Runderneuert
Mit Superior Drummer 2.0 legt der schwedische Sample-Spezialist Toontrack ein in jeglicher Hinsicht erheblich verbessertes Update seines Drumsamplers vor. Eine neue Sample-Library gibt’s obendrein noch dazu.
Von Georg Berger
Es mutet an wie die berühmte Frage nach der Henne und dem Ei. Was ist wichtiger: Die Sample-Library oder das dazu gehörige Sampler-Plug-in? Die Produktpolitik der schwedischen Soundschmiede Toontrack setzt auf die Library und gibt dem Käufer die Abspiel-Software sozusagen gratis als Sahnehäubchen mit dazu. Vor kurzem präsentierte der Drumsample-Spezialist den ersten Teil der sogenannten „New York Studio Legacy Serie“. Die knapp 250 Euro teure Library enthält Sounds, die im New Yorker Avatar-Studio produziert wurden. Der zweite Teil mit Produktionen aus dem Allaire-Studio und der legendären, aber mittlerweile abgerissenen Hit Factory soll Anfang 2009 folgen. Obwohl die Library bei Toontrack also die erste Geige spielt, so muss sie in diesem Test zunächst zurückstecken. Denn weitaus interessanter ist, dass die Avatar-Library mit dem Superior Drummer 2.0 Plug-in jetzt eine komplett neu programmierte Abspiel-Software enthält, die das bisherige doch recht spröde und nüchtern wirkende DFH-Superior-Plug-in ablöst. Grund genug also, sich ausgiebig der neuen Abspiel-Software zu widmen. Superior Drummer 2.0 wartet mit einer runderneuerten Bedienoberfläche auf, die sich am 2006 veröffentlichten EZ Drummer Plug-in orientiert und mit deutlich mehr Einstellmöglichkeiten und leichterer Bedienung aufwartet…
Erstmals enthält das Plug-in jetzt auch einen virtuellen Mixer inklusive Effektsektion, die mit Effekten des britischen Software-Herstellers Sonalksis ausgestattet ist. Selbstverständlich ist auch wie immer der Bounce-Dialog zum Rendern von Wav-Files mit an Bord. Dabei sind sich die Toontrack-Entwickler ihrer Konzeption treu geblieben, nicht zuletzt aus Kompatibilitätsgründen zu den bisher veröffentlichten Libraries. Anders als die meisten Mitbewerber legt Toontrack bei seinen Libraries einen Schwerpunkt auf die Produktion von Samples, die mit Übersprechsignalen der übrigen Instrumente aufwarten. Wie im richtigen Leben simuliert die Library die Abnahme des Drumsets über Mikrofone. Pro Instrument gibt es Samples mit -Direktsignalen, die sozusagen das Hauptabnahme-Mikrofon repräsentieren. Das gibt’s bei den Mitbewerbern auch. Was bei der Konkurrenz jedoch nur spärlich bis überhaupt nicht ausgeprägt ist, ist jedoch die Möglichkeit, in jeden Direkt-kanal das Übersprechsignal der übrigen Instrumente präzise und detailliert einzublenden. Gleichzeitig setzt das schwedische Unternehmen nicht wie üblich auf ein Streamen der Daten von Disk, sondern nutzt ein eigens entwickeltes Datenkompressionsverfahren zum Laden und Abspielen der Samples, das die Daten um cirka 70 Prozent komprimiert. Doch das ist noch längst nicht alles: Im Lieferumfang findet sich mit EZ Player Pro noch ein mächtiger MIDI-File-
Arranger, der als separates Plug-in eingebunden wird und mit dem sich nach allen Regeln der Kunst opulente Drum-Arrangements erstellen lassen. Genial: EZ Player Pro kann proprietäre MIDI-Mappings anderer Drumsampler konvertieren und abspielen. Das Plug-in ist darüber hinaus auch unabhängig von Superior Drummer 2.0 für andere Drumsampler einsetzbar und als eigenständiges Produkt für circa 40 Euro erhältlich. Last not least findet sich mit Toontrack solo eine Stand-alone Programm-Version von -Superior Drummer 2.0 im Lieferumfang. Alles in allem bietet Toontrack mit der zweiten Version seiner Abspiel-Software eine komplette virtuelle Umgebung zur Produktion von Drum-Tracks und schließt damit zum direkten Mitbewerber Fxpansion BFD2 auf. Bei der Installation der New York Studio Legacy Series Volume 1 Library haben wir die Wahl zwischen vier Detailstufen, die zwischen vier und 25 Gigabyte groß sind. Wir wählen natürlich die größte Stufe, die eine entkomprimierte Gesamtdatenmenge von circa 60 Gigabyte zur Verfügung stellt. Für diesen Kniff gebührt Toontrack schon einmal ein besonderes Lob, denn er spart wertvollen Platz auf der Festplatte. Im Vergleich zur Custom & Vintage Library (Test in Heft 5/2006), die ohne komprimierte Daten aufwartet, geht die Installation des Testkandidaten ungleich flotter über die Bühne. Das Repertoire der Avatar-Library stellt sich oberflächlich betrachtet etwas bescheiden dar. Zur Auswahl stehen lediglich drei Drumsets mit unterschiedlich großem Instrumentarium. Zwar bietet die Library mit drei Bass- und sieben Snare-Drums eine ausreichende Auswahl, die mit jeweils unterschiedlichen Klangcharakteristiken aufwartet. Das Repertoire an Becken ist sogar ausgesprochen vielfältig und umfangreich. Doch dafür findet sich nur ein Tomset, bestehend aus fünf Trommeln, was wir insgesamt als zu dürftig empfinden. Dafür bietet die Avatar-Library gerade bei den Snare-Drums ein geradezu überbordendes Repertoire an Spieltechniken, die von den üblichen Verdächtigen wie etwa Rimshot, Sidestick, Flams und Rolls auch Varianten bietet, wie das Schlagen des Sticks in der Mitte und am Rand der Trommel sowie separat mit der linken und rechten Hand gespielte Samples. Ebenfalls nicht alltäglich sind Rimshots auf den Toms. Überdies bietet die Library bis auf die Bass-Drums eine reichhaltige Auswahl an Sounds, die mit unterschiedlichen Schlegeln gespielt wurden. Am vielfältigsten zeigt sich das Repertoire wieder bei den Snare-Drums, die außer normalen Sticks noch Rods, Besen, Filzschlegel und eine Variante mit Stick, aber ohne Snareteppich anbietet.
Alles in allem eignet sich die Library für fast alle Spielarten von Rock- und Pop-Musik. Der Grundklang der Avatar-Sounds ist sehr schlank gehalten. Ihnen wohnt eine gewisse Zartheit und Passivität inne. Im Vergleich zur Werks-Library von BFD2 (Test in Heft 3/2008) klingt die Avatar-Library deutlich dünner, weniger vordergründig und mächtig. Druckvoller Heavy Metal ist ohne tief greifende Bearbeitung der Sounds nicht so ohne weiteres realisierbar. Doch das ist kein Makel der Avatar-Library, sondern stellt vielmehr ihren speziellen Klangcharakter dar. Am ehesten ist ihr Sound mit der Andy Johns Library von Platinum Samples (Test in Heft 3/2007) vergleichbar, die ebenfalls durch eine gewisse Zartheit definiert ist. Auffällig: Im Sample-Repertoire findet sich nur ein Raumkanal, was doch recht spärlich ist. Doch das ist ja nur der trockene Grundsound ohne jedweden weiteren Schnickschnack. Mit den Möglichkeiten des Superior Drummer Plug-ins, so zeigt der Test, lässt sich aus dem vergleichsweise bescheidenen Repertoire der Library noch eine Menge herausholen. Beim Start des Plug-ins wird automatisch eines der drei Drumsets geladen. Gleichzeitig zeigt es die Construction-Seite, auf der uns die Graphik eines kompletten Drumsets entgegenlacht. Wer mag, kann auch auf die Classic-Ansicht wechseln, die wie im alten Plug-in pro Instrument eine spielbare Triggerfläche zeigt. Doch zurück zur graphischen Ansicht: Durch Klick mit der Maus auf eine Trommel-Graphik ist es möglich, das Instrument zwecks weiterer Bearbeitung anzuwählen, das geladene Sample anzuspielen und gegen ein anderes auszutauschen. Wichtig: Über die Shift- und STRG-Taste können mehrere beziehungsweise alle Instrumente zur Bearbeitung ausgewählt werden. Dies geschieht in den einzelnen Sektionen rund um das Construction-Fenster. Dort können wir auch zusätzliche Instrumente anderer Toontrack-Libraries als sogenannte X-Drums dem bestehenden Set hinzufügen und ein theoretisch unendlich großes Mega-Drumset erstellen. Wichtig: Ein Druck auf den Microphone-Assignment-Button in der X-Drum-Sektion legt einen weiteren Dialog über die Bedienoberfläche. Sinn und Zweck: Beim Laden von Sounds aus anderen Libraries weiß das Plug-in nicht, welche und wie viele virtuelle Signalwege sie besitzen und auf welchen Kanälen des virtuellen Mixers sie liegen sollen. Der Dialog erlaubt durch Zuweisen der Felder aus der unused-Spalte auf die existierenden Kanäle ein entsprechendes Neu-Routing. Im Test laden wir weitere Toms aus der Custom & Vintage Library ins Drumset, legen die Direktsignale auf die Kanäle der bereits existierenden Toms und sparen uns aus Übersichtlichkeitsgründen zusätzliche Kanäle. Wer mag, kann für die X-Drums natürlich auch neue Kanäle erzeugen. Wichtig: Über das X-Drum-Menü können wir zusätzlich auswählen, ob das neu hinzugefügte Instrument das MIDI-Mapping des bereits geladenen Äquivalents übernimmt, oder ob das mit dem Instrument gespeicherte MIDI-Mapping beibehalten werden soll. Wem das Mapping grundsätzlich nicht gefallen sollte, kann sämtlichen Instrumenten über eine Lern-Funktion blitzschnell eigene MIDI-Noten zuweisen. Allerdings muss dies logischerweise für jede Spieltechnik und jede Schlegelart separat erfolgen, sofern man sie einsetzen möchte. Dies geschieht in der Instrumenten-Sektion. Darüber hinaus lässt sich dort für jede Variation separat die Lautstärke einstellen und über eine Triggerfläche zwecks Kontrolle anschlagsdynamisch anspielen. Spieltechniken und Schlegel, die nicht gebraucht werden, können überdies gezielt aus dem Arbeitsspeicher gelöscht werden, was letztlich die Performance verbessert. Im Test geschieht das in Windeseile.
In den übrigen Sektionen lassen sich die Tonhöhe und die Anschlagsdynamik der Sounds einstellen und über den EZ-Mixer die wichtigsten Mix-Parameter einstellen, was ein permanentes Wechseln zum Mixer deutlich reduziert. Bei der Anschlagsdynamik bedient sich Toontrack eines eigens entwickelten Interpolations-Algorithmus zur Realisierung dynamisch fein aufgelöster und dabei lebendig gespielter Drumsounds. Über den Voices-Dialog wird eine Ober- und Untergrenze für harte und weiche Schläge definiert. Das Plug-in kann für diese Bereiche aus einem Arsenal von jeweils bis zu 25 Samples zugreifen, die zufällig abgespielt werden, wenn Velocity-Werte innerhalb dieser Bereiche übertragen werden. Beim Empfang von Velocity-Werten, die zwischen diesen Außengrenzen liegen, kommt der erwähnte Algorithmus zum Einsatz, der auf ein Arsenal aus 15 Gruppen zu jeweils 25 Samples zurückgreift. Im Test hören wir im Vergleich zu BFD2, bei dem sich pro Instrument die maximale Anzahl der Velocity-Stufen einstellen lässt, jedoch keine nennenswerten Unterschiede in Bezug auf eine feiner aufgelöste Dynamik. Beide Produkte gehen ihren eigenen Weg mit vergleichbar guten Ergebnissen. Sehr pfiffig: Pro Instrument und Artikulation lässt sich eine Lautstärke-Hüllkurve aktivieren, die schon drastischere Eingriffe ins Material erlaubt. Im Test verkürzen wir die Release-Phase bei der Snare und den Toms und erhalten ohne zusätzlichen Einsatz eines Noise-Gates einen vergleichbar abgeschnittenen Klang. Durch Verlängern der Attack-Phase bei den Becken blenden wir das Anschlagsgeräusch aus und erhalten Sounds, die sich anhören, als ob das Becken mit einem Geigenbogen angestrichen wurde. Das Verkürzen der Release-Phase erlaubt mannigfaltige Choke-Klänge. Das Construction-Fenster bietet auf weite Sicht vielfältige Möglichkeiten, um den Grundklang der Sounds und das Repertoire des Drumsets nachhaltig zu ändern. Die Kür erfolgt jedoch im neu integrierten virtuellen Mixer. Er verfügt über jeweils 16 Channelstrips, Subgruppen und Stereo-Ausgänge. Beim Einfügen von X-Drums, die einen eigenen Kanal besitzen sollen, erweitert sich logischerweise die Zahl der Channelstrips. An den Sequenzer lassen sich wahlweise ein Stereosignal oder direkt alle Stereo-Ausgänge auf einmal schicken, was etwas unglücklich gelöst ist. Im Test hätten wir uns gewünscht, die Anzahl der Ausgänge frei bestimmen zu können. Die Channelstrips führen die Direktsignale der Instrumente und repräsentieren sozusagen das jeweilige Abnahme-Mikrofon der Trommel. Für Bass- und Snare-Drum stehen drei Kanäle zur Verfügung, die Hi-Hat und Toms kommen mit einem Kanal aus und die Becken sind logischerweise über den Overheadkanal steuerbar. Zusätzlich finden sich noch fünf Kanäle, die unterschiedliche Raumsignale führen können. Sämtliche Kanäle verfügen über fünf Slots zum Insertieren der fünf Effekte. An Bord sind ein 5-Band-Equalizer, Kompressor, Noise Gate, Hoch-/Tiefpassfilter und ein Transienten-Modellierer. Die Channelstrips besitzen zwei Aux-Sends, die separat die Direktsignal- und Übersprechanteile des virtuellen Mikrofons auf eine der frei wählbaren Subgruppen routet. Das findet sich beim konventionellen Recording so nicht und bietet zusätzliche Optionen zur Klanggestaltung. Die Subgruppen verfügen über einen Aux-Send, der sich auf die übrigen Subgruppen routen lässt. Die Lautstärke der Übersprechanteile in den Kanal ist über den Control-Bleed-Regler steuerbar. Ein Druck auf den Edit-Button öffnet einen Binnen-Dialog, der eine Feineinstellung der Übersprechanteile erlaubt. Jedes Instrumentensignal kann per Button in den Kanal geschaltet, in der Lautstärke feinjustiert und in der Phase gedreht werden. Wer möchte, kann darüber das reale akustische Verhalten der Schlagzeug-Mikrofonierung naturgetreu reproduzieren. Anders als beim konventionellen Recording bietet Superior Drummer 2.0 die Option, entweder überhaupt keine Übersprechanteile einzublenden, oder nur ausgewählte Instrumente in den Kanal einzufügen. Die Möglichkeiten sind schier unerschöpflich.
Im Praxistest gehen wir bereits nach kurzer Zeit souverän mit dem Mixer um und nehmen gezielt Einfluss auf die Klanggestaltung des Drumsets. Mit Hilfe der Übersprech-Option können wir den Klang der Instrumente und des Drumsets filigran modellieren. So fügen wir beispielsweise der Snare-Drum mehr Räumlichkeit und Luftigkeit hinzu, indem wir die Direktsignale ein wenig zurücknehmen und sie in die übrigen Kanäle übersprechen lassen. Superior Drummer 2.0 verfügt über eine Reihe von Mixer-Presets, die anschaulich die klanglichen Möglichkeiten des Mischpults darstellen. Im Test wissen das „Let it Bleed“- und „Transformer Pitbull“-Preset zu begeistern. Sie lassen das gleiche Drumset einmal luftig-leicht und zerbrechlich erklingen und das andere Mal vordergründig und wuchtig erscheinen. Heavy Metal geht also doch mit der Avatar-Library. Dies ist nicht zuletzt dem Einsatz der sehr gut klingenden Effekte von Sonalksis zu verdanken. Sämtliche Effekte gehen kraftvoll ans Werk und wissen im Test durch Musikalität zu überzeugen. Als unschlagbare Geheimwaffe entpuppt sich der Transienten-Modellierer. Mit seiner Hilfe kitzeln wir aus blass klingenden Samples deutlich mehr Punch und Luftigkeit heraus, die sich durch einen merkbar lauteren Nachklang bemerkbar machen. Eine Palette von den erwähnten wuchtigen Heavy-Metal-Sounds bis hin zu tighten und knapp klingenden Breakbeat-Drums sind blitzschnell lediglich mit Hilfe des Attack- und Release-Reglers erstellt. Toontrack hat gut daran getan, seine Abspiel-Software mit einem eigenen Mixer zu versehen und das Heft beim Mischen selbst in die Hand zu nehmen. Allerdings gibt es einen unschönen Makel: Der Superior-Drummer-Mixer ist nicht per Host Automation fernsteuerbar. Da ist also noch Platz für künftige Updates. Alles in allem bietet Superior Drummer 2.0 alles, was das virtuelle Drummerherz begehrt. Bis auf eines: Ein integrierter MIDI-File-Player. Den liefert Toontrack in Form des eigenständig ladbaren EZ -Player Pro-Plug-ins. EZ Player Pro ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Im Browser-Dialog lassen sich nicht nur Toontrack-Grooves verwalten und einbinden, sondern sämtliche im Rechner verfügbaren MIDI-Files. Das schließt auch den MIDI-Content der Mitbewerber ein, die mit eigenen MIDI-Mappings -aufwarten. EZ Player Pro kommt damit aber bestens klar, denn im Hintergrund werden die teils proprietären MIDI-Settings automatisch auf den passenden Drumsampler konvertiert, weshalb sich ein separater Erwerb der Software auch für Nutzer anderer Produkte durchaus lohnt.
Die Bedienung ist denkbar simpel: Hat man im Browser den gewünschten Groove gefunden, zieht man ihn einfach per Drag-and-drop aus dem Browser, wahlweise direkt ins Arrangierfenster des Sequenzers oder in den Arranger-Bereich von EZ Player Pro. Besonderheit: Die Toontrack-Grooves sind noch einmal in weitere Spuren unterteilt, die für jedes eingesetzte Instrument eine Solo-Spur bereithält. So ist ohne Umschweife ein neuer Groove aus den Bausteinen verschiedener Spuren mit Leichtigkeit erstellt. Das Repertoire der EZ-Player-Library bietet dazu eine reiche Palette gut einsetz-barer Rhythmen, die von herkömmlicher Rock- und Popmusik bis hin zu exotischen Percussion-Grooves reicht. Doch zurück zur Arranger-Sektion: Dort findet sich ein MIDI-Sequenzer mit den üblichen Funktionen und Werkzeugen. Es lassen sich theoretisch unendlich viele Spuren darin erzeugen. Besonderheit: Jede Spur kann noch einmal unbegrenzt viele Unterspuren, sogenannte Layer, enthalten. Sinn und Zweck: Per Ausklapp-Menü lässt sich pro Spur nicht nur ein eigener MIDI-Ausgangs-Kanal vergeben, sondern auch noch ein spezielles Mapping. EZ Player Pro ist in der Lage, MIDI-Files in den Formaten von Fxpansion BFD1 und 2, Digidesign Strike, Native Instruments Battery, den Reason Drumkits und XLN Audio Addictive Drums auszugeben. Das Plug-in nimmt somit als MIDI-Steuerzentrale das Heft in die Hand und erlaubt übersichtlich das Erzeugen opulenter Drumtracks, die simultan von verschiedenen Drumsamplern abgespielt werden. Der Käufer erhält dadurch ein mächtiges Werkzeug und spart sich eine Menge Zeit beim Arrangieren. Mehr noch ist ohne Umschweife das Spielen eines Lieblings-Grooves von Produkt X jetzt auch in Produkt Y möglich. Im Test fügen wir unterschiedliche Drum-Grooves aus BFD2 und Addictive Drums (Test in Heft 7/2007) ins Plug-in und steuern damit die Avatar-Sounds an. Und tatsächlich: EZ Player Pro hat die Daten richtig konvertiert. Für diese eigenständig lauffähige Lösung verdient Toontrack ein Extra-Lob in Sachen Flexibilität und Weitsicht. Selbstverständlich ist der Arranger-Dialog mit den üblichen Werkzeugen zur Bearbeitung von MIDI-Spuren ausgestattet. Einzig das Hinzufügen neuer Noten in einen Track ist unelegant realisiert. Wir hätten uns nach alter Väter Sitte eine aufklappbare Pianorollen- oder Drum-Grid-Ansicht gewünscht. Dafür ist es möglich, in jede MIDI-Spur einen eigenen Loop-Bereich zu definieren, der unabhängig von den anderen Spuren abläuft. Überdies lassen sich die Layer in den Spuren wahlweise simultan, sukzessiv oder zufällig abspielen. EZ Player Pro erhält damit die Weihen eines intelligenten Begleitautomaten und erinnert an Groove Agent 3, wenngleich sich dort der Wechsel zwischen Grooves und Fills präziser einstellen lässt. Die Einbindung von EZ Player Pro in den Sequenzer geschieht denkbar einfach: Das Plug-in wird als virtuelles Instrument eingefügt. Anschließend muss als Eingang bei den anzusteuernden Drumsamplern nur das EZ Player-Plug-in nebst MIDI-Kanal in Analogie zur Einstellung in EZ Player Pro ausgewählt werden und den Rest übernimmt das Plug-in. Ein Export opulenter Drum-Arrangements, bestehend aus mehreren Layern geschieht ebenfalls denkbar simpel: Einfach mit der Maus ein Auswahlrechteck um die entsprechenden Spuren ziehen und die so markierten Spuren anschließend per Drag-and-Drop in die MIDI-Spur des Klangerzeugers ziehen. Auf lange Sicht bietet EZ Player Pro eine Menge Spaß und einen übersichtlichen Workflow, wenn es ums Arrangieren von Drumspuren mit Hilfe von MIDI-Files und mehreren Drumsamplern geht. Alleine schon durch seine Konvertierungsfähigkeit, dürfte sich das Plug-in alsbald in so manch einem Rechner finden, der bislang noch keine Toontrack-Library gesehen hat.
Fazit
Toontrack holt mit seinem Superior Drummer 2.0 Plug-in in Sachen Ausstattung und Bedienung zur Konkurrenz auf und zeigt sich nach wie vor als professionell einsetzbares Sampler-Werkzeug mit mächtigen und eigenständigen Funktionen, die ab sofort noch leichter über die Bühne gehen. Mit dem im Lieferumfang enthaltenen und separat einsetzbaren MIDI-File-Arranger EZ Player Pro legt Toontrack das modulare Konzept einer virtuellen Drumproduktions-Umgebung vor, das keine Berührungsängste kennt.
Erschienen in Ausgabe 10/2008
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 249 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut
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