Basso molto Totale

Die Zeiten in denen Bassisten sich mit halbgaren Kompromissen beim Harddisc-Recording abfinden mussten sind ab sofort vorbei. Mit dem Ampeg SVX Plug-in erhalten sie ein mächtiges Klangwerkzeug zur Produktion.

Von Georg Berger

Das Plug-in enthält, der Name sagt es schon, ausschließlich Verstärkersimulationen eines Herstellers: Ampeg. Der Firmenname des amerikanischen Bassverstärker-Produzenten ist dabei ein Synonym für den klassischen Rock-Bass-Sound, der gerade durch den Ampeg SVT Verstärker – Ende der 60er Jahre entwickelt, damals der erste 300 Watt Verstärker und ausgestattet mit der neuartigen „Super Valve Technology“ (SVT) – nachhaltig zementiert wurde. Der Ampeg SVT ist auf Bassisten-Seite das, was auf Gitarristen-Seite der Marshall-Verstärker ist: Ein Klassiker. t Verstärker mit der neuartigen, „Röhrentechnologie, deren klassischen Rock-Sound, der gerade du

Interessant beim Ampeg SVX: Die weltbekannte Verstärker-Firma ist auf die italienische Softwareschmiede IK Multimedia zugetreten und machte den Vorschlag, in einer Zusammenarbeit eine virtuelle Abbildung dieser, von vielen Bassisten weltweit hoch geschätzten, Geräte zu realisieren. Auf Basis der von IK Multimedia entwickelten „DSM-Technologie“, die bereits in der Gitarrenverstärkersimulation Amplitube verwendet wird, finden sich in Ampeg SVX jetzt die digitalen Abbilder von vier Verstärker-Topteilen und sechs Lautsprecher-Boxen, die miteinander kombiniert, 24 verschiedene Verstärker-Setups ermöglichen. Die knapp 380 Euro teure Software bietet jedoch noch mehr Features: 6 analoge Bodeneffekt-Simulationen lassen sich vor den Verstärker in den Signalweg einbinden und reichern den Klang zusätzlich an. Die simulierte Schallabnahme der Lautsprecher lässt sich über insgesamt sechs unterschiedliche Mikrofon-Typen variantenreich gestalten. Die Bedienung dieser einzelnen Bestandteile ist im Plug-in aufgeteilt in unterschiedliche Module, die sich leicht und übersichtlich durch Menü-Buttons erreichen lassen. Diese Features verheißen somit, dass Ampeg SVX ein äußerst einfach zu bedienendes, aber dennoch  flexibles Produktions- und Sound-Design-Werkzeug sei.

Ampeg SVX gibt es nicht als standalone-Version. Die Simulation lässt sich also nur im Verbund mit einem VST-/AU-/RTAS-fähigen Sequenzer starten. Sind sämtliche Voreinstellungen am Sequenzer erledigt, präsentiert sich beim Start des Plug-ins ein einziges Fenster mit wechselnden Modul-Inhalten, das als erstes die originalgetreue Abbildung eines Ampeg SVT Classic-Verstärker-Topteils zeigt. Die Oberfläche lädt förmlich zum Spielen an den Reglern ein. Und noch ohne einen Blick in das Handbuch zu werfen erhalten wir die ersten klanglichen Ergebnisse. Der Klang des E-Basses erhält mit einem Mal mehr Körper und Charakter. Er klingt vordergründiger und das beim Bass so hochgeschätzte Knurren in den unteren Mitten ist zu hören. Den Putzfrauen-Test besteht das Plug-in schon einmal auf Anhieb. Es gibt keine versteckten Funktionen, da sämtliche Bedienelemente direkt erreichbar sind.
Wir bemerken, dass die Plug-in-Oberfläche als ständige Elemente zwei Zeilen oben und unten enthält, die die Darstellung der Modul-Inhalte einrahmen. Die obere Zeile enthält die üblichen Dateifunktions-Buttons und eine Menüleiste zur direkten Anwahl der einzelnen Module. Die untere Zeile zeigt eine Reihe von Drehknöpfen zur Justierung der ein- und ausgehenden Signale des Plug-ins. Zusätzlich ist in der Mitte eine kleine Anzeige vorhanden, die die Werte des gerade bedienten Reglers anzeigt. Links davon ist eine miniaturisierte und permanent aktive Darstellung eines Stimmgerätes enthalten. Mehr Elemente zur globalen Steuerung des Plug-ins sind auch nicht erforderlich. Im Mittelpunkt steht die Bedienung der Module. Was uns auffällt ist jedoch, dass es keine Funktion gibt zur Steuerung der Bedienelemente über MIDI. Das Studium des zwar recht knapp gehaltenen, aber dennoch informativen Handbuchs, gibt Auskunft darüber, dass dies über die Automationsfunktion des Sequenzers realisiert werden kann. Insgesamt 109 Parameter stehen zur Auswahl.

 In Cubase SX3 muss dafür nur eine neue Effekt-Spur aktiviert und darin dann der entsprechende Ampeg-Parameter ausgewählt werden. Über den Umweg des Sequenzers kann der Parameter schließlich mit einem MIDI-Controller versehen werden. Da das Plug-in nur im Verbund mit einem Sequenzer arbeitet ist dies allerdings nicht als Nachteil zu werten.

Nach dem ersten Einblick und theoretischer Auseinandersetzung mit der Software gehen wir jetzt planvoller an die Entdeckung des Plug-ins. Als erstes betätigen wir den Info-Button unten links, der uns eine Darstellung des Signalflusses innerhalb des Plug-ins zeigt:
Am Anfang steht das Stimmgerät, gefolgt vom Bodeneffekt-Modul. Dieses kann unabhängig von den Verstärker- und Boxensimulationen arbeiten. Ampeg SVX lässt sich so auch als reines Effekt-Plug-in nutzen. Direkt nach den Effekten folgt das Verstärker-Modul. Am Ende steht konsequenterweise dann die Lautsprecher-Simulation. Auffällig: Der Volume-Knopf für eingehende Signale in der unteren Leiste des Plug-ins arbeitet nicht global. Einstellungen beziehen sich immer auf das gerade aufgerufene Modul und differieren je nach Einstellung und aktiviertem Modul.
Wir orientieren uns jetzt am Schema des Signalflusses,  indem wir die Module nacheinander näher in Augenschein nehmen. Das Tuner-Modul gestattet die Einstellung des Kammertons A in einem Bereich zwischen 425 und 455 Hertz. Das Stimmgerät arbeitet chromatisch. Es sind also keine weiteren Einstellungen notwendig. Über einen Mute-Taster kann ein angeschlossenes Instrument quasi stumm gestimmt werden. Allerdings ist der Umgang mit dem Stimmgerät recht fummelig. Lassen sich die drei höchsten Saiten des Basses noch recht komfortabel stimmen, fängt bei der tiefen E-Saite das Modul an, äußerst nervös zu reagieren. Nur mit Mühe gelingt die Einstellung der Tonhöhe. Der Eindruck entsteht, dass der Algorithmus Schwierigkeiten hat in diesem Frequenzbereich den Ton eindeutig zu erkennen. An dieser Funktion muss in jedem Falle noch mal nachgebessert werden.
 
Das Effekt-Modul erlaubt den simultanen Einsatz von sechs als Bodengeräte dargestellten Effekten, die sich bequem auswählen und bei Bedarf wie beim Spielen mit Bauklötzen in der Reihenfolge neu anordnen lassen. Insgesamt acht Effekte stehen zur Auswahl, die sämtlich virtuelle Reproduktionen alter analoger Effektgeräte der 60er und 70er Jahre sind und zum Brot- und Butter-Arsenal eines Bassisten zählen. Chorus/Vibrato, Echo, Octaver, Overdrive, Compressor, ein Envelope-Filter, ein Wah-Wah- und ein Volumen-Pedal stehen zur Auswahl. Besonderheit: Mit dem Overdrive und dem Octaver sind zwei Nachbildungen von Ampeg-eigenen Entwicklungen (SPC-OD, SPC-OT)  an Bord.  

Ihr Grundklang entspricht dem, was landläufig immer wieder mit analoger Wärme umschrieben wird. Sie klingen prominent im Bass und in den Mittenbereichen, lassen aber im Höhenspektrum nach. Dafür ist ganz im Retro-Stil je nach Einstellung die eine oder andere Rauschfahne zu hören. Anhänger alter Bodeneffekte – mitunter auch als „Tretminen“ kolportiert – dürften ihre wahre Freude daran haben. Die Editierung geschieht selbstverständlich über die Drehregler. Allerdings stellen wir dabei ein Manko fest, was auch bei der Bedienung der restlichen Regler ständig auffällt: Zwar wird der Wert jedes gerade bedienten Parameters in der Anzeige auf der unteren Zeile angezeigt. Aber ein Klicken in diese Anzeige und numerisches Editieren des Wertes ist nicht möglich. Feinste Justierungen geraten dadurch zu einer fummeligen Arbeit mit der Maus. Das würden wir uns anders wünschen.

Die vier Verstärker-Simulationen im Amp-Modul sind sowohl zeitlich, als auch von ihrem Aufbau und den Bedienungsmöglichkeiten her unterschiedlich und decken dadurch eine breite Palette unterschiedlichster klanglicher Anforderungen ab. Sowohl ein reiner Transistor-Verstärker (BA 500), als auch Vollröhren-Tops (SVT4 classic, B15R Portaflex) und eine Hybridversion mit Röhrenvorstufe und Transistorendstufe (SVT4 Pro) finden sich. Allen Verstärkermodellen gemeinsam ist außer einer dreibandigen Klangregelung die Aufteilung der Verstärkung durch einen Gain- und Master-Regler für Vor- und Endstufe. Der SVT4 Classic und der B15R Portaflex enthalten als Besonderheit noch einen Frequenzwahlschalter für den Mittenbereich, der eine Einstellung auf eine feste Einsatzfrequenz in einem Bereich zwischen 200 Hertz bis drei Kilohertz erlaubt. Schalter zur Anhebung von Bass- und Höhenbereich runden die Einstellmöglichkeiten ab.

Der BA 500 und der SVT4 Pro enthalten zusätzlich noch einen neun-bandigen schaltbaren grafischen Equalizer, der weitere Klangformung gestattet. Der BA 500 wartet zusätzlich mit einem schaltbaren Limiter auf. Allerdings enthält er keinen Frequenzwahlschalter im Mittenband.  
Der SVT4 Pro als modernster Verstärkertyp enthält die zahlreichsten Bedienmöglichkeiten. Er vereint quasi sämtliche charakteristischen Bedienmöglichkeiten der anderen drei Verstärker auf sich. Zusätzliches Feature: Ein regelbarer Kompressor.

Wer sich mit der Bedienung von Verstärkern auskennt, wird sich auf Anhieb heimisch bei der Programmierung fühlen. Die originalgetreue Abbildung der Verstärker-Tops trägt mit dazu bei. Eines fällt uns bei der Bedienung der Verstärker unangenehm auf: Die grafische Darstellung der Bedienelemente des BA 500 und des B15R sind in Bezug auf den Kontrast etwas unglücklich ausgefallen. Die Schieberegler des grafischen Equalizers beim BA 500 gehen halbwegs im Hintergrund unter und erschweren ein Ablesen und Bedienen. Die weiße Beschriftung der Schalter am B15R auf hellem Untergrund sind ebenfalls mehr als unglücklich. Das hätte nicht sein müssen und schränkt den Bedienspaß ein.  
 
Die Simulation der Klangeigenschaften von Boxen gehört bei Verstärkersimulationen schon zur Selbstverständlichkeit. IK Multimedia macht da keine Ausnahme, wird der reine Verstärkerklang im Verbund mit einer Box und den Charakteristiken der darin befindlichen Lautsprecher erst richtig abgerundet. Sechs  Boxentypen stehen im Cabinet-Modul zur Auswahl, die unterschiedlichste Lautsprecherkonfigurationen enthalten. Angefangen bei einer 15-Zoll Box, hin zu einer Kombination mit zwei zwölf-Zoll Lautsprechern und vier Varianten mit zehn-Zoll Lautsprechern in unterschiedlichen Bestückungen (zwei, vier und acht). Besonderheit bei Ampeg: Sie besitzen bis auf eine Box einen separaten Hochtöner, der in seiner Lautstärke über den High Level-Schalter und beigeordnetem Regler eingestellt werden kann. Dieser Hochtöner verleiht dem Klang eine zusätzliche Offenheit.
Vorsicht ist jedoch bei allzu heftigem Einsatz des High Level-Reglers im Verbund mit den Höhenreglern in den Verstärkern geboten, denn die Gefahr des Rauschens entsteht sehr leicht.  

Die Box ist das eine. Die Übertragung des Schalls aus der Box aufs Band beziehungsweise aus dem Plug-in ist eine weitere nicht minder wichtige Klang-Komponente. Das Boxen-Modul hält außer der Auswahl der Boxentypen deshalb noch die Möglichkeit bereit, insgesamt sechs Mikrofonsimulationen zur Schallabnahme auszuwählen. Illustre Modelle wie Shure SM57, Neumann U87, AKG D-20 und C-414, sowie Sennheiser MD-421 und Electro Voice RE-20 stehen zur Auswahl. Darüber hinaus lässt sich der Standort des Mikrofons vor der Box in zwei feststehenden Parametern verändern: Der Position (vor und neben der Kalotte) und der Entfernung (nah und fern). Der Klang wird lauter und direkter bei einer nahen Position vor der Kalotte und entsprechend weicher und samtiger bei einer entfernten Position neben der Kalotte.  
Eine zusätzliche klang formende Variante besteht im Ambience-Regler oben rechts. Unabhängig von den Positionsbestimmungen des Mikrofons kann darüber eine zusätzliche Rauminformation, die in Extremstellung erste Ansätze eines Echos besitzt, in den Signalweg gemischt werden.

Der Gesamteindruck ist im Großen und Ganzen positiv. Die Aufteilung des Plug-ins in Module zur Programmierung von Verstärker-Setups und deren Bedienung ist leicht und intuitiv. Es fehlt an nichts und das Ausprobieren unterschiedlicher Verstärker/Boxen/Mikrofon-Kombinationen macht viel Spaß und das trotz der von uns geübten Kritk an der Grafik und dem Stimmgerät.

Der erste klangliche Eindruck des Plug-ins hat uns schon einmal begeistert. Im intensiven Hör- und Praxistest wollen wir das Potenzial des Ampeg SVX eingehender studieren. Dazu benutzen wir ganz klassisch einen Fender Precision- und Jazz-Bass, die wir über das Mackie Onyx 400 F in den D.A.X. Pro-Audioworkstation Computer einspeisen.
Wir stellen sämtliche Verstärker in eine neutrale Position, schalten die Lautsprechersimulation stumm und vergleichen zwischen dem trockenen Bass-Signal und dem Signal über das Plug-in. Die Adam S3A Monitore werden so ebenfalls einem intensiven Härtetest in Sachen Bassfrequenzen unterzogen. Der erste Eindruck bestätigt sich: Die Verstärker verleihen dem Klang der Bässe vor allem im Bass- und Mittenspektrum mehr Fülle und werten sie auf.

Der Klang erscheint vordergründiger, durchsetzungsfähiger, größer und auch irgendwie edler. Jeder Verstärkertyp besitzt eine ganz eigene Grundklang-Charakteristik. Am auffälligsten gerät der SVT4 Classic. Im Verbund mit einem Precision-Bass erzeugt diese Simulation den kräftigsten und auch durchschlagskräftigsten Ton, um nicht zu sagen aggressiv. Bassfrequenzen und untere Mitten, aber auch das Höhenspektrum erscheinen im Vergleich zu den anderen Verstärkern ungleich kräftiger und druckvoller. Damit bestätigt sich der einschlägige Ruf des SVT4 Classic auch bei der Simulation. Dieser Verstärker eignet sich ideal für Rockmusik aggressiver Prägung.
Wer diesen Grundklang liebt, aber etwas weniger kraftvoll ans Werk gehen will, dürfte mit der BA 500 Simulation glücklich werden. Er ist von seinem Grundcharakter her die quasi bescheidene Variante des SVT4 Classic. Er klingt nicht so aggressiv und hebt im Vergleich zu ihm die Frequenzen im oberen Mittenbereich etwas mehr an, was den Klang des Instrumentes insgesamt etwas heller erscheinen lässt. Im Verbund mit einem Jazz-Bass kommen Bassfrequenzen etwas ausgewogener, aber dennoch mit dem nötigen Druck aus den Lautsprechern. Die Betonung des Mittenspektrums lässt den Jazz-Bass richtig schön singen. Beim Slappen macht dieser Transistor-Verstärker ebenfalls eine gute Figur. Wir heben zusätzlich ein wenig die Höhen und oberen Mitten an und geben auch noch ein wenig mehr Bassanteil hinzu und fertig ist ein durchdringender Slap-Bass für solistische Einsätze.
Der B15R ist in Sachen Mittenbetonung nicht minder zurückhaltend. Mehr noch empfinden wir, dass er die Mitten im Vergleich zu BA 500 und SVT4 Classic ungleich stärker in den Vordergrund bringt. Dies hat auch mit den dafür eher wenig präsenten Höhenanteilen dieses Verstärkers zu tun. Tiefe Bassanteile vermag er genauso prominent wie der SVT4 Classic zu präsentieren, dennoch geraten sie nicht in dem Maße druckvoll. Dieser Verstärkertyp empfiehlt sich bestens für Musikstile wie Blues, Country oder auch Jazz.

Den neutralsten Grundklang liefert schließlich der SVT4 Pro.
Er liefert einen seidigen, fast nicht färbenden Klang. Er verleiht einem Instrument dennoch auf ganz subtile Weise mehr Fülle. Der Klang erscheint rund und es sticht kein Frequenzbereich in besonderer Art und Weise hervor. Als wir dann schließlich an der Klangregelung der Pro-Version Eingriffe vornehmen, zeigt dieser Verstärker auf einmal seine wahre Seite: Er ist wie der berühmte Wolf im Schafspelz, denn er vermag von allen Verstärkersimulationen die größtmögliche Palette an Klangfarben herzustellen. Er empfiehlt sich damit als Allround-Anwendung für alle musikalischen Stilistiken. Mit dem SVT4 Pro schaffen wir es durch eine entsprechende Anhebung der Bass-Frequenzen im Equalizer, dass die Adam S3A-Monitore so richtig an ihre Grenzen kommen. Einen so wuchtigen Bass können die anderen Simulationen nicht erzeugen.

Die wahre Kraft dieser Verstärkersimulation kommt aber erst so richtig zum Tragen, wenn die Topteile im Verbund mit den Boxen erklingen. Beim oberflächlichen Hören mag der eine oder andere da nicht so viele Unterschiede heraushören. Dennoch geben sie gerade im Verbund mit der Auswahl und Positionierung einer der Mikrofon-Simulationen den Klängen das berühmte Tüpfelchen auf dem i. Die Devise lautet: Je mehr Lautsprecherfläche, desto wuchtiger der Bassanteil. Damit ist die SVT810E-Box ein klassischer Kandidat, um dem SVT4 Classic Verstärker so richtig unter die Arme zu greifen. Im Verbund mit der Pro-Version erklingen die Bässe noch voller, aber auch glasklar und präsent im Höhenbereich und das, obwohl diese Box als einzige keinen Hochtöner besitzt. Die PB212-Box mit ihren beiden zwölf-Zoll Lautsprechern hebt das Mittenspektrum etwas mehr an. Sie klingt im Bass etwas feiner und empfiehlt sich im Verbund mit dem BA 500- oder B15R-Verstärker für erdige Blues-Musik. Die BA 500 Box mit ihren zwei zehn-Zoll Lautsprechern klingt ähnlich mittig, lässt aber die Feinheit im Bassbereich vermissen.
Zwei Boxen mit jeweils vier zehn-Zöllern sind ebenfalls im Programm, wobei die BXT410H-Box im Vergleich zur SVT410H-Box ungleich drahtiger, klarer und transparenter erklingt. Letztgenannte Box ist vom Charakter her mit der SVT810-Box zu vergleichen. Durch die vielen Lautsprecher klingen Instrumente im Bassbereich offener und enthalten mehr Fülle als die B15R-Box mit ihrem einzigen 15-Zoll Lautsprecher.

Sind die Unterschiede zwischen den Boxen noch recht eindeutig hörbar, so gerät die Beurteilung der eher als subtil zu bezeichnenden klanglichen Eigenheiten der Mikrofonsimulationen eher schwierig. Zwei Großmembran-Mikrofone (AKG C-414 und D-20) verleihen dem Klang zusätzliche Fülle im Bass und unteren Mittenbereich. Dafür sind sie im Höhenbereich etwas schwach. Das Neumann U87 schlägt in dieselbe Kerbe, vermag aber im Vergleich zu den AKGs dennoch mehr Höhenanteile zu übertragen. Die Simulation des Shure SM57 Mikrofons besticht durch eine unmerkliche Betonung des hohen Mittenbereichs. Das Electro-Voice RE-20 klingt ähnlich, betont im Vergleich zum Shure-Mikrofon jedoch eher die unteren Mitten. Das Sennheiser MD-421 Mikrofon ist ebenfalls mit dem Shure-Modell zu vergleichen. Es klingt jedoch unmerklich heller. Bassanteile sind bei den zuletzt genannten Modellen im Vergleich zu den Großmembran-Kollegen jedoch eher bescheiden.
Am auffälligsten geraten die Unterschiede bei der Positionierung der Mikrofone vor und neben der Kalotte. Im Einsatz mit den Hochtönern, gerät der Klang in Mikrofon-Position neben der Kalotte doch merklich sanfter und nicht so spitz. Wer Bässe also eher als frequenzfüllendes und nicht auffallendes Instrument einsetzt wird diese Mikrofonposition lieben.

Die Fülle an Kombinationen zwischen Verstärker, Box und Mikrofon, sowie die Einstellmöglichkeiten der Equalizer vermitteln eine schier unendliche Fülle an klanglichen Möglichkeiten. Durch den Einsatz der integrierten Bodeneffekte erweitern sie sich noch einmal. Doch Ampeg SVX ist nicht nur etwas für Bassisten. Wir testen das Plug-in ebenfalls im Verbund mit einer E-Gitarre. Auch für diese Klientel eignet sich die Software durchaus. Wir stellen uns eine Kombination aus dem B15R-Verstärker, der PB212-Box, dem Shure-Mikrofon und dem Overdrive Effekt zusammen. Der integrierte Overdrive, der primär für den Einsatz mit einem Bass konzipiert ist, klingt zwar nicht wie ein reiner Gitarreneffekt. Dennoch empfiehlt sich diese Kombination für erdige Bluesmusik, bei Verwendung des Hals-Pickups an der Gitarre. Rockige Klänge sind mit dem SVT4 Classic herzustellen. In Kombination mit der BA 500- oder der BXT 410H-Box erklingt eine Gitarre in hohen Lagen schneidend scharf und spitz.

IK Multimedia hat mit dem Ampeg SVX ohne Zweifel eine markante, flexible und äußerst gut klingende Verstärkersimulation produziert. Auf lange Sicht deckt es eine breite Palette unterschiedlichster musikalischer Stilrichtungen ab.

Fazit

Bassisten, die bis dato Probleme hatten einen vernünftigen Bass-Sound auf die Festplatte zu bannen, brauchen ab sofort nicht mehr zu verzweifeln. Mit dem Ampeg SVX-Plug-in gibt der italienische Software Hersteller diesen Unglücklichen ein exzellent klingendes Instrument an die Hand.

Erschienen in Ausgabe 08/2006

Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 379 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut