Mischen: possible
TL Audios jüngster Wurf besitzt sämtliche Qualitäten, die einen guten Geheimagenten auszeichnen. Er ist anpassungsfähig, spricht mit britischem Akzent und reagiert blitzschnell auf unterschiedliche Situationen.
Von Georg Berger
Der Fat Track aus dem Hause TL Audio ist ein Desktop-Recording-Frontend mit komplexem Charakter. Kenner des britischen Unternehmens wissen um seine Erbanlagen: Der Fat Track erzeugt analogen Röhrensound, wie man ihn von den Mischpulten M1 und M4 oder vom Vorverstärker PA-1 (Tests in Heft 6 und 12/2006) her kennt. Doch was ist der Fat Track genau und was kann er? Ist er ein sechs-kanaliges Kompakt-Mischpult, ein Stereo-Channelstrip oder ein zweikanaliger Vorverstärker? Oder handelt es sich beim Fat Track um ein Audio-Interface, oder einen Monitor-Controller, der auch als Summierer einsetzbar ist? Sämtliche Fragen können mit einem kurzen und knappen „Ja“ beantwortet werden. Der Fat Track vereint alle oben genannten Geräte und Funktionen auf sich. Um es genau zu sagen: Die Gerätekombination besteht aus einer zweikanaligen Channelstrip-Sektion und einer Mastersektion, die mit vier Stereo-Returns aufwartet, in die sich Signale einspeisen lassen, um sie auf den Stereo-Ausgang zu summieren. Weitere Möglichkeiten, wie Master-Inserts, zwei anschließbare Monitorsysteme und eine Vielzahl an Ein- und Ausgängen komplettieren das Angebot…
Vornehm und zuverlässig wie ein britischer Butler bietet er in jeder Phase der Musikproduktion – vom Recording bis hin zum Abmischen und Mastern – seine Dienste an. Er bietet alle Voraussetzungen, mit dieser universellen Einsetzbarkeit schon bald zu einem unverzichtbaren Weggefährten beim Produzieren von Musik zu avancieren. Wer die rein analogen Dienste des Fat Track in Anspruch nehmen will, muss dafür knapp 2.000 Euro hinblättern. Soll der Fat Track auch noch als Audio-Interface fungieren, muss die optional erhältliche und etwa 950 Euro teure DO-8-Wandler-Karte ins Gerät eingebaut werden, mit der sich Signale per ADAT-Schnittstelle bei wahlweise 48 oder 96 Kilohertz Samplingfrequenz in die DAW und umgekehrt leiten lassen. Im Vergleich mit seinem größeren Bruder M1, immerhin ein vollwertiges achtkanaliges Mischpult, erscheint der Preis auf den ersten Blick recht hoch. Doch erstens hat Qualität seinen Preis und zweitens erhält der Käufer fürs Geld eine Vielzahl an Funktionen, die beim Kauf entsprechender Einzelgeräte deutlich teurer kommen würden. Einzig der Preis der DO-8-ADAT-Karte gibt Anlass zur Kritik, die, verglichen mit der gebotenen Leistung, ruhig deutlich günstiger sein dürfte. Das Äußere des Desktopgeräts mit seiner charakteristischen, blauen Frontplatte und den beiden schon obligatorischen VU-Metern in der Geräte-Mitte, zeigt schon rein optisch die Nähe zu den Mixern der M-Serie. Die farblich unterschiedlich markierten Drehknöpfe und Drucktaster vereinfachen die Bedienung erheblich. Das Drehen der geschmeidig laufenden Drehregler und Betätigen der Druckschalter mit ihrem satten Einrasten ist ein haptischer Genuss und zeugt von hochwertigen Bauelementen. Mit seinen knapp acht Kilo Gesamtgewicht verdient der Neuling seinen Teilnamen „Fat“ zu recht. Das komplett in Stahlblech gefertigte Gehäuse ist in etwa so breit und tief wie ein aufgeschlagenes Exemplar von Professional audio Magazin und kann somit problemlos über der Computer-Tastatur platziert werden. Dabei haben es die TL Audio-Ingenieure geschafft, trotz der bescheidenen Frontplatten-Dimensionen nicht nur sämtliche Anschlüsse dort unterzubringen, sondern überdies auch noch die Bedienelemente erstens in sinnvolle Abschnitte zu unterteilen und zweitens die Regler ausreichend weit voneinander zu platzieren, so dass ein bequemes Regeln selbst mit dicken Wurstfingern bequem über die Bühne geht. Wer den Fat Track bei der Arbeit an eine strategisch wichtige Stelle in seinem Studio platziert, hat somit alles im direkten Zugriff. Im Test weiß das ergonomische und gut durchdachte Design voll zu überzeugen. Die Bedienungsmöglichkeiten sind schon nach kurzer Zeit verinnerlicht, mit einer Ausnahme: Die Send- und Return-Buchsen geben zum Teil Rätsel auf, da ihre Beschriftung nicht eindeutig klärt, wo sie im Signalweg positioniert sind. Das Handbuch klärt diese Frage auch nicht deutlich genug. Erst beim intensiven Studium des Blockschaltbilds löst sich das Rätsel auf. Der Fat Track hat in Sachen Ausstattung und Features sehr viel von seinem größeren Bruder, dem M1-Mixer, geerbt. Dazu zählen die Ein- und Ausgangsbuchsen, die bis auf gewollte Ausnahmen durchweg symmetrisch vorliegen und natürlich die Röhrenschaltung. Ein Blick ins Innere des Fat Track zeigt eine einzige ECC83-Röhre unbekannter Herkunft und eine 12AX7-Röhre von Sovtek. Das Blockschaltbild klärt auf: Beide Channelstrips teilen sich die Doppeltriode ECC83 und die Stereo-Summenverstärker die 12AX7. In der ersten Abteilung des Fat Track, dem zweikanaligen Channelstrip, finden sich im Wesentlichen die gleichen Bedienelemente und Anschlüsse wie im M1. Jeder Kanal wartet mit einem per Knopfdruck zuschaltbaren Dreiband-Equalizer mit semiparametrischen Mitten auf und bietet außer einem Fader-Poti noch einen Panpot für die präzise Positionierung auf der Stereosumme sowie eine schaltbare Mute-Funktion. Der Vorverstärker wartet mit den üblichen Funktionen wie schaltbarer Phantomspannung, Trittschallfilter, Phasen-Invertierung und einer Pad-Funktion auf, die das Eingangssignal um 30 Dezibel absenkt und überlaute Signale erfolgreich zu bändigen versteht. Die beiden LEDs geben kombiniert Auskunft über eine eventuelle Übersteuerung der Eingangsstufe sowie den Grad der Röhrensättigung. Je nach Signalstärke und der per Gain-Regler eingestellten Vorverstärkung ändert die gelbe LED dynamisch ihre Leuchtintensität, mit der sich die Röhrensättigung bequem überwachen lässt. Außer einer XLR-Buchse besitzt jeder Channelstrip separate Eingänge für Geräte mit Line-Pegel und Instrumente. Ein Drucktaster schaltet zwischen Mikrofon- und Line-/Instrumenten-Eingang um. Ebenso wie im M1 besitzt jeder Channelstrip einen Insert, etwa zum Anschluss eines Kompressors, der mit getrennten Buchsen für Send und Return ausgestattet ist und der post Filter und Equalizer, aber prefader arbeitet. Sehr professionell: Equalizer und Insertweg sind per Tastendruck aktivierbar. Schließlich findet sich noch ein Aux-Send, der postfader verschaltet ist und die Signale beider Kanäle auf eine symmetrische Mono-Buchse schickt, um es in ein dort angeschlossenes Effektgerät zu leiten. Die so bearbeiteten Aux-Signale können anschließend in stereo über zwei symmetrische Klinkenbuchsen direkt auf die Stereosumme des Fat Track retourniert werden. Ein Lautstärkeregler für das Returnsignal existiert jedoch nicht. Dies muss dann über den Outputregler am Effektgerät erfolgen, was aber verschmerzbar ist. Last not least verfügen die Channelstrips über Direct-out-Anschlüsse, die das Kanalsignal postfader, aber pre Mute und Aux-Send hinausführen. Beim M1-Pult sind die Direct outs prefader verschaltet. Die Lösung im Fat Track bietet also mehr Eingriffsmöglichkeiten. Mit dieser Ausstattung erhält man bis auf den fehlenden zweiten Aux-Weg sozusagen ein Viertel der Eingangssektion des M1-Pults. Aufgrund der unterschiedlichen Signalverschaltungen geht der Fat Track aber seinen ganz eigenen Weg.
Den weitaus größten Teil der Bedienoberfläche des Fat Track nimmt die Mastersektion ein, die mit einer bemerkenswerten und nicht alltäglichen Ausstattung aufwartet: Sie verfügt über vier schaltbare Stereo-Eingänge, die auf die Mastersumme geroutet werden und über Drehregler in der Lautstärke justierbar sind. Damit kann der Fat Track Aufgaben eines analogen Summierers übernehmen. Wer die ADAT-Karte eingebaut hat, braucht seine Spuren im virtuellen Mixer seiner DAW nur auf vier Hauptausgänge zu verteilen, sortiert etwa nach Rhythmusgruppe, Saiteninstrumente, Gesang und Keyboards. Diese vier Ausgänge lassen sich dann über den Wandler auf die Stereo-Returns des Fat Track leiten und man erhält noch einmal die Möglichkeit, den Mixdown bei Bedarf im Fat Track nachregeln zu können. Das so vom Fat Track bearbeitete und summierte Ergebnis lässt sich anschließend über die Stereosumme ausgeben und auf eine neue Spur in die DAW aufnehmen. Besonderheit: Über Druckschalter ist die Eingangsempfindlichkeit der Eingänge zwischen +4dBu oder -10 dBv umschaltbar. Das Ergebnis unseres Summierer-Vergleichstests in den Heften 11 und 12/2007 hat gezeigt, dass diese Gerätegattung durchaus in der Lage ist, digitalen Produktionen zu mehr Plastizität und Klangfülle zu verhelfen. Mit dem Fat Track kann man also jetzt beides haben: Recording-Frontend und analoger Summierer. Die übrigen Bedienelemente in dieser Abteilung des Fat Track kümmern sich um die herkömmlichen Aufgaben einer klassischen Mischpult-Mastersektion. An Ausgängen verfügt der Fat Track über mehrere Optionen: Die XLR-Ausgänge führen die Stereosumme und dienen in erster Linie zur Verbindung mit einem Wandler. Sie sind ausschließlich über den Mainregler justierbar. In diesen Ausspielweg findet sich noch einmal ein schaltbarer Insert, wiederum mit getrennten Buchsen für Send und Return, zum Einschleifen eines Stereo-Effekts. Anders als bei den Aux-Sends der Channelstrips verfügt der Fat Track hier jedoch über einen Return-Regler zum Ausbalancieren des Effektsignals im Summenweg. Wer möchte, kann die Returns als zusätzliche Summiererkanäle zweckentfremden. Wichtig: Allerdings ist der Einschleifpunkt hinter der Röhrenschaltung positioniert. Eine „Verröhrung“ dieses Signals bleibt also aus. Insgesamt zwei Monitorsysteme sind über die Main- und Alt-Klinkenbuchsen anschließbar, die schließlich mit dem mächtigen Monitor-Drehregler justiert werden. Druckschalter erlauben ein alternatives Aufrufen der beiden Systeme oder ein stumm schalten. Es ist auch möglich, die vier Summiererkanäle solo abzuhören und bei Druck auf den jeweiligen Schalter die einzelnen Kanäle additiv wieder hinzuzuschalten. Wer seine Recording- oder Mastering-Session gleichzeitig auf einem Zweispur-Recorder mitschneiden will, erhält mit einem Pärchen unsymmetrischer Klinken-Ausgänge oder der Tape-out-Stereo-Klinkenbuchse zusätzliche Anschlussoptionen. Das Ausstattungspaket des Fat Track wird abgerundet durch die beiden separat regelbaren Kopfhörer-Anschlüsse, die mit eigenen Routings für den Toningenieur und den Künstler aufwarten. Der erste Anschluss führt dabei immer das Signal der Stereosumme, wohingegen der zweite Kopfhörer nur das wiedergibt, was gerade in der Mastersektion aktiviert ist, etwa nur den zweiten Summiererkanal. Last not least zeigen die beiden VU-Meter den Pegel der Stereosumme an. Über einen kleinen Schraubendreher können beide Anzeigen, ebenso wie im M1-Pult, justiert werden. Im Test liegt an den Ausgängen in 0-dB-Stellung der VU-Meter ein Wert von +4 dBu an. Wer aus dem TL Audio Chamäleon schließlich noch ein waschechtes Audio-Interface machen will, braucht die schon erwähnte DO-8-Wandlerkarte. Sie wird nach Abnahme einer Blende in die obere Schmalseite des Geräts eingebaut. Allerdings gerät der Einbau zu einer fummeligen Angelegenheit, denn die Karte wird über ein Flachbandkabel mit der Elektronik verbunden. Um dies realisieren zu können, müssen wir zuerst einmal das Gerät auf den Kopf stellen und die Gehäusewanne entfernen, was nicht gerade gut gelöst ist, denn das gesamte Gewicht des Fat Track ruht dabei auf den Drehreglern. Hier sollte man an den Gehäusekanten sicherheitshalber Leisten unterlegen. Die Buchse zum Anschluss des Flachbandkabels ist überdies sehr ungünstig positioniert und erfordert Geduld und Fingerspitzengefühl. Hat man diese Operation erfolgreich erledigt, verfügt der Fat Track bei 48 Kilohertz eingangsseitig über acht ADAT-Kanäle. Sie verteilen sich auf die vier Stereo-Returns. Über einen Druckschalter können die Kanäle sieben und acht jedoch vom vierten Stereo-Return auf die beiden Channelstrips umgeschaltet werden, etwa um dort gezieltes Sound-Design vornehmen zu können. Ausgangsseitig werden lediglich die Stereosumme und die beiden Direct outs digital übertragen. Bei einem Betrieb von 96 Kilohertz halbiert sich im S/Mux-Modus die Kanalzahl, was in erster Linie die Eingangskanäle betrifft. Bei Nutzung der Wordclock-Eingänge synchronisiert sich die DO-8-Karte innerhalb einer Daisy-Chain-Anordnung auf das Clock-Signal und schleift es zum Ausgang durch. Bei ausschließlicher Nutzung des Wordclock-Ausgangs sendet die ADAT-Karte ein intern generiertes Wordclock-Signal. Insgesamt lässt der Fat Track mit dieser Ausstattung und den damit verbundenen Möglichkeiten keine Wünsche offen. Im Test arbeitet der Fat Track zusammen mit den Channelstrips während einer ausgiebigen Mixdown-Session als sechskanaliges Mischpult/Summierer. Dann setzen wir ihn als Zweikanal-Mischpult ein, mit insgesamt zwei Aux-Sends und Returns, indem wir die Direct-out-Signale zusätzlich in ein Effektgerät – sogar für jeden Kanal ein eigenes – leiten, die anschließend über jeweils einen eigenen Summierer-Kanal in die Summe gemischt werden. Durch die Solo-Schaltfunktion der vier Stereo-Returns übernimmt der Fat Track gern auch Aufgaben eines klassischen Monitor-Controllers, ähnlich etwa dem SPL MTC 2381. Dazu speisen wir verschiedene Signalquellen in die Returns ein und schicken sie bequem per Tastendruck auf die Monitore. Ein Talkback-Kanal mit integriertem Mikrofon würde die Mastersektion des Fat Track noch bereichern. Doch auch ohne dieses Accessoire gibt er sich im Test in jeder Aufgabenstellung souverän. Die kleine TL Audio Desktop-Konsole trumpft mit Universalität und Wandlungsreichtum auf.
Im Messlabor von Professional audio Magazin muss sich der Fat Track den üblichen Tests unterziehen, die er allerdings mit Bravour besteht und sich eindeutig als Röhrengerät zu erkennen gibt. In den FFT-Spektren zeigt sich unabhängig von den Reglerstellungen immer eine deutliche Spitze bei den harmonischen Verzerrungen k2 und immer ein wenig k3. Beim Hochfahren des Gain-Reglers werden die Vorstufen-Röhren in die Sättigung gefahren, was sich bei den entsprechenden FFT-Spektren in einer deutlichen Anhebung von k2 bis k5 zeigt. Die Unterschiede zwischen dem gesättigten Direct-out-Signal mit nur einer Röhre und dem Stereosummen-Signal, also dann wenn zwei Röhren im Signalweg liegen, sind deutlich: Die Spitzen bei k2 bis k5 sind erwartungsgemäß im FFT-Spektrum des Direct outs nicht ganz so kraftvoll ausgeprägt. Die Messungen von Geräusch- und Fremdspannung an allen drei Eingängen ergeben gute Werte von cirka 79 Dezibel für die Geräuschspannung und etwa 76 Dezibel für die Fremdspannung, das geht für ein Röhrengerät voll in Ordnung. Die Messung der Gleichtaktunterdrückung ergibt eine schnurgerade Kurve, die bei sehr guten -65 Dezibel verläuft. Die Übersprechdämpfung steigt unterhalb 500 Hertz von -75 Dezibel auf -50 Dezibel. Zwei Messungen des Klirrfaktors analog zum Eingangspegel zeigen den Einfluss der Röhrensättigung (siehe Kurve auf Seite 27). In 12-Uhr-Stellung des Drive-Reglers verläuft der Klirr von cirka 0,005 Prozent bis auf ein Prozent, was für ein Röhrengerät exzellent ist. Bei voll aufgedrehtem Drive-Regler steigt der Klirr von 0,2 bis zwei Prozent. Der exponentielle Anstieg am Ende bis hinauf auf fünf Prozent signalisiert Übersteuerung. Das Ergebnis ist für ein Gerät dieser Gattung sehr gut. Im Vergleich zu den Messungen des M1-Pults (siehe Test in Heft 12/2006) fallen die Werte ähnlich aus. Für den Hörtest erstellen wir eine Serie von Sprach-, Gesangs- und Instrumenten-Aufnahmen mit unterschiedlichen Einstellungen der Vorverstärkung beziehungsweise Röhrensättigung, die einmal über die Stereosumme des Fat Track in den Lynx Aurora-Wandler geführt werden und das andere Mal über die Direct outs. Anschließend vergleichen wir sie mit Aufnahmen, die über unsere Referenz, den Lake People F355-Vorverstärker, in den Lynx-Wandler gespeist werden. Bei moderaten Einstellungen der Vorverstärkung – die gelbe LED leuchtet nur sporadisch auf – hören wir ohne direkten Vergleich zunächst keine großen Unterschiede. In dieser Einstellung klingt der Fat Track neutral. Allerdings zeigt sich im Vergleich mit dem Lake People-Vorverstärker, dass die Fat Track-Aufnahmen nicht ganz so fein nach oben hin aufgelöst sind. Sie klingen auf subtile Art weicher und auch direkter, was aber keineswegs unangenehm auffällt. Mit dem Dreiband-Equalizer regeln wir das Eingangssignal geschmackvoll nach und erhalten noch eine Portion mehr Luftigkeit. Im Test weiß sich der Equalizer durch seine musikalische Arbeitsweise als kreatives Sounddesign-Werkzeug in Szene zu setzen. Bei den Aufnahmen, die wir mit höherer Vorverstärkung machen – die gelbe LED ist nun permanent aktiv – treten die Unterschiede deutlich hervor. Erst wenn die Röhren des Fat Track ordentlich Fleisch erhalten, wandelt er sich zum Klangfärber. Ganz gleich, ob bei den Vokal- oder Instrumentalaufnahmen: Eine merkbare Anhebung im unteren Mittenbereich ist jetzt hörbar, was den Signalen durchaus schmeichelt. Gleichzeitig klingen die Fat Track-Takes jetzt noch direkter und wirken im Vergleich zu den Lake People-Aufnahmen auch komprimierter. Beim Vergleich der Fat Track-Aufnahmen, die wir einmal über den Direct out und zum anderen über die Stereosumme erstellen, gibt es kleine, aber hörbare Unterschiede: Die Aufnahmen über den Stereo-Ausgang, also über die Ausgangs-Röhrenstufe, färben nochmals eine kleine Spur mehr als die Direct-out-Aufnahmen. Der Fat Track gibt also über die Mastersumme noch einen Schuss mehr an Wärme hinzu, was sich im Einsatz als analoger Summierer bestätigt. Im direkten Vergleich eines digitalen Mixdowns, den wir in Steinberg Nuendo 4 erstellen, klingt der über den Fat Track summierte Mixdown angenehmer und auch wärmer. Schließlich fertigen wir Aufnahmen mit einer sehr hohen Vorverstärkung an, was zum Aufflackern der roten Peak-LED führt, sobald Transienten auftreten. Je nach anliegendem Signal weiß der Fat Track auch in dieser Einstellung mit seinem charakteristischen Röhrensound zu überzeugen. Gerade E-Gitarren erhalten einen zusätzlichen Crunch, der durchaus gewollt ist und E-Bässe klingen deutlich knurriger. Beide Instrumente wissen sich durch diese Charakteristik entsprechend in Szene zu setzen. Für Mikrofon-Aufnahmen sollte der Vorverstärker jedoch so eingestellt sein, dass die rote Peak-LED nicht aufleuchtet. Ansonsten sind gerade bei sehr expressiven und dynamischen Vokalaufnahmen sehr leicht unangenehme Verzerrungen zu hören.
Fazit
Der TL Audio Fat Track besetzt eine eigene Nische und gibt sich oberflächlich betrachtet als Recording-Frontend mit zwei Channelstrips aus. In Wahrheit verfügt er aber trotz kompakter Dimensionen über genauso mächtige Funktionen wie ein gut ausgebautes Mischpult und bietet für alle Stationen einer Musikproduktion seinen charakteristischen Röhrensound an, der überdies flexibel modellierbar ist. TL Audio ist ein großes Lob für eine eigenständig klingende, gut durchdachte und vielseitig einsetzbare Recording-Peripherie auszusprechen.
Erschienen in Ausgabe 04/2008
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 2022 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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