Übernahmefrequenz bei 80 Hertz.
Beim Hören fällt sofort auf, dass Monitore und Subwoofer sich klanglich sehr gut zusammen passen. Ein ähnliches Impulsverhalten und ein ähnlicher Grundklang lassen das Gehörte wie aus einem Guss erscheinen. Die gesamte Klanginformation scheint noch immer aus dem Stereopaar zu kommen, wie bei einer Fullrange-Lösung. Je nach Hörmaterial zeigt sich die Erweiterung der tiefen Frequenzen nur ganz subtil bis spektalulär und körperlich deutlich spürbar. Die Anwesenheit des Subwoofers hat aber auch Einfluss auf den räumlichen Eindruck. Der Raum erscheint tiefer, der Gesamtklang raumfüllender und voluminöser. Die Ortbarkeit der Signalanteile bleibt hingegen unbeeinflusst.
Der Bass des LSR310S klingt voll, konturiert, allerdings nicht übermäßig straff. Letzteres würde aber auch nicht so optimal zu den LSR305 passen, da auch diese kein überragendes, aber für ihren Preis durchaus gutes Impulsverhalten besitzen. Der Frequenzgang der Kombination wirkt insgesamt sehr ausgeglichen. Deutliche Anhebungen oder Schwächen sind – unabhängig vom Material – nicht auszumachen.
Schalten wir die Übernahmefrequenz auf 120 Hertz (XLF-Modus), erscheint das Klangbild von Stereo-Monitoren und Subwoofer noch immer genau so homogen wie im Standard-Modus bei 80 Hertz. Bei besonders tiefbassreichem Material fällt jedoch die Anhebung auf, die den tiefsten Bässen mehr Wucht und mehr körperlich spürbare Intensität verleiht. Es entsteht tatsächlich ein ähnlicher Sound wie in einem Dance Club, allerdings bei einem nach wie vor recht transparenten Klang.
Fazit
Der LSR310S zeigt sich in Kombination mit den LSR305 als eine auf das Stereo-Paar zugeschnittene Bassergänzung, die nicht nur ein Mehr an Tiefgang, sondern auch ein Mehr an Räumlichkeit und Klangvolumen beisteuert. So müssen gute Subwoofer gebaut sein – eine klare Kaufempfehlung, nicht nur fürs Abhörstudio.
Erschienen in Ausgabe 11/2014
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 499 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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