Stimmgewaltige Solisten

In jedem der sechs Kraftpakete steckt das Zeug für einen Sieger. Der Test sorgt für einhe handfeste Überraschung. 

Von Harald Wittig

Spielen Sie schon länger mit dem Gedanken, Ihr gutes Geld in eine gute Abhöranlage zu investieren? Sie sind aber nicht gewillt, in astronomische Preisdimensionen vorzudringen? Dann lesen Sie richtig.
Professional audio Magazin durchsuchte das aktuelle Marktangebot und wählte sechs Lautsprecher aus, wobei zunächst lediglich die Preisobergrenze von 900 Euro das einzige Auswahlkriterium war. Folglich drängen sich die Testkandidaten im Kostenbereich von 690 bis 850 Euro recht dicht zusammen – mit einer Ausnahme: Der Samson Rubicon R8a kostet lediglich 280 Euro und ist damit gut dreimal günstiger als die übrigen fünf. Sie fragen zu Recht: Passt der sehr kostengünstige Samson ins Testfeld? Die Frage lässt sich nicht mit einem schlichten „Ja“ oder „Nein“ beantworten. Die Entscheidung, ihn mit in diesen Vergleichstest aufzunehmen, beruhte auf dem Umstand, dass der Rubicon R8a eine konstruktive Besonderheit aufweist, die in seiner Preisklasse tatsächlich außergewöhnlich ist: Er hat einen Bändchen-Hochtöner. Da fragen wir uns unweigerlich: Kann dieser Hochtöner am Ende mit den speziellen, oft sehr aufwändigen Lösungen der teureren Lautsprechern konkurrieren? Ist womöglich der Samson ein vorschnell unterschätzter Außenseiter, der die hohen Favoriten in Verlegenheit bringt? Das wollten wir für Sie herausfinden, deswegen ist der Rubicon R8a mit dabei. Gleichzeitig spielt er hier quasi außer Konkurrenz mit. Das gebietet die Fairness.

Wie üblich unterzogen wir alle Monitore sorgfältigen, mehrstündigen Hörtests und untersuchten die Sechs gründlich im Messlabor.

Abgesehen vom Tannoy Precision 6D, der ein Drei-Wege-Lautsprecher ist, handelt es sich bei allen Monitoren um aktive Zwei-Wege-Bassreflexlautsprecher. Konzipiert sind sie alle als Nahfeldmonitore. In den Abmessungen unterscheiden sie sich bereits deutlich: Der Adam P11A, der Genelec 8040 und der Focal Solo6 Be sind kaum höher als ein Leitz-Ordner und werden somit auch in beengten Projektstudios ihr Plätzchen finden. Richtig viel Box hingegen bieten der KRK V8II und der Samson Rubicon R8a – bei beiden empfiehlt sich die Aufstellung auf einer speziellen Konsole. Allerdings ist keiner der Monitore fliegengewichtig: Achten Sie also in jedem Fall auf einen stabilen, vibrationsfreien Untergrund, schließlich soll der Monitor Ihrer Wahl auch „sotto voce“ aufspielen können, ohne Maskierung des Klangs.

Die Verarbeitung aller sechs Monitore ist auf sehr hohem Niveau. Hier sind die Hersteller keine Kompromisse eingegangen, auch notorische Beckmesser mit mikroskopischem Scharfblick werden hier keine Angriffspunkte ausfindig machen. Erfreulich: Auch der günstige Samson kann hier absolut überzeugen und belegt einmal mehr, dass ein vergleichsweise niedriger Preis heute grundsätzlich nicht mehr einher geht mit schlampiger Detailverarbeitung. Schön.
Die erheblich teureren Lautsprecher bieten allerdings das eine oder andere Leckerli, das bei einer knappen Kalkulation kaum drin ist: So bekam der gebürtige Franzose Focal Solo 6 Be Gehäuseseiten aus echtem, hochglanzlackiertem Wurzelholz spendiert, was Wertigkeit und Luxus vermittelt. Das gilt ebenso für die Frontplatte aus gebürstetem Aluminium, mit der sich der Tannoy schmücken darf. Beide bieten einiges fürs Auge und verführen zum Anfassen. Das gilt in gewisser Weise auch für den KRK, der im Gegensatz zu den beiden Europäern mit seinem markanten gelb-grau-schwarzen Gewand auf sportive Jugendlichkeit setzt.
Mit seinem schwarzen Gehäuse und dem goldenen Namenszug gibt sich der P11 A des Berliner Herstellers Adam aristokratisch-zurückhaltend. Die an den oberen Ecken abgeschrägten Vorderseiten seines Gehäuses sind mehr als ein gestalterischer Akzent, denn sie sollen für eine optimale Schallabstrahlung des Hochtöners sorgen. Dies gilt auch für das überall verundete Aluminiumgehäuse des Genelec 8040: Hierdurch soll gewährleistet werden, dass die Schallwellen sich bestmöglich vom Gehäuse lösen und Interferenzen im Mittel- und Hochtonbereich erst gar nicht entstehen; außerdem hilft die Massivbauweise unerwünschte Gehäuseresonanzen im Bassbereich zu vermeiden.

Sehr unterschiedliche Techniken verwenden die Hersteller, um einen bestmöglich klingenden Schallwandler zu verwirklichen. Gängig und am verbreitetsten sind die Kalotten-Hochtöner. Auf dieses Bauprinzip vertrauen Focal, Genelec und KRK. Bei den letzteren gibt es keine herausragenden Besonderheiten: Genelec verwendeten für Hoch- und Tieftöner Membranen aus Metall, während der KRK neben seinem „Soft Dome“-Hochtöner einen Tieftöner mit Kevlar-Membran hat. Besondere Beachtung verdient der Hochtöner des Focal Solo6 Be: Zunächst ist auffällig, dass die Kalotte umgekehrt („invertiert“) eingesetzt ist, also konvex nach innen gewölbt ist, was der Hochtonwiedergabe zugute kommen soll, aber auch den Fertigungsaufwand erhöht. Darüber hinaus ist die Kalotte aus dem sehr seltenen Leichtmetall Beryllium. Beryllium zeichnet sich durch eine sehr hohe Wärmekapazität, Elastizität und eine Ermüdungsfestigkeit aus, die beispielsweise Titan weit übertrifft. Dadurch ist es hervorragend geeignet für Lautsprechermembranen, da diese Materialeigenschaften eine hervorragende Impulswiedergabe bei erweitertem Frequenzgang bis hinauf zu 40 Kilohertz ermöglichen. Nachteil: Beryllium ist sehr teuer und wegen seiner Sprödigkeit schwer zu verarbeiten, was sich selbstverständlich auch auf die Herstellungskosten auswirkt. Früher waren Lautsprecher mit Beryllium-Hochtönern daher fast unerschwinglich. Da verblüfft es nicht wenig, dass der Solo6 Be mit seinem Preis von etwas über 800 Euro bezahlbar ist.
Grundlegend anders ist der Bändchen-Hochtöner des Samson aufgebaut. Hier besteht die Lautsprechermembran aus einer Folie, die zwischen den Antriebs-Magneten eingespannt ist. Die bewegte Masse ist beim Bändchen extrem gering, was bewirkt, dass die federleichte Membran dem Musiksignal sehr genau folgen kann. Daraus ergeben sich in der Theorie eine grundsätzlich exzellente Auflösung und Transparenz im Hochtonbereich.  Allerdings ist die Konstruktion sehr aufwändig, angefangen beim Ätzen der Bändchenfolie bis zur Einpassung des Bändchens zwischen die Neodynium-Magnete: Hier muss teilweise buchstäblich mit der Uhrmacherlupe gearbeitet werden. Da ist es überraschend, dass Samson trotz dieser kostenintensiven Konstruktion den Rubicon 8a zu diesem Preis anbieten kann. Sicher, die Fertigung ist ins Reich der Mitte ausgelagert. Dennoch: Erstaunlich bleibt´s allemal.
Apropos Bändchen: Auch Adam verwendet ein Bändchen für seinen Hochtöner, allerdings ist die Funktionsweise dieses so genannten „A.R.T.“ (Accelerated Ribbon Technology)-Wandlers völlig anders. Während der eigentliche Bändchen-Hochtöner wie ein Kalotten-Hochtöner nach dem Kolbenprinzip arbeitet – die Bewegung der Luft und der Membran erfolgt im Verhältnis 1:1 – liegt dem Adam-Hochtöner das von dem Physiker Dr. Oskar Heil erfundene, so genannte Air-Motion-Transformer-Prinzip zugrunde. Der Grundgedanke: Eine gefaltete Folienmembrankonstruktion in einem Magnetfeld vollzieht keine Kolben- sondern eine Pumpbewegung quer zur Abstrahlrichtung. Dies bewirkt eine Geschwindigkeitstransformation: Das Verhältnis von Membran- zu Luftbewegung verbessert sich auf einen Faktor von 4:1. Die Luft wird also schneller aus den Falten der Folienmembran getrieben oder eingesogen, als sie sich selbst bewegt. Vergleichbar ist diese Arbeitsweise mit dem Balg eines Akkordeons und soll laut Hersteller in einem erstklassigen Impulsverhalten resultieren. Darüber hinaus soll die besondere Faltung der A.R.T.-Membran höhere Dynamikreserven ermöglichen, da die Membranfläche zweieinhalbmal größer als die Schallaustrittsöffnung ist – im Gegensatz zu konventionellen Kolbenkonstruktionen, wo die sichtbare Fläche mit der akustisch wirksamen gleichzusetzen ist.
Auch die Tannoy-Entwickler haben sich zur Optimierung der Hochton-Wiedergabe etwas Besonderes einfallen lassen: Der Precision 6D verfügt neben einem Tiefmittel- und einem Mittelhoch-Töner über einen zusätzlichen Hochtöner, denn die Schotten als „Super Tweeter“ bezeichnen. Er ist zuständig für den Bereich oberhalb 15 Kilohertz und kann angeblich Frequenzen bis 51 Kilohertz wiedergeben, was die Detailgenauigkeit und Klarheit der Hochtonwiedergabe deutlich verbessern soll. Eine weitere Spezialität, für die Tannoy-Lautsprecher bekannt sind und die auch beim Precision 6D nicht fehlen darf, ist der „Dual Concentric-Driver“. Darin sind Tiefmittel-Töner und Mittelhoch-Töner koaxial auf einer Achse  angeordent, wobei  beide Systeme zwei ineinander verschachtelte Antriebe besitzen: Am hinteren Ende das Tiefmittel-Töners sitzt der Antrieb des Mittelhoch-Töners, der durch eine Bohrung im Polkern des Tiefmittel-Töners ungehindert seine Schallwellen abstrahlt. Dieses Bauprinzip kommt dem Ideal einer Punktschallquelle sehr nahe und soll eine außergewöhnliche präzise Raumdarstellung bewirken, so dass beim Abhören eine punktgenaue Ortung von Stimmen und Instrumenten im Raum unschwer möglich sein soll.

Alle sechs Lautsprecher bieten professionelle XLR-Eingänge und Adam, Focal und Genelec belassen es auch dabei. Demgegenüber können beim KRK V8II über den Combo-Anschluss auch unsymmetrische Klinkenkabel angeschlossen werden, der Samson hat zusätzlich noch einen Cinch-Eingang. Der Tannoy hat die umfangreichsten Anschlussmöglichkeiten: Neben seinem Combo-Anschluss, der XLR- und Klinkenkabel aufnimmt, hat er auch noch digitale S/PDIF Ein – und sogar Ausgänge. Im Unterschied zu den anderen Lautsprechern, die komplett auf Analog-Technik setzen, hat der Precision 6D digitale Endstufen und einen eingebauten DSP, der als digitale Frequenzweiche fungiert. Die Digital-Anschlüsse sind allerdings mehr eine Option, denn grundsätzlich ist der Precision 6D ein analoger Monitor mit DSP-gestützter interner Steuerung. Dafür bietet er auch die umfangreichsten Möglichkeiten zur Raumanpassung: Über seine 20 DIP-Schalter lassen sich für 16 verschiedene Frequenzbereiche Filter setzen. Zusammen mit dem insoweit unverzichtbaren Handbuch, das die Wirkungsweise der Klangsteller detailliert erklärt, kann der Precision 6D mit etwas Geduld auf viele Abhörräume maßgeschneidert werden. Zumal Tannoy optional noch eine einfach zu bedienende Einmess-Software,  Activ-Assist genannt, anbietet (Näheres hierzu im Testbericht des Precision 8D in der Juli-Ausgabe auf Seite 53).
Der Genelec bietet ebenfalls recht vielfältige Einstellmöglichkeiten. So können unter anderem die Pegel der tiefen und hohen Frequenzen über insgesamt zwölf DIP-Schalter wirksam bedämpft werden. Allerdingsr sind die Schalterchen versenkt und daher schwer zu erreichen – ohne ein Werkzeug geht nichts.
Bei der Samson, dam, Focal und KRK lässt sich der Pegel des Hochtöners verstärken beziehungsweise dämpfen. Bei Adam und Focal geschieht das über einen stufenlosen Drehregler, Samson und KRK bieten feste Einstellstufen. Letzterer erlaubt auch die Anpassung des Tiefton-Bereichs über vorgegebene Stufen, bei Adam und Focal ist hierfür ein weiterer Drehregler zuständig. Alle Monitore haben einen Eingangspegelregler – bis auf den Focal, der sich mit einem  Empfindlichkeitswahlschalter begnügt. Das ist jedoch kein Nachteil, da die beiden Einstellstufen von -10 beziehungsweise +4 dB durchaus praxisgerecht sind. Mit zwei exklusiven Schmankerl kann der KRK V8II aufwarten: So hat er zum einen Wahlschalter, der in der Stellung „Limiter“ dafür sorgt, dass  Pegelspitzen elektronisch gedämpft werden. Außerdem gibt es noch eine praktische Abschaltautomatik: Steht der Netzschalter auf „Auto“ wird der Lautsprecher, wenn er nach 20 Sekunden kein Signal mehr empfängt, abgeschaltet.

Wie Sie es vom Professional audio Magazin gewohnt sind, wurden die Frequenzgänge der Lautsprecher sorgfältig ausgemessen. Die fünf teueren Monitore beeindrucken alle mit sehr guten Messergebnissen. Dabei haben der Adam und der Focal den insgesamt linearsten Frequenzgang. Beide Messkurven verlaufen unter der Berücksichtigung von Raumresonanzen gleichmäßig im Bereich von zehn Kilohertz bis hinunter zu 50 Hertz. Auffällig ist lediglich ein sanfter Abfall beim Adam im Mittenbereich ab 400 Hertz, dagegen fällt die Kurve des Focal ab sechs bis hin zu 20 Kilohertz stetig, aber sehr gleichmäßig ab. Der Genelec überzeugt kaum weniger, bis zweihundert Hertz verläuft sein Frequenzgang ebenso gleichmäßig. Allerdings kommt es bei 60 Hertz zu einem deutlichen Pegelanstieg. Ebenfalls fast linear ist der Frequenzgang des KRK: Ohne den Abfall im Bereich von sechs bis zehn Kilohertz wäre der KRK der Beste im Testfeld, für ein „sehr gut“ reicht es allemal. Ein solches verdient sich schließlich auch der Tannoy, auffällig ist aber ein Abfall bei acht Kilohertz, gefolgt von einem Pegelanstieg bei fünfzehn Kilohertz. Auch der Samson hält Anschluss an die Fünfer-Gruppe – wäre nicht der Einbruch zwischen vier und fünf Kilohertz. Deswegen verpasst er ein „gut“ ganz knapp.

Schon bei der allerersten Inbetriebnahme der zu testenden Monitore fällt auf, dass manche  deutlich vernehmbarer rauschen als andere. Näheres soll das Messen des Ruhegeräuschs aufdecken.

Vorbildlich verhalten sich hier der Adam und der Genelec. Bei beiden bleibt der Rauschpegel unter zehn Dezibel, wobei der Genelec mit seinem Wert von nur sieben gegenüber neun Dezibel beim Adam der Star im Testfeld ist. Hier müssen Sie das Ohr schon ganz nah an die Lautsprecher bringen, um etwas hören zu können. Der Focal und der Tannoy bringen mit zwölf beziehungsweise elf Dezibel noch gute Ergebnisse, während das Rauschen des  Samson und des KRK schon kritisch ist: Der Samson rauscht mit 14 Dezibel auch bei niedrigem Einstellung des Eingangspegels deutlich vernehmbar, beim KRK sind es sogar fünfzehn Dezibel. Zum Glück  kann lautes Rauschen zwar nerven, die Klangqualität der Lautsprecher im engeren Sinne wird hiervon nicht beeinträchtigt.

Beim Hörtest sind wir peinlich darum bemüht, dass die Sechs ihr ganzes Potential entfalten können. Das bedeutet zunächst, dass jeder Lautsprecher für sich sorgfältig im klassischen Stereodreieck (60° Winkel) zum Hörenden ausgerichtet wird und die Abhörentfernung 1,50 Meter nicht überschreitet – immerhin handelt es sich um Nahfeldmonitore. Zur akustischen Abkoppelung von der Lautsprecherkonsole werden die Monitore auf speziell angefertigte Holzdämpfer der Firma Fast audio in Stuttgart gestellt, die beim Professional audio Magazin mittlerweile zum unverzichtbaren Zubehör gehören. Selbstverständlich haben wir alle Lautsprecher sorgfältig eingespielt, bevor zunächst jeder einzeln und solistisch, danach im direkten Vergleich mit den Mitbewerbern mit kritischen Ohren abgehört wurde.
 
Hier nun die Zusammenfassung und die Ergebnisse des Probespiels der Meistersänger:  
Adam P11A: Der P11A ist ein sehr präziser Analytiker, mit dem das Abhören einzelner Instrumente und Stimmen im Gesamtarrangement sehr einfach ist. Seine Bässe sind klar und präzise, wenn es hier unkontrolliert mulmt oder Verzerrungen auftreten, liegt es an der Aufnahme. Die Höhen zeichnet er sehr fein und detailgenau, Griffgeräusche bei akustischen Gitarren oder auch leise, kurze Atemgeräusche werden schonungslos dargestellt. Bei den unteren Mitten gibt er sich etwas zurückhaltend, weswegen sein Klangcharakter tendenziell eher hell ist und sich das Timbre von Stimmen und Instrumenten ein wenig zu den Höhen hin verschiebt. Dadurch klingt manches ein wenig brillanter, jedoch nie schrill und unangenehm. Diese spezielle Charakteristik kommt aber der Trennschärfe zu Gute: Auch bei sehr dichten, tüchtig komprimierten Arrangements lassen sich einzelne Instrumente immer noch deutlich heraushören. Die Raumdarstellung ist vorbildlich. Der P11A positioniert Musiker sehr genau im Raum und kann Räume auch sehr schön in die Tiefe öffnen, so dass die Staffelung der Instrumentengruppen eines Orchesters akustisch nachvollzogen werden können.  Der P11A ist ein sehr guter, gnadenlos ehrlicher Monitor mit eigenem Charakter.

Focal Solo6 Be: Der Beryllium-Hochtöner hält, was Focal verspricht: Er gibt sich detailverliebt und äußerst präzise, auch bei kurzen Hochtonimpulsen wie hart angestoßenen Trompetentönen oder den Klängen von obertonreichen Becken. Dabei sind die Höhen nie vordergründig, da auch die Mitten und die erstaunlich tiefen Bässe sehr gut dargestellt werden. Im Bassbereich behält der Focal stets die Kontrolle und erweist sich als sehr impulsfest. Die Räumlichkeit ist insgesamt sehr gut, ein wenig vernachlässigt der Monitor die Raumtiefe. Sein Klangcharakter ist angenehm ausgewogen, dabei aber ins Warme gehend und tendenziell leicht beschönigend. Dies geht etwas auf Kosten der Trennschärfe, die nicht ganz so gut ist wie beim Adam. Andererseits schmeichelt er den Ohren durch seinen weichen, schönen Klang, weswegen er stundenlanges, ermüdungsfreies Hören erlaubt.
 Genelec 8040A: Sein Metall-Hochtöner ist präzise und detailgenau und in der Lage, auch die Obertonstruktur von trockenen Basstönen auf dem Klavier nachzuzeichnen. Seine Mitten klingen voll und warm, der Ton eines weich intonierten Flügels erklingt angenehm rund. Die Bässe sind in neutraler Einstellung der Klangregelung zu mächtig, wodurch das Klangbild ein wenig abgedunkelt erscheint. Mit einer Pegelabsenkung um zwei Dezibel kann hier deutlich nachgebessert werden, zumal jetzt der Genelec seine hohe Trennschärfe ausspielen kann. Im Verbund mit der präzisen Raumdarstellung vor allem in der Breite ermöglicht dies eine präzise Ortung von Stimmen und Instrumenten. Insgesamt ist der Genelec vom Klangbild tendenziell warm und beschönigt etwas, gleichzeitig ist das Abhören dadurch, insoweit vergleichbar mit dem Focal, auch über lange Zeiträume stressfrei möglich.
KRK V8II: Der KRK spielt sehr dynamisch auf und zeigt über das gesamte Frequenzspektrum keine Schwächen.

Besonders gefällt seine Impulsfestigkeit, gerade bei den Bässen. Auch bei der Raumdarstellung ist der KRK sehr sicher, allenfalls bei der Tiefenstaffelung zeigt er im direkten Vergleich mit dem Adam P11A und dem Genelec leichte Schwächen.  Insgesamt klingt er, ohne sich mit spektakulären Einzelleistungen bei bestimmten Frequenzbereichen hervorzutun,  sehr ausgewogen und hat somit Allrounder-Qualitäten. Am besten gefällt er bei moderner Pop- und Rockmusik, eingespielt mit modernen Instrumenten, während für naturbelassene Akustikaufnahmen ein bisschen mehr Detailgenauigkeit wünschenswert ist.

Samson Rubicon R8a: Der Bändchen-Hochtöner des Rubicon R8a kann gefallen. Auch wenn er der allerletzte Feinschliff fehlt, löst er in den Höhen gut auf und bewältigt auch kritische, scharfe Töne und Impulse wie bewusst hart angestoßene Flötentöne. Auch bei den Bässen ist der Samson erstaunlich sicher, wenngleich er an keinen der fünf Testkollegen heranreicht, denn hier fehlt es an Kontur. Leider hat der Samson eine hörbare Mittenschwäche, weswegen er Stimmen beispielsweise etwas rau und nasal klingen lässt. Außerdem wirkt sein Klang ein wenig fern und distanziert, auch bewusst in den Vordergrund gemischte, stark komprimierte Stimmen springen den Hörer nicht direkt an. Dagegen ist der Samson bei der Raumdarstellung vor allem in der Breite durchaus gut, lediglich in der Tiefe wirkt er etwas flach. Würden es die Samson-Entwickler schaffen, den guten Hochtöner besser mit den Mitten und Bässen abzustimmen und vor allem im Mittenbereich nachzubessern, könnte dieser schon jetzt gute Lautsprecher ein echter Favoriten-Schreck werden.

Tannoy Precision 6D: Bei den Bässen und Mitten ist der Tannoy sehr sicher und lässt sich auch von mächtigen, sehr dominanten Bässen nicht aus der Ruhe bringen. Er reicht weit hinauf in den Höhenbereich, allerdings fehlt im die Detailschärfe, mit der die Monitore von Adam, Focal und Genelec feinzeichnen. Die Höhen wirken also etwas grobkörniger, zuweilen sogar leicht schrill, so dass beispielsweise ein Flügel gläserner wirkt als erintoniert und gespielt ist. Unübertroffen ist der Precision 6D indes – systembedingt – bei der Raumdarstellung. Die ist schlichtweg phänomenal. Hier kommt ihm der sehr gute Adam nur nahe, ohne ihn zu erreichen. Die Ortung ist millimetergenau möglich, Instrumentalisten und Sänger erklingen wie festgenagelt an ihrem Platz. Unterm Strich wegen der genannten Vorzüge ein Monitor auf hohem Niveau.
          
Zu den schönsten Momenten im Alltag eines Test-Redakteurs gehört es, wenn auch hohe Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen werden. Genau dies ist hier der Fall. Alle sechs Monitore leisten ganz Erstaunliches. Sogar der Außenseiter im Testfeld, der Samson Rubicon R8 nötigt uns Respekt ab, denn sein Bändchen-Hochtöner ist von hoher Qualität.

Der Adam P11A, der Focal Solo6 Be und der Genelec 8040A sind jeder für sich ausgereifte und sehr gut klingende Lautsprecher. Auch wenn uns der P11A wegen seiner gnadenlosen Ehrlichkeit subjektiv am Besten gefällt, können Sie mit keinem der drei etwas falsch machen. Lassen Sie einfach Ihren guten Geschmack bei der Auswahl entschieden. Der KRK V8II ist ebenfalls ein richtig guter Lautsprecher, der jede Aufgabe im Produktions-Alltag mühelos bewältigt. Der klangliche Unterschied zu den drei Erstgenannten ist nur hauchdünn. Der Tannoy schließlich ist kaum weniger gut bei Stimme, vor allem aber punktet er mit seiner unübertroffenen, mithin konkurrenzlosen Raumdarstellung.
Nun ist es an Ihnen: Hören Sie selbst und wählen Sie ihren persönlichen Meistersinger.

Erschienen in Ausgabe 08/2006

Preisklasse: Oberklasse
Preis: 750 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut