Donnerwetter!

Thunderbolt ist auf dem Vormarsch: Auch Hersteller Zoom hat jetzt mit dem TAC-2 ein kompaktes Audio-Interface mit der neuen Highspeed-Schnittstelle für den Mac im Programm und lockt mit auffällig kleinem Kaufpreis…

Von Sylvie Frei

Es hat eine ganze Weile gedauert, bis sich die Entwickler mit der neuen Thunderbolt-Schnittstelle angefreundet haben. Vielleicht ging es ihnen anfangs ein bisschen wie es in Queens Bohemian Rhapsody so schön tönt: „Thunderbolt and lightning, very, very frightening me…“. Aber Spaß beiseite: Mittlerweile sehen viele etablierte Pro Audio-Hersteller – darunter Motu, Universal Audio und Zoom – in der neuen Highspeed-Schnittstelle, die etwa doppelt so schnell wie das neue USB 3.0 arbeitet, die Zukunft. Dass Thunderbolt bislang nur in Macs verbaut wird – die Integrationsversuche am PC laufen noch immer schleppend – scheint sie daran nicht zu stören.
In Ausgabe 5/2014 konnte bereits Universal Audios Apollo Twin bei uns im Test überzeugen. Diesmal nehmen wir die neue Konkurrenz von Zoom, das TAC-2, unter die Lupe, das dem Apollo Twin schon allein optisch auffällig ähnlich ist. Wie letzteres ist auch das TAC-2 ein zweikanaliges Thunderbolt-Audio-Interface für den Mac, das mit zwei Eingängen für Mikrofon- und Line-Signale und einer HiZ-Buchse für E-Gitarren- oder E-Bass-Signale aufwartet.
Das kompakte Gerät kann mit einer Auflösung von bis zu 192 Kilohertz bei 24 Bit arbeiten und wandelt im Inneren mit vierfachem Upsampling. Dank der Stromversorgung über Thunderbolt-Bus-Power ist das TAC-2 außerdem prädestiniert für mobile Recording-Einsätze mit dem Laptop. Das TAC-2 lässt sich mit Hilfe der kostenfreien Steuer- und Mixing-Software konfigurieren, die außerdem mit diversen Send-Effekten (Reverb, Delay) aufwartet.
Mit einem unverbindlichen Richtpreis von unter 500 Euro kostet das Zoom-Interface nur etwa halb so viel wie das rund 850 Euro teure Apollo Twin Solo. Andere Konkurrenzprodukte wie das Apollo Twin Duo oder Motu 828x liegen mit Richtpreisen von 1.010 und 1.100 Euro sogar noch deutlich darüber. Anspruchsvolle Recording-Alleintäter und Fieldrecordler, bei denen die Anschaffung eines Interfaces mit Thunderbolt-Schnittstelle bislang am Preis scheiterte, sollten also unbedingt weiterlesen.

Anders als das Apollo Twin verfügt das TAC-2 ausschließlich über analoge Anschlüsse. Dazu zählen auf der Eingangsseite zwei symmetrische XLR/TRS-Combobuchsen, die den Anschluss von Mikrofon- und Line-Signalen unterstützen und alternativ zum ersten der beiden Combo-Eingänge ein unsymmetrischer 6,3 mm HiZ-Klinken-Eingang für das direkte Einspielen von E-Gitarren und E-Bässen. Die beiden Eingänge sind mit jeweils separat schaltbarer Phantomspannung für Kondensator-Mikrofone, Phasenumkehrfunktion und Hochpassfilter komfortabel ausgestattet.
Auf der Ausgangsseite wartet das TAC-2 mit zwei symmetrischen 6,3 mm Klinken-Buchsen als Hauptausgangspaar und einer 6,3 mm Stereo-Klinke zum Anschluss eines Kopfhörers auf. Damit steht auch dem Anschluss eines Monitorpaars und dem Direct-Monitoring über Kopfhörer von der Hardware-Seite aus nichts im Wege. Der Universial-Audio-Konkurrent wartet an dieser Stelle jedoch gleich mit zwei Ausgangspaaren auf.
Als einzige Schnittstelle zum Computer dient wie erwähnt der Thunderbolt-Port. Das dafür notwendige Thunderbolt-Verbindungskabel ist – anders als bei der Universal Audio-Konkurrenz – im Lieferumfang enthalten.

Das Innenleben des TAC-2 verbirgt sich in einem leichten, schwarzen Kunststoffgehäuse, das mit einer drei Millimeter dicken, silberfarbenen Aluminiumplatte gepanzert ist. Die gewinkelte Platte bedeckt die komplette Oberseite und Rückseite des Gehäuses und stabilisiert damit das kompakte Gerät. Während sich die Mehrheit der Anschlüsse auf der Rückseite des TAC-2 versammeln, sind Kopfhöreranschluss und HiZ-Eingang praxisgerecht zum bequemen Ein- und Ausstöpseln auf der Vorderseite untergebracht. Vier Gummi-Füße auf der Unterseite sorgen für einen festen Halt auf dem Desktop – denn für die Rack-Montage ist das kleine Interface nicht ausgelegt. Auf der Oberseite befindet sich das schwarze, sonderbriefmarkengroße Display und – als einziges Hardware-Bedienelement – der große gerastete Endlosdrehregler mit integrierter Schaltfunktion. Dieser lässt im Test bequem die Eingangsverstärkung und Ausgangslautstärke einstellen sowie die Phantomspannung aktivieren. Das Display ist mit zwei siebengliedrige, dreifarbigen Pegelsäulen ausgestattet, die – je nachdem, welcher Ein- oder Ausgang angewählt wird – differenziert Auskunft über die Pegel der Signale geben. Zwei rote Kontroll-Leuchten zeigen außerdem die Aktivität der Phantomspannung an. Alle übrigen Parameter lassen sich ausschließlich über die Bedien-Software einstellen.

Das TAC-2 ist in etwa so groß wie eine viertel Professional audio-Seite und 420 Gramm leicht. Seine abgerundeten Ecken und die quadratische Form tragen ebenfalls dazu bei, dass sich das kompakte Interface praktisch von A nach B transportieren lässt. Dank der Stromversorgung über Thunderbolt-Bus-Power steht auch mobilen Recording-Einsätzen nichts im Wege.

Bei der Auswahl seiner Bauteile hat Hersteller Zoom nicht gespart. Im inneren des TAC-2 werkeln zwei Burr Brown-Vorverstärker. Die Marke Burr Brown – seit dem Jahr 2000 von Texas Instruments übernommen – steht noch heute für besonders wertige und leistungsfähige Komponenten. Auch der A/D-Wandler des TAC-2 ist ein PCM4202 von Burr Brown, während als D/A-Wandler ein AK4396 des japanischen Herstellers AKM verbaut ist. Das TAC-2 kann mit einer Auflösung von bis zu 192 Kilohertz bei 24 Bit arbeiten.
Sowohl der A/D- als auch der D/A-Wandler des TAC-2 verarbeiten eingehende Signale übrigens mit vierfachem Upsampling. Das bedeutet: Ein Signal, das beispielsweise mit einer Samplerate von 48 Kilohertz anliegt, wird intern mit einer viermal höheren Auflösung von 192 Kilohertz verarbeitet. Davon verspricht sich der Hersteller für die A/D-Wandlung weniger Aliasing-Störgeräusche und für die D/A-Wandlung ein klareres Klangbild.

Der Treiber samt der Steuer/Mixing-Software TAC-2 MixEfx (zum Download unter www.zoom.co.jp) lässt sich problemlos und unkompliziert installieren. Das Software-GUI ist aufgeräumt und wohl strukturiert gestaltet, sodass wir uns im Test schnell und unkompliziert zurechtfinden. Etwas irritierend: Die Bedienung der Software wird im gedruckten Handbuch nicht erläutert. Unter www.zoom.co.jp/downloads/tac-2/manual/ steht jedoch ein PDF-Handbuch zur Bedienung der Software bereit, welches das gedruckte Manual ergänzt.

Mit einer Empfindlichkeit von -51,8 Dezibel am Mikrofon-Eingang ist das TAC-2 für die allermeisten Mikrofone gut aufgestellt – einzig bei extrem leisen dynamischen Mikrofonen könnte der Eingang an seine Grenzen kommen. Die Line- und Instrumenten-Eingänge sind mit -47,6 (Line) und -50,4 Dezibel (Instr.) sogar ungewöhnlich empfindlich. So steht selbst dem Anschluss leisester Line- und Instrumenten-Quellen nichts im Wege. Die Vorverstärker können die Eingangssignale zudem um sehr gute 60 Dezibel verstärken.
Bei den Geräusch- und Fremdspannungswerten ist das TAC-2 ebenfalls sehr gut aufgestellt. Die besten Werte zeigt das Line-Signal mit 100,5 beziehungsweise 97,7 Dezibel. Mit 86,2 und 79,4 (Mic) sowie 75,6 und 70,7 (Instr.) können aber auch die anderen Eingänge mit sehr guten Werten aufwarten.
Die FFT-Spektren zeigen im Falle des Mikrofon und Line-Signals sehr niedrige Noisefloors von -90 Dezibel. Auch das Instrumenten-Signal ist mit einem Noisefloor von -80 Dezibel sehr gut aufgestellt. Überschreitungen in Form von kleineren oder größeren Peaks (bis maximal 22 Dezibel Überschreitung) finden sich bei allen Kurven, bei der des Instrumenteneingangs vergleichsweise viele. Sie bleiben aber alle weit unterhalb -60 Dezibel und dürften sich akustisch nicht bemerkbar machen.
Einzig die Werte der Gleichtaktunterdrückung, die oberhalb drei Kilohertz mit -70 Dezibel eigentlich sehr gut sind, steigen unterhalb von einem Kilohertz jedoch stetig an und erreichen Werte zwischen -58 und viel zu hohen -27 Dezibel. Das ist alles andere als optimal und gibt Punktabzug. Denn schon mittlere Kabellängen können beim TAC-2 zu Problemen mit Brummgeräuschen führen. Mit Kabeln von einem bis zehn Metern Länge sind wir im Test allerdings auf der sicheren Seite und können keinerlei Brummen auf den Testaufnahmen vernehmen.
Die Klirrfaktorwerte aller drei Eingangssignale sind mit Werten zwischen 0,02 Prozent und maximal 0,1 Prozent im grünen Bereich. Die Werte für das Übersprechen zwischen den Signalen liegen überwiegend unter -90 Dezibel und erreichen maximal noch immer sehr gute Werte von -80 Dezibel. Bis auf den Ausreißer bei der Gleichtaktunterdrückung ist das TAC-2 messtechnisch also grundsolide aufgestellt.

Für unserem Test haben wir mit den Kleinmembranmikrofonen Rode NT5 (Test in Ausgabe 5/2006) und Schoeps MK2H/CMC 6U (Test in Ausgabe 9/2011) Gesangs-, Sprach- und Atmo-Aufnahmen angefertigt.
Der angenehm nüchterne Klang des TAC-2 gefällt uns ausgesprochen gut und erinnert sehr an unsere Oberklasse-Referenz, das RME Fireface 400. Das TAC-2 hat einen vergleichsweise präsenten und tendenziell transparenten Klang. Frequenzüberbetonungen sind keine auszumachen. Der Raumanteil, den die beiden Mikrofone mit Kugelcharakteristik aufzeichnen ist vergleichsweise gering. Dennoch tönt die Stimme voll, klar und tragend. Die Höhen klingen fein und angenehm, obwohl hohe Artikulationsgeräusche akribisch und deutlich aber nicht überbetont aufgezeichnet werden. Ansonsten zeigt sich über das gesamte Frequenzspektrum ein sauberer, differenzierter und konturierter Klang. Die Sprachaufnahmen klingen sehr natürlich, sauber, tragend und ausgewogen. Die Gesangsstimme klingt offen, klar und in Kombination mit beiden Kleinmembran-Mikrofonen perfekt ausbalanciert. Atmo-Geräusche zeichnet das TAC-2 von den tiefsten Bässen bis hin zu den obersten Höhen akribisch und nüchtern auf.

Auch die Send-Effekte, die sich pro Kanal für das Direct-Monitoring zumischen sowie bei aktiver Loop back-Funktion auch mit aufnehmen lassen, machen klanglich eine gute Figur. Insgesamt handelt es sich um vier Effekttypen: Die Hall-Effekte Room, Hall und Plate sowie der Delay-Effekt Echo – für jeden Effekttyp stehen zwei feste, werksseitige Presets bereit. Der Effekt Room eines kleineren, reflektierenden Raumes – einmal mit sehr nah und präsent wirkendem Eingangssignal, einmal mit weit entfernt wirkender Signalquelle. Die Effekt Hall hat eher den Klangcharakter eines Konzertsaals und lässt den Gesang hell, anmutig und sirenenhaft tönen. Preset 1 klingt auch hier etwas präsenter, Preset 2 etwas entfernter. Der Plate-Effekt ist hingegen eine typische Hallplatten-Emulation, die stark vibrierend und etwas künstlich tönt. Das eine Preset hat eine etwas kürzere, das andere eine längere Hallfahne. Die beiden Presets des Echo-Effekts verhalten sich sehr unterschiedlich. Während Preset 1 eher wie ein Chorus klingt, da es sich lediglich um eine Delay-Wiederholung pro Silbe mit extrem kurzer Verzögerungszeit handelt, erzielen wir mit Preset 2 eine Tape-Echo-artige, lange rhythmische Wiederholung der Silbe, die der Sprechstimme etwas Mystisches verleiht.

Fazit
Das TAC-2 kann mit sauberen und akribischen Klang, vielseitig einsetzbaren Effekten und einem attraktiven Kaufpreis von unter 500 Euro auf ganzer Linie punkten. Einziger Wehrmutstropfen: Der Ausreißer bei der Gleichtaktunterdrückung innerhalb der ansonsten sehr guten Messwerte.

Erschienen in Ausgabe 09/2014

Preisklasse: Oberklasse
Preis: 475 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut