Power-Riegel: IK Multimedia iRig Pro I/O

Das Portfolio portabler Recording-Lösungen des italienischen Herstellers IK Multimedia wächst und wächst. Nun bekommt die beliebte Interface-Serie iRig einen Neuzugang, der sich sehen – und hören – lassen kann.

Von Freda Ressel

 

Die Erstauflage des iRig Pro kam bereits vor drei Jahren auf den Markt und konnte im Professional audio-Test (Ausgabe 01/2014) rundum überzeugen. Das damalige „Interface für die Westentasche“ war aufs Minimum reduziert, während die neue I/O Version einige Features mitbringt, die bislang gefehlt hatten – allen voran ein regelbarer Kopfhöreranschluss zum Direkt-Monitoring. Da es sich vor allem an Apple-User richtet, ein logischer Schritt, schließlich kommt das neueste iPhone gänzlich ohne dedizierten Kopfhöreranschluss.

Das mitgelieferte Softwarepaket übertrifft nochmals das des bereits üppig ausgestatteten Vorgängermodells und hat einen Gegenwert von über 550 Euro. Es wird hier eine Art „Best of“ des hervorragenden IK Multimedia Programmportfolios mitgeliefert. Alleine schon dafür ist der etwas gestiegene Preis von 180 Euro UVP locker zu verkraften.

 

Ausstattung

Was die Bedienoberfläche betrifft, wurde das iRig Pro I/O dem iRig Pro Duo angepasst, verfügt aber nicht über dessen Hochglanzfinish – und ist logischerweise nur halb so breit, da nur ein Monokanal zur Verfügung steht. Das mattierte und leicht gummierte Kunststoffgehäuse liegt dafür gut und sicher in der Hand – für zusätzliche Stabilität auf Tischplatte oder ähnlichem sorgen zwei Gummifüße.

Auf der Front des Interface-Riegels sitzen zwei multifunktionale Signal-LEDs. Die untere signalisiert anliegendes Input-Signal (grün), optimale Aussteuerung (orange) oder Übersteuerung (rot), die oberere signalisiert Phantomspeisung (rot) und MIDI-Betrieb (blau). Darunter findet sich der stufenlos regelbare Gain-Drehregler. Dieser ist dank der ebenfalls mattierten Oberfläche und dem geriffeltem Rand leicht zu bedienen und mit einer Nummerierung ausgestattet, so dass er sich leicht nutzen lässt Das iRig Pro I/O verfügt über eine analoge Neutrik Kombibüchse mit XLR und Hi-Z 6,3 mm Klinke, die es sowohl für Sänger als auch Instrumentalisten interessant macht.

 

 

Neben dem bereits beim Vorgänger verbauten MIDI-Input gibt es nun auch eine entsprechende Output-Buchse. Somit können nicht nur MIDI-Controller Signale an das iRig Pro I/O schicken, sondern auch MIDI-gesteuerte Hardware bequem über Mobilgerät oder Computer gesteuert werden. Gerade bei Apples Mobilgeräten eine gute Lösung, kann über den Lightning-Anschluss doch entweder bloß ein Audiointerface oder ein MIDI-Gerät genutzt werden, aber nicht beides gleichzeitig. Bei beiden Buchsen handelt es sich um 2,5 mm Klinkenanschlüsse, für die jeweils ein 1,6 Meter langes Kabel auf 5-Pin beiliegt.

Der interne Wandler des iRig Pro I/O erlaubt Aufnahmen mit bis zu 96 kHz/24 Bit – das Schwestermodell iRig Pro Duo hat per se nur eine Samplingrate von 44.1 kHz und 48 kHz, das iRig Pro (ohne I/O) konnte per Firmwareupdate immerhin auf 96 kHz aufgerüstet werden.

Der Kopfhörerausgang des iRig Pro I/O verfügt über eine 3,5 mm Klinkenbuchse und eine separate Lautstärkeregelung.

Für die Stromversorgung bietet das iRig Pro I/O gleich drei Optionen: Im Mobilbetrieb liefern 2 AA-Batterien die Power. An Mac oder PC angeschlossen, liefert das USB-Kabel den Strom. Das proprietäre, für 50 Euro separat erhältliche Netzteil iRig PSU 3A ist für längere Aufnahmen vorm allem mit Mobilgeräten eine sinnvolle Anschaffung, zumal über das Lightning-Kabel das angeschlossene Apple-Device ebenfalls mit Strom versorgt wird. Netzteile von Fremdanbietern sollten laut Hersteller allerdings nicht genutzt werden, da sie sowohl das Interface als auch das angeschlossene Mobilgerät schädigen könnten.

Um das iRig Pro I/O am Mikrofonständer anzubringen, liegt ein Klettband zur Befestigung an der Batteriefachklappe bei.

 

Softwarepaket

Dem iRig Pro I/O wurde wie gesagt ein beeindruckend fettes Softwarepaket beigefügt. Für iPhone und iPad stehen so die AmpliTube-App zur Verfügung, welche 37 hochwertige Verstärker, Mikrofon- und Pedal-Emulationen sowie einige Loops aus der Loop Drummer App bietet.

Mac- und Windows-User bekommen zudem AmpliTube 4. Von der hohen Qualität der Emulationen von AmpliTubes neuester Version konnten wir uns bereits im Test (Ausgabe 01/2016) überzeugen.

Mit im iRig-Paket ist zudem SampleTank 3 SE. Die Special Edition von IK Multimedias Sample- und Groove-Workstation bietet 400 Instrumente, die einen guten Querschnitt über die über 4000 Sounds der Vollversion geben. Dazu gibt es 250 Drum Loops, und Samples anderer Hersteller sind problemlos integrierbar. Damit lässt sich bereits hervorragend arbeiten – das Upgrade auf die Vollversion kostet derweil knapp 180 Euro weniger als der volle Kaufpreis, nämlich 238 Euro.

Zum Mixen und Mastern ist außerdem das modulare Mastering-Bundle T-RackS Deluxe mit sechs Dynamik-Prozessoren und drei Equalizern beigelegt. Für die Vokalisten steht zudem die TrackS-Erweiterung Mic Room bereit, ein Mikrofon-Modelling Tool mit 20 verschiedenen Mikrofonmodellen. Zusätzlich wirft IK Multimedia noch 25 Credits in den Pott, mit denen in den Custom Shops von AmpliTube, T-RackS und Sample Tank nach Belieben geshoppt werden kann.

Für Android-Devices ist keine Software enthalten.

 

Installation

Die Nutzung des iRig Pro I/O mit Mac oder iOS-Geräten ist gewohnt einfach: lediglich mit dem USB- oder Lightning-Kabel anschließen, schon wird das Gerät automatisch erkannt. Im Test haben wir es völlig unkompliziert sowohl mit einem Mac Mini als auch mit einem Macbook Pro und dem iPhone 5s verbinden können.

Auch die Nutzung an einem Windows 10-PC wirft keine Probleme auf, der Windowseigene Audiotreiber erkennt das iRig Pro I/O problemlos. Dennoch empfiehlt der Hersteller die Installation eines ASIO-Treibers, da dieser für deutlich geringere Latenzen sorgt.

Das iRig Pro I/O ist zudem für Android-Geräte ab Android 5 geeignet, sofern man das USB-Kabel über einen USB OTG-Adapter anschließt.

 

IK Multimedia iRig Pro I/O

 

Klang

Für unseren Test nahmen wir über das iRig Pro I/O sowohl einige Instrumental- als auch Gesangsspuren in Garageband und der AmpliTube-App auf. Das Direkt-Monitoring funktionierte dabei ohne hörbare Latenzen.

Im Einsatz mit den Mikrofonklassikern Shure SM58 und Shure Beta 57 konnten wir den Gain-Regler des iRig Pro I/O stets unterhalb der Fünfer-Markierung halten – für ausreichend Verstärkungsreserve ist also gesorgt. Auch bei E-Bass und -Gitarre braucht es nicht einmal die Hälfte der Gain-Reserven – der kleine Riegel bringt beeindruckend viel Power mit. Über die LEDs sind wir dabei schnell auch ohne Blick in die DAW über jedwedes Clipping informiert – leuchtet die untere LED rot, nehmen wir eine Prise Gain zurück.

Über den MIDI-Eingang spielen wir zudem noch einen Drum Loop aus dem Arturia Beatstep ein. Klanglich kann das iRig Pro I/O sich hören lassen: Den typischen SM 58-Sound gibt es unverfälscht wieder und das iRig Pro I/O gefällt außerdem durch seine Rauscharmut. Auch bei den Instrumentenaufnahmen ist keine Klangverfärbung feststellbar. Natürlich bietet es nicht den Detailreichtum von High End-Wandlern, ein solcher Vergleich verbietet sich angesichts der Preisunterschiede. Aber, in seiner Preis- und Größe-Klasse wartet das iRig Pro I/O mit einem beeindruckend guten Klang auf und hat sich hier gegenüber dem Vorgänger noch ordentlich gesteigert.

 

Fazit

Das iRig Pro I/O ist ein gelungener Neuzugang der iRig-Familie. Dank verbesserter Auflösung, MIDI-Schnittstelle, einem dedizierten Kopfhörereingang und einem saftigen Software-Paket bietet das handliche Interface für einen ebenso handlichen Preis eine gute Lösung für mobiles und stationäres Recording.

Erschienen in Professional audio 09/2017