Gut bestelltes Nahfeld
Weihnachten steht vor der Tür und auf Ihrem Wunschzettel steht die Anschaffung einer verlässlichen Abhöre ganz oben? Dann sollten Sie weiter lesen, denn dieser Test wird Ihnen bei der schwierigen Auswahl helfen.
Von Harald Wittig
Wir haben für Sie das Marktangebot durchsucht und acht interessante Testkandidaten in der Preisklasse von 315 bis 660 Euro pro Stück ausgewählt. Wie Sie es von Professional audio Magazin gewohnt sind, untersuchten wir alle Lautsprecher im Messlabor, vor allem aber haben wir für Sie herausgefunden, was die Monitore unter Praxisgesichtspunkten leisten. Dabei haben wir auch das jeweilige Einsatzgebiet berücksichtigt.
Es handelt sich durchweg um aktive Zwei-Wege-Lautsprecher, alle sind für den Einsatz im Nahfeld gedacht. In den Abmessungen unterscheiden sich die Testkandidaten allerdings deutlich: Klein, unauffällig schwarz und gerade mal so hoch wie ein Schnellhefter, kann es sich der E-MU PM-5 auf kleinen Arbeitstischen gemütlich machen. Der C5 tiny von KS digital wird seinem Namen gerecht: Konzipiert als Kompakt-Monitor für den Nahbereich von 80 Zentimeter bis einen Meter, ist der knuffige Würfel auch mit wenig Platz zufrieden. Allerdings sollte der Untergrund schon stabil und vibrationsfrei sein: Mit seinen knapp neun Kilo ist er kein Fliegengewicht. Das gilt auch für die ausgewachseneren Monitore von Tannoy, Mackie, die aber bei der Aufstellfläche immer noch genügsam sind. Dagegen bieten die Monitore von Event, M-Audio, Tapco und Roland schon richtig viel Box fürs Geld und sollten bestmöglich auf einer speziellen Konsole aufgestellt werden – zumal Tapco und Roland jeweils über 15 Kilo auf die Waage bringen.
Bei der Verarbeitung beweisen die Hersteller einmal mehr, dass sie innerhalb sehr enger Toleranzen fertigen und Wert auf eine sorgfältige Endkontrolle legen. So gibt es auch bei den günstigsten Lautsprechern im Test, dem E-MU PM-5, dem Tapco S 8 und dem Event TR 8, nichts zu beckmessern. Vor allem der Tapco aus dem Hause Loud Technologies bietet viel fürs Auge: Sein mit Kunststoff versiegeltes MDF-Gehäuse ist an den Ecken sauber verrundet, der Kühlkörper mit seinen präzise eingepassten grauen Rippen ist ein echter Hingucker. Dagegen wirkt sein namhafter Onkel, der Mackie HR 624, eher schlicht, wenngleich die massive Gussplatte auf der Front mit ihrer ausgeformten Mulde, in der die Hochtöner-Kalotte gelagert ist, nicht nur makellos verarbeitet ist und chic aussieht: Sie soll für ein optimales Abstrahlverhalten und einen besseren Wirkungsgrad des Hochtöners sorgen, da die Mulde wie ein kleines Horn die akustische Impedanz an die umgebende Luft anpasst. Einem ähnlichen Bauprinzip folgt insoweit auch der M-Audio BX8a, bei dem der Hersteller wie schon beim kleinen BX5a (Test Ausgabe 7/2006) einmal mehr auf einen Tieftöner aus Kevlar vertraut.
Edel gewandet präsentiert sich der Tannoy Reveal 6D aus Schottland: Das blaue Vorder-Front passt stimmig zur grauen Membran des Tieftöners und dem Titankonus des Hochtöners. An den Seiten ist die Front abgeschrägt, was ebenfalls für eine bestmögliche Schallabstrahlung des Hochtöners sorgen soll. Auch KS Digital haben sich beim C 5 nicht lumpen lassen: Sein Metallgehäuse hat eine lackierte Holzfront – ein Erkennungsmerkmal der KS digital–Monitore – das sehr wertig aussieht. Es handelt sich nicht um Massiv-Holz, sondern um eine resonanzarme Multiplex-Platte. Nachgerade schlicht erscheint schließlich Rolands DS-8, dessen Verarbeitung gleichwohl auf benso hohem Niveau liegt.
Die Hersteller lösten die Vorgabe, einen möglichst guten Schallwandler zu verwirklichen, mit teilweise erheblichem Aufwand. Alle Lautsprecher sind nach dem Bass-Reflex-Prinzip aufgebaut. Daher verfügen E-MU, Event, M-Audio, Tannoy, Tapco jeweils über einen Bassreflexkanal auf der Gehäusevorder- oder Rückseite, KS digital und Roland sogar zwei. Der Mackie ist anders aufgebaut: Das Bauprinzip nennt sich Passive Radiator (Passivmembran) bei der es sich im Grunde um eine Sonderform des Bass-Reflex-Prinzips handelt. Masse und Fläche dieses auf der Gehäuserückseite sitzenden Tieftöners ohne eigenen Antrieb sind so bemessen, dass sie in einem bestimmten Frequenzbereich gegenphasig zum eigentlichen Tieftöner schwingt. Bewegt sich dessen Membran nach außen, schiebt sich die der Passivmembran nicht etwa ins Gehäuseinnere, sondern schwingt ebenfalls nach außen und erhöht so den Schalldruck. Der Vorteil einer Passivmembran gegenüber dem Bassreflex-Kanal sei eine relative Schalldichtheit bei höheren Frequenzen – was allerdings schwer nachzuweisen ist, zumal es auch hier auf genaueste Berechnungen ankommt. So ist es – wie so oft- eine Sache der Ingenieurskunst, welche Güte ein Bassreflexsystem hat, unabhängig vom Bauprinzip.
Zum Teil treiben die Hersteller bei den Testkandidaten eine regelrechte Materialschlacht. Sogar die beiden günstigen Lautsprecher von E-MU und Event besitzen einen Neodymium-Hochtöner, M-Audio spendierten dem BX8a zum Tieftöner aus Kevlar einen speziellen Seiden-Hochtöner, der nicht nur eine sehr feine , originalgetreue Hochton-Wiedergabe garantieren soll, sondern auch ein exzellentes Impulsverhalten liefern soll. Auch der Tapco hat einen eigenen Seiden-Hochtöner, hier sorgt der speziell ausgeformte sichtbare Teil des Chassis als so genannter Wave Guide.
Auffällig anders ist der C 5 von KS digital konstruiert: Hier setzen die Entwickler des deutschen Unternehmens auf eine koaxiale Bauweise, Tief-Mittel- und Hochtöner sind auf einer gemeinsamen Achse angeordnet, der Hochtöner sitzt im Zentrum des Tieftöners, dort, wo sich sonst die Staubschutz-Kalotte befindet. Der eigentliche Vorteil dieser Bauweise: Diese kommt dem theoretischen Ideal einer Punktschallquelle am nächsten, das neben einem beinahe idealen Impulsverhalten vor allem interne Phasenverschiebungen ausschließt und eine äußerst präzise Raumdarstellung und Ortung ermöglicht. Dabei ließen es die Entwickler nicht bewenden: Die Membran des Tief-Mitteltöners ist aus Kohlefaser – dasselbe Material verwenden KS digital auch beim edlen ADM20. Der Kohlefaser-Konus dient als Wave-Gide für den Hochtöner, dessen leichte Gewebe-Kalotte zusammen mit dem Neodymmagneten für eine sehr impulsstarke und klare Hochton-Wiedergabe sorgen soll. Da wundert sich der Fachmann, dass der kleine C 5 Made in Germany ist und doch nur knapp 500 Euro kostet. Schließlich kommen im Inneren zwei leistungsstarke, in Hybrid-Technik arbeitende Endstufen zum Einsatz: Satte 100 Watt für den Hochtöner und 170 Watt Leistung für den Tief-Mittel-Töner stehen zur Verfügung.
Auch der zweite Europäer, der Reveal 6D von Tannoy hat einiges zu bieten: Die Schotten vertrauen bei ihrem Neodymium-Hochtöner, dessen Titan-Membran hinter einem engmaschigen Drahtgitter verborgen ist, auf die patentierte, so genannte Wide-Band-Technology, die ein erweitertes Frequenzband bis hinauf zu 50 Kilohertz ermöglicht und damit die Detailgenauigkeit und Klarheit der Wiedergabe im hörbaren Bereich bis 20 Kilohertz entscheidend verbessern soll. Im Innern des Reveal 6 D arbeiten zwei digitale Endstufen, ein DSP übernimmt die Aufgabe einer digitalen Frequenzweiche und verteilt die Audiosignale auf die beiden Chassis, die Übergangsfrequenz beträgt 2800 Hertz. Soviel Technik ist nicht eben billig, dennoch bietet Tannoy den Reveal 6D für knapp 430 Euro an.
Alle Test-Teilnehmer verfügen über professionelle analoge XLR-Eingänge, KS digital und Roland belassen es auch dabei. Alle anderen akzeptieren auch Klinken-Kabel, entweder über eine separate Buchse (Event, Mackie, M-Audio, Tapco) oder über einen Combo-Anschluss (E-MU, Tannoy). Beim Tapco können auch unsymmetrische Klinkenkabel angeschlossen werden, außerdem hat er, genauso wie der E-MU, der Event und der Mackie einen zusätzlichen RCA/Cinch-Eingang.
Anschlussfreudig sind der Tannoy und der Roland. Gewissermaßen als Dreingabe zu seinen digitalen Endstufen ist der Reveal 6D noch mit digitalen Ein- und Ausgängen im S/PDIF-Format ausgestattet. Über einen Wahlschalter kann der Anwender bestimmen, ob der Monitor nur den linken beziehungsweise rechten Kanal des zweikanaligen Formats wiedergibt. Sogar eine Mono-Option fehlt nicht. Der eingebaute D/A-Wandler arbeitet mit einer Wortbreite von 24 Bit bei einer maximalen Abtastrate von 96 Kilohertz. Wobei der Wandler ausschließlich bei Digital-Empfang arbeitet, eine Wandlung analoger Signale in digitale findet nicht statt – was kein Nachteil ist.
Apropos Digital: Der DS-8 von Roland verarbeitet ebenfalls Nullen und Einsen, denn er ist äußerst vielseitig auf digitalen Empfang eingestellt: Auf der Rückseite sind sowohl optische als auch koaxiale S/PDIF-Anschlüsse als auch ein AES/EBU-konformer Eingang mit XLR-Buchse vorhanden. Wie beim Tannoy gibt es auch einen S/PDIF-Ausgang: Damit kann das digitale Signal verzögerungsfrei zu einem zweiten DS-Monitor durchgeschleift werden. Direkt hinter den Digital-Eingängen verarbeitet der D/A-Wandler die Signale. Er akzeptiert bei einer Auflösung von 24 Bit Samplingraten bis immerhin 192 Kilohertz. Nach der Wandlung wird das Signal auf analogem Wege weiterverarbeitet, denn über digitale Endstufen verfügt der Roland im Unterschied zum Tannoy nicht.
Ein Eingangspegelregler ist bei allen Monitoren vorhanden, Möglichkeiten zur individuellen Raum-Anpassung bietet außer Event und M-Audio alle. In der Regel handelt es sich um Shelving-Filter für den Tiefen- und Höhenbereich wie bei E-MU, KS digital, Mackie, Tapco und Roland. Etwas umfangreicher ist der Mackie ausgestattet, der zum Anschluss eines Subwoofers noch einen Hochpass-Filter offeriert. Das hat er mit dem Tannoy gemeinsam, der sich aber hier klar vom Testfeld absetzt: Er hat einen üppig ausgestatteten Equalizer an Bord. Mit 20 DIP-Schaltern auf der Rückseite lassen sich 16 verschiedene Frequenzfilter setzen, insgesamt sind so 2250 unterschiedliche EQ-Einstellungen möglich. Um hier halbwegs durchzublicken, ist das gute, allerdings englischsprachige Handbuch eine große Hilfe. Wer es noch komfortabler möchte kann sich unter www.tannoy.com die kostenlose und intuitiv bedienbare Einmess-Software Activ-Assist herunterladen. Diese läuft auf PC und Mac, für den Einmessvorgang bedarf es lediglich eines Mikrofons mit Nieren-Charakteristik und eine Soundkarte. Als Option bietet Tannoy noch das Active-Assist-Kit an, das neben der Software noch ein Messmikrofon und die notwendigen Anschluss-Kabel enthält.
Wie bei jedem Lautsprecher-Test in Professional audio Magazin haben wir die Frequenzgänge der acht Testkandidaten sorgfältig unter normalen Betriebsbedingungen, also im Studio gemessen. Sie sollten aber bedenken, dass der Frequenzgang eines Lautsprechers zwar gewisse Rückschlüsse auf seinen Klang erlaubt und Linearität grundsätzlich zu begrüßen ist. Dennoch kann auch ein an und für sich nicht im strengen Sinne neutraler Lautsprecher je nach Einsatzgebiet und musikalischer Ausrichtung der richtige Partner bei der Produktion sein. So bevorzugen nicht wenige Lautsprecher einen eher analytischen Klang, der sich durch eine mehr oder weniger starke Präsenz ab den oberen Mitten auszeichnet. Außerdem sagen die Frequenzgang-Kurven nichts über die Fähigkeiten eines Abhörlautsprechers bei der Raumdarstellung aus – ein für jeden Tonstudio-Praktiker sehr wichtiges Kriterium.
Der Tannoy hat den mit Abstand linearsten Frequenzgang. Der Kurvenverlauf ist sehr gleichmäßig, die Messkurve weist lediglich einen sanften Abfall ab fünfzehn Kilohertz auf, der vernachlässigbar ist. Ebenfalls weitgehend linear ist der Frequenzgang des Mackie, hier ist ein leichter Anstieg bei den unteren Mitten im Bereich von etwa 250 bis 500 Hertz auffällig, danach fällt die Kurve wieder ab. Auch der Roland hält insoweit Anschluss: Bei dem digitalen Japaner gibt es dafür einen Anstieg zwischen zwei und fünf Kilohertz, unterhalb zwei Kilohertz verläuft die Kurve sehr gleichmäßig.
Nahe am Roland ist der BX8a von M-Audio, da er einen ähnlichen Kurvenverlauf zwischen zwei und fünf Kilohertz aufweist, allerdings die Kurve ab fünfzehn Hertz deutlicher ab und auch bei den unteren Mitten verläuft der Frequenzgang des BX8a nicht ganz so gleichmäßig. Beim E-MU gibt es dagegen ab drei Kilohertz einen zwar sehr sanften, aber doch stetigen Abfall ab zwei Kilohertz, wenngleich der Anstieg hier höher ist.
Der Frequenzgang des Event weist eine Anhebung im Mittenbereich bei etwa 400 Hertz auf, außerdem kommt es zu einem Abfall bei circa 2500 Hertz. Dennoch ist der Frequenzgang noch gleichmäßig, was nicht ganz unwichtig ist, da der Event keine Einstellmöglichkeiten zum Nachbessern hat. Der Tapco verhält sich etwas geradliniger, zumindest im Bereich von 300 bis vier Kilohertz. Ab vier Kilohertz steigt die Kurve geringfügig an, was sich aber über den Equalizer zurechtbiegen lässt. Das gilt nicht für die Anhebung bei 150 Hertz, da das Shelving-Filter für die unteren Frequenzen nur eine Pegelanhebung aber keine Absenkung gestattet. In neutraler Einstellung fällt beim C 5 von Ks digital eine deutliche Absenkung bei 240 Hertz auf. Ähnliches beobachteten wir auch bei dem großen Bruder ADM20. Zusammen mit der leichten Anhebung zwischen vier und sechs Kilohertz lässt dies den vorsichtigen Schluss zu, dass der kleine Fast-Würfel bewusst auf ein analytisches Klangbild abgestimmt wurde.
Dass wir dafür Sorge tragen, dass jeder Testlautsprecher eingespielt ist, bevor er zum Klangtest antritt, versteht sich von selbst. Ebenso selbstverständlich Monitore optimal auf und achten auf den richtigen Abstand zur Abhörposition vor dem Arbeitsplatz – der sollte bei Nahfelsmonitoren 1,50 Meter tunlichst nicht überschreiten. Der Hörende selbst sitzt dabei im so genannten Sweet-Spot, die Ohren auf gleicher Höhe mit dem Hochtöner. Zur akustischen Abkoppelung von der Lautsprecher-Konsole stellen wir die Monitore auf spezielle Holzdämpfer. Diese kommen von Fast Audio aus Stuttgart und leisten Professional audio Magazin als wertvolle Helfer schon geraume Zeit gute Dienste. Firmenchef Thomas Fast war es übrigens auch, der den Hörraum von Professional audio Magazin akustisch optimierte.
Damit mitschwingende Membranen den Klang eines Prüflings nicht beeinflussen, müssen die übrigen außerhalb des Hörraums zuwarten.
Als Musik dienen zunächst audiophile Aufnahmen aus unterschiedlicher Stilistiken wie Klassik, Jazz, akustische und elektronische Musik, Rock und Pop. Allerdings nur für den ersten Klangeindruck. Da ein Monitor in erster Linie ein Arbeitsgerät ist, muss sich jeder der Acht vor allem in der Studio- Praxis bewähren und sein Können beim Mixen und Mastern beweisen. Wie nehmen eine Eigenkomposition für klassische Gitarre im Afro-Samba-Stil auf, allerdings handelt es sich nicht um ein Solostück: Stattdessen wird die Nummer für vier Gitarren arrangiert, die einzelnen Stimmen spielen wir nacheinander unter Sonar 6 mit ein und demselben Instrument, einer Kohno 30 J Professional ein. Dadurch ergibt sich die Schwierigkeit, dass die Durchhörbarkeit des Basis-Materials wegen des einheitlichen Grund-Timbres nicht eben einfach ist. Beim ersten Kopfhörer-Rohmix versuchen wir, mittels Panorama-Regler und Gainregler und Hall als Send-Effekt den Eindruck einer Konzert-Saal-Aufnahme mit klar hörbarer Positionierung der Gitarren im virtuellen Raum herzustellen.
E-MU PM-5: Dieser Lautsprecher hat einen angenehmen, erstaunlich ausgewogenen Grundklang, sofern keine echten Tiefbässe verlangt werden. Die kann der kleine Lautsprecher schon größenbedingt nicht liefern, ansonsten ist er im darstellbaren Tiefenbereich sicher: Die Bässe kommen durchaus trocken und gut konturiert. Perfekt gemixtes und gemastertes Material bringt er mit sauberen und klaren, allerdings ein wenig zurückhaltenden Höhen zu Gehör. Die Mitten sind seine Stärke, hier klingt er gut, neigt aber tendenziell zur schmeichelnden Wärme. Beim Teststück fällt beim Abhören der trockenen Spuren auf: Der Klang des Instruments verliert etwas an Obertönigkeit. Die Charakteristik bleibt zwar erhalten, dennoch klingt es, als seien andere, wärmer klingende Saiten aufgezogen worden. Mit dem zuvor mit dem Kopfhörer ausgewählten Hall verliert die Aufnahme über die Lautsprecher deutlich an Kontur und klingt schwammig und diffus. Hier erweist sich der E-MU als ehrlicher Partner, zumal er beim Aufspüren von sich überlagernden Frequenzbereichen gute Dienste leistet. Bei der Raumdarstellung ist er E-MU, sofern er wirklich nahe am Hörenden steht (Abstand nicht über einem Meter) überzeugend, lediglich bei der Tiefenstaffelung wirkt er etwas flach. Daher ist es etwas schwierig, einen dreidimensionalen Klangeindruck zu erzeugen. Insgesamt ein guter Monitor für ganz nahes Hören.
EVENT TR 8: Er ist sicher und fast schon souverän im Umgang mit Bässen und hat auch obertonarme Akustik-Bässe gut im Griff. Er reicht ziemlich weit hinab. Dagegen sind seine Mitten etwas überbetont, was sowohl auf Kosten der guten Bässe als auch zu Lasten der sauberen, angenehmen Höhen geht. Hörbar stärker als der E-MU „erwärmt“ er die trockenen Gitarren-Spuren des Teststücks, was beim Interpreten zunächst für leichte Irritation sorgt. Dadurch leidet die Trennschärfe bei der Wiedergabe, wodurch es schwieriger wird, einzelne Übeltäter im Gesamtarrangement aufzuspüren. Herrscht mehr klangfarbliche Vielfalt, ist die Arbeit mit dem TR 8 erheblich einfacher: So kann er vor allem bei Aufnahmen von Bands überzeugen. Richtig gut ist der TR 8 allerdings bei der Raumdarstellung: Hier ermöglicht er eine präzise Ortbarkeit mit guter Phantommitte, auch subtile Einstellungen sind nachvollziehbar. Aufgrund dieser Fähigkeiten, ist es vergleichsweise einfach, den Hallanteil für die Einzelspuren zu dosieren, um der Aufnahme Räumlichkeit in Breite und Tiefe zu geben. Unter dem Strich ein erfreulicher Monitor mit angehenden Allrounder-Qualitäten.
KS digital C 5 tiny: Der Würfel aus Saarbrücken spielt mit einer Power und Direktheit auf, die verblüfft. Die Bässe des kleinwüchsigen Lautsprechers sind dermaßen mächtig, dass es sich die Elektro-Fraktion der Redaktion nicht nehmen lässt, den C 5 mit gemeinen Synthie-Sounds bei hoher Lautstärke zu bedienen. Die steckt er absolut gelassen weg, zu keiner Zeit klingen die Bässe breiig oder verzerrt. In manchen Abhörräumen wirken die Bässe allerdings schnell teilweise etwas dominant und überbetont, was sich aber durch den Raum-EQ beheben lässt. Die Höhen sind sehr klar, wirken allerdings nicht vollständig detailliert. Bei den Mitten hält sich der C 5 hörbar zurück, was die Einzelspuren des Teststückes ein wenig rauer klingen lässt. Dieses recht analytische Klangbild erleichtert allerdings die Durchhörbarkeit des Basismaterials ungemein, zumal der Lautsprecher eine hohe Trennschärfe bei der Wiedergabe besitzt. Phantastisch ist der Kleine bei der Raumdarstellung, hier erlaubt er – dank der koaxialen Bauweise – millimetergenaues Arbeiten. Am stärksten ist der C 5 im Nahbereich von 80 Zentimetern bis einem Meter. Hier ist der Hörer quasi mitten im Klang, kann lange und stressfrei hören. Außerdem ist der C 5 äußerst genügsam, was den Aufstellungsort angeht: Im Test steht er zwischenzeitlich auch mal auf dem Schreibtisch und spielt auch hier seine stärken als schonungsloser Analytiker aus.
Mackie HR 624: Der Mackie gehört zur Kategorie der Lautsprecher, die einfach angeschlossen werden und sogleich zuverlässig ihre Arbeit verrichten. Soll heißen: Er ist rundum gut. Auch wenn der C 5 mit mehr Power aufspielt, so ist der Mackie doch ein sehr dynamischer Monitor. Bei den Bässen verdaut und verkraftet er alles, was Tiefen produziert: Brutale Elektro-Bässe, knallharte Slaps und Pizzicato-Kontrabässe. Die guten Mitten sorgen für einen im Ganzen ausgewogenen Klang, lediglich bei den Höhen ist er etwas zurückhaltend. Beim Teststück kennt der Mackie, ganz Monitor, keine Gnade und präsentiert die Fehler im Arrangement und bei der Aufnahme. Seine Raumdarstellung ist in der Breite sehr gut und geprägt von einer starken Phantommitte. Lediglich in der Tiefe lässt er etwas Plastizität vermissen, so dass es uns schwerer als mit dem KS digital fällt, mit dem Hall zu arbeiten. Allerdings ist dies nach einer gewissen Einarbeitungszeit kein Problem. Deswegen bekommt der Mackie auch das Prädikat „Echter Monitor mit Allroundqualitäten“ verliehen.
M-Audio BX8a: Der BX8a ist ein ordentlicher Lautsprecher mit einem eher analytischen Klangbild. Bei den Bässen fehlt die letzte Präzision bei insgesamt gutem Impulsverhalten, die Höhen sind präsent und ein wenig grobkörnig, die Mitten etwas zurückgenommen. Das schadet bei der Arbeit nicht, denn auch mit dem M-Audio ist das Durchhören des Materials gewährleistet. Zumindest bewährt auch er sich beim Teststück und kommt dabei zu ähnlichen Endergebnissen wie der C 5. Seine Raumdarstellung ist in der Breite gut, allerdings etwas flach. Erst mit einiger Konzentration gelingt es uns, den Send-Hall einzustellen. Der BX8a ist sicher ein ordentliches Arbeitsgerät, ohne herausrragende Eigenschaften.
Roland DS-8: Der Roland überrascht mit seinen erstaunlich tiefen Bässen, die er stets sauber und sicher wiedergibt. Das setzt sich über den Mittenbereich bis hinauf zu den Höhen fort. Die hörbare Linearität des Roland macht ihn zu einem angenehmen Mitarbeiter, wenn es um akustische Musik mit Klassik-Touch geht. Für härteren Stoff ist er manchen Redakteuren bei der Dynamik etwas zu vornehm zurückhaltend. Beim Teststück erleichtert er die Arbeit erheblich, da zumindest nach unserem Geschmack hier sein lineares Klangbild gut passt und das Hören entstresst. Für Anhänger eines analytischen Klangs, die zudem auf Power-Wiedergabe Wert legen, ist der DS-8 nicht gemacht. Für subtile Vorlagen gefällt er dafür um so mehr, zumal er sich bei der Raumdarstellung keine Schwächen leistet. Sämtliche Einstellungen sind nachvollziehbar, die Arbeit ermüdet nicht, insgesamt ist der Roland ein richtig guter Allrounder.
Tannoy Reveal 6D: Ein sehr gut verdient sich auch der Reveal 6D, allerdings erst, nachdem wir bei den Bässen nachgebessert haben – was angesichts der umfangreichen Einstellmöglichkeiten des Reveal 6D kein Problem ist. Zumindest in unserem Anhörraum ist das Basspfund, mit dem der Schotte in neutraler Einstellung aufspielt, doch ein wenig zuviel des Guten. Nach einer Absenkung bei 70 Hertz um zwei Dezibel überzeugt er mit sauberen, erfreulich trockenen Bässen, sehr guten Mitten und guten, klaren Höhen. Seine Raumdarstellung kommt der des C 5 in der Breite erstaunlich nahe, die Ortbarkeit ist sehr präzise mit einer überzeugenden Phantommitte. Lediglich bei der Tiefenstaffelung ist der Lautsprecher im direkten Vergleich mit dem Deutschen schwächer, aber jedenfalls gleichauf mit Event, Macki und Roland. Die Arbeit am Teststück macht Spaß und auch mit dem Tannoy fallen die Endergebnisse ziemlich genau so aus wie mit den anderen guten Lautsprechern. Prima.
Tapco S-8: Der Neffe des Mackie entstammt zwar derselben Familie, klanglich erreicht er die Güte seines Onkels jedoch nicht. Er bringt zwar ziemlich tiefe Bässe, wirkt hier aber in letzter Konsequenz leicht ungenau, ohne sich aber wirklich indifferent zu verhalten. Seine Mitten sind gut, aber etwas zu dominant, was auf Kosten der Höhen geht. Eine Charaktereigenschaft des S-8, die wir schon beim kleineren S-5 (Test Ausgabe 7/2006) festgestellt haben. Für akustische Musik, wo es auf eine ausgeprägte Darstellung des Höhenspektrums ankommt, ist er weniger geeignet. Dafür macht er eine gute Figur bei Funk und Rhythm and Blues, denn diesen Stilen kommt seine Dynamik zu gute. Beim Teststück haben wir Probleme, die einzelnen Stimmen herauszuhören und präzise Frequenzüberschneidungen herauszufinden, da die Trennschärfe des Tapco nur durchschnittlich ist. So klingt alles ein wenig zusammengestaucht. Das gilt auch bei der Raumdarstellung: Das Klangbild wirkt trotz guter Ortbarkeit enger und tendenziell zwei-dimensional. Der S-8 ist keine schlechter Lautsprecher, zieht aber im direkten Vergleich beispielsweise mit dem Event TR 8 den Kürzeren.
Fazit
Bei der Siegerehrung nimmt der teuerste Monitor, der Mackie HR 640 den ersten Platz ein: Seine Gesamtleistung ist so gut, dass er einen Platz in der Oberklasse sicher hat. In der Mittelklasse teilen sich der C 5 tiny von KS digital , der Tannoy Reveal 6D und der Roland DS-8 das Siegertreppchen und sind alle drei würdig, die Mittelklasse anzuführen und verfehlen ganz knapp die nächst höhere Qualitätsklasse. Was der Roland den beiden Mitbewerbern an Anschlussvielfalt voraus hat, macht der Tannoy mit seinen umfangreichen Regelmöglichkeiten zur Raumanpassung wett, während der C 5 durch seine Präzision bei der Raumdarstellung und seine Genügsamkeit beim Aufstellort punktet. Letztlich entscheidet bei allen dreien der persönliche Geschmack und sicherlich die Besonderheiten bei der Ausstattung. Ein ganz heißer Tipp ist der Event TR-8: Auch wenn er ein wenig zu viel Gewicht auf die Mitten legt, ist er doch ein erstaunlich guter Lautsprecher mit einer sehr guten Raumdarstellung. Da er keine Raum-EQs hat, verlangt er aber gegebenenfalls nach einer akustischen Optimierung des Abhörraums. Auch der kleine E-MU ist ein sehr ordentlicher Monitor, bei der Darstellung des Frequenzspektrums ist er einen Hauch besser als der TR 8, der ihn allerdings bei der Raumdarstellung schlägt und größenbedingt besser bei den Bässen ist. Der PM-5 macht sich gut im echten Nahbereich und sollte auch nur hier eingesetzt werden. Der BX8a von M-Audio ist insgesamt ein recht guter Lautsprecher, der klanglich leichte Schwächen bei den Bässen und den Höhen hat. Durch sein eher analytisches Klangbild kann er allen empfohlen werden, die hierauf Wert legen, allerdings wird er beispielsweise vom Tannoy, der außerdem rund 70 Euro günstiger ist, in allen Bereichen überrundet. Der Tapco ist leider das Schlusslicht: Trotz seiner guten Verarbeitung reichen seine klanglichen Qualitäten nicht an die des Event heran. Auch der M-Audio gefällt uns besser. Schlecht ist der S-8 allerdings nicht. Auch er ist ein Abhörlautsprecher, ihm fehlt es lediglich an Allround-Qualität.
Nun sind Sie sicher einen großen Schritt weiter, können Ihren Wunschzettel ausfüllen und sich aufs Fest freuen. Vielleicht werden Sie mit dem Lautsprecher Ihrer Wahl sofort kreativ? Dann wünschen wir nicht nur frohes Fest sondern auch frohes Schaffen.
Erschienen in Ausgabe 13/2006
Preisklasse: Oberklasse
Preis: 660 €
Bewertung: gut – sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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