Glasklar streamen
Der Arcam airDAC ist weit mehr als ein simpler Digital-Analog-Wandler. Dank seiner WiFi-Streaming-Kompetenz, kann er Musik, die von iPhone und Co. aus abgespielt wird, kabellos empfangen und wiedergeben.
Von Sylvie Frei
Der Name Arcam dürfte dem einem oder anderen womöglich ein Begriff sein. Der heute auf HiFi- und Heimkino-Systeme spezialisierte Hersteller aus Großbritannien war früher unter anderem für die Ausstattung professioneller Mischpulte für Tonstudios verantwortlich. Heute können die Briten auf 20 Jahre Erfahrung bei der Entwicklung digitaler Audiogeräte zurückblicken.
Zu den neuesten Produkten von Arcam zählt der hier vorgestellte Stand-alone-Digital-Analog-Wandler airDAC. Dieser kann außer mit digitalen Eingängen (S/PDIF optisch und Stereo-Cinch koaxial zum Anschluss von CD-Playern und ähnlichem) auch mit einem Ethernet-Eingang für das Streaming vom Computer aus sowie mit kabellosem Streaming-Empfänger (inklusive eigenem WLAN an Bord) aufwarten. Über diesen lässt sich vom Mobilgerät gestreamte Musik empfangen und wiedergeben – ein Feature, das alles andere als alltäglich ist. Zum Anschluss eines Verstärkers beziehungsweise eines Monitorpaars stehen ein analoges Cinch-Paar sowie ein digitaler Stereo-Cinch-Ausgang (koaxial) im S/PDIF-Format bereit. Der airDAC ist für einen unverbindlichen Richtpreis von 499 Euro zu haben.
Arcam betrachtet den airDAC als den AD-Wandler der Zukunft, da er eine der häufigsten Arten Musik zu hören – über Mobilgeräte – integriert und es möglich machen soll, die gestreamte Musik in bestmöglicher Qualität wiederzugeben. Intern ist der airDAC mit ausgewählten Komponenten ausgestattet und kann mit einer Auflösung von bis zu 192 Kilohertz bei 24 Bit (optisch bis zu 96 kHz/24 Bit) wandeln. Damit steht auch der Wiedergabe von hochauflösenden audiophilen HD-Audiofiles nichts im Wege. Der airDAC kann mit allen Airplay- und UPnP-fähigen Mobilgeräte wie iPhone, iPad, iPod touch und diversen Android-Geräten interagieren und verspricht bestmögliche Klangqualität. Eine kostenlose App für das Streaming von Apple-Mobilgeräten ist außerdem im Lieferumfang enthalten. Es lassen sich übrigens alle Audio-Formate, außer DSD, abspielen.
Zwar ist der airDAC in erster Linie ein HiFi-Geräte, aber gerade auch im Studio, wo häufig junge Bands ein- und ausgehen, könnte er ein praktisches Helferlein sein, wenn es darum geht, schnell und unkompliziert auf dem Mobilgerät gespeicherte Song-Ideen über eine angemessene Abhörumgebung in Ohrenschein zu nehmen. Grund genug für uns, den modern ausgestatteten DA-Wandler genauer unter die Lupe zu nehmen.
Kompaktes Äußeres
Leicht, kompakt und schlicht kommt das Äußere des airDAC daher. Sein schwarzes Aluminiumgehäuse besitzt abrundete Ecken und ist tadellos verarbeitet. Mit seinem kompakten Maßen von nur rund 12 mal 19 mal vier Zentimetern lässt sich der Stand-alone-AD-Wandler bequem für den mobilen Einsatz transportieren. Außer einem Netzschalter kommt er übrigens gänzlich ohne Bedienelemente aus. Vier LEDs auf der Frontseite geben Auskunft darüber, welche Eingangssignale gerade angeschlossen und aktiv (grün) oder inaktiv (rot) sind.
Der airDAC verfügt über einen einzigen Stereo-Kanal, es darf also immer nur ein Signal zur gleichen Zeit anliegen. Das WLAN wird beim Einschalten des airDAC automatisch aktiviert, der Nutzer muss lediglich die im Lieferumfang enthaltene Antenne am dafür vorgesehenen Anschluss auf der Rückseite des airDAC befestigen. Ebenfalls auf der Rückseite finden sich sämtliche Anschlüsse des AD-Wandlers. Als Eingangsoptionen stehen wie bereits erwähnt zwei digitale Anschlüsse im S/PDIF-Format (einmal optisch über Lightpipe, einmal über Stereo-Cinch) zum Anschluss von CD-, DVD- oder anderen Playern bereit. Zum Streaming vom Computer aus kommt ein CAT5-Ethernetanschluss hinzu. Als Ausgangsoptionen steht ein analoges Cinchpaar zum Anschluss von Verstärker oder Aktiv-Lautsprechern bereit, beziehungsweise ein digitaler Stereo-Cinch-Anschluss im S/PDIF-Format zum Anschluss eines digitalen Verstärkers. XLR- oder Klinken-Anschlüsse wären zwar eine professionellere Lösung, doch in Anbetracht der kompakten Maße des Geräts kaum realisierbar gewesen.
Wertiges Innenleben
Im Innenleben des airDAC werkeln ausgewählte Komponenten, die der Hersteller nicht alle beim Namen nennt. Der Stereo-DA-Wandler-Chip ist ein PCM5102 vom Hersteller Burr Brown/Texas Instruments, ein wertiges und bewährtes Bauteil, das verfärbungsfrei und mit sehr niedrigem Noise die Signale hochauflösend wandeln soll. Außerdem sind alle Eingänge des airDAC mit einem speziellen Dejittering-Algorithmus ausgestattet.
Der airDAC unterstützt für die Eingänge über Kabel eine Auflösung von bis zu 192 Kilohertz und 24. Für den optischen Eingang und das Streaming über UPnP stehen bis zu 96 Kilohertz bei 24 Bit zur Verfügung. Das Streaming über AirPlay ist noch auf eine Auflösung von 48 Kilohertz bei 16 Bit beschränkt, was aber noch immer der üblichen DVD-Tonauflösung entspricht.
UPnP und AirPlay
UPnP (= Universal Plug and Play) und AirPlay sind zwei unterschiedliche Streaming-Protokolle. UPnP stammt ursprünglich von Microsoft, AirPlay ist eine Apple-Entwicklung. Beide Protokolle ermöglichen es, kabellose von Mobilgeräten aus über WiFi Musik- und Videodateien zu streamen und zu empfangen. Arcam bietet selbst einen eigenen, kostenlosen UPnP-Music Player namens Songbook im Apple iTunes-Store an. Für Android-Nutzer empfiehlt der Hersteller UPnP-Player wie PlugPlayer oder Bubble. Außerdem kann der airDAC auch mit AirPlay arbeiten, womit iGeräte der neueren Generationen ausgestattet sind. Damit ist auch das Streamen von Internet-Radio-Apps wie vTuner, Tuneln Radio oder Anbietern wie Spotify oder Qobuz möglich.
Streaming leicht gemacht
Um den airDAC in Betrieb zu nehmen, installieren wir zuerst die Arcam Songbook-Player App auf unserem iPad und schalten den airDAC samt angeschraubter Antenne und angeschlossener Monitore ein. Anschließend wählen im iPad das WLAN des airDAC aus. Die grüne LED zeigt uns rasch an, dass die Verbindung erfolgreich aufgebaut wurde. Nun können wir über die App einfach und unkompliziert Musik von unserem iPad-Speicher aufrufen und abspielen. Funktioniert sofort – ganz ohne lästige Passwortbestätigungen, IP-Adressen-Eingabe oder das Scannen eines QR-Codes. Das finden wir herrlich unkompliziert und benutzerfreundlich, auch wenn das System so natürlich nicht optimal gegen die Störung durch Dritte abgesichert ist.
Die Wiedergabe der gestreamten Musik funktioniert übrigens tadellos und ohne jegliche Aussetzer, selbst wenn wir mit dem iPad zwei Räume weiter gehen und durch zwei Wände streamen. Einzig beim Verstellen der Wiedergabelautstärke über die App kommt es im Test zu kurzen Musik-Aussetzern und Verzögerungen. Tipp: Um das zu vermeiden, einfach stattdessen die Lautstärke am Monitoring-Controller nachjustieren.
Referenz-Messwerte
Im Professional audio Messlabor zeigt der airDAC nur Spitzenwerte. Messingenieur Ulrich Apel kommentierte dies anerkennend mit den Worten: „Das airDAC hat die Qualitäten eines Messgerätes, die Jungs von Arcam wissen wirklich, was sie tun.“
Die Frequenzgänge sämtlicher Eingangssignale zeigen sich erwartungsgemäß wie mit dem Lineal gezogen. Die Werte für Geräusch- und Fremdspannungsabstand sind mit 103,9 und 101,3 Dezibel ausgezeichnet – damit schlägt der airDAC sogar unsere Referenz, den Mytek 8x192ADDA, um mehr als zehn Dezibel. Das FFT-Spektrum des airDAC zeigt einen sehr niedrigen Noisefloor von -100 Dezibel, der lediglich auf einer Höhe von k2 um fünf Dezibel überschritten wird – wieder rund zehn Dezibel bessere Werte als bei der Referenz.
Bei den Messungen des Übersprechens vom linken auf den rechten Kanal zeigt sich der airDAC mit hervorragenden Werten von 103,9 Dezibel ebenfalls von seiner Schokoladenseite. Gleiches gilt für die Kurve der Wandlerlinearität, die bis zu -115 Dezibel eine Gerade zeigt. Das Jitter-Histogramm des airDAC zeigt extrem gute Werte von 1,5 Nanosekunden – Werte von zwei Nanosekunden gelten bereits als quasi jitterfrei. Der airDAC ist also messtechnisch ein blitzsauberes Gerät.
Lupenreiner Klang
Gleichermaßen lupenrein ist auch der Klang des airDAC. Ganz gleich ob wir Signale über Kabel oder vom Mobilgerät gestreamt einspielen: Der airDac besitzt einen hochauflösenden, transparenten, klaren und verfärbungsfreien Klang. De facto klingt er überhaupt nicht, sprich verändert rein gar nichts am gewandelten Signal und gibt es ohne jegliche Einflussnahme wieder. Klangliche Unterschiede zu unserem ebenfalls lupenreinen Myktek-Referenzgerät können wir auch nach langem Vergleichshören nicht ausmachen. Beide tun genau das, was wir von ihnen erwarten: Das Signal ohne klangliche Beeinflussung in bester Qualität wandeln.
Fazit
Der Arcam airDAC ist ein DA-Wandler mit einer innovativen, komfortablen und kinderleicht zu bedienenden Streaming-Option, der in Sachen Handling, Messwerte und Klang kompromisslos gut ist.
Erschienen in Ausgabe 01/2015
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis:
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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